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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.11.1897
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1897-11-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18971113022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1897111302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1897111302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-11
- Tag1897-11-13
- Monat1897-11
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SV», ss>. 20». 86 2b'i, l. ?LV. — !«> I00'z I 720.— 596.— 621,- m 3270 I 20,70 »« eu uv'i >er, b«- u, äook kitcdtot, l»zssn3. 474 >2 668 S72 469 482 1139 - tsUn IS. IOs> 108 90 9870 103,80 100.10 92.60 S7,60 76,10 SS,10 87,SO 109.50 77.50 !3390 98,90 86.50 4'z 02.— 29,80 6040 56,50 SO,60 03,20 00,— 29. — 19,— 53.— 75.25 38.75 86,10 SS,— 19.25 32 SO 33.75 41,59 35,— 30, — >3,10 12,— 13.25 ro.ro rs.so 18.25 0.20 15.10 >3,60 »8,40 >8,80 6,20 3,35 6,30 llti-r 1S20. ne» S90 800 450 300 »75 Ö7s 30» 350-' 350 >75 175 720 7.40 6,60 5.75 5^90 4.75 660 7.25 2,10 3.40 S — S,— >20 100 175 >50 00 90 00 60 00 25 50 20 75 >25 30 SS U- t- >r r. ) o >r 0 >, Die Morgen-AuSgabe erscheint um '/.? Uhr, die Abeud-Slu-gabe Wochentag- um 5 Uhr. Ne-aclio» und Expedition: Johanne»,affe 8. Die Expedition ist Wochentags nnuuterbrochen geöffnet von früh 8 bi» Abend» 7 Uhr. Filialen: Dtta Klemms Eortim. (Alfred Hahn), UniversitätSslraße 3 lPauliuum), Laut» Lösche, Katharineustr. 14, pari, und Köaig»plech 7. DezugS-PreiS s» der -auptexpedition oder den tm Stadt bezirk und den Bororten errichteten Au», «-bestellen ab geholt: vierteljährlich ^4.50, vei zweimaliger täglicher Zustellung in» hau- 5.50. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: viertestährlich ^l 6.—. Direcie tägliche Kreuzbandicndnog tu- Ausland: monatlich 7.50. Abend-Ausgabe. MMcr TagMaü Anzeiger. Amtsblatt -es Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, -es Mathes und Nolizei-Ämtes -er Ltadt Leipzig. Nuzergen'Prei- Hie «gespaltene Petitzeile 20 Pfg, Neelamen imter demUrdactiou-ftrich (4 a«» spalten) 50 >4, vor den Familieunachrich« (6 gespalten) 40 >4. Gröbere Schriften laut unserem Preis- verzeichniß. Tabellarischer und giffernsatz nach höherem Tarif. Extra-Beilage» (gesalzt), nur mit de» Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderun(? 60.—, »llt Postbesürderung 70.—. —— Annahmeschluß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Akorge»«Ausgabe: Nachmittag- 4 Uhr. Sei den Filialen und Annahmestellen je est» halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Expeditia» zu richte». Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig, Sl. Jahrgang. Sonnabend den 13. November 1897. Politische Tagesschau. * Leipzig, 13. November. Kaum mehr als zwei Wochen trennen uns noch von dem Wiederzusammentritte des Reichstags und noch verlautet nicht» darüber, ob die verbündeten Negierungen die Absicht haben, reich-gesetzliche Mittel vorzuschlagen, durch die es möglich wird, der von Preußen auS sich weiter und weiter im Reiche ausdehnenden polnischen Agitation eine Grenze zu setzen. Die preußische Negierung batte alle Ursacke, im Bundesrathe die Initiative zur Einbringung einer geeigneten Vorlage zu ergreifen. Auf die Entsckeidung des preußischen Oberverwaltungsgerichts, die den Gebrauch der polnischen Sprache bei öffentlichen Versammlungen freigiebt, quittirt jetzt die polnische Presse mit rückhaltloser Offenheit. Das Graudenzer Hetzorgan, das zu gleicher Zeit an die Polen die Aufforderung richtet, die „Preußen wie eine Seuche, wie Pestluft zu meiden", das auf die Weigerung der Pelpliner bischöflichen Behörde, in Graudenz der polnischen Agitation zu Liebe Maiandachtcn einzurichten, dem Bischof vr. Redner droht: „es kommt Gottes Gericht, und dies Gericht wird gräßlich sein," dieses Blatt, die „Gazeta Grudziadzka", schreibt: „Ehre dem Lberverwaltnngsgericht für dies gerechte Urtheil, Ehre ihm dafür, daß es trotz des Druckes, welchen unsere Feinde und diejenigen der Freiheit überhaupt, auf dasselbe ausübten (?), die Sache nach Recht und Gerechtigkeit abgeurtheilt hat und nicht vor Lein Lärm erschrocken ist, welchen die hakatisiischen Blätter vielleicht gegen dasselbe anstinnnen werden. Tank dem Uriheil des Ober verwaltungsgerichts fallen jetzt für unsere Vereine auch alle Hindernisse. Mögen darum die Vorstände jetzt überall Ver sammlungen einbcrnsen, uni wie früher über unsere Angelegenheiten zu berathen. In vielen Dörfern und Städtchen giebt cs jedoch noch keine Lolksvercine; mögen sich verständige Leute an die Gründung solcher machen. Wir werden wie immer auch jetzt gern init Rath und Hilfe dienen. Auf, Landsleute, schleunigst ans Werk! Wo bildet sich der erste neue Volksverein?" — Zur Sacke ist zu bemerken, daß die „hakatistischen" Blätter anerkannt haben, das preußische Oberverwaltungsgericht habe nach dem geltenden Rechte nicht anders entscheiden können. Auch die preußische Regierung hat kein Hehl daraus gemacht, daß sie sich bei der Ucberwachung der polnischen Versamm lungen wohl oder übel nach jener Entscheidung richten müsse. Aber wie das zu machen sei, wird sie schwerlich wissen, und noch weniger können es die übrigen Bundesstaaten wissen, in denen polnische Vereine scheu jetzt wie Pilze aus der Erde wachsen. Zn Preußen wird nunmebr dieses Wachsthum noch zunehmen. Schon heute aber würde die Bevölkerung in den Ostmarken nicht merken, in welch herausfordernder Weise man ihre nationalen Gefühle verhöhnt und wie rücksichtslos sie gewerblich boycvttirt wird, wenn ihr nicht aus dem Vereine zum Schutze des Deutsckthums heraus durch wortgetreue Uebersetzung solcher Ausschreitungen mitgetheilt würde, was der unter einem Dache mit ihr wohnende Feind treibt. Was der Deutsche thut und treibt, Las vollzieht sich in voller Oeffentlichkeit, daS Treiben der polnischen Agitation kann aber trotz einer noch so großen Anzahl polnisch redender UeberwachungSbeamter erst dann übersehen werden, wenn die deutsche Bevölkerung in der Ostmark sich die polnische Sprache angeeignet haben wird. Dasselbe gilt von allen Orten, wo polnische Vereine vorhanden sind oder entstehen. Anderwärts weiß man sich vor solchen Gefahren besser zu schützen. Zn Frankreich werden die in der Südostecke in italienischer Sprache erscheinenden Blätter, selbst die im Besitze fran zösischer Staatsangehöriger befindlichen, rechtlich wie aus ¬ ländische Blätter behandelt, und der öffentlichen Meinung in Frankreich fällt es nicht ein, darin eine Beeinträchtigung staatsbürgerlicher Freiheit zu sehen. Ergreift Preußen die Initiative zur Beschaffung eines ähnlichen rcicksgesetzlichen Abwehrmittels, so werdcndie übrigenStaaten ihre Zustimmung schwerlich verweigern. Zn Baden geräth sich die neue Kammermehrheit schon jetzt in die Haare; das Eentrum giebt nun ^seinen demokratischen, freisinnigen und socialdemokratischen Schütz lingen unverblümt zu verstehen, daß die Führung der neuen Kammermajorität allein in den Händen der Ultramontanen liege. Vor den Wahlen waren sich die vereinigten Oppositions parteien darüber einig, daß Hand in Hand mit der Ver nichtung der nationalliberalen Kammermehrbeit der Sturz des nationalliberalen Ministeriums Nokk-Eisenlohr gehen müsse und daß man zur Erreichung dieses Zieles selbst vor dem extremsten Mittel, der Budgetverweigerung, nicht zurückschrecken dürfe. Nachdem nunmehr die Wahlen hinter uns liegen, weicht das Eentrum zurück. Es will sich genügen lassen an der Vernichtung der nationalliberalen Kammermehrheit und meint, daß ein Personenwechsel in der Negierung gar nicht nothwendig sei, wenn diese nur einiger maßen den Forderungen der neuen Mehrheit entgegenkomme. Darüber sind die Socialdemokraten, dieFreisinnigen und die Demokratcn hockst ungehalten. Ihre Blätter wett eifern in Ministersturzartikeln; namentlich markiren sie gegen über dem Minister EisenloKr eine drohende Haltung und suchen das Eentrum zum Anstürme gegen das Ministerium zu drängen. Die Ultramontanen wissen aber ganz genau, daß die Budgetverweigerung ein sehr zweischneidiges Schwert ist. Sie haben am eigenen Leibe erfahren müssen, daß eS nicht gut ist, den Bogen allzu straff zu spannen, und daß man daS badische Volk nicht durch Ueberlreibungen reizen darf. Vor zwei Zähren büßte das Centrum zwei Mandate ein und in diesem Zabre gelang eS trotz der intensivsten Agitation nicht, ein neues Mandat zu gewinnen. Es kann daher nickt wagen, das badische Land in die schweren inneren Kämpfe zu stürzen, die mit der Vudgctvcrweigerung verbunden sein würden. Es giebt daher vorsichtig seine Bereitwilligkeit kund, sich in Unterhandlungen mit der Regierung einznlassen, um auf diese Weise kirchenpolitisch herauszuscklagcn, was möglich ist. Mit dem Sturze des Ministeriums Nokk-Eisenlohr wird es also wohl nichts werden und die Demokraten, Freisinnigen und Socialdemokraten werden das Vergnügen haben, für die Ultra montanen lediglich das Trittbrett zu bilden, das zu dem er sehnten Einflüsse führt. Man kann sogar weiter gehen und sagen, das; daS Centrum die von Leu Demokraten, Frei sinnigen und Socialbemokraten in Aussicht genommene Mimsterstürzerei selbst dann nickt mitmachen wird, wenn die Regierung es ablehnt, sich auf kirchenpolitische Zugeständnisse einzulassen. Die unmittelbare Folge der Budgetverweigerung wäre gewiß die Auflösung der Kammer, und um die Ent scheidung des badischen Volkes brauchte man in diesem Falle nicht bange zu sein. DaS österreichische Abgeordnetenhauspräsidium wird nun völlig auS Slawen zusammengesetzt sein, und wer ein Land nur nach den Namen der Präsidenten der Volks vertretung beurtbeilt, wird nicht wissen, daß in Oesterreich auch Deutsche wohnen. Die katholische Bolkspartei hätte ja beinahe die Tborheit begangen, den vr. Ebenhoch zur Annahme des Präsidiums zu bewegen. Die Mehrheit der Partei rieth ihm dazu, nur die Salzburger Klerikalen waren schlau genug, die Annahme des Präsidiums durch ein Mitglied der katholischen Volkspartei im gegenwärtigen Momente für nicht opportun zu erklären. Or. Ebenhoch beseitigte durch seine entschiedene Ablehnung den Zwiespalt der Meinungen. Damit ist aber für die katholische VolkSpartci praktisch nichts gewonnen. Denn indem sie für die Wahl von Abrahamowicz stimmte, hat sie sich ebenso compromittirt, als wenn Ebenhoch Präsident geworden wäre; ja noch mehr, da gerade Abrahamowicz sich als rücksichtslosester Unterdrücker der deutschen Minderheit gezeigt hat. Wenn die österreichische Regierung einen Ab- geordnetcnbauspräsidenten wünscht, der die Minderbeit ohne Gewissensbisse vergewaltigt, so wird sie mit der Wahl von Abrahamowicz durch die Reckte sehr zufrieden sein können. Allerdings bat eS nach den Erklärungen, die der Premier minister Graf Badeni soeben im Abgeordnetenhaus? ab gegeben, den Anschein, als ob die Regierung, mürbe gemacht durch die Obstruction der Deutschen, im Begriff sei, nachzugeben. Allein wenn es Graf Badeni bei schönen Worten über die geistige Bedeutung des deutschen Volksstammes und dem Versprechen, für eine gesetzliche Regelung der Sprachenfrage einzutreten, bewenden läßt, ist nicht daran zu denken, daß die Deutschen das Kriegsbeil begraben. Darüber haben ibm auch die nach ihm zum Wort kommenden deutschen Redner keinen Zweifel gelassen. Mit dergleichen Ver beugung vor der hoben Cultur des deutschen Stammes und seiner geschichtlichen Verdienste um die habsburgische Monarchie trat der Graf ins Amt, um dann, in die Spuren Taaffc's tretend, eine Politik zu beginnen, die im schreiendsten Widerspruch mit jenen Complimenten stand und deren Consequenz die ominösen Sprachen verordnungen sind. Auch die Deutschen haben ihre Bereit willigkeit zu erkennen gegeben, an dem Versuch mitzuwirken, den nationalen Ansprüchen beider Völker Böhmens auf dem Wege der Gesetzgebung gerecht zu werden, aber sie werden auch jetzt bei ihrer Erklärung stehen bleiben, daß sie nicht eher an die Ehrlichkeit Badeni'scher Versprechungen glauben, als bis die im Verwaltungsweg erlassenen, also ungesetzlichen, Sprachenverordnungcn zurückgezogen sind. Wird Badeni in diesem Cardinalpunct nachgeben oder nicht? Das ist jetzt die Hauptfrage. Weicht er zurück, so werden die Tschechen, wie sie schon angekündizt haben, die Deutschen in der Obstruction ablvsen, Sie haben von Anfang an dem Minister präsidenten kein volles Vertrauen entgegengebrachl und zeigen sich jetzt, wo Badeni einen neuen tschechisch-deutschen Ausgleichs versuch in Aussicht stellt, aufü Aeußerste verstimmt. Wir erwähnten schon, daß in Spanien der EarltSmuS der Regierung, deren außerordentlich schwierige Lage er nach Kräften auszunutzen sucht, gefährlich zu werden beginnt, lieber die Aussichten, welche mau im Carlisten-Lager zu haben glaubt, giebt die carlistische „Correspondenz Alvaro" Aufschluß, die u. A. schreibt: Sämmtliche carlistische Blätter Spaniens, beiläusiq 40, sind gelegentlich des Namenstages des Don Carlos bekränzt er schiene». „El Eorrea Espanol", das Hanptblalt der Partei, sagt in einem Fcstartikel, cs sei wohl das letzte Mal, daß Don Earlos seinen Namenstag im Exil feiere. Tie Stunde sei gekommen, wo die spanische Nation aus ihrer Lethargie sich aufrafse, um auszurufen, die Stunde Gottes habe endlich geschlagen . . . ES ist uns ein Brief aus Madrid zu Gesicht gekommen, der ein neues Licht auf die Lage wirft: „Man hat, heißt cs in diesem Briefe, Dvn Carlos indirect gebeten, er möge abermals Schritte thun, wie er es zum ersten Male gethan, als ein Krieg zwischen Spanien und den Vereinigten Staaten Amerikas unter der Präsidentschaft von Grant ouszubrechen drohte, und zum zweiten Male, als gelegentlich der Carolinen ein Conflict bevorsland. Don Carlos bat damals seine Freunde, jede Opposition gegen die Regierung einzustcllen, da die ¬ selbe vom Auslande bedroht sei." Die Antwort war dama!' patriotischer als die gestellte Bitte. Diesesmal hat Don Carlo Folgendes geantwortet: „Als die bestehende Regier»!- wenigstens sich den Anschein gegeben, dem Drucke des Au landes zn widerstehen, wollte und mußte ich zeigen, dc.» ich vor allen Dingen Spanier bin, und empfahl ich d>. her meinen Freunden die Einstellung jeder Oppositic Heute bin ich abermals Spanier vor allen Dingen, und wU und darf ich daher keineswegs erlauben, daß nie.» Leuten als Stütze diene, welche sich vor den Drohungei des Auslandes beugen." ... Es ist eine Art Ruhe eii. getreten, die vielleicht einige Wochen Lauern wird. Mittlcrwei werden die Sprengung der konservativen Partei und tn>' Trennung der Partei Sagasta's in zwei verschiedene Lag.- ihre Früchte bringen. Alsdann werden noch die Entschlüsse Lc Congresses von Washington hinzukommen, die erst im Tecembc: bekannt werden können, so daß das Fieber heftiger wie je en! brennen wird. Zu Alledem kommt noch das große Fraqezeichei „Was wird der General Weyler thun, der sich auf das sc mächtige militairische Element stützt!" . . . Zudem scheintSpanicn amEnde seiner finanziellen Leistungs fähigkeit angekommen zu sein. Die Meldung, daß das Militai. einer kubanischen Garnison sich wegen monatelang rückständiger Soldzablung und wegen Mangels an dem nolhwendigc,: Lebensunterhalt empört habe, erinnert an die trübsten Zeiten spanischer Vergangenheit. Die Ebbe in den Staalssinanzen muß einen erschreckenden Tiefstand erreicht haben, wenn nick: einmal mehr die Mittel zur Besoldung und Verpflegung de. Heeres, dieser Grundsäule der Staatsordnung, in genügenden! Maße vorhanden sind. Was soll werden, wenn das von einem einzelnen Truppentheil gegebene böse Beispiel allgemeine Nachahmung findet? Lord Salisbury äußerte in seiner Guildhallrcde die Hoffnung, daß der Streit zwischen den Unternehmern und Len Arbeitern des englischen Maschiucnbunsachtc. Dank den geschickten und beharrlichen Bemühungen tcv Handelsamtes nun wohl geschlichtet werden tönnc. Au dem Tage nämlich, wo der neue Bürgervater seinen Einzug in die City hielt und Lord Salisbury auf dem Mahle Gelegenheit zu dieser Aeußerung fand, waren dem HandelSamte von den Parteien Antworten auf erneute Versöhnungsvorschläge zuge- gangen, nachdem die erste Anregung des Handelsamles leine günstige Aufnahme gefunden batte. Nunmehr erklären sick beide Parteien zur Theilnahine an gemeinsamen Berathungeu bereit, freilich nicht ebne Bedingungen zu stellen. Die Unternehmer erklären nämlich, daß ihr Eingehen aus Ver handlungen ihre Ansichten über die Kürzung der wöchentliche.: Arbeitszeit von 5 t auf 48 Stunden nicht umstoße, und die Leute verlangen, es müsse so verstanden sein, daß die An kündigungen von Sperren, sowie in London von Ausstände» rurückgezogcn werden, und daß die Stundcnfrage mit in dcu Bereich der Erörterungen gezogen werden soll. Tie Arbeiter haben auf die förmliche Bedingung verzichtet, daß ein Außen stehender als unparteiischer Obmann bestellt werde; cs m jetzt ausgemacht, daß die Verhandlungen zwischen Vorsitzender: oder anderen Vertretern der Parteien stattsindcn, und da;-, für den Fall, wo man sich über einen gemeinschaftlichen Leiter der Berathungeu nicht einigen kann, jede Partei ihren eigenen Vorsitzenden haben soll. Aufgabe der Conferenz wird sein, zu ergründen, wie dem ersten Tbeil des Programms eine praktische Folge gegeben werden soll, wonach nämlick die Unternebmer erklären, keine Einmischung in die bc rechtigte Tbäligkeit der Gewerkvereine zu beabsichtigen, und die Gewerkvereine, sich nicht in die Geschäfte der Unternehmer mischen zu wollen. Sodann soll die Conferenz sich mit den Mitteln beschäftigen, künftig Arbeitsstreitigkeiten zu vermeide» Feurlletsn. Oer Page. lös Roman von A. Heyl. Nachdruck verboten. „Bringt Mir einen Beweis, daß Ihr wahr gesprochen, dann händige ich Euch das Geld sofort aus", versetzte der Andere. „Der Beweis ist hier", sagte der Räuber. „Seine Brieftasche — ah, recht so — doch es ist nichts darin, als sein Reisepaß — Ihr habt Euch wohl den übrigen Inhalt angeeignet?" „Das versteht sich", antwortete der Hauptmann in trotzigem Tone. „Ohne die kleinen Nebenverdienste käme ja fast nichts bei dein Geschäft heraus. Besinnt Euch nicht lange, Herr, wenn ich nicht sofort das ausgemachte Fanggeld bekomme, dann laste ich den Gefangenen frei." „Macht keine Dummheiten, hier ist das Geld, wohlab gezählte zweihundert Gulden in Gold", beschwichtigte der Franzose. „Ein Lumpengeld", murrte der Hauptmann, nachdem er die Summe nachgezählt und eingestrichen hatte. „Die Ge schichte kann uns an den Galgen bringen." „Wenn Ihr Euch dumm anstellt, dann geschieht es Euch recht", lautete die scharfe Erwiderung. „Macht dem Cum- pan den Garaus, wenn man Euch auf der Fährte ist und flieht über die Grenze. In der Türkei blüht das Hand werk." „Wir werden ja sehen, was wir mit ihm anfangen", sagte der Räuber nach kurzer Pause. „Sobald er uns lästig oder gefährlich wird, schneide ich ihm den Hals ab und werfe den Kadaver in eine Schlucht, wo ihn Niemand auffindet." Tockmann schwanden die Sinne, er taumelte auf sein Lager zurück, von dem Gehörten geradezu vernichtet und im Augenblicke unfähig zu denken. Auf der Straße waren die Geschäfte abgemacht, die Hauptpunkte besprochen, Herr Philippe schob die Hand in die Brusttasche, behielt den Ban diten scharf im Auge, während er einige Schritte rückwärts gehend mit folgenden Worten Abschied nahm: „Die An gelegenheit ist erledigt. Vom Lösegeld sprechen wir später einmal, zu gelegener Zeit. Ihr kennt meine Bedingungen." Der Räuber machte Miene, dem Abgehenden zu folgen, doch auf alle Eventualitäten vorbereitet, zog Philippe ein Pistol, während er dem Verblüfften drohte: „Keinen Schritt weiter, oder es giebt Spectakel." Entsetzliche Flüche aus stoßend, zog sich der Strolch in das Haus zurück und schlug die Thüre zu. Monsieur Philippe setzte seinen Weg unge hindert fort. Acht Tage nach dieser Begebenheit saß Melanie von Monhardt im Parke, einen Brief in der Hand, der zwar an ihren Vater adressirt war, den sie aber, da er laut Post stempel aus Galizien kam, eigenmächtig geöffnet hatte, um schleunigst von dem Inhalte Kenntniß zu nehmen. Baron Brankowitz zeigte dem Herrn von Monhardt an, Herr Tock mann sei auf räthselhafte Weise verschwunden und bis dato nicht zurllckgekchrt. Wenn dem Herrn von Monhardt der Aufenthalt Tockmann's nicht bekannt sei, dann möge er be stimmen, ob man gerichtliche Nachforschung nach dem Ver bleiben des Entschwundenen anstellen solle; auch möge Herr von Monhardt Verfügung treffen, was mit den zurückge- lastenen Effecten Tockmann's zu geschehen habe. Zum Schluß meldete der Baron, er habe sein Rittergut an einen ungarischen Magnaten um hohen Preis verkauft. Beim Durchlesen dieses Briefes spiegelte sich grausame Schaden freude auf Melanie's Zügen ab; sie athmete erleichtert auf. Ihr Feind war vernichtet, sie brauchte vor seinen bösen Anschlägen nicht mehr zu zitterns — Das Mester des Vaga bunden hatte sie von dem Lästigen befreit. — Wie klug sie die Sache eingefädelt hatte! Nun galt es, mit gleichem Geschick weiter zu operiren. Der Postbote hatte mit dem Briefe eine Wiener Zeitung gebracht, auf welche Monhardt's seit Jahren abonnirt waren. Melanie griff zuerst nach der Annoncen-Beilage und entdeckte nach längerem Suchen ein Inserat folgenden Inhaltes: „Hoher Gönner! Auftrag pünktlich ausgeführt. Zum Beweise dienen Brieftasche mit Reisepaß. Beides liegt unter meiner Adresse hauptpost lagernd Wien. Erwarte in meiner vormaligen Wohnung baldigst das Zugesagte. Philipp." Lange hafteten Melanie's Augen, in teuflischer Bos heit aufblitzend, auf den mit fetter Schrift gedruckten Worten. Sie hätte gerne Einzelheiten errathen, wie der Vagabund seines Opfers habhaft geworden, wie sich die Katastrophe abgespielt hatte und dergleichen mehr. Das auszudenken blieb ihrer Phantasie überlasten, denn es wäre unvorsichtig gewesen, danach zu forschen. Ihr galt es ja gleich, ob der Verhaßte schwer gelitten, ehe er den letzten Seufzer ausgehaucht, die Hauptsache war, er konnte ihren Weg nicht mehr kreuzen. Den Brief und das Zeitungsblatt in der Hand, trat Melanie bei ihrem Vater ein und fragte schmeichelnd: „Was giebst Du mir, Papachen, wenn ich Dir eine gute Nachricht bringe?" „Ich muß zuerst wissen, was die Nachricht werth ist", antworteteMonhardt, seine Tochter wohlgefällig betrachtend. „Liebes Papachen, die Nachricht, welche ich Dir bringe, ist Dein Vermögen werth; Dein Ansehen, mein Glück, meine Zukunft hängen damit zusammen —" „Tockmann —", rief Monhardt auffahrend. „Wird nicht zuriickkehren", ergänzte Melanie. „Was hast Du gethan, Unglückselige?" „Nichts, was mich reuen, oder was mich blotzstellen könnte. Unsere Existenz lag in den Händen jenes Elenden. Wir hätten uns seinem Willen unterwerfen mästen, um sein Schweigen zu erkaufen. Wir haben nur im Falle der Noth- wehr gehandelt", erklärte Melanie. „Ist er todt?" fragte Monhardt nach kurzer Pause. „Ja", sagte sie, ihrem Vater fest ins Auge blickend. „Hast Du Beweise dafür?" forschte er weiter. Sie reichte ihm den Brief, er las ihn aufmerksam durch, während er las, prüfte sie seine Mienen, um den Eindruck zu errathen, den das Schriftstück hervorbrachte. Die Züge des alten Herrn verfinsterten sich mehr und mehr. «Wie hast Du es angefangen, Melanie", wandte er sich an seine Tochter, nachdem er zu Ende gelesen. „Mir ist nicht wohl bei der Sache." „Sei ohne Sorgen, Papa", beruhigie Melanie, „wenn Deine Tochter etwas anfängt, dann fängt sie es gescheidt an. Urtheile selbst. Zufällig wurde ich mit einem Vagabunden flüchtig bekannt, der mir durch ein Wurfspiel mit scharfen Mestern Respect einflößte; warum soll ich es Dir verheim lichen, der Betreffende war der Anführer jener Künstler bande, der mein Page früher angehörte. Emil schrieb post lagernd Wien an emen seiner "Genossen, ich öffnte diesen Brief und legte ein Schreiben von mir an den Mesterkünstler Philipp bei —" „Sinnlose Thörin, Du hast geschrieben —" schrie Mon hardt wild auf. „Sei doch ruhig, Papa", besänftigte sie, „ich schrieb ano nym mit verstellter Schrift." „Gleichviel", wandte Monhardt ein, „Dein Schreiben lag in demselben Couvert —" „Der Umstand könnte mir gefährlich werden", gab sie zu, „aber Deine Tochter hat Glück. Der Empfänger des Brieses hatte wohl Gründe, seine Correspondenz geheim zu halten, er muß mein Schreiben adressirt und in Wien zur Post ge geben haben. Ich hatte den Mesterkünstler ersucht, falls er eine kühne That vollbringen wolle, die ihm viel Geld ein tragen würde, möge er seine genaue Adresse auf der Post hinterlegen und mir dann durch Inserat in unserer Zeitung Kenntniß davon geben. Das Inserat ließ nicht lange auf sich warten. Der Einsender antwortete bejahend auf de» von Wien erhaltenen Brief. Nun galt es, durch eine zuver lässige Person die Adresse abholen und schicken zu lasten." „Und wer war die zuverlässige Person?" fragte Mon Hardt in skeptischem Ton. „Die arme kleine ?)vette, »veißt Du, Papa, das Kammer mädchen, das mich in Paris bediente. Sie ging zum Ballet, glaubte als Tänzerin ihr Glück zu machen, kam an ein Theater in Wien und lebt jetzt dort in dürftigen Verhält nisten. Nicht lange vorher bat sie mich brieflich um Unter stützung; ich schickte ihr bei dieser Gelegenheit reichlich und versprach, öfter Geld zu senden, wenn sie meine Aufträge pünktlich besorgen würde. Ich war mit ihren geleisteten Diensten zufrieden und muß Dich bitten, mir sowohl für sie, als auch für den Vollstrecker des Todesurtheils eine be deutende Summe zu geben. Der Mann wartet darauf und er hat das Geld verdient." Sie reichte ihrem Vater das Zeitungsblatt und deutete auf das Inserat. „Es ist so, es ist so", murmelte er vor sich hin, „wir haben ihn nicht mehr zu fürchten. Sorge dafür, daß die Brieftasche und der Reisepaß uns zukommen. Sobald ich die Beweise in den Händen habe, zahle ick aus. Wie hoch beläuft sich die Summe, die Du Deinen Werkzeugen schuldest?" „Dreitausend Mark, Papa." „Und das Schreiben des Herrn von Brankowitz —", sagte Monhardt bedenklich.
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