Suche löschen...
02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.12.1897
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1897-12-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18971210029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1897121002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1897121002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-12
- Tag1897-12-10
- Monat1897-12
- Jahr1897
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
9136 wohl infolge de- starken Stromes, vor den Bug von S. M. S. „Brandenburg." „Württemberg" erbielt dabei eine Be schädigung unter Wasser, mußte nach Kiel zurückkehren und ging am 7. Vormittags auf die kaiserliche Werst, um dort zu docken. Auch „Brandenburg" hat bei der Collision «ine scheinbar uobedeuteude Brschadiguug im Bug vor dem EollisiouSschott erhalten. DaS Schiff lief deshalb DienSlag Abend nach Kiel und bat sich am 8. durch den Kaiser-Wilhelm- Canal nach Wilhelmshaven begeben, woselbst di« Beschädigung reparirt werden wird." — Der Weiterbau der beiden Linienschiffe „Kaiser Friedrich III." und „Kaiser Wilhelm H." wird auf der Werft von WilbelmSbaven eifrig gefördert. DaS erstere Schiff liegt unter dem großen Krahne, mit dessen Hilfe die letzten Platten deS GürtelpanzerS und die Panzerung der Kasematten für die IL-cw-Schnellladekanonen angebracht werden. S. M. S. „Kaiser Wilhelm N." liegt im Dock, weil an seinem Rumps Unterwassertheile der Maschine angebracht werden; zugleich wird an den Aufbauten des Oberdecks und der inneren Ein richtung deS Schiffes gearbeitet. An S. M. S. „König Wilhelm" wird nicht gearbeitet; doch soll der Panzer kreuzer, sobald ein Dock frei wird, gedockt werden, was bei fämmtlichen eisernen Schiffen von Zeit zu Zeit wegen der Conservirung des Bodens durch einen neuen Anstrich ge schehen muß, auch wenn die Schiffe nicht im Dienst sind. D. M. S. „MarS" hat auf derselben Werft das Docken beendet und liegt nun an der Kohlenbrücke im Winterlager. Der Tender deS ArtillerieschulschiffeS, der „Hay", erhält in diesem Winter ein neues Deck und neue Kessel, während an dem alten Kessel von S. M. S. „MarS" keine weiteren Reparaturen vorgenommen werden. * Berlin, S. December. Die Wahrheitsliebe der „Freisinnigen Zeitung" deS Herrn Eugen Richter wird im freisinnigen „Derl. Tagebl." aufs Hellste wie folgt be leuchtet: „Die „Freisinnige Zeitung" — wir bitten unsere Leser um Entschuldigung, daß wir sie wieder mit dieser Kleinigkeit behelligen — ist bei ihrem Kampf gegen die Wahr heit in eine Sackgasse gerathen. Wie erinnerlich, hatten wir von der freisinnigen Volkspartei gesagt, sie habe ihre Haltung zu Marinefragen dadurch zum Ausdruck gebracht, „daß sie schließlich gegen jeden Kreuzer und jeden Panzer stimmte." Die „Feisinnige Zeitung" nannte diese Bemerkung eine „unwabre Behauptung". Wir forderten sie auf, den Panzer oder den Kreuzer nam- baft zu machen, für den, nach ihrer Wissenschaft, die frei sinnige Volkspartei gestimmt habe. Die „Freisinnige Zeitung" antwortet prompt schon in ihrer heutigen Nummer. Aber was entgegnet sie? DaS „Berliner Tageblatt" versuche „glauben zu machen, daß die freisinnige Volkspartei über haupt abgeneigt sei, irgendwie neue Panzerschiffe und Kreuzer zu bewilligen." Zwei Verstöße gegen die Wahrheit in zwei Zeilen dürfte der Wellrecord sein, mit dem die Lreis.Ztg."alle ihre bisherigen Leistungen geschlagen. Erstens: Wir haben nicht denGlaubenzu erwecken gesucht, daß die frei sinnige Volkspartei abgeneigt sei,Panzer oder Kreuzer zu be willigen, sondern constatirt, daß sie immer dagegen gestimmt bat. Jeder VolkSschüler dürfte den Unterschied begreifen. Zweitens: Wir haben im Gezentbeil (im Leit artikel der Morgenausgabe vom Mittwoch) den Glauben zu erwecken gesucht, daß die freisinnige Volkspartei nicht „über haupt abgeneigt sei, irgendwie neue Panzerschiffe und Kreuzer zu bewilligen." Das weiß die „Freis. Ztg.", denn sie erklärte diese Schlußfolgerung in ihrer Nummer vom Donnerstag früh für „willkürlich". Wer aus Gewohnheit und Neigung gegen die Wahrheit ankämpft, sollte doch am Freitag noch wissen, was er am Donnerstag geschrieben." — Der BunveSratb bat heute noch über einen dem Kaiser für die Besetzung einer Reichsgerichtsrathsstelle zu machenden Vorschlag und über eine Reihe von Eingaben Beschluß gefaßt. — Dem Staatssecretair deS Neichs-Marine-AmtS ist am 7. d. MtS. auS Würzburg folgendes Telegramm zu gegangen: Eine zahlreiche Versammlung von Einwohnern Würzburgs, nach einem Bortrage Les Herr» Capitainlieutenant Weyer von der dringenden Nothwendigkeit einer erheblichen Vermehrung unserer Seemacht überzeugt, bittet Euer Excellenz, mit aller Kraft für die Durchführung des Flottengefetzes einzutreten. gez. Professor Wislicenus. — Die Abtheilung Marine-Infanterie für China besteht auS 1200 Mann Infanterie und 200 Mann von der Matrosenartillerie. Von der Armee traten hinzu: 2 Pionier- officiere, 230 Mann Infanterie, Pioniere und Feldtelegraphisten. Die Mannschaften von der Armee, die sich freiwillig meldeten, traten ganz zum Seebataillon bezw. zur Matrosenartillerie über. Zur Artilleriecompagnie für China gehören 50Feld- und25 Fuß artilleristen, sowie drei Lieutenants der Artillerie. Die Armee- officiere der Matrosenartillerie bleiben in ihrem Armeeverhältniß, di« beiden Pwnierofficiere dagegen werden zum Seebataillon versetzt. — Der erste Eisenbahnzug mit Geschützen und Munition ist, wie wir der „Post" entnehmen, gestern von Spandau abgefahren. Zahlreiche Gewerbebetriebe, wie Tischler, Klempner und Böttcher sind in reger Tkäligkeit, um in einem auf wenige Tage bemessenen Zeitraum Tausende von Kisten für den MunitionStranSport ferligzustellen. — Der bekannte antisemitische Agitator und ReichStagS- abaeordnete IS kraut war bekanntlich zwei Mal von den orthodoxen Gemcindeorganen der hiesigen Sopbieukirche zum Prediger gewählt worden. Nachdem das Consistoriuw beide Male die Bestätigung der Wahl versagt hat, ist jetzt auf die beim Oberkirchenrath eingelegte Beschwerde ein ablehnender Bescheid ergangen. Damit ist in dieser Frage eine end- giltige Entscheidung getroffen. — Der Vorstand der Invalidität»- und Alter- vrrsicherungS-Anstalt der Provinz Brandenburg hat gestern einstimmig beschlossen, eine Heimstätte für lungen kranke Frauen zu 80 bis 100 Betten bei KottbuS zu erbauen und hierfür 500 000 zu bewilligen. Der Magistrat von KottbuS gibt 40 Morgen Grund und Boden unentgelt lich dazu her. — Der frühere Reichskanzler Gras v. Caprivi ist aus Skyren hie: eingctrosse». — Der „NeichSauzeiger" meldet, daß der bisherige Gesandte in Guatemala Kammerherr von Bergen seinem Anträge gemäß von diesem Posten abberuscn und unter Ernennung zum Wirkt. Geh. Raid mit dem Prädicat Excellciij in den einstweiligen RubeslanL versetzt ist. — Der Geheime Regicrungsrath und vortragende Ratb im Ministerium des Innern Or. Kröhne ist zum Geheimen Ober- regirrungsrath ernannt worden. — Verantwortlich vernommen wurde gestern der Besitzer der Buchhandlung Th. Mayhofer Nachfolger vom Untersuchungsrichter, dem „Vorwärts" zufolge, wegen Majestätsbeleidigung. Es handelt sich um eine Caricatur „DaS heutige Europa", welche ihm der Verlag Cäsar Schmidt in Zürich unaufgesordert zugesandt halte und die in seinem Laden von einem Criininalbeamlcn ge kauft wurde. * Wilhelmshaven, 9. December. Der Kreuzer „Deutsch land" ist nach Kiel abgekämpft. * Potsdam, 9. December. Eine Kundgebung zur Flottenvorlage veranstaltete am Mittwoch die Orts gruppe deS Alldeutschen Verbandes zu Potsdam. Nach An sprachen der Herren Corvettencapitain a. D. Graf Bernstorff, Oberbürgermeister a. D. Boie, Professor Hasse und Pastor Schall wurde eine Resolution angenommen, in der die Hoffnung ausgesprochen wird, daß der Reichstag baldigst seine Zustimmung zu der Vorlage ertheilen möge. * Frankfurt a. L., 8. December. Wie die „Frankfurter Oder-Zeitung" erfährt, soll der Arzt Vr. Ha mpke in LanbS- berg alS antisemitischer Candidal für den Wahlkreis LanvS- berg-Soldin, v. Mosch als antisemitischer Candidal für den Kreis Sck'lochau-Flatow ausgestellt werden. Der KreiS Echlochau-Flalvw wird gegenwärtig durch den konserva tiven Rittergutsbesitzer Hilgendorff vertreten. * Paöcrborn, 8. December. Tie Bemühungen des Oberlehrers Uppenkamp, durch eine perjönliche Vorstellung beim Culrus- »mnsler seine Benetzung »ach Dirjchau an Stelle des an das hiesige Gymnasium verfehlen Oberlehrers Or. Fricke rückgängig zu machen, sind ohne Erfolg geblieben. * Obcrhauscu, 8. December. Die heutige, sehr zahlreich besuchte Versammlung der nationalliberalen Ver trauens männer aus dem Wahlkreise Duisburg-Müldeim- Ruhrort, die unter der Leitung des Professors Hersmann- Ruhrort statlfaud, faßte einstimmig den Beschluß, Com- merzicnrath Theodor Möller auS Brackwede als ReichstagS- candidaten aufzustellen. Breslau, 9. December. Der Nedacteur der „Volks wacht" Emil Neukirck, welcher wegen Beleidigung des Ministers Thielen angeklagt war, wurde heute zu 150 Geldstrafe verurtheilt. Die Beleidigung wurde in einer Kritik der vom Minister zur Untersuchung der Eisenbahn unfälle eingesetzten Commission gefunden. Der Staats anwalt hatte neun Monate Gefängniß beantragt. (Berl. T.) Oesterreich-Ungarn. Zur Lage. * Wien, 9. December. Ein Communiqus deS konser vativen Großgrundbesitzes in Bödmen tritt energisch der Meldung einer Anzahl Blätter entgegen, nach welcher diese Gruppe bestrebt gewesen wäre, die von der Regierung ein geleiteten Besprechungen mit den Vertretern der Mehrheit und der Minderheit deS Abgeordnetenhauses zu stören. Eger, 9. December. Die hiesige Handels- und Gew erde kammer hat heute nach einem Referate ihres Abgeordneten vr. Knoll folgende Resolution gefaßt: Die Handels« und Gewerbekammer Eger spricht den deutschen Abgeordneten für ihre unerschrockene und aufopfernde Haltung bei den letzten Vorgängen im Parlamente die wärmste Aner kennung aus und bittet sie, in geschlossener Einigkeit in der schärfsten Obstruktion bis zur bedingungslosen Aushebung der Sprachenverordnungen auszuharren. Als Vertreterin großer und zahlreicher wirthschaftlicher Interessen constatirt sie, daß durch die letzten Prager Excesje, wie Plünderung, Raub und Brand« stiftung, jedes Vcrirauen »nb alle Sicherheit in Handel und Verkehr zerstört sind. Sie giebt ihrer tiefsten Entrüstung hierüber um so lebhafteren Ausdruck, als die,e ausschließlich gegen Person und Eigen« thum der Deutsche» gerichteten Ausschreitungen nur allein durch das aufreizende Verhalten des Prager Bürgermeisters und die Unter« lastung der nolhwendigsten Sicherhritsvorkehrungen feilens der Staatsgewalt, welche doch am II. Juli 1897, dem deutschen Volks tage in Eger, gegen eine ruhige, friedliebende Bevölkerung eine so ausgiebige Energie an den Tag gelegt hat, möglich geworden sind. Die Egerer Handel»- und Gewerbekammer erblickt darin eine weitere zwingend« Veranlassung für die Durchführung der uationaleu und administrativen Zweitheiluug Böhmen» bebuf» Herstellung geordneter Zustände und dauernder Sicherung deutschen Rechtes und Eigenthum»." * Wie», 9. December. Der Arbeiterführer Victor Adler wurde wegen Beleidigung Badeni'S zu 14 Tagen Arrest verurtheilt. Frankreich. TreyfuS; Panama-Protest. * London, 9. December. Der Pariser Correspondent der „Pall Mall Gazette" berichtet, im Lause der Unterredung mit dem ehemaligen Cbef der Pariser Geheimpolizei, Goron, versicherte ihm dieser, während seiner Amtszeit habe er die materiellen Beweise von der Schuld deS Capitäns Dreyfus in seinen Händen gehabt; er sei von dessen Schuld völlig überzeugt. * Parts, 10. December. (Telegramm.) Für den am 18. d. M. beginnenden Panama-Proceß sinv ungefähr 100 Zeugen vorgeladen worben, von denen die Hälfte Ent lastungszeugen sind. Unter den Belastungszeugen befinden sich mehrere Journalisten, die zuerst die Enthüllungen über die Panama-Angelegenheit gebracht haben. Großbritannien. HrcrcS-Reorganisation * Eüiuburg, 9. December. Der Staatssecretair deS Kriegs amtes Marquis of LanSdowne, hielt heute hier eine Rede über die Reorganisation der englischen Armee, in der er auSführte: Die an die britische Armee, welche von den Heeren des Festlandes völlig zu unterscheiden sei, zu stellenden Anforderungen seien folgende: erstens drei Armee korps für eine wirksame inländische Garnison, um einen etwaigen Einfall zurückzuschlagen; zweitens die Mög lichkeit, zwei ArmeecvrpS für Angriffszwecke außer halb der britischen Insel zu mobilisiren; drittens die Möglichkeit, nach Bedarf kleinere Armeeabtheilungen zu entsenden, ohne das Heer zu mobilisiren; viertens die Möglich keit, den Garnisonen in Indien und den Colonien künftig die erforderlichen Ergänzungsmannschaften zuzusühren. Lord LanSdowne sprach sodann die Hoffnung aus, daß jedes indische Bataillon soweit vermehrt werden könne, daß eine größere Anzahl ausgebildeter Soldaten als bisher erreicht werde. Ferner schlug der Redner vor, mit einer be stimmten Anzahl Reservisten einen besonderen Vertrag ab- zuschließen, der denselben ermögliche, während deS ersten Jahres ihre Zugehörigkeit zur Reserve im Falle solcher activer Operationen wieder unter die Fahne zu treten, die gleichwohl nicht die Einberufung der gesammten Reserve nötdig machten. Lord LanSdowne sprach alsdann seine An sicht aus, daß die Volksstimmnng in England der allgemeinen Wehrpflicht zuwider sei, aus genommen vielleicht für die Vertheidigung der Heimath. Er schlug noch vor, eine Anzahl Leute für drei Jahre anzu werben und denselben nach Ablauf derselben die Wahl zu lassen, zur Reserve überzntrelen oder bei den Fahnen zu bleiben. Die Negierung sei auch entschlossen, eS dem Heere nicht an Artillerie fehlen zu lassen. Schließlich halte er da für, daß die Miliz in einen engeren Zusammenhang mit der Linie gebracht werden solle. Spanien. Zur Botschaft Mac Kinleys. * Madrid, 9. December. In einem heute abgehaltenen Ministerrathe gab Sagasta einen zusammcnfassenden Ueber- blick über die Stellungnahme der europäischen Presse zur Botschaft Mac Kinley'S und betonte dabei, daß, im Falle die Vereinigten Staaten versuchen würden, in Cuba zu interveniren, sie die spanische Regierung bereit finden würden, das Recht und die Ehre Spanien» zu ver- theidigen. Der Ministerpräsident schloß seine Dar legungen mit der Erklärung, daß die Ergebnisse der Operationen aus Cuba zufriedenstellend seien und daß der Friede auf den Philippinen bevorstehe. Rußland. Fürst Urnssow. * Petersburg, 10. December. Wie amtlich bekannt ge macht wird, ist der Gesandte in Brüssel, Fürst Urussvw, zum Botschafter in Paris ernannt worden. Orient. Kreta. * Konstantinopel, 8. December. In der gestrigen Reunion der Botschafter erklärte der italienische Botschafter, daß er dem Vorschläge Rußlands und Frankreichs, den Präsidenten deS montenegrinischen MinisterratheS, Petrowitsch, als Candidaren sür den Posten des Gouverneurs von Kreta auf^ustellen, zustimmen könne. Der englische Botschafter erklärte sich gleichfalls einverstanden, mit der Bemerkung, fall» keine geeignetere Persönlichkeit in Vorschlag gebracht würde. Der deutsche Vertreter stimmte ebenfalls zu mit der Bedingung, daß die übrigen Mächte einig seien. Der österreichisch-ungarische Botschafter war noch ohne Instruction. — Zn derselben Reunion brachte der englische Botschafter Sir Philip Currie den Plan zur Ausnahme einer Anleihe für Kreta zur Sprache. Darnach soll die Aufnahme einer An leihe im Betrage von 220 000 Pfund bewilligt und der vette pudliguo gemeinsam mit der Ottoman-Bank der Dienst der Anleihe übertragen werden. Die DiScussion hierüber wurde vertagt. Bo« bul,»rischen Hofe * Sofia, 9. December. Prinz Ernst von Sachsen- Altenburg trifft morgen auf der Rückreise von Kon stantinopel hier ein und verbleibt hier bis Sonnabend als Gast deS Fürsten. Morgen Abend findet im fürstlichen Palais zu Ehren deS Prinzen eine Galatafel statt. Afrika. Grenzrrgulirung. * Lissabon, 9. December. (Reuter'scheS Bureau.) Drr portugiesische Commiffar für die GrenzAbsteckung »wischen TranSval und Portugiesisch-Ost-Afrika ist nach Lissabon berufen worden, wie es heißt, weil die Regierung mit seinem Verhalten unzufrieden ist. Amerika. Die Kämpfe aus Euba. * Mabrib, 9. December. Eine hier eingeganaene Draht meldung deS Marschalls Blanco bestätigt, daß die Auf ständischen in Guisa Grausamkeiten begehen. Die Truppen, die nach Guisa zurückkehrtrn, fanden Hunderte verbrannter und verstümmelter Leichen, darunter auch von Frauen und Kindern. Deutscher Reichstag. Aus den Commissionen. Berlin, 9. December. Die Berathung de» ReichSgrsetzes über die freiwillige Gerichtsbarkeit wurde heute in der Commijsion begonnen. Die 88 1—5 des Entwürfe», welche „All gemeine Vorschriften" betreffen, wurden angenommen, ebenso die 88 7—8 unter dem Vorbehalt anderer Fassung. Dagegen wurde in 8 6, in dem die Fälle angeführt sind, in denen der Richter sich der Ausübung seines Amtes enthalten soll, die Aendrrung vorgenommen, daß in den fraglichen Fällen der Richter Kraft Gesetze» von der Ausübung seines Amtes ausgeschlossen sein solle, während er nach der Vorlage nur verpflichtet sein soll, sich der Ausübung de- Amte» zu enthalten. Die nächste Sitzung findet morgen statt. Hoffentlich finden sich dann auch die konservativen und reichSparteilichrn Mit- glieder der Commission ein; diese beiden Parteien waren nur durch den Abg. v. Buchka vertreten, welcher der Commission präsidirt. Jnitiatib-Antrage. D Im Reichstage haben di« Abgg. von Ploetz und Gras Carmer mit Unterstützung vieler Conservativer, sowie einiger Anderer folgenden Antrag gestellt: Der Reichstag wolle beschließen, die verbündeten Regierungen zn ersuchen: 1) einen angemessenen Zoll auf Saccharin durch einen noch in dieser Session vorzu- legenden Gesetzentwurf über die Abänderung deS Zolltarifs zu beschließen und dem Reichstage vorzulegen, 2) eine Fabrikat- steuer für den im Zollinlande producirten Saccharin baldmöglichst einznfnhren. Militair und Marine. — Kiel, 9. December. Der Kreuzer „Gefion" unternahm heute seine erste Probefahrt, dieselbe hatte einen trefflichen Verlaus. Musik. Neuntes Gewaudhaus-Concert. Leipzig, 10. December. Obschon die beiden größten geist lichen Vocalwerke, mit denen die deutsche Kunst ihren Tempel zu schmücken wußte, Bach'S U-moll-Messe und Beet hoven'S Llissu 8olemuis, in ihrem Zwecke sich begegnen, sind sie ihrem Wesen nach doch so verschieden, daß ein Ver gleich zwischen beiden, wenn er auch für den ersten Augen- rlick lohnend erscheinen sollte, nichts von Belang zu Tage ördern würde. Dagegen können selbst dem Hörer, der fick, eltener damit befaßt, Compositionen kritisch-ästhetisch in Be- iehung zu einander zu setzen, die Berührungspunkte zwischen Beethoven'S monumentalem Hochamt und dem Riesenbau seiner neunten Symphonie nicht verborgen bleiben, und wie er finden wird, daß beide trotz der Verschieden heit ihrer Stellung innerhalb der kompositorischen Formen und ihrer ursprünglichen Bestimmung im Grunde nur das Glaubensbekenntnis einer in der Beschäftigung mir den Problemen deS Lebens zum UeberzeugungSbewußtsein durchgedrungenen großen Seele darstellen, kann eS ihm auch nicht entgehen, daß ihr Stil gänzlich aus dem Geiste geboren ist, der aus dem Beethoven der dritten Periode überhaupt zu uns spricht. In Wirklichkeit stehen ja auch beide der EnlstehungS- zeit nach unmittelbar nebeneinander. Fast mehr noch als in rnstrumeutalen Einzelheiten, zu denen z. B. Episoden des vloria und die Hereinziehung der KriegSmusik in daS ^gnus vei zählen, zeigt sich das Gemeinsame ihrer Eigenart in der eigenthümlichen Behandlung der Singstimmen; denn hier wie dort werden mit Vorliebe die höchsten zur Verfügung stehen- 8. Capitel. Wenige Tage darauf ritt Fritz Herrendorf in Begleitung eines Kameraden wieder nach der Ringburg. Lieutenant v. Ternow war einer der eifrigsten Verehrer der schönen Afta und ließ sich weder durch ihre Launen, noch durch die Mißerfolge seiner Mitbe werber zurückschrecken, ihr seine Huldigungen in feurigster Weise darzubringen. Die beiden Herren wurden sehr liebenswürdig empfangen und während Fritz sich sogleich nach dem Befinden seines Onkels er kundigte, hatte Asta sich mit lebhaften Fragen an Ternow ge wandt. Sie wollte die neuesten Ereignisse von L. wissen und Ternow, der das vorausgesehen und sich genügend unterrichtet hatte, begann eifrig Dies und Jenes zu erzählen. „Waren Sie im Theater, als der so viel besprochene Sänger Roland auftrat?" fragte Asta, „haben Sie ihn gehört?" „Aber natürlich, gnädiges Fräulein! Ganz I. war versam melt und ich habe wahrhaftig noch nie einen ähnlichen Erfolg erlebt, wie ihn dieser Mann hatte, kolossal, auf Ehre! Hat aber auch daS Seinige geleistet, gottvolle Stimme!" „Nun, natürlich, das dachte ich mir schon. Hören Sie unser Mißgeschick; wir hatten bereits die Billets, da überißt sich Gün ther an Pflaumenkuchen, ich wenigstens halte das für den Grund seines plötzlichen Unwohlseins, und bringt das ganze Haus in Aufruhr. Natürlich durfte man den langen Bengel nicht allein lassen; es konnte ja Gott weiß was für eine Krankheit im An zuge sein und die Fahrt unterblieb! Am liebsten wäre ich allein gefahren, denn ich war außer mir und kann mich noch heute nicht darüber beruhigen. Sie wissen, welche Theaterfreundin ich bin. Doch nun erzählen Sie: Die Stimme war also schön, wie sah er aus?" „Darüber, glaube ich, kann Ihnen Kamerad Herrendorf die beste Auskunft geben, da er ihn persönlich kennen gelernt und sogar bei ihm soupirt hat." „Was, Fritz, wie kommen Sie zu dieser Bekanntschaft bei Ihrer sprichwörtlichen Zurückhaltung? Das klingt ja ganz fabel haft. Berichten Sie schnell, ich bin furchtbar gespannt", wandte sie sich eifrig an diesen. Etwas wie Unwillen flog über sein Gesicht, es war ihm unan genehm, daß seine näheren Beziehungen zu Roland doch bekannt geworden waren, da dieser vorläufig seinen wahren Namen noch verschweigen und erst, wenn Aussicht auf die Möglichkeit einer Versöhnung mit seinem Großvater sei, in seiner wahren Gestalt auftreten wollte. Dock half es nun nichts, er kannte Asta zu gut, al» daß er hoffen durfte, sie werde sich mit einer ausweichenden Erklärung begnügen; e» mußte also «ine Ausflucht ersonnen wer den. Um Zeit zu gewinnen, erwiderte er scherzend: „Eigentlich hätte ich jetzt die beste Gelegenheit, mich sür alle die Spottpfeile, die Sie zuweilen die Gnade oder vielmehr Ungnade haben, nach mir zu entsenden, zu rächen, indem ich Ihnen die schönsten Mär chen erzähle, aber ich will Böses mit Gutem vergelten und ganz bei der Wahrheit bleiben, doch unter der Bedingung, daß ich eine Belohnung erhalte." „Eine Belohnung?" lachte Asta belustigt. „Ich glaube, Fritz, die Bekanntschaft mit dem Sänger ist Ihnen zu Kopf gestiegen. Aber meinetwegen, ich will mich gern lostaufen, wenn ich dadurch meinen Willen erreiche. Genügt rin Cotillon beim nächsten Ball in X. oder der Platz an meiner Seite bei irgend einem zu erwar tenden Souper oder Diner?" „Beides zusammen würde mir natürlich am liebsten sein, da Sie aber ein „oder" dazwischen setzen, so will ich mich bescheiden und mit dem nächsten Cotillon zufrieden geben; — ich danke ver- bindlichst." Er verbeugte sich mit einem leisen ironischen Lächeln, das indessen von Asta nicht bemerkt wurde. „Lk bleu, die Belohnung ist Ihnen gewährt, nun verdienen Sie sie." „Die Sache verhält sich ganz einfach. Ich hatte bekannt ge macht, daß meine Fuchsstute — Sie wissen, die ich beim Badener Rennen geritten — zu verkaufen sei. Meine Hoffnung, sie los- zuschlagen, war allerdings sehr gering, obgleich „Beauty" ja ein eleganter Gaul ist, da ich den Preis ziemlich hochgehalten habe. Roland hatte sich nach einem guten Reitpferd erkundigt und war an mich gewiesen worden. Darauf schrieb er mir und sprach den Wunsch aus, „Beauty" kennen zu lernen, wobei er gleichzeitig dir Anfrage an mich richtete, wann mir dies am besten passe. Ich hielt eS für das Einfachste, die Sache mündlich abzumachen und suchte ihn auf, voUL tont." „Er wollte hier ein Reitpferd kaufen? Sonderbar." „Durchaus nicht, da er die Absicht hegt, das ihm angebotene Engagement an der hiesigen Oper anzunehmen." „Wie? An unserer kleinen Bühne, wo ihm die größten in Eu ropa offen stehen?" „Er findet hier die Verhältnisse am angenehmsten und in pe- cuniairer Hinsicht braucht er keine Rücksichten zu nehmen; er soll sehr vermögend sein." „Das wäre ja herrlich! Es fehlt uns ohnehin rin guter Tenorist. Wie hat er Ihnen sonst gefallen?" „Ausgezeichnet, er ist rin höchst liebenswürdiger Mann." „Ah, Sie sind ja ganz begeistert, daS kennt man sonst gar nicht an Ihnen und macht mich nur noch neugieriger. Ich bin e gespannt, was mir Meta Hüning über ihn berichten wird; haben I Sie vielleicht gehört, Fritz, ob Excellenz Hüning von seiner Reise I zurück ist? Ich hoffe nämlich, daß dann bald die längst in Aus- I sicht genommene Gesellschaft bei ihnen gegeben wird und wir endlich nach L. übersiedeln, ich halte es hier kaum noch aus." „Nun geht es ja auch mit Onkel Siegfried besser, wie ich höre; da wird dem Umzuge bald nichts im Wege stehen. Wenn die Damen erlauben, will ich dem Onkel jetzt guten Tag sagen; er bat mich neulich sehr, ich möchte bald wieder kommen." »Ja, gehen Sie nur", sagte Frau von Herrendorf, „Sie haben bei ihm einen großen Stein im Brett, namentlich wenn Sie mit ihm Whist spielen, ist er vollkommen befriedigt." Fritz hatte sich bereits erhoben und verlieh nun das Zimmer, um dahin zu gehen, wohin sein Herz ihn zog. Er fand Inga bei ihrem Großvater, ihm die Zeitung vorlesend. Der alte Herr war hocherfreut, seinen Neffen sobald wieder bei sich zu sehen, und es dauerte nicht lange, so saßen sie wieder bei einer gemüthlichen Partie Whist. Als Fritz sich nach einiger Zeit verabschiedete, wandte er sich an Inga: „Ich habe Dir noch etwas auszurichten, liebe Cousine, kannst Du mir fünf Minuten schenken? Verzeih', lieber Onkel, Inga ist sogleich wieder bei Dir." „Geht nur, ich weiß schon, daß sie mich nicht vergißt", sagte dieser und sah dem jungen Paare lächelnd nach, als eS zusammen ins Nebenzimmer trat. „Inga", begann Fritz erregt, „ist es Dir nicht möglich, morgen früh, ehe der Onkel Dich braucht, einen Spazierritt zu machen? Ich muß Dich nothwendig allein sprechen." „O, Fritz, was soll das?" erwiderte Inga traurig, indem sie ihren Detter vorwurfsvoll anblickte; „hast Du mir nicht ver sprochen, nicht mehr in mich zu dringen?" „Liebste Inga", unterbach er sie hastig, „ich weiß genau, daß ich Dir versprochen habe, nicht von meiner Liebe zu Dir zu reden. ES giebt nicht- in der Welt, was mich veranlassen könnte, dieses Versprechen zu brechen, nein, da sei ganz ruhig, ich kenne Dich und warte geduldig, bi» Du mir zu sprechen erlaubst. Ich habe Dir etwas Anderes zu sagen, aber hier ist es nicht möglich; wir müssen ungestört sein, es betrifft — Inga, erschrick nicht — eS betrifft Deinen Bruder." „Hans?! O Gott, Du weißt von ihm", rief sie aus, mit tieferblaßtem Gesicht angstvoll zu ihm aufschauend. „Beruhige Dich, Inga, er lebt und ist in den besten Verhält nissen, ein tüchtiger Mensch. Laß Dir damit für heute genügen und such« eS möglich zu machen, morgen an die alte Lindencapelle X zu kommen. Ich werde Dich dort erwarten und Dir dann be richten, was ich von Hans weiß. Für heut' leb wohl, verrathe Dich nicht, es hängt zuviel davon ab." „Auf Wiedersehen. Ich werde kommen." Sie ließ es willenlos geschehen, daß er ihre Hände zärtlich küßte; das Ueberraschende: plötzlich nach mehr als zehn Jahren Nachricht von ihrem geliebten Bruder zu erhalten, hatte ihr alle Fassung geraubt, sie wußte nicht, ob sie wache oder träume, erst eine lange Zeit, nachdem Fritz sie verlassen, ermannte sie sich und kehrte zu ihrem Großvater zurück. Sie wußte später selbst nie, wie sie diesen Abend verbracht hatte; es bedurfte ihrer ganzen Selbstbeherrschung, um die sie erfüllende mächtige Erregung nicht zu verrathen. Am anderen Morgen ließ sie früh satteln, wie fast täglich; sie pflegte ihren Spazierritt zu machen, ehe ihr Großvater das Bett verließ. Sie ritt direct zu der Lindencapelle, die auf einem Hügel am Waldessaum stand, und fand dort ihren Vetter, ihrer wartend, bereits vor. „Wir wollen hier in den Wald einbiegen, da sind wir am un gestörtesten," begann Inga sogleich, „und nun spanne mich nicht länger auf die Folter, sondern erzähle, was Du von Haus weißt." Fritz berichtete nun Alles; von seinem Erkennen, von seinem neulichen Besuch, der keinen anderen Zweck gehabt, als die Aehn- lichkeit der Geschwister zu prüfen und einige Kinderbilder von Hans zu vergleichen, wie er ihn ausgesucht und die alte Freund schaft erneuert habe, was er von seinem Leben erfahren und wie sich seine Zukunft vorläufig gestalten würde, Alles, Alles erzählte er, und Inga hörte ihm schweigend zu, ohne ihn durch mehr als einen kurzen Ausruf des Staunens oder Mitgefühls zu unter brechen; nur die Hellen Thränen, die sich von den langen Wim pern lösten, zeigten ihre tiefe innere Bewegung. Als Fritz geendet hatte, reichte sie ihm die Hand und sagte herzlich: „Ich danke Dir, Fritz, Du bleibst Dir immer gleich, und glück lich der Mensch, den» ein Freund wie Du leschieden ist. Ich kann Dir nicht sagen, wie selig es mich macht, daß Ihr Beide, die Ihr mir die liebsten Menschen auf der Welt seid, nun als Männer die alte Kinderfreundschaft erneuert habt. ES ist mir immer noch, als träume ich, daß ich Hans, meinen einzigen, geliebten Bruder, Wiedersehen soll. Ist es wirklich ganz bestimmt, daß er das En gagement in I. annehmen will?" »Fortsetzung folgt.)
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder