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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.12.1897
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1897-12-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18971207027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1897120702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1897120702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-12
- Tag1897-12-07
- Monat1897-12
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so«» di Rudmi jedoch unter dem Ausdruck« seine« tiefsten DankeS für da« königlich« Bertrauea vor der Ueberuahme de« Auf trag« den König um Bedenkzeit gebeten habe. Der «rtechtsch-türNsche FriesenSNerlrag ist am Sonntag vuterzeichnet worden. Damit gelangt ein Constict end lich zu seinem formalen Abschluß, der materiell schon nach der erfolgreichen Forcirung der griechischen Grenze durch da« türkische Heer entschieden war, und dessen weitere Ent- wickelungSstadien im Grunde nur al« ein unter der Hand geführte« Duell zwischen dem friedebedürftigen Europa uud einer mit absoluter Scrupellosigkeit zu Werke gebenden, au« eigennützigen Sonveriuteressen die Ent fachung eine» allgemeinen internationalen Kriegsbrände« austrebenden politischen Jotrigue bezeichnet werden können. Es hat lange genug gedauert, bi« der europäischen Diplomatie di« völlige Hinwegräumung der ihr immer und immer wieder in den Weg gelegten Schwierigkeiten glückte und nun, da der Friede zwischen derTürkei undGriechenlandgeschlossen ist,erkennt man erst recht die Größe der geleisteten Arbeit. Daß dir griechische Kammer noch Schwierigkeiten machen wird, ist kaum an- zunchmen, so sehr man es von den hellenischen Volksvertretern gewöhnt ist, daß ihnen Parteirücksichten wichtiger sind al« die Erfordernisse de« Vaterland«. Man muß doch immer mehr zu der Einsicht gelangen, daß gerade die Finanz- eoatrole, wegen der man die deutsche Regierung mit so viel Liebenswürdigkeiten überhäufte, nur zum eigenen Besten Griechenland« gereichen wird; wie denn überhaupt zu hoffen ist, man werde dort au« einem leidenschaftslosen Rückblick auf die unglückliche, jetzt abgeschlcssene Episode die Urderzeugung gewinnen, daß keine der Mäckte in ihren Rathschlägen ehrlicher, »«eigennütziger und wohlwollender für die Griechen gewesen ist, als Deutschland. Hätte man dessen Vorschlägen gemäß gehandelt, so wäre den Griechen der ganze Krieg mit allen seinen Folgen erspart geblieben, ein Krieg, der zwar blo« 4 Wochen, vom 17. Apr>l bi« 17. Mai, gedauert, aber den Griechen schwere Wunden geschlagen, moralisch ihre Sache noch mehr geschädigt hat al« ihren Nationalwohlstand, der dem osmanischen Reich einen kaum verdieuteu ZuwackS an Ansehen gebracht und die orientalische Frage auch keinen Schritt ihrer Lösung näher gebracht hat. Da« eigentliche Problem, die durchgreifende Reformirung der Türkei im modern-staatlichen Geiste, ist seiner Lösung heute noch ebenso fern, als vor Aus bruch der türkisch-griechischen Verwicklungen, und nament lich auch in Betreff Kreta«, wo mit dem Reformprogramm der Mächte die Probe auf da« Exempel gemacht werden sollte, verharrt noch Alles im Zustande der abioluten Un gewißheit. Wenn nun auch die eingetretene strenge Jahres zeit den Fluß der Oriententwickelung vorübergehend zum natürlichen Stillstände bringt, so folgt daraus doch keines wegs, daß e« nicht im Frühjahr zu neuen AuSbrüchru der Gegensätze daselbst kommen könnt«, wenn es der Diplomatie inzwischen nicht gelingen sollte, der kretischen Schwierigkeit ebenso erfolgreich Meister zu werden, wie des türkisch-griechnchen Conflicts. Naturgemäß muß in dem nun beginnenden Stadium der Orientaciion wieder ein größerer Druc> auf die Pforte geübt werden. In Petersburg scheint man dazu auch entschlossen. So schließen zutreffend die „Nowosti" einen Artikel über diese Frage mit dem AuSdrud' der Ueberzeugung, der Eigensinn, mit welchem die Türkei bemüht sei, die Großmächte an der Erfüllung ihrer Ver sprechen zu verhindern, werde gebrochen werden. Es könne nicht gebilligt werden, daß die Türkei unbestraft ihre pfiffige Politik forlsetze, den europäischen Frieden Gefahren auSsetze und daß die Großmächte zu weiteren Opfern für den Unter halt der Geschwader in den kretischen Gewässern gezwungen werden. , ,, Deutsches Reich. * Vertu,, 6. December. Die „Cons. Corr." schreibt: „Dir antisemitische Anmaßung kann nicht heraus fordernder bethätigt werden, als dies lüngst ia einer Berliner Versammlung seitens des Herrn Liebermann v. Sonnen berg geschah. Proclamirle nicht dieser Herr — von dem man übrigens gar nicht weiß, wie weit in seiner Partei seine Führerrechte reichen — den vollen Kamps gegen die Conser- valiven, wofern diese nicht um Frieden bäten und sich zur Tragung der Kriegskosten bereit erklärten! Wir glauben e« schon, baß eine ,olche Lösung der „KrirgSkostenfrage" — sei deren Erledigung „ia baar" oder in „curösähigen" ReichSlagsmandaten — gerade für die Antisemiten recht verlockend sein würde; allein die Conservaliven denken ja gar nicht an rin „Einvernehmen" mit den Antisemiten. Wie stellt sich das denn Herr Liebermann v. Sonnenberg überhaupt vor? Es ist doch völlig aus geschlossen, mit einer Partei Frieden zu halten, die seit Jabren uichtS Andere« gethau hat, al« di« Konservativen zu täujchen uud deren Vertrauen zu mißbrauchen, die schließlich, al« die Conservaliven sich zur Webr« setzten, in brutaler Weise aus sichtslose Candidaturen ausstellte, um die Conservaliven ihre Rache fühlen zu lassen, gleichviel, ob dadurch die radikale Linke Vorrdeil zog. Ist denn da« ehrlich uud anständig, wenn die Antisemiten au« Rache wegen der von ihnen provocirten treffenden Zurechtweisunaen « der „Kreuzzeituny" deren Chefredacteur Herrn vr. Kropatscheck drohten, in seinem Wahlkreise einen Sondercandivaten vor die Nase zu setzen, obwohl dadurch höchstens nur der „Erfolg" für die Anti- rmltrn erreicht werden könnte, daß der Wahlkreis der Social demokratie zufirlr? Da« ist doch ein TerroriSmuS, wie er kaum von den Socialdemokraten auSgeübt wird, eine so un deutsche Wadltaklik, daß diejenigen, die sie empfehle«, sich chämen müsse«! Auch die Leußerung deS Herrn v. Lieber mann, wonach die Antisemiten „gemeinsame Sacke" mit den konservativen Berliner Bürgervereinen machen würden, daß aber vorher deren Vorsitzender, Herr Frbr. v. Langen, von der Leitung „entfernt werden" müsse, ist ungewöhnlich an maßend. Man denke, der Antisemit Liebermann v. Sonnen» !>erg, der trotz seiner „conservaliven" Gesinnung keine schönere Ausgabe kennt, al« die ihm zugänglichen konservativen Wabl- reise zu ruiniren — wie ungezogene Kinder au- Neid oder Zerstörungslust das Eigentbum von Spielgenoffen ruiniren — macht den conservaliven Bürgervereinen darüber Vorschriften, wen sie als ihren Leiter wählen sollen! Die Berliner Couser- vativen sollen lange nicht so gelacht baden, al« bei der ^ectüre dieser neuesten antisemitischen Leistung." * Berlin, 6. December. Ueber die jugendlichen Fabrikarbeiter und die erwachsenen Fabrik arbeiterinnen im Jabre 1896 entnimmt die „Boss. Ztg." dem neuesten reichsstatistischen ViertrljahrSheft« folgende Angaben: Die Zahl der Fabriken, die jugendliche Arbeiter beschäftigen, ist seit dem Vorjahr von 37 616 aus 40339 gestiegen. Die Zahl der beschäftigten jugendlichen Arbeiter beträgt 244 860 gegen 221 749 im Jahre 1895, ist also um mehr als 23000 ober 10 v. H. gestiegen. Urner ihnen besanden sich 3343 (im Vorjahr 2669) männliche und 1969 (1658) weibliche Kinver unler 14 Jahreu, ferner 159 214 (143 441) männliche und 80 334 (73 981) weibliche junge Leut« von 14 bis 16 Jahren. Die meisten lugendlichen Arbeiter beichäftigte die Textilindustrie mit 62409; dann folgen die Metallverarbeitung mit 31515, die Industrie der Steine und Erden mit 29 576 und die Majchinrnmbustrie mit 25 247. Erwachsene Arbeiterinnen beschäftigten 32 823 Fabriken gegen 30 222 im Vorjahr. In ibnen wurden im Ganzen 699 579 Arbeiterinnen bejchäitigt gegen 664 116, so Last gegen das Voriahr ein» Steigerung um 35 (XX) oder 5 Procent statlgefunden hat Unter den Arbeiterinnen befanden sich 270 266 (im Vorjahr 260 303) 16 bis 21 Jahre alte und 429313 ( 403 813) über 21 Jahre alte. Fast die Hälfte aller erwachleneu Arbeiterinnen, nämlich 335172, wurde in der Textilindustrie beschäftigt; dem- narbst folgen dir Industrie der Nahrung», und Genustmittel mit 99 317, der Bekleidung und Reinigung mit 58004 und Papier, und lirderlndustrie mit 46085. Die starke Zunahme der jugendlichen Arbeiter und der erwachsenen Arbeiterinnen spricht für die Annahme, daß seit der letzten Berusözählung vom 14. Juni 1895 in Deutsch land der Aulheil der Industriearbeiter an der Gejammt« bevölkerung im weiteren Steigen begriffen ist. — In der „N. L. C-" lesen wir: „Wie verlautet, hat der Kaiser dem ReichStagSpräsidium bei dem Em pfange desselben mitgeiheilt, daß der Papst unverholcn seiner Befriedigung darüber Ausdruck gegeben, daß das deutsche Reich so energisch in China der Sache der christlichen Missio nare sich angenommen yabc. Wir geben diese Mlttheilung mit dem Vorbehalt wieder, daß wir nicht mehr in der Lage waren, uns an zuständiger Stelle darüber zu vergewissern." — Die zweite Division des Kreuzrrgrjchwaders, deren Ehes der CoMre Admiral Prinz Heinrich ist, wird am 15. De. cember 9 Uhr Vormittags von Kiel aus die Reise nach China antreten. S. M. S. „Deutschland" wird am 10. December in Wilhelmshaven seine Ausrüstung vollendet haben und sich dann nach Kiel begeben, wo der Kreuzer „Gefion" auf der kaiserlichen Werft jetzt seine Vorbereitung zur Ausreise beendet hat. Der sicherem Vernehmen nach für die amerikanische Station bestimmte Kreuzer „Geier" wird am S. seeklar sein. — Eine von englischer Seile verbreitete, von uns bisher «icht erwähnte Meldung, daß im Hinterlande von Batauga (Kamerun) die deutsche Schutz truppe sich nach einem Kampfe bei Bano habe zurückziehen müssen, entbehrt der Begründung. Die Expedition ist allerdings zurückgekehrt, ihre Rückkehr ist aber durchaus nicht durch erlittene Verluste verursacht. — Wie der „Freis. Ztg." aus Hamburg mitgetheilt wird, hat die Hamburger Handelskammer auf Antrag des Herrn Wörmann bei dem Präsidium des deut ich en Handelstages officiell den Antrag gestellt, eine General versammlung des Handelslager zu berusro, aus deren Tagesordnung eine Reiolunon zu Gunsten der Flotten vorlage gestellt werden soll. Der Vorsitzende deö deutschen HandelStageS, der Geheime Commerzienrath Frentzel, bade diesen Antrag iu einem Circular aa die Ausschuß mitglieder zur Begutachtung gestellt. Ob die Mehr heit der AuSschußantglieder sich mit dem Hamburger An trag« einverstanden erklärt hat, sei bisher nicht bekannt ge worden. Es verlaute nur, daß insbesondere die Aeltesten der Kaufmannschaft zu Berlin aus formellen uud materiellen Gründen eiumuthig sich gegen die Berufung des HandelStageS zur Berathuua der vorgeschlageneu Resolution erklärt Haden. Die „Freis. Zeitung" sieht re bereits kommen, daß di« Berufung de« HandelStageS zu dem gedachten Zwecke den Austritt einer Reihe vckn Handelskammern au« dem deutschen Handelstage zur Folge haben würde. Wie ia Berlin verlaute, sei der Austritt de« Berliner Aeltesten- collegium« eventuell mit Sicherbeit zu erwarten. — Sollte die „Freis. Ztg." da nicht ihre Wünsche mit den Thatsachen verwechseln? — Einer Meldung der „Hamb. Börsenballe" au« Berlin zufolge solle« auf Befehl de« Kaisers aus sämmtlichea Armee- Corps Freiwillige der Infanterie und der Keldartillerie, zusammen 1000 Mann, «ach Cdina gesandt werden. — Die „Kreuz-Ztg." versickert, daß die Conservaliven den Präsidenten deS Abgeordnetenhauses von Köller so lange wieder wäblen würden, wie er sich für dieses Amt zur Verfügung zu stellen geneigt sei. — Der Erbprinz und dl» Erbprinzesfio von Reuß j. L. sind gestern auS Gera eiogetrosfen und im Hotel Bristol ab. gestiegen. — Der Ober.Präsident von Ostpreußen Graf Wilhelm Bismarck Hai sich zum Besuch seine- Bruder» auf einige Lag« nach Schönhausen begeben. — Dem bäuerischen StaatSrath und stellvertretenden Bevoll. mächtigten zum Bundrsrach Ritter von Heller ward« der Rothe Adler-Orden zweiter Classe mir dem Stern verliehen. — Wolfram Frhr. von Rote nhan, der an Stelle des nach Lissabon versetzten Grasen Tattenbach al» deutscher Gesandter bei der Sckweiz getreten ist, ist am 20. April 1845 geboren, also 52 Jahre alt. Er war Ende der 70er Jahre Confulatsvrrweser in Bukarest, wurde 1880 zweiter Botjchastsjecretair in Petersburg und 1882 LegatiouSjecretair der neu errichteten Gejaodtichaft beim päpstlichen Stuhl. 1884 kam er als erster Botfchaft-jecrelair nach Paris, wurde aber schon Ende de» vorigen Jahres oußerordent. kicher Gesandter und bevollmächtigter Minister sür die argentinisch» Republik, Paraguay und Uruguay. Ec blieb bi» 1890 in Buenos AircS und wurde dann als Wirklicher Geheimer Legationsralh UnterstaalSfrcrelair im Auswärtigen Amt. Am 2. April 1895 wurde er zum Wirklichen Geheimen Rath mit dem PräLlcat Excellenz ernannt. * Thorn, 6. December. Wie heute vom Hofmarschallamt dem Gouvernement mitgetheilt wurde, trifft der Kaiser zur Tbeilnahme an der Einweihung der in der Wilhelmstadt neuerbauten evangelischen Garnifonkirche, welche am 20. oder 2l. December stattfindet, hier ein. (B. N. N.) * Hannover, 5. December. Die Welfen stellten, wie bas „B. T." meldet, den Major Freiherr« v. Schele im Reichöiagüwahlkreise Springe auf. * Hilvesheim, 6. December. Nachdem für die Errichtung einesKaiser - Wilhelm -DenkmalS inHildeSheim 37 000 zusammen gekommen sind, hat nunmehr die Stadt einen Bei trag von 20 000 bewilligt. * Hlrschberg i. Schlesien, 6. December. Bei den Fluß- Räumungsarbeiten beschäftigte ausländische Arbeiter beginge» gestern in ErdmannSdors grobe AuSschrei- tun gen dadurch, daß 36 Mann ia trunkenem Zustande sich gegenseitig schlugen. Die requirirle GenSdarmerie hat heute die galizischen Rädelsführer über die österreichische Grenze gebracht. * Wiesbaden, 5. December. In Dillenburg ist von den Cbrisllich-Socialen der Cbefredacteur des „Volks", Dietrich von Oertzen, als Candibat sür die ReichStagSwahlen auf gestellt worben. * Erlangen, 4. December. Die beiden städtischen Körper schaften, Magistrat und Gemeindebevollmächtigte hielten am Mittwoch zum Gebäcdtniß des Professor« v. Marquardsen, der dem Gemcindebevollmächtigten-Collezium seit 28 Jahren angebörte und noch am Abend vor seinem Tode einer Be sprechung desselben beiwohnte, eine gemeinschaftliche Sitzung ab, in welcher der Erste Bürgermeister vr. Klippel dem Dabingeschievenen einen ehrenden Nacvruf widmete. * Nürnberg, 6. December. Bei der heute vorgenvnimenen bandtagscrsatzwabl erhielt der socialdemokratische Candivat Arbeitersecretair Segitz in Fürth von 254 Wahl männern 136, der Candidat der antlsocialistiscben Parteien Justizratb Bcckh 118 Stimmen. Segitz ist somit gewählt. Vor Eintritt in den Wablact hakle Justizratb Frbr. v. Kreß den von den antisocialistischen Parteien erhobenen Protest gegen die Urwahlen übergeben, der den Acten beigelegt wurde und im Landtag zur Besprechung kommen wird. (M. N. N.) * Stuttgart, 5. December. Für dieHagelbeschädigten Württemberg« hat nach dem „Schwäb. Merk." Preußen allein eine Million Mark beigesteuert. Oesterreich-Ungar«. Vcrgleichsvcrsuche. * Wien, 7. December. (Telegramm.) Die „Reue Freie Presse" schreibt: Die Verhaadslungell de» Ministerpräsidenten mit dcn Parteien wurden auch den heutigen Tag über sortqesührt. Ma« gelangte im Lause der Consereuzra zu einem positive« Substrat» sür die Verhandlungen und sür eia« eveaturlle Einigung. Diese» von dem Frhru. v. Gautsch mttqetheilte Substrat, welche» vorau»- sichtlich die Zustimmung der Parteien der Rechten finde» dürste, umfaßt di« Frage de» Präsidium» des Abgeordnetenhauses di« Beseitigung der kor Falkeabayn und di« Lösunq Her Eprachensrag«. Die Vorschläge de» Ministerpräsidenten wutdrn von dem Llleb der Obmänner der Linken eotgegeogeaommea behuss Mittheilung an die Llub». Dt« Entscheidung liegt bei der Deutschen Fortschrittspartei, ia welcher sich die meiste« Ab geordnete» aus Böhmen, Mähren «ad Schlesien befinden, und der dl« anderen Parteien der Linken daher in der Sprachenfrage da» entscheidende Wort überlassen haben. Die Fortschrittspartei ver sammelt sich morgen früh. Aa dies« Sitzung schließt sich di« Eousrrenz der Obmänner der Linken, welche auf Grund de» Votum» der Fort schrittspartei ihre Enlicheidung fassen und dem Ministerpräsidenten mittheilen werden. Jedensall» fällt morgen die Entscheidung, ob eine Einigung möglich ist und der Reichtrath wieder einberufen werden kann. Da di» Jungtschechen ans der Doppelsprachig keit der Beamten in ganz Böhmen bestehen, hegrn hie Abgeordneten der Linken nur geringe Hoffnungen aus da» Ge- lingen einer Einigung. Die deutsche Opposition bereitet für den Fall deS Scheitern» der Verhandlungen einen Aufruf an da» deutsch« Volk vor. AuSgleichS-Sonder«-setz. * Pest, 6. December. Abgeordnetenhaus. Im wetteren Ver ¬ laufe der Sitzung wurde die Geueraldebatte über die Vorlage betreffend die Gemeinde- und OrlSnainrn, erledigt. Die Special debatte wurde aus morgen vertagt. Hierauf legte der Minister präsident Baron Bansfy einen Gesetzentwurf über die pro visorische Regelung de» Zoll- und Bankwesen», sowie einiger mit demselben zuiainmenhängender Fragen vor. Der Gesetz- entwurf bestimmt, daß da» wirthschaftlich» Lerhältniß bis zum 31. De- cember 1898 unveräudirt aufrecht bleibt. Dieses Gesetz verliert die Geltung, fall- vor dem 81. December 1898 der Ausgleich ver fassungsmäßig zu Stande kommt. Die Regierung wird angewiesen, falls bi« zum 1. Mai 1898 der Ausgleich nicht zu Stande kommt, dem Reichstag» eine Vorlage über die endgiltige Regelung der jetzt nur provisorisch geregelten Fragen zu machen, und zwar so, daß die endgiltige Regelung vor Schluß de» JahreS 1898 in Geltung treten könne. Bruno Wille * Ära;, 6. December. Im Proceß Wille kam das von dem Polizeicommissar ausgenommen« Stenogramm über die Wiener Versammlung, in welcher Ör. Bruno Wille jprach, zur Erörterung uub sodann beschäftigte sich die Verhandlung mit dem Inhalt der Rebe. Nach eingehenden Erörterungen theologilcher Fragen wurde die Sitzung um 8*/, Uhr für geheim erklärt. Die öffentliche Ver handlung wird morgen 9 Uhr Vormittags fortgesetzt. Ueber den Antrag des Brrtbeibigers, Sachverständige zu vernehmen, wurde ein Beschluß bisher nicht gefaßt. Lessing s „Nathan". * Pest, 6. December. Der UnterrichtSmlnister ersucht um energische Dementirung der von klerikaler Seite verbreiteten Nachricht vom Verbot dcS Lessing'schcs „Nathan der Weise". (Frks. Ztg.) * Agram, 6. December. Der kroatische Landtag wurde heule wieder eröffnet. Frankreich. v. Mohrcnhrim; Asfatrc Treysus. * Parts, 7. December. (Telegramm.) Der „Figaro" meldet, der russische Botschafter Baron v. Mobrenheim werde gegen Ende d. M. seinen Posten verlassen. Zum Nachfolger sei Graf Urusow, der bisberige Gesandte in Brüssel, auSerseden. — Die Mehrzahl der Blätter ist überzeugt, daß in der heutigen Senatssitzung eine Entscheidung m der Dreyfus-Angelegenheit eintreten werbe. Scheurer-Kestner werde vielleicht nur eine persönliche Berichtigung vorbringen, um die Widersprüche zwischen seinen Erklärungen und denen der Regierung auszuklären. Em Theil der Studentenschaft beabsichtigt, vor dem Senate gegen Scheurer-Kestner zu vemonstriren. Italic«. Ministerkrtse. * Nom, 6. December. Gegen die bereits beginnenden Versuche, die Namen der auSscheidende« Minister uud der an ihre Stelle tretenden neuen CabinetSmitglieder aus zustellen, legt die „Opinione" Verwabrung ein und bezeichnet alle derartigen Gerüchte als Erfindung und tendenziöses Machwerk. — Die militairiscken Blätter „Esercilo" und „Jialia militare" erklären eS für unrichtig, daß der KriegS- Mlnister Pelloux auS irgend welchem anderen Grunde seinen Abschied gegeben habe, als lediglich in Folge der schwierigen Lage, in welche er sich durch das Kammervotum vom Freitag versetzt sah. * No«, 6. December. Der diesseitige Botschafter in Petersburg» General Morra, ist heute nach Petersburg ab gereist. „Nein, nein, Ihr seid wirklich gute Kinder, mein Trost und ein Segen für mein trauriges Leben! WaS finge ich wohl ohne Euch an? Aber horch, da» ist Inga'- Schritt, ich kenne ihn unter Tausenden heraus." „Ich auch!" dachte der junge Mann und sein Herz klopfte schneller, als er sich erhob, um seiner Cousin«, die eben in der geöffneten Thür erschien, entgegenzugehen. Inga v. Herrendorf war eine Erscheinung, die nie und nirgends übersehen werden konnte, obgleich sie bei Weitem nicht die blen dende Schönheit Asta'S besaß. Um das edle, geistvolle Antlitz legte sich schlicht gescheitelt daS reiche, blonde Haar; die feine, griechische Nase, die schwarzblauen Augen und die hohe, schlanke Gestalt machten sie zu einer echten Herrendorf. Vielleicht war der Ausdruck deS zarten Gesichts für ein so junges Mädchen etwas zu ernst; doch wer ihre traurige Kindheit, den Schmerz über die Trennung von dem so innig geliebten Bruder, wer ihre Stellung zu Frau v. Herrendorf und deren Tochter kannte, der begriff diesen AuLdruck und fand ihn gerechtfertigt. Sie genoß überall, wo man sie kannte, die höchste Achtung und Ver- ehrung, uud die Leute von Herrendorf wären für sie durch Feuer und Wasser gegangen, war sie ihnen doch ein Engel der Bann- Herzigkeit, stet» bereit, zu rathen und zu helfen, wenn ein Be dürftiger sie darum ansprach . . . Als sie jetzt ihrem Detter gegenüber stand, überflog ein freudiger Ausdruck ihr Gesicht, und sie reichte ihm herzlich die Hand, indem sie sagte: „Wie schön, Fritz, daß Du da bist und Großpapa Ge- sellschaft leister konntest. Ich hatte schon ernste Sorge, daß ich ihn so lange allein lassen mutzte, verzeihe mir nur, lieber Großpapa, eS ist später geworden, als ich geglaubt, aber die alte Liese wurde wieder recht geplagt von ihrem Leiden und war ganz allein. ES ist wahrhaftig ein Elend sür so arme alte Leute; wenn ich reich wäre, dann errichtete ich sofort etn Asyl für diese alleinstehenden Kranken, die dort durch zuverllissigr Personen verpflegt werdrn mutzten." „Ja, das sieht Dir ähnlich", erwiderte lächelnd der alle Herr und streichelte zärtlich dir schlanke weitze Hand de» jungen Mädchens, „und ich sehe e» kommen, datz ich Dir zu Weihnachten dar jetzt nicht mehr benutzte Försterhau» am Eingang de» Dorfes und alle Jahre zum Geburtstag die nöthigen Gelder schenke« muß, damit Du Drin« menschenfreundlichen Pläne autführrn kannst." ..O Großpapa, wenn da» nicht nur Scherz wäre, so wüßte ich wirklich nicht, wie die Herrendorfer Dir für eine so groß« Wohlthat danken sollten." „ ^un, was jetzt Scher- ist, kann mit der Zeit wohl Ernst werden! Wir wollen uns die Sache überlegen, kleine Sa mariterin; sieh nur, Fritz, wie ihre Augen leuchten beim bloßen Gedanken an die Möglichkeit einer Erfüllung ihrer Herzens wünsche." Fritz sah mit ehrlicher Bewunderung auf sein« Cousine, dabei durchzuckte ihn blitzesgleich der Gedanke: „Wie gleichen sich doch sie Beiden; es ist kein Zweifel: John Roland ist ihr Bruder, der verschollene Hans Roland Herrendorf!" Als Inga seinen Blicken begegnete, die so deutlich seine innige Liebe verriethen. rrröthete sie leicht, aber ein Zug leiser Trauer zeigte sich in ihrem Antlitz. „Lieber Großpapa, wenn Du, wie ich, Dich täglich über zeugtest, wie viel Noth und Jammer es zu lindern giebt, wie viele Kranke der Hilfe bedürfen, Du würdest eS sehr begreiflich finden, daß mich die Möglichkeit einer so durchgreifenden Erleichterung aller dieser Leiden sehr glücklich machen muß." „Begreife ich auch, ohne das Alles in Augenschein genommen zu haben, Kind; wer selbst zu diesen elenden Creaturen gehört, die ihren Leib nur sich und Anderen zur Last tragen, der fühlt die Noth seiner kranken Mitmenschen sehr gut, auch wenn er für sich selbst jede Erleichterung schaffen kann, die durch Geld zu haben ist. Darum sage ich Dir auch allen Ernste»: ich will mir's überlegen. Aber jetzt genug davon. Ich möchte lieber alle Krankheit vergessen, als sie zum aurschließlichen Gesprächs thema zu machen. Wie wär'», wenn wir cine Partie Whist spielten? Du bleibst doch zum Abendbrod hier, Fritz?" Fritz hatte eine» der auf einem Tischchen liegenden großen Album» mit Familienbildrrn in die Hand genommen und die Kinderportrait» seiner Detter» aufgesucht; dabei kam er immer mehr zu der Ueberzeugung, daß eine Täuschung kaum möglich sei. Bei der Anrede de» alten Herrn klappte er daS Album zu und legte es an seinen Platz zurück, indem er sagte: „Das kann ich leider nicht; ich hab, mir eigentlich schon Gewissensbisse gemacht, überhaupt oußgeritten zu sein. Meine Arbeit soll nämlich demnächst etngeschickt werden; aber für ein paar Robber Whist nehme ich mir dennoch Zeit, wenn eS Dir Vergnügen macht." „Nun, dann wollen wir auch gleich daran gehen, Kinder." Inga und Fritz schoben den Spieltisch heran, und bald waren sie ganz vertieft in die Korten. Der alte Herr schien ficht lick! befriedigt, so angenehm zerstreut zu werden. Die jvngen Leute waren mit ihren Gedanken vielleicht nicht recht bei der Sache, denn er hatte merkwürdig viel Glück, und da er mit dem Strohmanne spielte, gewann er ganz beträchtlich, wo» ihn in die heiterst« Laune versetzte. Nach einiger Zeit bat Fritz, aufhören zu dürfen, da seine Frist «-gelaufen sei. „Ich danke Dir herzlich, lieber Junge, Du hast mir ein« große Freude mit Deinem Besuch« gemacht, und wenn Du wieder einmal eine freie Stunde hast, so denke daran, wie sehr will kommen Du mir immer bist." „Lieber Onkel, Du kannst überzeugt sein, daß ich mit tausend Freuden nach der Ringburg komme, sobald e» mir irgend möglich ist! Ich will sehen, datz ich in nächster Zeit meinen Besuch wiederholen kann. Bis dahin recht gute Besserung! Adieu, Inga, auf baldiges Wiedersehen!" Sie schüttelten sich herzlich die Hände, und nachdem sich Fritz auch von den beiden anderen Damen verabschiedet, ritt er in grotzer Aufregung nach Hause. ES schien ihm ganz unzweifel haft, datz er HanS Roland gefunden hab«, nachdem er sich von der Thatsache seiner Sehnlichkeit überzeugt, und doch kam es ihm wieder so unglaublich vor. Er sann hin und her und kam endlich zu dem Resultat, datz c» das Einfachste sei, den Sänger aufzusuchen und ihn zu befragen, denn er mutzte Gewißheit haben um jeden Preis. 4. Capitel. Es war fast Mittag, al» Fritz Herrendorf von der Felddienst- übunH zurückkehrte und müde, tme er war, zoa er nochmals ernstlich in Erwägung, ob er seinen gestern gefotzten Entschluß ausführen solle oder nicht. Nach dem ernüchternden Dienst kam ihm seine Dermuthung doch wieder recht gewagt und unwahr scheinlich vor. Gleichwohl entschied er sich nach einigem Ueber- legen für den Besuch und begaL sich, nachdem er seine« Anzug gewechselt, in da- „Hotel International", wo, wie er erfahren, Herr Roland wohnte. Er beauftragte einen Kellner, sich -u er kundigen, ob der Sänger zu sprechen sei, und dieser kehrte nach kurzer Zeit in Begleitung eine- älteren Diener- -uriick, der höflich um den Namen de- jungen Officier- bat. „Ich werd« ihn Herrn Roland selbst nennen; e- ist eine Angelegenheit von besonderer Wichtigkeit, die mich zu ihm führt, und er würde mich zu grobem Dank verpflichten, wenn er mich empfangen wollte." „Wollen Sie die Güte haben, mir -n folgen, ich glaube wohl, datz Herr Roland zu sprechen ist." Sie fliegen die Trepp« zum ersten Stockwerk hinauf, wo der alte Diener die Thür zu einem Salon öffnete, und Herrendorf eintreten Netz, indem er sagte: „Ich bitte, sich einige Minute« zu gedulde», ich werde meinen Herrn sofort benachrichtigen." Mit einiger Erregung ließ sich Fritz in einen der umher stehenden Sessel finken; wa- würden ihm die nächsten Minuten bringen, Enttäuschungen oder — Eine Thür wurde rasch geöffnet und geschlossen, elastische Schritte näherten sich. Hastig sprang Fritz auf. Unter der Portiöre, die den Salon vom Nebenzimmer trennte, erschien, eine hohe, kraftvolle Männergestalt, der Sänger John Roland. Mit einem leichten Neigen seines Charakterlopfcs begrüßte er den Officier und sagte in gleichgiltig höflichem Tone: „Sie wünschen mich zu sprechen, mein Herr; darf ich fragen, womit ich Ihnen dienen kann?" Eine Handbewegung nach einem der Fauteuils forderte zum Sitzen auf. Aber diese sowohl als die-Worte blieben unbe achtet, mit athemloser Spannung sah Fritz in das schmale, etwas bleiche Gesicht, daS ihm in dieser Nähe, bei Hellem Tageslicht noch ungleich bekannter erschien. Das waren die Herrendorf'schen schwarzblauen Augen, die schöne Griechennase, das war vor Allem der ausgeprägte Zug erlittenen und durchkämpften Seelen leiden- um den schönen Mund, der auch Inga eigen war, und der ihn ihr in seinen Augen so sehr ähnlich machte. Befremdet durch diese- stumme Anstarren, fragte Roland nach einigen Sekunden: „Wollen Sie die Freundlichkeit haben —?" Aber weiter kam er nicht, wie aus einem Traume erwachend, fuhr Fritz auf und beide Hände auSstreckend, rief er freudig aus: „DaS kann keine Täuschung sein, solch rin Spiel des Zufalls ist ja unmöglich! Richt wahr, Tie sind HanS Roland von Herrendorf?" Eine dunkle Röthe lief über daS Antlitz deS Sängers und seine Augen schienen noch finsterer zu blicken, al- er nach kurzem Schweigen erwiderte: „Ich hab« keine Ursache, meinen Namen zu verbergen; ich heiße Han» Roland Herrendorf." „Ich wußte e» ja", jubelte Fritz auf, „ich konnte mich nicht täusch«,! Oh, wie herzlich freue ich mich, Dich wiederzusehen! Du staunst? Ach, freilich, mich erkennst Du nicht mehr. Er innerst Du Dich noch Deine- kleinen Detter» Fritz Herrendorf, dessen Ideal Du in unfern Kinderjahren gewesen?" „Also bin ich doch nicht ganz vergessen in der alten Heimath?" kam es mit unsicherer Stimme von den Lippen deS so herzlich Degriitzten, und tief« Rührung erfüllt ihn, als er seinen Vetter herzlich umarmte. „Aber sage mir nur, wie hast Du mich herauigefunden? Ich lebte in der festen Ueberzeugung, datz ich hier für todt gelte!" Fritz thrilte ihm nun mit. wie er auf die Dermuthung ge kommen, Roland könne der Verschollene sein, und keine Ruhe gehabt habe, bi» er sich Gewitzheit verschafft. (Sortsetzun, s,lP.j
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