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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.10.1897
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1897-10-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18971019024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1897101902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1897101902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-10
- Tag1897-10-19
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Mgk W LetzÄ» TUM M AUW dir, m, NMllg, IS. Mn IM. WAWBe.f Königreich Lachsen. -o> Lettzztg, 18. October. Die von verschiedenen Blättern den »Dresdener Nachrichten- entnommene Notiz, daß Herr Geh. Commerzienrath Georyi iu Mylau Vorsitzender der vationalliberalev Fraction de« sächsischen Land tage« sei, ist dahin zu berichtigen, daß der derzeitige Vor sitzende Herr Geh. Commerz,earath Niethammer in Kriebstein, sein Stellvertreter Herr Iustizrath vr. Schill in Leipzig ist. o. Lettzzi«, 18. October. Mit dem 1. Oktober d. 9. ist die bekannte ministerielle Verfügung über die Firmen aufschriften in Sachsen in Kraft getreten. Die Frage nun, ob sich diese Vorschrift auch aus HandelSgärtuer bezieht, welche keinen offenen Laden haben, hat der letzten Ver sammlung der „BerbandSgruppe Leipzig" im Verband deutscher HandelSgärtner Stoff zu einer längeren Debatte gegeben. Zwar erklärte Herr HandelSgärtner Stadtverord neter Kaiser-Lindenau, daß ihm auf eine persönliche Anfrage an behördlicher Stelle hierauf eine verneinende Antwort er- theilt worden sei, doch war mit dem Referenten die Ver sammlung der Ansicht, daß diese Frage jedenfalls so ver schiedener Auslegung fähig sei, daß die unteren Verwaltungs behörden recht leicht zu divergirenben Urtheilen kommen könnten. Man beschloß daher in der Versammlung, an das königlich sächsische Ministerium deS Innern eine diesbezügliche Anfrage zu richten und dasselbe um eine authentische Inter pretation der ministeriellen Verfügung zu bitten, damit die HandelSgärtner im Königreich Sachsen nicht nachträglich etwaigen Schwierigkeiten begegneten. — Photographische Aufnahmen der feierlichen Enthüllung des BiSmarckdenkmalS sind beute in Vogel'« Kunsthandlung am AugustuSplatz ausgestellt. Die Firma hat verschiedene Aufnahmen des Festacte« vorgenommen. — Der Evangelische Arbeiter-Beretn Gruppe Gohli»- Eutritzsch hielt am Sonntag einen sehr interessanten Vortrag ab. Es war dem unermüdlichen Herrn Vorsitzenden Posern gelungen, Herrn Pastor Rosenthal auS Probstheida zu gewinnen zu einem Vortrag: „Erlebnisse an und aus der Ostsee". Humorvoll und doch ernst stellte der Vortragende Land und Leute der deutschen Ostsee küste vor die Seele. Reicher Beifall belohnte den Redner. Nunmehr beginnt der Cyklus über „Christlich-sociale Charakterköpfe", wobei ein Vortrag über Kingsley den Anfang bilden soll. Man kann sich deS regen Lebens im Verein nur freuen. — Der Verein der Altpreußen hielt am letzte» Sonnabend im goldenen Saale des Krystallpalastes seinen dieswinterlichen Damenabend ab, zu dem zahlreiche Gäste erschienen waren. Nach verschiedenen musikalischen Vorträgen und einem Vortrag in ost preußischer Mundart ging die Gesellschaft in heiterer Stimmung zum Tanze über, der die Anwesenden bis nach 2 Uhr vereinte. An die gesellige Abendunterhaltung reihte sich anderen Tages ein prächtiger Spaziergang in Len Connewitz» Wald an. Am 18. October legte der Vorstand des Vereins in üblicher Weise zwei Kränze mit Widmungsschleifen an den Denkmälern der 1813 hier gefallenen Landsleute nieder und widmete eine Spende dem Denk- malSfonds. */„ Leipzig, 19. October. (Arbeiterbewegung.) Eine gestern in der „Flora" abgehaltene, von 150 Personen besuchte Versammlung der Schneider und Schneiderinnen Leipzigs beschäftigte sich wieder mit der an die Arbeitgeber zu stellenden Forderung, Betriebswerkstätten zu errichten, wodurch, wie erwähnt wurde, nicht allein die Hausindustrie und das Zwischenmeistersystem beseitigt oder doch wesentlich eingeschränkt werden könne, sondern durch die eS auch mög lich sein würde, bessere Verhältnisse in Bezug auf Arbeitszeit und Löhne, sowie aus die sanitäre Beschaffenheit der Arbeits räume herbeiznführen. Die Versammelten ernannten zur näheren Feststellung der Forderungen eine Commission und nahmen dann die Berichte ihrer Vertrauensleute vom letzten Jahre entgegen. Der Ceutralverband der Schneider und Schneiderinnen Deutschlands zählt in Leipzig gegen 200 Mitglieder. Die Localcasse weist einen Bestand von 739 ^4 auf. H Leipzig, 19. October. In vergangener Nacht sprang an der Humb oldtbr ticke ein im Brühle bedienstetes 18jähr,geS Mädchen auS Liebeskummer in selbst mörderischer Absicht in die Pleiße, rief aber im Wasser um Hilfe und wurde von Paffanten wieder herauSgezogen, worauf sie inS Krankenhaus gebracht wurde. — In einem Keller der Karlstraße in Anger-Crottendorf gerieth gestern eine Partie Hobrlspäbne vermuthlich durch einweggeworfenes brennendes Streichhölzchen in Brand. Das Feuer wurde schnell gelöscht. — Gestern Vormittag gingen in der Nähe deS Berliner Bahnhofe« die beiden Pferde eine« Bier wagens durch und rannten gegen eine Mastenstange der elektrischen Straßenbahn. Infolge deS Anpralls wurde das eine Pferd getödtet. —* Au« dem Grundstücke Sidonienstraße 50 wurde gestern Vormittag «in Continental-Pneumatic- Rover, sogenannter Halbrenner, Fabrikmarke:„DreSdener Pfeil", Nr. 3168, Modell 1897, gestohlen. Der Werth deS RoverS beträgt 200 ^4 — Ebenso ist aus einer Hausflur der Wilhelm-Seyfferth-Straße am Mittwoch, den 12. d. M., ein Pneumatic-Rover, Damenrad, mit der Fabriknummer 66955 und der Marke „Komet", mit schwarz lackirtem Gestell, im Werthe von 225 ^4 gestohlen worden. tch fff Seinen schweren Kopfverletzungen erlegen ist im Krankenhaus St. Jacob der 1848 zu Potsdam geborene Bureaudiener Adolf Ritter. Derselbe wurde, wie wir bereit« meldeten, von einem Former in einem Restaurant der Blücherstraß« bet einem Streite mit dem Billardqueue auf den Kopf geschlagen. — Taucha, 18. October. Dieser Tage fand eine Ver sammlung der hiesigen Interessenten für die Errichtung eines ElektricitatSwerkeS für Taucha statt, in welcher Bürgermeister Hett einen Vortrag über die Art der Errich tung eines solchen Werkes, den Umfang desselben und die zu erwartende Rentabilität hielt. Nach längerer Debatte wurde beschlossen, die Angelegenheit durch Belehrung und Auf klärung zu fördern, ferner an die Interessenten Fragebogen über den eventuellen Anschluß und die Höhe de« Bedarfs von elektrischer Energie gelangen zu lassen und den Stadt gemeinderath mit der energischen Verfolgung deS Plane« zu betrauen. — Würze», 18. October. Anläßlich de- 25 jährig en Regierungsjubiläum« de« König« Albert haben auch unsere städtischen Collegien «inmüthig beschlossen, eine Stiftung zum bleibenden Gedächtniß diese« Tages zu er richten: e« sind 6400 ^4 verwilligt worden zur Gründung einer Freistelle im IohanniShoSpital. — Grimma, 18. October. Gestern Nachmittag besichtigte Herr Geheimer Medicinalrath Professor Vr. Hofmann auS Leipzig den Versuchsbrunnen an der Buchbrücke und ent nahm demselben Wasserprobrn behuf« chemischer und bakteriologischer Untersuchung. Die Versuchsplatten für di« bakteriologische Untersuchung wurden an Ort und Stelle vor bereitet. Die im Hygieinischen Institute der Universität Leipzig vorzunehmenden Untersuchungen sollen sich gleichzeitig darauf erstrecken, inwieweit da« Wasser al« Trinkwasser und für Hau«-, WirthschaftS- und industrielleZwecke (Keffelspeisung) verwendbar ist. Die jetzt vier Wochen lang untrrnommenen Pump versuche werden noch so lange fortgesetzt, bi« di« täglichen Messungen der Wafferstände in den die Pumpstation in weitem Krckise umgebenden Bohrlöchern ein Fallen de» Wasser spiegels nich»t mehr erkennen lassen, wodurch der Beweis ge liefert wird^aß der Zufluß de« Grundwaffer« sich mit der geförderten L-aflermenge deckt. Die volle Gewißheit hierüber hofft man in »'wei bi« vier Wochen zu erlangen. Di« Mit- lheilung über §a« Ergebniß der Untersuchung de« Wasser« Militairverein „Kameradschaft". Leipzig, 17. Oktober. Der zweitälteste Mtlttatrveretn unserer Stadt, der Verein „Kameradschaft", beging gestern dir Feier seines 30. Stiftungsfeste« im großen Saale der Centrolballe. Dir Betheiligung war feiten« der Mitglieder de« Verein« und deren Angehörigen, sowie feiten« der Mitglied» der hiesige» Brnderverein« Leipziger Lehrerverein. Ter Leipziger Lehrerverein hat sich in der Sitzung vom 23. September nach einem Bortrage des Herrn Hähnel einstimmig gegen die Errichtung eines städtischen Lehrerinnenseminars in ver- bindung mit der Höheren Schule für Mädchen erklärt. Dieser Beschluß stützt sich im Wesentlichen auf folgende Er wägungen: 1) Dir Gründung and Unterhaltung von Bildungsanstalten für Lehrer und Lehrerinnen ist Ausgabe des Staates. Auch die städtischen Körperfchastrn haben früher diesen Standpunkt vertreten. 2) Der Staat hat bisher diese Ausgabe vollkommen erfüllt, und es ist auch von der Stadt Leipzig noch nicht darauf hingewiesen worden, daß ein Mangel an geeigneten Lehrerinnen bestehe. 3) Nach der ministeriellen Zuschrift vom 8. September 1896 liegt für die Gründung eines Lehrerinnensrminar« keinerlei Bedürf- niß vor; denn es hat bisher von den in deu staatlichen Lehrerinaea- feminaren vorgebildetcn Lehrerinnen immer nur «in sehr klriuer Lhril im öffentlichen Schuldienste Verwendung gefunden. 4) Wenn die Stadt Leipzig Lehrerinnen in größerem Umfangt im öffentlichen Schuldienste verwenden wollt«, so könnte sie den Bedarf völlig aus dem vorhandenen Ueberjchuß der staatlichen Lehrerinnenseminare decken. 5) Die vom Ministerium bekannt gegebenen Zahlen über die Verwendung von Lehrerinnen liefern den besten Beweis dafür, daß nicht blo« Leipzig, sondern fast alle Gemeinden Sachsens eine größere Heranziehung weiblicher Lehrkräfte im Interesse de« Volk«- schulweseii« bisher nicht für zweckmäßig dielten. 6) Eine größere Verwendung von Lehrerinnen an Mädchen ¬ schulen ist nicht Wünschenswerth, da in den meisten Fällen den Mädchen nicht der Einfluß der Mutter, sondern der des Vater» fehlt; denn für den Mann ist es Regel, für die Frau nur Ausnahme, einem Erwerbe nachzugehen. Auch fehlen den Lehrerinnen die prak tischen Erfahrungen in der Kinderzucht. , 7) Weibliche Lehrkräfte sind nicht billiger, sondern theurer als männliche, da die Berussthätigkrit die Lehrerinnen viel eher ausreibt, dieselben früher Stundenermäßigung erhalten, leichter erkranken und häufiger Urlaub bedürfen als die Lehrer. 8. Die Stadt Leipzig hat nicht die Pflicht, eine Versorgungs anstalt für die Töchter der höheren Stände zu gründen und zu unterhalten; als solche erscheint aber das Lehrcrinnenseminar, da e« der Höheren Schule für Mädchen angeglirdert werden soll. 9) Durch den Anschluß an die höhere Schule für Mädchen wird das Lehrerinnensrminar in Bezug auf Organisation und Lehrplan gegenüber den staatlichen Lehrerbildungsanstalten so im Nachtheil sein, daß die von ihm gewährte theoretische und praktische Ausbildung in der Pädagogik hinter der an staatlichen Lehrerbildungsanstalten zurückstrhen und den gesetzlichen Anforderungen nicht entsprechen wird. 10) Wenn di« Stadt Leipzig nicht hinter dem zurückbleiben will, wa« für die staatlichen Seminare unerläßliche gesetzliche Vorschrift ist, so muß eine eigene UebungSschulr «richtet und auch ein be- sonder» Lehrer dafür angestrllt werden; e« macht sich sodann un bedingt nothwendtg, daß da» Seminar von der Höheren Schule für Mädchen getrennt, ein eigene» Gebäude errichtet, auch ein besonder» Director angestellt werden muß. Die Kosten müssen also denen der staatlichen Lehrerseminare gleichkommen. 11. Will dir Stadt Leipzig eine social« Aufgabe lösen uud da weibliche Geschlecht mehr al» bt»h» zur wirthschaftlichen Selbst- ständigkeit auSbildrn helfen, so kann e» in »st» Linie nur durch Erweiterung und Gründung von Anstalten geschehen, die den unteren und mittleren Ständen zugänglich find. Ältes Theater. Leipzig, 18. Oktober. Da» Alte Theater hatte gestern einen „Benedix-Abend" zu verzeichnen. Uns freut e« immer, wenn wir in einer Zeit, wo das Pikante, da« Sensations lüsterne dominirt uud da« Absonderliche in den Charakteren und Situationen als etwas Künstlerisches angestaunt wird, die harmlosen Lustspiele deS alten Benedix auf dem Reper toire finden und zugleich sehen, wie es gestern der Fall war, daß sie noch immer Zugkraft haben und das Publicum erfreuen. Ist es doch ein Zeichen, daß die Verderbniß durch die Pariser Boulevard-Schwänke und die modernen Thescnstücke mit ihren Extravaganzen unser Theaterpublicum noch nicht so weit vergiftet haben, daß es nicht noch an dem schlichten, biederen Humor der B-nedix'schen Muse Ge fallen finden könnte. Die neueste Kritik glaubt über Benedix mit einem spöttischen Lächeln und Achselzucken hinweggehen zu können. Wer aber näher zusieht, dem wird die Wahrheit der Charaktere, die Benedix vorsührt, doch ein Behagen bereiten, das er bei manchem der modernsten Stücke, in denen sich doch die Lebenswahrheit vor Allem widerspiegeln soll, nicht zu spüren vermag. Die beiden Stücke, welche gestern im Alten Theater gegeben wurden, gehören unstreitig zu den besten Schöpfungen des Dichters. Der Ein akter „Die Hochzeitsreise" ergötzt durch die gelungene Zeichnung deS Gymnasial - Professors Lambert und seines Stiefelputzers Hahnenspvru. Der pedantische, salbungsvolle Gelehrte kann zwar nicht mehr als Typus unseres GelehrtenthumS gelten, aber man findet dock hier und dort noch solche Originale, namentlich in kleineren Provinzialstädten vor, und sie werden so bald nicht gänzlich auSsterden. Die Art und Weise, wie der verknöcherte Mann der Wissenschaft von seinem liebenswürdigen jungen Weibchen curirt und ins Leben zurückgeführt wird, das er schon hinter seinen Folianten nicht mehr zu sehen bekam, atbmet eckten, sonnigen Humor. Ein noch glück licherer Wurf waren die an zweiter Stelle ausgeführten „Zärtlichen Verwandten". Wie einst Menander in der neuattischen Komödie, so geißelt hier Benedix in seiner Weife das Familien-Parasitenthum. Es ist eine gesunde Satire in dem Stück, und namentlich im ersten Act findet sie einen prägnanten dramatischen Ausdruck. An diesen Drei akter reichen die Familien-Lnstspiele Ernst Wichert's, der sich mit Erfolg in der Bahn Benedix' bewegt hat, und dessen „Biegen und Brechen", „Talentvolle Tochter", „Die Frau für die Welt", „Als Verlobte empfehlen sich" u. s. w. verrathen, daß er bei dem Leipziger Poeten in die Schule ging, nicht heran. Gespielt wurden die beiden Stücke mit gutem Humor. Man verdirbt die Wirkung der komischen Gestalten m den Lustspielen von Benedix, wenn man sie schwankartiz auffaßt, und in der Hervorkehrung der erheiternden Eigenthümlich- keiten sich Uebertreibungen zu Schulden kommen läßt. Auch in dieser Beziehung war die gestrige Aufführung annehmbar. Im ersten Stücke war Herr Hänselei von bezwingendem Humor, nicht minder Herr Ernst Müller als Habnensporn und Herr Feistel als Famulus. Daß Frl. Laue die Autoine so liebenswürdig und mit einem so leichtflüssigen Conversationston spielen würde, hatten wir nicht er wartet. Frl. Friese als Kammerjungfer war resolut und hatte das Mundwerk gut im Zuge. Im zweiten Lustspiel sind namentlich Frl. Buse als Blaustrumpf Ulrike, Frl. Lauterbach als Irmgard und Frl. Weigel als Adelgunde von Halten mit ihrer lebenswahren Komik anerkennend hervorzuheben. Zu ihnen standen in wirksamem Contrast die flotte, uugenine Ottilie des Frl. Noll, die gefühlvolle, etwas sentimentale Iduna des Frl. Müller und die wackere Thusnelda des Frl. Rudolfi. Eine sympathische Figur war der Oswald Barnau des Herrn Ta eg er. Herr Feistel spielte den Dietrich mit der nöthigen Keckheit und Rabulisterei. Eine altbekannte, künstlerisch vollendete Leistung ist der Schummrich deS Herrn Hänseler. Hermann Pilz. hat Herr Geheimrath Hofmann etwa für Anfang nächster I Woche zugesagt. —-Rochlitz, 18. Oktober. Begünstigt vom herrlichste» Wetter fand am gestrigen Sonntag die Feier der Ent hüllung de« Kriegerdenkmals in unserer Stadt statt,! aus welchem Anlaß dieselbe reichen Schmuck an Flaggen, Kränzen und Guirlanden angelegt batte. Nachdem fick am Schützenhause die Schaarrn der Theilnehmer am Festzuge gesammelt, bewegte sich derselbe gegen >/«1 Uhr nach dem Festplatze, woselbst kurz nach 1 Uhr die Enthüllungsfeier be gann. Eröffnet wurde dieselbe durch das von den vereinigten Gesangvereinen und dem Seminarchor unter Leitung deS Herrn Cantor Schädlich vorgetraaene „Dankgebet" von Kremser. E» folgte die Eröffnungssprache und Enthüllung deS Denkmals durch den Vorsitzenden deS Comites Stadt rath Ziesche und die Weiherede, gehalten von Realschulober lehrer Kästner. Hierauf wurde das Denkmal durch Stadtrath Ziesche an die Stadt Rochlitz übergeben und seitens des Vertreters der letzteren, Bürger meister Schilling, übernommen. Mit der Niederlegung von Kranzspenden am Denkmal und dem allgemeinen Gesang der „Wacht am Rhein" schloß die erbebende Feier. Derselben folgte um 3 Uhr im Saale des „Säcksischen Hofes" ein Fest mahl, an welchem fick zahlreiche Bürger betheiligten, und gleichzeitig für die am Festmahl nicht Theilnehmeuden Concert im Saale deS Gasthofes „Stadk Leipzig". Abends 8 Uhr fand im Saale de» Schützenhauses ein gut besuchter und bestens verlaufener Commers statt. — Der Schöpfer unseres gestern enthüllten und geweihten Kriegerdenkmals, welches sich auf dem Topsmarkt erhebt, ist der Bildhauer Adolf Lehnert in Leipzig; es besteht aus Sockel, Wartthurm mit umgebenden Relieffries und der auf dem Wartthurm befind lichen Hauptfigur. Letztere stellt einen nach Westen aus schauenden, mit dem Bärenfell bekleideten reckenhaften Germanen dar, welcher, das Schwert umklammernd, inS Horn stößt und Deutschlands Stämme um ihre Fürsten ruft. Der Fries zeigt daS Heer mit seinen Führern. Mit Portraitähnlichkcit treten der alte Kaiser Wilhelm mit Roon, Moltke und Bismarck, der Kronprinz Friedrich Wilhelm, Kronprinz Albert und Prinz Georg von Sachsen hervor. Neben ihnen zeigen sich Typen der Würt temberger, Bayern und Badenser; die Sachsen sind durch Ulanen und Jäger vertreten. Im Hintergrund der nach Westen ziehenden Rochlitzer Reiter tauchen die Schloßthürme und die Umriffe der Petrikirche auf. Die Größenverhältnisse des Denkmals sind ziemlich beträchtlich. Der Wartthurm bat bei einer Höhe von 4,50 m einen mittleren Umfang von 5,50 w. Die Germanenfigur ist mit ihrem weißen Sockel 2,30 m hoch; sie ist aus französischem Kalkstein gearbeitet. I. Neustädtel, 18. Oktober. Ein beklagenswertheS Unglück ereignete sich gestern Nachmittag im nahen Dorfe Lindenau. Mehrere Kinder des MühlenbcsitzerS Meyer daselbst gingen dem zweifelhaften Vergnügen des Anzündens von sogenannten Kartoffelfeuern auf dem Felde nach. Hierbei erfaßten die Flammen die Kleider eines vierjährigen Töchterchens. Das Kino stand über und über in Flammen, während die nicht viel älteren Brüder rathlos davonliefen. Das Mädchen erlitt so schwere Brandwunden, daß eS noch am selben Abende nach gräßlichen Leiden starb. 1. Crimmitschau, 17. Oktober. Zum Besten der Wasser beschädigten wurden in hiesiger Stadt 2792 -4 21 gesammelt, zu welcher Summe noch der Beitrag der Stadt gemeinde von 3000 -4 kommt, so daß inSgesammt 5792 -4 21 abgeliefert wurden. — Der hiesige Rath schreibt deu Abbruch der auf dem alten Friedhöfe stehenden Kreuz kirche au«. Auf dem Areal des alten Friedhofs an der Leipziger Straße soll ein öffentlicher Park unter dem Namen „Bismarck-Hain" geschaffen werde». — Der geprüfte BaugewerkSmcister Herr K. P. Otto Fricke au» Leipzig ist beim hiesigen Stadtbauamt als technischer Hilfsarbeiter angestellt und verpflichtet worden. — An Stelle de- nach Dresden versetzten Herrn Oberamtsrichter Kramer tritt auf Vorschlag deS RatheS Herr Oberamtsrichter Eisold in die Realschulcommission ein. — Anläßlich deS in diesem Sommer hier stattgehabten Streiks in der Selbmann'- schen Buckskinfabrik waren mehrere Arbeitswillige be lästigt und beleidigt worden. Auf dagegen erhobene Anklage wurden jetzt vom hiesigen königl. Schöffengericht 2 Weber zu je 3 Wochen Gefängniß, eine Frau zu 2 Wochen und ein Mädchen zu 10 Tagen Gefängniß verurtheilt. * Aretberg, 18. Oktober. Vergangenen Sonnabend hatten sich die Mannfchaften der Freiberger freiwilligen Feuer wehr in der VereinSturnhalle zu einer Paradeausstellung eingefunden. Dortselbst erschien Herr Stadtrath Lohse als Vorsitzender des Feuerlöschwesen- und überreichte nach ent sprechender Ansprache 54 Feuerwehrleuten die von der Stadt für 15jährige Dienstzeit verliehenen Ehrenurkunden. )-( Au» dem B»«tlande, 19. October. Die mit Krämpfen behaftete, 10 Jahre alte Tochter eine« OelSnitzer Schutz mannes hat gestern am Küchenfenster gespielt und ist plötzlich in den Hof hinab gestürzt. DaS Kind zog sich dabei so schwere innere Verletzungen zu, daß eS wenige Stunden nach der Verunglückung starb. — Von einem Lastgeschirr über fahren und sofort getödtet wurde am Montag ein im dritten Lebensjahre stehendes taubstumme« Mädchen. Das Kind war in da« Geschirr hineingelaufen, ohne daß der Kutscher dies verhindern konnte. ff Reichenbach t. v., 18. October. Nicht weniger al« 58 Personen, meist im praktischen Polizeidienste stehende Beamte, haben sich für die hier am 1. Januar 1898 zu besetzende Polizeiinspector-Stelle gemeldet. ff Plauen, 18. October. Ein Unfall mit tödtlichem Au-gang hat sich heute Nachmittag hier ereignet. Auf der Georgstraße ist daS 2V, jährige Töchterchen de« Maurers Groh von einem Lastgrschirre überfahren und ge tödtet worden. DaS arme Kind war taubstumm und hat daS Nahen deS Geschirre« nicht bemerkt. Eia Rad war dem Kinde Über Kopf und Hal- gegangen. — Kamenz, 18. Oktober. Gestern wurde auf dem Ritter gut Lie«ke von dem Vereine für Arbeitercolonien im König reich Sachsen unter Berheiligung der Mitglieder de« Cura- toriums und einer Anzahl geladener Gäste die 2. Arbeiter colon ie in feierlicher Weise eröff» et. * Meißen, 19. October. In der hiesigen „Geipelburg" haben gestern Abend die vom Gewerbrverein veranstalteten, von 120 Personen — ungerechnet die Sänger der vier Gesangvereine Liedertafel, Hippokrene, Lehrer- und Bürger- aesangverein — au-aeführten Gustav-Adolf-Festspiele begonnen. Zur Ausführung gewählt ist da» vr. Kaise r'sche Festspiel. Die Ausführung, deren Einstudiruug Lob verdient, hinterließ «inen nachhaltigen Eindruck bei den zahlreichen Besuchern. Ein stimmungsvoller Vühnenraum, bunte kriegerisch« Bilder — die Eostümr sind mit 6000 -4 be- wertbrt —, Fanfaren, Gesang, Orgrlspiel und Glockengeläut verbinden sich mit der poetischen Dichtung und belebter Dar stellung zu schöner Gesammtwirkung. Weitere Ausführungen sind für den 20., 22, 23., 25„ 27., 29., 30. October, 2., 4. und 6. November anaesetzt. Vor zwei Jahren erlebt« da» ebenfalls vom Gewerbeverein aufgeführte Lutherfestspiel von Herrig 15 Aufführungen, von denen einzeln« bi» 1200 Be sucher zählten. sehr zahlreich. Die Capelle deS 179. Jnf.-RegtS. unter Leitung deS Herrn Stabshobolst I. Kapital» leitete den Abend mit dem Armee marsch „Versailler Fest" von Trenkler, der militairischen Fest- Ouvertüre von Klug u»d den Marquitawalzer von Stessens in schöner Weise ein. Diese Musikstücke, sowie die hierauf gebotenen: Jntroductioa uud Soldotenchor au« der Oper „Carmen" uud Ouvertüre zur Oper „Zampa" wurde» tadellos Medergegeben und von den Fesltheilnehmer» mit lebhaftem Beifall ausgenommen. Herr A. Klug trug hierauf einen von Henn vr.Barth, Hauptmann d. Ldw., verfaßten Prolog vor, dessen Inhalt in schöner poetischer Form die Ziele und Bestrebungen des Vereins behandelte und durch den Vortragenden in wirkungsvoller Weise den Zuhörern übermittelt wurde, die dem Dichter wie dem Vortragenden reiche Anerkennung zollten. Der Vorsitzende de» Verein«, Herr Ulbricht, begrüßte hieraus die Fesltheilnehmer in herzlichen Worten und gab, nachdem er die Bestrebungen des Verein», die unentwegte Pflege der Liebe und Treue zum angestammten Fürstenhaus«, sowie zu Kaiser uud Reich nebst der werkthStigen Pflege der Kameradschaft, beleuchtet hatte, ein Bild von dem Resultate d» Thätigkeit des Vereins. Letzterer zählt zur Zeit 759 Mitglieder, besitzt ein Baar vermögen von 15 367 und hat während seines Bestehen» über 200 000 Unterstützung an nothleidende und kranke Kameraden bezw. an Wittwen und Waisen verstorbener Kameraden ausgezahlt. Ten im letzten Jahre verstorbenen 14 Mitgliedern des Verein«, den Kameraden Dietrich, Jüchser, Kunze, Herrlich, Moritz, Beyer, Peritz, Kühne, Fritzsche, Pürsten, Engelhardt, Laudeley, Glauche und Fritzsche II., widmete Herr Ulbricht einen ehrenden Nachruf und gab am Schlüsse seiner Ausführungen die Versicherung, daß der Verein auch in Zukunft seinen Zielen treu bleiben uud sich bestreben werde, seinem Namen Ehre zu machen. Herr DivisionSpsarrer vr. von Crirgern, Ehrenmitglied des Vereins, hielt hieraus dir Festrede. In seinen Darlegungen zollte der Herr Redner den echt kameradschaftlichen Bestrebungen des Ver eins volle Anerkennung und hob hervor, daß die bedeutende Summe, mit welcher der Verein so manche Thräne getrocknet und manche Noch gelindert habe, nicht von Höchstbesteuerlrn ausgebracht worden sei, sondern daß viele Unbemittelte und mancher Arme hierzu ihr Scherslein beigetragen haben, daß deshalb diese Unterstützungen um Io höher zu schätzen seien. Der Herr Geistliche zollte ferner den Bestrebungen des Vereins, seiner Pflege der Treue und Liebe zu Fürst und Vaterland, Kaiser und Reich, warme Anerkennung mit dem Wunsche und in der Hoffnung, daß der Verein auch in Zukunft seiner Aufgabe getreu bleiben werde. Herr vr. von Criegern schloß seine Ansprache mit einem dreifachen Hoch auf Kaiser »nd Reich, König und Vaterland, in das die Fesltheilnchmer jubelnd ein- stimmten. Es erfolgte hierauf die Dekoration der 33 Kameraden, die in dem verflossenen Jahre daS 25. Jahr ihrer Mitgliedschaft voll- endeten. Herr Ulbricht dankte denselben für ihre Treue, stellte sie den jüngeren Kameraden als nachahmenswertheS Beispiel vor und überreichte dann jedem der Jobilare das vom Vereine gestiftete Erinnerungszeichen für 25 jährige Mitgliedschaft. Namens der Aus gezeichneten dankte Herr Remmler und wünschte dem Verein ein ferneres glückliches Gedeihen. Als ganz vortrefflich erwiesen sich die hierauf gebotenen musikalischen Genüsse. Sürmische Anerkennung erwarb sich Herr Hoboist Herbst mit den tadellos vorgetragenen Trompetensoli „Die Teufelszunge" von Schmidt und „An Alexis" von Hartmann. Großen Beifall fand die vortrefflich vurchgesührte reizende Com- position „Schwarzwälder Spieluhr" von Michaelis. Auch der von Herrn Meinhardt, Mitglied des Vereins, componirte, dem Vereine zum 30. Stiftung-fest gewidmete Festmorsch, den Herr Meinhardt selbst dirigirte, sand stürmischen Beifall und mußte wiederholt werden. Auch die übrigen von der Capelle noch gespielten Nummern, Marsch-Potpourri von Bach, die beiden Grenadiere, Ballade von Schumann, Paraphrase über Abt's Lied „Waldandacht" von Stahl und das Potpourri „Soldateska 1870/71 von Seidenglanz, waren vortreffliche Darbietungen und fanden reichen Beifall. Mit einem flotten Valle wurde das Fest beschlossen. »2. Vermischtes. Ltzck, 18. October. Zwischen Lyck und Prostken wurde durch eine Maschine eine als Schranken wär terio fungirende Bahnwärtersrau überfahren und getödtet. ----- Rom, 18. October. Heute wurde ein Proceß ent schieden, der in kirchlichen Krciseo viel Aufsehen machen wird. Ein gewisser Monsignore Onesti Brogidu, der an der Spitze eines CoinitüS gestanden hat, um zum Jubiläum de« Papstes «ine Kirche zu erbauen, beanspruchte daS Eigentbumsrecht auf die jetzt erbaute Sanct Ioachimskirche in Trastevere Palest, da er eine Million beigesteuert hatte. DaS Gericht anerkannte heute daS EigenthumSrecht deS Monsignore. Voraussichtlich wird der Monsignore a äivinis suspeudirt werden. ES ist möglich, daß daraus ein großer Conflict entsteht. -- Baku, 18. October. Gestern Abend gerieth hier eine Naphthaquelle im Vororte Romany in Brand. DaS Feuer verbreitete sich mit rasender Schnelligkeit auch über benachbarte Naphthaquellen, so daß zur Zeit daS ganze Thal von Romany einem Flammenmeere gleicht. Im Ganzen stehen 4 Naphthaquellen und 23 Böhrlöcher in Flammen. Mehrere Geschäft»- und Wohnhäuser sind bereit» vernichtet. Das Feuer konnte bisher nicht bewältigt werden. Der Schaden ist eia ungeheurer. Verunglückungen von Personen wurden bisher nicht gemeldet. Vach Schluß der Vedactio» eingegangen. Di« i» »User ttubril mitzklhrilttn, wahrend de» Drecke« eingelaufenen Telegramme h«»«», wie sch»« <u>« der lleberlchiift ersichtlich, der Sledaclion nicht Vorgelegen. VUs« ist mithin fitr ver-ümmelungrn und uiwerstündliche Wendungen nicht ver antwortlich »n mache». Verls», 19. Oktober. (Privattelegramm.) Die Frage der Militairstrafproceßordnung ist weder durch den Kronrath, noch durch die letzte Sitzung des Staats ministerium S zur Entscheidung gekommen und kann im Plenum deS Bun de »rat HS erst wieder behandelt werden, wenn der Kaiser sich zur Stellungnahme des Reichs kanzlers geäußert hat. * Kat, 19. Oktober. Die Division des Generals Ueatmao Bigg» trieb nach heftigem, den ganzen Tag an dauerndem Gefechte eine große Ansammlung von Eingeborenen über Ehagrukotal westlich vom Fort Gnlistan in den Samana-Bergen zurück. Die Gordon-Hochländer und die GburkaS erstürmten da» Plateau von Margai, erlitten aber mehrere Verluste. cha» «Iven von «ar Seareart« ru vamdurx. Vom 18. October 1897, blorxev« 8 vbr. TerantworNich» Redakteur vr -erm. Rüchliug t» Seipzip, Uit» den musikalisch» Dtzefl Prasessor vr. H«ea» Va»l in Leipzig Statiou»->'»mo - § Z r - kicdtuog auä StLrke ä« TVinäo». IVeitor. o e L) Lolwnllat . . ebrmtuumuaä . illoakno . . . 757 754 767 VV8VV leiokt 080 sedtenob VV ecbmned wolkenlos liegon boäeckt -ff 12 -ff 11 -ff 7 XsofndrmnE» . 771 880 loiior 2ug Xedsl -ff 4 Larlrrabo . . lVianbnäoa . . Bronina . . . klirr» .... 769 769 771 769 80 massig 80 lvieer 2a<r 90 leicbk 8 leiser 2ug blekel knebel Xebel wolkenlos -ff 12 -ff 9 -ff ? -ff 15
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