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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.12.1897
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1897-12-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18971227011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1897122701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1897122701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-12
- Tag1897-12-27
- Monat1897-12
- Jahr1897
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Reclamen unter dem ütedaction-strich («ge spalten) 50^, vor den Familirnnachrichte» (6 gespalten) 40 Größere Schriften laut unserem P«i»- verzrichaib. Tabellarischer und Ztsferasatz nach höherem Taris. Extra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen »Ausgabe, ohne Postbesürderang ^tl ÜO.—, mit Postbeförderung 70.—. Anuahmeschluß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Bormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag« 4Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je ein« halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. 91. Jahrgang. Montag den 27. December 1897. Ranttsche Gasse 6 Herr Prleür. voller, Colonialwaarenhandlung, Ranstädter Tteinweg 1 Herr v. LuAvlumnu, Colonialwaarenhandlung, Schützerrftrahe 5 Herr «lut. tdekümli Iien, Colonialrvaarenhandlung, Westplaü 32 Herr ü. Vtttrtvti, Cigarrenhandlung, Aorkstra^e 32 (Ecke Berliner Straße) Herr tt. Uürtlotd, Colonialivaarenhandlung, Zeitzer Stratze 35 Herr V. Lüstvr, Cigarrenhandlung, in Plagwitz Herr A. brittLiuauu, Zschochersche Straße 7 s, - Reudnitz Herr k'uxmauu, Alarschallstraße 1, - - Herr üviul». >Vvt)vr, Alützengeschäst, Leipziger Straße 6, - Thonberg Herr 1t. üriutLett, Reitzenhainer Straße 58, - Voltmarsdors Herr 0. A. Aauiuuuu, Conradslr. 55 (Ecke Elisabethstr.). Im Interesse rechtzeitiger und vollständiger Lieferung des Leipziger Tageblattes wollen die geehrten Leser die Bestellung für das I. Vierteljahr 1898 baldgefälligst veranlassen. Ter Bezugspreis beträgt wie bisher vierteljährlich für Leipzig 4 50 mit Bringerlohn für zweimaliges tägliches Zutragen S 50 durch die Post bezogen für das Deutsche Reich und Oesterreich-Ungarn 6 In Leipzig nehmen Bestellungen entgegen sämmtliche Zeitungsspediteure, die Hauptexpedition: Johannesgafse 8, die Filialen: Katharinenftratze 14, Königsplatz V und Universitätsstratze 3, sowie nachfolgende Ausgabestellen: Arndtstrahe 35 Herr L. 0. Llttel, Colonialwaarenhandlung, Beethovenstrahe 1 Herr keter, Colonialwaarenhandlung, Brühl 53 6. 86Üul)6rt'8 Xaeütolxvr, Colonialwaarenhandlung, Frankfurter Strahe(Thomasiusstraßen-Ecke) Herr Otto k'raur, Colonialwaarenhandlung, Löhrstrahe 15 Herr Luuaril Uetzer, Colonialwaarenhandlung, Nürnberger Straße 45 Herr LI. L. Aldreekt, Colonialwaarenhandlung, in Anger-Crottendorf Herr Lodert Oreiuer, Zweinaundorfer Straße 18, - Cutritzsch Lodert ALner, Buchhandlung, Delitzscher Straße 5, - Gohlis Lodert Altner, Buchhandlung, Lindenthaler Straße 5, - Lindenau Herr Aldert Lluüuer, Wettiner Str. 51, Ecke Waldstr., Buchbinderei, - Neustadt 8ede1t'8 Auiroueeu-Lxpeültlon, Eisenbaünstraße 1, Leipzig und Dresden. Nachd ruck Verbote». II. ick. Von hohem Interesse ist ein Vergleich der Einkom menverhältnisse in beiden Städten. Die Gesammt- ziffern zeigen für das Jahr 1895 folgendes Bild: Einkommen Eingeschäble Personen inogesamml pro Person Leipzig .. 162804 276 213147 1697 Dresden . . 157349 277458378 - 1763 - Es ist sonach das Einkommen in Dresden pro eingeschätzte Person um 66 Mark oder um 4 Proc. höher gewesen. Aber es ist bei Leipzig zu berücksichtigen, daß dasselbe eine große Zahl von Vororten, die nur ein geringeres Durchschnittseinkommen aufweisen, ausgenommen hat, während bei Dresden nur zwei Vororte, nämlich Striesen und Strehlen, eingerechnet sind, von denen der letztere sogar ein sehr hohes Durchschnittseinkommen aufzuweisen hat. Werden Leipzig und Dresden in ihrem früheren Um fange gegenüber gestellt, so würde sich für 1896 in ersterer Stadt ein Durchschnittseinkommen von 2187 Mark, für letztere Stadt ein solches von 1810 Mark pro eingeschätzte Person ergeben. Bekannt ist ja auch, daß Leipzig bis zum Jahre 1888 in der Landesstatistik über die Einkommensverhältnisse in den Städten Sachsens stets an oberster Stelle stand und erst seit 1892, d. h. nach Einverleibung der Vororte, hinter Dresden und Zwickau an die dritte Stelle gekommen ist. Das gilt natürlich nur für den Gesammtdurchschnitt; das Einkommen selbst ist auch in Leipzig ein stetig steigendes gewesen. Die Vertheilung des Einkommens nach den ver schiedenen Hauptquellen war im Jahre 1896 folgende: Einkommen au« Grundbesitz . . . Renten Gehalt und Löhne . Gewerbe und Handel Zusammen Ab an Schuldstnjen in Leipzig in Dresden insgcsammt pro Person inSgcsammt pro Person 36 402 496 224 36 251 695 230 39 997 876 246 61 087 288 388 118 793 532 730 119 887 908 762 105041 693 645 84 320 501 536 300 235 597 1845 301 547 392 1916 24 022 450 148 24 089 014 153 Steuerpflichtig 276 213 147 1697 277 458378 1763 Wie ein Vergleich ergiebt, bewegen sich in beiden Städten die Einkommen aus Grundbesitz, sowie aus Gehalt und Löhnen annähernd in derselben Höhe. Erhebliche Unterschiede bestehen dagegen in dem Einkommen aus Renten, sowie aus Gewerbe und Handel. Ersteres ist in Dresden, letzteres in Leipzig größer. Was das höhere Renteneinkommen in Dresden anbetrifft, so ist bekannt, daß in dieser Stadt eine große Zahl von Rentnern lebt. Auf das höhere Gewerbe- und Handelseinkommen in Leipzig werden wir noch weiter unten zuzukommen haben. Wie groß der Unterschied in dem Einkommen zwischen Alt- Leipzig und Neu-Leipzig ist, zeigt die folgende Gegen überstellung. Es betrug im Jahre 1895 das Einkommen: in Alt-Leipzig in Neu-Lcipzig in-gesammt inigstimmt 1 .6 pro Lleuer- pflichiigen .4 aus Grundbesitz . . . 24 906108 305 11496 388 142 - Renten .... 32 954 589 403 7 013 287 87 - Gehalt u. Löhnen . 59 764 122 731 59029 410 728 » Handel u. Gewerbe 77 274 765 946 27 766 928 342 Zusammen 194 899 584 2385 105 336 013 1299 Ab an Schuld,stufen 16 322 550 198 7 699900 95 Steuerpflichtig 178 577 034 2187 97 636113 1204 Da für die Stadt Dresden in ihrem Umfange vor Aufnahme der Vororte für das Jahr 1895 keine besonderen Angaben vor liegen, so läßt sich für Alt-Leipzig und Alt-Dresden ein ziffer mäßiger Vergleich nicht geben. Im Allgemeinen kann jedoch mit Sicherheit angenommen werden, daß in dem gedachten Umfange in beiden Städten das Einkommen aus Renten durchschnitt lich ein gleiches ist, dasjenige aus Gehalt und Löhnen in Dresden und umgekehrt das aus Grundbesitz in Leipzig ein etwas höheres ist, während das Einkommen aus Handel und Gewerbe in Leipzig bei Weitem überwiegt und die Waage zu Gunsten dieser Stadt herunterschnellen läßt. Was aber den Unterschied zwischen Alt- und Neu-Leipzig anbetrifft, so ist derselbe so in die Augen fallend, daß es keiner besonderen Hervorhebung dessen bedarf, wie sehr durch Neu- Leipzig die sich für das jetzige gesammte Stadtgebiet ergebenden Durchschnitte beeinflußt bez. herabgedrückt werden. Die vorstehend gegebenen Berechnungen sind ausgefllhrt auf die Personen der Steuerpflichtigen. Sie können als maßgebend erachtet werden hinsichtlich der Einkommensverhältnifle im Allge meinen, so also u. A. hinsichtlich der Höhe der Löhne rc. Es läßt sich nun auch die Berechnung proKopfderBevölkerung ausführen und diese kann als maßgebend für die Lebenshaltung erachtet werden. Hierbei stellen sich die Ergebnisse für Dresden günstiger, als für Leipzig, weil in letzterer Stadt und besonders in ihren Vororten die Zahl der Kinder eine größere ist, als in Dresden und Umgebung. Mit Ausschluß der Militairbevölterung entfiel in Dresden auf den Kopf der Bevölkerung ein Einkommen von 851 Mark, in Leipzig ein solches von 697 Mark. Unterscheidet man wieder für Leipzig zwischen der Altstadt und den angeschlossenen Vororten, so stellt sich das Einkommen für A l t - L ei p z i g auf 993 Mark, für Neu-Leipzig aber nur auf 450 Mark pro Kopf der Be völkerung. Also auch hier sehen wir, daß, wenn wir das Ein kommen für Dresden in seinem früheren Umfange auf 880 Mark pro Kopf der Bevölkerung veranschlagen, Alt-Leipzig ein höheres Einkommen aufweist. Allerdings hat sich der Vorsprung ver mindert gegenüber der Berechnung pro einzcschätzte Person. Im Ganzen ist das Ergebniß folgendes. Alt-Leipzig steht gegenüber Alt-Dresden unbedingt günstiger in den Einkom- mensvcrhältnissen da. Die Bevölkerung in der Umgebung dieser beiden Stadtbezirke ist jedoch bei Dresden (Strehlen, Loschwitz, Blasewitz rc.) weit owhlhabender, als bei Leipzig. Würde man daher die politischen Grenzen überhaupt außer Betracht lassen, dagegen einen gleich großen Umkreis in Berechnung ziehen (etwa wieder 10 Kilometer im Halbmesser), so dürfte sich er geben, daß das Einkommen in Leipzig und Dresden ein gleiches ist, berechnet für jede steuerpflichtige Person. Berechnet man das Einkommen pro Kopf der Bevölkerung, so steht Dresden aus dem schon angegebenen Grunde im Vortheil, wie denn auch die Einschätzung für 1896 zeigt, daß im Steuerbezirk Dresden (Stadt und beide Amtshauptmannschaften) auf 579 874 Ein wohner ein Einkommen von 413 239 533 Mark oder auf den Kopf 712 Mark entfallen, im Steuerbezirk Leipzig (Stadt und Amtshauptmannschaft) auf 500 082 Einwohner ein Ein kommen von 329183 936 Mark oder auf den Kopf 658 Mark entfallen. Die Ueberlegenheit Leipzigs im Handel und Gewerbe hat sich schon aus den Einkommensziffern ergeben. Sie ist aufs Neue beweiskräftig belegt worden durch die neuesten Veröffent lichungen über den sächsischen Post- und Telegraphen verkehr im Jahre 1896. Wir stellen hier die Ziffern gegen über: bis zu 1896 die im Li<u,O«ork Dresden 12 638 926 15 499 152 . 32 668 717 » 21649 809 » Die Gesammteinnahmen aus dem postalischen Ver kehr betrugen im Postbezirt Leipzig 8676316 Mark, im Postbezirk Dresden 5616838 Mark, bezw. pro Kopf der Bevölkerung im Postbezirk Leipzig 21 Mack, im Postbezirk Dresden 14H Mark. Das Uebergewicht Leipzigs ist also ein ganz bedeutendes und es ist um so höher anzuschlagen, weil im Jahre 1896 Dresden seine Ausstellung Halle, die doch immerhin von Einfluß auf den postalischen Verkehr gewesen ist. In dieses freudige Gefühl der Leipziger mischt sich jedoch insofern ein Wermuthstropfen, weil nicht zu verkennen ist, daß gerade das letzte Jahrfünft für Leipzig einen Zeitabschnitt ver langsam ten Fortschreitens, dagegen für Dresden einen solchen rapider Entwickelung darstellt. Um das zu erweisen, kommen wir nochmals auf die Schätzungen zur Einkommensteuer zurück. Nach diesen Schätzungen betrug nämlich von 1891 Zunahme de» Einkommens aus Grundbesitz - Renten » Gebalt und Löhnen. . - Handel und Gewerbe . Zusammen Zunahme an Schuldzinsen Steuerpflichtig, mehr 29 020 263.^ 92 037 880 Im Steuerbezirk Dresden ist also in den letzten fünf Jahren die Steigerung des Einkommens eine dreifache gegenüber der Steigerung im Steuerbezirte Leipzig gewesen. Zweifellos hat Dresden seinen so ganz außerordentlichen Aufschwung zu einem im Ikwttbezirk Leip,,., 2 575 030 ./r 2 949 154 » 23 462 379 » 5 692 050 . 34 678 613 .« 102 456 604 5 658 350 » 10 418 724 » Postdezirk PoslbeZrk Aufgegcbeu: Leipzig Tres»en Briefe und Druckjachen .... 80 357 900 47 241 60) Briefe mit Werlhangabe . . . 225 536 170 528 Packele 5 499060 2 795 349 Packete mit Werthaugabe . . . 84 748 40 255 Postanweisungen (Werth) . . . 84 820 613 .L 80 556 665 ./>. Telegramme (Stück) 567 303 483 997 Eingegangen: Briese und Drucksachen .... 50 268 900 38 324 200 Briefe mit Werthangabe . . . Packete Packete mit Werthangabe . . . 227 456 166 912 2 524 061 2 194 993 73 161 61 902 Postanweisungen (Werth) . . . 184 228 405 ./l( 117 327 822 ./« Telegramme (Stück) 608 731 492 310 Zeitungsnumlnern 17 006 856 14 937 214 Feuilleton. Weihnachten in Süd und Nord. Skizzen von G. von Minckwitz und Otto Leonhardt. Nachdruck verbot,». 1. In der ewigen Stadt. Christnacht. Keine Schneedecke hüllt die ewige Stadt ein und keine Eisblumen malen die Fenster, selbst wenn die Tramontana mit winterlichem Athem über Rom dahinfährt. Nur die schncebedeckten fernen Gipfel der Berge erinnern wohl an die nordische Weihnacht; und wenn wir einen Blick in die wenigen deutschen Häuser Roms werfen könnten, so würden wir wohl den lieben Tannenbaum im Lichterglanze finden; und wenn wir in der tiefen Stille die Sixtinische Capelle auf suchten, so würden wir dort die engste Umgebung des Papstes treffen, die in nächtlicher Andacht die Geburt des Herrn feiert. Sonst aber liegt die ewige Stadt in dieser Christnacht schweigend und regungslos. — bis die mitternächtliche Stunde herein bricht. Dann aber stimmen auf allen Thürmen Roms — und wie viele hat die Stadt! — die Glocken ihren Gesang an und läuten vieltönig die römische Weihnacht ein. Aber es ist keine Nacht der Weihe, es ist ein Tagfest. Und es ist kein Fest der feierlichen Stimmung und der stillen Poesie, sondern ein Fest für die Sinne. Uns Menschen des Nordens ist die Geburt des Kindleins vor Allem ein geistiger Vorgang, der sinnenfrohe Südländer will sie in lustigen Farben mit Augen sehen. Den Corso entlang fluthet die festliche Menge. Heute sind es nicht nur die Elegants und die Fremden, die ihn beleben; von der Campagna und drüben von Trastevere sind sie ge kommen, die Burschen, die Mädchen, in bunten Costumen und buntem Schmuck, und mit ihnen mischen sich die Kaufmanns gehilfen, die heute aus ihren Läden entlassen sind. Aber nicht aller Handel hat darum aufgehört. Orangen, Kastanien, und Heiligenbildchen werden mit lauter Stimme ausgeboten und vor Allem wird mit den festlichen Weihnachtsgebäcken, dem tnrous und dem pau xiullo, ein schwunghafter Handel betrieben. Und herüber und hinüber fliegt der Festgruß: „Lumm kebta!" „ölloua pasgua cii urrtule!^ und fliegen die leuchtenden Blicke und die lustigen Worte. Es ist ein Summen, Tollen und Leben, das den germanischen Weihnachtsvorstcllungen ganz widerspricht. Wohin alle diese Hunderte und Aberhunderte wandern? Zur Krippe, zur Weihnachtskrippe (presope), die zu dieser Festzeit in vielen Kirchen aufgestellt wird. Da ist die Geburt des Herrn in deutlichen Figuren zu sehen. Maria und das Kind, und Oechslein und Eselein, und die Hirten und die Könige und jubilirende Engel mit goldenen Flügeln. Solcher Krippen giebt es zahlreiche in Rom, von der kleinsten und dürftigsten bis zum glänzenden Transparente mit lebensgroßen Figuren, mit Flitter und Gold. Aber die klassische Krippe ist und bleibt doch die in der Franziskanerkirche Ara Coeli hoch droben auf dem Capitol, zu der man auf mehr als 100 Stufen hinaufsteigt; denn hier ist der Sitz der Bambino. Der Bambino ist eine lebensgroße Wickelpuppe, die aus heiligem Holz gefertigt und von St. Lucas selbst bemalt sein soll. Es ist aber doch weiter keine malerische Leistung daran, die rothen Wangen des ausdruckslosen Gesichtes vielleicht ausgenommen. Diese Puppe ist ein Lieblingsgegenstand der Verehrung der Römer, und die höchst werthvollen Juwelen, mit denen ihre Kleider besäet sind, zeugen von ihrem Ansehen. Den Bambino rufen die Römer gern in schweren Krankheits fällen zu sich, und zum Bambino wallfahrten sie in der Weihnachtszeit und bis zum Epiphanienfeste. Dann drängen sich in diesem interessanten Gotteshause mit seinen antiken Säulen und seinem reichen Denkmalsschmucke unzählige An dächtige vor der hellerleuchteten Darstellung der Geburtsscene und vor dem Bambino. Wenn man sie Andächtige nennen will! Da sind Fremde, die daS Schauspiel kritisch betrachten, Mädchen, die mit glänzenden Augen auf den Juwelenreichthum des Bambino blicken, alte Weiber, die mit ihren Kohlenpfannen umherschleichen, um hier und dort zu beten — und dabei auch zu betteln, Väter, die ihre Kinder hoch heben, damit sie das Schauspiel recht deutlich genießen. Aber dazwischen stehen auch biedere Bäuerlein, die bewegungslos und ehrfürchtig auf die bunten Figuren starren, und die Kleinen zumal finden kein Ende des Staunens und Bewunderns und vermögen, ganz überwältigt von dem Anblicke, nur leise miteinander zu wispern. Das haben doch auch die Römer gefühlt, daß Weihnachten ein Kinderfest ist und sein muß. Aber sie bringen cs in ihrer Weise zum Ausdruck. Wenn die Dämmerung kommt, treten wir noch einmal in die Kirche Ara Coeli. Gegenüber der Krippenausstellung findet da die Kinderpredigt statt. Da steht das Kindchen, wohl geputzt und wohl frisirt, dem zum unsäglichen Stolze der ganzen Familie die Rolle zugefallen ist, heute die sorgsam einstudirte Predigt vom Stapel zu lassen. Eine Kinderpredigt ist es, weil ein Kind sic hält, nicht weil sie kindlich ist. Es ist die Predigt eines Erwachsenen, von kind lichem Munde gehalten, oft voll von Dogmatik und Mystik. Aber die kleinen Römer und Römerinnen machen als geborene Schauspieler ihre Sache gut; und je kräftiger das kleine Sümmchen schallt, je lebhaftere Gesten die Arme machen, um so entzückter blickt die Zuhörerschaft zu dem jugendlichen Prediger auf, und ein lautes „Brava! Brava!" lohnt den kleinen Schauspieler. Wir treten hinaus aus dem Dunkel der Kirche, hinaus in den goldenen Abendsonnenschein, der Rom durchfluthet; und wir denken der wunderlichen Predigt, dir wir gehört, und blicken hernieder auf die Straßen, die das lustige Völkchen lärmend durchzieht; und der stille, heilige Weihnachtifriede im deutschen Baterlande unter Schnee und Eis und Tannenbäumen tritt in mitten all dieser Pracht und dieser Glanzes sehnsuchtweckend vor unsere Seele.... 2. Londoner Weihnachten. Durch den Nebel schimmern die Lichter unzähliger festlich erleuchteter Fenster, durch den Nebel braust das Tosen der Riesenstadt, durch den Nebel schlägt siegreich die jubelnde Fröhlichkeit von Hunderttausenden empor. Hat das Wort vom fröhlichen England je einen Sinn, gewiß zur Weih nachtszeit, die in der Riesenstadt an der Themse eine wahrhaft frohe Zeit ist, — die einzige Zeit im Jahre vielleicht, zu der der steifleinene Londoner aus sich herausgeht, Mensch mir Menschen wird, und wahrhafter Freundlichkeit voll ist. „.4. nwrrv Lkristmko!" Wie viel hunderttausend Mal wird dieser Gruß in diesen Tagen gewechselt, und wie viele lachende Gesichter und kräftige Händedrucke begleiten ihn! Ja, die düstere Nebelstadt im Norden kennt Weihnachtsfreude und Weihnachtsstimmung. Aber ein Kinderfest kennt sie nicht. Die englische Weih nacht ist ein Fest der Erwachsenen, und auf die Erwachsenen sind alle Freuden und Vorbereitungen der Feier berechnet. Uebrigens sind sie in Allem quite Lujzlok. Da ist erst di große Thierschau, die herkömmlich vor Weihnachten gehalten wird, gewissermaßen, um durch den Anblick dieser geradezu ungeheuerlichen Mastthiere den Appetit für die zu erwartenden Festgenüsse im Voraus anzuregen. Das ist der Weihnacht«- Auftact, und John Bull freut sich des Anblicks des gewaltigen Fettes seiner Schweine und Rinder. Bald mehren sich die Festsymptome. Die Theater bringen die Weibnachtspantomimen, die den echten und rechten Briten beseligen. Und dann er scheint der Kott)'. Der kott^ — das Wappen der englischen Weihnacht. Der grüne kotty mit seinen rothen Beeren schmückt die Schaufenster, die Thüren, die Speisen; er prangt auf den Briefbogen, er verwandelt, zusammen mit der traditionellen Mistel, das sonst so kalte London in einen grünen Wald. Und wenn auch längst die alte Freiheit des Kusses unter dem Mistelzweige in der guten Gesellschaft nicht mehr geübt wird, so sind und bleiben es doch Disteln und Misteln in erster Linie, die den Zauber der englischen Weihnacht aus machen. Aber dazu treten reellere Reize, wie sie eben der Engländer liebt. Denn den Höhepunkt der englischen Weihnacht bildet nicht der Christabend, sonbern das Mittagsmahl am Weihnachtsta >. Und da wiedrum ist es neben der lanvesüblichen Gans oder Pute der Weihnachtspudding, der die Krone des Ganzen bild t. Der Pudding, an dessen Gedeihen der Stolz der Hausfrau hän^l. Wenn er „gleich einer gesprenkelten Kanonenkugel hart und fest"
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