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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.12.1897
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1897-12-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18971215015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1897121501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1897121501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-12
- Tag1897-12-15
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Morgen-Ausgabe MpMer.TagMall r. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. 91. Jahrgang. Mittwoch den 15. December 1897. ro a. 83s i— »oliaHtv» Feuilleton 88 Die Morgen-Ausgabe erscheint um '/,? Uhr. dir Abend-AuSgabe Wochentags um 5 Uhr. s s k^oeevt DirHauplbevolterung Ceylon- und auch Colombo- bilden die Cinghalesen, die sich in Colombo meist dem Handels- und Hand wcrkerstanve widmen; ihnen folgen der Zahl nach die in der Harn färbe dnnkleren Tamulen, welche dereinst vom indischen Iestlande her cindrangen und sich von Nord-Ceylon aus über die ganze Insel verbreiteten, sic widmen sich den dienenden Ständen und verrichten auch die Feld- und Cwrtenbauarbeiten. Ter Zahl nach kommen dann die Muhamcbaner, ferner Mischlinge, obstammend von den Portugiesen, welche die Insel 140 Jahre im Besitz hatten, und endlich die Weddas, die Ureinwohner, deren Zahl von Jahr zu Jahr mehr zusammenjchrumpst und sich kaum noch über 2000 beläuft. Die Linghalesen find überwiegend Buddhisten, die Tamulen beten die Hindu-Götter an. Nach den Portugiesen (von 1517 dis 1658) nah men die Insel die Holländer in Besitz, die 1796 den Engländern weichen mutzten. Bon den etwa 7600 Europäern der Insel (gegen über circa 300 000 Eingeborenen) leben 2000 in Tolombo, folgen die Ainrikshar-Männer, die stet» Tamulen*) sind den zu Fuß gehenden Fremdling mit Anbietung ihrer Dienste, deren wir uns bisher stets gern bedienten. Denn es fährt sich, wenn man nicht gar zu bedeutende Entfernungen zu durchmessen hat, weit angenehmer in solchen Menschenkarren, als in einem Pferde wagen; der mäßige Trab des Mnritshar-Mannes, den er bei den guten Wegen in und um Colombo übrigens stundenlang aushält, ermöglicht eine aufmerksame Umschau und bei interessanten Stil len, die unseren photographischen Apparaten ein willkommenes Ziel bieten, ein augenblickliches Verlassen des Karrens, dessen Be Nutzung zudem eine sehr billige ist, die erste Stunde etwa fünfzig, die weiteren nur je dreißig Pfennig. Aber wie jede Medaille, so hat auch diese ihre Kehrseite; die wenigsten der Uinrikshar Männer verstehen einige Brocken Englisch; Ihr tretet auf die Straße, sofort seid Ihr von einem halben Dutzend der Gesellen umringt, lachend, schwatzend, rufend in unverständlicher Sprache preist jeder seinen Karren an, Ihr nennt Euer Ziel mit der Frage, ob sie hinfinden, Alle nicken, Alle bejahen, Ihr steigt ein und er kündigt Euch nochmals, ob Euer Führer auch weiß, wohin die Fahrt geht, aber eine Antwort giebts nicht mehr, denn schon trabt Euer „Brauner" los, und Ihr müßt großes Glück haben, wenn er Euch richtig absetzt, meistentheils wird er nach einer viertel-, nach einer halben Stunde plötzlich stocken und irgend einem ihm Begeg nenden, von dem er annimmt, daß er die hindostanische und die englische Sprache versteht, bitten, uns zu fragen, wohin wir denn eigentlich wollten, und in neun von zehn Fällen befinden wir uns in der entgegengesetzten Richtung des gewünschten Endpunktes AK HU — d'« - L. w tt. 7» S. ;o d-v. ---- Licht in die hohen breiten Zimmer, die selbstverständlich weder Tapeten noch Bilderschmuck und auch keinerlei Teppiche ausweisen, um nicht allerhand Gewürm einen Unterschlupf zu bieten. Schnell werden Kisten und Koffer ausgepackt, und nachdem wir einem der zahllosen, auf den Fluren umherlungernden „Boys", der leicht bekleideten braunen Hoteldiener, den Auftrag ertheilt, die in der feuchten, heißen Luft schnell schimmelnden Anzüge den Sonnen strahlten auszusetzen, gehts nach dem mächtigen, hochgewölbten Speisesaal hinunter, dem nicht nur durch die offenen Bogenhallen vom Meere her stets frische Luft zugeführt wird, sondern der auch noch während der Mahlzeiten seine Kühlung durch die von „Boys" in stete langsame Bewegung gesetzten Punkas erhält, zweifach durch die ganze Länge des Raumes gespannte, an dünnen Holz leisten befestigte breite Leinwandstreifen, die durch ihre Hin- und und Herschwenkung für die unter ihnen sitzenden den Dienst rie siger Fächer versehen. Abends, im Schein zahlloser Gasflammen, macht dieser mächtige Raum stets einen festlichen Eindruck; mit duftenden, frischen Blumen uns unbekannter Art sind di« Tische besetzt, und Old-Englands Töchter und Söhne erscheinen zum Äner in feierlicher Gewandung, die Damen in großer, oft juwe- lengeschmücktcr Toilette, die Herren in Frack oder 4m iveißen Smoking, dem bequemeren Frack-Jacket, und die weißgekleideten, beturbanten, dunkelfarbigen Diener, die flink und geräuschlos ser vilen, erhöhen noch die Eigenthümlichkeit des Bildes. Aber wir sind ja noch weit vom Abend entfernt, unser Früh stück ist bald beendet und hinaus gehts auf die schon oben erwähnte Aort-Street, deren Anfang unser Hotel bildet. Zum Gehen ist's trotz luftigster weißer Kleidung, trotz Tropenhelm und Sonnen schirm zu warm, also fahren, aber was nehmen wir, einen „Pfer dewagen" oder eine „Menschendroschke", ersteres ein mehreren Per sonen Platz bietendes leichtes Gefährt mit Sonnendach, letztere ein einsitziger, schmaler, zweirädriger Karren mit einem sofort aufklappbaren zierlichen Verdeck hinten und einer langen Gabel vorn, zwischen welcher ein dunkelbrauner, meist nur mit einem Schurz und einem turbanartig um den Kopf geschlungenen Tuch costllmirter Gesell, der an seinem rechten Handgelenk eine Blech marke mit der Nummer seines Karrens befestigt hat, die „bewe gende Kraft" vertritt; Wnrikshar nennt sich dieses merkwürdige Vehikel, das wohl von Japan her, vor etlichen Jahrzehnten, ein geführt wurde und deren Zahl sich heute in Colombo auf mehrere Tausend beläuft. Ueberall befinden sich Halteplätze dieser Uin- ritshars (in wörtlicherer Uebersetzung: „Mannkraftwagen"), sechs, zehn, zwölf stehen nebeneinander, und auf geraume Strecken ver- Annahmeschluß für Anzeigen: Ab end-Ausgabe: Vormittag- 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag- 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Spedition zu richten. Größere Schriften laut unserem Preis- vrrzeichniß. Tabellarischer und Zissrrnsatz nach höherem Tarif. Uedaction vn- Expedition: JohanneSgafie 8. Di« Expedition ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi» Abend» 7 Uhr. Ar-zeigenPreiS die 6 gespaltene Petitzeile SO Pfg. Reklamen unter dem Redactionsstrich (4ge« spalten) bO^L, vor den Familirnnachrichtra Filialen: vtt» Klemm'« E«rttm. (Alfred Hahn), Uuivrrsität-straße 3 (Paultnum), Laut» Lösche, Katbarinenstr. 14» hart, und König-Platz 7. so o. sso s. so s. — «. ro s. 70 s ^75 All. I S ' 6. > S. Deutsches Reich. Berlin, 14. December. Die Marineverwaltung hat, wie schon kurz erwähnt wurde, dem Reichstage eine sehr interessante Denkschrift unterbreitet über Arbeitslöhne, Arbeitszeit und ArbeitSruhe des in den Marine betrieben beschäftigten Personals, über die Durchführung der Socialgesetzgebung und die im Bereiche der Ver- Um die Erde. Reisebriefe von Paul Lindenberg. N achdruck verboten. SS 2. z» 8. SS L. 40 o. - 7» tz 7ö S. H Z. Ls oü s. so u. .so o. UL S. S. .90 S 75 S. - S L > s > 0. i s. Anzeiger. Amtsblatt des Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, -es Rathes und Nolizei-Amtes der Ltadt Leipzig. . w.Oppst: k» a. w <r. 70 «. ' — o. — v. — 8. — 8. - s. io s. SH5 s. ISO s. »50 ». 1.60 v. z— 8. » so s. ).2S o. 8. z,7o s. 7,— ti. t. so o. ).so s ),— 0. rso v. ).7S 0 >,50 8. t.-- 8 6 >,so s t.so s. o 140 b- >,7S S. ',7S S. H» S HS 0 i.— 8. .40 S. i — L Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen.Ausgabe, ohne Postbesörderung ./t 60.—, mit Postbesörderung 70.—. VII. Ceylons erster Eindruck. — Die Zauber-Insel. — Wo ist die Stadt Colombo? — Im Oriental-Hotel. — Die Uinritshars. — Eine Fahrt durch Colombo. — Unter d«n Eingeborenen. — Die Villen der Europäer. — Herrliche Aussicht. — Die Tropennacht. — Deutsche Gastfreundschaft. Colombo, 24. November. Wie oft ist sie schon in glühenden Farben geschildert worden, die schöne Ceylon-Insel, wie häufig wurde sie in begeisterter Weise gepriesen, als die glänzendste Perle der die englischen Besitzungen versinnbildlichenden funkelnden Krone, wie geriethen selbst die ernstesten deutschen Gelehrten in einen sonst nicht mit ihrem Pro- fessorenthum verbundenen flammenden Enthusiasmus, wenn sie von Ceylon sprachen und berichteten und doch, wie weit noch sichen alle Schilderungen hinter der holden Wirklichkeit zurück! Als uns ein flinkes Ruderboot von der „Bremen" her, die, noch ehe sie Anker geworfen, von einer Anzahl von Booten mit langen, seltsamen Auslegern umschwärmt wurde, an das Land gebracht, als wir nur die ersten paar Hundert Schritte auf der Hauptstraße, ter Aork-Street, gemacht, als unsere Augen, die, von Aden ab, fünf Tage hindurch nur das weite blaue Meer erblickt, ganz un vermittelt auf prangendes frisches Grün oon Bäumen und Sträu chern, auf herrliche hochragende Palmen und süßduftende große rothe und weiße Blumen trafen, als die schlanken, dunkelbraunen Linghalesen uns mit freundlicher Bereitwilligkeit ihre Dienste an boten, da hatte auch uns diese Zauberinsel schon in ihren Bann genommen und hat uns in den bisherigen Tagen unseres Hier seins immer stärker darin verstrickt. Alles, Alles trifft hier zusammen, um einem diese- Stück Erde in dem denkbar ansprechendsten und rosigsten Licht erscheinen zu lassen: die wunderbare Vegetation, von so erstaunlicher Ueppig- teit und Mannigfaltigkeit, wie man sie wohl schwerlich zum zweiten Male findet, ein Himmel mit den köstlichsten Farben spielen während der einzelnen Tagesstunden, das brandende Meer mit seinem Wogengischt an den Küstenstreisen, die verschieden artig zusammengewürfelte fremdartige Bevölkerung, die, nach äußeren Eindrücken zu schließen, Gott sei Dank, herzlich wenig bisher von den „Segnungen der Cultur" in sich ausgenommen zu haben scheint und mit naiver Freudigkeit und Selbstgenügsam keit ihr nach europäischen Begriffen so ärmliches Dasein ver lebt, und nicht zuletzt, daß man hier in Colombo gewissermaßen auf dem Lande weilt, tn einer Ungebundenheit und Zwanglosigkeit, wie sie so häufig jede» Culturmenschen größte Sehnsucht bildet. „In Colombo auf dem Lande?" höre ich erstaunt fragen, „aber Colombo ist doch eine Stadt, eine ganz beträchtliche sogar, mit weit über hunderttausend Einwohnern, gewiß auch mit Palästen und sonstigen stattlichen Häusern, mit Regierungsgebäuden und Schulen, mit Kirchen und militairischen Bauten (welch letzteres Beides ja in den englischen Besitzungen — und nur in den eng lischen? — Hand in Hand geht), und mit allem Sonstigen, was eben zu einer großen Stadt gehört?" Ja, ja, ganz gut, gewiß steht Colombo in allen Geographiebüchern als Stadt verzeichnet, ich habe blos von der Letztern noch nichts entdecken können, und, wenn je, so darf man auf di« obige Frage hier antworten: „Grau, lieber Freund, ist alle Theorie!" In der Theorie mag Colombo eine Stadt sein, in der Praxis nicht, vor Allem nicht nach unseren Begriffen — wollen wir uns davon durch einen kleinen Spazier gang oder besser eine Spazierfahrt überzeugen? Bereits vom Meer aus, wenn wir noch auf dem Schiffe toeilen, ist von der Stadt Colombo weiter nichts zu erblicken als einige wenige, auf einem Punkt nahe der Landungsstelle vereinte Häuser, sonst nur zu beiden Seiten weithin grüne Waldungen, aus denen einzelne besonders hohe Palmen keck ihre Häupter er heben. Ein von sechs Ruderern bemanntes Boot bringt uns schnell zu dem Lande hinüber, zunächst zur Zollstelle, welche unser Gepäck, ohne daß wir einen Schlüssel zu rühren brauchen, passirt, nachdem wir den singhalesischen, wohlbeleibten Zollwächter die freilich nicht ganz richtige Versicherung abgegeben, daß wir weder Waffen noch Zigarren bei uns führen. Rechts ragt sogleich das stattlich« dreistöckige Hotel Oriental auf, dessen lange Balkonreihen nach der Straße zu durch leichtgeflochtene Holzvorhänge verhängt sind, Fenster giebt es kaum, wenigstens nicht an jener Straßen seite, nach welcher bin di« Mehrzahl der Zimmer liegt, nur die Tag und Nacht geöffneten großen Balkonthüren lassen Luft und Trotz der heftigen Anfeindungen der Bischöfe deutscher Nationalität im deutschen Osten durch polnische Kleriker und Laien darf man sich jedoch nicht auf eine Aenderung dcö Verhaltens der Centrumspartei Rechnung macken und ebenso wenig für die Unterstützung dcö DeutschthumS im Auslände vom UltramontaniSmuS etwa» hoffen. Herr Fritzen hat sich nicht allein auf die Hervorhebung der Hilfsbedürftigkeit ver deutschen katholischen Schulen in Nordamerika beschränkt, er hat sich zugleich die Verweigerung der Mittel für andere deutsche Schulen Vorbehalten, vorsichtig zwar, aber deutlich. Er bemerkte, nachdem er die Amerikanisirung beklagt, nach der „Germania" noch Folgendes: „Ich halte eS allerdings für Wünschenswerth, daß der Staats» secretair de» Auswärtigen Amte- uns in der Commission eine ganz genaue Liste derjenigen Schulen wird geben müssen, die unterstützt worden sind, und der Summen, welche für Liese Schulen ausgegeben worden sind. Auf Grund dieser Liste wird meines Erachtens zu prüfen sein, ob die hier geforderte Mehrausgabe zu bewilligen ist oder nicht. Ich möchte hierbei die Bitte an den Herrn Staatssecretair richten, daß er nächstens vielleicht im Etat in einer Anmerkung uns ein summarisches Verzeichnis) der- jenigen Schulen mittheilt, welche aus diesem Fonds unterstütz! werden sollen." Wir wissen eS nicht, vermuthen aber, daß die Ver öffentlichung solcher Verzeichnisse den mit der Etatsposition angestreblen Zweck beeinträchtigen würde. Jedenfalls aber ist dieses Gebiet am allerwenigsten geeignet, den Schauplatz von Paritäts-Streitigkeiten zu bilden, wie sie dem FractionS- redner des CentrumS vorzuschweben scheinen. leiten des gegenwärtigen Gouverneurs von Deutsch-Ostasrika wird man kaum annebmen dürfen, daß Rußland ihm eine solche Bedeutung beimißt, um eine diplomatische Action einzuleiten, wenn der Oberst hätte nach China als Jnstructor geben sollen. Der Zweck der Behauptung der „Times" ist nur: erstens, Deutschland als von den russischen Wünschen abhängig darzustellen und zweitens, Rußland dazu zu bewegen, gegen die Besetzung von Kiao-Tschan durch deutsche Truppen Einspruch zu erheben. Es ist den Engländern offenbar unbequem, daß Deutsch land sich in Kiao-Tschau seßhaft machen will, aber wenn die Nachricht wahr gewesen wäre, daß Deutschland statt des Hafens von Kiao-Tschau den von Samsaa besetzen wollte, so batten die Engländer auch dafür schon wieder Ein wendungen bereit. Die „Times" meint schadenfroh, die Franzosen würden sich die Besetzung von Samsaa durch die Deutschen nicht gefallen lassen, weil ihre Interessen in Futschau dadurch gefährdet werden würden, aber auch England würde ein Wort drein sprechen, denn Samsaa läge zwischen Hong kong und Shangbai, und gefährdet dadurch den ungehinderten Verkehr der Engländer mit der größten Handelsstadt Chinas. Das englische Blatt bemüht sich aber nicht nur Rußland und Frankreich aufzuhetzen, sondern auch China wird auf- gewicgelt. DaS Blatt erinnert daran, daß England einige Inseln an der Mündung des Aangsekiang früher in Besitz gehabt habe und sie 1846 an China zurückgcgeben habe, jedoch mit der Bedingung, sie wieder zu besetzen, wenn die englischen Interessen verletzt würden. Wenn nun Rußland, Frankreich und Deutschland Ansprüche an China wegen der gemein samen Action gegen Japan im Frühjahr 1895 machte», so würde England mit seinen Ansprüchen auch nicht hinter dem Berge halten. Die Mißgunst der Engländer in dieser Angelegenheit tritt so stark hervor, daß sogar die Franzosen sich darüber auf halten. Freilich hat, wie die französische Presse hervorhebt, der Verdruß Englands gegen Deutschland gerade gegenwärtig noch einen anderen Grund. England glaubte bis letzt seine Flotte auf genügender Höhe zu erhalten, wenn es immer so viele Schiffe neu erbaute, als Frankreich und Rußland zu sammengenommen. Die deutsche Flotte wurde als eine quantitü us^ikeablo behandelt. Das ändert sich nun in dem Augenblicke, in dem die gegenwärtig dem deutschen Reichstage vorliegende Marineforderung bewilligt wird, weil dadurch die englische Suprematie zur See beseitigt wird. Man denkt in England daran und man muß auch damit rechnen, daß eine deutsch-russisch-französische Action sich ebenso einmal gegen England richten könnte, wie sie sich im Frühjahr 1895 gegen Japan gerichtet hat. Deutschland wird sich weder in Bezug auf seine Unter nehmungen in Ostasien, noch hinsichtlich des Ausbaues seiner Flotte Die englische Mißgunst zu Herzen nehmen. Daß von England keine Freundlichkeit zu erwarten ist, weiß man in Deutschland nur zu gut. Deutschland muß schon darum seine Machtmittel auch zur See verstärken, damit es Eng- jand gegenüber nach dem stolzen Satze verfahren kann: Oäorint, ckum wetuLut., Bezug-'PreiS der Hauptexpedition oder den im Stadt bezirk und den Vororten errichteten Aus gabestellen abgeholt: vierteljährlich^4.50, bei zweimaliger täglicher Zustellung iu- Haus b.so. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierteljährlich 6.—. Direkte tägliche Kreuzbandiendung tu» Ausland: monatlich 7.50. Das mißgünstige England. Nachdruck verboten. Die Nachricht der „Times", die davon fabelte, daß Deutschland Kiao-Tschau aufgeben wolle, ist ersreulicherweisc rasch genug deutscherseits dementirt worden. So unwichtig nun die Nachricht als eine ganz gewöhnliche Zeitungsente ist, so ist sie doch darum interzffant, weil sie ein neues Zeicken der Mißgunst der Engländer gegen Deutschland ist, und weil sie den Inhalt eines Artikels bildete, der von Gehässigkeiten strotzt und die Sucht, Deutschland mit anderen Mächten an einander zu bringen, deutlich verräth. Cs scheint, als ob die Nachricht des englischen Welt blattes zum Theil nur den Vorwand biloen sollte für eine Verhetzung zwischen Rußland und Deutschland. Die „Times" stellt eS so dar, als ob Deutschland den Hafen von Kiao - Tschau nur räume, um mit Rußland in keinen Conslict zu gerathen. Um diese Nachgiebigkeit gegen Ruß land plausibel zu machen, führt das Blatt einen angeblichen anderen Fall an, in welchem Rußland gleichfalls sich bemüht gezeigt habe, auf Deutschlands Wünsche einzugehen. Vor einem Jahre sei der Oberst Licbert bereits bestimmt gewesen, nach China zu geben und die chinesische Armee zu reoraani- stren, da habe Rußland den Wunsch geäußert, daß die Reise Liebert's nach China unterbliebe — und sie sei unterblieben. Hiervon ist nur richtig, daß die Rede davon war, daß Oberst Liebert nach China gehen sollte und daß er thar sächlich nicht nach China gegangen ist. Es steht aber schon nicht fest, ob überhaupt damals die Meldung von der beabsichtigten Uebernahme deS Obersten in die chinesische Armee zutreffend war; vollends unwahr scheinlich aber ist e-, daß Rußland Einspruch dagegen erhoben haben soll, da ja tbatsächlich nach dem chinesisch japanischen Kriege deutsch« Officiere und Unterofficiere nach China gegangen sind, ohne daß Rußland dagegen Einspruch erhoben hätte. Bei allem Respect vor den Fähig- Anterstühung deutscher Schulen im Auslande. 42 In seiner Etattrede hat der CentrumSabgeordnrte Fritzen die Einstellung eine- Posten- zur Unterstützung deutscher Schulen im AuSlanve in das Budget des Auswärtigen Amte- lebhaft begrüßt. Die Genugthuung über diese im nationalen Interesse beabsichtigtenAuSgaben vonSeiten eines Klerikalen wird jedoch durch eine gewisse Einseitig keit gemindert, von der sich Herr Fritzen beherrscht zeigte. Um die Wichtigkeit der Stärkung deutscher Unterrichts anstalten in fremden Landen darzuthun, wie« der CentrumS- redner „nur", wie er selbst sagte, auf die deutschen katholischen Schulen in den Vereinigten Staaten von Nordamerika hin, welche dort dafür Sorae träfen, daß die deutschen Einwanderer nicht in ein bis zwei Jahren vollständig amerikanisirt würden. ES ist nun richtig, daß in dem Streite, der seit geraumer Zeit in der nordamerikanischen Kirche herrscht, eine Partei ein Interesse an der Erkaltung der deutschen Sprache unter Katholiken deutscher Abkunft erlangt hat und eS auch praktisch bethätigt. Daß der geistliche Vortbeil hier zufällig dem deutschnationalen dient, kann den letzteren natürlich nicht geringer erscheinen lassen. Aber ein Zufall liegt vor und mehr als das, eine Ausnahme. Wenn man dem UltramontaniSmuS entgegenhält, daß er überall in Europa zur Verdrängung deS DeutschthumS durch andere Nationalitäten die Hand biete und fast überall sogar der Urheber des AusrottungSproceffes sei, so erscheint in der klerikalen Presse nach etlichen verlegenen Ausflüchten nur der Hinweis auf Nordamerika. DaS beweist, daß für alle übrigen Schauplätze von Nationalitätenkämpsen die Beschul digung der geflissentlichen Eindeutschung vom KlerikaliSmuS im Stillen als eine gerechte empfunden wird. WaS natürlich nicht hindert, daß man sie mit theatralischer Entrüstung als unwahr zurückweist. Getäuscht kann jedoch durch die Ab leugnung Niemand werden. Man kann nicht oft genug darauf aufmerksam machen, daß derUltramontaniSmuS, von der einzigen amerikanischen Ausnahme abgesehen, das antideutsche Interesse dem kirchlichen sogar voransetzt. Früher war ein classisches Beispiel hierfür die Begünstigung der für den Anschluß an das „kirchenräuberische" Italien schwärmenden welschen Süd tiroler auf Kosten der erzkatholischen, PeterSpfennige spendenden dortigen Deutschen. Neuerdings sind Posen und Westprcußen nicht etwa erst dazu gekommen, aber man hat erkennen gelernt, daß auch dort daS religiöse Bedürfnis der polnischen Nationalität untergeordnet wird. Wir wissen jetzt, und zwar auf Grund zuverlässigster, theilweise gerichtlicher und lonstiger amtlicher Ermittelungen, daß nur deutsch sprechenden Kindern der Consirmandenunterricht in der Muttersprache von Geistliche» vorenthalten, daß neugegründeten, von West deutschen besiedelten Colonien der inständigst erbetene deutsche Seelsorger verweigert, daß mit einem Worte versucht wird, in Den deutschen Ostmarken ebenso vollständig zu ver- polen, wie nach der Ansicht deS Herrn Fritzen in den Vereinigten Staaten „amerikanisirt" wird. Man seilte aber doch meinen, daß der Schutz der Nationalität, dcr den nach Amerika auSgewanderten Deutschen recht ist, dcn in Deutschland verbliebenen billig wäre. Viele deutsche Geistliche in Posen und Westpreußen sind dieser Meinung, da? Centrum jedoch nicht. Es nimmt durchweg die Partei rcr Polen, obwohl eS an dem Beispiele der sogenannten Bamberger und vieler Anderer weiß, daß der polnische Klerus mit Erfolg auf die Ausrottung deS DeutschthumS loS- a.beitet und dem Vorwurf einer aggressiven Gerinanisation LaS Gegentheil des wahren Sachverhaltes zu Grunde liegt. 8tUcK «ort S o. s — 0. U.SSM!. o,4vo.i^u»,«ro. 0.85 y. 2— 6. S.L0 8. S.S0S. 5,50 <1. I,— V SHV 8. S- > S . 30 S. S SO 8. 7.7S 6. 1.— « Wallung der kaiserlichen Marine vorhandenen Wohlfahrts- einrichtungen. 1785 mittlere und untere Beamte be schäftigt die Marineverwaltung in ihren Betrieben; das Bureaupersonal ist bis 8 Stunden einschließlich beschäftigt, daS Personal im Werkstatt-, Außen- und Magazinbetriebe 9—10 Stunden; die Schutzmannschaft 11—12 Stunden, 14 bis 15 Stunden die Lieger, die außer ihrem zehnstündigen Arbeitsdienst 4—5 Stunden auf den ihnen zur ueberwachung überwiesenen Schiffen zuzubringen haben. Die Gesammtzahl der Arbeiter beträgt 13 580; etwa 1500 vertheilen sich auf die Torpedowerkstatt, Bekleidungsämter, Garnisonverwaltungen, Waschanstalten, Verpfleßungsämter, Lazarethe, ArtilleriedepolS, Minendepots, die übrigen 12 000 sind auf den Werften in Danzig, Kiel und Wilhelmshaven beschäftigt. In Tagschichten arbeiteten davon 13 316; die Arbeitszeit beträgt für 13 387, die Vormittags- und Nachmittagspausen eingerechnet, 9 bis 10 Stunden; 114 sind 14 bis 15 Stunden beschäftigt auf der Feuerwache und als Wächter. Von den 64 in Tag- und Nachtschichten beschäftigten Personen haben 59 eine zwölfstündige Sckicht, die der übrigen fünf dauert kürzer. Des Morgens ist in der Regel eine Frühstückspause von 15 Minuten, stellenweise, wo es der Betrieb gestattet, auck eine Nachmittagspause. Ueberstunden und Sonntagsdienst werden grundsätzlich vermieden und an Arbeitsstellen, in denen der Feuersgefahr oder sonstiger Gründe wegen nur künstliches Licht verwandt werden darf, wird im Winter im Allgemeinen 8 Wochen lang 9 Stunden, 6 Wochen lang 8 Stunden und wieder 6 Wochen lang 7 Stunden gearbeitet, wobei dcn Arbeitern eine Winterzulage für die verkürzte Arbeitszeit zu Theil wird. Auf den Wersten in Danzig, Kiel und Wilhelms haven waren im Jahre 1896 14 282 Personen gegen Betriebs unfälle versichert; 490 Unfallanzeigen gingen ein; 7 Ver letzungen hatten dcn Tod zur Folge. An Wittwen Ge- tödteter wurde» 7045 an Kinder derselben 9852 Rente bezahlt. Die Gesammtsumme, die an Renten für Ge- tödtete und Verletzte, für Unterbringung ins Krankenhaus rc. gezahlt wurde, belief sich auf 103 196 Eingehend ist weiter nachgewiesen, was die Marinearbeiter-Unterstützungs- caffe, die Hilfscasse der Torpedowerkstatt in FriedrichSort, die Tarlehnscasse aus der kaiserlichen Werst in Kiel leisten, was der Fiscus für Arbeiterwohnungen und Gärten in Wilhelms haven, Bant und FriedrichSort getban, wie aus den Werften in Danzig, Kiel und Wilhelmshaven für Kinderbewahranstalten, Speise- und Consumanstalten, wie für Körperpflege, Fort bildungswesen, Sparkassen, Auskunfts- und Ratbertheilung, Geselligkeit und Jugendspiele, für Verbandstationen und Samariterschulen alle erdenkliche Für- und Vorsorge getroffen ist. So erweist diese Denkschrift nicht nur, daß die Marine betriebe social ein durchaus erfreuliches Bild bieten, sondern auch, daß diese erfreulichen Verhältnisse nur dann von Dauer sind, wenn sich maßvoll und sicher die deutsche Flotte weiter entwickelt. * Berlin, 14. December. Die gestrigen Verhandlungen der Evangelischen Generalsynode führten zu einer bemerkenswerthen Klarstellung des Standpunctes der officiellcn Kircheuvertretung nach zwei Richtungen: nach der Richtung der Werlhschätzung, welche die Kirche der Persönlichkeit und den Zielen deS Hofpredigers a. D. Ad. Stöcker noch an gedeihen laßt und hinsichtlich der socialpolitischen Thätigkeit der Geistlichen. Herr Stöcker ist von der Gruppe der positiven Union nicht wieder als Stell vertreter für den Generalsynodalvorstand ausgestellt worden; und die Synode hat sich, unter Alebnunzb eines VermittelungS - Antrages des Professors Natbusius und in zustimmender Erklärung zu einem entsprechenden 75»?— — ». — 6. es o — 6. — S. — 8. — 6. 7» » L0 6 w.0p^5 SV 0- w 0vL4 50 S. — L. — 0. — v. rs d.s. . .. WS. «O.I51.L08. — S. — s. 10 s. SS drS. — S. SS 6.
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