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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.11.1897
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1897-11-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18971113010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1897111301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1897111301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-11
- Tag1897-11-13
- Monat1897-11
- Jahr1897
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8340 — Ein» der hervorragendsten buchgewerblichen Unter» nebmnngen Leipzigs, die Buchbinderei von F.A. Barthel, stierte am ll. November das fünsundzwanzigjäbrige Jubiläum. Bon einer Arier im eigentlichen Sinne kann, so schreibt da« „Börsenblatt", leider keine Rede sein, weil der Gründer und Leiter de« Hause« krank darniederliegt. F. A. Barthel wurde al« Sohn eine« Maurer« am 23. März 1846 in Bitterfeld geboren, erlernte in Leipzig die Buchbinderei, ging auf die Wanderschaft und wagte es, obwohl gänzlich mittellos, sich am 11. No vember 1872 in Leipzig (Querstraße) zu etabliren. An fänglich arbeitete er mit nur 4 Gehilfen; schon zwei Jahre spater zog er nach der JohanniSgasse, wo er bald gegen 80 Mann beschäftigte. Auch da wurde e« ibm bald zu eng, und 1879 übersiedelte er nach dem Hause Königsstraße 7, wo da« Personal aus 120—150 Leute stieg. Die immer steigende Entwickelung de« Haufe« zwang ihn zum Bau eine« eigenen Fabrikgebäude« auf dem Grundstück HoSpitalstraße 21, da« im Mai 1888 bezogen wurde. Hier arbeiten je nach der Saison 350—400 Leute mit ca. 140 HilsS- masckinen, denen eine 70pserdige Dampfmaschine die nötbigr Betriebskraft liefert. Barthel stedt bei der Leipziger Ber- lrgerwelt in hoben, Ansehen. Biele der hervorragendsten Berlagsfirmrn zählen zu seiner ständigen Kundschaft. Wir wünschen dem Jubilar baldige Genesung. Möge e« dem jetzt erst 5 ljährigen Manne beschieden sein, auch daS 50jährige Jubiläum seines Hause« feiern zu können. — Eine Nachricht, die alle Gosentrinker mit pietätvoller Dbtilnabme erfüllen wird, kommt aus Döllnitz. Dort ist am Mittwoch Herr RittergutSbesiHer Wilhelm Goedecke, drr Besiycr der weltberühmten Dollniyer Gosenbrauerei, im hohen Atter vou 85 Jahren nach kurzem Krankenlager gestorben. In den letzten Jabren halte er sich von der geschäftlichen Thätigkeit, die auf seine» Sohu übergcgangen ist, zurückgezogen, um der wohlverdienten Nuhe zu pflegen. — Borgestern feierte da« Arbeiterinnendaheim, nachdem e« fast 25 Jahre lang seinen Sitz in der Brau- ftraße 7 gehabt halte, seinen Einzug in da« neue Heim Saphienstraße 20. Nack einem Dankgottesdienst wurde den Mädchen Kaffee und Kuchen veradreickt. Dabei wurde ein Festlied, welches eine der Vorstanksvameu zu Ebren diese« Ereignisse« gedickte» batte, gesungen und mit großem Beifall ausgenommen. Die neue Wohnung ist in der Tbat außer ordentlich schön und zweckentsprechend zu nennen, und mit strahlenden Blicken wurde von den Mädchen ihr neues Heim betrachtet. An ältere Arbeiterinnen sind zu sehr billigen Preisen Einzelzimmer abgegeben worden. (Siehe Anzeige im heutigen Annoncentheil.) — Eine Chrvsantheuium-AuSstellung wird vom Gärtner-Berein zu Connewitz im großen Saale de« Restau rant „Zum Eiskeller" in Connewitz am Sonnabend, 13., Sonntag, 14-, und Montag, 15. November, veranstaltet. An allen drei Tagen findet Nachmittag« von 4 Uhr an Concert statt. */* Leipzig, 12. November. Eine socialdemokratische Part ei Versammlung, die am Donnerstag in der Gast- wirthschaft „Stadt Hannover" in der Seeburgstraße tagte und vou ca. 70 Personen besucht war, ließ sich nach einem Dortrage de« ReichStagSabgeordneteu Herrn Geyer über da« Thenia „Die politische Lage'j von dem Vertrauens- »vanne für das Cenirum der Stadt, Herrn La Uten bach, über die agitatorische Tbätigkeit der Partei im ver stossenen Jahre Bericht erstatten. E« hat sich darnach herausgestellt, daß die entfaltete Agitation für Erwerbung de« Bürgerrecht« nicht die erbofften Erfolge gezeitigt bat, so daß man nach dieser Richtung bin eine andere Taktik einzuschlagen genöthigt ist. Da« AgitalionScomitü wird in dieser Beziehung in nächster Zeit mit geeigneten Borschlägen vor die Oeffentlichkeit treten. Auch die Localfrage bat nicht nach den Wünschen der Genossen ihre Erledigung gefunden, so daß auch hierin energischere Schritte ringeleitek werden sollen. Die Partrifinanzen sind gegen da« Vorjahr znrück- gegangen. Der Grund hierfür wurde in den vielen umfangreichen wirtbschaftlichrn Kämpfen erblickt, durch die die Opferwilligkeit der Genossen in ganz bedeutender Weise in Anspruch ge nommen worden ist. Immerhin betrugen die Einnahmen de« Vertrauensmannes 2073,31 -4 und die Ausgaben 1969,05 1250 ^4 sind an da« Agilationscomit« abgeliefert und 534 ^4 zur Unterstützung der Familien dilfSbedürstiger Genoffen ver« wendet worden. Die Regsamkeit der Genosjrn, die im Lause de« Jahre» viel ,u wünschen übrig gelassen habe, sei gegen wärtig, wohl infolge der kommenden RcichStagSwahlen, «u Steigen begriffen, so daß den Wahlen frohen Mutbe« ent gegengesehen werden könne. Als Vertrauensmann für das kommende Jahr wurde Herr Gäbler ernannt. */* Leipzig, 12. November. (Arbeiterbewegung.) In einer gestern im Etablissement „Sanssouci" (Elsterstraße) abgebaltenen, von hiesigen Mitgliedern dc« deutschnationalen HandlungSgehilfen-Verbandes (Sitz Hamburg) veranstalteten Versammlung drr Handlungsgehilfen wendete sich der Referent, Herr von Pein au« Hamburg gegen die von den älteren Handlungsgehilfen - Bereinigungen eingesührte Stellenvermittelung, weil diese mit als Hauptzweck zur Hebung ver Lage der Handlungsgehilfen betrachtet werde (!!), während der beutschnationale Handlungsgehilfen-Verband die Besserung der Lage de« Handlungsgehilfeustande« durch Be seitigung der Strllenlosigkeit(?) anstrebe. Hierzu sei zunächst uöthig, gegen da« Eindringen ungeeigneter, namentlich weiblicher Arbeitskräfte in den HanvlungSgebilfenftand Stellung zu nebmen und dazu eine Regelung de« LehrlinaSwesenS (Er richtung von Fachschulen), sowie Ausdehnung der Arbeiterschutz- bestimmungen auf weibliche Handelsangestellte anzustrebrn, denn sobald für diese eine bestimmte Arbeitszeit festgesetzt werde, würde ihre Zahl sehr bald abnebmen. Ter Redner ver breitete sich dann noch über die in dem deutschnationalen HandlungSgrbilfenverbande eingesührte Versicherunggegen Stellenlosigkeit und empfahl unter Hinweis auf die Einführung eine« Theil« de« neuen Handelsgesetzbuches am 1. Januar 1898 und die dadurch entstehenden Processe die Annahme einer an da- Reichsamt deS Innern und das sächsische Justizministerium adzusendenden Petition wegen der Kaufmännischen Schiedsgerichte. 6. Leipzig, 18. November. Do« vom Leipziger Skat« Berrio am 2. November im großen Saale der Centralhall, veranstaltete fünfte Preisskaten, an welchem sich an 80 Tischen iuSgesammt 320 Man, betdeillgten, hatte folgendes Ergebniß. ES konnten inSgesommt 40 Geldpreise im Gesammtwerthe von 800 ^1 zur Verlheilung zelangen, und zwar je 1 LlOO^l, 75^1, 50.4 und 35 -4, drei ä 25 ^i, fünf ä 20 ^!, vier ä18^1, zweiä 16 », fünf« 15.4. vier ä 14 cwei ä 12 sechs älO^l und je zwei ä 8 .4 dez. 6 Der mit dem ersten Preis bedachte Spieler Hot nach Abzug der verlorenen Spiele 24 Spiele gewonnen. Er hat sechs Grand« (eins ohne drei Matadoi«), sechs gewöhnliche Schneider spiele, ebenso viel Spiele mit vier und zwei mit drei Trümpfen. Als höchste Pomtssütze wurden 632 und 597 prümiirt. Zwei Spieler hobeu je 22 Spiele (nach Abzug brr verlorenen) gewonnen. Drei Spieler haben 17, 15 und beziehentlich 14 Spiele gemacht und gewonnen, aber kein Spiel verloren. Bon prämiirten Spielern sind noch zu erwähnen: der Spieler riue« Rothjolo ohne Bier Schneider, riue« ScheUensolo ohne Bier und eine- Grünsolo obne Drei mit zusammen 14 Trümpfen, der Spieler von sieben gewonnenen Schneideripielen, derjenige eine- Rothsolo- ohne sieben Matador» mit zwei Trümpfen, der eine- Rothjolo ohne vier Schneider mir vier Trümpfen und der eine- Schellrn-Tournee ohne Sech- mit zwei Trümpfen. Herum gebracht von den Gegempirteru wurde rin Grond-Lolo mit drei Matadoren, Schneider angeiagt; bei je einem Eichel-Lolo und Grün-Solo mit einem Matador und jech- Trümpfen wurde der Spieler Schneider gemocht und ein Grün-Solo mit sechs Matadoren in der Hand und acht Trümpfen wurde rdrnfall- herum gebiacht. Die betreffenden Gegenspieler wurden mit den ausgesetzten Preisen bedacht. Daß da« höchste vorgekommene Spiel rin Grand ouvert mit vier Matadoren zu 216 Points war, haben wir bereits erwähnt ; wir wollen heute nur noch hinzusügen, daß eia Berliner da- ,heuere Spul gemacht Hst. 8 Au- dem Bureau de» Stadttheater«; L» heutigen Sonnabend wird im Neuen Theater Shakespeare'- „König Lear" wiederboit. — Im Alte» Tdeater wird deute di» Posse „Eine tolle Nacht" gegeben. — Morgen, Sonntag, gelangt im Neuen Theater die Oper „Der Barbier von Sevilla'^ zur Aufsüdrnnz. Ten Abend beschließt der heitere Einacter „In Civii". — Im Atten Theater findet morgen, Sonntag, dir erste Wtederaufsübrung drr neu einstudirten Posse „Mamselt Nitouche" mit Frl. Schäffer in drr Hauptrolle statt. — Die SchlierseerS kommen, — diese Nachricht wird den vielen Freunden der oberboyerischen Gebirg-komödien, die auch in Leipzig vorhanden sind, gewiß willkommen sein. Da« bekannte Ensemble des Scbtierseer Bauerntheater« beginnt am Donnerstag, den 18. ds., ein Gastspiel im Carolathearer, über dessen inter essante Einzelheiten wir Näheres noch berichten werden. 8 Ensrmblr-Gastspiel des Berliner Neuen Theater« im Carnlatheater. Nur noch heute, Sonnabend, und morgen, Sonntag, erfreuen un« unsere Berliner Gäste mit ihren trefflichen künstlerischen Darbietungen, daun kehren sie an die gemalmte Stätte ihrer darstellerischen Wirksamkeit zurück. Heute wird der luiiigr Schwank „Der Stellvertreter", der lehr gefiel, wiederboit, und in dem gleichen Stücke «immt daS Ensemble des Berliner Neuen Theaters morgen, Sonntag, Abschied vom Leipziger Publicum. tz Krystall-Palast. Heute Sonnabend findet unter Mit wirkung der vollzähligen Capelle des 179. Regiments unter Herrn Capitain's Leitung der sechete große Elite-Abend zu den gewöhn- lichrn billigen Eintrittspreisen statt. Herr Musikdirektor Capitain, weicher mit seiner Capelle zum ersten Male im Krystall-Palast concertirt, hat ein besonders gewählte- Programm entworfen, wie auch jämmtiiche Sprcialiläten, welche nur noch an drei Abenden austreten, die besten Nummern ihre- Repertoires bieten. Coucert und Borstrllung, welch» ohne Pause statlfinden, beginnen '/,8 Uhr. — Morgen Sonntag finden zwei Vorstellungen, Nachmittags '/,4 und Abends '/,8 Uhr statt. — Wie alljährlich, so veranstaltet auch dieses Jahr am Tobten- sonntag der Lilierar.-Draniat. Verein „Schiller" im Thealerjaalr des Krhstall-Palasies eine vollst hü milche Vorstellung. Zur Aufführung gelangt „Demetrius", Tragödie in fünf Acten von Schiller-Laube. Da die Einstudirung unter der Regie von Alfr. Arndt eine sorgfältige ist und die Hauptrollen in Lea besten Händen sind, verspricht die Borstrllung eine gute zu werben. 8 Das November-Programm im Barists Battenberg hat einen vollen Erfolg zu verzeichnen. Der allabendlich besonder« gute Besuch des schönen Etablissements und dir stets animirce Stimmung des Publicum« haben auch diesmal den Beweis erbracht, daß eine gute Zusammenstellung des Programm« stets gewürdigt wird und seine AnziehungSkrasl auf das Publicum nie verfehlt. 8 Das weltberühmte Damen-Sextett „AmadoS", welches z. Zt. in Brüssel bei stets vollbesetztem Hause concertirt, wird aus seiner Tournsr nächsten Sonntag hier einlressen und von Montag, den 15. November ob, im „Hotel zum grünen Baum" concertircn. Wir machen auf die genußreichen Abende, welche brvorslehen, besonders aufmerksam. * Brandts, 12. November. Brandl«, dir Nachbarstadt Leipzig« nach Osten, bat sich in der jüngsten Zeit in er freulicher Weise geboben. Obwohl es nicht direct an der großen VerledrSstraße liegt, so wird e« doch von der Großstadt aus sehr gern besucht, weil es nicht nur alle leib lichen Genüsse in vorzüglichster Güte liefert, sondern auch weil es idyllisch schön und gesund gelegen ist. Der Wald reicht bis zuin Weichbild der Stadt. Berg und Wasser geben der Landschaft die schönste Abwechselung. Der Bahn bau wird im nächsten Jahre Brandis mit dem großen sächsischen Eisenbahnnetz verbinden. Unsere reichen Kvblen- unv Thonlager und die daraus gewonnenen Producie (Ver- dlenvsteine, bohle und poröse Ziegel rc) werken dann ein größeres Absatzgebiet erhallen. Jetzt schon werden neue Kohlenschächte abgeteuft und Verblendsteinwerke angelegt. Für Unternehmer liegen die Verhältnisse hier günstig: billiges Bauland, gute nnd nicht theure Arbeitskräkle, Maschinen- seuerungsmaterial am Orte, genügend Wasser, gute Trans" portwege. Für die Anlage industrieller Werke ist Brandis ganz besonder« geeignet. Aber auch für den Privatmann bietet Brandis daS Beste: ruhige, gesunde, billige Wohnungen, günstige Fahrgelegenheit von und nach Leipzig, Aerzte, Tbier- arzl, Apotheke, Post, Telegraphie, gute Gasthofe, Restaurant« rc. im Orte. Anfragen werden von dem Bürgermeister Siegelt sehr gern beantwortet. * Borna, 12. November. Bei den am 10. d. M. be endeten Wahlfäbi gkeit «Prüfung en am hiesigen Lehrer seminar, der sick 17 SctmlamtScandidalen unterzogen, er hielten in den Wissenschaften einer Id, sechs II», sechs II, einer Ild, zwei Illa und einer III. Als Sittencensur konnte allen Examinanden die I erthrilt werden. Lansigk, 12. November. In der zweiten Stunde ver gangener Nacht brach in der ReicherSvorfer Möbel fabrik, welche vor Kurzem in dortiger Müble von den Gebrüdern Lausch errichtet worden war, ein Feuer aus, welches daS Gebäude bis auf die Grundmauern einäscherte. Es 'st vor Allem der Verlust werthvoller Holzbearbeitungs maschinen zu beklagen. n. Döbeln, 11. November. Die mit Schluß dieses Jahre« aus dem hiesigen Natbscollegium ausscheidenden Herren Stadträthe Lorenz und Ehrlich sind von den Stadt verordneten, wie aus der Sitzung derselben am 9. d. M. bervorging, wiedergewäblt worden. — Zum Stadtbau- rath hier ist Herr Oberingenieur Lindemann in Olmütz (Mähren) und zum GaSinspector, die Gasanstalt geht mit dem 1. Januar 1898 in städtischen Besitz über, Herr Gehre in Guben gewählt worden. Der Stavlbauratb bezieht ein Gebalt von 5000 -4 — Im Laufe des Jabrr« sind 56 hiesige Einwohner Bürger geworren. — Die Vereidigung der Recruten des hiesigen Regimentes fand am 10. d. M. in der Exercirhalle statt. * Döbel», 12. November. In dem Hause SchießbauS- straße Nr. 22 ist, wie bereit« kurz gemeldet, gestern Nach mittag bald nach 3 Ubr ein Raubmord und ein Raub mordversuch verübt worden, lieber den Vorgang wird noch Folgendes mitgetbeilt: In dem erwähnten Hause im ersten Stocke wohnt der 54jäbrige Rentier Hermann Schmidt. Im Parterre wohnt die Schwester Schmidt'-, die 50 jährige, von ihrem Manne getrennt lebende Wil beim ine Krause, der auch daS Hau« gekört. Als Schmidt gegen >/i4 Ubr, von einem Ausganae zurückkebread, vaS Haus betreten, bat er zunächst seiner Schwester einen Besuch abstatten wollen, aber deren Wohnung verschlossen vorgefunden. Als er im Hause wiederholt vergeblich nach ihr gerufen, bat er schließlich seine Schwester auf dem Boden des Hause« vermulbet und ist Dorthin gegangen. Dort ist nun ganz plötzlich ein unbekannter Mann, der sich hinter einer nur angelcbnt gewesenen Thür versteckt gehalten, mit erhobener Hand, in der er^Ieinen Hammer gehalten, auf ibn zugesprungeu und hat Schmidt mit demselben Niederschlagen wollen, letzterer bat aber den Hammer in seine Gewalt bekommen und nunmehr ist ein Ringen zwischen Beiden entstanden, in denen Verlaufe Schmidt von seinem Angreifer eine Treppe hinab bis vor seine Wohnung gedrängt worden ist. Schmidt ist hier mit dem Unbekannten zu Falle gekommen, bat aber noch krampfhaft den Hammer» den ibm der Unbekannte, der fort während mit den Fäusten auf ibn ringrschlagen, zu entreißen bemüht war, gehalten und der Thäter bat schließlich von seinem Opfer abgelasien und ist anscheinend un bemerkt nach hinten au« dem Hause entkommen. Straßenpaffanten, die das Geschrei Schmidt « gekört, batten Vie Polizei sofort benachrichtigt und die erschienenen Beamten, denen Schmidt zunächst nur diesen Vorgang batteerzädlen können, bemühten sich, den Tbäter zu ermitteln. Der Polireiinspccto» Streubel begab sich nach Bekanolwerden de« Geschehenen sofort in daS betreffende Hau«. Dort hatte inzwischen Schmidt nach seiner Schwester weiter gesucht und Ver wandten, die geglaubt hatten, dieselbe könne sich in ihrer Wohnung tingeschloffen haben, stiegen in die Wohnung ein. Dem Eintretenden bot sich hier ein grauendaftrr Anblick dar. In einer Blutlache lag neben ihrem Bell aus vcm Fußboden Vie Schwester Schmidt«, die Näherin Krause, todt. Ein« bedeutende Kopfwunde a» der linken Seite deutete daraus bin, daß sie erschlagen worden war. Im Munde der Leiche befand sich ein Taschentuch; wahrscheinlich hatte der Mörder sein Opfer mit dem Tucke vollend« erstickt, oder, um die Frau am Schreien zu verhindern, es vorder binein gesteckt. Ju der Wohnung drr Krause lagen verschiedene Sachen umbrr und ist anzunebmen. daß e« dem Tbäter darum zu thun gewesen ist, Geld zu erlangen. Der selbe bat aber in der Wobnung kein« gefunden und bat sich nunmebr auf dem Boden versteckt gehalten, um dem Rentier Schmidt aufzulauern und auch ibn zu ermorden und zu berauben. Bezüglich de« Tbäter« konnte Schmidt nur eine sehr mangelhafte Beschreibung abgeben. Ja dem Hause, da« nach hinten keinen Ausgang hat, stand im Flur ein Fenster offen, durch daS der Verbrecher aller Wahr scheinlichkeit nach entkommen war. DaS Haus liegt dickt an der Mulde und die von der Polizei augestellten Nach forschungen ergaben, daß man demselben gegenüber einen Mann auS jenem Hause hatte derauSsteigen seben. Die sofort aufgebotene Schutzmannschaft entwickelte eine große Tbätigkeit. Ein Schutzmann hatte vor Bekanntwerden der Tbat den Waschmaschinensabrikantrn Friedrich Moritz Keller auS Dößitzick bei Lommatzsch, am Nirdermarkt 3 wohnhaft, mit durchnäßten Kleidern auf seinem Patrouillengange be troffen und es wurden sofort nach Keller Nachforschungen angrstellt. Auf dem Boden des von ihm bewohnten Hause- wurde Keller von Polizeibeamten, die nach ibm gesucht, in dem Moment betroffen, als er sich eben mit einem Fleischermeffer in selbstmörderischer Absicht eine tiefe Schnittwunde in den Hals beigebracht halte. Der schnell binzugezogene Arzt, vr. mock. Schiller, legte dem Verletzten einen Notbverband an, worauf der Verletzte in da« Stadlkrankrnbau« gekrackt wurde. Es liegt offenbar Raubmord vor, denn Keller steht zu der Ermordeten weder in verwandtschaftlichen noch in sonstigen Beziehungen. Derselbe sollte am DonnerSlag Vormittag gepfändet werden und bat sich vermuthlich durch da« Ver brecken Geld verschaffen wollen. Der Mörder ist ver- beirathet, 41 Jabre alt und Vater von 3 Kindern im Alter von 1 bis 11 Jahren. Seine Ehefrau befindet sich gegen wärtig in Leipzig in der Universitäts-Frauenklinik als Hebammenschülerin. Den Verbrecher, der zwar eine lebens gesäbrliwe Sckniltwunbe am Halse davongelragen hat, hofft man am Leben zu erhalten. * Zwickau, 12. November. Der hiesige Zweigverein des Evangelische» Bundes hielt gestern Abend unter sehr zahl reicher Betbeilizung eine Lulberfeier ab. Pastor Kröber- Leipzig sprach hierbei über: Luther und Luther'- Lehre im römischen Gerichte; Pastor Wienholt-Witterau über: Was lbust du für deinen Glauben? und Superintendent Meyer hier über: Protestantische Hoffnung. — Für Ausschmückung der hier projectirten Lutberkirche, für welche bereits die Pläne eingereicht sind, hat Baumeister Becker dier 500 gespendet. De» Grundstock zu diesem Kirckenbau stiftete der vor einigen Jabren verstorbene Fabrikbesitzer Fischer durch ein Legat von 75 000 -4 Seitdem sind mannichfacke Schenkungen dem BanfondS zugeflossen. — Stadtratb Wilke hier, Vorstand des Polizeiamts, bar wegen Führung der Geschäfte bei diesem, die Leitung des hiesigen Quartieramtswesens an Stadtrath Köppen, Vorstand deS städtiscken SteueramtS, mit Ge nehmigung der städtischen Collegien abgetreten. — DaS Handarbeiter Georgi'sche Ehepaar hier bat ihr 13 Wochen alte« Kind so schwer mißhandelt (Würgen am Halse, Schleudern auf die Diele), daß das Kind alsbald verstorben »t. Letzteres wurde gestern gerichtlich secirt, die unmenschlichen Ellern sind verkästet worben. I t. (krtmmttschau, 11. November. Durch Herrn Kreis- bauptmaun Freiherrn v. Welck fand beute Vormittag im hiesigen Rathhause die Verpflichtung deS kürzlich auf Lebens zeit gewählten Herrn Bürgermeister« Beckmann statt. — In seiner gestrigen Sitzung nabm Vas Stadlverordneten- Collegium eine Ratbsvorlage an, wonach vom Jabre 1898 an ein Rechnungsrevisor für die Stadtcasse angestellt werde. Demselben soll die Prüfung der gesammten städtischen Bnch- und Cassenführung und insbesondere die Prüfung aller städtischen Rechnungen übertragen werden. — Der Bau der neuen Realschule war veranschlagt mit 114 000 *4, hat aber nur 111 375 -4 65 gekostet. Für die innere Einrichtung wurden 16 346 ^4 78 verausgabt und für sonstige Arbeiten, wie Trottoir rc. 6693 .4, so daß sich ein Gesammtaufwand von 134415 »4 49 ergiebt. Ta« Areal kostete seiner Zeit 17 038 .4 75 ^s. — Wolkenstein, 11. November. Auf hiesigem Babnbofe ereignete sich heute Mittag gegen 1 Uhr ein bedauerlicher Unfall dadurch, daß der Güterschreiber Ker mer beim Rangiren zu Falle kam und ibm daS linke Bein über sä bren wurde. Der Verunglückte mußte sich einer Ampu tation des verletzten Beines unterziehen. UPlohn bei Lengenfeld, 12. November. Am Dienstag Vormittag verunglückte ein Arbeiter in der kiesigen Brauerei dadurch, daß er vom Fahrstuhl in einer Höhe von 9 Metern herabstürzte und sich schwere Verletzungen zuzog. Der Verunglückte ist bereits seinen Verletzungen erlegen. -s Planen, 12. November. Als Director deS hiesigen neuen StavtthealerS wurde Herr Siegfried Staack, gegenwärtig Tbeaterdirector in Liegnitz und früher lang jähriger Theatrrdirector zu Zwickau, heute vom Sladlratbe gewählt. U Schöneck, > 2. November. Aus Anlaß de« Regierungs jubiläums deS Königs hat der Stadtgemeinderath au« den Ueberschüssen der Sparkasse die Errichtung einer König- Albert-Stiftung mit einem Capital von 4000 ^4 be schlossen, deren Zinsen alljährlich am 23. April an würdige und bedürftige Einwohner zur Vertheilung gelangen sollen. L. Dbcrwtcsenthal, l2. November. Am Dienstag tritt die PosthilfssteUe aus dem Fichtelberg wieder außer Wirk samkeit. Der Wirth de» UnterkunftshauscS auf demselben, Herr BruluS Fleischmann, bleibt auch während des Winter« auf dem Berg wohnen, um für den Besucher geheizte Zimmer bereit zu halten. DaS landschaftliche Bild, welches man von dem Berge au« im Winter genießt, ist rin überaus interessantes. — Riesa, 11. November. In Folge eine- sriten« beider städtischer Collegien gefaßten Beschlüsse« halte der Rath ein Ersuchen an das königl. Ministerium de« CultuS und öffent lichen Unterrichts gerichtet um Errichtung eines Gym nasiums in Riesa. Die Stadt hatte zu diesem Zwecke eine freie Baustelle und einen ErrichtungSbeilrag von 100 000 ^4 zur Verfügung gestellt. Die hieraus ringegangene Verordnung de« Ministerium« entspricht leider nicht den gehegten Er- Wartungen, indem diese« sein Bedauern darüber au-spricbt, von dem Anerbieten zur Zeit keinen Gebrauch machen zu können; sollte jedoch später in einer kleineren Stadt dir Er richtung eines Gymnasium« in Frage kommen, so werde man sich de« Anerbieten« erinnern. r. Riesa, II. November. AuS der Begründung de- KirchenrorstandeS zur Aufnahme einer Anleihe, welche am 9. d. M. in der Stadtveroldneten-Sitzung zum Vortrage kam, ergiebt sich, daß die Gesammtkvsten de« Kirchen- neubaueS, einschließlich der Erweiterung de- Gottes ackers 443 045 .« betragen. Nach Aufnahme der ersten Anleihe von 300 000 ^4 und der weiteren von 60 000 -4 macht sich noch eine Anleihe von ca. 85 000 ^4 nötbig, die der Kirchenvorstand in Rücksicht daraus, daß möglicherweise am GolteSacker noch einige kleine Parcellea zu erwerben sein dürften, aus 90 000 «4 zu normiren beschlossen hat. Die Aufnahme der Anleihe in Höhe von 90000 wurde nach kurzer Debatte Hegt» , Stimme beschlossen. — DaS Collegium batte in einer früheren Sitzung beschlossen, kein Rath« zur Erwägung zu gehen, bezüglich der städtischen Grundstücke einer Haftpf lickt-Versicherungs-Gesell schaft beizutreten. Der Ratb hat uunmebr beschlösse»-, mit der „Wilhelms" in Magdeburg einen Vertrag auf 5 Jahre abzusckließen. Bei der Vorausbezahlung de« Prämienbetrags wird eine Ersparniß von 20 Proc. erzielt. Ter gesammte Prämicnbetrag beziffert sich auf 450 ^4 DaS Collegium ist einstimmig dem RatbSbeschlufse beizetreten. L. Pirna, 11. November. Zur Vertheilung an besonder« bedürftige Wassercalamitosen empfing die diesige königl. Anushauptmannschaft jetzt nochmals «ine Summe von 1000.4, welche im Hamburg gesammelt worben war. Die Spende findet natürlich im Sinne der Geschenkzeber Verwendung. — Ein wahrhaft schreckliche« Geschick ereilte den 47jäbrigen verheiratbclen Maurer Hermann Grahl zu Mügeln, welcher beuie früh gegen 7 Ubr dortselbst durch einen Eisenbabnzug überfahren und gelödtet wurde, al« er nochmals die Gleise überschreiten wollte. Die Verstümmelungen deS Leich nam« waren ganz entsetzliche. * Vantzen, 11. November. Gestern Abend versammelten sich einem Beschlüsse zufolge, der bei Gelegenheit de« Anfang Mai gefrierten DecennalsesteS der ctisoipuli qaouäirm ^maa-ii Luckissini gefaßt worden war, viele ebemalige Schüler de« Bautzener Gymnasium« im Hotel Gude; von überall her waren sie berbeigeeilt; verschiedene, die am Kommen verhindert waren, bauen briefliche Grüße entsandt, so der jetzt älteste, in Bautzen lebende ehemalige Schüler, Herr Gebeimratb vr. E. Slöckhardt, ein hoher Achtziger. E« wurde beschlossen, jedes Vierteljahr eine Zusammenkunft der ehemaligen Bautzener Gymnasiasten zu veranstalten. * Großenhain, 1l. November. Von den Führern und Vertrauensmännern der recktsstebenden Parteien im zehnten sächsischen ReichStagswahlkreise (Döbeln, Leisnig, Roßwein rc.) wurde, wie das „Gr. Tagebl." berichiet, die Wieder- Proclamirung der Cankidatnr Sachße-Merschwitz (cons.) einstimmig beschlossen, sowie die Absendung eine« Schreibens, in welchem der genannte Candivat um seine Zustimmung ersucht werden soll. — Dresden, 12. November. Der König und der Prinz Albert sind heute früh 12 Uhr 57 Min. nach Sibyllenvrt gereist. — Der König hat dem Briefträger a. D. Rößner in Leipzig und dem Briefträger Schilling in Mittweida VaS allgemeine Ehrenzeichen verlieben. * Dresden, 12. Nrvember. Ein Extrablatt der „Deutschen Wacht" meldet: Das Ulbrich'scde Ehepaar ist ver haftet worden und damit ist die erste Annabme, daß es sich bei dem Tode der Mart ha Ulbrich um Lustmord bandele, entkräftet. Die Mutter des ermordeten Kindes verwickelte sich bei ibrer Vernehmung in verschiedene Widersprüche und bei der Haussuchung wurde eine blaue Schürze mit Blulsvuren u. a. VerdacbtS-Momenle gefunden, die gestern zur Verhaftung der Frau Ulbrick fübrten. Heute früh wurde auch der Vater deS Kindes, der Maurer Ulbrich verhaftet. Die ermordete Martha Ulbrich war die Stieftochter der Frau und die Ursache des Streites zwischen beiden Ebegatten, der bereits zu deren Trennung geführt halte. Da die gerichtlich erfolgten Section der Leiche der Martka Ulbrich keine Spuren ergab, die zur Annahme des Lustmordes berechtigten, wurde der Verdacht erregt, daß Vie Eltern selbst sich ihre« KindeS ans gewaltsame Weise entledigt hatten. (Wiederh.) Sächsischer Landtag. (Eigenbericht des „Leipziger Tageblattes". Zweite Kammer. — Dresden, 12. November. 1. öffentliche Sitzung, Bormittags 10 Uhr. Vorsitzender: Präsident vr. Ackermann. Tagesordnung: Wahl der ordentlichen Deputationen und zwar: I) der Beschwerde- und Petitions-Tevntatioii; 2) der Rechen- Ichasts-Deputation; 3) der Finanz-Devutarion H.; 4) der Finanz- Deputation L; 5) der Geseygebunge-Teputation. Die Sitzung wird uin Vzil Uhr durch den Präsidenten eröffnet. Der erste Secrctair Rüder (Roßwein) giebt die bei der Kammer eingegangenen Gesetzesvorlagen und sonstigen Eingänge (Petitionen rc.) bekannt. Ten Abg. Fritzsche, Hering und Hartwig wird der wegen Krank heit nachgesuchte Urlaub bewilligt. Vor Eintritt in die Tagesordnung erhält das Wort Abg. Gold stein (Soc.): Auf Grund des amtlichen Stenogramms und Über einst.mmcnder Berichte der Presse bat der Abg. Hofrath vr. Acker mann als Vorsitzender der Einweisuiigscommiision bei der ersten Präliminarsitzung am 9. d. Mts, als er ein Hoch auf den König ausbrachte und die socialdemokratischen Abgeordneten Len Saal verließen, unS nachgerufen: „Sind Las Sachsen, die den Saal verlassen, wenn wir ein Hoch auf unsern König ausbringen?" Ich habe diese Correclur unseres sür Sie nicht überraschenden Verhaltens als eine gröbliche Ueberickreitung der dein Abgeordneten vr. Ackermann obliegenden Pflichten Namens meiner Froction zurückzuweisen. (Lbo! bei Coniervaliven uno Nationalliberalen.) lieber unsere Haltung, die sich streng innerhalb der verfassungsmäßigen Grenzen hielt, haben einzig und allein Die zu entscheiden, die uns gewählt und hierher geiandt haben, und die ebenso gut Sachsen sind, wie Sie. Wenn wir uns bei derartigen Anlässen entfernen, so befinden wir uns in voller Uebereiiist'mmung mit unsern Wählern. Ein Hoch auf dcn König ist ohne Einfluß auf das Wohl des Landes, und wir betrachten «in jplchcs, zumal bei einem derartigen Anlaß, als birecte Heraus forderung unserer Fiaction. (Beifall bei den Socialdemokralen, Zischen rechiS.) Präsident: Ich weise diese Erklärung, so weit sie sich gegen mich richtet, entschieden zurück und halte sie für durchaus ungehörig. Nach unserm innersten Gefühl stellt sich dieser Acr bar als ein Zeichen drr Ehrerbietung, gegenüber unserm angesiammien Königs hause, welcher wir durch das Hoch auf Len König Ausdruck ver- liehen. Tie Entfernung war und ist eine Demonslration, die sich in Widerspruch stellt mit den Anschauungen aller anderen Mit glieder der Kammer. (Nein, nein, bei den Socialdrmokralen. Zischen und Oho rechts.) Ich habe allein zu bestimmen, waS ich zu sagen für gut und richtig halte. Nach meinem pflichlmäßigen Ermessen hatte ich die Pfl»cht, diese Demonstration als das zn bezeichnen, was sie ist, wobei ich mich in Uebereinslimmung mit der großen Mehrheit der Kammer befinde. (Sehr richtig rechts.) Abg. Goldklein (Soc.): Es ist eine der vornehmsten Pflichten einer Kammer, die so wie die sächnsche zusamniengejest ist, daß sie auf die Empfindungen einer Minorität Rücksicht nimmt. DaS ist hier nicht geschehen, sondern Sie haben durch das von Ihnen be liebte Verjähren un« al« Minorität einsach vergewaltigt. Bicepräsident vr. Streit: Meine Herren, ich glaube als Sprecher oller nicht socialdemotralischen Mitglieder dieses hohen Hauses spreche» zu dürfen, wenn ich hier erkläre, daß wir diese Behauptung des Abgeordneten Goldstein unsererseits al« völlig grundlos zurückweiien. Ich mache daraus aufmerksam, daß wir gefchworen haben „Treue dem König und der Verfassung". Ihr Verhalten (zu den Social- demokralen) giebt klar zu erkennen, daß Sie von Treue gegen den König nicht« wissen wollen. Sie stellen sich damit in einen offenkundigen Gegensatz zur Verfassung und haben keine Veranlassung, sich zu beklagen. Wir werden unter allen Umsiänden daran sestdalten, Mitglieder drr Kammer, die in solcher Weise gegen die Grundlage unserer Verfassung und gegen die Monarchie auilreten, in der Weise zu behandeln, wie sie seither behandelt worden sind und werden keine Rücksicht auf sie nehmen. (Bravo bei Eonservaliven, Nationalliberalen und Fortschrittlern.) Abg. Aräßdors tSoc.): Nun, meine Herren, wenn Sie keine Rücksicht aus uns nnd uniere Gesühle nehmen, so habe ich zn erklären, daß wir gerade mit unserem Verhalten Ihre Empfindungen ichonen wollten. Das war da» Mindeste, was wir thun konnten. Wir konnten ja auch ander« versohren und hier ble den und durch Sitzenbleiben demonstriren. Der Hinweis aus unsern Eid trifit nicht zu, denn wir Kaden den Eid geleistet, da- Wohl deS Vaterlandes, de- Volke« zu wahren. Für un- kommen nur diese Interessen, das Wohl de« Volke- in Betracht. Die Interessen der Monarchie mögen Lt« wahrnehmen. Di» vou Ihnen un- gegenüber angrwendele Be handlung ist früher tn diesem Hause nicht üblich gewesen. Sie hoben un» provocirt und dagegen weiden wir un-, soll- Sie in dieser Weise sortsabren, entschieden wehren. Abg. vr. Metznert: Die Herren von der socialdemokrati'schen Seite Haden bi- ,ept nur davon gesprochen, daß sie geschworen hätten, de« Volke- «ad de» Lande« Wohl wahrzuaehmra.
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