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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.08.1897
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1897-08-31
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18970831026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1897083102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1897083102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-08
- Tag1897-08-31
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Abend-Ausgabe Druck and Verlag vou E. Polz in Leipzig 91. Jahrgang. Dienstag den 31. August 1897 Ferrilletsn 11) Die Morgen-AuSgabe erscheint nm '/,7 Uhr, die Abend-Ausgabe Wochentags um ö Uhr. Srtra-Beilage» (gefalzt), nur mit de» Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderun^ 60.—, mit Postbeförderung 70.—. AnzeigenePrets die 6 gespaltene Pcsi.tzeile 20 Pf^ Reklame« unter dem Redactionsstrich (4a— spalten) bOxz, vor den Familtennachrichte» (6 gespalten) 40^. Größere Schriften laut unserem Preis- verzeichniß. Tabellarischer und Ziffernsatz nach höherem Tarif. Tlnnahmeschluß für Anzeigern Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen.Ausgabe: Nachmittags 4Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eia« halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Sxpedtttsv zu richte». Aedaction un- LrpeLitio«: JohcinneSgaffe 8. Die Expedition ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. nahmen diese nicht Anstand, nunmehr gleichfalls aus der Entfernung näher heranzukommen, und auch Gottlieb Besen meier in seiner Eigenschaft als vollständiger Mitwissender und nickt unwichtiger Mitwirkender schloß sich nicht von seinen Eollegen aus. Aus der andern Seite der neuen Bühne aber hatte der anmuthige Vorgang die übermächtige Wirkung geübt, sogar Frau Ädelgunde einen Versuch zur Aufraffung ihres entweder nicht mehr oder zu stark vor handenen KörpergerüstcS anstellen zu lassen, und da diese Prüfung ihrer noch weitern Lebensfähigkeit, wenngleich unter einigen schmerzlich ' sich ihrem Munde entpressendeu unarticulirten Tönen, gelang, stand sie ebenfalls als lebhaft angeregte Zuschauerin und Zuhörerin da. Ueber- raschend aber gesellte sich aus dem Hintergründe, nm die Ecke der Almhütte noch eine bisher unsichtbar gewesene und völlig neue Person hinzu, wenigstens soweit sie sich an dem Drama vor der Aumühle selbst nicht mitbetheiligt gehabt, nämlich Fräulein Käthe von Wachenbeim. Sie mußte in merkwürdiger Weise bei ihrer Wegverfehlung statt nach dem Bahnhof hier heraus- gerathen sein, und zwar schon seit einer geraumen Zeit, denn an der Rückseite der Sennhütte zeigten verschiedene gering fügige Ueberreste an, daß sic sich gleichfalls schon, und zwar unter Anwendung besten Appetits mit Milch, Brod, Butter und Käse beschäftigt hatte. Im Uebrigen hielt sie selbst offen bar sich auf der gegenwärtigen Scene nicht für überflüssig, vollzog vielmehr ihren Austritt, als ob in ihr die eigentlicke Regiesührerin deö ganzen, zweiactigen Stückes zu schätzen sei, und sagte, zu den beiden Hauptpersonen desselben hinan tretend: „Natürlich, eine verliebte Frau muß Alles auS- plappern, waö nicht in ihrer Rolle steht; Gott sei Dank, daß bei unsereinem das Herz richtiger in Ordnung ist. Es tbut mir leid, Herr Baron, daß ich noch einmal die Unschick lichkeit begangen habe, mich in etwas zu nuscken, das mich nichts angeht. Aber es soll, so viel an mir liegt, gewiß zum letzten Mal geschehen sein, und ick glaube, daß auch Ihnen so wenig wie Cäcilie nach einer Wiederholung besonders der Wunsch stehen wird." Das war eine kleine, von Fräulein Käthe für die albernen Scherze mündlich behändigte Quittung, nachdem sie eine solche in anderer Art bereits vorher dadurch auSgesertigt gehabt, daß Cäcilie von der Hallen sich in der Lage befunden, ihren schon recht kleinlaut an den Tbronsitz unter den Buchenbaldachin herangctrctenen Manu durch ihren offen barten Wissensschatz noch mehr und in fast sprachlose Ver- Filialen: Dtto Slemm's Sortim. (Alfred Hahn), UniversitätSstraße 3 (Pauliaum), Louis Lösche, kaHarineastr. 14, Part, uad KöuigSpla» 7. Politische Tagesschau. * Leipzig, 31. August. Die vor mehreren Monaten im Reichstage von der Negierung abgegebene Ankündigung, daß bebufs Beschaffung einer günstigen Grundlage für künftige Handelsvertrags verbandlungen die Aufstellung eines autonomen Zolltarifs in Aussicht genommen sei, bat rasch in allen intcressirten Erwerbskreisen ein Echo erweckt. Vor Kurzem konnte ge meldet werden, daß der deutsche LandwirthschaftSrath mit dem Centralverband deutscher Industrieller ein Einvernehmen zu suchen beschlossen habe, und am 23. August ist von Vertretern industrieller und kauf männischer Branchen eine „Centralstelle für Vor bereitung der Handelsverträge" in Berlin begründet worden. Es sind also Industrie, Landwirthschaft und Handel, mithin alle wirthschaftlich in Betracht kommenden Factoren, auf den Plan getreten und zwar in dem den In tentionen deS Grafen v. Limburg-Stirum und deS Herrn v. Ploetz entgegengesetzten Sinne der „Sammlung". Aller dings scheint in der Industrie ein gemeinsames Vorgehen noch nicht ganz gesichert zu sein. Die Gründung der „Central- VezugS-PreiS Ai ber Hauptexpedition oder den im Stadt, bezirk uad dea Vororten errichteten AuS- aabestellen abgeholt: vierteljährlich4.SO, bei zweimaliger täglicher Zustellung in» Hau- S.öO. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierteliährlich 6.—. Direcie tägliche Kreuzbandl'endung tu» Ausland: monatlich ^4 7.Ä). Entfernung die Schminke erkennt, hinter der sich der wahre Sachverbalt verbirgt. Insbesondere kann daS Heranziehen der Staatsarbeiter nicht über den Umstand Hinwegtäuschen, daß der Streik und die wüste socialistifche Hetze des vorigen Winters sich einzig und allein gegen die privaten Unter nehmer richteten, gegen jene Hamburger Rheder, zu deren Qualifikation damals der socialdemokratische Wortschatz kaum auSreichte. Und diese Protzen, Ausbeuter u. s. w. haben es den Streikenden persönlich in keiner Weise entgelten lassen, daß sie dem Hamburger Handel und den Hamburger Rhedern so unermeßlichen Schaden bereitet! Denn was wollen die „20 bis 30 Ewerführer" gegenüber den 15 000 Streikenden bedeuten, und wer weiß, ob diese „20 bis 30" nicht freiwillig das Martyrium fortsetzen, für das man ja als Socialdemokrat aut bezahlt wird. Nun vergegenwärtige man sich einmal den Fall umgekehrt, daß nämlich im zukunftstaatlichen Gemein betrieb 15 000 Staatsarbeiter gestreikt und derart alle Räder zum Stillstehen gebracht hätten, wie es hier bei den Privat betrieben geschehen ist. Ueber welche Acte der Rachsucht und der Tyrannei wäre dann wohl im „Anhang zur zweiten Auflage" der Geschichte dieses Streiks zu berichten gewesen, wenn es nämlich im Zukunflsstaat überhaupt statthaft wäre, eine solche „Geschichte" drucken und verbreiten ru lassen! Die Vorgeschichte deS französisch-russischen Bünd nisses wird in einer am Sonntag in Paris erschienenen Schrift unter dem Titel t'ranco-rusrw" (ob auf Grund amt ¬ licher Quellen, erscheint noch fraglich) von dem früheren Leiter des Pariser Preßbureaus, Hansen, eingehend dargestellt. Be merkenswerth ist nur die Mittheilung Hansen's, daß er im Jahre 1801 von Freycinet in geheimem Auftrage nach Fredensborg gesandt wurde, um dem Kaiser Alexander III. eine Note betreffs Abschlusses einer Militairconvention zu über reichen. Die Verhandlungen zogen sich jedoch infolge verschie dener französischer Ministerkrisen in die Länge und standen sogar in Folg- der Panamas.andale und der damals gegen den Botschafter von Mohrcnheim vorgebrachten Verdäch tigungen, welche in Petersburg eine arge Verstimmung her vorriefen, geraume Zeit hindurch vollständig still. Erst unter dem Ministerium Casimir-Perier wurden die Verhandlungen zu Ende geführt und ein formeller Pakt, einschließlich einer Militairconvention, unterzeichnet. Hansen rühmt sich, von König Christian persönlich dem Zaren in Fredens- >org vorgestellt zu sein und überhaupt hervorragenden Antheil an der Vorbereitung der „Alliance" genommen zu haben. Die „Tägl. Rundsch." fügt dem hinzu, daß Julius (oder, wie er ich jetzt nennt, Jules) Hansen geborener Däne ist, der nach 1864 nach Paris ging, wo er sich naturalisiren ließ. Als diplomatischer Agent der französischen Re gierung, die ihn schließlich zum Honorar-Legations rath ernannte, hat dieses suzet rnixto außerdem nahe Beziehungen zur russischen Botschaft und zweifellos auch ;u maßgebenden dänischen Kreisen unterhalten. Bei den von dem deutschen Gerichte geahndeten Spionage-Verbrechen des rüheren dänischen Hauptmanns Sarauw hat Hansen seine )ände als Anstifter im Spiele gehabt. Sehr freundschaftlich tand Hansen zu der dänischen Agitation in N o r d s ch l e s w i g. Einer Abordnung derselben hat er vor längeren Jahren in Paris gute Dienste als politischer Cicerone geleistet. Auch sonst hat er der dänischen Partei Nordschleswigs Gefälligkeiten erwiesen, indem er ab und zu über die nordschleswigsche „Frage" in dieses oder jenes europäische Blatt Aufsätze brachte, die dann von der dänischen Presse zu beiden Seiten der Grenze als redende Beweise wiedergegeben wurden, welch' „lebhaften" Antheil man in „Europa" an jener Frage nehme. — Wenn ein Mensch mit derartigen Antecedenzien wirklich zu den Machern deS russisch französischen Einvernehmens gehört hat, so darf man daraus schließen, daß diesem anfänglich eine antideutsche, resp. drei bundfeindliche Tendenz nicht fremd gewesen ist. Etwas Neues erfahren wir damit freilich nicht, denn dies hat die russische Presse wiederholt zugegeben, ebenso wie sie nicht verfehlt hat, den Moment zu markiren, wo die russische Diplomatie sich von der Friedfertigkeit des Dreibundes überzeugt und der Zweibund demgemäß seine Frontstellung nach dieser Richtung aufgegeben hat. Jedenfalls aber bürste eS nickt überflüssig sein, russischerseitS das Erscheinen gerade dieses Buches noch mals zum Anlaß beruhigender Versicherungen zu nehmen. Noch immer schleppen die Konstantinopeler Friedens- Verhandlungen ohne Aussicht auf einen baldigen Abschluß sich hin. Schuld daran ist natürlich nach wie vor England, das mit dem Concert der Mächte nicht gleichen Schritt hält und jeden Augenblick mit neuen Vorschlägen hervortritt. Bis jetzt hat es zwar noch nicht des Erfolges sich rühmen können, daß seine Rathschläge durchgedrungen seien, und namentlich SaliSbury's letzter Vorschlag, die Unterzeichner deS Londoner Protokolls vom Jahre 1830, England, Frankreich und Rußland, denen die übrige» Mächte sich anschließen könnten, sollten eine Anleihe im Betrag der Kriegsentschädigung garantiren und die Finanzen Griechenlands, soweit es zur Sicherstellung dieser Anleibe nöthig sei, überwachen, worauf die sofortige Räumung Thessaliens zu erfolgen habe, ist nicht acceptirt worden, da die Mächte der Ansicht sind, daß ihre einmüthige Uebereinstimmung aufrecht erhalten werden müsse und nach wie vor es recht und billig finden, daß auch die früheren Gläubiger Griechenlands gedeckt werden. Auch der weitere Vorschlag Englands, die Kriegsentschädigung von 4 Millionen Pfund auf 2 Millionen herabzusetzen, weil Griechenland nicht im Stande sei, eine höhere Summe zu verzinsen, ist unter den Tisch gefallen. Eines aber haben die Diplomaten in London mit ihrer Politik der endlosen griechen freundlichen Vorschläge erreicht: die griechische Regierung ist dreister und hochmülhiger denn je und behandelt die Mächte in einer Weise, als hätte sie den Ton im Concert anzugeben. Allerdings scheint sie jetzt zu der Einsicht gekommen zu sein, daß Griechenland nichts übrig bleibt, als sich der europäischen Contrvle zu fügen, aber gleichzeitig erklärt sie sich nur bereit, als Garantie für die Kriegsentschädigungöanleihe die Ein nahmen aus der Tabak- und Stempelsteuer anzuweisen. Das ist völlig unannehmbar, wie auch der „Köln. Ztg." aus Berlin officiös geschrieben wird: Bekanntlich sind diese Steuererträgnisse schon für den Dienst der älteren griechischen Anleihen verpfändet, und die Inan spruchnahme derselben Einkünfte für weitere Zinszahlungen könnte die Rechte der früheren Gläubiger unter Umständen empfindlich berühren. Wir glauben nach der bisherigen Haltung unserer Regierung in der griechischen Finanzfrage zu der Erwartung be- rechtigt zu sein, daß das Berliner Cabinet die Freigebung der in Rede stehenden Steuereingänge für die Zwecke der neuen Anleihe nicht eher gut heißen wird, bis eine Auseinandersetzung mit den älteren Gläubigern erzielt und die in dem Präliminar frieden festgesetzte Finauzüberwachung wirksam in Kraft ge- Schutzzoll wirken will, so hat sie sich auch keine Interessen-1 Wahrheit wird man vom „Vorwärts" nicht erwarten dürfen; Vertretung zur Aufgabe gemacht. Wenn wir ihren Daseins-1 aber der Versuch, für die behaupteten Maßregelungen wenigstens zweck recht verstehen, so beabsichtigt sie, zu ermitteln, „waS I den Schimmer einer Begründung noch zu retten, ist in so ist", und den Interessenten wie der Negierung zugänglich zu > gequälter Weise durchgeführt, daß man auf hundert Schritt Höchlichst verdutzt stutzte Erhard von der Hallen zurück und stotterte: „Das wußtest Du —? und daß . . ." „Er in mein offenes Schlafzimmerfenster cinstieg, weil I " ^sehen hatte, daß ich meine Uhr und Ringe auf den ILllle -Avttllnktlllllnlttluu)!. I Tisch gelegt, und dachte, er könne seinen neugewählten Lang- Novelle von Wilhelm Jensen. I fingerberuf geschickt daran auöllben." Nachdruck verboten. I „Das wußtest Du auch ? und daß . . ES konnte nicht Wunder nehmen, daß Leute den Vorzug- I »Cr natürlich, als er sich ertappt sah, zu dem einzigen lich geeigneten Tag zum Aufstieg auf das Iochhorn benutzten, I und zweckdienlichsten Mittel griff — freilich wohl mit inner- doch überraschend warS, welche Gesellschaft sich zu diesem I lichem Widerstreben —, den Gedanken an einen Diebstahl Zweck vereinigt hatte und von GraSeck her über den Matten-1 von sich abzuwälzen, und zu dem Behuf sich mit rascher stieg gegen die Buchenalphütte herankam. Denn auch weniger Geistesgegenwart wie ein zu einem Stelldichein gekommener gute Augen als die Frau Cäcilien'S unterschieden jetzt die I Liebhaber benahm." Gestalten und Gesichter von dreien oder eigentlich vieren der I Bei der Einschaltung des muthmaßlichen „innerlichen Reisegenossen auf der Eisenbahnfahrt von gestern Abend, I Widerstrebens" hatten die Mundwinkel der Sprecherin ein nämlich, wie cS schien, in Führereigenschaft, den hoffnungs-! bischen leicht gezuckt; der Hörer aber machte ein noch ver- vollen und bergstockbewebrten Studiosus der beiden Rechte, I blllfftercS Gesicht als bisher, wiederholte nur zum dritten HanS Bachstclz, neben ihm den praktischen Arzt Doctor I Mal: „Das Alles wußtest Du?" und fand erst nach einer Gerlack, Viereck, sowie den sich durch einen schwarzen Geh-1 Pause die Sprachfähigkeit, hinterdrein zu fügen: „Aber rock auSzeichnenden Stadtrath Gottlieb Vesenmeier. Und I warum sagtest Du das gestern nicht?" wenn auch als gewesener Passagier dritter Classe, besaß doch I Darauf antwortete Frau Cäcilie von der Hallen mit gleichfalls der Freiherr Erhard von der Hallen ein Anrecht I einer großartigen Einfachheit: „Du hast mich ja nickt gefragt." darauf, sich mit zu der Reisegesellschaft zu rechnen. Der I Das entsprach allerdings nicht nur dem Thatbestande, rothmarkirte Pfad zum Iockborn weiter bog etwas von der I sondern trug obendrein eine noch darüber hinauSrcickcnde, Sennhütte seitwärts ab, indeß die Ankömmlinge schlugen ihn i stark auf den Mund schlagende Wahrheit in sich, so daß der nicht ein, sondern bewährten offenbar die Vermuthung der I von dieser Betroffene ihr nichts entgegenzuhalten wußte als jungen Dame, daß sie Hunger und Durst haben, deshalb erst I ein unsicher vorgebrachtcs: „Du liefst fort, wie Du mich hier Vorkehr halten würden, und nahmen die Richtung auf I sahst ..." die breitästige Buche zu. Unter dieser aber saß auf einem I „Da nach den von Dir gesprochenen Worten mein Anblick schon bemoosten Felöstllck Cäcilie von der Hallen in ruhigster! Dir keine angenehme Empfindung verursachte, that ich Gelassenheit wie auf einem kleinen grünen Thronsiy, machte I natürlich Dasjenige, was ich als daS Dir wünschenSwertheste nicht die geringste Bewegung, ihn erschreckt zu verlassen und I ansehen mußte." blickte sogar den Gifrbeeren-Augen ihres Mannes nah und I Jede Erwiderung der jungen Fran „saß" so genau wie näher vollkommen scheuloS entgegen. Dann, währeno seine I auf einer Mensur ein geschickter Nachhieb auf einen unvor- drei Begleiter in einiger Entfernung anhielten und zurück-! sichtigen Anhieb, und es machte beinahe den Eindruck, als sei blieben, begab er sich, allerdings ein wenig zögernden Fußes I sie von einem nicht mehr gegenwärtigen, doch wohlerfahrenen vorwärts, hielt gleichsam seine Lider etwas zaudernd nieder-1 Secundanten vorher über die wahrscheinliche Fechtweise des geschlagen und stand so ein paar Augenblicke wortlos vor I Gegners sowie die beste Methode des ParirenS und Nach dem hübschen Thronsitz, ehe er, sich ungewiß aufhebend, vom I schlagens unterrichtet worden. Eduard von der Hallen aber Munde brachte: „Liebe Cäcilie — ich habe erfahren — zu- ' " " - fällig — durch eine Nachforschung des Herrn Besenmeier — daß der Baron von Wolsskcel . . ." Hier stockte der Sprecher, und die Angeredete half ihm zuvorkommend ein: „Mit eigentlichem Namen Makkabäus Hasenbart, Schueidergcselle aus Lieberwalkwitz, heißt." statt dessen nach ihrer Hand in der unverkennbaren Absicht, reuig seine Lippen darauf zu drücken. Und mit der Hoheit einer über einem demüthigen Bittsteller auf dem Throne Seßhaften ließ sie ihre Hand zum Kuß vorbewegen, doch nur einen hastigen Athemzug lang. Denn zugleich empfindend, daß seine Lippen die Hand berührten, sprang sie blitzschnell empor, riß den Knieenden in die Höhe, warf ihm beide Arme um den Hals und jauchzte und schluchzte in einem: „Du, cs ist schändlich, eifersüchtig zu sein! Und weil ich so kindisch und albern und dumm gewesen war, eS zu werden, fühlte ich, wie Du es fein mußtest, da Du ganz andern Grund dafür zu haben glauben mußtest, und davon kam meine Todesangst, daß ick kein Wort herausbringen konnte, sondern nur Weglaufen. Denn ich begriff ja auch nichts davon — nur Deine schrecklichen Augen — und daß eS eine vom Himmel heruntergefallene gerechte Strafe für mich sei . . ." DaS stieß Cäcilie von der Hallen zugleich jubelnd und thränenübergossenen Gesichts heraus, küßte jetzt ihrerseits, reuig abbittend, die Hand ihres Mannes, indeß nicht zu lange, sondern setzte den Drang und die Thätigkeit ihrer Lippen stürmisch auf den seinigen fort. Ob bedacht oder unbedacht aber halte sie unzweifelhaft eben etwas gerade Entgegengesetztes von den eingehenden Kenntnissen kund gegeben, in deren Besitz gewesen zu sein sic vorhin an den Tag gelegt. Und wenn Erhard von der Hallen zunächst nicht darauf verfiel, eine Erklärung dieses Widerspruchs von ihr einzuholen, so kamen dafür mehrere Gründe bei ihm zu sammen. Als erster und hauptsächlichster sein eigenes, im Amthaus erlangtes genaues Wissen von der Richtigkeit der ihm vorm Munde weggenommenen Anaaben über den Zu sammenhang deS mitternächtlichen Sing-Lust-Schauspiels und Dramas mit tragischem Abschluß, so daß eS vorderhand durchaus gleichgiltig war, ob noch etwas Unavfgehellteö davon rurückblieb. Aber als nicht minder starker Grund machte sich daneben geltend, daß, so bezaubernd auch der Anblick Cäcilie'S von der Hallen auf alle Männeraugen, junge und schon ältliche, primanerbafte, stadträthliche und selbst von denen der Cunci in Besitz genommene wirken mochten, eS doch noch unvergleichlich sinnbestrickender war, von ihren Lippen geküßt zu werden, und diesen — zumal nach fast achttägiger Entbehrung — das Gleiche anzuthun. Da jedoch die nächtliche Aufführung vor Augenzeugen stattgefunden batte, und zwar der Mehrzahl nach in Gegenwart der nämlichen, vor denen sich hier aus der Buchenalp jetzt die heitere Schlußhandlung abspielte, so ApMrr TlMblajt Anzeiger. Amtsblatt -es Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, -es Natljes «n- Notizei-Amtes -er Ltadt Leipzig. hatte sichtlich genug von den treffsichern Streichen in Empfang genommen, um nicht nach weiteren Verlangen zu tragen. Er setzte daS mündliche Duell nickt mehr fort, sondern senkte feine Waffe, indem er sich auf die Kniee herunterbog und leise sagte: „Vergib mir, Cilly, daß ich einen Augenblick glauben konnte . . ." Weiter sprach er nicht, sondern faßte machen, rvaS sie ermittelt bat. Wünsche der einzelnen Gruppen irgendwo zur Geltung zu bringen, scheint außc ihrer Absicht zu liegen. Die „Centralstelle" ist also ein statistisches Bureau. Ein solches kann selbstverständlich nicht geben, ohne empfangen zu haben, und seine wichtigsten Informationsquellen liegen natürlich in der Industrie. Das Organ des „CentralverbandeS" hat vollkommen recht, wenn es sagt: „Die amtliche Thätigkeit (der Verträge vor bereitenden Regierung) muß ergänzt werden durch daS un geheure Maß praktischen Wissens, welches die Vertreter der erwerbenden Beruföclassen im wirtbschaftlichen Kampfe sich anzueignen pflegen." Da die Centralstelle ein Sammel becken für dieses weitzerstreute Wissen werden will, darf sich ihr unseres Erachtens am wenigsten der Verband versagen, der am meisten wahrzunehmen in der Lage ist. Einigkeit ist sehr von nöthen. Der öster reichische Handelsvertrag mit seinen für Deutschland ...... so ungünstigen Bedingungen ist bekanntlich unter rein politischem stelle" in Berlin ist von einer Interessentengruppe angeregt I Hochdrücke zu Stande gebracht worden. Heute versichert worden, die sich vor geraumer Zeit vom Centralverbande I ch?". Zwar, und ohne Zweifel in aller Aufrichtigkeit, daS deutscher Industrieller getrennt hat, und ein Organ der letzt-1 nächste Mal sollten die wirthschaftlichen Gesichtspunkte die genannten Vereinigung spricht einen leisen Tadel über daö ! vorherrschenden sein. Diese Absicht kann aber bei dem ewig Vorgehen jener Gruppe (deS Vereins zur Wahrung deö I schwankenden CurS des RegierungSschisfes in der Stunde der Interessen der chemischen Industrie Deutschlands) auS. Er I Entscheidung wieder vergessen sein. Umgekehrt weiß man schreibt: I nicht, ob im kritischen Augenblicke der deutsche Landwirth)chafts- „Soll der Auffassung der Jntcrcssentengruppcn die gebührende i rath oder der Bund der Landwirlhe das Ohr der Regierung Berücksichtigung zu Theil werden, so dürfte es dringend erwünscht I haben wird. Es liegt also im Interesse der Erwerbsstände, sein, alle Absplitterungen einzelner Zweige der Industrie, auch wenn I sich eine feste Stellung auch gegenüber der heimischen sie an sich noch so bedeutungsvoll sind, zn vermeiden und all- t Regierung zu schaffen lind vor Allem dafür zu sorgen, daß Wunsche innerhalb der drei großen Gruppen zum Ausdruck zu I wie Graf Caprivi einer gewesen, sich nicht bringen, welche in dein Centralverbande deutscher Jn-I...', gteael ckivicko ot ttnnovn.^ durck-ubelken vermöaeu dustrieller, in dem Deutschen Landwirthschaftsrathe und!"'" vcr cktegel „ilnicw et nnpera dlna.zUyetscn vermögen, im Deutschen Handelstage bereits eine anerkannte und all-1 ,, . gemein geachiete Bertretung finden. Durch eine solche Selbst-1 Wahrend die „Genossen dcr Socialdemokratie ihre beschränkung wird sicherlich kein Erwerbszweig bei den Vorbereitungen I Delegirten zu dem nach Hamburg einberufenen Parteitag zum Abschluß neuer Handelsverträge zn kurz kommen." I auSwählen und instruiren, giebt der Führer der social- Wir stehen dem „Ccntralverband", dessen große Ver-1 demokratischen Gewerkschaften, Abg Legi en, einen „Anhang dienste um die Nationalwirthschaft keiner Erwähnung be-1 zur zweiten Auflage" seiner Geschichte -cs Hamburger dürfen, vollkommen objectiv gegenüber und wissen uns I Hafenarbetterstreiks heraus, um die Genossen auch über die insbesondere von jeder Voreingenommenheit für den „Bund I Ereignisse nach Beendigung deö Streiks aufznklären. Das der Industriellen", dessen Entstehung auf einen gewissen I wird denn wohl für viele Genossen eine wirkliche Neber- Gegensatz gegen jenen Verband lsinwies und der an der I raschnng sein, und manche Kraftstelle, auf die sich die Begründung der Berliner „Centralstelle" betheiligt ist, voll-1 Parteitag- und Banketredner schon vorbereitet hatten, wird kommen frei, aber cS drängt sich unS doch die Frage auf, I nun unter den Tisch fallen müssen. ES ist nämlich ein- ob dcr „Ccntralverband" beanspruchen darf, für sich allein I facher Schwindel gewesen, was nach Beendigung deö als der ausschließliche Repräsentant der deutschen Industrie I VtreikS durch die socialdemvkratischen Agitatoren und angesehen zu werden. In der Berliner Versammlung, welche I Zeitungen von Maßregelungen der Streikführer, von Lohn- die Errichtung der „Centralstelle für Vorbereitung der I kürzungen u. s. w. in die Massen hinausgetragen wurde. Handelsverträge" beschloß, wurde hervorgehoben, daß die I Auch dem „Vorwärts" bleibt nichts weiter übrig, als dies „bisherige Organisation" der Industrie zu wünschen übrig I zu guter Zeit vor dem Parteitage rundweg zu bekennen; er lasse, da die mittleren und kleineren Industrien zu wenig I thut eS nicht gern, daS kann man ihm wohl glauben, und Berücksichtigung gefunden hätten. Ist das Letztere richtig, I er verweist deshalb diese Aufklärung in die Abtheilung so erwüchse daraus dem „Centralverbande" in Anbetracht I „Literarisches", wo wir in einer Besprechung der Legien'schen seiner ganzen EntstehungS- und EntwickelungSgeschichte I Schrift Folgendes lesen: „Die endgiltigen Maßregelungen nickt der geringste Vorwurf, aber man stände doch einer That-1 von am Streik betheiligt gewesenen Arbeitern haben sich fache gegenüber, die bei der Vorbereitung von HandelSver-1 nach dieser Darstellung schließlich doch als nicht allzu trägen nicht außer Acht gelassen werden dürfte. Die Mit-1 groß herausgestellt. Mit Ausnahme der Schlechtcrstellung Wirkung an den Arbeiten der neuen Centralstelle scheint I der wieder angenommenen Slaatsquai - Arbeiter, sowie übrigens unter keinen Umständen Bedenken erregen zu können. I der Maßregelung von 20 bis 30 Ewerführern und einer Wie sie „nie und nirgends in wirthschaftspolitischen Streitig-1 Anzahl Maschinisten sind die Streikenden fast allgemein keilen Partei ergreifen", weder für Freihandel, noch für z in ihr früheres Arbcitsverhältniß zurückgekebrt." Die nackte
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