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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.09.1897
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1897-09-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18970929022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1897092902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1897092902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-09
- Tag1897-09-29
- Monat1897-09
- Jahr1897
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Abend-Ausgabe. riWM Tageblatt Druck und Verlag von L. Polz in Leipzig Jahrgang. M. Mittwoch den 29. September 1897. so 59 L.) »0 )0 Frnrlletsn ZV oo Di» Morge«-Au»gabe erscheint um '/,7 Uhr. die Slbend-AuSgabe Wochentag« um L Uhr. 9310 27.10 81.30 27,75 >,12>. 3450 91.50 57.50 g-I. 105,30 183.— 183.50 129 80 9« SO 171.75 181.25 183.40 197.40 1 0.80 112.75 74,— «: 8tiN, latadarx m«> Nor<1 »io« It»r<t»«i>k«r °««tk. L. S.- «r«. 6«- t: ^Uen- Nnmmerd. LsMruiu 14 7700 v., 1921« 8.. 4»^eod«oli klelslls u. p SIM 6., xsubrudm , 8««iv8«ir I - ,1-ckuIS- .. Kilver L 01 S., 6or>- vruu kor «rbr»uerei «-Srivd <I«r Unmevtdal tk- WI (1., lvke L Oo. «uck U« Ij., krirckrieli )., NSoixtL UaikilS.ii , SedUtrel I. ^.u»«»ds korUsnS Die nächsten Tage werden die Entscheidung darüber bringen, ob ter Aus st and der Former in Berlin zu einem großen MctaUarbeitcransstanS answachsen wird; zur Zeit sind bereits KOO Former ausständig. Gestern Abend haben zwei öffentliche Versammlungen stattgefunven, nm den gegenwärtigen Stand deS Ausstandes und die weiteren Maßnahmen zu beratben, für heute Abend ist eine Bezirks versammlung deS deutschen MetallarbeitcrverbandeS einberuien worden; auf der Tagesordnung steht als erster Punct: Bortrag deS Genoffen Hoffmann über das „moderne Naubritterlhum". Wir lassen es vor der Hand dahingestellt, inwieweit hierin ein Antheil socialdemokratischer Bestrebungen zu suchen ist, und geben der Hoffnung Ausdruck, daß einerseits die Arbeit geber daS Ihrige thun werten, um einen Ausgleich herbei zuführen, soweit ihnen dies irgendwie in Rücksicht auf die Aufrechterhaltung der DiSciplin in ihren Betrieben möglich ist, und daß andererseits die Arbeitnehmer, ehe sie sich in die Unkosten einer nicht angebrachten „Solidarität" und ihre Familien in wirthschastlicke Bedrängniß stürzen, nüchtern die Sachlage prüfen und sich nickt in Massenversammlungen zu unüberlegten Entschlüssen hinreißen lassen. In dieser Hinsicht haben die von ter Firma A. Borsig der Ocffeutlich- keil übergebenen Aufklärungen besonderen Anspruch auf Beachtung, zumal hier ter AuSstand ausbrach und tie Ver hältnisse in tiefer Fabrik somit als der Maßstab zu betrachten sind, mit welchem die übrigen Ansprüche der ausständigen Former gemessen werten wollen. Daraus ergiebt sich zu nächst, daß tie ausständigen Arbeiter dort durchschnittlich 10 Stuntcn täglich beschäftigt waren und durchschnittlich pro Stunde 70 verdienten. Noth trieb sie also nicht. WaS sie trieb, erhellt auS folgender, irrige Annahmen berichtigender Darstellung der Firma: „Seit einiger Zeit war cs uns bekannt, daß in sämmtlichen Perliner Eisengießereien der Reihe nach Ausstände erfolge» sollten, und zwar zunächst bei uns, nachdem der Ausstand bei der Firma Rössemann L Kühncmann bcigelegt worden sei. Um dem bevorstehen den Ausstand nach Möglichkeit vorzubeugen, hielten wir am genommen war. Ein Mann, der gesund vor ihr stand, der morgen schon todt sein konnte und begraben wurde — das war ihr noch nie vorgekommen. Es war weder Furcht, noch Angst, weder Liebe noch Hoffnung, was sie bewegte, sondern mehr eine fast kindische Neugier, wie Alles nur enden würde und dabei bereitete es ihr unbeschreibliches Vergnügen, in eine Sache so tief ein- geweiht und daran betheiligt zu sein, von der, wie sie glaubte, Niemand etwas wußte, während thatsächlich schon die halbe Stadt davon sprach. „Warten Sie," sagte sie nach einer kleinen Pause wichtig, „warten Sie, ich werde sehen, wo Papa jetzt ist und was er macht; vielleicht können Sie jetzt " „O, Sie sind mein Engel, meine Rettung, Felicia!" rief Graf Victor begeistert aus und küßte ihr stürmisch die Hand. Das Modern-Ritterliche und Romantische, der alte Adel, das sagenhafte Schloß Reblingen, das Vornehm- Schneidige und das durchaus Feine und Elegante in der Erscheinung des Grafen Victor bestach Felicia. Sie ließ sich daher die Begeisterung für ihre Person gern gefallen, denn das schmeichelte ihr ungemein. Nachdem sie ihm hin länglich Zeit gelassen, ihre Hand zu küssen, machte sie sich los und trat von ihm zurück. „Warten Sie hier, Victor, ich will nach Papa sehen und bin gleich wieder zurück," rief sie ihm noch leise zu, dann verschwand sie unter der Thür und trat ins Neben zimmer. Sie fand ihren Vater in einem kleinen Salon, dessen Fenster einen besonders hübschen Auslug über das Meer und über die Küste nach Cap St. Martin und Bordighera boten. Hier lag er in seinem Rollstuhl — er konnte noch immer nicht gehen — am offenen Fenster, um frische Luft zu schöpfen. „Papa, Papa," rief Felicia laut und aufgeregt, „bist Du hier? Bist Du wohl?" Herr Drlorme und Frau Courcelles standen hinter dem Rollstuhl, um Don GraciaS zu unterhalten. Beim Ein tritt seiner Tochter wandte er den Kopf ein wenig. „Ah, Du bist's, Felicia", sagte er langsam, „und was willst Du?" „Papa, dort hinter der Thüre steht Jemand, der gern, (27,9) tu -Vitt« al»na- (27/91 i 6tdr»lc»r; > N«'» Vor«. - (27/9; von IH-tia «i«r ll» »er» (27/9> BezttgS-Prei- tz« Hauptexpeditkon oder de« tm Ätadt« ffrk und de« Vororten errichteten Aas oestellen abgeholt: vierteljährlich ^>4.50, Uveimoliarr täglicher Zustellung in« «ß ^l V.SO. Durch die Post bezogen für utschlond und Oesterreich: vierteljährlich 6.—. Direne tägliche Kreuzbandlrndung Av« Ausland: monatlich 7.S0. Annuhmeschluß für Anzeigen: Nbr»d-Au«gabe: Vormittag« 10 Uhr. Vkvrge«-Ausgabe: Nachmittag« 4 Uhr. Vei den Filialen und Annahmestellen je rin» halbe Stund« früher. Anzeigen sind stets o« di« ExprSiti«» zu richte«. »SO 1810 93,10 ro,- ,3,40 58 — 14,— 55,50 37,80 Nrdnction vn- ErpeLitio«: Johanne-gaffe 8. Die Expedition ist Wochentag« ununterbroche« »0ff«t vou früh S bi» Abend« 7 Uhr. Filialen: Dtt« Klemm'« Eorttm. (Alfred Hatz«), Uuivrrsitätsstraße 3 lPauliauai), Loui« Lösche, Kethariuenstr. 14, pari, und KömgSplat 7. Die österreichische» Klerikalen sind in einer fatalen Verlegenheit, in die sie daS Duell des Grafen Badens gebracht hak. Die katholische Kirche verwirft daS Duell un bedingt, und infolge dessen erhebt sich im klerikalen Lager scharfer Widerspruch gegen das Verhalten Badeni'S. Die deutsche katholische Volkspartci in Oesterreich hat ihr „tiefstes Bedauern über die Verletzung göttlichen und menschlichen Gesetzes" ausgesprochen; die „Köln. VolkSzeitg." meint, daß man in religiös gesinnten Kreisen Oesterreichs nun wisse, weß Geistes Kind Graf Badeni sei; ein klerikales tiroler Blatt fordert mit Entschiedenheit den Rücktritt Badeni'S. Diese Forderung ist die logische Conscquenz der klerikalen Anschauungen. Aber wird ihr genügt werden? Wir glauben es kaum, denn der österreichische Kaiser, der daS Duell Badeni'S ausdrücklich genehmigt hat, kann sich nicht I verhindern den Zusammenfluß der slawischen Strömungen 74.— 53.25 04,25 01,— 26,— 07,— 30.50 79,— 48,75 !81 — !8375 .20,— 33.50 89,70 145,— 94,— (55,— 100,- ,22.25 ,20.75 ,54 25 70.50 14425 109.25 143.25 159,— 189,— 218.20 216.50 Arbeitgebern und Arbeitern erschien. Nickt znm Letzten wohl dem früheren Handelsminister von Berlepsch, der den „vierten Stand" hochleben und damit auf die Methode, mit der der „dritte Stand" in Frankreich in der Revolution seine Stellung erkämpfte, als eine vorbildliche hinwieS. Daß Deutschland Stände in jenem alten französischen Sinne der Ungleichheit nickt kennt, schien weder den Minister, nock den ihn — WaS wohl als gereckte, wenn auck barte Kritik angesehen werden muß — als Mann der socialpolitischen Zukunft feiernden Professor Delbrück anzusecktcn. Indessen, Paradoxen und Gefallen an der nur» popnlaris sind nichts Neue« im öffentlichen Leben. Im Ganzen haben die Kölner Verhandlungen keine Erscheinungen gezeitigt, die den Gegnern deS Vereins für Socialpolitik als brauchbare Waffen dienen könnten. Ten Beratdungcn über die Hand werkerfrage und den Personalcrcdit ist sogar eine gewisse „versammelnde" Wirkung nicht abzusprechen. Sie baben nichts wesentlich Neues zu Tage gefördert — der Schwerpunkt der Tbätigkeit des Vereins liegt ja auch nickt in den Verhandlungen, sondern in seinen Forschungen und Publikationen —, aber die weitere Betbörung des Hand werks durch Vertröstung ans den Befähigungsnachweis und die ZwangSinnnng, sowie die p o l i t i sch en Treibereien gegen die nicht nach Schulze-Delitzsch gebildete» Geuossensckaslen sind durch jene Auseinandersetzungen einigermaßen erschwert worden. 9 9 9 5 0 9 S 0 0 0 0 o 7'2 5'/,. 3"., .«. — .01^ 9 21» vrisk 36?5 «150 3550 2875 3550 3125 4950 9625 11800 9850 8750 8550 3300 775 Götzendienst. 20j Roman in zwei Theilen von Woldemar Urban. Nachdruck «erboten. „Pst — pst — seien Sie still, Herr Graf, ich weiß Alles. Ich habe es erfahren, gleichviel von wem und weiß es nun. Aber, mein Gott, wie können Sie nur so etwas machen! Wenn er Sie nun todtschießt!" Auf vierzig Schritte, bei einmaligem Kugelwechsel — eine reine Formsache; aber Graf Victor that doch so, als fühle er schon die Kugel in der Brust. Er schlug an seine Brust, blickte Felicia schmachtend an und sah dann hinauf zur Decke, wo der Lampenhaken herabhing. „Wie Gott will!" preßte er endlich heraus; „aber wenn Sie wüßten, welch großes Glück durch die Kugel in dieser Brust zerstört wird, welch' selige Hoffnungen, welche be rauschenden Träume der Zukunft ; aber der Ehre muß Genüge geschehen, komme nun auch, was da wolle." „Mein Gott, mein Gott," gruselte Felicia weiter, „zu denken, daßSie in vierundzwanzig Stunden schon kalt und todt und begraben sein können, Sie, Graf Victor zu Kreuz, der jetzt noch so gesund und frisch vor mir steht — das ist ja schrecklich!" „Jawohl, schrecklich," wiederholte Graf Victor und nickte dabei langsam und tragisch mit dem Kopfe, „das Gebot der Ehre aber ist ein eisernes, gnädiges Fräulein und es ist in diesem Falle um so schrecklicher, als ich mit der Unsicherheit und Ungewißheit m den Kampf gehen muß, die noch immer über unserem Geschick liegt. Wer weiß, ob nicht gerade da durch im entscheidenden Moment meine Hand zittert und mein Blick sich trübt! Ja, Felicia, ich stehe vor einer schweren Stunde, darum nehmen Sie diese Ungewißheit von mir, erlösen Sie mich aus meinen Zweifeln und lasten Sie uns mit Ihrem Papa sprechen. Jetzt oder nie — ich kann nicht anders — morgen ist es vielleicht schon zu spät". Dumpf und verzweifelt kam der letzte Satz von den Lippen des Grafen Victor. Felicia sah ihn forschend an und dabei kam ihr Alles so ungeheuer interessant, so neu und originell vor, daß sie ganz vom Augenblick in Anspruch Anzeiger. Älttlsbkatt des Höitigkiche» Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des RaHes und Nolizei-Ämtes der Ltadt Leipzig. lag gelassen auf seinem Rollstuhl, nach seiner Art die Augen halb zugekniffen und sah den jungen Edelmann ohne jede Erregung an. Niemand hätte in diesen rohen, etwas ver fetteten Gesichtszügen lesen können, was wohl der Mann in diesem Augenblick dachte. Aber es war auffallend, wir sehr sich die Situation zwischen den beiden Männern seit ihrer ersten Zusammenkunft verändert hatte, und das fühlten in diesem Augenblicke wohl Beide zugleich. „Sie haben mich sprechen wollen, Herr Graf", begann Don Gracias in seiner gewöhnlichen, breiten Sprechweise, „bitte, nehmen Sie Platz." Graf Victor that, als habe er die letzte Aeußerung nicht gehört und blieb ruhig an seiner Stelle. Es mochte ihm vornehmer, höflicher und vielleicht auch feierlicher erscheinen, wenn er stehen blieb, wie man das einem Fürsten oder Monarchen gegenüber ja gewöhnlich übt. Auch dünkte es ihm bequemer, denn es war ihm bei der ganzen Affaire doch nicht ganz wohl. Er konnte zwar mit einiger Gewißheit auf eine entgegenkommende Beantwortung seiner Be werbung rechnen, denn, wenigstens in den Kreisen, in denen er ausgewachsen war, bedeutete schon die Zulassung zu einer solchen Unterredung eine halbe Einwilligung. Umging man jedoch dieselbe, so ersparte man sich gewöhnlich auf diese Weise eine directe Ablehnung. Immerhin aber hatte Graf Victor so viel auf dem Kerbholz und war so wenig über Ansichten und Pläne des Herrn de Melida unterrichtet, daß ihm nun doch etwas beklommen und unheimlich wurde. „Zunächst, Excellenz," sagte er nach einem verlegenen Räuspern, „gestatten Sie mir wohl, Ihnen meinen innigsten Dank dafür auszusprechen, daß Sie mich trotz Ihres leiden den Zustandes, den ich tief bedauere, doch zu dieser Unter- redung zugelasten haben." „Bitte, bitte, Herr Graf. ES verstand sich von selbst, daß ich Sie anhören würde, sobald Sie mir sagen ließen, daß Sie mir etwas Wichtiges mitzutheilen hätten. Also fasten Sie sich kurz und kommen wir direct auf Ihr An- liegen." Graf Victor verbeugte sich leicht und fuhr fort: „Excellenz, ich darf wohl vorauSsetzen, daß Sie nicht ganz in Unkenntniß über den Zweck meines Besuches sind, aber das dürfte Ihnen wohl noch unbekannt sein, daß ich nicht lediglich aus eigenem Antriebe hier bin, sondern mit A»zeige«'Prei- dir -gespaltene Petitzrile SO Psg. Neclame« ««ter dem Red«ction»strlch (4 g» spalte«) SV4, vor de« Famtttevuachnchtr» (S gespalten) 40/g. Vrößere Schriften laut nuferem Preis- verzeichaiß. Tabellarischer «ad Zfffernfas «ach höherem Tarif. aut dadurch deSavouiren, daß er wegen eben desselben Duells seinen Ministerpräsidenten fallen läßt. Wie verlautet, ist nach dem Duell ein Brief de« Kaiser« an den ältesten Minister, Grafen WelserSbeimb, nach Pest gekommen, in dem ter Kaiser mittheilte, daß er daS DemissionSgesuck Badeni'S als nicht gestellt ansehe und zugleich die Entschließung wegen der Einstellung aller strafrecht lichen Folgen übergab. Wollten nun die Klerikalen den von ihrer Kirche ausgestellten Grundsätzen treu bleiben, so müßten sie einem Ministerium, an dessen Spitze ein so sündhafter Mann steht, die Gefolgschaft ver sagen und sich auf die Seite ter Opposition stellen. Da sie aber dabei ein schlechtes Geschäft machen würden, so werden sie sich rechtzeitig an einen Grundsatz erinnern, nach dem auch die Päpste, wenn es ihnen angemessen schien, verfahren sind: lolerari posse, d. h. man kann sich auch etwa» gefallen lassen, was gegen die Satzungen verstößt, dann nämlich, wenn dies GesaUenlassen opportun erscheint. Graf Badeni wird also wohl bleiben, und die entrüsteten Klerikalen werden ihn unterstützen, — falls er ihre Specialwünsche erfüllt. Die Be dingung der Erfüllung ihrer alten Forderungen stellen auch die Jungtschechen, wie auS der an anderer Stelle mit- getheilten Resolution ihrer Vertrauensmänner hervorgeht, als Preis für die Unterstützung deS CabinetS Badeni. Man wird ja nun bald sehen, wie daS auf beiden Seiten nicht ehrlich gemeinte Geschäft sich abwickelt. Eptra»Vellage» (gefalzt), nur mit de, Morgen-Ausgabe, ohne Postbeiorderun« ^l SO.—, mit Postbrfördernng 70.—. 17. August bei unseren sämmtlichen Formern Umsra qe, ob sie irgend welche Beschwerden zu führen oder Wünsche zu stellen hätten. Diese Anfrage wurde ausdrücklich verneint. Am 18. August unterhandelte unser Formermeister mit einer Colonne von fünf Formern über die Anfertigung eines DoppelcylinderS im ungefähren Gewichte von 2230 lcx. Für dieielbe Arbeit wurde, wie unsere Bücher auSweisen, im Lclober 1895 178,40 ./L einschließlich sümmtlicher Keruarbeiten bezahlt. Der Formercolonne wurde für diese Arbeit 180 .6 ge boten, ober LOO von ihr verlangt. Diese Forderung lehnte der Formermeister mit dem Bemerken ab, daß er keine andere Arbeit für diese Colonne habe, wenn sie die Herstellung LeS Cylinders nicht für 180.^ übernehmen wolle. Am Montag, 23. August, sollte, wie uns berichtet worden, der Ausstand der Former bei uns beginnen. Da seitens der Former wohl befürchtet werden mochte, daß wir dennoch die Erhöhung des Accordes von 180 aus LOO be willigen würden und somit rin Anlaß zu dem befohlenen Aus stand bet uns nicht mehr vorhanden wäre, erschienen am Montag, L3. August, früh <?,« Uhr, drei andere Former, die nicht zu der fraglichen Colonne gehörten, und verlangten im Auftrag sämmtlicher Former für die Anfertigung des Cylinders eine nochmalige Erlühung des AccordeS um 50 ^lk, so daß die Herstellung des Cylinders nunmehr 250 kosten solle. Den Formern wurde erwidert, daß der geforderte Preis, weil viel zu hoch, nicht bewilligt werden tönue, daß man jedoch, um Differenzen zu vermeiden, den Cylinder außerhalb ansertigen lassen wolle. Cs wurde den Formern außerdem mitgetheilt, daß die Colonne ruhig weiter arbeiten könne, da man den betreffenden Formern andere Arbeit zuweisen würde. Uin auch hier jeden weiteren Anlaß zu Differenzen zu beseitigen, hatten wir aus freien Stücken die am 18. August von unserem Meister gethane Aeußerung — bei einer Nichieinignng die Colonne nicht weiter beschäftigen zu wollen — wieder zurückgenominen. Nachdem die Commission die Former von dem Gesagten in Kenntniß geietzt halte, verlangten nunmehr sümmtliche Former: „Laß der Cylinder nicht auswärts augesertigt werden dürfe, sondern in unserer Gießerei und zwar zu dem von den Formern zuletzt verlangten Preise von 250 augesertigt werden müsse. Falls diesem Verlangen nicht sofort entsprochen werden sollte, würden sümmtliche Former die Arbeit niederlegen". Ein der artiges Ansinnen mußten wir als einen Eingriff in unsere Rechte selbstverständlich ablehnen, um so mehr, als wir schon seit einer Reihe von Jahren wegen Raummangels unserer diesigen Gießerei einen Theil des Gusses in fremden Gießereien Herstellen lassen mußten." Nach dieser Darstellung haben die Former selbst mit Absicht den AuSstand herbeigezwungen und daher kein An recht auf Sympathie auf irgend einer Seite. Sie allein haben eS z» verantworten, wenn nun Familien ibrer Mit arbeiter in Bedrängniß gerathen und schließlich die Arbeit geber zur Aufreckterhaltung der Ordnung in ihren Betrieben zu empfindlichen Abwehrmaßnahmen in Folge der Vergröße rung des Ausstandes gedrängt werden sollten. ach, so gern mit Dir sprechen möchte, aber mit Dir allein unter vier Augen also." „Wer ist's?" „Rathe!" „Herr Hartwig vielleicht?" Dabei blinzelte er seine Tochter an, als wolle er mit den einfachen, kurzen Worten etwas besonderes sagen. Felicia bemerkte es jedoch nicht. „Ah bah, Herr Hartwig — Graf Victor will mit Dir reden und heute darfst Du ihn nicht abweisen, heute nicht, denn morgen ist es vielleicht zu spät." „Wadum?" „Nun, ich meine nur so; aber Du mußt eben auf alle Fälle mit ihm reden." Die Phrase war ihr unversehens entschlüpft, vielleicht auch nur deshalb, weil sie dieselbe soeben erst gehört hatte. »Ja, ja, ich weiß schon, Herr Delorme hat mir schon davon gesprochen." „Ich habe mir zu bemerken erlaubt," sagte jetzt Herr Delorme bescheiden, aber doch mit einer gewissen, festen Be tonung, „daß diese Unterredung noch Zeit habe bis " „Sie hat keine Zeit mehr," erklärte Fräulein Felicia heftig. Die Anwesenden sahen sie etwas verblüfft an. Frau Courcelles erfaßte die Situation sofort; sie machte eine tiefe Verbeugung vor Don Gracias und sagte mit ihrer weichen Stimme: „Gestatten Eure Excellenz, daß ich mich zurückziehe." „Gut, gut, ich will mit ihm reden. Bitte ihn herein, Felicia." „Excellenz " warf Herr Delorme bedenklich ein. „Lassen Sie eS gut sein, mein lieber Delorme," ent gegnete Don Gracias, „ich weiß schon, WaS sie sagen wollen; allein in dieser Angelegenheit weiß ich nur Bescheid." Herr Delorme machte dann ebenfalls eine stumme, er gebene Verbeugung und verließ mit Frau Courcellrs das Zimmer. Felicia ging ebenfalls durch eine andere Thür zurück und gleich darauf trat Graf Victor bei Don Gracias ein. Er war allein mit ihm! Er war jetzt wirklich erregt; denn der Augenblick war so sehnsüchtig erwartet, so wichtig und von so ungeheuerer Tragweite für ihn, daß er un möglich seine Ruhe bewahren konnte. Don Gracias hingegen Seit gestern weilt daS rnmänischc KönigSpaar in der nngarischen Hauptstadt, aufs Herzlichste empfangen vvin Kaiser-König Franz Joseph und der magyarischen Bevölkerung. Leider wirft die Thatsache, daß die sogenannte rumänische Frage noch nicht zu beiderseitiger Zufriedenheit ausgetragen ist, einen unliebsamen Schatten ans die festlichen Tage, die in bedeutungsvoller Weise dem Besuche deS König» von Italien in Homburg und dem deS deutschen Kaiser« in Pest sich ansckließen. Noch immer streben die 2r/, Millionen Rumänen in Ungarn eine staatliche Selbstständigkeit an, die mit der Idee eines Einheitsstaates unvereinbar ist, noch immer setzt die ungarischeNegierung, statt den berechtigten rumänischenWünschen entgegen zu kommen, mit Hochdruck ihre Magyarisirung fort und die Folge dieses gespannten Verhältnisse« ist dir dauernde Abstinenz der rumänischen Abgeordneten vom ungarischen Parlament. Ein großer Theil der öffentlichen Meinung in Rumänien betrachtet daher den Besuch deS KönigSpaareS in der Ofener KönigSburg mit entschiedenem Mißvergnügen und macht den Rathgebrrn deS Königs deswegen die herbsten Vorwürfe. Man ist in diesen Kreisen bemüht, die Reise deS Königs nach Pest als eine „Demüthigung", als eine „Verleugnung" oder „Preisgebung" der rumänischen Nationalpolitik hin zustellen. Das ist parteiliche Verdrehung und Entstellung der Thatsachen. Der Anschluß Rumäniens an den mittel europäischen Dreibund bilder ein eminent rumänisches Interesse, eine Lebensfrage für diese- Königreich, für das der russische Koloß im Norden kein ungefährlicher Nachbar ist. DaS sollte man sich in Rumänien immer gegenwärtig halten. Andererseits ist darüber kein Zweifel, daß der Anschluß Rumäniens an die Dreibundpolitik eine nicht zu unterschätzende Stärkung der mitteleuropäischen Alliance bereutet. Schieben doch Ungarn und Rumänien von i der mittleren Donau bis zu den Mündungen einen starken Keil I zwischen die slawischen Lauder des Nordens und Südens, sie I verhindern den Zusammenfluß der slawischen Strömungen Politische Tagesschau. * Leipzig, 29. September. Der Verlauf der Kölner Jahresversammlung deS „Vereins für Sorialpolitik" hat im Allgemeinen vielen Beifall ge funden und mit Recht. Im Ganzen hat man sich mit der Eröffnungsrede Schmoller'S, die im Hinblick auf den 25jährigen Bestand des Vereins dessen Wesen und Wirk samkeit erörterte, nicht in allzu schroffen Widerspruch gesetzt. Der hervorragende Socialpolitiker betonte die Stellung des Vereins auf dem Boden der bestehenden Wirtbsckafts- ordnung und des monarchischen Staates, und er verwahrte sich gegen den den „Kathedersocialisten" von Herrn v. Stumm gemachten Vorwurf der Arbeitgeberfeindlichkeit, bereit willig die Verdienste der Unternehmer „als Führer und Ofsiciere der volkswirthsckastlichen Armee" an erkennend. Die Probe darauf, ob Schmoller den Standpunct der Versammlung einigermaßen richtig gekennzeichnet hatte, konnte bei den Verhandlungen über die Coalitions - freiheit gemacht werden. Wir sind zunächst auf ver schiedene Zeitungsberichte angewiesen, die vielfach nicht übereinstimmen. Aber aus Allem, namentlich auch aus Dem, was ein Blatt wie die „Franks. Ztg." verschweigt, scheint hervorzugehen, daß Professor Bücher, der in einem gediegenen Bericht und einem eingehenden Vortrag die Coalitionssreiheit nur mit Garantien gegen deren Mißbrauch als segensreich für die Arbeiter und das Gemeinwohl anzuerkennen ver mochte, die Mehrheit auf seiner Seile hatte, jedenfalls ein stärkeres Gewicht von Gründen, als die Freunde der sclavischcn Nachahmung des englischen GewerkschaftS wesens. In der That fordert die Coalitionssreiheit logischerweise einen Schutz gegen den Eoalitions- zwang als Correlat. Ohne dieses wäre sie die Stabilisirung der Unfreiheit für Minderheiten und oft sogar thatsächlich für Mehrheiten der Arbeiter. Daß im Großen und Ganzen die Coalitionssreiheit in Deutschland nicht wesentlich beschränkt sei, war eine Feststellung Dücher's, deren Nichtigkeit durch die maßlos übertreibende abfällige Kritik des Verwaltuugsver- fabrens, deren sich namentlich die Herren Ja strow undD öblin befleißigten, nur bestätigt wurde. Au schroffen Angriffen auf den gemäßigten Standpunct hat cs nicht gefehlt. Es giebt eben Leute, die nur Arbeiter und Arbeitgeber, nickt aber die Arbeit sehen und darum für die Daseinsbedingungen der Letzteren kein Ange haben können. Manche von ihnen standen auch in Köln nicht mehr auf dein Standpunkte der Gleich berechtigung von Arbeitern und Unternehmern, am wenigsten Prof. Gierke, der nach der „Franks. Ztg." folgenden Gedanken zum Besten gab: Wenn der Fabrikant sage, er wolle Herr in seinem Hause sein, so sei zu ent gegnen: die Fabrik ist nicht mehr sein HauS, sondern ein neues wirthschaftlich - sociales Gebilde. Vermuthlich stellt sich Herr Gierke die Fabrik als einen Tempel vor, in dem den Arbeitern die Rolle der Priester, dem Manne aber, der sie errichtet hat, sie mit seiner Arbeit und seinem Kapital im Gange hält und das Nisico eines seine Existenz zerstörenden Mißerfolgs trägt, die Rolle deS Tempeldieners zufälll. Wie sich das praklisch gestalten müßte, zeigen die weiter unten geschilderten Vorgänge in dem wirtysckaftlich- socialen Gebilde von Borsig in Berlin, wo die Arbeiter, offenbar aus Furcht, eine Forderung bewilligt zu erhallen, sogleich eine zweite gesteigerte erhoben haben. Allerdings um des „Kampfes" willen, der auch Theilnebmern der Kölner Versammlung als das Ideal des Verhältnisses zwischen 1830 >Ö!l2100 >0 3110 >0 2350 w — >0 — )0 10400 3250 )0j 2560 9100 18950 3850 310 2900 280 1700 3600 925 13400 - I 1065 - I 2350 - 13100 - ! 3175 e»- kur xsv Hicdt-
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