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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.10.1897
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1897-10-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18971025015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1897102501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1897102501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-10
- Tag1897-10-25
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Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierteliäbrlich 6.—. Directe tägliche Krrujbandseudung ins Au»laud: monatlich 7.S0. Fllialen: Mt« Klemm'» Tortim. (Alfred Hahn), Universitätsstraße 3 (Paulinum), Laut» Lösche, Katbarinenstr. 14, Part, und Königsplatz 7. Morgen-Ausgabe. MpMer TaMaü Anzeiger. Amtsblatt des Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Rathes und Nolizei-Ämtes der Ltadt Leipzig. A ^reis die 6gespal >»utzeile SO Pfg. Reclamen uni oem RedactionSstrich (4ge» spalten) 50/^> den Famtliennachrichlen ,espalten) 40^. Größere St sten laut unserem Preis- verzrichniß. Tabellarischer und Ziffernsatz ich höherem Tarif. Extra-' »lagen (gefalzt), nur mit der Morger .usaabe, ohne Postbeförderung .ck SO mit Postbeförderung 70.—. Ä lahmeschluß für Anzeigen: - end-Ausgabe: Bormittags 10 Uhr. s -rgen»Ausgabe: Nachmittags 4Uhr. js den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. .«zeigen sind stets an die Expedition zu richte». Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. 544. Montag den 25. October 1897. 91. Jahrgang, Der Weinbau in Sachsen. Nachdruck verboten. Von welchem Umfange und von welch' landwirthschaft- licher und volkswirthschaftlicher Bedeutung der Weinbau früher in Sachsen war, davon haben nur Eingeweihte eine Borstellung; es soll deshalb im Nachstehenden versucht werden, auch das größere Publikum über diesen Zweig der Landwirthschaft in geschäftlicher und volkswirthschaftlicher Beziehung aufzuklären und dafür das Interesse desselben zu erwecken. Durch den großen Staatsmann und Landwirth Karl den Großen hatte der Weinbau in Deutschland eine weitere Aus breitung erfahren, er war es auch, der ihn an den Ufern der Saale und Elbe heimisch machte, indem er an geeigneten Orten fränkische Reben anpflanzen ließ; unter seinen nächsten Nachfolgern fand dieser wichtige Zweig der Landwirthschaft nicht die nöthige Unter stützung und Pflege. Dieser Umstand macht es auch erklärlich, daß man erst hundert Jahre später unter Heinrich I., dem Städte erbauer, in den sächsischen Landen bestimmte Nachrichten über den Weinbau aufgefunden hat. Diese führen in das günstig gelegene Thal des Elbstroms, wo um die Stadt Misni (Meißen) sich Weinberge fanden. Nach Heinrich's Tode führte sein Nachfolger das angefangene Werk weiter, in den Schenkungsurkunden an die Bisthümer Meißen, Merseburg und Zeitz, welch' letzteres später nach Naumburg verlegt ward, gedenkt man auch der Weinberge, woraus hervorgeht, daß in den Jahren von 936—963 sich in diesen Bisthümern ansehnliche Weinberge befunden haben müssen. Aus der Hand des weniger gebildeten Landmannes ging nun der Weinbau in die Hand und unter die Oberleitung der hohen Geist lichen über, die mit feinerem Geschmack begabt und größerem Ver- ständniß für diesen gewichtigen Culturzweig, diesen selbst bald zu höherer Blüthe brachten. Kaiser Otto der Große ist als der eigentliche Begründer des Weinbaues in Sachsen zu bezeichnen. Bon welcher Bedeutung schon unter und bald nach ihm die Wein berge sein mußten, geht daraus hervor, daß in dem am 14. April 972 abgeschlossenen Ehevertrag zwischen Otto's Sohn und der griechischen Fürstin Theophania der Weinberge, die ihren Besitz bilden sollten, besonders gedacht wird. Zur Veredlung des Weinbaues und der angepflanzten Reben trugen die Kreuzzüge wesentlich bei, denn die Kreuzfahrer be nutzten die Transportmittel der gedachten Kriegszüge, um aus dem fernen Morgenlande edle Reben für die heimischen Berge einzuführen, wozu die Ritter durch eigenen Vortheil und durch die Mahnung der hohen Geistlichen veranlaßt wurden. Mit dem 12. Jahrhundert werden die Nachrichten über den Weinbau in den sächsischen und thüringischen Landen sicherer; besonders waren cs die Klöster, von welchen der Bau der Rebe gepflegt ward, von denen aber auch die weiteren Anpflanzungen aus gingen. In den Klöstern verstand man es um diese Zeit auch be reits, den Naturwein mit fremdartigen Stoffen zu versetzen, den versetzten Wein nannte man „Gewürzwein". Nachstehend lassen wir einige Weinbergsnachrichten folgen. Bischof Dithmar schenkte den Weinzehnten von der Burgwarte Stöhlen dem Stift Merseburg, Wiprecht von Groitzsch schenkte dem Kloster zu Pegau Hilpcrtitz und Wurzen mit dazu gehörigen Weinbergen; im Meißnischen werden Weinberge 1156, 1157 und 1200 bestimmt erwähnt; 1284 schenkte Heinrich von Rydeberg dem Nonnenkloster zu Nimtschen außer sieben Hufen einen Wein berg bei dem Dorfe Schellwitz. Bischof Dietrich von Naumburg schenkte dem Kloster Bosau 1121 Weinberge; ebenso gedenkt eine Urkunde über dqs Nonnenkloster zu Zeitz um 1154 eines Wein berges; 1156 wird an der Saale bei der Burgwarte Wettin eines Weinberges gedacht und 1161 schenkte Markgraf Conrad der Capelle St. Egidii zu Meißen einen Weinberg, den Sifrid, des Burggrafen Hermann Capellan, angelegt hatte, zur Unter haltung der Kirchenkerzen, den Ueberschuß aber zum Nutzen des Priesters. Eine Schenkungsurkunde aus dem Jahre 1224 ge denkt eines Weinberges bei dem Schlosse zu Meißen, der fortan dem Kloster zum heiligen Kreuze gehören sollte; in demselben Jahre vermachten die Geschwister Große dem Kloster St. Afra in Meißen und den Minoriten zu Dresden jährlich je einen halben Eimer kötzschenbrodener Wein; 1241 schenkte Heinrich der Er lauchte dem Kloster Buch ein Haus in der Stadt Meißen mit dazu gehörigem Weinberge. Achnliche Schenkungsurkunden sind noch vorhanden aus dem Jahre 1266,1269,1271,1286 u. s. w. Ums Jahr 1162 ward durch Otto den Reichen das Kloster Altenzella bei Meißen gestiftet; in der Stiftungsurkunde gedenkt man ausdrücklich der Weinberge bei Raisa (jetzt Rhäsa) und bei Roßwein. Die Roßweiner Weinberge ließen die Klosterbrüder bald eingehcn, da sie Gelegenheit gefunden, am edlen Elbstrome größere und bessere Weinberge anzulegen. Den Besitz ihrer Weinberge bestätigt ihnen auch Kaiser Heinrich VII. Nvven diesen erwähnten Weinbergsanlagen hat es natürlich noch viele andere gegeben, die sich in Privatbesitz befanden, hierüber fehlen aus den ältesten Zeiten des sächsischen Weinbaues zuver lässige Nachrichten. Unter Heinrich dem Erlauchten voll 1268—1324 fanden alle Einrichtungen des Landes, die sich auf sicheren Erwerb bezogen, eine wohlwollende Unterstützung, so auch der Weinbau; er ver anlaßte die Stadt Guben, ihre Gemeindeweiden in Wein- und Hopfengärten umzuwandeln, woraus er bald einen ansehnlichen Zehnten bezog. Der Weinbau erfreute sich fortgesetzt der Für sorge des sächsischen Fürstenhauses; um den einheimischen Wein im Preise zu erhalten und ihm Freunde zuzufllhren, verordnete Kurfürst Friedrich II. und Markgraf Wilhelm III. 1440 Folgen des über den Weinschank in Dresden: „Keine frembde wein und sunderlich behemischen Wein in fassen zu khauffen noch schenkhen, Sondern Landtwein zo Dreßden, Kötzschenbroda oder anderßwo Inn Lande zo Meißen gewachst" Diese Fürsorge für den Weinbau gab sich auch dadurch kund, laß bei besonders reichen und guten einheimischen Weinernten die Einfuhr fremder Weine beschränkt und erschwert ward. Da, wo sich geehrtes Land zur Anlage von Weinbergen fand und es fand sich kein Privatier, der e'nen Weinberg pflanzte, nahm es die Regierung selbst in o,e Hand. Aus dem Jahre 1483 ist eine Rechnung über die Anlage eines Weinberges zu Siptitz bei Torgau vorhanden, nacp welcher „bis auf heute Montag Egydii im Jahre 1483 Ausgabe gewest: 26 Schock 50 Groschen 1 Pfennig 1 Heller". Bis zu welcher Bedeutung und zu welchem Umfange der Weinbau um diese Zeit gediehen war, erhellt aus den Theilungs- acten zwischen dem Kurfürsten Ernst und dem Herzog Albrecht vom Jahre 1485, nach welchen Derjenige, der den Meißnischen Theil behält, verpflichtet sein soll. Demjenigen, der den Weimari- schen Theil empfängt, acht Fuder „Dreßdnische und Misnische Weine" zu liefern, und Derjenige, der den Weimarischen Theil erhält, soll verpflichtet sein, dem Dreßdnischm acht Fuder Saalwein wein zu geben. Bei der ferneren Theilung der Lande des Mark grafen Albrecht zu Meißen zwischen Georg dem Bärtigen und Heinrich den Frommen im Jahre 1505 ward unter Anderem auch bestimmt, daß Georg der Bärtige an Heinrich den Frommen zwölf Fuder Landwein, das Fuder zu zwölf Eimer gerechnet, liefern sollte. Aus dieser Bestimmung ersieht man, in welch hohem Grade sich die Weincultur innerhalb der sächsischen Lande ge hoben hatte, da allein die landesherrlichen Berge ohngeachtet des eigenen Bedarfs 144 Eimer alljährlich abtreten konnten. Ueber die Güte der damals erbauten Weine berichtet der Ge schichtsschreiber Albinus: „An etzlichen Orten im Lande zu Matchen, sonderlich an der Elbe wechst guter Wein, da man für andere die Cotzenbroder oder wie mans jetzt ausspricht, die Kotz berger und Zutschwitzer sehr lobt, zumal wenn sie noch in Mosten sind, die da wegen ihrer lieblichkeit und tawerhaftigkeit berühmt sehend. Wiewol diejenigen, so umb Meyssen wachsen auch vielen andern wol können fürgezogen werden. So sind die Siptitzer bei Torgaw und andere mehr im Lande, als die Gorren- berger in Chursachsen (zwischen Jessen und Schweinitz an der schwarzen Elster) auch beruffen, dabei inan die, so umb Zeitz wachsen, auch billich rühmt. So seynd die Weine, die an der Sala, als umb Weissenfels und anderswo werden, ob wol sie dem vorigen nicht gleich sehn, auch nicht aussen zu laßen." Obwohl es um diese Zeit in unserem sächsischen Vaterlande nicht an Wein mangelte, gab es doch auch schon Etliche, die sich mit der Weinfälschung befaßten, indem sie dem Weine fremd Stoffe beimengten. Die Fälschung nannte man „pulfferci". Ein um 1493 zu Bambergk gedrucktes Büchlein handelt von der Branntweinbereitung und der Weinfälschung. Ueber den Ausfall der Weinernten und das Schicksal der Weinberge in den Jahren von 1210—1587 giebt eine von Lau rentius Faustus, Pfarrer zu Schirmnitz, verfaßte Meißnische Chronik folgende Aufschlüsse: „1210 sind im harten Winter viqr Leut Obsbäume und Weinberge erfroren; 1311 sind dur' große Waßerflvtten und ungewitter den Eckern und Weinbergs grosser schaden geschehen; 1420 ist ein sehr weicher und warr?c Winter gewesen, daß die Bäume um Martio und der Wein ' en 4. Aprilis geblüet; 1442 sind im Maio vor frost vnd schnee alle Weinberge erfroren vnd verdorben; 1524 hats auff Pfingsten Eiß gefroren vnd hat den Wein gar verderbet; 1540 ein heisser Sommer vnd viel gutten Wein; 1337 ein sehr fruchtbar reich und wohlfeil jahr, sonderlich viel Wein; 1449 ein sehr reich frachtbar und gur jahr, galt) eine kanne Wein 3 Pfennig; 1507 e^n gros sterben, doch bei wohlfeiler zeit, da man kaufst einen Schöffel Korn vmb fünf groschen, einen Schöffel Gerste vmb 6 groschen, einen Schöffel Hafer vmb 3 groschen, eine kanne Wein vmb 3 Pfennig; 1525 ein sehr fruchtbar und gut Weinjahr; 1552 ist wohl ein gut Weinjahr gewesen, doch ein groß sterben überhand genommen; 15«7 war ein kalter unfruchtbarer Früling, fast biß an Pfingsten und weil die unbedeckten Weinstöck sehr erfroren und tein recht Weiler zum blüen war, ward dich jahr saurer und mchi viel Wein." Frieorich oei " leise verordnete, daß, daun: der einheimische Wein im Preise gehalten würde, „fremde Weine nur in zwei Städten, besonder» in den fürstlichen Residenzen und nur in ganzen Fässern eingefllhrt werden dürften." Die zu Anfang des sechzehnten Jahrhunderts eintretenden Religionsstreitigkeiten brachten es mit sich, daß man Wohl den Wein trank, aber für Ver besserung der Weincultur wenig that, deshalb fehlen aus dieser Zeit auch die Nachrichten; erst unter „Vater August" fand der Weinbau wieder die rechte Würdigung und Werthschähung. Unter der landesväterlichen Regierung des Vater August kam der Weinbau in Sachsen zu neuer Blüthe; denn er beförderte nicht allein die Cultur desselben, sondern auch den Absatz, außer dem erwarb er 1581 das Bisthum Meißen, wodurch viele und ausgezeichnete Weinberge ihm direct unterstellt wurden. Die Verdienste Vater August's um den Weinbau würdigt Johann Paul Knohllen, Bau- und Berg-Schreibern in der Churfürstl. Sächs. Lößnitz bey Dreßden, an Dero Berg- und Lust-Hause uff der Weinpresse daselbst in der Dedication zu seinem Vinicultur- Bllchlein mit folgenden Worten: „Item Herhog Augustus, Ew. Churs. Durchl. älter Herr Vater, beeder Churfllrsten von Sachsen, numehro, höchstseligst und Christmildester Gedächtniß, welche nicht alleine in Geometrischen und Matematischen Künsten geübet und wolerfahrene Herren gewesen, absonderlich Herhog und Churfürst Augustus, der so wol im Weinbau, alß auch Hauß- Haltungs-S// -n ein solcher Oeconomus gewesen, daß er die statt lichsten F f aufgerichtet, wie er denn der bereits damals theils oüu/1 angebaunn Weingebürge halber, den Kreyerhoff, eine ha' - " uveas von hier liegende, angebracht, und üm deren bessere 3k) o>rung des Tüngers halber, alle Anschaffung ge- than, auck /ras bin and wieder in Abnahme gerathen, und ge wesen, >a />s wieder also gestellet, daß hin und wieder dessen löb liche t ^«eichen annoch zu finden, sondern auch für jedermann zu lese^ans Tageslicht gcführet, daß große Bücher und eine svr^ Leconomia oder Domestica von ihm ausgegangen, daß ihr i^/ichen nicht gehöret worden." ..'(»ter August's stetige Sorge war darauf gerichtet, allent- >aH i in seinen Landen den Weinbau, wo es irgend thunlich, ein§ führen und dafür zu sorgen, daß die Weine verzapft und ins land ausgeführt würden. In den Weingebirgen der Hof- l mtz, für welche er den nöthigen Dünger durch den angelegten edbof in Kreyern bei Moritzburg und durch Vertrag mit der ^-e>». :d. Kötzschenbroda, welche alljährlich 60 Fuder Dünger ? ieferte, erhielt, pflanzte er die ersten rheinischen Reben. Die Erträge der Weinberge suchte er durch Verordnungen nicht nur im Jnlande, sondern auch im Auslande zu vertreiben. Er ließ große Hauskellereien anlegen, so bei den Schlössern zu Annaburg und Lichtenburg, zu Merseburg und Zeitz, ferner errichtete er drei öffentliche Hauptkellereien in Dresden, Leipzig und Torgau. Den Städten empfahl er einen größeren Verbrauch inländischer Weine und erschwerte ihnen die Einführung fremder, er hatte ihnen anbefohlen, daß in den Trinkstuben unter den Rathhäusern nur inländische Weine zum Ausschank gelangen dürften. In der Schloß- und Zeughauskellerei zu Dresden fanden die guten Moste und jungen Weine aus der Belziger, Gehrnberger, Meißner, Dresdner, Mühlberger, Liebenwerdaer, Torgauer und Schwei- nitzer Gegend Aufnahme, doch wurden sie zum Theil auch in den Torgauer Kellern gelagert; in den Leipziger Kellereien fanden die Weine aus den Thüringischen, Merseburgischen, Zeitzischen, Weißenfelsischen, Schkeuditzer und Grimmaischen Bergen Auf nahme. Die um die Kellerorte liegenden Wälder und Eisen hämmer waren angewiesen, das nöthige Faßholz und die nöthigen Reifen zu liefern. Unter der energischen Leitung Vater August's nahmen der Weinbau u:'d Weinbande' »inen großartigen Auf schwung, in Leipzig besonders dlübte der Weinhandel, von hier aus wurden viele sächsische Wein- in-. B-andcnburgische versandt, ebenso nach Hamb.rg von '.ns Ausland. Gegen d>^ Ein fuhr fremder Weine erließ er strenge Verordnt ngen, die er c'.llch aufs strengste überwachen ließ. Um diese Zeit kam auch der Brannlwciugenuß mehr und mehr in Aufnahme, man stellte den Branntwein nur aus Wein her. Diesem Geschmacke trug Vater August auch Rechnung, indem er zu Dresden und Annaburg große Destillationen einrichtete, aus welchen der Weingeist faßweise zum Versandt kam. Vom Brannt wein war Vater August kein Freund, die Branntweinschänken wurden daher möglichst beschränkt, und nur gewisse Personen konnten solche gegen eine jährliche Abgabe von fünf Gulden er richten. Eine Verordnung von 1586 sagt: „Vor Alters waren nur zwei Branntweinschänken, jetzt säuft ihn sogar das Gesinde, darum soll er öffentlich auf dem Markt und sonst nirgends ver- schänkt werden." Als Vater August im Jahre 1586 die Augen schloß, konnte er auf reiche Erfolge in Sachen des Weinbaues innerhalb seines Landes zurückblicken; sein Nachfolger Kurfürst Christian der Erste brachte dem Weinbau gleiches Verständniß und Interesse entgegen, welche er hauptsächlich durch die Weingebirgs-Ord nung vom 23. April 1588 zum Ausdruck brachte. Diese Or»^ nung war anfänglich zwar nur für die Dominal-Weinber«»' rechnet, fand aber bald auf alle anderen mit Anwend--3- 3" Erdfern. Skizze von Constantin Harro. Nachdruck verboten. Fm Casino war Maskenball. Ich gehörte auch zu den Geladenen, und da ich nicht tanzte, suchte ich in dem überfüllten Saale nach Menschen. Bekanntlich giebt es nicht allzu viele, hie d«csci. Titel ver dienen. Erich Rodau galt mit Recht für die stolzeste und schönste Erscheinung beim Feste. Dazu war er der sicherste und elegan teste Tänzer. Leuchtende Frauenaugen folgten ihm, wohin er sich wendete. Er trug den kleidsamen Anzug eines Tempelritters, und an seiner linken Schulter glühte eine rothe Rose, ein Erkennungs zeichen. Erich Rodau reichte einem Mädchen von seltenem Liebreiz den Arm. Auch sie trug an der Schulter die rothe Rose. Sie hatte die Tracht einer Winzerin gewählt, und sie stand ihr zum Entzücken. Wie ähnlich sich die beiden Menschenkinder sahen, die da lachend und plaudernd, voll Uebermuth und Schelmerei, wie es sich zu solchem Fest gehört, die farbenreich decorirten Räume durchschritten. Im Saale flüsterte man: „Es sind ja Geschwister!" Und dann hieß es wieder: „Bruder und Schwester? Bewahre! die pure Liebe steht ihnen ja auf der Stirn geschrieben. Es müssen Verlobte sein!" Ach, die Liebe! Nie wieder habe ich die Liebe so anspruchs los, so glückselig und so anmuthsreich gesehen, wie sie sich mir an jenem Ballabend darstellte! Die Blicke der Beiden ruhten ineinander, ein rother Mund lächelte dem andern zu, und das Tanzen war rin Schweben bis in den Himmel hinein. Sie schienen zuweilen erdentrückt. hatte sie, der Sitte entgegen, zu allen Tänzen engagirt. gab Niemandem eine Extratour. Doch sie schickte ihn m ihren Freundinnen. In ihrem köstlichen, weit be- Ttolze that sie die». Es war ihr dann ein stiller Ge- sich vorübrrtanzen zu sehen, mit Augen, die nur s i e Lippen, die nur ihr lachten! Was sie wohl sprachen in den vielen Stunden? Vielleicht nur Unsinn, mit dem sie noch „Versteckens" vor einander spielen wollten. Vielleicht auch war ihr heiteres Plaudern immer nur die Umschreibung der drei Worte, die auf ihren ver klärten Gesichtern standen: „Ich liebe Dich!" Ilse Hell, so hiez die Winzerin, nippte nur wenig von dem Weine, den Rodau «hr bei der Tafel bot. Es war, als fürchte sie den Feuerstrom, der von vcn Ufern d-s Rheines bis zu der dürren Ebene und von lachenden Herzen bis zu leidgewohnten Erden»Ll».cn quillt. Doch ihm, dem Rheinländer, mundete der lebenspendende Trank. Welch frohes Fest für Jene! Welch ein Glllckjubel in zwei jungen Seelen! Für dieses irdische Jammerthal deS Glanzes und der Farben fast zu viel.... Vorfrühling! Von Zweig zu Zweig geht ein Raunen. Der Wind kos't mit den ersten Blumen, die weiß sind wie Engelsgewänder. Gold duft liegt auf den fernen Wäldern. Und durch die Thore der Großstadt zieht eine bunte Menge, Lerchenliedern zu lauschen und all' dem zarten Getön, das ob der grünenden Erde schwebt. In dem Concertgarten unter den saftstrohenden, kraftgeschwellten Bäumen, die ihre goldigsten Blättlein gleich Herolden dem Lenz entgegenschicken, saßen die geputzten Leute mit helleren Gesichtern als sonst, denn sie waren glücklich wieder einmal dem Winter ent ronnen. Doch plötzlich bäumten sich am blaßblauen Himmel Wolken pferde auf, schweres, massiges Geschütz schleppten die schnaubenden Rosse heran, Mannschaft zog auf, und bald tobte hoch droben eine Schlacht, die mit Windesfegen und stürzenden Wassern sich herabsenktc zur festfrohen Erde. Denn es war Ostertag, Auf erstehungsjubel in der Welt.... Welch ein Drängen und Hasten im Garten! Bei den Klängen der Ouvertüre zum „Tannhäuser" wälzte sich die schirm bewaffnete Menge über die breite Terrasse in den Concertsaal. Ich sah lächelnd dem Menschenknäuel entgegen, denn ich hatte mit anderen Vorsichtigen ein vor Regen geschütztes Plätzchen hier oben inne. Da! Ein liebliches Mädchengesicht: Ilse Hell! Aber meine Freundin aus dem Ballsaale, sie mit den tiefen Märchenaugen und dem dunklen Lockenhaar, steht in der lärmen den, drängenden, buntschillernden, lebendigen Woge blaß wi» e'- -> Steinbild. Und todte und doch wieder glühende Augen sind es, die sie hineinschickt in ein anderes, bleiches Menschenangesicht, zu dem jetzt auch meine Blicke den ihren folgen. Erich Rodau hat sich von seinem Platze unter dem Schutz gewährenden Terrassendache erhoben. Tief und ehrerbietig grüßt er zu der dunkel gekleideten Mädchengestalt hinüber. Doch seine sonst so strahlenden Augen sehen auf die weihen, wohlgepflegten Hände nieder. Und diese nervösen Männerhände zittern. Niemand bemerkte, daß zwei Seelen in diesem Augenbl^ ihren Frühl'.na begraben, daß auf zwei stummen ^-p^>-»paaren das schmerzliche Wort „Entsagen" liegt. Und ^.pchrnaugen fragen voll Entsetzen: „warum?" Doch Antwort wird ihnen Jlse's Kniee beben. Si drängt nach rückwärts, um dem Medusenhaupt, daS sie gesck- 'ut, zu entfliehen. Aber ihre Kräfte reichen nicht zu Flucht, Matt greifen die kleinen Hände nach einer Stuhllehne. Sie gewahrt nicht dp Regenlropfen, die auf sie fallen, größer und größer werden ihre Augen, die nicht weinen dürfen vor den vielen, vielen Leuten. Und wie Gebet ste^'S auf diesem geängstigten, todtblassen Antlitz: „Herr Gott, lasse Eich jetzt nicht zusammenbrechen! Denn „Er" würde ke>' - Hau'b rühren, um mich aufzurichten. „Er", den ich liebe! der so grausam ist!" Zuweilen ko""wt der Herbst wie ein trunkener Gott daher, der sich mit R-urpur und Gold geschmückt hat und aus seinem rebenbegren'»"" Riesenpokal freuderauschende Feuerströme zur müden E ^e niederstürzen läßt.... W, >l von der Heimath entfernt, am windgeküßten Ufer eines stolzer' Stromes, unter dem bunten Laub nordischer Eichen und Buche " sah ich Ilse Hell, meine weiße Mädchenblume, wieder. 2 reue Herzen hatten ihr viel zu Liebe gethan. Denn auf ihren War>.gcn lag wieder rosiger Schein, die Lippen plauderten und lach'kn. selbst die tiefen Augen schienen etwas von dem Sonnen gold des Herbstes in sich hinein gesogen zu haben. Sie leuchteten ni, einst. Nur zuweilen war eine zitternde Unruhe darin. Es wurde im warmen Herbstsonnenschein gesungen, getanzt, gss pielt. Auch blonde Kinder mit dem blendenden Temt der cRordländer tummelten sich auf dem Moosboden. l Wenn das fremde Mädchen, der Liebling Aller, mit den Kleinen redete, dann klang ihre Stimm- s" lockend und suß wie Vogelgezwitscher im Blüthenhag.. - Zuweilen aber wenn die A^oeren toller lärmten, wurde das schölte Mädchen ganz still, al">rche es. Und ihre starrer werden den Augen blickten in's "°""te, verlangend, als sahen sie dort ein traumhaftes, unerre^/aore» Glück.... Ihr Mund blakte sich, wie zu einem lieben Worte, und wie leises Grü'v^l schwebte es her und hin durch die blaue, von Soxp-.-erfäden durchblitzte Luft. „Bist Du glücklich, Ilse?" hätte ich meine junge Freundin von einst fragen mögen. Doch ich wagte die Frage nicht... Man schwatzte laut in ihrer Nähe. Sie hörte erst gleichgiltig zu. Dann wurde sie aufmerksamer. Gespannten Blickes schaute sie zu den Damen hin. Auch ich lauschte. Und mein Ohr fing bald den Namen Rodau auf. „Also doch!" sagte die Regierungsräthin. „Deshalb heirathete er nicht!" „Ja", schaltete Frau Hammer ein. „An Morphium starb er. Ein schöner Tod! Er hat's längst gewußt, daß es einmal so kommen mußte. Er war morphiumsüchtig ... unheilbar " Ilse neigte das Haupt wie eine Blume, die an der Sonne Gluthenkuß vergeht. Ich wurde angesprochen und mußte sie aus den Augen lassen. Später sah ich sie nicht mehr. Es hieß, sie sei unwohl geworden. — Am anderen Morgen tobten die Wasser des Flusses. Ein spätes Gewitter war in der Nacht niedergegangen. Nebelbrauen lag jetzt über den herbstlichen Landen.... „Wissen Sie es schon?" fragte meine Mithin furchtsam und schob ihre kleingekrümmte Gestalt durch die Spalte meiner Zimmerthür. „Es ist beim Baden ein Unglück geschehen!" Die Alte weinte jetzt laut. Mir aber stand das Herz fast still. Ich ahnte, daß eine wegmüde Seele den Pfad gefunden hatte zu einer stillen Seele. „Sie?!" fragte ich heiser. „Fräulein Ilse Hell?" „Sie wissen wirklich schon? Im großen Bassin ist's ge schehen... Sie schwamm doch so gut! Aber ein Starrkrampf muß sie befallen haben ... Sie ist todt!" .... Ich sah schwermüthig in das Nebelwallen hinaus. Und es schien mir, als schwebe eine lichte Gestalt himmel wärts, als riefe eine glockenhelle, fröhliche Stimme: „Ich habe Dich wieder!"
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