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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.09.1897
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1897-09-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18970902013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1897090201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1897090201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-09
- Tag1897-09-02
- Monat1897-09
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Größere Schriften laut unferem Pr-iZ- verzcichniß. Tabellarischer und Ziffirnsatz »ach höherem Tarch Extra-Beilagen tges-ljt), nur mit dm Morgen-Ausgabe, ohne Poslbesörderuag „ck SO.—, mit Postbesürderung 70.—» Ännalsmeschluß für Anzeige«: Abend-Au-gab»: Vormittag» lO Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag- - Uh», vei den Filialen und Annahmestellen f« ein» halb» Stunde früher, Anzeigen sind stets an die Erpedttta» zu richte». Druck und Verlag von E. Bolz tu L»i»zs^ Donnerstag den 2. September 1897. 91. Jahrgang. Mabon's, Bazaine's, Garibaldi'- und Bismarck's, Moltke's, Kaiser Wilbelm's I., letztere in gemeiner Weise besudelt und bekritzelt, enlbält die Sammlung. Das Fremdenbuch strotzt von Liebenswürdigkeiten gegen Deutschland. Man liest auf allen Seiten: das les ILrussieus! — kVautzais! Louvener- vous ü veuger uous! — 8i uous allous en ^Ilemagnc, les daditants äs ce villaga serout veoges! etc. Gehl nian über den Friedhof, so kommt man an ein Zeugniß de- männer mordenden Kampfes, da- noch erschütternder wirkt als daS erste, an die Todtensläkte der 500 gefallenen Bayern, die hier still bei 3000 Franzosen ruhen. Der einfache, große Bau enlbält 14 Todtenkammern und man bat Alles gethan, den Eindruck, den hier der Besucher empfängt, recht grausig zu gestalten. Die Decorationen, aus Tvdtenschädcln und Knochen bestehend, waren recht überflüssig. Auf der Plattform deS Gebäudes ragt ein Obelisk empor, zu Ehren der „500 tapferen Bayern", wie die Inschrift besagt. Bon Bazcilles auS kann man nach recht- und links die einzelnen Ortschaften besuchen, mit deren Einnahme die Ein schließung des französischen Heere- vollendet war, die ei» Entweichen auf belgisches Gebiet verhinderte. Steil an steigende Obst- und Weingärten, enge, von den charakteristischen Steinmauern eingeschlossene Straßen, die Schluchten gleichen, darüber üppige Waldungen, deren Ausgänge zuweilen jäh absallen, das sind die landschaftlichen Eigenthümlichkeiten des weiten Keffelrandes um Sedan. Wir wenden uns nach links, gelangen über die Maaß auf die Straße, die von Remilly kommt, und schreiten nun in nördlicher Richtung auf die Feste loS. Wir kommen an den Höben von FrsnoiS vorüber, von denen aus König Wilhelm daö Wogen der Schlacht be obachtete, und kreuze» die Straße, die westlich nach Donchery führt. Nur einige Schritte von der Landstraße ab liegt noch das kleine, von einem Park umgebene Schlößchen Bellevue, wo Napoleon am 2. September mit König Wilhelm zusammen traf. DaS einfache stille Häuschen, in welchem der gefangene Kaiser sich Deutschland unterwarf, predigt heute noch von der Vergänglichkeit irdischer Größe und Herrlichkeit. Eine Brück« verbindet die Vorstadt Torcy mit Sedan. Sedan war bis 1875 eine Festung zweiter Classe und macht auf den Besucher einen kleinstärtilchen Eindruck. Die französische Kreisstadt des Departements der Ardennen zeichnet sich aber doch durch einen regen Handel und durch flotte Industrie aus. Sie breitet sich zu beiden Seiten der Maas aus und zählt etwa 20 000 Einwohner. Die Gebäude sind freundlich und schmuck und die schönen, freien Plätze sind geschmackvoll mit Springbrunnen und Denkmälern geziert. Die großartigen Militairmagazine und Arsenale bekunden, daß man von militairischer Seite auch heute auf den Grenzorl noch Werth legt, wenn auch durch da- Gesetz vom 23. August 1875 ihm ter Character als Festung genommen wurde. Was die Industrie anbelangt, so ist namentlich die Tuchsabrikation von Sedan bekannt geworden, die gegen 15 000 Arbeiter be schäftigt, jährlich an 60 000 Stücke Tuch im Wertbe von 40 Millionen Francs producirt und fort und fort im Steigen begriffen ist. Die Arbeiter wohnen meist auf den um liegenden Ortschaften, wo sie auf eigenem Grund und Boden noch etwas Land- und Gartenwirthschast betreiben. Einst hatte Sedan auch auf dem Gebiete der Wissenschaft Be deutung erlangt, denn seine Hochschule stand bis zur Ver treibung der Protestanten in Blüthe und zog namhafte Lehrer an die Ufer der Maas. Aber man kennt Sedan über Frankreichs Grenzen hinaus heute fast nur noch als die Stadt, in welcher der Glanz des zweiten Kaiserreiche- für immer verblaßte, der 2. September des Jahres 1870 hat alle früheren Ereignisse in der Ge schichte der Stadt in den Schatten gestellt. Und doch hat sie schon vordem eine bedeutsame Rolle in der Geschichte Frankreichs gespielt. Ein Denkmal zeugt noch heute davon, das Denkmal Turenne'S. Henri de Latour d'Auvergne, Vicomte de Turenne, einer der größten Feldherr» Frank reichs, der Günstling deS Sonnenkönig-, wurde am 11. Sep tember 1611 zu Sedan al- der zweite Sohn de- Herzog- Heinrich von Bouillon, Prinzen von Sedan, und der Elisabeth von Nassau geboren. Ter Sohn einer deutschen Prinzessin sollte dazu auserlesen sein, soviel Weh und Schmach über Deutschland zu bringen. Aus der Stadt sollte er kommen, ZUM Sedanfeste. * Während eine- vollen VierteljabrhundertS hat die große Mehrheit deS deutschen Volkes alljährlich mit Festbanketten, Aufzügen und Commersen den Tag von Sedan gefeiert, der als der rühm- und entscheidungSvollste des deutsch-französischen Krieges gilt; durch patriotische Gesänge und flammende Reden hat eS sich in jedem dieser Jahre am 2. September erinnern lassen an die heilige opferwillige Vaterlandsliebe, in der die Blüthe der Jugend aller deutschen Stämme trotz der kaum vernarbten Wunden, die sie in Bruderkriegen davon getragen, Schulter an Schulter die sieggewohnten Schaaren des Erbfeindes niederwarf und auf den Trümmern des fran zösischen Kaiserreich- den Grund legte zu dem stolzen Bau des neuen deutschen Reiches. An jedem dieser Festtage stieg aus Millionen von Herzen das Gelübde auf, werth zu bleiben der Blutzeugen jener großen Errungenschaften und wie sie das Theuerste rinzusetzen, um ungeschmälert zu erhalten, was sie in heißem Ringen erworben. Und am Ende jene- großen Zeitabschnittes reihten sich Feste an Feste, der Erinnerung an alle Großthaten des Geburtsjahres des neuen Reiches geweiht; in ungezählten Schriften und Reden wurde daS Gedächtuiß aller Opfer erneuert, die dem großen Einigungswerke aus den blutgetränkten Gefilden Frankreichs, wie an den stillen Herden der Heimath gebracht worden waren, und jede dieser Erinnerungen predigte eindringlich die Lehre, daß Einigkeit und Opfermuth die heiligsten Pflichten sind, die von den Helden des Einigungskampfe- auf die Nachkommen sich ver erbt haben. Was aber ist die Frucht all dieser Feste, Erinnerungen, Mahnungen und Gelübde? Die Zusammensetzung und die Verhandlungen des deutschen Reichstags geben Antwort auf diese Frage. Immer breiteren Boden gewinnen in ihm Vie Vertreter particularistischer Tendenzen und kleinlicher Parteiinleressrn. Seine Mehrheit hat dem Großen, ohne den eS kein Sedan und keine Kaiserproclamation von Ver sailles gegeben hätte, an seinem achtzigsten Geburtstage Gruß, Glückwunsch und Dank versagt und damit am deut lichsten bekundet, wie hoch sie seine Schöpfung bewerthet und welche Opfer sie der Erhaltung zu bringen bereit ist. Nur unter de» größten Schwierigkeiten gelingt es noch, Gesetze zu Stande zu bringen, die den inneren Bau Les Reiches festigen und seine Sicherheit nach außen verbürgen. Hätten ähnliche Vertretungen des deutschen Volkes die Auf gabe gehabt, die grundlegende Gesetzgebung zu schaffen, welche dir innere Einheit des Reiches verbürgen, noch heute würden wir fast Alles vermissen, womit die ersten Reichstage in treuer Erinnerung an die große Einheitsbewegung des KriegSjahrrS uns beschenkt und uns innerlich zu einem Volke gemacht haben. Und welche Aussicht auf eine Besserung der parlamenta rischen Zustände bieten sich unS am heutigen Scdanfeste trotz seiner Vorgänger? Die Zerrissenheit und Zerfahrenheit, die Kleinlichkeit und Eigensucht der parlamentarischen Gruppen sind leider ein getreues Spiegelbild der Zustände in der deutschen Wählerschaft. Wo man sich regt, um Vorbereitungen zur Erneuerung des Reichstags zu treffen, fast überall sind eS die Bedürfnisse deS Reiches und der Gesammtheit seiner Bürger, die in letzter Linie in Frage kommen. Was ihr frommt und Borthril verspricht, stellt jede Gruppe in den Vordergrund, wer für ihre Forderungen zu stimmen verspricht, ist für jede Interefsentengemeinschaft der geeignetste und liebste Candidat. Zn welcher dieser Versammlungen erinnert man sich deS so oft in stürmischer Begeisterung abgegebenen SedangeliibdeS, gleich den Sedankämpfern Alles zu opfern für daS geeinte Reick und selbst den Tod nicht zu scheuen, wenn es gilt, es so groß, stark und gefestigt zu erhalten, wie eS geschaffen wurde von unfern Vorbildern? Welches Bild nach solchen Vorbereitungen der künftige deutsche Reichstag bieten und was von ihm an Einsicht in die Bedürfnisse des Reiches und an Opferwilligkeit für die Reichszwecke zu erwarten sein wird, darüber täuscht sich kaum irgendwo Jemand. Aber wo tritt der redliche Wille zu Tage, durch Selbstlosigkeit und Opserwilligkeit ein besseres Ergebniß herbeisühren zu helfen? Es wäre ungerecht, dem deutschen Volke allein die Schuld an diesem Abfall von seinen Sedanzelübden zur Last legen zu wollen. Wie eS vor und während seiner Erhebung einer Willensstärken Führung bedurfte, um seiner Kraft und seiner Opferfähigkeit sich bewußt zu werden, so wird es einer solchen Führung noch mehr bedürfen in Zeilen, in denen der äußere Druck zur Einigung fehlt. Und seitdem der Mann von Blut und Eisen, der daS Beste seines eigenen Wesens seinem Volke aufzuzwinge» verstand, von ihr genommen ist, fehlt der deutschen Nation die feste, leitende Hand, die den alten Erbfehler deS Haderns um Kleinlichkeiten mildert. Aber noch erfreut sie sich seines NatheS, der bei keiner wichtigen Angelegenheit ausbleibt. Von Tausenden und Abertausende» wird er gepriesen, viel öfter aber in der Absicht, ihn als Maßstab der Kritik an den Rath Anderer anzulegen, als in der Absicht, ihn zu befolgen. Wäre auch nur die ganze Bismarckzemeinde im Reiche so einig in der Anerkennung und Befolgung der Rathschläge des „getreuen Eckart", wie es nach ihrer äußeren Aufnahme erscheint, so wäre wenigstens ein starker Mittelpunct zur Sammlung der besten nationalen Kräfte gegeben; aber auch der Bismarckbegeisterunz geht es wie der Sedanbegeisterung: man hört sie wohl, aber man erkennt sie nicht an ihren Früchten. Man rühmt sich ihrer, um eigensüchtige Zwecke zu erreichen, aber entschlägt sich ihrer, wenn sie Forderungen stellt. Sie erinnert gar zu sehr an jenes Ehristenthum, das fanatisch für die Anerkennung der Gottheit Christi kämpft und dem Nichtbekenner das Ehristenthum abspricht, sich aber wenig oder gar nicht um die Heilslehren deS Gottmenschen kümmert. So bleibt ein schwerer Vorwurf auf dem deutschen Volke lasten, ein Vorwurf, der die Ansicht der Pessimisten be greiflich macht, man solle die festliche Begehung deS Sedan tages unterlassen, da er die große Mehrheit der Begeher lediglich mit Stolz über das von Anderen Geleistete erfülle und über die Schwere der eignen Pflicht hinwegtäusche. Ist diese Ansicht aber auch begreiflich, so ist sie trotzdem ein großer Irrthum. Es liegt nickt nothwcndig in der festlichen Begehung des Sedantages, daß sie stolz und blind zugleich mache. Hat die bisherige Art des Begehens eine solche Wirkung gehabt — und es scheint allerdings so —, so beweist daS nur, daß diese Art eine falsche war. Den rechten Weg müssen die Tbat- sachen zeigen, die wir angeführt haben und deren Ver kennung der schwerste Fehler am heutigen Tage wäre. Mehr als je ist an diesem Tage strengste Prüfung der thatsächlichen Verhältnisse und des eigenen SchuldantheilS an diesen Ver hältnissen unsere Pflicht. Ein klares Bild deS nationalen Verfalles, in den wir trotz Sedan und Sedanfesten ge- rathen sind, richtet dann von selbst den Blick auf jene unheilvollen staatlichen Verhältnisse, aus denen Bismarck's große Politik und der Opfermuth der deutschen Helden uns errettet haben und in die wir zurücksinken müssen, wenn wir die Pflichten deS Tages nicht schärfer erkennen und nicht treuer üben, als bisher. Es genügt nicht, daß wir im Allgemeinen „der Väter Werth bleiben zu wollen" geloben; wir müssen uns genau vergegenwärtigen, waS unter den gegenwärtigen Verhältnissen und in jedem Falle unsere Aufgabe ist, wenn uns die Enkel so sollen rühmen und Preisen können, wie wir unsere Helden zu rühmen und zu preisen Ursache haben. Selbstanklage muß die Grundstimmung unserer Sedanfeste werden, wen» wir uns sollen erheben können zu jener Festfreude, die nicht ein vergänglicher Rausch, sondern das Bewußtsein klarer Einsicht, festen Wollens und damit ruhiger Zuversicht auf eine bessere Zukunft ist. Eine Einbuße erleidet damit unser Fest nicht, sondern eher eine Bereicherung. Trotz aller nationalen Begehuugs- und Unterlassungssünden, die seit Jahren unser Volk auf sich geladen, sehnt es sich wie der Hirsch nach frischem Wasser nach einem neuen nationalen Zuge, der alle Ge- müther durchdringt und aufwärts zieht. Und dieser Zug kann nur kommen aus dem Innern heraus, nur aus der Erkenntniß des eigenen Mangels, wie das beseligende Gefühl der Vergebung nur aus der Büßfertigkeit hervor gehen kann. Nur aus der Selbstanklage kann eine Stimmung entstehen, die politische Gegner antreibt, ganz so, wie ehedem am Abend der Schlacht bei Sedan am flammenden Wachtfeuer die Sohne des Nordens denen des Südens in die Arme sielen, einander die Hände zur gemeinsamen Thal für das von innerer Zwietracht zer rissene Vaterland zu reichen. Und erst wenn das die Frucht j unserer Sedanseste wird, feiern wir sie würdig, zum Wohle des Ganzen und zu unserer wahren Erhebung. Deutsches Reich. * Leipzig, 1. September. Einen neuen Ausbruch pol nischen Hasses gegen Len Fürsten Bismarck finden wir im „Gon. Wielk. , der unter der Ueberschrift „Credo" folgendes Poem veröffentlicht: Daß drei Teufel den Bismarck holen werden, Daran glaube ich, wie die Franzojen an den Nicklaus. Denn, ich bitte zu hören, die Teufel fassen am Kopfe, Bismarck aber besitzt keine Haare. Da ec also ein Kahlkopf ist, kommt dem ersten Ein zweiter Teufel, wie aus der Pistole geschossen, zu Hilfe, Um Bismarck an den Beinen zu fassen; ein dritter Teufel wiederum Eilt gewiß dem Bauche zu Hilfe, Worin Tausende von Polen Platz haben. Tas ist eine zwar betrübende Sache, aber klar wie die Sonne. Daß Drei ihn holen, Lasur ist ein zweiter Beweis da. Obgleich Bismarck genug Teufel zu Diensten hat, Sitzen ihrer doch drei in den drei Haaren aus dem Kopfe, Und diese werden ihn zur Hölle holen! Ihr Herren, Ich werde noch einen dritten Beweis liefern: Drei Silben Sind der Polen Feinde, wie die alten Weiber diejenigen der Männer, — Teufel! Obgleich sie die Polen zwacken, Nehmen sie doch solche Esteusresser wie Bismarck. Ich habe in meiner Mappe ungezählte Beweise, Doch werde ich Dich damit nicht langweilen, Leser! Du wirst mir es glauben, wenn ich aufrichtig sage, Daß drei Satane Bismarck holen werden. Tie drei Silben, die der „Polen Feinde", sind Wohl „H. K. T.", die polnische liebevolle Bezeichnung deS „Vereins zur Förderung Les DeutschlhumS in den Ostmarken." K Berlin, 1. September. In der Mittbeilung der Berliner „Volkszeitung" über den bei der „Post" bevorstehenden Redactionswechsel dürfte Vieles unrichtig sein. Daß der dermalige Chefredacteur der „Post", Groddeck, zurück tritt, ist in Berliner Iournalistenkreisen schon geraume Zeit bekannt gewesen. Die Absicht, das „Scharsmachen" zu steigern, liegt dem Redactionswechsel kaum zu Grunde. Dieses Geschäft besorgt, unabhängig von der Leitung des Blattes, der bekannte, dem Beamteustande und einem Parlament an gehörige vielschreibende Hausgeist der „Post", und der macht es Herrn v. Stumm zu Danke. Die Aenderung tritt ver- muthlich ein, weil daS Blatt sich in einem Rückgang be findet, der jenen politischen Einfluß einschränkt. Auch das scheint nicht wahrscheinlich, daß der vor Jahr und Tag zum Eintritt in die „Post" aufgesorderte süddeutsche Nelacteur derjenige ist, der jetzt die Rcdaclion übernimmt. Wenigstens bat Lieser rechtsconservative Publizist, Herr Röder in Karlsruhe, s. Z. erklärt, die Gesammthaltung der „Post" entspreche seiner politischen Ueberzeugung nicht. (Wie man der „Franks. Ztg." schreibt, ist der süddeutsche Journalist Herr Kronsbein, zur Zeit zweiter Redacteur des „Rhein. Cour." in Wiesbaden; dem genannten Blatte zufolge ist seine Berufung nach Berlin „gleichbedeutend mit der Allein herrschaft des bekannten ZeiluugsgeheimrathS". Red. d. ,L. T.") * Berlin, 1. September. Die „Nationalliberale Correspondenz" schreibt: „Die Börsenzeilungen enthalten folgende Nachricht: „Infolge verfehlter Gelreidespecu- lationen bat der Lederfabrikant Wilhelm Abeles in Pest Selbstmord verübt, nachdem er zuvor seine Geschäfts bücher verbrannt hatte. ZnSgcsammt betragen die Passiven 120 000 sl., die sich auf etwa 40 Gläubiger vertheilen." Ob auch dieser — Lcderfabrikant nolbwendig war, um zwischen dem Getreidevorrath des Weltmarktes und dem Getreide bedarf des ungarischen Marktes sachgemäß zu vermitteln? Und wenn dies verneint werden muß, ist die Preisbildung von den GetreidespeculationSgeschäften dieses — Ledrr- sabrikanten nicht mit beeinflußt worden? Es will unS doch scheinen, als ob das deutsche Börsengesetz auch reckt nützliche Wirkungen erzielte, wenn es wenigsten- von der Productenbörse diejenigen fernhält, die weder als Kaufleute noch als Producenten dort etwas zu suchen haben. Bei dieser Gelegenheit möchten wir übrigen- wieder einmal feslstellen, wie in der Presse das Verbot des börsenmäßigen TerminhandelS in Getreide aus gebeutet wird, als ob jetzt im Augenblick hoher Preise der Lantwirth gar nicht im Stande sei, fein Getreide auf Termin zu verkaufen. Wo in aller Welt ist denn ver boten, effektive Waare auf Zeit zu verkaufen? DaS ist doch eben jenes „handelsrechtliche Lieferungsgeschäft", über dessen Berechtigung an sich auch bei den maßgebenden Stellen in Berlin kein Zweifel besteht. Die betheiligten Kaufleute ver wahren sich doch lediglich gegen die ihnen zugemuthete Form der Beaufsichtigung durch Vertreter der Landwirth- schaslökammer und gegen einige andere Zumuthungen, die mit dem Zeitgeschäft in Waaren absolut nichts zu thun haben. Und es ist doch auch nicht zutreffend, allgemein zu sagen: der Landwirth, der mit dem AuSdrescken noch im Rück stand, könne seine Waare nicht auf Termin verkaufen. Das kann er selbst in Berlin, wo der Getreidehandel, wie der Ge schäflsausdruck lautet „von Contor zu Contor" betrieben wird; aber jedenfalls kann er cS an jedem anderen offenen Markte in Deutschland, und deren Zahl ist doch ganz erheblich. Was zur Zeit entbehrt werden muß, sind also in aller Hauptsache nur die früheren PreiSnotirungen von der früheren Producten börse, für die man in den Notirungen der übrigen Großmärkte Sedan einst und jetzt. Von Hermann Pilz. Sedan liegt nicht an der gewöhnlichen großen Reiseroute, die über die Schlachtfelder von Elsaß-Lothringen führt und auch in diesem Jahre wieder so viel vaterländisch gesinnte Männer an die Stätten deutschen Ruhmes und deutscher Treue geleitet bat. Man beginnt die Reise meist in Straß burg, besucht Weißenburg und Wörth, wendet sich dann nach Metz, in dessen Umgebung die ErinnerungSdenkmäler an die Tage von Marie-aux-CböneS, St. Privat, Gravelolte u. s. w. liegen, und eilt dann entweder der französischen Hauptstadt zu, oder man tritt die Rückreise über Saarlnücken an, um auch den gefallenen Helden im Ehrentbal bei Spichern «inen Gruß treuen Gedenkens zu widmen. Sedan wird nur selten besucht. EineStheils scheuen sich Viele, die französische Grenze zu überschreiten, andererseits liegt der Ort oben an der bel gischen Grenze, doch etwas zu unbequem für den Touristen, der seine Zeit gehörig auSnützen will. Aber man sollte den Abstecher nicht scheuen, denn der Tag von Sedan ist am lebendigsten in der Erinnerung deS deutschen Volkes geblieben, er ist unser Nationalfesttag geworden, wenn wir ibn auch nicht mehr mit so rauschenden Ovationen feiern wie ehedem, und der Besucher der kleinen Grenzfestung findet daselbst manche» interessante Erinnerungszeichen an den großen Krieg, der uns Einheit und Freiheit wiedergezebrn. Sedan liegt bekanntlich an einem der schönsten Puncte de» Maa-tbale-, zwischen terrassenförmig aufsteigendrn, von Laubwald bekränzten Höhenzügrn, ring- umgeben von einer großen Zahl kleiner Ortschaften, Donchery, Villrtte, Glaire, Daigny, BazeilleS u. s. w., di« särnmtlich in der denkwürdigen Schlackt von Sedan eine mehr oder minder große Rolle gespielt haben. Man benutzt di« Eisenbahn ani besten bi» Douzy und betritt hier die Landstraße, welche über Baznlle- nach Sedan führt. Man kommt durch mehrere kleine Ortschaften, die einen sehr sauberen Eindruck machen, weil die Wohnhäuser und Wirlhsckaslsgebäude fast sämmlich auS Neubauten bestehen. Auch da- Dorf BazeilleS, südöstlich von Sedan, in welchem 6 Ubr Morgens die Bayern den Kampf eröffneten, noch ehe die Sachsen hatten herankommen können, ist fast ganz von Neuem aufgcbaut. War doch hier, wo unter anderen auch die französischen Seesoldaten mit ins Treffen geführt wurden, ein erbitterter Häuserkampf ausgebrochen, der natur gemäß den Ort verwüsten mußte. An den älteren Häusern treten hier, wie in la Moncelle und Daigny, wo die Sachsen siegreich kämpften, oder in Givonne, wo die preußischen Garden ihren Lorbeer holten, und wohin die Straße rechts von BazeilleS abzweigt, noch die Spuren des Krieges vor Augen. Die Wände sind arg durchlöchert, Kugeln sitzen noch in dein Gemäuer, soweit sie nicht die Be wohner herauSgeholt haben, um sie den Touristen als An denken an die berühmte Kriegsstätte zu verkaufen. Mit Cbassepotkugeln wird in dieser Beziehung ein grober Unfug getrieben. Nur um ihn loS zu werden, kaufte ick einem halbwüchsigen Knaben eine solche Kugel ab, bezweifle aber sehr, daß sie überhaupt auf dem Schlachtfelte gesunden worben ist. Eins der rrsten Häuser in BazeilleS hat man in ein Museum verwandelt, und in seinem blesstrten Zu stande belassen. So wie e- dasteht, war es Zeuge deS fanatischen Straßenkampfes. ES trägt die Inschrift: „ä. I» ckernißrs Ourtoucüe. ölurL« cks Lursillea". Man bat hier Tausende von Gegenständen, die auf dem Schlachtfeld« gesunden worden sind, zu einer Sammlung verrinigt, die Wertbvolles und WertbloseS enlbält. Deutsche und französische Uniformen, Helme, Kürasse, Patronentaschen, Feldflaschen, die Fahne eine- preußischen Feldlazarelhs, Tur bane und daneben die Tlchapka eines preußischen Husaren, Taschenbücher, Pläne, Befehle an die Truppen, zwei eiserne Kreuze, «in« Unzahl von verschiedenen Geschossen und eine — deutsche Scaikartel Zum Theil sind die Gegenstände zerhauen und zerschossen und noch mit Schlamm und Blut spuren bedeckt. Auch Photographien Napoleon'- HI., Mac
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