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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.09.1897
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1897-09-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18970922017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1897092201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1897092201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-09
- Tag1897-09-22
- Monat1897-09
- Jahr1897
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Die Morgen-An-gabe erscheint um '/,7 Uhr. die Abend-AuSgabe Wochentag- um b Uhr. Ne-action und Crpedition: Io-anneSgasir 8. Di« Expedition ist Wochentag- ununterbrochen grvsfnrt vo» früh 8 bi» Abend« 7 Uhr. Filialen: Dtto klemm's Sortim. (Alfred Hahn), Aniversitätssrraße 3 (Paulinum), Loni« Lösche. katharlnenstr. ^4, Port, und Aünia-platz 7- BezugS-Preis A» der Hauptexpedition oder den km Stadt, dtjirk und den Vororten errichteten Aus» -«bestellen abgeholt: vierteljährlich ^l4.üO, bei zweimaliger tüglicher Zustellung in« Haus 5.5V. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierteljährlich 6.—. Direkte tägliche Kreuzbandienoung in- Ausland: monatlich ^ii 7.50. W. Morgen-Ausgabe. KWMr.TaMM Anzeiger. Amtsblatt des Königlichen Land- «nd Amtsgerichtes Leipzig, des Aathes nnd Nolizei-Ämtes -er Ltadt Leipzig. Auzeigen-PreiS die 6 gespaltene Petitzeile ^0 Pfg. Reklamen unter dem Redartionsstrich (4ge- spalten) 50^, vor den Famtllennach tchlc, (6 gespalten) 40-H- Größere Schriften laut unserem , Preis« verzeichniß. Tabellarischer und Zis/krnsa^ nach höherem Tarif. Sptra-Veilagcn (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörderung 60.—, mit Postbeförderung 70.—» . Annahmeschluß für Anzeigen: Abend-AuSgabe: Vormittag» lO Uhr. Morgen-AuSgabe: Nachmittag- 4 Uhr. Lei den Filialen »nd Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Druck und Verlag von E Polx M 2<-iv.u<z Mittwoch den 22. September 1897. Sl. Jahrgang. 8uwmmn M 8MNML LiyurLa. SS Lummnm jus summa, injuria — Strengstes Recht ist höchstes Unrecht. Und doch muß der Staat dem Einzelnen, der sich verfehlt hat, gegenüber oft nach diesem Grundsätze handeln, wenn er auch wohl weiß, daß der Anlaß zur Ver fehlung nicht bei dem Uebelthäter selbst gelegen hat. Ein Anderes aber ist es, wenn es sich nicht um ein einmaliges Vorkommniß, nicht um die That eines Einzelnen handelt, sondern um dauernde Zustände, um Zustände, die noch oben drein durch den Staat selbst berbeigeführt worden sind. Man ist in der letzten Zeit durch die häufigen Eisen bahnunfälle auf deutschen Bahnen erschreckt worden. Die preußische Regierung will nun dem Uebelstande dadurch ab helfen, daß mit rücksichtsloser Strenge gegen die Beamten einaeschritten werden soll, durch deren Schuld ein Eisenbahn unfall veranlaßt worden ist. Es trifft sich eigenartig, daß in Bezug auf einen Unfall, bei dem die äußerliche Schuld zweifellos einen unteren Beamten, einen Lokomotivführer, traf, nämlich in Bezug auf den Unfall bei Bingerbrück, soeben festgestellt worden ist, daß der betreffende Beamte von den dem Unfälle vorausgehenden 31 Stunden 25 auf der Locomotive zugebracht hat, und daß er auch am Tage vor diesen 31 Stunden harten Dienst und eine gänzlich unzureichende und höchst unbequeme Nachtruhe gehabt hat. Dieser selbe Beamte war in dem ofsiciösen Telegramm, das den Unfall meldete, ausdrücklich ein pflichttreuer, älterer Beamter ge nannt worden. Wir erinnern unö aus unserer Praxis eines beachtenS- werthen Wortes eines Oberstaatsanwalts. Der hohe Beamte war zur Revision der Staatsanwaltschaft zu einer Sckwur- gerichtSsitzung gekommen. An der Tadle d'hüte im Gast hause rühmte sich ein junger strebsamer Staatsanwalt damit, wieviel Jahre Zuchthaus er bei der diesmaligen Schwur- gerichtSperiode schon „herausgebissen" habe. „Sie müßten eigentlich zur Belohnung Tantieme sitzen", erwiderte ironisch der Vorgesetzte und fuhr dann ernsthaft fort: „Es müßte eigentlich Jeder, der mit der Bestrafung zu thun hat, übungs halber einmal eine Zeit lang sitzen, damit er ein Urtheil darüber gewinnt, was ein Jahr Gefängniß oder Zuchthaus für einen Menschen bedeutet". Wir werden an dieses Wort erinnert, wenn wir lesen, daß die Preußische Regierung die Verschuldungen der Babn- beamten mit Bestrafungen aus der Welt schaffen will. Die Herren vom grünen Tische müßten auch einmal Jahre lang auf der Maschine fahren, in Hitze und Kälte, mit schlechtem Nachtlager, bald am Tage, bald in der Nacht, bald auch gar nicht zur Ruhe kommen, bald einmal fast einen ganzen Tag hinter einander im Dienste; sie würden dann vielleicht zu der Meinung kommen, daß auch ein gewissen hafter Beamter einmal der Müdigkeit nicht widerstehen kann oder daß sein durch die Uebcranstrengung verwirrter Kopf, den raschen Entschluß, den er fassen muß, nicht mehr zu fassen vermag; sie würden dann vielleicht zu der Einsicht gelangen, daß man nicht mit der Bestrafung an fangen muß, sondern mit der Arbeitsentlastung. In welch' fürchterliche Lage werden die Beamten gebracht, die auf der einen Seite überanstrengt werden, auf der anderen die Bestrafung und die Dienstentlassung, letztere Wohl auch noch ohne Pension, vor sich sehen. Das ganze Leben eines solchen Beamten wird zu einem Conflict. Mit 35 Jahren merkt der Beamte vielleicht schon, daß er nickt mehr lange seinen Dienst mit voller Kraft wird versehen können. Was soll er dann thun? Wenn er verlangt, öfter vertreten zu werden, oder regelmäßig ein geringeres Maß von Arbeit zu erhalten, so wird man ihm sagen: „Mein Lieber, wir finden jüngere Kräfte, Sie können gehen." Nun wird er 40 oder 50 Jabre alt und merkt, daß das Gefürch tete eintritt, daß er nicht immer die volle ArbeitS- und Willens kraft bat, ja, daß ihm schon einmal, als er erschöpft war, ein Versehen geschehen ist, das allerdings glücklicher Weise keinen Unfall berbeigeführt hat und nicht bemerkt worden ist. Soll er sich jetzt selbst denunciren? Soll er seine Pensioni- rung nachsuchen? Aber er hat Weib nnd Kinder, die er schon jetzt nur kümmerlich ernähren kann und die er dem Mangel preisgegeben sieht, wenn er auf die Hälfte seines bisherigen Einkommens gesetzt ist. So spielt er Hazard mit seinem Schicksal, indem er sein ganzes Einkommen riSkirt, um eS vielleicht zu behalten, möglicher Weise aber auch mit einem Schlage zu verlieren. Und er wird nicht nur sein Einkommen verlieren, sondern er läuft auch Gefahr, wenn ein schlimmer Unglücksfall geschieht, auf lange Zeit der Freiheit beraubt zu werden. Bedenkt man, daß er sein Unglück dann der übermäßigen Ausnutzung seiner Arbeitskraft durch den Staat zu verdanken hat, durch denselben Staat, der ihn dann entläßt und bestraft, so wird man an das harte Wort erinnert: .,Jhr laßt den Armen schuldig werden. Dann übergebt Ihr ihn der Pein, Denn jede Schuld rächt sich aus Erden." Hier würde sich die Schuld nicht nur an dem unglücklichen Beamten, sondern auch an dem Staate selbst rächen. Die Beamten sollen nicht nur selbst sich von der Socialdemokratie fernbalten, sie sollen auch die Vorkämpfer gegen diese Gefahr für den bestehenden Staat sein. Und das ist an sich ein billiges Verlangen, denn sie stehen in engster Beziehung zum Staate, sie erhalten von ihm ihre Existenz. Wenn sie aber Gefahr laufen, nach harter Lebensarbeit im Interesse des Staates für ein Unrecht büßen zu müssen, daS äußerlich daS ihre, thatsächlich daS des Staates ist, so kann man nicht von ihnen verlangen, daß sie mit Freuden für den bestehenden Staat kämpfen, ja, man wird fürchten müssen, daß sie im Stillen gegen ihn kämpfen, den Lockungen Derer folgend, die ihnen eine bessere Gerechtigkeit in einem anders organisirten Staate versprechen. Wir hallen es darum für die Pflicht gerade derjenigen Parteien, die den Staat im Kampfe gegen die Social demokratie unterstützen wollen, wegen der Zustände im Eisen bahnwesen in der nächsten Session deS preußischen Landtabes der Negierung ernsthaft auf den Leib zu rücken. Es wäre ein Uurecht, hier wieder einmal die Socialdemokratie die Frucht pflücken zu lassen, nach der sie, wie die Auslassungen der socialdemokratischen Presse beweisen, bereits die Hände ausstreckt. — Es ist anzuerkennen, daß die Presse aller Parteien die Frage ernsthaft behandelt; sie kann aber auf die Regierung nur einen moralischen Druck ausüben, während ein faktischer Druck der Volksvertretung Vorbehalten bleibt. Der Lenlralvorstand der Gustav-Adolf-Stiftung bat an den König von Schweden anläßlich seines Regierungs-Jubiläums folgende Adresse gerichtet: Allcrdurchlauchtigster, großmächtigster König! In der dankbaren Erinnerung an die huldvollst gewährte Aufnahme unserer Deputation in Stockholm bei der vier hundertjährigen Jubelfeier des großen, unvergeßlichen Königs Gustav Adolf am 9. December 1894 findet der ehrfurchts vollst unterzeichnete Verein den Muth, auch seinerseits zu dem 25 jährigen Jubiläum der reichgesegneten Negierung Ew. Majestät seine wärmsten Glück- und Segenswünsche ehrerbietigst darznbringen. Das stammverwandte, evangelische Schweden hat an sich schon bei uns Allen die tiefsten Sympathien. Ist doch das Größte in Schwedens Geschichte innig verbunden mit der Geschichte des Evangeliums in Deutschland. Soweit Menschen sehen können, verdankt dieses in erster Linie meist dem großen Schwedenkönig die Rettung für das reine, tief und frei machende Evangelium und damit für seine Zukunft! Wie sollte ein kirchlicher Verein, der wie der unsere unter dem Namen dieses Königs in seinem Friedens- und Helfer werke dieselbe Aufgabe evangelischer Vertheidigung sortfübrt, nicht immer von Neuem zu Schweden sich hingezogen fühlen und theilnehmen an Allem, was in Freude und Leid diesem theuren Lande geschieht? Aber in der gastlichen Hauptstadt dieses Landes haben wir Schwedens großen Erinnerungstag selber mitfeiern dürfen, wir haben bei dieser Gelegenheit in unvergeßlicher Weise die Huld und Gnade Ew. Majestät erfahren und gefühlt, daß noch derselbe Geist evangelischer Entschiedenheit, Klarheit und Wärme in dem Herzen Ew. Majestät seine Heimatb hat. Es war uns eine hohe Erquickung und Stärkung. Sie ist noch heute in uns Gegenwart nach Jahren! So mag auch diese ehrfurchtsvolle Begrüßung an einem Tage, wo ein ganzes Volk seinem Könige für reich em pfangenen Segen mit feinem Danke naht, gnädigst aus genommen werden. Gott trage auch ferner Ew. Majestät, das ganze könig liche HauS und das ganze theure Land mit seinem reichsten Segen! Leipzig, den 10. September 1897. Ew. Majestät allerunterthänigster Centralvorstand des evan gelischen Vertins der Gnstav-Adolf-Stiftung. v. Gujtav Adolf Fricke, v. Bruno Hartung, Vorsitzender. Schriftführer. Deutsches Reich. * Berlin, 21. September. Ueber die Stellung deS Kaisers zu den Flottenplänen bringen die „Bert. Pol. Nachr." den folgenden, anscheinend inspirirten Artikel: „Der Kampf gegen die nothweudige Verstärkung unserer Wehr kraft zur See wird planmäßig mit einer Reibe von Schlag wörtern, wie „uferlosen Flottenplänen", „Paradezwecken", geführt, welche ihre Spitzen offensichtlick gegen die Person deS Kaisers richten. Diese Taktik ist für die Beurtheilung deS sachlichen Werths der Opposition von besonderer Be deutung. Wohl ist ,eS richtig, daß der Kaiser für die Ver stärkung der Flotte voll eintritt; noch beute besitzt Deutsch land das Maß von Seekriezskräften nickt, welches ausweis lich deS Flottenprogramms von 1873 nach Wiedererrichtung des Reichs für nothwendiz erachtet wurde. Die Durch führung dieses Programms, welche naturgemäß dem Fortschritte der ScekriegSkunst und der SchiffSbautechnik sich anpassen muß, ist zunächst durch das Hervortreten deS Torpedowesens unterbrochen worden, von dem man eine Umgestaltung des gesammtcn Seekriegswesens und namentlich die Entbehrlichkeit der großen Panzerschiffe erwartete. Wie bei anderen Mächten, hat man daraufhin auch bei uns den planmäßigen Ausbau der Panzerkriegsflotte sistirt. Bekanntlich aber haben die Torpedofahrzeuge sich zwar als sehr wirksame Hilfsmittel für den Seekrieg und namentlich die Vertheidigung der Seeküsten und Hafenplätze erwiesen, aber sie können ins besondere für die Action aus hoher See die Panzerschiffe auch nicht entfernt ersetzen. Wie England, Frankreich und andere Seekriegsmäckte mit der Erkenntniß von der richtigen Be deutung des Torpedvwcseus für den Seekrieg alsbald wieder zur Verstärkung ihrer Panzerschlachtflotte übergegangen sind, so hat auch Se. Majestät von demselben Augenblicke an sein Augenmerk auf die Nachholung des in dieser Hinsicht Ver säumten gerichtet. Aber es ist eine durchaus ungerechtfertigte Unterstellung, wenn behauptet wird, daß die von dem Kaiser genehmigten Flottenpläne sich nicht überall in den Grenzen deS unbedingt Nolhwendigen hielten oder über das hinaus gingen, was von den berufenen Beratbern im Marinefache empfohlen wird. Wie wir auf das Authentischste versichern können, ist das Gegentheil der Fall. Der Kaiser hat den ibm vorgelcgtcn Plänen gegenüber stets die Rücksicht au' die Finanzlage sowohl des Reiches als der Bundes staaten voll im Auge behalten und die Pläne der Sachverständigen nach diesen und anderen Rücksichten des Gemeinwohles auf das unbedingt notktvendige Maß eingeschränkt. Nicht die treibende Kraft der Marine enthusiasten, sondern vie die Fachwünsche dem höheren Ge sichtspunkte der salus publica unterordnende StaatSweiskeit ist daS charakteristischste Merkmal der Thätigkeit des Kaisers in Sachen der Verstärkung der Flotte. Nur daö unbedingt Nothwendige und finanziell Mögliche findet seine Zustimmung." * Berlin, 21. September. AuS den Anträgen für den socialdemokratischen Parteitag inHainburg heben wir unter Uebergehung der größtentheils schon früher mit- getheiltcn Anträge, betreffend die preußischen Landtagswahlcn, einige hervor. Es beantragen: Parteigenossen in Lahr: Streichung des Satzes: „Erklärung der Religion zur Privatsache." Parteigenossen in Mainz: Auf die Tagesordnung des näcksie i Parteitages zu setzen: 1) Tie theoretischen Grundlagen des Partei- Programms, mit den Genossen Kautsky und Conrad SchnciU als Referenten. 2) Die Bedeutung der Consumgenossenjchasten snc die Arbeiterklasse. Parteigenossen der Kreise Ob er bar n im und König berg N.-M : Die Agrarfrage auf die Tagesordnung des nächsten Partei tages zu setzen und zu den Vorarbeiten eine Commission einzusetzen. Parteigenossen des Reichstags-Wahlkreises Essen: Tas Höchst gehalt der P a r t e i - A n g e st e l l t e n auf 3000 zu n o r in i r e n. Parteigenossen in Münster: Tie Parteileitung hat nach Mög lichkeit dafür Sorge zu tragen, daß hervorragend geistig gebildete, redegewandte Agitatoren, resp. Reichstags-Abgeordnete, den Provinzialsrädten erhalten bleiben und weniger als bisher syste matisch nach Berlin gezogen werden. Parteigenossen des 5. sächsischen Reichstags-Wahlkreisee: Der Parteitag möge dahin wirken, daß Polemiken zwischen Parteiblätlern, welche einen persönlichen und beleidigenden Charakter tragen, in Zukunft unmöglich gemacht werden. Parteigenossen in Hastedt: Sämmtliche Arbeiterzeitungen sowie die Parteiliteratur haben vom 1. Januar bezw. 1. April 1898 in neuer Orthographie zu erscheinen. Parteigenossen des 12. und 13. sächsischen Reichstags- Wahlkreises: 1) den Abonnenten der „Neuen Welt" ist Titel, owie Jnhaltsverzeichniß als Gratisbeigabe resp. als letzte Nummer des Jahrganges von jetzt ab zu liefern. 2) Tie Buchhandlung „Vorwärts" ist zu beauftragen, die Romanschrist „In freien Stunden" in künstlerischer und technischer Hinsicht zu ver vollkommnen. Parteigenossen in Hastedt: Die Buchhandlung Vorwärts, owie solche Buchhandlungen, welche Material zur Massenverbreitung Herstellen, haben solches einem kleinen Ort, welcher nur ein kleines Quantum bestellen kann, zu demselben niedrigen Preise zu liefern, wie einem großen Ort, welcher größere Posten bestellt, sofern es gratis verbreitet werden soll. Parteigenossen in Danzig und Elberfeld: Tie Parteileitung zu beauftragen, ein politifch-parlam en torisches Handbuch zur besonderen Benutzung bei der bevorstehenden Reichstagswahl herauszngeben. Parteigenossinnen von Dresden und Umgegend: Ter Partei Vorstand möge in allernächster Zeit eine unentgeltliche Broschüre herausgeben mit besonderer Berücksichtigung dec Gesinde- ordnung. Parteigenossen des Ncichstagswahlkreises Liegnitz - Goldberg - Haynau: Es ist auf Kosten der Partei wenigstens für die östlichen Provinzen ein Agitationskalcnder herauszugeben. Parteigenossen in Harbnrg: Die Buchhandlung Vorwärts hat ihre Kataloge an die Parteibuchbandlungen gratis abzugebcn. Parteigenossen in Magdeburg: Zn einer geeigneten Z it Hal iin Jahre 1898 eine allgemeine, einheitlich geregelte und ummsteuke Agitation für das ganze deutsche Reich zu beginnen. Dejelbe hat den Zweck zu erfüllen, folgenden Forderungen mehr Nachdruck zu verschaffen: 1) Verkürzung der Arbeitszeit auf acht Stunden; 2) gesetzliche Festlegung dieses Arbeitstages; 3) Arbcitsruhe am 1. Mai. Parteigenossen des 6. Berliner Reichstags-Wahlkreises: Ter Parteitag möge die Stellung des „Vorwärts" beim Ham- burger Hasenarbeiter-Ausstand und der Buchdrucker- Bewegung prüfen. Genosse Bersus in Berlin: In den Wahlkreisen mit über wiegender polnischer Bevölkerung sind nur solche Genossen als Reichstagscandidaten aufzustellen, die der deutschen nnd pol- nischcn Sprache mächtig sind. Parteigenossen des 12. nnd 13. sächsischen Reich Stags- Wahlkreises: Tie socialdemokratijche Fraktion Les deutschen Reichstages wird beauftragt, gegen die ungleichmäßige und miß bräuchliche Anwendung des K 153 der Gewerbe-Ordnung vor dem Reichstag Beschwerde zu führen und insbesondere darauf hin- zuweisen, daß das, was dem Arbeitnehmer auf Grund dieses Para graphen verboten wird, dem Unternehmer ungehindert gestattet ist. D Berlin, 21. September. (Telegramm.) Tie Land wirtlffchaftstammcr der Provinz Brandenburg trat beute Mittag im Släntebause zu Beratbnngcn zusammen, die dazu dienen, daß Klarheit über den Stand der Börsenfrage herbcigeführt und daß eine Richtung für die künftige Stellung nahme zur Ausführung des Börscngcsetzes gegeben werde. Den Verhandlungen, über die unbedingte Verseh w icgen beit gewahrt werden soll, wohnte ter Oberpräsident v. Achen bach bei. — Ter Kaiser wird, wie man der „Köln. Ztg." meldet, am 18. Oktober nach Wiesbaden kommen zur Enthüllung deS Kaiser-Friedrich-DenkmalS. FenNleton. Carl Rudolph Lromme, der erste deutsche Admiral. Sin Äedenkblatt zum 22. September. ick. Am heutigen Tage wird in Hammelwarden, einem an der Weser gelegenen Dorfe, das Denkmal für einen Mann enthüllt werden, den wir Leipziger mit Fug und Neckt als den unsrigen bezeichnen können : Carl Rudolph Bromme, Deutschlands ersten Admiral! Nach langem Ver gessen trägt so das deutsche Volk eine Danke-schuld ab, und gerade in diesem Blatte ist nicht wenig dahin gewirkt worden, daß die Erinnerung an Bromme vor einer Reihe von Jahren wieder geweckt wurde. Durch einen vor nun mehr 13 Jahren erschienenen Artikel wurde die Aufmerksamkeit weiterer Kreise auf den Mann gelenkt, der in einer Zeit, da Deutschland von dem EinheitSgedanken so ganz erfüllt war und doch unter der merkwürdigsten Zerrissenheit so unendlich zu leiden hatte, mit geringen ihm zu Gebote siebenden Mitteln die er sie deutsche Flotte schuf! Freilich, klein war der Anfang, und nicht zu vergleichen sind die damaligen Sckiffe mit den heutigen stolzen Eisenkolossen; aber cS war eine Tbat und die That stand bei Bromme, Er bat es daher verdient, dem deutschen Volke unvergeßlich zu bleiben, und Jedem, der den stillen Friedhof von Hammelwardcn betritt, wird nun die Stätte kenntlich sein, wo der Begründer der ersten deutschen Flotte seine letzte Rübe fand. Carl Rudolph Bromme wurde geboren am 10. Sep tember 1804 in der Gemeinde Anger bei Leipzig, die nun mehr seit 1889 in das Stadtgebiet ausgenommen ist. Das in der Hauptstraße befindliche Geburtshaus, das vor etwas mehr als einem Jahrzehnt der noch unter uns lebende Neffe Bromme'S, Herr Buchhändler Stadtrath Wagner, durch eine Erinnerungstafel kenntlich machen ließ, war dem Vater Bromme'S vom Professor der geistlichen Alterthümer an der Leipziger Universität, Anton Ernst Klausing, für treu geleistete Dienste geschenkt worden. Bromme selbst war bei der Geburt rin so schwächliches Kind, daß er noch am selbigen Tage die Nothtaufe erhielt. Aber das schwächliche Kind gedieh, und wenn die Eltern auch schon in frühester Jugend ihm wegstarben, so erhielt cr dock eine gute Erziehung und vor Allem bildete sich, viel leicht gerade in Folge des Alleinstehens, ein selbstständiger Charakter. Ihn erfaßte, obwohl nichts in seiner Umgebung auf den seemännischen Beruf hindeutete, ein unwider stehlicher Drang zum Secleben, und mit großer Beharr lichkeit wußte er den Widerspruch seiner Angehörigen gegen diese Berufswahl zu überwinden. Kaum batte er die Schul jahre hinter sich, so ging er nach Hamburg, um sich auf der dortigen Navigationsschule für seinen Beruf vorzubcreiten. Die nölhige Praxis eignete er sich durch dreimaliges Reisen nach Westindien an» und so bestand er denn die SeemannS- prüfung in ausgezeichneter Weise. Zunächst diente er nun mehrere Jabre auf der nord- amerikanischen Handelsmarine, wobei er sich verschiedentlich hervortbat, so daß, als der Führer seines Schiffes auf einer der Reisen in Kanton starb, er an dessen Stelle das Com- mando übernehmen konnte. Besonders suchte sich Bromme aber Kenntnisse in den Militairwissenschaften des Seewesens anzueignen, denn der Eintritt in eine Kriegsmarine war sein Ziel. An eine solche war damals in Deutschland freilich nicht zu denken, und so schloß sich Bromme, als Lord Coch rane im Jahre 182? eine Expedition nach Griechenland ausrüstete, um in dem dort auSgebrockcnen Befreiungskämpfe mitzuwirken, dieser Expedition mit Begeisterung an. Sein Aufrücken war, Dank seiner Kenntnisse und seiner unermüdlichen Tbätigkeit, in griechischen Diensten ein sehr schnelles. Kaum 24 Jahre alt, wurde Bromme zum Fregatten- capitain ernannt und als solcher hat er auf den von ihm commandirten Schiffen bei vielen Expeditionen und Ge fechten bis zur Beendigung deS Krieges im Jahre 1829 ruhm voll mitgewirkt. Auch nach eingetretenem Frieden blieb er in griechischen Diensten und arbeitete namentlich an dem OrgamsationSplan der griechischen Nationalmarine. Unter der Regierung des Königs Otto war er Hafencapitain von ParoS, später Commandant der Militairschule in PiräuS. Nach der Revolution deS Jahres 1843, die sich besonders gegen die Ausländer richtete, wurde zwar auch Bromme in Disponibilität versetzt, doch übertrug man ihm bald den Vorsitz im Marine-KriegSgerichte, und so war er damals vielleicht der einzige Deutsche in griechischen Diensten. Die ihm verbleibende freie Zeit benutzte er zu literarischen Arbeiten. Als Frucht dieser Thätigkeit ließ er im Februar 1848 sein Buck „Die Marine" in Berlin erscheinen, welches wegen seiner Gründlichkeit und praktischen Tendenz großes Aussehen erregte. Diese- Buch sollte auch die Veranlassung zu Bromme'S Rückkehr nach Deutschland werden. Damals, al-der EinbeitSgedanke im deutschen Volke sich mächtig Bahn krack, wurde von Holstein auS die Anregung gegeben, daß die deutsche Nation sich eine eigene Flotte gründen solle. Aller Orten wurde diese Anregung mit Jubel begrüßt und freiwillige Beiträge gingen zahlreich ein. Ein jeder Deutsche hielt es für seine Pflicht, sein Scherflein zu geben, von der armen Wittwe bi« zum preußischen Königssohne, denn auch der in London sich aufhaltende Prinz von Preußen, der spätere Begründer de« deutschen Reiche-, schickte einen Beitrag von 12 000 Gulden ein.. Als dann die Nationalversammlung in Frankfurt dir Summe von 6 Millionen Gulden bewilligt batte, waren der Mittel genügend vorhanden, um wenigstens den Grund sür eine deutsche Flotte zu legen. Aber es fehlte an dem Manne, um diesen Plan auSzuführen und kühne patriotische Hoffnungen zu erfüllen. Da richteten sich die Blicke auf Bromme, ter dnrck seine Schrift gezeigt hatte, daß er ein Kenner deS Marine wesen- war. Freudig nahm er die Berufung an, zu ter Prinz Adalbert von Preußen und der damalige NcickS- handelSminister Duckwiy das Meiste gethan batten. Im Januar 1849 kam er in Frankfurt a. M. an, um sich am Orte der „Centralgewalt" zunächst die nöthige Auf klärung über alle Verhältnisse zu verschaffen. Dann ging cS an die praktische Arbeit. Und da war ein Riesenwerk zu bewältigen. Als er am 9.Mär; in Bremerhaven in Begleitung eines einzigen Secretairö anlangte, fand er ein vollständiges Chaos vor. Es waren zwar einige Dampfer vorhanden, die man in England und Amerika angekauft und mit großen Schwierigkeiten nach der Weser übergeführl hatte, aber an ihrer kriegsmäßigen Ausrüstung und Bemannung fehlte nicht mehr als Alles. Aber Bromme (oder Brommy, wie er sich selbst aus amerikanischen Diensten her nannte) verzagte nickt, und das beste Zeugniß für seine unermüdliche Thätigkeit ist wohl darin zu finden, daß er nach kaum drei Monaten im Stande war, mit dieser Flottille auszulaufen und den Dänen ein Seegefecht zu liefern. Dieses Seegefecht bei Helgoland, geliefert am 4. Juni 1849, ist so sehr Gegenstand der Mythe und auch leicht be greiflicher patriotischer Uebertreibung geworden, daß wir einen Augenblick länger bei diesem Ereignis; verweilen müssen. Die mäßigste Darstellung, die wir im Allgemeinen finden, gehl dabin, daß da« deutsche Geschwader die ihm gegenüber befindliche dänische Corvette „Valkurien" so übel zurichtete,
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