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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.11.1897
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1897-11-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18971119025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1897111902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1897111902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-11
- Tag1897-11-19
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davon trägt. Der Mensch", fügte er hinzu, „hat übrigens ein unheimliches Gesicht, er sieht aus, wie ein Mörder." Die Gräfin erbleichte, ihre Augen starrten den Sprechen den entsetzt an. „Was wissen Sie von ihm? Wer sagt, daß er ein Mörder ist?" klang es hohl von ihren Lippen. Hans griff besorgt nach der kleinen, weichen Hand, sie war eiskalt und zitterte. „Der Vorfall hat sie furchtbar angegriffen, Melanie, beruhigen Sie sich, ich bin bei Ihnen, es wagt Niemand, Ihnen ein Leid zu thun", flüsterte er ihr zu. Sie blickte mit wirren Augen im Zimmer herum, auf der dunkelrothen Sammetportiere blieben ihre Blicke haften. „Hat da nicht eben ein Kopf hereingeschaut", fragte sie schaudernd, „ein bleiches Todtengesicht, das mich drohend anstierte? Haben Sie nichts gesehn?" „Nichts, durchaus nichts", versicherte er. „Es war ein Kopf — ein — ein —" „Der Kopf Ihres Pagen, kein anderer", sagte Hans, die schöne Furchtsame ängstlich betrachtend. „Kein anderer", wiederholte sie mehr für sich, dann sich gewaltsam fastend, versuchte sie zu lächeln: „Sie haben Recht, wer sollte es auch gewesen sein?" „Da kommt ja der Page", rief Hans munter, „und nun theure Gräfin, bitte ich Sie dringend, verscheuchen Sie die ängstigenden Gedanken, sonst — sonst — werden Sie krank." „Sprechen wir nicht mehr davon", sagte sie. — Und so geschah es. Sie sprachen von Ernstem und Komischem, sie erinnerten sich vergangener Zeiten und waren der Gegenwart entrückt. Emil ging geräuschlos ab und zu, servirte den Thee, räumte den Tisch ab und verschwand wieder, wie er gekommen, als man seiner nicht mehr bedurfte. Das Ser- virbrett in beiden Händen haltend, stand er hinter der Por tiere einen Augenblick still und lauschte. Er vernahm nur ein süßes Flüstern, so leis, so unverständlich und dann einen Kuß — sein kleiner Fuß stampfte auf den kostbaren Teppich. „Die Elende", knirschte er — dann tief aufseufzend verließ er das Gemach, um seinen Geschäften nachzugehen. Als er nach Verlauf einer halben Stunde in das Boudoir zurück lehren wollte, die Befehle seiner Herrin in Empfang nehmen wollte, da lag Hans Sturm vor der Gräfin auf den Knieen, sie streichelte ihm die glühende Stirn und spielte mit seinem Lockenhaar. In dieser halben Stunde war er ihr Sclave geworden. Geräuschlos ließ der Knabe die Falten der Portiere wieder sinken und zog sich zurück. „Sie hat Gewalt über ihn, er ist verloren", flüsterte er traurig vor sich hin. Elftes Capitel. „Wie geht es, liebe Mutter?" fragte Gustav Wertmann, der Lehrer von Wiesenbach, als er, von des Tages Arbeit nach Hause kommend, an das Krankenbett seiner Mutter trat. Die alte Frau streckte dem Ankommenden beide Hände entgegen, ein glückliches Lächeln verklärte ihr bleiches Ge sicht und während sie den Versuch macht, sich aufzurichten, antwortete sie nicht ganz der Wahrheit gemäß: „Es geht mir bester —" Ihr Aussehen widersprach diesen Worten, auch die Kraftanstregung mißlang, die Kranke sank stöhnend in die Kisten zurück. „Ich bin ein armseliges altes Weib", jammerte sie. Der Sohn streichelte die Wange der Mutter und flüsterte ihr Worte zu: „Ich will Dir einen kühlen Trunk bereiten." Er ging in die Küche, um einen solchen zu bereiten. Während er damit beschäftigt war, hörte er Schritte auf der Treppe. Es huschte Jemand an der Küchenthür vor über, dann kicherten Zwei da draußen und dieses Kichern hatte er schon öfter gehört. Siehe da, jetzt lugten ein paar braune Augen herein, begegneten seinem Blick und blitzten dabei schelmisch auf. „Lieschen!" rief er. Das Wort klang wie ein Jubelruf. Alsbald stand er dem schönen Mädchen gegenüber, das mit Clotilde Heldenberg gekommen war, die Kranke zu besuchen und ihr allerhand Labsal zu bringen. „Fräulein Lieschen", verbesserte er sich, „und Fräulein Clotilde, unsere Wohl- thäterinnen, unsere guten Engel —" „Bitte, bitte, nur nicht so feierlich", wehrte Clotilde ab, „sonst fühlen wir uns beschämt. Wir machen uns eine Ehre daraus, wenn wir Etwas bringen dürfen für die gute Frau." Der Lehrer empfand mit Rührung die Freundlichkeit der beiden Mädchen. Als er dann, fast in Verlegenheit, davon sprach, daß er den lieben Gästen gerne etwas anbieten möchte, bat Lieschen unter holdem Erröthen und mit lieb licher Keckheit, man möchte ihr doch gestatten, in die Küche zu gehen und ihre Kunst im Kaffeebereiten zu erproben. Sie versprach, einen guten Trank zu brauen: „Dann wollen wir eine Kaffeegesellschaft halten und recht vergnügt sein." — Dieser Vorschlag fand Beifall. „Aber ich darf mit hinaus und darf Ihnen helfen?" bat der Lehrer. „Mir wäre lieber, Sie ließen mich allein gewähren", lehnte sie ab, nahm ihren Korb vom Tische und huschte zur Thür hinaus. „Gott segne das liebe Mädchen! Möge es recht glücklich werden!" rief die Kranke aus. „Wenn Geld und Gut glücklich machen können, dann wird sie es", meinte Clotilde, den Lehrer scharf fixirend. „Ja", gab Frau Wertmann zu, „der Müller ist ein reicher Mann, der reichste im Umkreis, wie die Leute sagen —" „Und der Schwiegersohn, den er sich ausersiehi", fiel Cwtilde ein, „muß mindestens ebenso reich sein wie er. Das ist Hausgesetz in der Mühle." Der Lehrer erbleichte. „Hat denn der Müller bereits für seine Tochter gewählt?" fragte er. Das Vibriren seiner Stimme ließ Clötilde ahnen, welches Gewicht er auf ihre Antwort legte. Ohne zu zögern gab sie Bescheid: „Die Leute sagen es und der Müller erhebt keinen Widerspruch. Peter Groll vom Wasterhof soll vorige Woche einen Heirathsvermittler geschickt haben, der denn auch das Hauptsächlichste, die Mit gift u. s. w. mit dem alten Sturm vereinbart hat —" „Und Lieschen?" fragte der Lehrer. Seine Augen hingen an Clotildens Lippen, als ob Leben oder Tod von ihrer Antwort abhinge. Clotilde zog die Schultern in die Höhe: „Ich weiß gar nicht, ob sie eine Ahnung davon hat — aber —sie stockte. „Aber —" wiederholte der Lehrer dringend. „Ich glaube, sie wird sich fügen", sprach Clotilde. „Was bleibt ihr Anderes übrig?" „Gefällt ihr der Peter Groll, Fräulein Heldenberg?" „Das ist kaum möglich, Herr Lehrer." „Hängt ihr Herz am Reichthum?" „Sie sollten das Mädchen bester kennen." „Und doch glauben Sie an ihre Fügsamkeit, Sie glauben, daß sie stumm den Nacken ins Joch beugt, sich ver handeln läßt — verkuppeln — das glauben Sie?" Abend-Nnsgabe Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig, Jahrgang. Freitag den 19. November 1897. FerriHetsn. 19j !>. o. O 0 210.20 213,80 216.20 Die Morgen-Au-gabe erscheint um '/,? Uhr, die Abend-Ausgabe Wochentags um b Uhr. 102,— 129.80 161.80 130,2S S7O «07 477 2900 3k» 26000 1400 3700 SSO a, voter > n. 1520. 108,7V 98 60 103.90 100.40 92.75 »7,70 76,— 85,60 87,30 > 3Nli»« ar» vam 90.10 262.10 177.25 194.50 127,7S 95,— 173,20 185.— 18V,75 200.50 103.25 111,40 76,— o». »ne »»» kür »o e««t. » Lootil 724,- »»<- 624,— o 3267 20,70 Srtra--Beilagen (gesalzt), nur mit de» Morgen-Ausgabe, ohne Poslbeförderunj 60.—, mit Poslbesörderung 70.—. gekommen wäre, die selbstverständlich den Verzicht Bayerns aus einen eigenen obersten M.litairgerichtsbof in sich schlösse, so würde wobl auch der Reichstag mit einem lediglich for malen Bestätigungs- oder richtiger Aussertigunzs- und Ver- kündigungsrechle deS Kaisers sich absinben können. Ein ab schließendes Urtbeil über eine so b-Lenlsame Einzelheit kann jedoch bei der Schwierigkeit der Materie erst dann gefallt werde», wenn sic, wie die anderen Bestimmungen auch, im Zusammenhang bcurtheitt werden kann. Annahmeschluß fiir Zeigen: Abrud-AuSgabe: Vormittag- 10 Uhr. -Sorge»-Ausgabe: Nachmittag- 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je ein» halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Expe-itip» zu richten. 0) 2450 1360 I 2925 ,ed Lall- 106,75 134 — 97,80 85,40 Ne-artion und Erve-ition: AohanneSgasse 8. Dir Expedition ist Wochentags ununterbrochr» geöffnet von früh 8 bis Abend- 7 Uhr. AnzeigeN'Pret- die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reklamen unter dem RedactionSstrich (4ge» fpalten) 50^, vor den Familieanachnchlr» (6 gespalten) 40^. Gröbere Schriften laut unserem Preis- verzeichnitz. Tabellarischer und Ziffern!«- nach höherem Tarif. Filialen: Dtt« Klemm s Sortim. (Alfred Hahn), Universitätsstrabe 3 (Paulinum), LoniS Lösche, Katharineustr. 14, pari, und KönigSplatz 7. Die mehrfachen Angriffe von Chinesen auf Tcntschc haben das deutsche Kreuzergesckwader an der ostasia tischen Küste zu einer entschiedenen Maßregel veranlaßt: Die die Bucht von Kiao-Tschau beherrschenden Forts sind wie gemeldet von Matrosen der deutschen Kriegsschiffe besetzt worden, nachdem die Chinesen sich in gewohnter Feigheit zu rückgezogen hatten, ohne auch nur einen Augenblick Widerstand zu leisten. Es fragt sich nun, ob die Besetzung von Kiao-Tschan nur so lange dauern soll, bis von der chinesischen Regierung Genugthuung gegeben worden ist, oder ob sie eine dauernde sein soll. Die „Post" schreibt: „Bei der Unterredung, die der Kaiser mit dem Fürsten Hohenlohe, dem Admiral Knorr, demStaatsfecrctair Tirpitz und dem Chef des Marine-Cabinets Freiherrn v. Eenden- Bibran gehabt hat, sind Fragen zur Sprache gekommen, die in engster Verbindung mit der Vertretung der deutschen Interessen in China, Haiti und im Mittelmeere stehen. Daß ein energisches Eingreifen in allen Punctcn sür nöthig erachtet wird, kann als Thatsache gelten; indessen ist, wie wir hören, eine Entscheidung über daS, was geschehen soll, noch nicht gefallen. Eine solche steht aber unmittelbar bevor." Was China betrifft, scheint uns eine Genugthuung der dortigen Negierung, welche Form sie auch immer haben möge, ziemlich werthloS zu sein. Die chinesische Negierung besitzt nicht Ehrgefühl genug, um sich durch die Nothwendig- kcit einer Genugthuung beschämt zu fühlen, und nm sich aus >i.feni Grunde in künftigen Fällen in Acht zu nebmen. Und wenn es selbst gelingen sollte, derjenigen, die die deutschen Missionare ermordet haben, habhaft zu werden, so würde es den Chinesen auch kaum darauf ankommen, ob ein paar Männer von einer viele Millionen starken Be völkerung um eine» Kopf kürzer gemacht werden oder nicht. Das Leben gilt in China herzlich wenig. Will Deutschland eine gewisse Sicherheit gegen die Ermordung deutscher Unter- thanen und die Beschimpfung deutscher Osficiere sür die Zu kunft haben, so muß es in der Lage sein, dauernd einen Druck auf die chinesische Negierung auszuüben. Die anderen in Ost-Asien interessirten Mächte England, Frank reich und Rußland besitzen feste Stützpunkte, von denen aus sie den Chinesen den Standpunct klar machen können, wenn diese Unterthanen der betreffenden Nationen verletzen. Deshalb hört man auch sehr selten davon, daß russische, englische oder französische Unterthanen in China verletzt, oder daß militairische oder diplomatische Reprä sentanten dieser Mächte von den Chinesen angegriffen werden. Wer würde Deutschland Wohl hindern, wenn cs sich in der Bucht von Kiao-Tschau dauernd festsetzte? Tie chinesische Regierung würde über papierne Proteste kaum hinauskommen, denn sie weiß, daß ihre jammervollen Truppen auch nur BezttgS-PreiS ^1 brr Hauptrxpedition oder den <m Stadt bezirk und den Vororten errichteten Au5- oabestrllen ab geholt: vierteljährlich X4.S0, bei zweimaliger täglicher Zustellung in- Haus ^l 5.50. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierteljährlich 6.—. Direcrr tägliche Kreuzbandiendung tu- Ausland: monatlich u« 7.50. schlag zu geben hat, geschlossen gegen mäßige Mehr forderungen für Schiffsneubauten zu stimmen sich entschließen werde, ist sehr fraglich, und so darf man sich der Hoffnung hingeben, daß es auch beim Marine-Etat diesmal zu wesentlichen Abstrichen nicht kommen werde. Daß eine „besondere Marinevorlage" nichts Anderes enthalten kann, als die Gruudzüge eines Planes, nach dem ans eine Reihe von Jahren hinaus die Bermehrung der Flotte betrieben werden soll, liegt auf der Hand. Da jedes der künftigen Jahre sowohl die politische Lage, wie die der Schiffsbautcchnik verändern kann, so kann es sich auch nur um Grundzüge ganz allgemeiner Art und um eine principielle Stellungnahme dcö Reichstags bandeln. Gleichwohl wird um diese der längste und heftigste Streit sich erheben. Hoffentlich ist die Vorlage so sorgfältig ausgearbcitet und begründet, daß sie für den Fall einer Ablehnung durch den jetzigen Reichstag den Freunden einer zweckentsprechenden Flottenvermehrung die Agitation bei der Wahlbewegung mindestens nicht erschwert. Auch über den Entwurf der Militairstrafpioccßordimttg, der für den Reichstag in Aussicht steht, liegt beute eine neue Mittheilung vor, die das Urtheil der obersten Instanz betrifft. Die „Nat.-lib. Corr." schreibt nämlich: „In Rücksicht auf das Princip der unbedingten persönlichen Autorität der Commandogewalt und der bedingungslosen Disciplin bestanden bekanntlich ausschließlich militairische Wünsche in der Richtung, die Rechtskraft der Entschlüsse des obersten Gerichtshofes von der kaiserlichen Bestätigung abhängig zu machen. ES liegt aus der Hand, daß in diesem Falle nicht nur ein durch Reservatrccht garantirtes Hoheits recht in Betracht gekommen, sondern auch der Begriff der unabhängigen Rechtsprechung nicht Ausdruck gesunden. Wir haben Grund zur Annahme, daß in dem, dem Reichstag zu gedachten Entwurf der Militairstrasproceßordnung dieser Punct folgende Regelung erfahren hat: Der oberste Gerichtshos entscheidet in sich vollständig rechtskräftig. Zur Vervollständigung des Urtheils aber, ,um es vollstreckbar zu machen, gehört Unterschrift des Kaisers. Man weist ihr eine ähnliche Be- Leutung in dem vorliegenden Fall zu, wie sie sie in der Reichs- gejetzgebuiig hat. Rach der Verfassung ist zu einem Neichsgesetz die Ucbercinstimmung der Mehrheitsbeschlüsse des Bund es rat Hs und des Reichstags erforderlich und ausreichend. Die Aus fertigung und Verkündigung steht dem Kaiser zu. Dazu bedarf Las Gesetz seiner Unterschrift. Analog der Bedeutung, die der kaiserliche Namenszug unter den Rcichsgesetzen hat, soll die der kaiser lichen Unterschrift unter den Beschlüssen des obersten Gerichtshofes sein. Rechtlich ist das Urtheil des obersten Gerichtshofs ausreichend. Würde nun damit auf Umwegen ein kaiserliches Bestäligungsrecht beansprucht, so könnte allerdings ein bayerisches Hoheitsreservat in Betracht komme». Sollte aber ein solches Reservat gegen diese Formulirung nicht geltend gemacht worden sei», was wir annehmen zu können glauben, dann wäre auch dies in der That ein nicht zu unterschätzendes Argument dafür, daß diese Formnlirnng die Unabhängigkeit der Rechtsprechung nicht beeinträchtigen soll." Wenn wirklich der BundeSrath mit Einschluß der baye rischen Stimmen zu einer Einigung auf dieser Grundlage Politische Tagesschau. * Leipzig, 19. November. Ucber den Entwurf des Rcichshaushaltsctats, der, da die sämmtlichen Specialetats dem Bundesrathe bereits vorliegen, dem Reichstag unmittelbar nach seinem Zusammentritte wird vorgelegt werden können, glauben die „Berl. Polit. Nachr." heute folgende Mittheilungen machen zu können: „Er wird die Erwartungen Derer, die auf einen sensatio nellen Charakter des Etats nach der einen oder anderen Richtung rechnete», völlig täuschen. Nicht einmal das Extraordinarium des Marineetats wird einem etwaigen Sensationsbediirfnissc ent sprechen. Die Forderungen für Schisfsneubauten dürsten nicht erheblich über das hinausgehcn, was für das laufende Jahr bewilligt ist. Der Schwerpunct der Flottensrage liegt nicht im Etat, sondern in der gleichzeitig dem Reichstage zu unter- breitenden besonderen Marinevorlage. In der Form wird der nächste Reichshaushaltsetat eine Neuerung ausweisen, welche sicher auf allgemeine Zustimmung rechnen darf. Ter Herr Staatssecretair des Reichsschatzamts hat die Initiative ergriffen, um die lästige und verwirrende Bezeichnung des Etatsjahres durch zwei Jahreszahlen zu beseitigen. Der nächste NcichshaushaltSctat wird die Bezeichnung „für 1898" führen. Diese Aenderung hat bereits die Zustimmung einer ganzen Reihe von Bundesregierungen gesunden und die Etats der Bundesstaaten mit einjähriger Etats periode und dem am 1. April beginnenden Etatsjahre dürften dem Vorgänge des Reiches wohl bald nachfolgen. Die wichtigsten Aendcrungen gegen das lausende Jahr wird der Militairetat aufweisen und zwar in Gestalt von erheblichen Mehraus gaben für die Naturalverpflegung des Heeres. Die eine derselben wird durch Leu vergleichsweise hohen Stand der Getreidepreise bedingt; die andere Mehrausgabe ist die Folge des vom Reichstage gefaßten Beschlusses aus Einführung warmen Abendbrods für die Armee. Die verbündeten Regierungen haben sich beeilt, nachdem die Finanzlage die erforder liche Mehrausgabe gestattet, den bezüglichen Wünschen der Volks vertretung zu entsprechen. Der Mehrbedarf soll sich im Ganzen aus etwa 11 Millionen Mark beziffern." Sind diese Angaben richtig, so wird die Etatsbcrathung, sofern die Fractionsredner nicht angesichts der bevorstehenden 'Neuwahlen zum Reichstage das Bedürfniß empfinden, Reden zum Fenster hinaus zu halten, rasch und glatt verlaufen können. Gegen die rein formale Neuerung, durchweiche die Bezeichnung des Etatsjahres durch zwei Jahreszahlen vermieden werden soll, wird schwerlich von irgend einer Seite Widerspruch erhoben werden, und wenn im Militair etat sür das nächste Jahr nur ein Mehrbedarf von ca. kl Millionen Mark vorgesehen ist, so wird auch um diese Mehrforderung ein langer Streit um so weniger ent stehen können, je selbstverständlicher eine Einwirkung des Standes der Getreideprcise auf die Ausgaben für die Naturalverpflegung des HeereS ist und je häufiger auch die Oppositionsparteien die Einführung der warmen Abendkost für die Armee gefordert haben. Aus dieser geringen Erhöhung des Militairetals einen Grund gegen Fordernngen für Schisfsneubauten herzuleiten, die nur unerheblich über das hinausgehen, waS für das laufende Jahr bewilligt worben ist, werden angesichts des günstigen Standes der NeichSfinanZen und jener Vorgänge, die einen wirksamen Schutz der Deutschen im Auslände als dringend nothwendig erscheinen lassen, Wohl nur die verstocktesten Flottengegner wagen, die bei ihren Wählern die gleiche Gesinnung voraussetzen dürfen. Daß das Centrinn, das ja leider im jetzigen Reichstage wieder den Aus- 255,— 50,80 103.25 100,— 230, — 219,— 452.50 76,— 139,— 284.50 266,10 119.25 13250 180,— > 240,25 184.25 165,— . 206,80 203,— 220.50 267.25 69,75 147.50 109.25 . 245,— > 153,75 1 106,75 odnr«- SolULtSt >k«tS L.- >r »pnr- ii»wpk«r -«vl»ock-, ,r -mtoale- > kdU»- Ue" von ?«>n»xt- 0»wptbr riWM Tagcklaü Anzeiger. ÄmlsVlatt des Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Nathes und Notizei-Amtes der Ltadt Leipzig. nitpolä- Sr»w»r ldr Vor- lI7/U. to II) von wenigen Tausenden deutscher Blaujacken oder Landtruppen nick : gewachsen sind. Von den europäischen Mächten würde voraus sichtlich nur England, das ja nie einem anderen und besonders nicht den Deutschen irgend etwas gönnt, Deutschland Schwieri keilen zu bereiten versuchen. Die englische Presse macht wenigster, schon jetzt, wo noch nicht feststeht, ob Deutschland dauern: im Besitze von Kiao-Tschau bleiben will, mobil, und stellt cs so dar, als ob Deutschland die Ermordung der Missionare nur als einen erwünschten Vorwand ansähe, um sich in Cbina festzusetzen. Die englische Presse sollte doch daran denken, wie manchmal viel weniger triftige Ursachen den Briten den Vorwand gegeben haben, Landbesitz an sich z: reißen. England hat gerade China gegenüber auf das Frivolsi - gehandelt, indem es, weil die chinesische Regierung, was il. gutes Recht war, den Opiumhandel untersagte, im Jahr .' 1840 den Chinesen den Krieg erklärte und dann beim Friedensschlüsse die Insel Hongkong einsteckte. Die Bilanz der Arbcitcrglashntte vou Albi, wie sie auf Grund authentischen Materials nunmehr vvrliegt, fäll: ein geradezu vernichtendes Verbiet über die socialdcmokratischcu Arbeiterbeglückungslheorien. Tas Unternehmen ist zur Zeit mit Hypotheken in Höhe von 215 000 Francs belastet, denen als Activnm nur der Grundstückswcrth der Glashütte gegenübersteht, der jenen Schuldbetrag längst nicht er reicht. Und wie gestaltet sich die Lage der Arbeiter? Dieselben erleiden zunächst eine tägliche 20 pvocentige Lohneinbehaltung. Da ferner die Fabrikation weit bc deutender ist als die Nachfrage, und der obligatorische Schichtwechsel hinzukommt, so arbeitet Jeder anstatt 8 Stunden nur 4 bis 5 Stunden täglich, verdient also auch im Ver hältnis; weniger. Man griff zu diesem Stratcgem, nm nicht zu thcilweisen Arbciterentlassungen gezwungen zu werden, die dem moralischen Prestige bezw. dem Geschäftscredrt des Unternehmens Eintrag hätten lhnn müssen. Und nicht genug der täglichen 20procentigen Lohneinbehaltung, ist jeder Arbeiter verpflichtet, sich mit Erhalt seines Lohnes zu gedulden, bis alle laufenden Außenstände eiugegangcn sind, und als seinen Lohnantheil nur.denjenigen Betrag zu beanspruchen, der proportional der Summe ist, welche nach Houorirung der fälligen Wechsel am Termin der vier zehntägigen Lobnauszahlung in der Geschäslscasse verfügbar bleibt. Selbst ein so extremes Socialistenblatr wie die „Voix kles 'Irnvriillems" hält mit seiner Entrüstung über diese Art der „Geschäftsführung" nicht zurück und erklärt eine derartige Unverschämtbeit der Arbeiterverwaltung für unglaublich. Angesichts dieser Zustände, welche im höchsten Grade demoralisirend auf die Arbeiterschaft wirken, und bel oben gedachten Hypothckenlast erscheint der Zusammenbruch der Hütte von Albi nur noch als eine Frage kurzbemessener Zeil. Und dabei wurde das Unternehmen s. Z. mit Chancen ins Leben gerufen, wie sie der Capitalismuö nun und nimmer zu bieten ver möchte. Es verfügte über die geschenkten kOO OOO FrcS. der Mad. Dambourg und über mehr als 160 000 Frcs. als Erlös einer vom Ministerium Bourgeois concessionirtcn Lotterie; dazu kamen noch Subscriptionen aller möglichen Arbeiter-Vereinigungen, Collecten in ganz Frankreich und ein. noch nie daaewcsene Riesenrcclame. Trotzdem droht schon nach so kurzer Herrlichkeit der Zusammenbruch, der eine Menge Arbeilerexistenzen mit sich in den Abgrund reißen wird. Der Page. Roman von A. Heyl. Nachdruck verboten. Schenken Sie das Geld einem Bedürftigen, Herr Sturm. Ich werde der Frau Gräfin die Annahme ihrer Einladung so mittheilen, wie es sich ziemt." Hans ärgerte sich über den altklugen Gesellen, und als sich dieser zum Gehen anschickte, hielt er ihn nicht auf. „Das ist ein frühreifer, selbstbewußter Junge", sprach er vor sich hin, nachdem sich die Thüre hinter dem Pagen geschlossen hatte. „Und doch" — fügte er bei — „doch hat er etwas Fesselndes. Ich begreife, daß ihn Melanie gerne um sich hat." Nach kurzem Besinnen begab sich der Hochbeglückte in einen Blumenladen, kaufte die schönsten Rosen für seine Angebetete, legte seine Karte bei und schickte ihr die süß duftende Gabe. Dieser Tag verging dem jungen Mann viel zu langsam, jede Stunde dünkte ihm eine Ewigkeit. Er konnte die Zeit kaum erwarten, die er in der bezaubernden Nähe des schönen Weibes verbringen durfte. Endlich begab er sich auf den Weg. Beim Eintritt in das Palais Rivero preßte er die Hand auf das stürmisch klopfende Herz und blieb stehen, um sich zu sammeln. Der Empfang Seitens Mclanie's war über Erwarten herzlich. Die Gräfin streckte dem Ankommenden beide Hände entgegen, und als er sich niederbeugte, um sie zu küssen, ließ sie es lächelnd ge schehen. Sie dankte ihm, daß er gekommen war, und führte ihn in den Hintergrund des Zimmers, wo neben dem Kamin ein reizender Thectisch hergerichtet war. In der Mitte des Tisches prangten seine Rosen. Melanie setzte sich nahe zu ihm bin und begann zu plaudern. „Mein Mann ist erregt", sagte sie im Laufe des Ge spräches. „Ich bin froh, Sie bei mir zu sehen, das zerstreut mich angenehm und läßt mich die widerwärtige Begebenheit von gestern Abend vergeßen." „Der kecke Mensch", sagte Hans, „hat sich in Ihre Nähe gcdrängt, es geschieht ihm Recht, wenn er einen Denkzettel x> 3 l Sri»» 3525 '5 5650 347» 13200 X) — X) 3475 15 3075 >0 4800 !5 >0 12050 10200 8650 15 6425 3350 730 X) — >0 1030 11700 O 3450 2425 X) 2375 '5 — '5 WI7S X) ID'?
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