Suche löschen...
02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.12.1897
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1897-12-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18971220020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1897122002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1897122002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-12
- Tag1897-12-20
- Monat1897-12
- Jahr1897
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Abend-Ausgabe. VezugS-Prei» rMSerTaMM Druck «ad Virlag voa C. Volz i« Leipzig Sl. Jahrgang. 848. Montag den 2V. December 1897. Inga, morgen hole r hiesige Blätter, rte, nördlich voi, aus Havanna!) Ruiz, welcher ) entsandt war, utonomie anzu- nochmal» herzlichen und reichte Herrn in Leipzig, Ul mLeipzig Vie Moryea^liSgab« erscheint um '/,? Uhr, W «hrudMe^gade »och«ta^ «ubUhr. ls, die Kaiserin' ie übrigen Mi:, , der Kirche de.: i m e n S s e sl c s »cnparave einiger Battenberg ima ontag, »mber 1897. !owgorod in den g stieß 1.',9 - ammel rn g. während beide der Postwagen chädigt wurden, ht. pser „Thessalia" der ratisicirten - „Neuter'schen : cingetrosseneii November da; nrcr noch cinge- :, in denen die ilich ihre- Fiih- erbiindctcn ein aber gnrüclgc' aus 200 angc Flottenmacht Frankreichs in den ostasiatischen Gewäffern_zu- sammen ein gewaltiges Haacks ost für daS ländergierige Ena-- land und seine» congenialen japanischen Verbündeten. o» Oesterreich 1 aus dem Bahn, statt. les amerika, Neriko zur Bor- olitischen Kreisen st die einzige ge- nanövriren tann. schiffen sm , ^änzung de- vor, 78 201 75 535 j 352 425 513 706 96 47130 »094 20i 30.' >1l7l 327 52-' 42 757 ÜLOO!' ) 232 490 600 95 5S015 106 180 860 ; 711 896 >9 227 44 3 «4032 790 871 7286 305 782 818 73 76131 ? 398 580 89«, 1 893 7531! 7 738 77111 1 492 766 71 5 338 71 615 4 89 893 902 10 300 87030 5 427 63 513 170 398 512 2 868 »8023 310 522 802 614 61 72 81 6 432 62 87«: 398 741895 195 335 421 99 251 516 21 107056 21'9 948 1 0»096 87 124 66 97 1 48 114053 873 1163.-0 118100 4 29 ' 801 120113 ; 122006 16 9 330 431 75 931 126148 !8347 50 433 0 90 730 806 480 713 87" 7 46 1:18131 15018 58 21'3 1 454 525 34 1SO38 116 87 j 868 71 963 377 675 721 849 144072 1 433 524 62 209 848 966 <5 629 37 57 151446 644 993 152019 908 15517" 051 363 137 6 97 380 95 607 72 88" 8 464 85 -501 1097 203 449 «0 33 69 95 14 74 339 77 938 170061 41 172042 5 64 1740"» 117 277 395 1 75 703 21' 430 613 68 196 181NL 71 508 623 1. Juli 1898 nmerkutig. gegen Ein- ginalpapta's Filiale«: Otto Klemm'S Lorttm. lkllfre» Hithit), Universitüt-strabe S lPaultuum), Lsui» Lisch«. L«thartu«str. 14. pari, und »tzaiy-platz 7. Ne-action »ad EraeLttioar -ohannessssse 8. Die Expedition ist wochentags nannttthroche» «e-sftut mm früh S dtS «beudS 7 Uhr. AunahmeschluK für Äv)eize«: »b end-Ausgabe: vormittag» 10 Uhr. vlorg««-Ausgabe: Nachmittag» »Uhr. Bri den Filiale« «ud Annabmestellen je ei» halb« Stund« früher. Anzeigen sind stet« an die Expedition z« richten. des Wiener k. k. atisicationeu des endgiltigen n. e Geschwader Spithead, schräg igen Botschasts' iorvettencapitaiu ut wurde, da e- der Frag«: „Und Angela, liebt sie ihn ebenfalls?" Fritz zuckte die Achseln. „DaS misten die Götter! Zuweilen hat eS den Anschein, aber bei der scheuen Zurückhaltung, die ihr trotz aller kindlichen Offenheit in so hohem Grade eigen ist, kommt man nicht in» Klare. Du könntest Dir ein Verdienst erwerben, wenn Du ein wenig bei ihr sondiren und ein gutes Wort für Hugo ein legen möchtest." Anzeiger. Amtsblatt -es Lomglichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, -es Nathes im- Nolizei-Ämtes -er Ltadt Leipzig. „Sicherlich, daS ist gar keine Frage. Also auf Wiedersehen morgen." Damit verließen die Vettern daS Zimmer und schritten bald nebeneinander die Straße entlang. „Also Lehmann will sich verheirathen?" fragte Hans ziemlich gedankenlos, denn er war innerlich noch ganz mit dem be schäftigt, waS er über Angela gehört. „Wer ist denn die Er wählte seines Herzens?" Fritz blieb stehen und sah seinen Vetter kopfschüttelnd an, dann rief er lachend: „Nun sage mir, Hans, Du hast in den letzten Wochen ge schlafen, oder bist Du wirklich so rettungslos in den Banden der schönen Asta, daß Du nicht bemerkst, was in Deiner nächsten Näh« vorgeht?" „Weder da» Eine noch daS Andere", erwiderte Roland mit einiger Befremdung, „wie kommst Du darauf?" „Nun, sonst müßtest Du doch gesehen haben, daß Lehmann über Hals und Kopf in Deine kleine Angela verliebt ist, und keinen größeren Wunsch hat, als sie zu seinem Weibe zu machen." Hans war ganz starr vor Staunen, er konnte das Gehörte gar nicht begreifen. „Wundert Dich daS so sehr? Hast Du wirklich nichts be merkt ?" „Aber ich bitte Dich, Fritz, Angela ist ja noch ein Kind." „Nur in Deinen Augen, mein lieber Han». Andere sehen sehr wohl, daß sie ein entzückende», liebliche» Geschöpfchen ist, wie geschaffen, einen Mann glücklich zu machen. Ich kann Dir verstchern, daß Lehmann nicht der Einzige ist, der sein Herz an sie verloren hat." Hans Roland schwieg. Diese ungeahnte Nachricht über wältigte ihn fast. Ja, Fritz hatte Recht, Angela war kein Kind mehr, er selbst hotte ja vor noch nicht allzu langer Zeit einmal flüchtig diele Entdeckung gemacht, aber in der Aufregung der letzten Wochen wieder darauf vergessen. Die Gewohnheit, in Angela ein Kind zu sehen, war auch zu mächtig gewesen, um ganz plötzlich abgestreift zu werden. Endlich ermannte er sich zu Axzeigelt-Preis ->hie 6 gespaltene Petitzeile LO Pfg. Nerl-mea unter demRedacttouSstrtch lSp» spalten) S04, vor de« Familteomhricht« (S gespalten) 40 >4- Größere Schriften laut «aserem Preis- verzetchaiß. Tabellarischer »ud LUttOjotz «ach höhere« Tarif. Extra »Vellage« (gefalzt), «ur mit dat Morgen-Ausgabe, ohne Postbesördersuz,' ^ll SO.—, mit Postbesörderuog ^tl 70.—» Politische Tagesschau. * Leipzig, 20. December. ES ist bemcrkenswertb, daß der Verlauf d:S branden burgischen Parteitages der Conservattorn mir seinen rein antisemitischen Reden eS der „Kreuzzeitung" Wünschenswerth erscheinen läßt, die Bedeutung jener Veranstaltung nicht überschätzt zu sehen. Das Blatt bemerkt, nachdem es die Ansicht ausgesprochen, daß eine auf dem vstpreußischen Parteitage gehaltene Rede des Grasen Udo Stolberg vielfach eine allgemeine Richt, schnür gegeben, das Folgende: „Grundsätzlich wird dies freilich dem Dresdener Parteitage Vorbehalten bleiben mässen: die Provinzial-Parteitage können der Natur der Sache nach nicht dazu berufen sein, die Gesammtpactei durch ihre Beschlüsse zu verpflichten und zu binden. Das möchten wir u. A. den „Hamb. Nachr.' rntgegenhalten, die sich nachträglich darüber beschwere», dass der conservalivr Parteitag für Brandenburg den Deutsch-Soctalen gegenüber nicht Stellung genommen habe. Alles, was hierher gebärt, muß, wie gesagt, dem Dresdener Partei- tage Vorbehalten bleiben und kann, so weit es erforderlich ist, erst dort endgiltig entschieden werden. Wie die Entscheidung auSfallen wird, kann angesichts des Verhaltens der Deutsch-Socialen freilich kaum zweifelhaft erscheinen. Wo sich so offenbare Feindseligkeit zeigt und jedes Entgegenkommen mit neuen Angriffen beantwortet wird, muß der hingeworfcne Handschuh ausgenommen werden." C» bleibt abzuwartcn, was in Dresden geschehen wird. Inzwischen bestätigt die antisemitische „StaatSbürgerztg." aufs Neue, waS das conservative Parteiblalt über Vie antisemitische Feindseligkeit sagt. Das Organ des Bundes der Landwirtbe — als solches müssen wir die „Deutsche Tageszeitung" nach wievoranseben—will gebärt haben, GrafH erbert Bismarck hege große Bedenken, die Reichstagßcandidatur in DreSden- Altstadt anzunebmen. WaS daran ist, wird sich ja bald Herausstellen. Wie immer aber die Aufklärung lauten wird, kann sie dem Ausbruch des Berliner Antisemitenblattes nichts von seiner charakteristischen Bedeutung nehmen. Die „Staats bürgerzeitung" schreibt nämlich n. A.: „In ihrer, blassem Geschäfts- und Fractionsneide entsprungenen Feindschaft gegen die Reformer (gemeint sind die von Liebermann v. Sonnenberg und Zimmermann geführten Antisemiten. D. Red. des „Letpz. Tag,bl.".) wollen die Conservative» es jetzt versuchen, die von den Reformern eroberten Wahlkreise tn die Hände der Socialdemokratie zu spielen, um sich hinterher mit der Lüge ein« führen zu können: Der Antisemitismus ist di» Vorfrucht der Social demokratie." Aus diesem Grunde, so heißt es weiter, sei Graf Herbert Bismarck von der „sächsischen Hofratbspartei" bestürmt worden, die Dresdener Candidatur anzunehmen. ' In Oesterreich gehen di« Wogen deS Nationalitäten kampfes noch immer hoch und eS hat durchaus nicht den Anschein, al» ob sie sich so bald beruhigen werden. So fordern neuerdings in einer Reihe von Vorschlägen zu festerer Organisation der Tschechen gegen die Deutschen die „Narvbni Lisch", das weitaus verbreitetste junglschechische Tageblatt in Prag und Böhmen, nicht nur die Boycottirung ver deutschen Sprache, sondern auch die Boycottirung ! deS deutschen Reiche». Da dir Deutschen im Reiche natürliche Feinde der Tschechen sind, sagt daS genannte h«trt ««> do, Lororteu «richteten Ao*> Ladestelle« «tzg«holt: vterteljklhrlich^4.S^ kei zweimaliger täglich« Kastell««, m» haiw ^l Diäch di» Post bezogen für Leilschwah and Oesterreich: v«rne>iShrltch -I . Ltria» «gliche Kreuzbaadiruouxg tzülS R«Sllmd» monatlich ? Das Wahrzeichen -er Herrendorss. Roma« von L. Migula. HanS hörte aufrichtig erschrocken diese Bedenken aussprechen und sagte zögernd: „Ich habe wirklich keine Veränderung an ihr bemerkt I Meine Zeit und Gedanken waren aber in den letzten Wochen so sehr con allen möglichen Dingen tn Anspruch genommen, daß et wohl erklärlich ist, wenn ich nicht so genau auf ihr Aussehen achtete." „Das ist aber Unrecht", bemerkte Inga. „Nach dem, waS Sie uns über die Krankheit ihrer Mutter erzählt haben, ist bei der zarten Constitution Angela'» doch wohl große Vorsicht ge boten. Ich würde jedenfalls bald einen Arzt zu Rath« ziehen." „Ja, gewiß; eS ist unverantwortlich von mir, dir über nommenen Pflichten nicht strenger erfüllt zu haben; ich werde sofort mit Onkel Norden sprrchen, und wenn eine Luftver änderung und Zerstreuung ihr nützlich ist, so nehme ich Ihren gütigen Vorschlag mit dem aufrichtigsten Dank an; kann sie doch nirgend» bester aufgehoben sein als auf der Ringburg." Er erhob sich erregt und beunruhigt, um sich zu verabschieden. „Machen Sie sich nur keine überflüssige Sorge, mein lieber Aoland", bemerkt« der alte Herr beschwichtigend, „die ungewohnte Geselligkeit ist der Kleinen zu viel geworden, eS hat sicher nicht» zu bedeuten, auf der Ringburg wird sie bald blühen wie ein ÄöSletn." „Wir wollen e» hoffen. Einstweilen Tank für Ihre Güte", entgegnet« Han» r. Herrendorf die Hand zum Abschiede. Fritz hatte sich ebenfalls erhoben. „Ich begleite Dich rin Stück. Ldieu, ch Dich zu einem Spazierritt ab; ich muß" die Gelegenheit wahrnehmen, so lange Du noch hier bist, Adieu, Onkeli Ob ich nicht zu einer Parti« Whist bleiben kann? Leider nicht, ich 5abe eine Verabredung mit Lehmann; der arme Kerl ist außer Aand und Band, da muh ich ihn ein rvenig auf andere Gedanken bringen." „Ja, so geht'S, wenn man verliebt ist", scherzte Herrendorf, wünsche ihm guten Erfolg, er verdient ihn, habe den netten Zungen immer gern gehabt, wird gewiß ein guter Ehemann dndea." Die russische Kriegsflotte in Port Arthur. —Die Nachricht der officiosen russischen Telegraphen- Agentur. daß daS russische Geschwader in der Sonnabend- Nacht Port Arthur besetzt habe, complicirt einerseits die durch Deutschlands Vorgehen in der Kiao-Tschau-Bucht geschaffene Lage, wie sie dieselbe andererseits für uns in erfreulicher Weise klärt. Halten verschiedene Aeußerungen ver russischen Presse während der letzten Tage der Auffassung anscheinend Vorschub geleistet, die optimistischen Aeuße rungen von osficiöser deutscher Seite, daß einer friedlichen Erledigung der Kiao-Tschau-Angelegenheit mit den bethei« ligten Mächten nichts im Wege stehe, würden durch die Tbatsachen desavouirt, da Rußland offenbar in dem Vorgehen Deutschland- eine seine eigenen ostasiatischen Interessen gefährdende Handlung erblicke, so erscheinen heut» nach dem ein neues Kit accompil schaffenden Schritt Ruß lands alle diese Besorgnisse verscheucht. Allerdings heißt eS in der Note der russischen Tele graphen - Agentur, die russische Flotte bcbabsick'tigc, in Port Arthur nur den Winter zuzubringen, und zu einer solchen Ueberwinterung hat Rußland sich schon längst das Recht auf so lange gesichert, als es keinen andern eisfreien Hafen in Ostasien besitzt. Es könnt: also scheinen, als ob es sich nicht um eine dauernde Occupatio» von Port Arthur handelte, zumal in der Note versichert wirt, daß von einer Demonstration oder feindseligen Handlung gegen irgend Jemand keine Rede sein könne. Allein die Tbatsachc, daß Rußland sich gerade den jetzigen kritischen Augenblick wählt, an dem wichtigsten Punct der ost asiatischen Küste seine imposante Kriegsflotte zu con- cenlriren, und da» große Aufsehen, welches die Petersburger Meldung überall gemacht bat, lassen die Auffassung voll berechtigt erscheinen, daß Rußland einfach dem Beispiele Deutschland« gefolgt ist. Das ist auch, soweit wir bis jetzt überseken können, die allgemeine Auffassung, und sie findet ibre Begründung in Manchem, was ver jetzigen Action Rußlands voraufgegangen ist. So sehr auch die russische Presse sich stellte, als ob sie gegen Deutschland schmolle — nach der jetzt geschaffenen Sachlage nimmt sich der bekannte Artikel der „Petersburger Wjevomosti" als eine sehr geschickte Flankendeckung der in ganz anverer Richtung gehenden ostasiatischen Politik Rußlands au» —, sie hat doch immer durchblicken lassen, daß man an der Newa nicht daran denke, Deutschland in den Arm zu fallen, wohl aber daran, e« ihm nach zu machen. Darauf baben wir schon vor Wochen bei der Besprechung eines Artikels des russisch officiösen „Nord" hingcwiesen, an dessen Schlüsse e« hieß: „Für Rußland und Japan spcciell ist die Besetzung der Kiao-Tschau-Bucht lehrreich und kann unS al« Beispiel dienen. Rußland braucht einen eisfreien Hafen am Großen Ocean. Die chinesische Negierung wird Rußland freiwillig niemals einen solchen Hafen zur Verfügung stellen. Wenn aber Deutschland di« Kiao- Tschau-Bucht nicht räumt, so wird Rußland da» Recht haben, als Erwiderung darauf seinerseits einen Tbeil chinesischen Gebietes zu besetzen." DaS ist nnnmebr geschehen, aber, wenn die ofsiciöse russische Agentur die rolle Wabrheit sagt, nicht im Widerspruch mit China, sondern in Uebereinstimrnung mit diesem. Es hat aber weiter den Anschein, als ob diese „Ich? Damit verschone mich!" fuhr Hans heftig auf. „In solcher Angelegenheit muß Jeder für sich handeln, ich wenigstens mische mich auf keinen Fall hinein. Verzeihe übrigens, wenn ich mich hier von Dir verabschiede, ich muß noch einen Besuch bei Holm, unserem Bariton, machen, der meinen Rath in Betreff seines morgigen Auftretens wollte, und mich gestern nicht zu Hause traf. Auf Wiedersehen!" Er reichte ihm die Hand und schritt rasch um die nächste Straßenecke, Fritz in einiger Verwunderung zurücklassend. „Sonderbar!" murmelte er vor sich hin, „daS sah ja fast wie Eifersucht aus. Sollten wir un» Alle in Betreff Asta's so schmählich geirrt haben, und er nicht sie, sondern sein Pflege töchterchen lieben? Der arme Lehmann könnte mir freilich leid thun; für Hans aber wüßte ich wahrhaftig keine passendere Frau, als daS liebliche Elfenkind, wie Onkel Siegfried sie nennt. Ich werde doch Lehmann rathen, sich die Sach« au» dem Kopfe zu schlagen, mit Hans könnte er keinesfalls concurriren." Mit diesem Vorsatz dreht« er sich kurz um und suchte das bekannte Local aus, in dem sein Freund ihn erwarten wollte. Hans dachte nicht daran, den Collegen aufzusuchen; er hatte diesen Grund nur angegeben, um sich von Fritz trennen zu können, denn es war ihm ein brennendes Bedürfniß, allein zu sein und die so plötzlich auf ihn einstürmenden Eindrücke in sich zu verarbeiten. Fritz hatte nicht so Unrecht gehabt, eS war wirklich jäh aufflammende Eifersucht gewesen, dir HanS veranlaßt hatte, seine Vermittelung so schroff abzulehnen. Er war so gewohnt, Angela al» Kind zu betrachten, daß er niemals darüber nachgedacht hatte, welcher Art die Gefühle wohl sein könnten, die er für sie hegte. Sie war ihm als Kind ans Herz gewachsen, und die Trennung von ihr, die er für die Dauer seine» heimathlosen Wanderlebens nöthig gefunden hatte, war ihm schwer genug geworden; er war eben zu sehr an ihre stete Gegenwart gewöhnt, um ihr Helles Lachen, ihr fröhliches Singen nicht überall zu vermissen. AIS er sein bleibende» Heim gegründet hatte, war ihm vor Allem der Gedanke, sein kleine Angela wieder nm sich zu haben, angenehm und freudig gewesen; er hatte sich nie gefragt, weshalb. Sie war bei ihm, mehr brauchte er nicht; der Gedanke, daß sie einmal einem anderen Manne angehören könne, war ihm nie gekommen, und nun er plötzlich vor diese Möglichkeit gestellt wurde, schien e» ihm, al» wenn der Boden unter seinen Füßen forigezogen würde, al» verfiinke er in eine dunkle, schauerliche Tieft, in dir kein Strahl beglückenden Lichts hinabfiel. Für Angela hatte er gesorgt, jahrelang, sie war der Mittelpunkt für sein Denken und Handeln gewesen, ihm selbst ganz unbewußt; wurde sie ihm geraubt, so verlor sein Leben Zweck und Ziel. Ihm war, al» könne er auf Alles verzichten, Uebereinstimrnung sich auch aus Deutschland und Frank-! reich beziehe und der Handstreich Rußlands im Ein vernehmen mit beiden Mächten von langer Hand! vorbereitet sei, wie ja auch andererseits dir allgemeine Meinung dahin geht, daß Deutschlands Vorgehen in China auf einer weit reichenden Uebereinstunmuug mit Rußland und Frankreich beruhe. Unter diesem GesicktSpunct gewinnt die Nachricht ganz besondere Bedeutung, daß der deulscheKaiser am Freitag Abend unmittelbar nach der Rückkehr von Kiel dem russischen Botschafter v. Osten-Sacken einen einstündigen Besuch abgestattet und dann eine längere Unterredung mit dem Reichskanzler gehabt bat. Diese Unterredungen dürften sich in erster Linie auf die Operation der russischen Kriegsflotte bezogen haben. Aber auch was Frankreich betrifft, so liegen genug Preßänßerungen vor, die erkennen lassen, daß man von Anfang an an leitender Stelle in Paris über die Absicht Deutschlands ebenso unterrichtet war, wie über diejenige Rußland-, Wir erinnern in dieser Beziehung nur an die bedeutsame Aeußerung des hochofficiösen „Journal Les Dsbats", welches in einer Besprechung der Kiao-Tschau-An- gelegenhcit nicht nur hervorhob, von einer Bemnudigung Frankreichs könne keine Rede sein, sondern hinzufügte, eS bestehe die Möglichkeit, daß Deutschland und Frank reich in Ostasien sich gegenseitig Beistand leisten. Für uns kommt die sensationelle Beschlagnahme Port Arthurs durch die russische Flotte jedenfalls, wie man die Sachlage auch beurtheilen mag, als ein neuer Er folg auf unserer von der Politik de» Kaisers ebenso vorsichtig wie energisch beschrittenen Bahn in Betracht: Rußland verzichtet durcb die Beschlagnahme Port Arthurs auf Kiao-Tschau, überläßt e« also den Teulschen, und gewährt uns damit zugleich die notbwendige Rückendeckung gegen Japan und — England. Noch vor dem Eintreffen der Port-Artbur-Meldung kam die Nachricht, das britische Kriegsschiff „König" sei in der Kiao-Tschau-Bucht vor Anker gegangen. Daraus war zu schließen, daß England beabsichtige, Deutschland nicht in dem ungestörten Besitz der Bucht zu lassen und selbst zu Hanseln, nachdem es feiner Diplomatie und seiner Presse nicht gelungen war, Rußland und Frankreich gegen Deutschland auszuspielen. AlS die Nachricht von Rußland» Eingreifen in Paris bekannt wurde, deutete man dasselbe sofort al« eine weitere Nie Verlage England«. Mit einer solchen hat man es auch zu thun, denn nunmehr ist die Constellalion, die schon lange im Werden begriffen war, nicht die: Deutschland der Concurrent Rußlands, Eng lands und Frankreichs, sondern: England und Japan die Cvncurrcnten jener drei Mächte. Wie man in Peking sich in der Occupationsfrage resolvirt hat, darüber verlautet noch nichts definitiv, aber es unterliegt nun wohl keinem Zweifel mebr, daß die Ansicht de« Vormtzenden des Auswärtigen Amtes, deS Prinzen Kung, durchdring»,Deutsch- lanv den Besitz Kiao-Tschau« zuzuerkenncn, was China Klar heit darüber verschaffen würde, ob Rußland und Frankreich offen aus der Seite Deutschlands stehen wollen. Diese Klar brit ist China jetzt anscheinend geworden, und wenn es auch ein nicht unbeträchtlicher Theil seines Felle« ist, das da« „Raub"- Consortium, wie englische Blätter sich auezudrücken belieben, für sich in Anspruch nimmt, so fährt China, wenn es diesem Eon ortium freundlich entgegenkommt und sich seiner Hilfe versichert» immer noch unendlich besser, als wenn es England und Japan auf Gnad« und Ungnade auSgeliefrrt wird, die Beide sich sicherlich nicht mit dem Fell begnügen würden. auf Reichthum, Ruhm und Stellung, ja, selbst auf die Versöhnung mit seinem Großvater, wenn ihm nur Angela bliebe. Erst in dem Augenblick, wo ihr Verlust ihm drohte, wurde er sich bewußt, was sie ihm war, wie tief und unlöslich sie mit seinem Fühlen und Denken verwachsen war. Aber es konnte auch gar nicht sein, sie durste keinen anderen Mann lieben und ihn verlassen! Und wenn es doch so war? Er grübelte und quält: sich mit Zweifeln und bangen Fragen und kam doch zu keinem Resultat. „Ich kann sie nicht verlieren", sagte er sich immer wieder, „ich will sie nicht von mir lassen und wenn ich mit ihr fliehen müßte bis ans Ende der Welt. Wir wollen fort aus Deutsch land, zurück nach Amerika, wo wir so glücklich waren. Hat sie mich nicht erst vor Kurzem darum gebeten? O Thor, der ich war, nicht sofort einzuwilligen, vielleicht ist es jetzt zu spät! Und wenn sie nun einen Anderen liebte, sollte er sie zwingen, zu entsagen und ihm zu folgen? Was konnte es ihm nützen, sic unglücklich zu machen? Dadurch mochte er sein Glück nicht erkaufen. Nein, das wollte er nicht, aber beobachten würde er und prüfen, ob sie Lehmann oder irgend einen Anderen liebte, und wenn dies nicht der Fall, wenn ihr Herz noch frei war, dann wollte er versuchen, e» für sich zu gewinnen. Nachdem er diesen Entschluß gefaßt hatte, wurde er ruhiger; dennoch fühlt« er sich innerlich so erschüttert, daß er erst nach langem Hin- und Herwandern den Wey nach seiner Villa einschlug. Sein Herz klopfte stürmisch, al» er sein Haus betrat; er kam sich völlig verwandelt vor und sah Alle» in einem ganz neuen Licht. Er scheute sich fast, sogleich in da» Wohnzimmer zu treten und Angela in die Augen zu sehen; ihm war, als müsse sie soforr die Veränderung, die mit ihm vorgegangen loar, und damit auch zugleich seine Gefühle für sie, die ihm selbst eben erst zum Bewußtsein gekommen waren, erkennen, und nicht um Alles in der Welt hätte er sich vrrrathen mögen, ehe er die Gewißheit gewonnen, daß sie sich noch für keinen Anderen entschieden habe. Er schritt langsam auf der Terrasse auf und ab, tief in Ge danken versunken: plötzlich horchte er auf. Au» Angela'S Zimmer erklang die Einleitung zu dem Lied Margarethen»: „Wie stolz und stattlich gebt er", gleich darauf fiel Angela'S süße Stimme ein. Er hatte da» Lied neulich erst au» einem anderen Munde gehört, wie stolz und siegessicher hatte es da erklungen, und wie lockend hatten die flimmernden schwarzen Augensterne ibm ent- gegengrleuchtet. Welch ein anderer Gesang war dies, scheu und zagend, wie ein schüchterne» Licbe»gtständniß drangen die sanften Töne an sein Ohr, fast schmerzlich verhallte der Schluß: „O Lieb, wie bist Du bitter, o Lieb, wie bist Du süß." (goetsetzun- folgt.) Eine Gegenaction England- und Japan- scheint un« ! vorerst ausgeschlossen, da beide einen bewaffneten Conflict mit dem „ostasiatischen Dreibund" nicht wagen können. ! Wohl aber sind Zwischenfälle für später nicht aus geschlossen, und in Hinblick varauf wird auch die Aeußerung reS Kaiser- in Kiel zum Prinzen Heinrich, „Sollte e« aber irgend Einer unternehmen, uns an unserem Gute kränken oder schädigen zu wollen, dann fahre drein mit ge panzerter Faust" erst recht verständlich und die von radicaler deutscher Seite zu Markt gebrachte Weisbeit, das Aus laufen der deutschen Flotte nach China und die Kieler „Heraus forderung" seien gar nicht nöthig gewesen, wenn doch Rußland mit dem Vorgeben Deutschlands einverstanden sei, gründlichst all adsurckuin geführt. Es ist nun einmal da- Vorrecht deutsch freisinniger Weltpolitik, daß sie sich im Verpassen der großen Momente der Weltgeschichte lächerlich macht. Ihr fehlen die weiten Gesichtspunkte und über dem kleinlichen Partei hader daheim sieht sie nicht, WaS draußen wird unv im Werden begriffen ist. Für jeden Kenner der Stimmungen und Strömungen im deutschen Volke aber ist eS außer jeglichem Zweifel, daß die unter den Auspicien des Kaisers und unter Führung des Prinzen Heinrich ergriffene und vom Fürsten Bismarck zugedilligte maritime Initiative zum Schutze der deutschen Interessen in China gut geheißen und getragenwird von der ganzenFülle deöNechts und KrastbcwußtseinS unserer Nation. Ueber das von Rußland occupirte Gebiet haben wir, da eS aus dem chinesisch-japanischen Kriege noch zur Genüge bekannt sein dürfte, nur noch wenig zu sagen. Port Arthur liegt auf 38 Grad 4l Min. nördlicher Breite und 121 Grad 16 Min. östlicher Länge, auf der südlichsten Spitze der Halb insel Liao-Tung, östlich vom Cap Regeuts Sword i.Lau- lie-Scdan). Mit dem etwa 158 Kilometer südöstlich beim Cap Schantung gegenüber gelegenen Hafen von Wei-Hai- wei beherrscht eS den Eingang zum Golf von Petschili, den Weg nach der Hauptstadt CbinaS. Die Festung liegt an einer Bucht, die durch eine kleine Insel geschützt ist. Sein Hasen bat eine Länge von 460 Metern und eine Breite von 320 Metern. Im nordöstlichen Theile des Hafens befindet sich das einzige Trockendock Chinas. Der Hafen ist stets eisfrei. Vom Viceköuig Li-Huug- Tschang wurde Port Arthur mit ungeheueren Kosten zu einem Kriegshafcn ersten Ranges ausgcbaut, wo infolge der großartig angelegten Wersten, Eisengießereien u. s. w. alle Ausbesserungen an Kriegsschiffen vorgenvmmen werden können. Befestigt ist Port Artdur durch 12 geschlossene Küsten werke, die nut mehr als 40 Krupp'schen schweren Geschützen und mehreren großen Mörsern versehen sind. Nur durch die Nachlässigkeit der Chinesen wurde es den Japanern möglich, diese Feitung am 22. November 1891 nach kurzem Bom bardement einzunebmen. Der Ort selbst, früher rin elendes Fischerdorf, zahlt jetzt bereits über 4000 Einwohner, obwohl das Trinkwassrr schlecht ist. Daß Rußland sich hier sestsetzt«, zeigt wieder, daß seine Interessensphäre nördlicher liegt, als Kiao-Tschau. Hier ist der südliche Endpunct der russischen Mandschurei-Bahn und hier ist der geeignetste Punct, Japan bei feinen Operationen auf Korea in Schach zu halten, das nunmehr als russische Provinz zu gelten hat. Die gesammte russische Kriegsflotte in Ostasien be steht aus 30 Schiffen und Fahrzeugen nebst 7 Torpedobooten, die insgcsammt LlLO Mann an Bord haben; an Geschützen > haben die Schiffe 22 schwere, 105 mittlere unv 229 leichtere, I mit dem deutschen Geschwader und der achtunggebietenden I Blatt, so ist r» die Pflicht "der Tschechen, hauptsächlich "nicht 933 227 941
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite