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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.09.1897
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1897-09-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18970913018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1897091301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1897091301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-09
- Tag1897-09-13
- Monat1897-09
- Jahr1897
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SS72 führen durch die Wälle, hinter denen man erst die große Caserne passiren muß, aus welcher man dann wieder auf einer Zugbrücke einen 20 Fuß tiefen und gleich breiten Graben zu überschreiten hat, bevor man in den geräumigen mit Wällen und Geschützständen umgebenen Citadellenhof gelangt, der viele, viele Meilen weit das Terrain und die Eisenbahn beherrscht. Hinter dem ersten Wall, von der Stadt gerechnet, liegt das Wachthaus. Die Westfront des Citadellenhofes schließt die Caserne, den Norden die Kase matte» und den Osten daS Pulvermagazin ab, der Süden ist frei geblieben. Unter präsentirtem Gewehr hatte die 1. Compagnie am Wachthaus die französische Wache abgelöst, und die Jägerposten standen auf den Wällen, welche Stadt und Ciladelle trennten. Die französische Besatzung, etwa 800 Mann stark, war auf dem geräumigen Hof aufmarschirt, ein an einer Seite offen gebliebenes Carree bildend, in dessen Mitte der Commandant Thörcmin mit seinen Ofsieicren stand. In dieses Carröe ritt ter Herzog mit seinem Stabe hinein, während die Jäger-Compagnie, in Linie aufmarschirt, mit dem Rücken gegen daS Pulvermagazin gewendet, die vierte Seite schloß. Die französischen Soldaten streckten aus Befehl ihres Commandanten die Waffen und marschirten dann, immer zu Vieren untcrgefaßt, durch die Tbore und Wälle der Stadt zu. Hauptmann Mann des 4. Artillerie regiments sollte die Pulver- und Munitionsvorräthc übcr- nekmen, und den General Thsrcmin fragend, wer seiner Officiere „Artillerie-Ofsicier vom Platz" sei, rief dieser — „Harriot". Die Antwort hierauf war der entsetzliche Knall. Das Pulvermagazin mit 80 Tonnen Pulver und die Jäger- Compagnie waren verschwunden, sie waren in die Luft geflogen, ebenso das französische Carree, und unmittelbar nach dieser fürchterlichen Detonation erfüllte die Luft nur noch das laute Stöhnen, die markerschütterndsten SchmerzcnS- rufe der verstümmelten und zu Tode getroffenen, verrathenen Soldaten. Wir verließen die beiden auf dem großen Markt stehenden Jäger-Compagnien in dem Augenblick, als sie sich gefechts bereit gesammelt batte, und unmittelbar darauf brachte der Adjutant den Befehl, nicht auf die Franzosen zu schießen, den Feind zu schonen, er sei verrathen gleich uns, aber sofort nach der Citadellc abzurücken, um den armen Berwundetcn den ersten hilfreichen Beistand zu leisten. Niederschmetternd Waren die Eindrücke, welche sich auf dem schweren Gange uns für alle Zeiten einprägten. Der ungeheure Luftdruck batte eine ganz bestimmte Richtung genommen, und so konnten wir denn auch die direct auf die Citadelle führende Straße nicht betreten. Biele Häuser waren in ihr eingestürzt, große Steine in sie hinein geschleudert. Frauen, Kinder, Soldaten in ihren Trümmern begrabend. Je näher wir der Citadelle kamen, desto schrecklicher zeigte sich unseren Augen die Verwüstung. Die französischen Soldaten lagen zu vieren untcrgefaßt, wie sie die Citadelle verlassen batten, todt, mit dem Gefickte der Straße zugekehrt. Der Luftdruck hatte sie getödtet. Die Jägerwache und die Posten zwischen den ersten Wällen waren unversehrt. In dem Graben hinter dem zweiten Wall befanden sich links der Brücken Schafe, rechts Rindvieh behufs Verproviantirung der Citadelle. Auch hier sah man deutlich den Weg, welchen der Luftdruck genommen, während die Schafe getödtet, in Stücke gerissen waren, war dem andern Vieh rechts von der Brücke nichts geschehen. Am ersten Thorwege, nach der Wache zu, lag ein schöner, blonder, noch blutjunger französischer Officier; der Jäger posten hatte ihn, nach der Detonation an Kampf glaubend, durch den Kopf geschossen. Als wir eben das Casernen- thor passirten, kam uns in einem preußischen Zägermantel, an seinen vier Zipfeln getragen, der brave Führer der 1. Compagnie, Lieutenant Dräger, entgegen. Der reckte Arm fehlte und das linke Bein war an mehreren Stellen gänzlich zertrümmert, das Gesicht über und über mit An schwellungen bedeckt, und doch lächelte er und freundlich ent gegen. Keine Muskel verrieth Schmerz und Angst. Das Innere des Citadellenhofes vermag ich nicht zu beschreiben. Aber kein Auge, selbst das des härtesten, rauhesten Kriegers blieb thräncnleer. Mit dem Augenblick der Explosion waren die Jäger und die Franzosen in die Lust geboben und gegen die gegenüberliegende Caserne oder darüber hinweggcschleudcrt. An den Mauern abprallend, waren sie dann todt oder ver stümmelt, zugleich mit dem oberen Stock der Caserne in den 20 Fuß breiten und tiefen Graben gefallen. Die Ueber- lebcnden lagen dort, eingeklemmt in Schutt und Steinen, schmerzcntstellt um Hilfe flehend. Vier französische Ofsicicrc, welche zusammcngestanden und gesprochen batten, lagen wie Scidcnpapicr gedrückt unter einem einzigen großen Quader stein. Der Herzog von Mecklenburg war durch einen Stein im Rücken, der General Theremin durch einen Stein am Kopfe verwundet, dem Hauptmann Mann war der Hinter topf total durchgeschlagen. Sie alle sind ihren Wunden erlegen, General Thöremin und Lieutenant Dräger nach Monate langem Leiden; der Herzog von Mecklenburg starb erst, scheinbar wieder bergestellt, nach neun Jahren, 1879 in Heidelberg an seinen bei Laon erhaltenen Wunden. Ter größte Theil der Laoner Besatzung bestand aus ein heimischen Mobilgarden, welche nun im Kriege in der eigenen Vaterstadt durch die ruchlose Hand des eigenen Kameraden ihr Leben verloren. Ich vermag eS nicht zu beschreiben, das Weinen und Wehklagen von Müttern, Frauen, Geschwistern und Kindern, die in der Citadelle nach einem theuren Haupt der Familie — oft wobl auch nach dem Ernährer derselben — vergeblich riefen und suchten. Aller Jammer und Schrecken einer Schlacht, ja nicht einmal der Brand von Bazeilles, am Abend der Schlacht von Sedan, können auch nur annähernd mit diesem namenlosen Unglück verglichen werden. Ein Stabs und Assistenzarzt, vier Lazarethgehilfen unseres Bataillons und wenige französische Civilärzte hatten gewiß einen ibweren Stand; sie erfüllten aber mit Aufopferung aller Kräfte ihre schwere Pflicht, und erst am nächsten Mittag traf das nächste Sanitätsdetachement ein. — Ein alter französischer Arzt sagte mir selbst unter Thränen: „Mit diesem Tage schäme ich mich, Franzose zu sein." Am Abend kam der Commandeur der gelben Ulanen, Oberst von AlvenSleben, zum Bataillon und sagte demselben: „Fägcr, eS gereicht Euch zur höchsten Ehre, daß Ihr, durch den Feind verrathen, dock so treu Eure Pflicht gegen Freund und Feind gleichmäßig geübt und keinerlei Exceß verübt habt, daß Ihr die tiefe Trauer der Be völkerung respcctirt habt." Aber auch die Bevölkerung erkannte eS an, und sie zollte uns, rem Feinde, für das maßvolle Vcrbalten die höchste Achtung und Anerkennung. — Die strengste Untersuchung sollte eingeleitet werden. Der TivisionS-Auditeur der 6. Cavalleric-Division traf am folgenden Tage ein, um sie zu leiten und die Schuldigen zu ermitteln, und ich selbst war als militairischer Beisitzer zu dieser Untersuchung commandirt, nachdem mir am Morgen die Ehre zu Theil geworden war, den Höchstcommandirenden der Maas-Armee, den Kronprinzen von Sachsen mit seinem Generalstabschef, General v. Schlot- beim, durch die Citadelle führen zu dürfen. Auf der Süd spitze der Citadelle sagte der jetzige König von Sachsen: „Die schärfste Untersuchung soll gegen den Commandanten ein geleitet werden, und läßt sich ihm nur die geringste Schuld nackweisen, so soll hier ein Galgen errichtet werden, an dem er hängen soll." Mittags l Uhr des folgenden TagcS wurden die französischen Officiere in dem Saale der Präsectur ver nommen; die Unschuld derselben trat sofort klar zu Tage, und Nachmittags Ubr betraten wir im Hotel de Die» raS Krankenzimmer deS Commandanten General Therciuin r'Hamm, vor dessen Thür ein Jäger mit gezogenem Hirsch- jänger Posten stand. In mattblauem Schlafrock mit rothem Futter, einen Weißen festen Verband um die Stirne, lag eine schöne kernige Soldatengestalt mit grauem Haar und gleichem Schnurrbart. Der General schien Schmerzen zu haben, und das Verhör war kurz. Der Commandant beschwor, unschuldig zu sein. Seine Aussätzen lauteten,: „Ich war in Paris, um dort über die Bedingungen der Ucbergabe der Citadelle von Laon mit der Regierung zu unterhandeln; dieselbe wurde einstimmig beschlossen. Am Tage nach meiner Rückkehr kam der Len Dienst eines Artillerie - OfsicierS vom Platze verlebende Sergeant d'Artillerie Harriot zu mir und sagte mir, er wolle bei einer Ucbergabe die Citadelle in die Luft sprengen. Ich verwies ihm das, glaubte ihm aber nicht, sondern hielt ihn für einen exaltirten Kopf uud beobachtete ihn während seines Dienstes, ohne weiter Ausfälliges zu bemerken. Als ich nach ihm bei der Ucbergabe der Citadelle rief, fehlte er, und ehe ich ihn suchen lassen konnte, war das Unglück geschehen." Unter den Tobten und Verwundeten in allen Lazarethen suchten wir die Spur dieses Harriot, jedoch vergeblich. Endlich am Abend kamen wir in daS Haus eines französischen Artillerie - UnterofsicicrS. Er lag im Sterben und röchelte bereits, umgeben von den trostlosen Gliedern seiner Familie. Der Divisions-Auditeur sprach eindringlich zu ihm, und mit Mühe stieß er noch die Worte hervor: „Harriot, Lnntc, Pulvermagazin", und war todt. Aus alle dem gebt hervor, daß Harriot mit der Lunte in der Hand, von Fanatismus beherrscht, daS Pulvermagazin angczündet und dabei selbst in Atonie zer stückelt, seinen Tod gefunden, aber auch den Verlust von 95 Jägern, vieler preußischer Officiere und 700 französischer Soldaten und unschuldiger Einwohner jeden Geschlechts und Alters auf sein Gewissen geladen. Zudem hatte die Leitung, die durch Schwefelfäden verbunden war, Gott sei Dank, versagt, sonst wäre das Unglück ein zehnfach schwereres ge worden und würde auch die altehrwürdige Kathedrale dem Fanatismus eines Einzelnen zum Opfer gefallen sein. Die Einwohner von Laon wetteiferten darin, das maßvolle ernste Verhalten der Jäger durch Gastfreund schaft zu entschädigen. Der Präsecl von Laon, der die Einwohner stets zum Widerstande aufgereizt hatte, wurde in seinem eigenen Wagen verhaftet und fuhr, statt nach Hause, auf die Citadelle Ehrcnbreilenstein. Ick vergesse noch nicht die rührende Fürsorge der Familie de Ganuct, bei der ich Quartier genommen und deren Mitglieder Alles aufboten, um mir als Freunde zu erscheinen. Am folgenden Tage fand die feierliche Beisetzung der gefallenen Opfer der Citatellen-Explosion ans dem Kirchhof von Laon statt. Es war der ergreifendste Moment für alle An wesenden aus dem ganzen Kriege. In lange Leincntücher gehüllt, wurden die aufgefundenen Glieder unserer Kameraden, freund und Feind, in ein Grab gesenkt, und tief erschütternd war cs, als ein Jäger — ein alter Förster, der Gefreite Hermsdörser ter 2. Compagnie — eigenhändig die auf gefundenen sterblichen Reste seines geliebten Bruders — eines Obcrjägers der 1. Compagnie — den Lieblingssohn seiner Mutter, unter lauten Klagen in die Gruft senkte. Heule erhebt sich aus dieser Stelle ein schönes Denkmal. Zwei preußische Jäger, die Büchse unter dem Arm, aus Sandstein gefertigt, stehen neben dem Grabstein, in dem für alle Zeilen die Namen der gefallenen Opfer des 9. September 1870 eingemeißelt sind. Den Blick wenden sie der ausgehenden Sonne im Osten, weithin über die fruchtbare Ebene Aisne und Oise schauend — der Richtnng der vielgeliebten Heimath zu. Sie ruhen sanft in fremder Erde! Städtebilder aus Sachsen. Plano» im Vogtlandc. Nachdruck verboten. II. Die zu allen Zeiten bemerkte Schaffenslust der Plauenser und deren umsichtige Vertretung macht sich aber auch gerade zur Jetztzeit in erfreulicher Weise bemerkbar. So wurde Ostern 1897 die vierte Bezirköschule eröffnet, mit Welcher zugleich ein Gebäude verbunden ist, in welchem die (Schülerinnen der ersten Classe der Bezirksschulen hauswirlb- schaftlickcn Unterricht empfangen; ebenso befindet sich in diesem Gebäude eine Brausebad-Einrichtung für die Schul kinder. Seit drei Monaten besitzt Plauen ein städtisches E l e t t r i c i t ä t s w e r k zur Abgabe von Lickst und Kraft. Der Betrieb deS Werkes erfolgt durch die Allgemeine Elcktricitätsgcsellschaft in Berlin als Pächterin. Der Ban einer dritten Kirche, der PaulnSkirche, wird in diesem Jahre vollendet. Für den immer dringender werdenden Bau eines neuen Schlachthofes wnrde an Stelle deS früher hierzu bestimmten Platzes in der oberen Ane ein Platz in der Bahnbofsvorsladt an der Leipzig-Hofer Eisenbahnlinie gewählt und wurden die dazu nöthigen Grundstücke bereits «»gekauft. Die für die Stadt Plauen so hochwichtige Angelegenheit der Berichtigung des Elsterlaufes innerhalb der Stadtflur wurde durch die Gründung einer Genossenschaft zu diesem Zwecke ihrer endlichen Erledigung zugeführt; der dazu uöthige Aufwand wird sich auf eine Million Mark stellen. Durch diese Berichtigung wird ein ganz ansehnliches Banareal erschlossen, das sich in hervorragender Weise znr Anlage von Fabriken eignet, da eine Industriebahn dieses Areal mit der Hauptbahn später verbinden wird. Um dem Mangel an kleineren Wohnungen in Planen möglichst abzuhesten, hat sich eine gemeinnützige Ballgesellschaft ge bildet, welche hierzu ein größeres Gelände in günstiger Lage angckanfl und bereits mit dem Bau von Wohnhäusern auf demselben begonnen hat. Im Interesse der städtischen Wasserleitung, ins besondere der im vorigen Jahre vollendeten, welche daö Wasser aus dem Qnellengcbiet von Bergen bei Falkcnstein erkält, wurde daS Rittergut Bergen mit Trieb wegen der auf Nittcrgutsflur liegenden Quellen von der Stadt käuflich erworben. Die Versorgung der Stadt Plauen mit genügen dem und gesundem Quellwasser erfolgt durch vier, nach und nach erbaute große Wasserleitungen. Um die wünschenswerthe Erbauung eines Theater gebäudes für die Stadt zu sördern, bewilligte der Stadt- gcmeindcrath dem zu diesem Zwecke bestehenden Vereine außer der hierzu bereits früher gewährten baaren Unter- stütznng von 100 000 KZ und unentgeltlicher Ueberlassung eines Bauplatzes eine andcrweite Beihilfe von 100 000 KZ Die Pläne zu dem Theater sind von dem genialen Sohne der Stadt Plauen Herrn Baurath I)v. Roßbach in Leipzig entworfen, von ihm wird auch der Bau, der eine Zierde der Stadt werden wird, auSgeführt. So steht denn Plauen da als eine der blühendsten und gewerbthätigsten Städte unseres Vaterlandes, die aber in Folge der günstigen DaseinSbcdingungen, der wohlwollenden Fürsorge der hohen Staatsregierung, deS emsigen Fleißes und der unermündlichen Thatkrast, sowie des Unter nehmungsgeistes ihrer Bewohner und der umsichtigen und tüchtigen Stadtverwaltung nock lange nicht am Ende ihrer stetig fortschreitenden Entwickelung angelangt ist. Die Kreisstadt Plauen liegt an der Weißen Elster, der Syra und dem Milmesbache zum größeren Theile auf einer Hochfläche. Der Untergrund ist vorherrschend Tbonschiefer und Grünstein. Der höchste nivellirte Punct ist der obere Bahnhof mit 410,3 m, der niedrigste die Sohle der Elster unter der König-Albert-Brückc mit 329,8 m über dem Spiegel der.Ostsee. Die mittlere Jahrestemperatur beträgt nach zwanzigjährigem Mittel 7,3 Grad Celsius, die relative Feuchtig keit 78 Procent, die Regenmenge 571,3 mm. Der wärmste Monat ist in der Regel der Juli, der kälteste der Januar. DaS Klima ist im Allgemeinen als ein gesundes zu bezeichnen, waS augenfällig nachstehende vergleichende Uebcr- sicht bestätigt. Auf 100 Todesfälle kamen Todesfälle an Lungenschwind sucht 1874 in Plauen 6,3, in Dresden 17,3, in Leipzig 16,3, im Königreich Sachsen überhaupt 8,1; 1884 in Plauen 9,6, Dresden 14,6, Leipzig 14,9, Sachsen überhaupt 8,3; 1891 in Plauen 9,7, Dresden 13,8, Leipzig 13,1, Sachsen überhaupt 9,1. Aus dieser Tabelle geht allerdings auch hervor, daß die Zunahme der Bevölkerung mit der Zunahme der Lungenschwindsucht in engster Beziehung steht. Diese für eine Fabritsladl günstigen GesundheitSverhältnisse verdankt Plauen nicht allein seiner Höhenlage und waldreichen Um gebung, sondern hauptsächlich seiner eigenartigen Industrie, die Rauch und Nuß weniger im Gefolge hat, zum Anderen aber auch der Stadtverwaltung, die zu aller Zeit darauf bedacht war, diejenigen gesundheitlichen und wirthschaftlichen Einrichtungen zu treffen, die daS Wohl der Bewohner fördern konnten. Das Stadtgebiet umfaßt nach der Vermessung vom Jahre 1881 13l2 Im 85 a. Auf dieser Fläche befanden sich dkwchnle Grundstück« Haushaltungen Einwobiikk 1801 555 . . . 5 709 1832 - 766 1787 8 570 1852 761 2 944 13 058 1871 - 1254 5 273 23355 1890 2562 10 276 47 007 1895 2827 11882 55191 und am 30. Juni 1897 58 908 Einwohner. Am 2. Do cciubcr 1895 bestand die Bevölkerung aus 24 806 mänu licken und 30 385 weiblichen Personen. Die weibliche Be völkerung zählte demnach 5579 Köpfe mehr als die männ liche, was sich aus der eigenartigen Industrie der Stadt leicht erklären läßt. Dem NeligionSbekennlniß nach gehören die Einwohner in der Hauptsache der evangelisch-lutherischen Kirche an; nach der Zählung vom 2. Dccember 1895 gab eS in Plauen 52 990 evangelisch-lutherische Einwohner. Gegen wärtig ist Planen nach Bevölkerungszahl und Post und Tele- graphenvcrtehr die vierte unter den Städten Sachsens. Dieses rasche Wacköthum der Stadt Plauen hängt mit der Entwickelung seiner Industrie auf das Innigste zusammen; gegenwärtig gehört Plauen zu den ge- werbreichstcn Städten Sachsens und ist für Fabrikation weißer Baumwollwaaren (Plauenscher Waaren), für Spitzen, für Gardinen, Weißstickereien und Confectionswaarcn der Hauptplatz Deutschlands und beherrscht neben Nottingham nnd Calais den Weltmarkt. Seine Erzeugnisse sind wegen ihrer vorzüglichen, gediegenen und geschmackvollen Ausführung fast noch mehr im ganzen Auslände als in Deutschland be kannt und gesucht. Die Erzeugung der Stickereien und Ge webe erfolgt jetzt fast ausschließlich auf mechanischem Wege. Plauen Kat viele Fabrikgeschäfte für glatte und brockirte Waaren, wie Mulls, Mousseline, Jaconnets, Batist, Gardinen, brochirte und neuerdings besonders englische auf Bonnaz'schen Tambourirmaschinen bergestcllte gestickte, zahlreiche und um fängliche Maschincnstickcreien mit über 2000 Stickmaschincn; außerdem gicbt es noch großartige Bleichereien, Färbereien, Appreturanstaltcn mit umfänglichen Betriebsanlagen, die vielfach für das Ansland arbeiten. Die im Jahre 1857 in Planen eingeführte Stickmaschine hat sich von hier aus in die umliegenden Länderstrichc verbreitet. Neben diesen auf geführten Industriezweigen findet man in Planen noch ganz bedeutende Baumwoll-, Streichgarn- und Vigogne - spinnereien, umfängliche Zwirnereien und Gerbereien, Gardinenfabriken und Webereien, die zum Theil zu den ansehnlichsten in Deutschland gehören, große Bier brauereien, eine Fabrik für Treibriemen, mechanische Seilerei, Papier- und Geschäftsbücher-Fabrik, zwei Fabriken für Slick maschinen, zwei Maschinenbau-Anstalten mit eigenen Eisengießereien, eine große Pianosortefabrik und noch viele andere kleinere gewerbliche Unternehmungen. Neben dieser umfänglichen und viclseittgen Industrie macht sich auch ein reger Handel mit Plauenscher Waare bemerkbar, denn Plauen versorgt nicht nur unser engeres Unterland und Deutschland mit seinen Erzeugnissen, sondern auch überseeische Länder, insonderheit aber Amerika. Welchen Anfschwnng gerade die Hauptindustrie Plauens in den letzten Jahren genommen hat, erficht man, wenn man die Handelskammcrberichte von 1885 mit denen von 1895 bezüglich des Vercdlungsvertehrs in Bleicherei und Appretur sür daö Zollausland, soweit derselbe an den Zollstätten des Kammerbezirkö zur Abfertigung gelangte, vergleicht. Er betrug nämlich im Hauptamtsbczirke Plauen an Baum woll w a a r e u: 1885: 28 164,25 hx; 1895: 42 790 kx. Gleich günstige Resultate weisen obige Berichte in der gc- sammtcn Textilindustrie nach, nur lassen sie sich nicht allenthalben in gleicher Weise zahlenmäßig zusamincnfassen, doch für den großen wirthschaftlichen Aufschwung, den Plauen in den letzten Jahren genommen hat, stehen nach dem statistischen Jahrbuche für daS Königreich Sachsen und den Jahresberichten der Handels- nnd Gcwcrbckammcr zu Plauen andere, gleich- werthige Zahlen zur Verfügung. Nach obigen Berichten betrug daS Einkommen aus Handel und Gewerbe (einschließlich des Betriebes der Land- wirthschafl auf fremden Grundstücken) und jeder anderen Erwcrbslhätigkcit in der Stadt Plauen 18SW^, 1897» IL96 8 542 655 KL 12 721 986 KL 14 003 969 KL der Gesammtbctrag der Einkünfte aber stellte sich auf 20010089 KL 32455286 KL . 35 068 050 KL Der Personenverkehr für das Jahr 1885 ergiebt folgendes Bild: Plauen, ob. Babnhos unterer B.ibnhof Neundorf 253 855 Pecwneil 54 570 Personen 22 728 Personen die Biltctgcld ereinn ah m e hierfür betrug 290 723,43 KL ' 35 554,30 KL 7674,75 KL Es fuhren also von Planen ab 331 153 Personen und ent richteten dafür 333 952,48 KZ; es kamen an auf den ent sprechenden Bahnhöfen 267 271 Personen 57 115 Personen 22 626 Personen also zusammen auf allen drei Bahnhöfen 347 012 Personen. Ganz anders gestaltet sich das Bild für daS Jahr 1895 bezüglich deS Personenverkehrs; eS fuhren ab auf den drei Bahnhöfen 446 687 Personen 89 184 Personen 27 095 Personen Die Einnahme für die Fahrkarten betrug: 462 484,38 KL 51 854,83 KL 11 209,65 . /L Es fuhren also von Plauen 1895 ab 563 966 Personen und zahlten dafür 525 548,86 KZ, das ist mit dem Jahre 1885 verglichen ein Mehr von 232 813 Personen und 191 596,38 KZ Der Güterverkehr hatte im Jahre 1885 folgenden Umfang auf dem oberen nnd unteren Bahnhofe: Gewicht Frachtbetrag er». Frachtbriefe 136 433,4 t 507 518,61./« 113 854 Stuck 46 021,8 . 147 621,02 - 25 174 . 182454,2 t 655 139,63 KL 139Ö28StM. Hierzu tritt noch die Frachtsumme für Fahrzeug- nnd ViehtranSporte mit 10 011,62 KZ und 2127,82 KZ, so daß sich die Frackteinnabme im Güterverkehre überhaupt auf 517 530,23 KZ -s- 149 748,84 KZ, in Summa also ans 667 279,07 K stellte. Wesentlich anders gestaltet sich das Bild sür den Güterverkehr im Jahre 1895: Gewicht Frachtbetrag exv- Frachtbriefe 208 799,0 t 983 624,38 KL 353 703 Stück 85 281,6 . 282 119,79 . 68 449 . 294 080,6 t 1 265 744,17 KL 422 152 Stück -s- 17 093,5 . 42 020,70 . 1 867 . 311174sl"t 1 307 764,87 K 424 019 Stück (Die dritte Angabe über Gewicht re. bezieht sich auf die Station Neundorf.) . Hierzu tritt noch die Summe deS Frachtl-ctrageS der Fahrzeug-, Thier- und LeickcutrauSporte auf allen drei Bahnhöfen mit 47 753,29 KZ, mithin beträgt die gcsammte Frachtcinnabmc im Jahre 1895 1 355 518,16 d. i. gegen 1885 ein Mehr von 688 239,09 .^Z Ein getreues Bild von dem geschäftlichen Thun und Treiben einer Stadt giebt auck der Postverkehr. In Plauen gingen im Jahre 1885 an Briefsendungen «in an» 1881 864 Stück 1933 50t. Stück 4 444 466 . HZ8I220 . 2 562 602 Stück mehr 3 447 714 Stück Packele ohne Werthangabe wurden 1895 auf. gegeben 682 511 Stück, 1885 495414 Stück, mehr 187 097 Stück. Briefe nnd Packcte mit Werthangaben wurden aufgegeben 1895 23 600 Stück im Werthbetrage von 24 895 976 KZ, 1885 18 522 Stück im Werthbetrage von 19 079 334 KZ, mehr 5078 Stück, 5 816 642 KZ In denselben Jahren gingen in Planen ein:' Packele ohne Werthangabe 409 889 Stück 265 896 - , das ist gegen 1885 ein Mehr von 143 993 Stück. Briefe und Packele mit Werthangaben gingen 1895 ein: 25156 Stück im Werthe von 34 223 009 Kt 1885 25 254 . - . . 22 690 980 . — 98 Stück -f- 11 532 029 KL P ostn achnahm ejend ungen wurden ausgegeben 1895 14 756 Stück 1885 9 468 . -f- 5 288 Stück mit einem Nachnahmebetrage von 169 327 Kl 79 992 . -i- 89 335 Kl; es gingen ein 1895 31051 Stück mit 409 873 Kl 1885 1620 . . 121878 . -s- 29 431 Stück -t- 287 995 Kl Po st aufträge wurden aufgegeben zur Geldeinholung 1895 17 667 Stück 1885 13 554 . -s- 4113 Stück; gingen ein zur Geldeinholuug 1895 11169 Stück mit 1044 601 KZ 1885 8 373 . . 863431 - -f- 2 796 Stück mit 181170 KZ Postanweisungen 1895 eingezahlt 191 988 Stück mit 12109 823 KZ 1885 . 106 213 . . 7 041 627 . -s- 85 775 Stück mit 5 068 196 KL 1895 ausgezahlt 2l3 508 Stück mit 16 526 606 KL 1885 . 122 684 . - 9 748109 ° -s- 90 824 Stück mit 6 778 497 KL Die Einnahme für Porto- und Telegraphengebühren be trug im Jahre 1895 742180 K 1885 478 383 . -i- 263 797 KL Im Telegraphenverkebr wurden 1895 in Plauen an in- und ausländischen Telegrammen aufgegeben 51 555 Stück, 1885 23 977 Stück, mehr 27 578 Stück; eS kamen an 1895 54 823 Telegramme, 1885 25 795 Telegramme, mehr 29 028 Telegramme. Ein annähernd zuverlässiges Bild über die gewerbliche Lage einer Stadt geben auch die Sparkassen ausweisc Die Sparcasse zu Plauen ward am 17. September 1838 bestätigt und am 1. Januar 1839 eröffnet. Im Jahre 1830 wurden 359 neue Bücher ausgestellt und in 1494 Posten 6290 Thlr. 14 Gr. 10 Psg. cingezahlt; den Einlegern wurden 94 Thlr. 19 Gr. Zinsen gewährt, am Schluffe des ersten Rechnungsjahres verblieb in 323 Büchern ein Guthaben von 5361 Thlr. 20 Gr. 1 Pfg. gleich 16 083 KZ Ain Schluffe des 25. Rechnungsjahres hatten 7880 Sparer ein Guthaben von 492 243 Thlr. 11 Gr. 3 Pfg. gleich 1 476 730 KZ, den Ein legern wurden 400 391,14 KZ Zinsen gewährt. Wie ganz anders gestaltet sich das Bild für das Jahr 1885! Die Ein Zahlungen betrugen 3 635 503,38 KZ, die Zinsen von den ver liehenen Capitalicn 532 375,57 KZ, die gesammte Einnahme 4 617 129,54 KZ, die Rückzahlungen 3 224 251,35 KZ, den Ein legern wurden 15 511,02 K Zinsen gezahlt und 374 732,39 Mark Zinsen gutgesckrieben, die Summe der Activa erreichte die Höhe von 12 863 449,90 KZ, die Zahl der fortlaufenden Sparbücher betrug 79275. Im Jahre 1895 betrugen die Ein Zahlungen 5 437 740,83 KZ, die Rückzahlungen 4 319 153,57 K, die Zinsen von verliehenen Capitalien 712 459,47 KZ, die gesammte Einnahme 6 150 365,38 KZ, die am Jahresschlüsse gutgeschriebcnen Zinsen betrugen 511 022,64 K, die Summe der Activa hatte eine Höhe von 19 273 470,69 KZ, die Zabl der Quittungsbüchcr betrug 128 838. Der erzielte Ueberschuß stellte sich 1885 aus 118567,59 KZ, 1895 dagegen auf 173 643,31 --ZZ So ließe sich noch an ver schicdcncn anderen Beispielen ziffermäßig Nachweisen, daß Plauen unter allen Mittelstädten Sachsens diejenige ist, die auf gesunder Grundlage dank der Umsicht und Thatkrast seiner Bewohner und der tüchtigen Stadtverwaltung am rüstigsten auf- und vorwärtsstrebt. Der rege Verkehr, der sich in und um Planen vollzieht und den die Stadt vermittelt, batte zur natürlichen Folge, daß cs der Sitz zahlreicher Behörden ward. Von diesen sind zu nennen die königliche Amtöhauptmannschask, das königliche Land- und Amtsgericht mit Staatsanwaltschasi, die königliche Bczirksstcucr-Einnahiue mit Bauverwalterei, daö Haupt-Zoll- uud Stcueramt, das Landwehr-Bczirko- Commando, die NeichSbankstclle, daS nordamerikanisckc Consulat rc. Fcrnspr. 1998. Olükkörper N. 1.—. °-"8eicIenstM, Plüsche ii. Velvet* lirfrrn direkt an Private. Man verlange Muster mit Angabe der Gewünschten. von Lllen L l<KU886N, Fabrik unck Nancklung, l^ofelä. ^Mei» cken ralilreicken sieh tätlich mchrencken tiakkss - Lpooial - Illarksn behauptet Oebrannter ckauernck seinen Uuk einer ersten preisvertbon unck kein- scbmeclcvncksn lilarlre. Seine Beliebtheit ist beprüncket in cker stets glsickmüesigsn 0ualitilt, in -einem exquisiten Urania _ „ , unä seiner koken Ergiebigkeit. Llllllk NMlöö ist KSullick in allen Oosehälten cker Lonsumbranchs LerUkmtv Alsckuiuxen )lnrk 2.80 unck 2 »0 per kkunck. krodepaeket 60 unck 80 kix MMI 40 Llal nahrbaktor als avxlo-amoril rvirck unverckiivnt. ckann in 4Vasser, Llilch, Luppen etc. von Zerrten verorckoet, mir t »nnir v»i» rmr klrnälirunx (OIutbilckunL;), Liii tio nx von < k?» unck iri« In cker UI soliätrbar. In Haschen ä Llark 2.50 in ckou Apotheken unck Oroxuerien mit Oebrauchsantveisung; erhältlich.
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