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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.12.1897
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1897-12-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18971203010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1897120301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1897120301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-12
- Tag1897-12-03
- Monat1897-12
- Jahr1897
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al» klassische» Merkzeichen von Dresden von jeder ge sell hat, wird mit dem Gedanken an die theilweise Niedcr- lebnng diese- altehrwürdigen Bauwerke» unter allen Um standen ein harter Schlag versetzt. (Dr. N.) ?. Dresden, 2. December. Ter Sächsische Ingenieur- und Architektrn-Verein kalt die diesjährige 2. Haupt versammlung hier ab, da in Folge der Ausstellung diesmal die erste Versammlung nach Leipzig einberufen worden war. Die AbtheilungSsitzungen am l2. d. M. sind vorwiegend bestimmt zur Abhaltung von Vorträgen über hiesige bauliche Herstellungen, insbesondere die neuen BahnhofSanlagen, wäbrend der Hauptversammlung selbst die Beratbung über neue DereinSsatzungea und eine neue Geschäftsordnung zu fallen wird. Am 13. d. M. ist ein Besuch dcS neuen Haupt- persouenbahnhofeS und des WerkstättenbabnhofeS vorgesehen. — Au der königlichen Turnlehrer-BildungSanstalt zu Dresden beginnt am 10. Januar 1898 ein CursuS zur Ausbildung von Turnlehrerinnen. Gesuche um Zu lassung zu demselben sind unter Beifügung 1) deS Geburt»- oder Taufscheines, 2) eines ärztlichen Zeugnisses über den Gesundheitszustand, 3) eines amtlichen Zeugnisses über die sittliche Führung, 4) der Zeugnisse über die frühere Schul bildung, sowie über genossene turnerische Vorbildung und 5) eines selbstgefertigten Lebenslaufes bei dem Ministerium deS CultuS unv öffentlichen Unterrichts bis spätestens zum 31. December 1897 einzureichen. ' Generalversammlung -er Ortskrankencasse für Leipzig und Umgegend. Am 29. November 1897, Abends 8 Uhr sand im Saale der „Flora" die ordentliche Generalversammlung der Ortskrankenkasse für Leipzig und Umgegend statt. Der Vorsitzende Herr Commerzienrath vr. Willmar Schwabe eröffnete dieselbe, lheilte mit, daß sie von 169 Arbeitnehmern und 36 Arbeitgebern besucht sei, wieS die statutengemäße Einberufung der Versammlung nach und berief zu seiner Unterstützung al» Beisitzer einen Arbeitgeber Herrn Rost, einen Arbeitnehmer Herrn Braun. Er gab bekannt, daß ihr Fernbleiben am heutigen Abend entschuldigt hätten von den Arbeitgebern die Herren Brockhans, Conrad Richter, Mäser, Schultz, Oscar Müller, Beßler, Pfeiffer, Oscar Meyer, Vollsack, Kummig, Gontard, Hülßner, Walther, Hermann Richter, Erler, Bielefeld, Or. Giesecke, Haberland, Ed. Steher, von den Cassenmitgliedern die Herren Probsthain, Schuchardt, Otto Zimmermann, Hentschel, Bertram, Eckstein, Hugo Beyer, Rühle, Böttrich, Gerlach, Eichler, Schützer, sowie daß im Ganzen eingeladen worden seien 23l Arbeitnehmer, außerdem 4 Vor standsmitglieder, die nicht Vertreter sind, und 109 Arbeitgeber, ferner der Vertrauensarzt Herr vr. Otte und Herr Landiags-Slenograph Zehl. Die Mandate einer beträchtlichen Anzahl von Arbeitnehmer vertretern seien erloschen und Stellvertreter emberusen. Im lausenden Jahre haben 18 Vorstands- und 36 Ausschußsitzungen siattgesunden. Der Herr Vorsitzende theilt ferner mit, daß nach Veröffentlichung des zwölfjährigen Geschäftsberichts, für dessen Bearbeitung er Herrn Verwaltungsdirektor Uhlmann und den sonst bctheiligt gewesenen Beamten den Dank der Casse ausivreche, zahlreiche Anerkennungs- schreiben auch verschiedener hoher Behörden im Reiche eingegangen feien und daß die Casse für ihre Leistungen auf Grund ihrer Be theiligung an der Sächsisch.Thüringischen Industrie- und Gewerbe- Ausstellung prämiirt wurde. Der Mitgliederbestand hat ausweislich deS gedruckt vorliegenden vorläufigen Geschäftsberichts am 3l. Oktober 1897 118 202 gegen 108 835 im Vorjahre betragen. Auch die Er gebnisse der Grundstücksverwaltung seien befriedigende. Hierauf ging man zur Tagesordnung über: I. Wahl des Ausschusses für die Prüfung der Rech- nung des laufenden Jahres, sowie dreier Stellver treter. Gewählt wurden durch Zuruf a. als ordentliche Mitglieder die bisherigen Ausschußmitgliedcr Magnus, Hüttig und Cappns von Neuem, b. als Stellvertreter von den Arbeitgebern Herr Brück, von den Cassenmitgliedern die Herren Hendel und Carl Hermann Friedrich. Die Gewählten erklärten, insoweit sie anwesend waren, Annahme der Wahl. II. ».Für den Finauzaus schuß berichtete dessen Vorsitzender, Herr Blüthner. Er theilte mit, Laß sowohl durch den Revisions- ausschuß die vorgeschriebene Prüfung der Bucher und Äasseubestände, als auch durch den Finanzausschuß des Vorstandes die üblichen Re visionen, insbesondere auch des Markenbeslandes, schließlich auch die Prüfung durch die Aufsichtsbehörde stattgefunden haben. Die Ein nahmen, sowie die Ausgaben haben sich seit Anfang des Jahres beträchtlich erhöht, der voraussichtliche Ueberschuß betrage un gefähr 275000 dem aber ein Bedarf von 300000 für den gesetzlichen Reservefonds gegenüberstedt. Die Eihöhung der Einnahme an Beiträgen ist insbesondere aus die seit November vor. Js. von der Verwaltung getroffene Einrichtung zuriickzuführen, daß Lurch die monatlichen Beitragsquittungen gleichzeitig aus die gesetzlichen und statutarischen Bestimmungen aufmerksam gemacht wird, wonach AenLerungen in dem täglichen Arbeusverdienste eines Cassenmitgliedes, welche die Versetzung in eine andere Mitglieder klasse zur Folge haben, von dem Arbeitgeber spätestens am dritten Tage nach dem Eintritt anzumclden sind. Eingenommen worben seien bis zum 31. vor. Mts. insgesammt 2 129 000 ./L, ausgegeben bis dahin 2 242 000 ./L b. Sodann folgte der Bericht des Verfassungs-Aus- schusses, erstattet von Herrn Haferkorn. Die Thätigkeit dieses Ausschusses erstreckte sich in der Hauptsache auf Berathung von 53 Erlabgesuchen. Es kamen hierbei namentlich Beiträge in Frage, dir in Folge verfväteter Anmeldung von Mitgliedern nach gefordert wurden, sowie auch Aufwendungen der Casse, für die ge setzlich die Arbeitgeber auszukommen haben, wenn versicherungs pflichtige Personen erkranken, von ihren Arbeitgebern aber zur Kranken-Versicherung nicht gemeldet sind. Bon diesen Gesuchen sind 24 abgelebnt worden, während in sünf Fällen gänzlicher und in 24 Fällen theilweiser Erlaß bewilligt worden ist. Es lagen hierbei begründete Umstände vor, die einen Erlaß als berechtigt er- scheinen ließen. In 4 Fällen ist wegen Beleidigung von Cossen- beamten und Krankenbesucheru Strafanzeige gegen die betr. Mil- glieder erstattet worden, auch mußten mehrere Caffcnmitglieder wegen Betrugs bez. Urkundenfälschung angezeigt werden. Ei» Mit glitt fälschte z. B. eine Arztliquidation, indem es den Betrag von 10 in 100 abänderte und diesen Betrag von der Casse for derte; dieses Mitglied wurde zu 6 Wochen Äefängniß verurtheilt. Der Ausschuß hat seine Geschäfte in 6 Sitzungen erledigt. o. Der Bericht des SanitätSausjchusses, erstattet von Herrn Steinmetz, beschäftigt sich hauptsächlich mit dem Verhält- Nisse der Casse zu den Aerzten. Auf Grund der im vorigen Jahre erlassenen ärztlichen Standesordnung haben die Bezirksoereine den Anspruch erhoben, die Cossenärzte der Casse gegenüber zu vertreten. Der Vorstand habe demgegenüber den Standpunkt eingenommen, daß er nur mit den einzelnen Aerzten, mit denen er Veriräge abgeschlossen habe, und mit der seit Jahren bestehenden ärztlichen Vertrauenscommission zu verhandeln habe. Der Vorstand habe diesen Standpunkt nur insoweit verlassen, als er, von der Aufsichtsbehörde zu einer Besprechung unter ihrem Vorsitze aufgesordert, sich zu dieser Sitzung eingefunden Hobe, seinen Standpunkt präcisirt und die Wünsche der Bezirk-Vereine entgegengrnommen habe. Der Stand- punct der Bezirksvereine werde übrigens auch vom königlichen Ministerium des Inner» nicht getheilt, wie auS einem Bescheid desselben hervorgehe. In den letzten Monaten sei nun »ine Einigung mit den Aerzten erzielt worden, indem ihnen eine höhere und in den nächsten Jahren weiter steigende Pauschalsumme garantirt wurde, deren Höchstbetrag nach Erfüllung des Reservefonds gewährt werden solle. Die Wieder anstellung zweier Aerztr, deueu du Taffe gekündigt habe, müsse ver- weigert werden. Ueber di« Thätigkeit d«S Ausschusses gab Herr Steinmetz ferner bekannt, daß 13 Sitzungen und 3 Obmännersitzungen ab- gehalten worden seien, daß in den Heimstätten Förstel und Glees- berg zufriedenstellend« Ergebnisse erzielt worden wären und daß er den freiwilligen Krankenbesucheru sür ihre heilsamen Bemühungen Dank sage. Nachdem noch Herr Nagel eine Abänderung deS 8 17 des Casseastatllt- angeregt hatte und auf eine Anträge deS Herrn Weidner Herr Steinmetz über den Grund der Kündigung gegen über einem Arzt Auskunft ertheilt hatte, schloß der Herr Vorsitzende die Generalversammlung. Entscheidungen des Reichsgerichts. (Nachdruck verboten.) k. Leipzig, 2. December. In Bezug auf die Stellung deS Strafantrages fällte heute der dritte Strafsenat des Reichs gericht» ein bemerken-wrrthrS Urtheil. DaS Landgericht Dortmund hat am 18. September da» Verfahren gegen den früheren AmtS- secretair in Barop, jetzigen BersicheruogsinspectorWilhelm Strdt- selb eingestellt, soweit er beschuldigt war, im August vorigen Jahres den Polizrisergeant St. und den Amtmann R- beleidigt zu haben. Gegen die Einstellung des Verfahren-, soweit der Amtmann R. als Beleidigter in Betracht kommt, hatte der Staatsanwalt Revision eingelegt. Stedtfeld war, al- er noch in Barop in Stellung war, mehrfach mit anderen Beamten in Conflict gerathen und hatte schließlich, um seiner Entlassung zuvorzukommen, selbst den Abschied genommen. Eine- Abends hatte der Polizei- sergeant St. in einer Wirtschaft die Polizeistunde geboten. Siebt- selb, der alS einer der letzten Gäste da» Local verließ, ging dann »och in eine andere Wirthjchast und gerieth hier mit dein Polizei- beamten, der ihm gefolgt mar, in Streit. Er beleidigte dabei den St. und sagte auch, indem er weiter schimpfte, er könne den Amt- mann vor den Staatsanwalt bezw. in das Zuchthaus bringen. St. machte am anderen Tage dem Amlmanne von diesen Vorfällen Mittheilung, sagte dabei allerdings nur, Stedt feld habe ihn, den Amtmann, beleidigt. Dieser erklärte darauf, Stedtfeld könne ibn gar nicht beleidigen. Dies ge« schah am 3. August 1896. Am nächsten Tage richtete Stedtfeld eine Eingabe an die Staatsanwaltschaft in Dortmund, in welcher er den Polizeibeamten St. verschiedener Amtsvergehen beschuldigte. Das Gericht hat zwar festgestellt, daß Stedtfeld den St. durch jenes Schriftstück beleidigt hat, aber die Strafverfolgung für unzulässig erklärt, da der Strafantrag St 's nicht innerhalb dreier Monate gestellt worden sei. Was nun die Beleidigung des Amtmanns betrifft, so erklärte das Gericht diese Strafthat ebenfalls sür verjährt, da der Amtmann erst am 19. Mai 1897Strasantrag gestellt hat, wävrend er Kcnntniß von der Beleidigung bereit- am 3. August 1896 gehabt, damals aber erklärt habe, Stedtfeld könne ihn nicht beleidigen. Hier komnit nun aber in Betracht, daß der Amtmann erst im Mai d. I. Kenntniß von den Einzelheiten der Beleidigung wie sie oben angegeben siud, erhalten bat. DaS Landgericht glaubte hierauf kein Gewicht legen zu sollen, da dem Amtmanne schon am 3. August Gelegenheit geboten war, von den einzelnen beleidigende u Ausdrücken sich Ke nn tu iß zu ver schaffen. — Der Staatsanwalt rügte nun in seiner Re Vision, baß zu Unrecht Ver jährung im Falle des Amtmanns angenommen worden sei. — Gemäß dem Anträge des Reichsanwalls hob der Senat daS Urtheil auf, so weit wegen Beleidigung des Amtmannes auf Einstellung erkannt war, und verwies die Sache insoweit an das Landgericht zurück. Beionr wurde hierbei, daß die Frist für die Stellung deS Straf- an träges nicht von dem Tage an laufe, von welchem an dir Möglichkeit geboten war, von der Beleidigung Kenntniß zu nehmen, sondern von dem Augenblicke an, in welchem wirklich dieje Kenntniß erlangt worden ist. 1^. Leipzig, 2. December. Ein Sittenbild. Am 3. No. vember v. I. gegen 7'/, Uhr ging vom Breiten Wege in Mägde- bürg aus Frl. W. in eine enge Seitenstraße. Ihr entgegen kam der frühere Bankdirector, jetzige Bankier Max Durst, der ihr vom Aussehen bekannt war, da er sie schon mehrfach in un- gehöriger und dreister Weise angesehen hatte. Auch an jenem Abend sah er sie wieder dreist an, kehrte, nachdem er an ihr vorübergegangen war, wieder um und ging in ausfälliger Weise hinter ihr her. Schließlich klopfte er ihr dreimal von hinten auf das Gesäß oder auf den Oberichenkel. Die Dame, darüber ent- sitzt, nahm schnell ihren Regenschirm aus der rechten Hand in die linke, drehte sich etwas herum und versetzte dem eben an ihrer Seite befindlichen Bankier einen mit voller Kraft geführten Schlag mit ihrer rechten Hand an die rechte Seite seines Kopfes. Durst trat bei Seite und ging höchst eilig auf die andere Seite der Straße, um zu verschwinden. Diesen Vorfall hatte der Kauf- mann Oelmann mit angesehen und sich dann von Fräulein W. noch einige Einzelheiten erzählen lassen. Auf der Börje erzählte er daun, ein Herr, der früher Bankdirecror war und jetzt ein eigenes Geschäft besitze, habe von einer Dame eine Ohrfeige erhalten. Seine Mitthrllung schloß er mit den Worten: „Und jetzt habe ich Hunger!" Einer der Anwesenden, der die Anspielung verstand, ries darauf» „Nicht auch Durst?" Der Bankier Durst erfuhr dies und erhob Privaiklage gegen Herrn Oelmann wegen übler Nachrede. In der Verhandlung vor dem Schöffengericht ergab sich natürlich, daß Herr Oelmann nur die reme Wahrheit verbreitet hatte, und das Durst die Straf, anzeige gegen jenen wider besseres Wissen verbreitet hatte. Las Landgericht Magdeburg verurtheilte deshalb am 9. Sep- tember Durst wegen wissentlich falscher Anschuldigung zu zwei Monaten Gesängniß. — Die Revision des Angeklagten suchte barzulegen, daß es ihm bei der Anzeige weniger um die Verfolgung Oelmann's wegen übler Nachrede (Z 186) als wegen einfacher Be- leidigung 185) zu thun gewesen sei. — Das Reichsgericht ver- warf jedoch heute die Revision, da vom Angeklagten dieser Gesichts- punct in der Hauptverhandlung nicht geltend gemacht worben sei und die Sachlage klar ergebe, daß es dem Angeklagten darum zu lhun war, Oelmann wegen angeblicher Verbreitung unwahrer That- jachen zu belangen. Vermischtes. — Hamburg, 2. December. (Privattelegramm.) Pollini'S soeben eröffnetes Testament setzt seine Gattin zur Universalerbin ein und trägt den beiden Vollstreckern, denen die Erbin ausreichendes Capital zu überlassen hat, die Fortführung der Theaterleitung bis zum Saisonschluß auf, ermächtigt sie auch, die Verwaltung deS Tbalia-TheaterS zu verkaufen. DaS einzige Legat fällt Pollini'S Schwester mit monatlich fünfzig Mark zu. — Eine Recruten-Drillmaschine ist die neueste Be- scheerung amerikanischen Erfindergeistes. So ungeheuerlich und unglaublich diese Nachricht auch klinge» mag, so wenig läßt sich an dieser sogar palentirten Thatsache ändern. Joseph C. Spills in Cincinnati, Ohio, V. St., hat sich für die Recruten drillenden Unterosfiiere als die „unter Larven einzig fühlende Brust" erwiesen, welche die Beschwerlichkeiten deS erhabenen Posten eines Necrutenlehrerö erkannt und ihnen abzubelfen beschlossen hat. Um die Recruten an das Auswärtssetzen der Fußspitzen zu gewöhnen, sind in einer Plattform Aussparungen gemacht, welche ziemlich genau der Form des Absatzes und der Sohle entsprechen. Dabei sind nach einer Miuheilung des Patent- und technischen BureauS von Richard LüderS in Görlitz diese Absatzaussparungen möglichst nahe aneinander gerückt und der Zehentbeil derselben derart gruppirt, daß die Beine, in diese Aussparungen eingesetzt, mit den Zeben in gradliniger Richtung nach außen zeigen. Ein an der Platt form angebrachtes Gitter soll dem Recruten Gelegenheit geben, mtt den Händen den Oberkörper bei dieser Uebung zu unterstützen. Dem genialen Erfinder ist dieser glückliche Ge danke patentirt worden. Schade — wo werden in Zukunft unsere humoristischen Zeitschriften ihre — Kaserneuhofdtülhen heruehmen? Literatur. Die Anfänge be» Evangelischen Bunbe» unb seiner Preh- thättgkeit. Von v. Friedrich Nippold, Projessor der Theo- logi« l» Jena. Berlin, C. A. Schwetjchke L Sohn. 1897. Keine berufenere Feder konnte den Evangelischen Bund nach dem ersten Decennium seiner segensreichen Arbeit im Dienste der evangelischen Kirche mit einer Darstellung seiner Genesis au» den immer erneuten Niederlagen des Staate» im Eulturkampf und der damit verbundenen, stetig zunehmenden Beeinträchtigungen der evangelischen Kirche heraus beschenken, al» dir Nivpold's, denn nicht nur, daß er al ber erste der lebenden Kirchenhistoriker «ine» nodüs Meium sich entledigt, er war auch „von Anfang »dabei", hat Lllr» mit werben und wachsen sehen und sich al- eine der treibenden und süorrnden Kräfte der Bewegung unvergeßliche Verdienste um Grundlage und Ausbau des Evangelischen Bundes erworben. Nippold bedauert eS selbst einmal, daß er „nur" persönliche Er. lebnisse und darum nichts Vollständiges und absolut Objektives Hirten könne. Allein die etwa nothwendigen Ergänzungen, welche er von seinen Mitarbeitern an den Aufgaben des Bundes erwartet, werden ihm bald Gelegenheit geben, in dem so schon lebens vollen Bilde den einen oder anderen Zug schärfer hervortreten zu lassen, und von subjektiver Färbung hat der Referent, der die Ge- schichte des Bundes von seinen ersten Anfängen an verfolgt hat, auch nicht den leisesten Anflug verspürt. War dies bei einem in der streng gewissenhaften Arbeit eines ganzen Lebens geschulten und in seinem Urtheil so abgeklärten Historiker von vornherein gewiß, um so dankbarer sind wir ihm dafür, daß er uns nicht als trockener Chronist Daten auf Daten registrirt und al- scheinbar unbetheiligt hinter den Coul ssen bleibt, sondern aus dem erfrischenden Quell persönlicher Erinnerungen schöpft. Möchten die Anderen, denen die Fortsetzung seiner Arbeit obliegt und denen ein ganz andere- Akten material zu Gebote steht — man denke nur an die Protokolle der zehn Generalversammlungen und die Jahrgänge der „Kirchlichen Corre- sponbenz" — seinem Beispiel folgen, denn nur so wird eS dem künftigen Geschichtsschreiber möglich sein, ein wirklich lebens volles Bild dessen zu entwerfen, was mitzuerleben ihm nicht vergönnt war. Man lese, um nur dies wenige zu erwähnen, die Schilderung der mancherlei Kämpfe, vor Allem dogmatischer Natur nach, die durchgemacht werden mußten, ehe die führenden Geisler sich zu fester Phalanx zusammenschlossen, die aber verhältnißmäßig leicht überwunden wurden, weil das gegenseitige persönliche Per- trauen es zu keinen unheilbaren Differenzen kommen ließ; man vertiefte sich in die liebevoll gezeichneten Portraits, die Nippold von seinen Mitarbeitern Bärwinkel, von Bamberg, Leusckmer, Lipsius, Rühm, Beyschlag, Kawran, Fricke, Warneck, Witte und Fey ent wirft und mau wird es begreiflich finden, daß so nur der schildern kann, der den Pinsel in den Farbenquell persönlicher Er innerungen und Erfahrungen tauchen kann. So könnten wir mit freudiger Genuglhuung von dem werthvollen, in jeder Hinsicht grundlegenden Buche scheiden, wenn der Verfasser die Herausgal« d sselben nicht selbst als einen Abschiedsgruß von der Mitarbeit in der Centralleitung des Bundes bezeichnete. Als alternde Krast will er rüstigeren Persönlichkeiten die Zukunstsarbeit überlassen. Wir hoffen, daß dies nicht sein endgiltiger Entschluß ist. Professor Nippold wird heute in Leipzig über eines der zeilgeinäßesten Themata der allerjüngslen Kirchengeschichte sprechen. Die zahlreiche Zuhörerschaft, deren er sich versehen darf, wird sich durch den Augenschein überzeugen, daß die Krast evangelisch-pro- teslanljschen Bewußtseins nicht jugendfrilcher verkörpert werden kann, als in dem ehrwürdigen Jenenser Theologen. -p. * » * * Auf Grund stenographischer Nachschriften ist soeben, heraus- gegeben von Max Coruicrlius, der erste Baud der von Heinrich von Treitschke an der Berliner Universität gehaltenen Vor lesungen über „Politik" erschienen (Leipzig, S. Hirzel). Er bringt die Erörterung der Grundbegriffe und einiger Principieu- fragen der Politik, darauf die Darstellung der socialen Grundlagen, Bedingungen und Ausgaben des Staates. Der Schlußband, der möglichst rasch folgen soll, wird Verfassung. Verwaltung und die gegenseitigen Beziehungen der Staaten behandeln. Wir behalten uns vor, auf das Werk demnächst zurückzukommen. * * * Von Philipp Reclam's Universal-Bibliothek erschienen soeben: Nr. 3741—3745. Das Neue Testament, übersetzt in die Sprache der Gegenwart von Curt Stage. — Nr. 3746. Iwan Turgenjeff, Das Gnadenbrot. Drama in zwei Aufzügen. Für die deutsche Bühne bearbeitet von Eugen Zabel. Mir einem Decorationsplan und Regieanmerkungen. — Nr. 3747. Franz Woenig, Im Zauberbanne der Weihnacht. Weihnachlssest- spiel in zwei Auszügen. Mit Stellungsplänen. — Nr. 3748. Thereje Haupt, Wie Klein-Else das Christkind suchen ging. Tra- matischec Weihnachtsmärchen in drei Auszügen. Musik von Julius Laubner. — Nr. 3749. Mark Twain, Ausgewählte Skizzen. Sechstes Bändchen- Deutsch von David Hack. Inhalt: Rogers. — Des Agenten Erzählung. — Die große Revolution aus Pitcairn. — Frau Mac Williams und der Blitz. — Aurelias unglücklicher Bräutigam. — Eine schlaflose Nacht. — Unser italienischer Führer. — Ein echter mexikanischer Stöpiel. — Die Geschichte vom guten kleinen Jungen. — Die Geschichte vom bösen kleinen Junqen. — Rede über das Wetter in Neuengland. — Johnny Greer. — Der Protest der Wittwe. — Mein erster literarischer Versuch. — Ein neues Verbrechen. — Wissenschaft conkru Zufall. — Nr. 3750. Konrad Telmanu, Unheilbar. Novelle. — Preis jeder Nummer 20 ** Aus -em Geschäftsverkehr. k Unverwüstliche Spielsachen bringt jetzt die Firma Max Nierth, Peterskirchhof Nr. 5, in Gestalt von über- löschend naturgetreu modellirten, weichgepolsterten, sloffüberzoqenen Bären, Kameelen, Eseln, Elephanten, Hunden, Hasen und Mäusen aus den Weihnachtsmarkt. Wie viele Eltern sind gegenwärtig in Verlegenheit, was dem Kleinsten zu schenken sei. Hier findet sich für sie ein willkommenes und zweckentsprechendes Mittel, ihren Lieb- lingeu eine große Freude zu bereiten. — „Das alte Theater im Schnee", so heißt eine illustrirte Postkarte, welche in diesen Tagen als Neuheit aus dem Verlag von Max Nierth, Peterskirchhof, hervorgegangen ist. k Die Firma N. Herz, Reichsstraße 19, führt neben ihren zahlreichen Schuhwaaren insbesondere auch mit Katzenfell gefütterte Stiefel, die außerordentlich preiswerlb sind und sich als Weihnachtsgeschenke ganz besonders eignen. Auch alle übrigen Schuhwaaren für Herren, Damen und Kinder, welche die Firma, meist in Handarbeit und eigener Anfertigung, führt, sind sehr zu empfehlen. L Das täglich im „Grünen Banm" stattfindende Concert des Damen-Künstler-Sextetts „Amados" findet so gute Ausnahme, daß der große Parterre-Saal stets vollständig besetzt ist. Dieje Concerie mit stets neuem Programm werden täglich von einem kunstsinnigen Publicum stark besucht, da man hier mit sehr guten Kräften zu rechnen hat. Herr Mätzschker bietet auch Alle- auf» was Küche, gutgepflegte Weine erster Häuser und einen feinen Gerstensaft be trifft, und somit ist der Aufenthalt in diesem Locale höchst angenehm. Noch wollen wir den so allseitig anerkannten Mittagstijch in diesem Hotel nicht unerwähnt lassen. Die Küche befindet sich auch in den Händen eines Küchenchefs, welcher mehrere Jahre bei dem seligen Kaiser Wilhelm I. als Mundloch thätig war. Vach Schluß -er Ve-action eingegangen. Die i» dieler Rubrik milgetheillen, während de« Drucke« cingel-uscnen Telczr-muu habe», ml« schon nu« der Ueberschrist ersichtlich, der Redaction nicht Vorgelege». Dies« ist mithin sür Berftilinmeluogen und unverständliche Wendungen nicht vs» antwortlich ,n machen. * Berlin, 2. December. (Berl. Correspondenz.) Die auf Veranlassung de» ReichSeisenbahnamteS gestern und vorgestern stattgehabten Beralbungen der Vertreter der Bundesregierungen über die Maßnahmen zur Erböbung der Betriebssicherheit der deutschen Eisenbahnen haben eine Einigung über eine Reibe von Vorschriften Lerbeigeführt, deren Aufnahme in die EisenbahnOrdnungen bei dem BundeS- rathe beantragt werden wird, darunter die obligatorische Ein führung der AuSfahrtSsignale auf allen mit Kreuzung-- und UebergangSgleisrn versehenen Stationen, die obligatorische Einführung von Vorsignalen für die Einrichtung der Strecken- blockiruug bei dichter Zugfolge und eine beträchtliche Herab setzung der Achseazahleu. Die von dem Reichseisenbahn- Amte angeregte Frage einer Verstärkung der Wagen kuppelungen soll durch bereits eingeleitete Versuche einer baldigen Lösung zugeführt werden. S8S7 - Berlin, 2. December. Die Ten!rum»fraetlon be schloß heule, den Antrag auf Aufhebung deSJesniten- gesetzes, sowie einen Gesetzentwurf entsprechend der lex Heinze im Reichstage einzubringen. * Wie«, 2. December. Ein CommuniquA der »Wiener Abendpost" weist auf die Prager Ereignisse hin, die in grellem Lichte die Folgen der bi» zur Siedehitze gesteigerten nationalen Leidenschaften zeigten. Wohl nie habe eine Regierung unter schwierigeren Verhältnissen die Aufgabe übernommen, für die Aufrechterhaltung der Autorität der Staatsgewalt, für daS gesetzmäßige Functioniren deS StaatSorganiSmuS und den Schutz der Sicher heit aller Bevölkerungskreise, sowie für die Wahrung der gemeinsamen Interessen der Monarchie zu sorgen. Die getroffenen Maßnahmen zeigen, daß die Regierung entschlossen ist, ohne Schwanken nachdrücklich nach Maßgabe deS Erfordernisses und unter Absehen von jedem politischen Parteistandpuncte nach Recht und Gesetz vorzugehen. Es wäre dringend wünschenSwertb, daß diese Aufgaben der durch kaiserliche Machtvollkommenheit berufenen Regierung klar erkannt würden, und daß die Regierung in diesem Augen blicke von kaum absehbarer Tragweite die Unterstützung der Gesammtheit bei der Erfüllung ihrer Aufgabe finden, welche unter allen Umständen und mit allen Mitteln durchzusübren sein wird. * Wien, 2. December. Bei der Berathung des Voranschlags des Ministeriums des Aeußern indrrösterreichischenDe- legation beantragt Referent, Abg. Dumba, dem Grafen Goluchowski das vollste Vertrauen auszusprechen. Abgeord neter Groß (Deutschfortschrittl.), begrüßt die Annäherung Oesterreichs an Rußland, glaubt aber, daß diese Annäherung etwas eingeschränkt werden müsse, und zwar wegen des Bund nisses zwischen Rußland und Frankreich. Redner bespricht sodann die Ereignisse der letzten Tage im Parlamente und in Böhmen und erklärt, die Tschechen würden, falls daS bisherige Systew in der inneren Politik fortdauern sollte, den Kampf weit« zu führen. Abg. Herold (Jungtscheche) verwahrt sich dagegen, daß die Tschechen immer eine besondere Vorliebe für Rußland gc habt hätten. Er verweist darauf, daß die große Mehrheit der Bevölkerung Oesterreichs nicht deutsch sei, bespricht die Vorgänge in Prag und bemerkt, daß, nachdem in Saaz die Häuser der Tschechen gestürmt worden seien, man auf ander« Ausschreitungen hätte gefaßt sein müssen. * Wie«, 2. December. Im weiteren Verlaufe derSitzung derösterreichischen Delegation gedenkt der Dele girte Oppenheimer dankbar des Dreibundes, begrüßt die Annäherung an Rußland und sagt, es sei hohe Zeit, daß Friede im Innern eintrete, damit die Kräfte des Reichs voll zur Entfaltung gelängen. Redner weist indessen die Behauptung zurück, daß der Werth der österreichischen Monarchie als Bundesgenossin durch die innere CrisiS eine Schmälerung erfahre. Der Pole Djie» duszycki erklärt, die Polen verträten seit längerer Zeit keine andere Politik, als die österreichische. Da die Monarchien des Dreibunds als vollständig gleichberechtigte, ebenbürtige und unab hängige Factoren gelten müßten, sei es mißlich, die Betheiligung der Monarchie am Dreibunde von nationalen Rücksichten abhängig zu machen. Die Polen verfolgten auch in d« inneren Politik nur ein Ziel, das Wohl und die Machtstellung Oesterreichs und ließen sich weder von der Sympathie noch Antipathie gegen ein Volk leiten. Redner appellirt schließlich an die Deutschen, trsugs cksi zu gewähren, damit daS Ausgleichsprovisorium verfassungs mäßig zu Stande komme. Niemand wolle die Deutschen Oester reichs unterdrücken. * Wien, 2. December. (Oesterreichische Delega tionen. Schluß.) Graf Starhemberg appellirt an alle Parteien, von ihrer Erregung abzulassen und sich in Frieden dem Ausgleiche zuzuwenden. Der polnische Delegirte GuiewoSz lenkt die Aufmerksamkeit deS Ministers auf die interparla mentarische Conferenz. Der deutsch - volkliche Delegirte Debernig erklärt, der Kampf der Deutschen sei nicht bloß ein Ringen deS Volkes um seine Existenz, sondern auch ein Ringen um die Großmachtstellung der Monarchie, deren unerschütterliche Grundlage das deutsche Volk bilde. Die Deutschen seien zum Abschlüsse deS lang ersehnten Friedens bereit. Der Delegirte Kramarcz sagt, seine Partei wolle kein slavischeö Oesterreich, aber sie dürfe nicht zugestehen, daß im Interesse der äußeren Politik proclamirt werde, Oesterreich sei ein deutscher Staat. Oesterreich könne kein deutscher Staat sein, weil seine Grundbedingungen dem nicht entsprächen. Be züglich der inneren Politik sei von allen Seiten gefehlt worden, jetzt sei die höchste Zeit zur Einsicht. Die Jung tschechen seien stets zum Frieden bereit gewesen, doch sei derselbe nur auf Grundlage der Gleichberechtigung mög lich. („Bravo!" rechts.) Der Delegirte Groß erklärt, nachträglich berichtigend, daß die Deutschen zu einem billigen, gerechten Frieden mit Freuden bereit seien. Nach dem Schlußworte des Referenten Dumba wurde das Budget des Ministeriums deS Aeußern, ebenso der Ausdruck deS vollen Vertrauens für den Minister Grafen GoluchowSki einstimmig angenommen. * Prag, 2. December. Im Weinberge kamen heute weitere Plünderungen vor. Die Wache war genöthigt, Revolverschüsse abzugeben. DaS Innere eine» Hause- auf dem Altstädter Ring wurde zerstört. Hier wurden die Plünderer durch die berittene Wache vertrieben. Weitere Plünderungen kamen in Zizkow vor. Ueberall schritt da» Militair ein. Heute Mittag herrschte eine gewisse Ruhr. Nachmittags wurde da- Standrecht feierlich verkündet. * Pari», 2. December. Die Deputirtenkammer nahm heute ohne Debatte den deutsch-französischen Togo-Vertrag an. slnä Mspksmv - (kerrllelier k^eiMersekwueL). LLtaloso erkLMiok in ävr ^usstoUuox von EtrLmu»« «L ^.-6., ^uxu8lu8platr 1.
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