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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.11.1897
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1897-11-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18971101015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1897110101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1897110101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-11
- Tag1897-11-01
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I. Almm LeWM MIMs AMM K.M, Roiltag, I. Namber IM7. MM-MM Amtlicher Theil. Bekanntmachung. Nachdem di« Zustellung der Declaratiousaufforderungen für die Etuschä-img zur Einkommensteuer auf da» Jahr 1898 nach dem tu 8 39 d«S Eiakommtnsteuergesetzt- vom 2. Juli 1878 vor» aeschriebeneu Umfange an die betheiligteu Steuerpflichtigen in der Hauptfach« beendet ist, wird nach - 33 der zu dem eben an» gezogenen Gesetzt erlassenen Ausführung»»Verordnung vom 11. Oktober desselben Jahre» hierdurch bekannt gemacht, daß r» auch denjenigen, wrlchen eine DeclarationSaussorderung nicht zugegaugrn ist, fretsteht, eine Declaration über tdr Einkommen hi» r«M 8«. November tztese» Jahres abzugebea. Declaration»formulare werden auf Verlangen sowohl im Stadt» steueramte in Alt-Leipzig, wir auch in den bezüglichen Zweig geschäftsstellen unentgeltlich verabfolgt. Gleichzeitig werden alle Vormünder, sowie alle Vertreter von Stiftungen, Anstalten» Personen-Vereinen, liegenden Erbschaften uud anderen mit dem Rechte deS Vermögenserwerbs ausgestatteteo BermögenSmasseu aufgefordrrt, für die von ihnen be vormundeten Personen, bezw. für die von ihnen vertretenen Stif tungen, Anstalten «. s. w-, soweit dieselben rin steuerpflichtiges Ein kommen haben, Declarationen bei un» auch daun einzureichen, wenn ihnen deshalb eine besondere Aufforderung nicht zugehen sollte. Leipzig, am LS. Oktober 1897. Der Math der Stadt Leipzig. vr. Lrüudlin. Koch. Oeffentliche Sitzung der Handelskammer, Dienstag, den K. November 18S7, Nachmittags S Ubr ta deren StlzungSfaal, Neue Vörse, Tr. >1, I. Tagesordnung: 1. Bericht de» Verfassung»- und Wahlausschusses über a) Ein- reihuna de» neuen Mitgliedes Herrn Aavreau in die ständigen An-schSffe; d) die Einladung zum internationalen TchifsfahrtS- E-ngretz zu vriifiel 18»8. 2. Aborduuug zweier Mitglieder in den Börsen-SchätzungS- AnSschust. 3. Bericht de- FInanz-O-isschusses über die Nechnungen der Handelskammer und der vörse für L8S6. 4. Berichte de» Handel-aeieygebungS-Ausschusses über u) die Vorlage de» Kaiser!. Patent-Amtes, das Wortzeichen Kreuznacher Mutterlauge «. s. w. betr.; d) die Anfrage des Königl. Preuß. Amtsgericht» zu Elsterwerda über die Ausdehnung der Vorzugs preise auf nichtverzeichnete Waaren; c) Vorstellung der Firma Pietro del Vecchio und Gen., die Bilder-Wanderlager und Ausver käufe von Mufterlagern betr. 5. Bericht deS Bank-, Münz- und Börsen-Ausschusses über die Verordnung de» Königl. Ministeriums des Innern, die Ordnung für die Maklerkammer der Fondsbörse zu Leipzig betr. 6. Anderweiter Bericht de» erweiterten VerkehrS-Ausschusses über die Straßenbahn-Angelegenheit. 7. Bericht de» Kramer-Stistuugs-AuSschusses über die Rechnung für 18S6. Hierauf nicht-öffentliche Sitzung. Woll- und Kammzug-Börse zu Leipzig. Die an der Börse vertretenen Wollfirmen werden hierdurch eingeladen, die ihnen zustehende Wahl von 2 Mitgliedern des behufs Umlegung der Jahresbeiträge für 1897 zu be- stellenden SchätznugS-AuSschusseS, Montag, den 1. November d. I.» in der Zeit von '/.I—1 Uhr im großen Börsensaale durch Abgabe von Stimmzetteln vorzunehmen. Das Weitere ist au» dem Börfenau-Hang zu ersehen. Leipzig, den 27. October 1897. Die Abgeordneten der m.Abtheilung de-vörsenvorftandeS: Dir. l,. Veorel. Eomm -Rath karreuu. Dir. Ue^deublutli. Bleyl, Börfensecretair. Auf Fol. 547 des vormaligen Handelsregisters für die Stadt Leipzig ist heute eingetragen worden, daß die Firma F. E. Stein bach in Leipzig auf die Kaufleute Herren Carl Friedrich Max Herzog und Mar Hugo Schmidt, Beide hier, übergegegangen und rin Kommanditist in die Firma eingetreten ist, sowie, daß die den genannten Herren Herzog und Schmidt für diese ertheilt gewesenen Prokuren erloschen sind. Leipzig, den 29. Oktober 1897. Königliches Amtsgericht, Abth. Id. ' z Flohr. Versteigerung. Donnerstag, den 4. November 18V7, vor«. 10 Uhr, sollen im Versteigerungsraume de» Königlichen Amtsgerichts hier: versch. bessere Kleidungsstücke, 2 Geldschränke, 4 Pianinos, 1 Eoncertflügel, 1 Harmonium, 1 Musikwerk, 1 Spieldose, 1 Regulator, 1 Billard mit Zubehör, 1 Leihhausschein, 1 Eoptrpresse, 1 Etiquettendruckprrsse, 1 Ausspann-, 1 Oesen- stanz-, 1 Riegelschneidemaschiar, 1 Spindelpresse, 1 Brücken waage, 8 Glasschallkasten, Ladrataseln, Waarenregale, eine EtiqueUenstanz«, 1 Rover, verschiedene gute Möbel — darunter Garnituren — u. v. a. G. versteigert werden. Leipzig, den 30. Oktober 1897. Der Gerichtsvollzieher beim Königl. Amtsgerichte. Sekr. Trauer. Leipzig in -er „Srunäs LueMoxMs". Ein derartige-, so weitverbreitetes und populäres Werk wie unser Brockhaus'sches und Meyer'sches Conversationslexikon giebt es in Frankreich nicht. Dagegen erscheint seit 1885 in Paris rin großes, auch vom Staate unterstütztes Werk, das ähnlich wir die genannten angelegt, aber doch nicht für eine so weite Ver breitung berechnet ist. „I-a Sranäs Luo^olopSdie, iuventsire raisonnS dss Sciences, des lettrss et des arts" ist jetzt bis auf 22 Bände gediehen und damit beim Artikel LlLurum an gelangt; eil ist also anzunehmrn, daß das Ganze etwa 30 Bände umfassen wird. Ein solches Werk, dessen Bände in Folio er scheinen und je 1200 Seiten Text enthalten, kann natürlich nicht oder nur ganz selten in eine Familienbibliothek Eingang finden, wird aber dafür in allen öffentlichen und allen Schulbibliotheken aufgestellt werden und erhebt sonach umsomehr Anspruch darauf, ein auf gelehrter Grundlage aufgebautes, sicheres und zuver lässiges zu sein, waS schon daraus hervorgeht, daß jeder Artikel mit dem Namen oder der Signatur seine» Verfassers unter zeichnet ist. Es ist nun gewiß interessant, einmal zu sehen, wie in einem solchen maßgebenden Werke deS Auslandes, und zumal Frank reichs, unser Leipzig behandelt ist. Betrachten wir zunächst den Umfang des Artikels im Derhältniß zu anderen entsprechenden, so ist Folgendes festzustellen: Daß in einem französischen Buche di« ausländischen Orte nicht dieselbe ausführliche Darstellung beanspruchen können wie die des eigenen Landes, ist ganz na türlich und wohl zu rechtfertigen, bringen doch auch unsere deutschen Lexika über entsprechende französische Orte bedeutend kürzere Artikel als über deutsche. Freilich müssen wir gestehen, daß in der viel größer angelegten Orauds Luoxelopödis Leipzig verhältnißmäßig doch schlechter weglommt, als z. B. das an Ein wohnerzahl und Bedeutung unserer Stadt etwa entsprechende Lyon in den Werken von Brockhaus und Meyer. Sehen wir von dem die Geschichte der Stadt behandelnden Theile (der bei Leipzig durch die Beschreibung der Völkerschlacht besonders ausgedehnt sein muß) einmal ab, so ergiebt sich folgendes Derhältniß für den Theil beider Städte, der die Topographie, die Ortskunde, Statistik, Verwaltung rc. betrachtet: In Brockhaus' Conver sationslexikon (14. Auflage) nimmt diese Darstellung für Leipzig 17, die für Lyon 4 Spalten ein, in Meyer's Lexikon (5. Auflage) die für Leipzig 12 und die für Lyon 3V», in dem doppelt so großen französischen Werke dagegen werden auf Lyon 14, auf Leipzig aber nur 2V- Spalte verwendet. Worin dieses Weniger besteht, d. h. was der französische Bearbeiter des Artikels Leipzig für unwichtig gehalten hat, wird die weitere Vergleichung zeigen. Eigene Quellenstudien scheint der v." unterzeichnete Verfasser zu seiner Arbeit allerdings nicht oder doch nur sehr wenig gemacht zu haben; er hat vielmehr die Darstellung und die statistischen Angaben der vierten (vorletzten) Auflage von Meyer's Lexikon als Grundlage für seinen Artikel über Leipzig benutzt und nur sehr selten einmal etwas angeführt, was nicht auch und ebenso bei Meyer zu finden wäre. Selbständig dagegen ist er in der Anordnung des Stoffes verfahren, den er in folgende Ab teilungen zerlegt. Die erste, ohne besondere Ueberschrift gelassen, behandelt die Lage und Anlage der Stadt mit ihren Vororten und ihrer Bevölkerung, der zweite Theil die wichtigsten Kirchen und weltlichen Bauten, der dritte Handel und Industrie, der vierte das Unterrichtswesen und die hauptsächlichsten Samm lungen sowie das geistige Leben überhaupt, der fünfte in wenigen Zeilen die Verwaltung der Stadt. Daran schließt sich dann die Geschichte mit ausführlicher Schilderung der Völkerschlacht als zweiter. Haupttheil des Ganzen. Gleich der Anfang des Artikels ist geeignet, einen recht günstigen und erhebenden Eindruck auf den Leipziger zu machen, wird doch hier sogar mit beredteren Worten als in den neuesten Auflagen jener deutschen Werke die Lage unserer Stadt gepriesen. „Die Stadt liegt," heißt es da, „inmitten der großen Ebene zwischen Saale und Elbe, deren schöne Wiesen, Obstgärten und fruchtbare Felder von prächtigen Eichenwäldern durchzogen werden." Bei der Beschreibung der Anlage der Stadt wird na türlich zunächst der Promenade gebührende Anerkennung gezollt und dann sogleich, da der Verfasser einmal bei der ehemaligen Festung weilt, die Pleißenburg erwähnt, über die auch die bei Meyer an anderer Stelle stehenden, knappen geschichtlichen Daten beigebracht werden. Daran schließt sich die Hervorhebung un serer wichtigsten Plätze, wie Markt, Augustusplatz, Roßplatz, der Parkanlagen des Scheibenholzes und Johannaparks, sowie des Rosenthals, und die Aufzählung der bedeutendsten Vororte. Kaum zu widersprechen ist, wenn der Verfasser sodann sagt, Leipzig habe eine große Anzahl historisch interessanter Gebäude, aber keins von besonderem künstlerischen Werth. Von den Kirchen werden nur die Thomas-, Nikolai-,Matthäi- und die Paulinerkirche genannt; von weltlichen Gebäuden: das Rathhaus, die alte und neue Börse, das Königshaus (bei dem auch geschichtliche Daten angeführt werden), Barthels Hof, Auer bachs Hof, das Fürstenhaus, das Gasthaus zum Rosenkranz, das Rothe Kolleg, die Universität mit dem Paulinum und dem Augusteum, endlich das Museum. Die weiteren von Meyer her vorgehobenen Gebäude fehlen an dieser Stelle gänzlich, also das neue Theater, die Post, das Königliche Palais, das Gewandhaus, das neue Concerthaus, die Reichsbank, das Buchhändlerhaus, der Krystallpalast und viele andere. Da der Franzose den Leip ziger Gebäuden im Allgemeinen künstlerischen Werth nicht zu erkennt, so hat er sich bei seiner Namhaftmachung also augen scheinlich nur an die historisch merkwürdigen gehalten, freilich auch da manches Erwähnenswerthe außer Acht gelassen. Die Bedeutung Leipzigs als Handelsstadt wird dügegen vollauf anerkannt und seinen Messen eine entsprechende Würdigung zu Theil; besonders hervorgehoben wird als noch auf der Höhe stehend der Rauchwaaren-, Papier- und Buchhandel. In den Zahlenangaben für letzteren werden sogar die Meyer'schen über troffen. Die Industrie Leipzigs wird nur kurz berührt, als bedeutend wird hervorgehoben, die Gießerei, Maschinenfabrikation, der Brennereibetrieb, Pianofortefabrikation und Buchbinderei. Wir vermissen also vollständig die Textilindustrie, die doch durch unsere Kammgarnspinnerei und Wollkämmerei würdig vertreten ist, und noch manchen anderen immerhin nennenswerthen In dustriezweig. Im vierten Abschnitt wird zunächst die Universität in ihrer geschichtlichen Entwickelung, mit ihren verschiedenen Anstalten und Sammlungen verhältnißmäßig eingehend behandelt; daran schließt sich eine kurze Würdigung des Leipziger Musiklebens und des weltberühmten Konservatoriums; von den Schulen wird nur die Thomasschule hervorgehoben, wegen ihrer Bedeutung in der Musikgeschichte Leipzigs. Sodann wird gesagt, daß Leipzig drei Theater habe; es werden als wichtigste gelehrte Gesellschaften die Gesellschaft der Wissenschaften, die Jablonowsky-Gesellschaft, die Gesellschaft dramatischer Autoren und Componisten, der Verein für Handelsgeographie genannt, aber von unserer Han delsschule, von der Akademie der bildenden Künste, der Kunstge werbeschule, dem Kunstverein, der Euterpe, dem Riedel- und Bachverein, sowie allen den dem Gemeinwohl und der Volks bildung sich widmenden Gesellschaften wird kein Sterbens wörtchen gesagt. Sie haben eben zu sehr nur lokales Interesse und sind daher wohl dem Franzosen nicht wichtig genug er schienen. Im letzten Abschnitt werden die beiden städtischen Behörden (Stadtrath und Stadtverordneten-Collegium) genannt; es wird gesagt, daß Leipzig der Sitz des Reichs- und des Oberhandels gerichts sei, was bekanntlich insofern eine Unrichtigkeit ist, als letzteres seit der Errichtung des Reichsgerichts 1879 nicht mehr besteht. Mit einer Aufzählung der Amtshauptmannschaften des Leipziger Kreises schließt dann der geographische Theil des Ar tikels. Seine Lücken bestehen also zunächst darin, daß er die einzelnen Abteilungen nicht erschöpfend behandelt, ja sogar manche wirklich wichtigen Gebäude, Anstalten rc. wegläßt, sodann aber auch in dem Uebergehen ganzer Einrichtungen. So wird z. B. kein einziges Denkmal genannt; oder sollte der Verfasser Leipzig so genau kennen, daß er weiß, es hat außer etwa dem Siegesdenkmal — dessen alleinige Erwähnung und Schilderung ihm begreiflicher Weise nicht angenehm sein mochte — kein ein ziges wirklich künstlerisch schönes Denkmal? Weiter vermissen wir aber auch alle dem Verkehr, dem Verwaltungsbetriebe, der Krankenpflege und der Wohlthätigkeit dienenden Anstalten und Einrichtungen, sowie Alles, was sich auf den Haushalt der Stadt und auf die Umgebung bezieht. Nun freilich, alles können wir in dem knappen Rahmen nicht verlangen, für das Ausland mag ja wohl das Angeführte auch genügen. Ein ganz besonderes Interesse gewinnt natürlich für uns der geschichtliche Theil des Artikels, der in der Orand« Lue^- clopödic volle drei Spalten umfaßt, also größer ist als der ge- sammte geographische Theil, während er bei Brockhaus nur 6j, bei Meyer (neueste Auflage) etwa 7 Spalten füllt. Auch das französische Werk giebt hier wie die deutschen erst einen kurzen Gesammtüberblickund dann eine ausführlichere Schilderung der Völkerschlacht. War das Geographische auf der Grundlage von Meyer's Lexikon, jedoch in ganz anderer Anordnung und Fassung aufgebaut, so muß die Geschichte Leipzigs — abgesehen von einigen interessanten Kürzungen und veränderten Angaben — als eine fast wörtliche Ueber- setzung aus Meyer's Lexikon verkündet werden. Die erste selbstständige Angabe aber, die sich in der Vorlage nicht findet, ist die der französischen Eitelkeit Rechnung tragende, daß die Einwanderung der französischen Protestanten nach Aufhebung des Edictes von Nantes „die Wohlfahrt des Handels der Stadt sehr günstig beeinflußt habe." Mit wenigen Zeilen werden dann die napoleonischen Kriege behandelt; alle die Einzelheiten, alle die Trangsale der Schreckenszeit, die Meyer hier eingehend schildert, werden übergangen; es wird nur berichtet, daß der Handel unter diesen Kriegen sehr litt und — worüber Meyer gänzlich schweigt — daß Leipzig (in den Octobertagen 1813) „von den Verbündeten mit Feuer und Schwert verheert wurde." Bei der nun folgenden ausführlichen Behandlung der Schlachttage werden in dem französischen Werke zunächst die Gründe für Napoleon's Niederlage ausführlicher dargelegt, als dies in der deutschen Vorlage geschieht; die Truppenstärke der napoleonischen Heere wird um 40 000 Mann niedriger angegeben als bei Meyer, und von den 14 000 Reitern Napoleon's, die dieser erwähnt, wird ganz geschwiegen. Genauer und ausführlicher da gegen wird die Aufstellung der einzelnen französischen Truppen körper für die Schlachten des 16. October geschildert, dann aber über die Kämpfe selbst mit Meyer übereinstimmend berichtet. Auch die Ereignisse der beiden folgenden Schlachttage finden im Ganzen dieselbe Darstellung, nur ist auch hier wieder die Auf stellung wie einzelne Kämpfe und Bewegungen der Franzosen ausführlicher. Ueber den 19. October aber theilt der Verfasser seinen Landsleuten nur die wichtigsten Daten mit und berichtet, daß der Rückzug sich in guter Ordnung vollzogen habe, während bei Meyer steht, daß die französische Armee sich in verwirrtem Getümmel nach dem Nanstädter Thore drängte und Napoleon selbst nur mit Mühe den Nanstädter Steinweg erreichte. Ueber die zu früh ausgeführte Sprengung der Elsterbrllcke aber, über die Meyer nichts Genaues mittheilt, sagt die 6rundc Lne^clo- pSdic: „Unglücklicher Weise verließ sich der Oberst Montfort, der mit der schließlichen Sprengung der Brücke beauftragt war, auf einen einfachen Corpora!; dieser, durch einige russische Schützen erschreckt, die sich am Ufer entlang geschlichen hatten, ließ die Brücke schon am Mittag sprengen, ehe noch Poniatowski die selbe überschritten hatte." Damit schließt hier die Schilderung der Ereignisse; von dem Einzuge der Verbündeten und dem be geisterten Empfang, den ihnen die schwer gedrückte Bevölkerung bereitete, schweigt natürlich das französische Werk ebenso wie von den Folgen dieser Schlacht für den Fortgang der Ereignisse und von den Denkmälern, die zur Erinnerung daran auf den Gefilden Leipzigs errichtet wurden. Es schließt mit der Angabe, daß den Franzosen in jenen Tagen 4 Generäle getödtet, 6 verwundet und 17 gefangen worden waren, während die Verbündeten 8 getödtete und 11 verwundete Generäle zählten. LI—m. Mulik. Mattia Battistini. Die „Allgemeine Musikzeitung" (Lesimann) berichtet über das erste Auftreten des Künstlers in Berlin wie folgt: „DaS zweite Philharmonische Concert, welches am vorigen Montag stattfand, vermittelte die Be kanntschaft mit demBarytonistenHerrn Mattia Battistini, einem in Rußland sehr berühmten Sänger. In der General probe schon, nach welcher ick» hier referire, erfreute sich der Gast einer sehr warmen Aufnahme, und im Concert soll man sich an seinem Gesänge begeistert haben. Battistini bat ein prachtvolles Organ, die schönste Baryton- stimme, die zu denken ist, männlich-gesund, weich, quellend, in allen Registern von idealer Egali tät. Daneben ist Herr Battistini ein Kehlkopf künstler ersten Ranges." O. Der vor Kurzem veröffentlichte Verlagskatalog von Ge- brüder Hug L Co. in Leipzig bietet ein erfreuliches Bild des steten Fortschrittes, der die Unternehmungen dieser strebsamen und rührigen Verlagshandlung begleitet. Die Firma publicirte bisher 175 Compositionen für Streich- und Blasinstrumente, 670 für Pianosorte, Orgel, Harmonium und 710 für Gesang und 40 Bücher und Schriften über Musik, Textbücher rc. In diesen Zahlen sind aber die verschiedenen Sonderausgaben von Einzelcompositionen nicht mit inbegriffen, und wir dürften nicht zu hoch greifen, wenn wir den gesammten Verlag der Gebrüder Hug L Co. mit ungefähr 2400 Nummern abschätzen, — eine Leistung, die für die verhältnißmäßig kurze Zeit, seit welcher die Verlagshandlung besteht, höchst reivectabel ist. Als bedeutendste Publikationen der Firma haben wchl die Männerchor- werke von Friedrich Hrgar zu gelten. Daneben finden wir noch fast alle hervorragenden Schweizer Tonschöpser vertreten: Alten hofer, Baldamus, Angerer, L. Kempter, Baumgartner, R. Wiesner, H. Huber, Stehle, G. Weber u. A. Daß auch die Leipziger Ton- küustlerwelt in dem Berlage nicht fehlt, beweisen die Namen Reinecke, Winterbergrr, Rulhardt, M. Vogel, Cursch-Bühren, Wahls, Rick». Hofmann, Matthey, Aug. Döring, Peiser, Lberreich, Dugge und die noch nicht allzulange Heimgegangenen Aug. Horn, Schaab, M. Hanisch und Peuschel. Die Anordnung des typographisch schön hergestellten Kataloge» ist übersichtlich und praktisch. Was schaffen zur Zeit unsere deutschen Componisten? Man hört, daß sie gar wacker an der Arbeit sind. Schillings an seiner Oper „Der Pfeiserkönig", Hugo Wolf an einer aus dein spanischen Stoff kreise „Manuel VegaS", nach Alarcon's gleichnamiger Novelle. (Durch Ueberanstreogung an dein unglaublich rasch componirten ersten Act zog sich der Tondichter übrigens ein schweres Nerven leiden zu.) Hans Pfitzner arbeitet am Text einer neuen Oper aus der frühchristlichen Zeit, Curti legt die letzte Feile au eine Schweizer- oper, „Das Röslt von SäntiS" und richtet seine Musik zu Kirchbach's „Lili-Tse" für den Concertsaal ein. Ferd. Hummel soll eine Märchen oper „im Schilde führen". Von Carl Goldmork ist eine Griechenoper „Die Kriegsgefangene", die des Achilles Geliebte Briieis zur Heldin hat, dem Abschluß nahe, während Engelbert Humperdinck sich einstweilen begnügt, seinen „KönigSkindern" ein Vorspiel nackzuschreiben. Albert Becker, den man seit seiner L moU-Messe beständig in die Rubrik „Kirchencomponlsten" einreiht, will dagegen durch eine drriactige Oper „Loreley" protestiren — die — obzwar er durchaus nicht zu den modernen „Musikwüstlingen" gerechnet werden möchte, doch aus Wagner's Principien aufgebaut ist. Bon Richard Heuberger haben wir ein Ballet zu erwarten, dessen Stoff er aber noch nicht ver- rathen darf. Richard Strauß componirt eine sinfonische Dichtung „Don Quichote". Felix Traesecke aber will noch im ablaufenden Säculum ein großes, dreitheiliges Oratorium „Christus" beenden. So berichtet der „Kunstwort", dem wir die vorstehenden Mit theilungen entnehmen. Notizen. Für die am Bußtag, den 17. November in Dresden in der Dreikönigskirche stattfindende Aufführung der „Schöpfung" von Jos. Haydn durch die „Deißig'sche und Robert Schumann'sche Singakademie und den Neustädter Chorgesangverein sind für die Solopartien Fräulein Melanie Dietel, Concertsängerin aus Dresden, Raimund Zur-Mühlen-Berlin und Hosoprrnsänger Wachter gewonnen worden. — Der Balladencomponist und Musik schriftsteller Martin Plüd bemann ist in Berlin im Alter von 43 Jahren gestorben. — Die Oper „Mudarra" des Pariser Com ponisten Fernand Le Borne ist vom Berliner Opernhaus zur Auf führung angenommen. — Eugen d'Albert vollendete die Compoiitiou zu einem rinactigen musikalischen Lustspiel, „Die Abreise" betitelt. Der Text ist nach H. v. Steigentesch von Ferdinand Gras Sporck, dem Textdichter der „Jngwelde", verfaßt. — Im königlichen Opernhaus in Berlin sand am 25. Oktober die Erstaufführung der Oper „L. dusso porto" von Niccola Spinelli mit gutein Erfolg statt. — In Stuttgart starb Professor Seyerlen, Lehrer am Conservatorium und Organist der Johannis kirche. — Im Karlsruher Hoftheater wird die erste Ausführung von Anton Urspruch's komischer Oper „Das Unmöglichste von Allem" am 5. November statifinden. — Den Fehlbetrag von 4000 ^ll, Len das fünfte Musikfest in Stuttgart ergeben, hat der dortige Verein zur Förderung der Kunst gedeckt. — Im Ham burger Stadttheater fand die - kleine Oper „Haschisch" von Oskar Chalius eine sehr beifällige Ausnahme. — „Sarema", die zweite der in München zur Aufführung gelangten Preisopern, hat einen guten Erfolg davongetragen. — Hofcapell- meister Max Erdmannsdörfer in München wurde zum könig- liehen Professor ernannt und in das Lehrerkollegium der dortigen Akademie der Tonkunst berufen. — Das königliche Hoftheater in München wird noch in dieser Saison an Neuheiten die dritte mit dem Luitpold-Preis bedachte Oper von Künnemann „Der tolle Eberstein", dann die Opern „Zinnober" von dem jugendlichen Componisten Hausegger in Graz und „Der Pfeifer von Hardt" von Langer anssühren. Mozart's „Jdomeneo" wird neben der „Za ubers löte" neu einstudirt in Scene gehen. Im Ballet wird Taglioni's „Tänzerin auf Reisen" mit der Solotänzerin Sophie Haber in Scene gehen. — Wie der „Frkfi Ztg." aus Nürnberg berichtet wird, hat der Magistrat der Stadt zur Hebung der Musikpflege in Nürnberg einen jährlichen Zuschuß von 10000 bewilligt. — Capellmeister Kogel ir.» Frank furt, der bereits im letzten Jahre in Moskau dirigier, hat auch für diese Saison eine Einladung von der Uortigen Philharmonischen Gesellschaft erhalten und wird ain 20. November das erste der von genannter Gesellschaft veranstalteten großen Concerte leiten. — Der erste Concertineister der Wiener Hofoper Arnold Rosv hat einen glänzenden Antrag als erster Concert- meister nach Berlin erhalten. Die Direktion der Wiener Hofidper hat es jedoch nach der „N. Fr. Pr." abgelehnt, den Contract .des Künstlers, der ihn an das Institut bindet, zu lösen. — Als nächste Novitäten für die Wiener Hofover sind nach der Aufführung vo.» Tschaikowsky's „Onegin" die Oper „Djamileh" von Bizet und» „Der Dämvn" von Rubinstein angenommen worden. Auch ist anzunehmen, daß Leoncavallo's „Bohöme" noch in dieser Saison zur Darstellung gelangt. — Fräulein Lola Beeth tritt ihr drei- jähriges Engagement an der Wiener Hofoper am 1. September 1898 an. — Die Altistin des Hamburger Stadttheaters Frau Schumann- Heink, sowie deren Gatte Regisseur Schumann lehnten Engage mentsanträge der Berliner Intendanz ab und nahmen einen zehn jährigen neuen Contract Pollini's an, der die Berliner Intendanz überbot. — In Pest ist ein neues Theater, das „Ungarische Theater", mit einer Ausführung der Operette „GHeisa" eröffnet worden. — Frau AdelinaPatti wird in nächster Zeit Paris verlassen, um nach England zurückzukehren.— Die Komische Operin Paris wird ihr neues Heim an den großen Boulevards voraussichtlich in» September nächsten Jahres beziehen. — Die „n.rl Rosa-Com pany" hat am vorigen Sonnabend im Coventgardentheater eine neue Oper „Diormid" aufgesührt, die der junge schottische Musiker Mr. Hamich Mc Cunn componirt und deren Libretto der Schwieger sohn der Königin, der Marquis os Lorne, geschrieben hat. Trotz der warmen Aufnahme, welche die Oper sand, wird sie kaum für längere Zeit ihren Platz im Opernrepertoire behaupten können. — In Aix-les-Bains ist Wagner's Oper „Tristan und Isolde" zum ersten Male auf französischem Boden aufgeführt worden. Das kleine Theater war gefüllt von einem erlesenen Publicum, das zum bedeutendsten Theil aus der französischem Hauptstadt gekommen war. — — In Jesi, der Heimatbstadt Pergoleje's, beabsichtigt man diesem Reformator der Kirchenmusik ein Denkmal zu errichten. Ein zu diesem Zweck zusammengetretener Ausschuß hat im Theater Pergolese eine Vorstellung veranstaltet, deren Ertrag als Grundkapital hinter legt worden ist. — Leoncavallo's Oper „Boheme" hat im Teatro Lirico in Mailand einen großen Erfolg errungen. Drei Nummern mußten wiederholt werden. Leoncavallo wurde mit den Darstellern viele Mal gerufen. — In Madrid ist der berühmte Guitarrespieler Professor Antonio Cano, 68 Jahre alt, gestorben. — Sarajate hat seiner Vaterstadt Pampelona fast alle Geschenke, die er während seiner Künstler- lansbahn von den Herrschern der von ihm besuchten Länder erhalten hat, zur Begründung eines Sarasate-Museums übergeben. Der Werth der Gegenstände soll weit über 100000 Frcs. betragen. — In Amerika starb, 63 Jahre alt, der Violoncellist Wilhelm Müller, früher Mitglied des berühmten Streichquartetts der jüngeren Gebrüder Müller. — In San Francisco in Cali- sornien begeht am 16. November die Sängerin I. Fabbri-" Müller ihr fünfzigjähriges Küiistlerjubiläum. Eine Anzahl deutscher Bürger von San Francisco veranstaltet zu Ehren ber Künstlerin eine Festvorstellung, worin Frau Fabbri-Müller sich zugleich von» Publicum verabschiedet. Kunst un- Wissenschaft. * Leipziger Suust - Auctio» von k. G. Voerner am 10. November. Hinterlassene Kunstsammlung Les Herrn Professor I. E. Wessely, ehemals in Braunschweig, nebst anderen Beiträgen. Schabkunstblätter, Farbendrucke, Kupferstiche und Radirungen alter und neuerer Meister. Besonders sind die vielen Schabkunstblätter, dabei auch viele seltene englische Portraits zu erwähnen. Auch be findet fist unter den Schabkunstblättern eine» der frühesten, der Kopf des Henker-, gestochen von Prinz Rupert von der Pfalz. Vermischtes. — Wenn der Herr StaakSsecretair deS Reichs postamts in seinen Bestrebungen, die Einrichtungen der Post gründlich kennen zu lernen und nöthigenfallS Verbesserungen vor- zunehmen, auch einmal den Telegrammformularen seine Auf merksamkeit zuwendet, so wird er, so schreibt die „Nat.-Ztg ", dort eine sprachliche Merkwürdigkeit finden. In der An merkung zu der Beförderung von Telegrammen durch Boten nach Orten ohne Telegrapbenstation steht nämlick der Aus druck „das Botenlohn". Wenn man etwa mit Rücksicht auf Montag, Dienstag, Mittwoch große Ser-en-Ausftellung de» deutschen Keidenharrses Aug. Pölich, Leipzig. Die Jnnenräume sowohl wie die LI großen Schaufenster find mit den neuesten Erzeugnissen erster deutscher und ausländischer Fabrikanten nnsgeftattet. Mit dieser Ausstellung verbunden ist der Verkauf von verschiedenen hervorragenden Gelegenheitskäufen und die Auslage von bedeutend zurückgefetzten einzelnen Roben und Blusenresten.
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