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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.11.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-11-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189711141
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18971114
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18971114
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-11
- Tag1897-11-14
- Monat1897-11
- Jahr1897
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.11.1897
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Beerdigungs - Anstalt Üemu8tvrt RH M l SvuKaUllv WI, I_z > sinllnn Dali Danton Hlvtvr W« Beerdigungs-Llttstalt Fernsprechstelle 532 t Montag: Nudeln mit Kalbfleisch. Apklttultütttl II. f . Nudeln mit Rindfleisch ' kainilikn-^aotii'lodten. ?ibtäl 28 MIlirclidos 28 Für die vielen Beweise herzlicher Theil- nähme und den Blumenschmuck bei dem Begrab« niß unserer lieben Mutter und Großmutter, insbesondere Herrn Diakonus Fritzsche für die Trostesworte am Grabe sagen Allen herz lichen Dank Leipzig, 13. November 1897. Helene Hoffmuiiu-ttöllnitz und Angehörige. in Kellen Lilll-kLM — Aer^e-r/r«re.<-. Matthäikirchhof LV, Fernsprecher 441t, übernimmt Beerdigungen jeder Art nach dem vom Rath der Gtadt Leipzig genehmigte» Taris unter Zusicherung bekannter prompter Aussührung. Sargmagazine: Große Fleischergasse Nr. 1 und 22. Auch Aussührung von Hochzeit»-, Tauf- und Tpaziersuhren. /en s«F»FS»ts//k L680nä6?6 Oele^entieLt: Llara Lauer krieäu8 tte!8ter Verlobte. Oeipri», im November 1897. Für die von allen Seiten so überaus herzlichen und wohlthuenden Beweise der Theil- nahme bei dem schmerzlichen Verluste meines lieben ManneS, unseres theueren Vaters, Bruders, Schwagers und Onkels, des Malermeisters vsnl »SNNRSNN Svksßsn, sagen wir unsern herzlichsten, innigsten Dank. Insbesondere sagen wir Herrn Pastor v. Mehlhorn für die trostreichen Worte am Sarge, sowie Herrn Direktor Ttägemann und Herrn Balletmeister GoUnclli nebst Personal, sowie den Herren Chorsängern deS StadttheatcrS für die so große Ehrenbezeugung unseren tiefgefühltesten Dank. Leipzig, den 13. November 1897. Heetwlzr Seliüter geb Hairer im Namen der Hinterbliebenen. Freitag Nachmittag 3 Uhr verschied nach längerem Leiden sanft und ruhig unser lieber Bruder, Schwager und Onkel Herr Leberecht Aeller im 78. Lebensjahre. Dies zeigt hierdurch Verwandten und Freunden mit der Bitte um stilles Beileid im Namen der Hinterlassenen an ^»LU8t« Letter. Die Beerdigung findet Montag, den 15. November, Vormittags 10 Uhr vom Trauerhaufe, Nicolaistraße 27, aus statt. Heute Morgen '/-5 Uhr endete ein sanfter Tod, die schweren, jahrelangen Leiden unserer guten Mutter, Schwieger« und Großmutter Um Podiums VUdvlmivs LartdLnssr geb Siütker. DieZ zeigen tiefbetrübt an Oonra«! und Fra» Lindhof—Gohlis. Die Beerdigung findet Dienstag Nachmittag 3 Uhr statt. xexr. 1881. sexr. 1881. von -1. kieleke, früher üobrUcker kelede, lUnnix. 8ter»vsrleii8trs88tz 35/37, flat links. kaiiLiicMm Varl kraßer, kriMeli-iiiMtr.ö,III. Stalluuxen: SUästrosse 26—22. 6ros8S8 Larxmaxurin. 5>rrtliiiit. Ein schwerer und schmerzlicher Verlust hat uns betrosfen. Am Morgen des 13. November or. entschlief nach nur kurzem Krankenlager unser theurer College Herr Lantor 2trrrt Schneider. Wir verlieren in dem Dahingeschiedenen einen iür die Ideale des Lehrerberufs allzeit begeisterten College«, der durch sein rastloses Vorwärtsstreben sich die Achtung des Collegiums erwarb; wir betrauern in ihm einen wahren und edlen Freund, der durch die Biederkeit seines Wesens unsrer aller Verehrung und Liebe gewann. Leicht sei ihm die Erdei Sein Andenken wird unter uns nie verlöschen! Leipzig-Volkmarsdorf, den 14. November 1897. Id»» I ^I»rero»llbxiui» «kor I«. »»Ulritssklinle. Sluwvlltroppvil Vlvmeutisvll« vlllmmollkrippe» LlllMvllLMPSlo kLlwouslLväor kLtvlltdlllmellbrottsl', vlllmeukops- Lvdmllvlldüllsu. vieler L vltoLael, hliiiillriißk 18 UUsIten Kees Oksnlotte Kees g;ed. Ilvkkor. tlnutr^tli. 68rIItr 0olltrLldLa,Sldwi«bMiI°.N^L^ Irt»ol»-ik6i»1»«I»e, «N8»Z»«U« Idniupr- a. L»»t«»<l,»iiiprl>»ü<1vr Wir zeigen »nr hiervurch an, daß unsere liebe Schwester, Schwägerin und Tante Mulm Lwilie I-elltsed infolge eines Schlaganfalls nach zweitägiger Krankheit gestern Abend ruhig ent« schlafen ist. Leipzig, 13. November 1897. verw. I'otter gcb. I-eotlseU im Namen der Hinterlassenen. Die Beerdigung wird Dienstag Vormittag 10 Uhr von der Capelle deS JohannlS- sriedhoses aus stattfinden. De» der Verblichenen zugedachten Blumenschmuck wolle man gütigst in der Wohnung, Lampestraße 6, 1., obgeben lassen. I«eip2i§6r Leercii^ukisss-^nstult V- „rum frikllkn" 4». Lelol»«, vorm. Vu»t. 8«UoIre, Leipzig, 16 Markthallenstratz« 16. Vonduetsührer k»rl lki-»««!-, Friedrich-Auaustftratze 6, IU. Stallunge«: Tüdstratze 20—22. Annabvieftekle: ^»»1 iVvvei-, Rastplatz 9, Hof 1. Ekößtes saget von Virade-, Metall- m>d Hals-Lälgeii. 1 Itl -ilo Teinverat. des Schwrinmdasftu». Damen ,,l>vlll^ttl-1-al VIll "tttttl, LiV Dien-tag, Donnerstag, Sonnabend von ,.i 8p««tatttüt: k'an«». bis'/.II. Montag, Mittwoch, Freitagv. '/«2-5 Ü. 28 liMircM 28 Fernsprechstelle 532. Antiahniestelle»: VolkmarSdorf, Conradstr. 41, Fernsprechstelle 341, Rendnitz, Chausseestr. 40, Fernsprecher 1719, empfiehlt sich zur Ausführung von Beerdigungen aller Art nach dem vom Rathe per Stadt Leipzig festgestellten Tarif. tkouductführer 2e»d«nn Graste 8r» K-AIrixaLinv. , MM , «nnfttsoU« Uaiupr-, Irlsoli-NL. — FM i»»t»«t»«u I1o«vt»e-Uü«1. Für Herren DAURRRRRRUARR HM ER, UR, von 8-' ,I u.4-9 Uhr. Damen v. l-4 Uhr täglich. « Watinen- u. HanSbäder zu jeder Tageszeit. SHLtzO Damen: Dienst., DonnrrSt.u.Sonnab.v.'/,?- SvUMlLlllll R»LS»ILL LV » '/.I1 u. Montag. Mittw.. Freit, v. ' .2-5 Ubr. Für die vielfachen Beweise herzlicher Theilnahme bei dem Tode unserer lieben Mutter Frau Viikolwillo vcrw. vLitraod sagen wir allen Verwandten und Bekannten, die den Sarg so reich mit Blumen schmückten, sowie Herrn Pastor EeyLel für seine trostreichen Worte am Grabe unseren herzlichsten Dank. L.-Gohlis, den 13. November 1897. Lotprlsor vssr«ULims8-Rll8tLlt Ttleph. «»1 1,227«. Von 6ar1 Teleph. Amt 1,2876. IA»rlLtt»«»tt^n»<r»88e 14 «. ILLiitgxspIwtr S, vorm. langjähriger Vonductführer „Lnm Kriegen", empfiehlt sich zur Ausführung von Beerdigungen aller Art nach dem vom Rath der Stadt Leipzig festgestellten Tarif und erbittet gütige Aufträge nur direkt t« vontor oder in der Wohnung Bayerische Straffe Rr. 64, parterre. al, Schwimmbassin, Damen: Moinag,Mtttwoch.SonnabenL2-'/,5ll. "KUR RvllUSDß», Wannenbäder: Dienstag, Donnerstag, Freitag '/,9—11 Uhr. Russische, Röm.-irische.Baakdamvs-».Svrcial-Cur-BäLerjkd. Form. Massage. Damen: 1-4Nin. D. P. Schütte-Felsche jr. D. P. Schlicke. Tie Reue Leipziger Speise-Anstalt bleibt heute Sonntag, 14. Rovbr., geschlossen. Hochschul-Portragscnrse. m. Assistent Dr. Predig: Grnndzügc der technischen Vhcmic. I. Leipzig, 11. November. Zn dem 3. der von Privatdocenten der Universität neben Einzelvortrügen der Professoren in diesem Semester in Aussicht genommenen Hochschul-Bortragscursen ist von dem Assistent an dem neu errichteten physikaliich.chemischen Institute des Professor Ostwald ein Thema gewühlt worden, welches seines großen Umfanges wegen aus sechs Vortragsstunden berechnet ist, daher erst Mitte Deceinber dieses Jahres zur Beendigung kommen wird. Diese Vorträge über die Grundzüge der technischen Chemie begann Herr I>r. Bredig am heutigen Abend mit einem Hinweis auf den ganz bedeutenden Umfang, welchen Industrie und Gewerbe in Deutschland angenommen haben. Nach der Berufszählung vom Jahre 1890 sind 20 Millionen Menschen in Industrien und Gewerben beschäftigt, welche vor wiegend chemischer Art sind, daneben 18,5 Millionen Menschen in der Landwirthschast, welche man den chemischen Industrien recht wohl znzuzählen berechtigt ist. Beispielsweise wurde angeführt der Aufschwung der Kali-Jndustrie, durch welche wir uns in mehr facher Beziehung von England unabhängig gemacht haben, die lOOOO Arbeiter beschäftigt, Rohvrodncte im Werthe von 17 Mill. Mark fördert und zu Produkten im Werthe von 35 Mill. Mark pro Jahr verarbeitet; sodann die Rohzuckerindustrie, welche 95 000 Menschen beschäftigt und Products im Werthe von 275 Mill. Mark erzeugt, die Industrie der Theerstofse, welche 10 237 Menschen be« schästigt und Products im Werthe von 65,000 Mill. Mark pro Jahr liefert. Gerade Liese letztere Industrie bietet einen Beweis für die Fortschritte der chemischen Wissenschaft in diesem Jahrhundert, da sie entstanden ist und fortgesetzt wird durch Versuche im Labora torium, welche sich die Industrie durch Ausführung im Großen aneignete. Gegenüber den ältesten Chemikern, den Adepten, welche sich ver geblich bemühten, aus unedlen Stoffen Gold herzustellen ist der letzige Chemiker bestrebt, das Gold der Erkenntniß und daS Gold 2er Arbeit zu liefern; sein Ziel ist: die Proceffe der Natur erkennen zu lernen und ihre Gesetze zu verfolgen; in Anwendung aus technische Gegenstände entwickelt sich hieraus die Thätigkeit des technischen Chemikers. Um einzelne Zweige der technischen Chemie näher betrachten zu können, hedars es der Erörterung einiger allgemeiner Gesetze. Wirst man die Frage aus: wie macht sich ein chemischer Betrieb bezahlt, so hat man in Betracht zu ziehen 1) das Rohmaterial nach seinem Preis und seiner Beschaffenheit (das in Deutschland so ver breitete phosphorhultige Eisenerz hat erst der Bessemer- und Thomas- proceß zu verwerthen gelehrt); 2) die Nebenprodukte, welche oft sehr störend wegen ihrer Menge und schwierigen Beseitigung, auch wohl sehr schädlich sein können, aber nicht selten auch einen hohen Werth haben (z. B. die Thomasschlacke als Düngemittel, der Gasiheer als Rohmaterial für die Tkeerindustrie). Als Be dingungen eines günstigen Fabrikbctriebes sind ferner zu erörtern die Kosten der Fabrikation, die Höhe der Arbeitslöhne, den Werth der Producte, die Beschaffung der BetriebSkrast, die Trans- portverhällnisse, die Zollbedingungen und die Patentverhältnisse. Im Anschluß an diese wirthschastlichen Betrachtungen ging der heutige Vortrag nun noch aus einige sachliche Puncte der chemischen Wissenschaft ein und der Vortragende unterstützte diese Aus« südrungcn durch Vorführung recht deutlich erklärender, interessanter Versuche. Die Frage, was ein chemischer Vorgang sei, beant- Worten tausendfach die Erscheinungen des gewöhnlichen Lebens oder der Natur in einfachster oder zusammengesetzterer Weise. Jeder Athemzug den wir thun, jedes brennende Licht oder Feuer, das Rosten des Eisens stellen chemische Vorgänge dar; es handelt sich bei diesen um Aufnahme von Sauerstoff. Daß z. B. ein brennendes Licht zwar selbst an Gewicht verliert, aber zusammen mit seinen VerbrrnnungSproducten in Folge Aus nahme deS zur Verbrennung erforderlichen Sauerstoffes eine Gewichts- Zunahme erfährt, lehrte der direkt aus einer Waage angesirllte Versuch, wobei die von der brennenden Kerze entwickelten, Wasser und Kohlensäure enthaltenden Gase in Natronlöjung ausgesangen wurden. Einzelne Verbrennungen stellen chemische Vorgänge dar, bei welchen große Wärm« und Helle» Licht ent ¬ wickelt wird. Verbrennt man Eisen oder Phosphor in reinem Sauerstoff, so zeigt sich dies viel wirksamer als bei langsamer Ein wirkung des Sauerstoffes der atmosphärischen Luft; ebenso ver binden sich Kupfer und Eisen in Schwefeldämpfen unter lebhafter Lichtentwickelung zu Schwefelkupfer und Schwefeleisen. Der Sauer stoff in gebundener Form, z. B. in Salpetersäure, vermag aus flüssigen Körpern gasförmige obzuscheiden, während der brennende Wasserstoff sich mit dem atmosphärischen Sauerstoff zu künstlichem Wasser verbindet. Bei diesen, wie bei vielen anderen chemischen Vorgängen tritt die Erscheinung ein, daß unter gewöhnlicher Temperatur und Druck sich Körper (Verbindungen) bilden, welche ganz veränderte Farbe, Härte, Schmelzpunkt, specisisches Gewicht und Giftigkeit angenommen haben. Hatte der französische Chemiker Lavoisier am Ende des vorigen Jahrhunderts zuerst die Verbrennung als eine Ausnahme von Sauerstoff erkannt und die Gewichtszunahme um die Menge des Letzteren »achgewiesen, so erkannte er auch zuerst, daß dagegen bei den chemischen Verbindungen sich Alles verändern kann bis auf I die Masse und das Gewicht, die zusammen stets dieselben bleiben, wenn sich aus den ursprünglichen Substanzen auch noch so heterogene Körper entwickeln. An dieses erste Grundgesetz reiht sich als ein zweites das der beständigen Zusammensetzung. Ob man in Australien aus Regen wasser oder in Norwegen aus Meerwasser reines Wasser dcstillirt, ist ohne Einfluß auf das Resultat; das gewonnene Lestillirte Wasser wird stets genau dieselbe Zusammensetzung haben. Die chemischen Individuen vereinigen sich, wie der Arkanist der Berliner Porzellan- manusactur Jeremias Benjamin Richter zuerst nachgewiesen hat, stets in gleichen Verhältnissen. Für diejenigen 70—75 Körper, welche wir mit unseren jetzigen Hilfsmitteln nicht weiter zu zerlegen ver- mögen und welche man daher als Elemente bezeichnet, hat man nun sorgfältig diese Verhältnißzahlen ermittelt und bezeichnet sie als Ver- bindungs« oder Atomzahlen. Die letztere Bezeichnung ist unhaltbar, da wir den Begriff eines Atomes uns nicht vorzustellen, ebenso wenig ein Atom selbst herzustellen vermögen, wohl aber ist nachgewiesen, daß nur im Berhältniß dieser Zahlen oder eines Vielfachen derselben sich die Elemente mit einander verbinden. Prof. Ostwald hat für diese Elemente noch das Gesetz der Erhaltung der Art nachgewiesen, nach welchem kein Element in ein anderes sich umwandeln läßts es bildet dieses Gesetz den bedenklichen Prellstein, an welchem >ahr- hundertlanges Bestreben der Alchymisten, aus unedlen Stoffen edle, insbesondere Gold herzustellen, gescheitert ist. Das aus den verschiedensten Zweigen der Bevölkerung von Herren und Damen verschiedenen Alters zahlreich zusammengesetzte Auditorium folgte den klaren Ausführungen und zur Verdeutlichung angrstellten Versuchen mit Interesse und Aufmerksamkeit, gab auch zum Schluß reichen Beifall zu erkennen. Polytechnische Gesellschaft. U Leipzig, 13. November. Der gestrige von Herrn Director Sack eröffnete Vortragsabend fand im Lrfesaal der Dauernden Ge- werbeausstellung statt. Herr Joseph Feller auS Chemnitz, der schon im vorigen Jahre ein Bild altbayerischen Lebens, das Haber feldtreiben, in der „Polytechnischen Gesellschaft" betrachtet hatte, sprach diesmal über den „altbayerischrn Bauernkalender". Er entrollte rin fesselndes Culturgemülde au- dem Bayerland, und besprach in seiner herzlichen, theilweise mit gesundem Humor gewürzten Weise die Sitten und Gebräuche, welche während deS Kalenderjahres an hohen Festtagen bei den bayerischen Land bewohnern , insbesondere im Hochlande, beobachtet werden. Sie haben zwar Manches von ihrer Ursprünglichkeit eingrbüßt, aber sie werden noch in Ehren gehalten und so bald nicht aussterben. Sie haben viel Beziehungen zum alten Heidenthum. Die christliche Kirche rottete die heidnischen Gebräuche nicht aus, sondern erbaute auf der alten Grundlage ihre Tempel und hing den heidnischen Gebräuchen rin christliches Mäntelchen um. Die Heiligen traten das Erbe der alten Heiden an. Am NeujahrSmorgen ist „da» Neu jahr abgewinnen" oder „anfchreirn" eine alte Sitte. Mit Sack und Stecken ausgerüstet ziehen die Kinder, wohl auch Erwachsene, von Haus zu Haus und bringen ihre Glückwünsche dar, wofür sie Lurch allerhand Eßwaaren und Geld belohnt werden. Am heiligen Drei» köritgStag wird Wasser, Salz und Kreide, dir am Vorabend in der Kirche geweiht worden sind, zu allerhand Schutzmitteln verwandt. Mit der Kreide schreibt man an Thüren oder Bettstellen Ll. 6. L.; die Anfangsbuchstaben der Namen der drei Könige und glaubt, daß dadurch Las HauS gegen Hexen und Teufel, Krankheit und Tod und wer weiß sonst was geschützt ist. In den Ställen wird ge räuchert, damit das Vieh nicht behext werden kann und truppweise ziehen die Armen Les Dorfes, aber auch Begüterte und Kinder in der Verkleidung der heiligen drei Könige aus, um vor den Gehöften das Dreikönigslied zu singen und die „Dreikönigssprnde" zu empfangen. Mariä Lichtmeß ist der Tag, wo da» Gesinde an« und abzieht. Der Stellenwechsel nimmt etwa sechs Tage in An spruch und eS finden in der Zeit die Lichtmeßbälle statt, auf Lenen das Gesinde dominirt. An Mariä Lichtmeß wird das heilige Wachs geweiht. Auch die Kinder bekommen ein geweihtes Wachsstöckchen. Diese Wachsstöcke sind oft wahre Kunstwerke in ihrer Art. Man bildet auch Druden'üße aus Wachs, welche gegen Teufel und Ge- spenster Schutz gewähren sollen. Am St. Blasirntag oder Blaseltag wird in der Kirche der St. Blasiensegen gesprochen. Jedem wird kreuzweise ein Kerzrnpaar an den HalS gelegt, wo gegen Halsschmerzen helfen soll. Man versäumt daher nicht, sich „einblaieln" zu lassen. Dann kommt der unsinnige Donners tag, wo man möglichst viel zu sich nimmt, weil der das ganze Jahr nicht satt wird, der an diesem Tage nicht genug ißt. Am „rußigen Freitag" werden allerlei Narrenspossen durch Be schmieren niit Psannenruß getrieben, und am folgenden „ge- schmalznen Samstag" ist das Fest der Schmalznndeln. Diesen Tagen folgt dann Fastn achten, wo ebenfalls allerhand heitere Umzüge stattfinden. Ter gastnachtsschimmel ist zwar verschwunden, dagegen hat sich die Sitte noch erhalten, den Fasching zu begraben, indem man «ine Puppe mit komischen Ceremonien in einem Misthaufen begräbt oder in einen Teich wirst. Am Aschermittwoch ist das „Einaschrln" Brauch. Der Geistliche streut geweihte Asche auf die Stirn und die Dorfbewohner ziehen am Abend auf die Felder, um auch sie mit geweihter Asche zu brstreurn. DaS soll eine bessere Ernte geben. Der weiße Sonntag ist der Hauptausflugstag für dir ledigen Leute, welche ausziehen „Schönheit und Stärke zu trinken". Am Palmsonntag läßt man sich die Osterpalmen, zu denen auch die Haselstaude verwandt wird, Mistel, Wachholder u. s. w. in der Kirche weihen, und wenn diese geweihten Zweige angebrannt werden, so hilft das wiederum gegen Hexen und Zauberer und auch gegen Sturmesnoth und Ungewitter. Am grünen Donnerstag wird den Ostereiern eine geheime Kraft beigelegt. Sie werden sorgfältig ausbrwahrt und am Oslertag zur Speisen- weihe gebrach». Ein solches geweihtes GründonnrrStaget im Stadel oder im Stall giebt ebenfalls Schutz gegen böse Mächte. Ain Eharfreitag besucht man das heilige Grab. Der Gottesdienst wird in den Strümpfen verrichtet. Auch die Glocken tönen nicht, vielmehr wird an ihrer Stelle „die Ratschen" oder „Knarre" ver- wendet. Am Charsamstag findet eine Feier vor der Kirche statt. Judas wird verbrannt. Auch wird die „Scheitelweihe" abgehalten, bei welcher Holzscheite geweiht werden, die man mitnimmt und damit den Herd im Hause anzündet. Damit kommt das Glück ins HauS. Bei der Speisenweihr am Oslertag werden in Körben Schinken, Brode, Salz, rothe Eier, zuckerne Osterlämmer mit kleinen Fähnchen zur Kirche gebracht und der Weihe unterzogen. Von dem Geweihten muß Jedes essen. Keine Brosamen dürfen umkommen und ganz Pflichteifrige kauen sogar die Eierschalen mit. Abend» geht man ohne Licht zu Belt, wenn man eine gute Ernte haben will. Der Weizen würde sonst brandig werden. Der Ostermontag ist derEmmanStag, an welchem die Felderweihe staltfindrt und die Jugend ihre Eierspirle ou-führt. Auch ist es der Beichttag. Mit Len Beichtzetteln wird viel Unfug getrieben. Auch die, welche nicht beichten gehen, wissen sich welche gegen Geld und gute Worte zu verschaffen. Am 1. Mai wird der Maibaum gesetzt, auch pflanzt man denen, denen man wohlwill, geschmückte Ehrenbäumlein vo?S HauS. Der Himmrlfahrtstag bringt eine große Feldprocession. Am Pfingsttag ist der, welcher zuletzt aus steht, der „Pfingstlümmel". Es werden Umzüge mit dem in grün« Zweige ringehülltrn „Pfingstlümmel" abgrhaltrn. Auch da» Frohn leichnam-fest ist rin feierlicher ProcessionStag. Ihm folgen die Kränzrltag« und das Sonnenwendrfest, wo man durch die Sonnrnwendrfeurr springt, was «in Schutzmittel gegen Krankheit sein soll. So hoch wie da» Sonnenwendefruer aus- lodrrt, so hoch soll der Flach» wachs«». DaS Erntrfrst wird Ende August, die Kirchweih am dritten Sonntag des Oktober gefeiert. Sie ist jetzt „Allerweltskirchweib", weil alle Kirmessen an einem Tage abgehalten werden müssen, während sie sich früher auf's ganze Jahr vertheckten. Die Kirchweih ist das Glanzfest des bäuer lichen Lebens. Der Tag Simon und Judä ist der Tag der Ehemänner, die unter dem Pantoffel stehen, und sich allerhand Spott und Neckereien gefallen lassen müssen. Am Tage Aller- feelen schmückt man die Gräber und vertheilt Seelenwecken an die Pathenkinder und die Armen. Am Tag der heiligen Leonhard finden die Leonhardsritte statt. Auch werden zur Heilung der kranken Pferde Wachshufe Largebracht. Am St. Martinstag geht der Dorshirt reihum und heischt seinen Jahreslohn. Auch be ginnen um diese Zeit die Spinnstubenabrnde. Der Tag de- heiligen Nikolaus bringt Umzüge dieses Heiligen oder der heidnischen Frau Berchta. In der Thom asnacht wird allerlei Liebesabrrglauben hochgrhaltrn und in der Christnacht die Christmette besucht, der das Mettenwurst-Essen folgt. Der Christ baum bürgert sich erst neuerdings ein. Früher wurden Teller oder Schüsseln vor's Fenster gestellt, in welche die Gaben gethan wurden. Auch wird, wie in den zwölf Geisternächten, Blei gegossen. Man wäscht sich vor dem Kirchgang das Gesicht, ohne sich abzutrocknen und meint, in der Kirche werde der Tod oder der Zukünftige kommen und das Abtrocknen besorgen. Der dritte Weihnachtsfeiertag ist der Tag des Evangelisten Johanne», an welchem der Johanne»- fegen ertheilt und der Wein geweiht wird, von welchem dann Braut paare, Kranke u. s. w. zu trinken bekommen. Mit einer kurzen Betrachtung der fünf letzten Tage Les Jahres schloß der Redner seinen mit großem Beifall aufgenommenen Vortrag. Dir Anwesenden erhoben sich, einer Aufforderung des Herrn Direktor Sack folgend, zu seinen Ehren von den Plätzen. Verein selbstständiger Leipziger Kaufleute und Fabrikanten zur Wahrung berechtigter Interesten. Leipzig, 12. November. In erschöpfendster Weise berichtete Herr Rechtsanwalt vr. Leo in der heute Abend iin BereinSlocale bei Kitzing L Hrlbig unter Vorsitz deS Herrn Carl Scheller ab gehaltenen Monatsversammlung über zwei Fälle unlauteren Wettbewerb», welche den Vorstand in jüngster Zeit beschäftigt und ihn sogar zur Anrufung gerichtlicher Entscheidung geführt haben. Bei dem einen handelte eS sich um ein Anpreisrn von Waarrn unter dem Kostenpreis und um den Verkauf derselben weit über dem Kostenpreis. Die Beschwerden darüber wurden alS gerecht- fertigt anerkannt; die betreffende Firma leistete Abbitte. Der andere Fall betraf das AuSbieten von Waarrn im Schaufenster zu ausfällig niedrigem Preist und da» Verweigern derselben bei erfolgter Nachfrage seitens Kauflustiger. Erfreulicher Weise gewähren, wie bei der ausführlichen DtScussion über diesen Gegenstand ganz besonders hervorgehoben wurde, dir Gerichte, von dem Gesetz über den unlauteren Wettbewerb angetrieben, in ihrer Rechtsprechung dem Geiste desselben Ein fluß. So hat beispielsweise in einer gegen einen Berliner Kauf- mann verbandelten Klagesache daS Schöffengericht entschieden: „Die Maaren müssen zu Len iin Schaufenster verzeichneten Preisen und zwar ans Verlangen der Kunden in jeder nachweislich vorhandenen Menge verkauft werden." Während früher fast alle in solchen und ähnlichen Fällen von getäuschten Käufern angestrengten Klagen zu Gunsten de» Verkäufer» ouSfirlen, haben diese jetzt «inen viel schwereren Staad, da die Gerichte Ausreden, wie beispielsweise die Sachen könnten nicht auS dem Schaufenster entfernt werden, sie seien nur in geringer Menge vorhanden oder dürsten zu solchen Preisen nur an die Stammkundschaft abgegeben werden, nur als „beweiSlose Einwendungen" behandeln. ES lag außerdem noch eine Reihe eingegangeuer V«schwerden vor, deren Inhalt erkennen ließ, daß man r» von mancher Seite im Geschästsleben mit der Wahrheit nicht so genau nimmt. Es wurde ferner gerügt, Laß man, wir in einem Fall bekannt gegeben wurde, die Prämiirung der Sächsisch-Thüringischen Industrie- und Gewerbe-Ausstellung falsch auffasse und die Lollrctiv- AuSzrtchnung bei öffentlichen Anpreisungen al« eine direkte hin- stelle Die einzelnen Lommissionrn de» Verein» werden sich mit allen diesen Klagen zu beschäftige» haben.
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