02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.12.1897
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1897-12-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18971221021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1897122102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1897122102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-12
- Tag1897-12-21
- Monat1897-12
- Jahr1897
-
-
-
9512
-
9513
-
9514
-
9515
-
9516
-
9517
-
9518
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Abend-Ausgabe ttMgcr Tagrblalt Druck and Verlag von E. Polj iu Leipzig SL Jahrgang. 650 Dienstag den 21. Deccmber 1897, r o,u> ängstlich existiren vor den man ist MO 702 325 Die Morgen-Au-gabe erscheint um '/»? Uhr, di» Lbeud-Autgabe Wochentag- um L Uhr, >ea »r 'ckis 8ur«s Ute uiick vr- « oetatUIiu- >p»oier "tssr, Mr Oreckit ca. 50 krc». Lkrlcaa i_-, verbündeten Negierungen im Reichstage, in eine Discussion über Aussprücke auS hohem Munde sich nicht einzulasscn, nicht immer eine glückliche ist. Je mehr solche Aussprüche sich häufen und je weniger sie vor ihrer Veröffentlichung einer Correctur unterzogen werden, »in so mehr muß die Neigung der berufsmäßigen OppositionSmacher wachsen, solche Aussprüche zu ihren Zwecken zu deuten und zu commenliren. Hüsten sich die berufenen Kommentatoren in Schweigen, so wird diese Neigung nicht schwinden. Aber sie würde sich wenigstens vorsichtiger bethätigen, wenn sie auf eine ein gehende Antwort gefaßt sein müßte. Im vorliegenden Faste würde eine gründliche Abfertigung der verdunkelungslnstigen „Deuter" ebenso leicht, wie wirkungsvoll gewesen sein. Gesellschaft, die er besonders bevorzugte. Es war wirklich, als habe es das liebliche Mädchen ihm angethan. Inga sagte zuweilen scherzend: „Unsere kleine Angela sticht mich völlig aus; ich bin Dir gar nicht mehr nöthig, Großpapa, und kann stundenlang fortbleiben, ohne daß Du nach mir fragst, wenn sie bei Dir ist." Dann lachte der alte Herr behaglich und ließ seine Hand lieb kosend über das schwarze Lockenköpfchen Angelas gleiten, die meist neben ihm saß, ihm vorplauderte oder aus den Zeitungen vorlas und stets bereit war, auf seine Wünsche einzugehen. Sie fühlte sich unsagbar glücklich, seine Zuneigung in so hohem Grad« ge Wonnen zu haben, durfte sie doch dann um so eher hoffen, daß es ihr gelingen werde, ihr Ziel zu erreichen. Günther war meist der Dritte im Bunde und ivährend Inga zu ihrer Freude nun mehr Zeit für sich gewann, die ihr oft sehr gefehlt, gelang es Günther und Angela, den alten Herrn zu über reden, mit ihnen kleine Spazierfahrten zu unternehmen, die allen Dreien viel Vergnügen machten. Frau v. Herrendorf und Asta lebten wie immer nach ihrer Weise weiter, machten Besuche in der Stadt, die bald erwidert wurden, so daß sie die Stille des Land lebens nicht allzusehr empfanden. Dennoch war Asta übellaunig und gereizt. Derjenige, dessen Besuch sie am meisten ersehnte, den sie täglich erhoffte,blieb zu ihrer immer mehr zunehmendenBe sorgniß aus. Sie konnte sich nicht verhehlen, daß Hans Roland in den letzten Tagen ihres Aufenthaltes in Zk. ihr gegenüber «in ganz verändertes Benehmen gezeigt, zerstreut und sichtlich mit ganz anderen Dingen beschäftigt war als mit ihr. Sie hatte es damals nicht so beachtet, jetzt aber, wo sein Ausbleiben ihr Grund genug zum Nachdenken gab, wurde es ihr immer klarer, daß er sie in letzter Zeit entschieden vernachlässigt hatte. Sie zerbrach sich vergeblich den Kopf, ob sie vielleicht eine Nebenbuhlerin habe, doch konnte sie sich nicht erinnern, daß er irgend eine Dame be sonders bevorzugt hab«; er hatte sich eigentlich stets mit ihr be schäftigt. Daß Angla ihr im Wege stehen könnte, kam ihr gar nicht in den Sinn. Dieses „Kind", das so harmlos mit Günther verkehrte und ganz befriedigt war, ihn zum steten Begleiter zu haben, zählte in ihren Augen noch gar nicht zu den Erwachsenen. Sie hatte im Anfang ihrer Bekanntschaft Hans Roland zu Liebe ein freundliches Berhältniß mit der Kleinen anzubahnen gesucht, und als es ihr nicht recht gelingen wollte, weil der kleine Eigensinn ihr Entgegenkommen beharrlich unbeachtet ließ, so gab sie den Versuch auf und kümmerte sich gar nicht mehr um sie. So lagen die Verhältnisse, als Günther an einem wunder schönen April-Nachmittag den Vorschlag machte, eine Spazier fahrt nach den Steinbrüchen zu unternehmen. (Fortsetzung folgt.) itr. <Id. ad. 94.90 177^— UOV.7ä 130 SO 96,9» 180.75 185 10 188.75 305.25 105,30 111,10 78.90 Extrabeilagen (gefalzt), nur mit be» Morgen. Ausgabe. ohne Postbesörderunt? 60.—, mit Postbesörderung 70.—. Annahmeschluß für Anzeigen: Ab end «Ausgabe: Vormittag- 10 Uhr. Küorge n-Ausgabe: Nachmittag» 4Uhk vri de» Filialen und Annahmestellen je eku» halbe Stunde früher. » Anreigen smd stets an die Expeditia» zu richten. Filiale«: Kit» Klemm s Lsrtim. (Alfred Hahn), Uuiversitätsstraße 3 (Paulinum), Laut« Lösche, Katharinenftr. 14, pari, und KSuigspl^tz 7. Ledartio« und Expedition: Johanne»,ass« 8. Di« Expedition ist Wochentag» ununterbrochen »öffn«» von früh 8 bi» Abend» 7 Utz». in ?sd. »d. ü. »dl «st. »X )lw Willen zusammen und sagte mit vor unterdrückter Bewegung rauher Stimme: „Du hast Recht, Angela, ich darf meine Pflicht nicht vergessen. Darum aber muß ich auch Sorge tragen, daß Etwas für Dich gethan wird. Du siehst entsetzlich elend aus und ich bin für Dein Wohlergehen verantwortlich. Ist Großpapa unten?" „Ich glaube wohl, soll ich nachsehen?" „Nein, ich gehe selbst. Schließe die Fenster, Angela, die Abendluft ist noch rauh und kann Dir leicht schaden." Damit verließ er sie und suchte den alten Norden auf, den er im Wohnzimmer mit Zeitungslectüre beschäftigt fand. „Ich möchte etwas mit Dir besprechen, lieber Onkel, das mich lebhaft beunruhigt", redete er ihn an und zog einen Stuhl herbei, auf den er ganz erschöpft niedersank. Der alte Herr legte die Zeitung beiseite und sah den jungen Mann erwartungsvoll an, der seine Erregung noch nicht so voll ständig überwunden hatte, daß es nicht hätte auffallen sollen. „Ich bin in letzter Zeit so von meinen Angelegenheiten in Anspruch genommen worden", fuhr Roland hastig fort, „daß es erst eines Hinweises Anderer bedurfte, um mich erkennen zu lassen, wie unverantwortlich ich meine nächsten Pflichten vernachlässigt habe. Sage mir aufrichtig, hältst Du Angela für krank?" Auf's Höchste überrascht, schwieg Norden einige Sekunden, dann erwiderte er zögernd: „Krank?" Nein, vorläufig noch nicht, ich hoffe wenigstens, daß ihr verändertes Aussehen nichts Schlimmes zu bedeuten hat, obgleich ich Dir nicht verhehlen will, daß ich oft besorgt um sie bin. Sie hat den zarten Körperbau von ihrer Mutter geerbt und ich fürchte, sollten einmal harte Seelenkämpfe an sie herantreten, so wird sie ihnen erliegen wie diese." „Also doch", stieß Hans bebend hervor und sprang erregt auf, um mit hastigen Schritt«« das Zimmer zu durchmessen; „oh, und ich selbstsüchtiger Mensch dachte nur an mich und die Erreichung meines Ziele»! Wie soll ich je wieder ruhig werden, wenn ein solcher Vorwurf auf mir lastet?" „Nun, nun, mein lieber John, vorläufig ist noch kein ernster Grund da, Dich so aufzuregen; ich glaube, die Kleine hat sich ein wenig überangestrengt mit Gesangsübungen, sie —" „Aber weshalb hast Du das gelitten, Onkel? Du weißt, wie streng ich verboten hatte, daß sie zu diel singe; ich begreife Dich nicht." „Laß uns darüber nicht streiten, mein Sohn. Du kannst der- sich«rt sein, daß ich meine schwerwiegenden Gründe hatte, sie ge währen zu lassen; aber sage, wie kommst Du überhaupt so plötzlich zu Deiner Besorgniß?" „Inga machte mich aufmerksam; ich wollte e» nicht glauben und ging, nach Hause gekommen, sofort zu Angela hinauf, um mich selbst zu überzeugen, und da Hobe ich denn zu meinem Schrecken gesehen, daß sie recht hatte. Meine Schwester schlug mir vor, Angela mit auf die Ringburg zu nehmen und Großpapa stimmte lebhaft bei; was meinst Du?" Das Gesicht des alten Herrn hriterte sich merklich auf. „Es wäre jedenfalls eine große Zerstreuung für sie und würd« ihr sicherlich sehr wohl thun, abgesehen davon, daß si« auch Dir vielleicht dort von Nutzen sein kann." „Das Letztere wollen wir ganz außer Betracht lassen, und nur daran denken, was ihr gut thun würde. Wenn Du glaubst, daß sie sich in der frischen Luft draußen erholen wird, so ist jede andere Rücksicht nebensächlich. Willst Du so gut sein und mit ihr da rüber sprechen? Nächste Woche kehren Herrendorfs nach der Ring burg zurück und Angela soll sie dann gleich begleiten. Jidenfalls wird Professor Lang sie vorher aber einer gründlichen Unter suchung unterziehen; ich will um jeden Preis wissen, ob irgend ein Grund zur Besorgniß vorhanden ist." Wenige Tage darauf sprach der Professor Lang seine Ansicht dahin aus, daß keinerlei Anzeichen eines tieferen Leidens bei dem jungen Mädchen zu entdecken seien, vielmehr nur eine nervöse Ueberreizung, die sich bei einiger Schonung bald legen würde. Ein Wechsels des Aufenthalts sei sehr erwünscht und würde viel zu einer schnellen, vollständigen Herstellung beitragen, voraus gesetzt, daß ihr jegliche Aufregungen fern gehalten würden, Hans athmete befreit auf. Mochte nun kommen, was da wollte, ihr theures Leben war nicht gefährdet! Angela ging mit freudiger Bereitwilligkeit darauf ein, Herren dorfs für einige Zeit nach der Ringburg zu begleiten, und so war denn dieser Besuch zu allseitiger Zufriedrnheit beschlossene Sache. Wie Herr von Herrendorf schon vorausgesagt, hatte sich Niemand mehr darüber gefreut als Gllnthrr, drr in dem Gedanken schwelgte, der so schwärmerisch Bewunderten die Schönheiten seiner geliebten Heimath, vor Allem die alte stolze Ringburg zu zeigen. 18. Capitel. Vom Thurm der Ringburg wehte die dunkelblaue Fahne mit dem weißen Zwerg, und in den Monate lang verödeten Räumen schallte fröhliches Lachen und Sprechen. Leichte Füßchen flogen die breiten mächtigen Treppen hinauf und hinunter; e» war le bendiger al» seit Jabren. Mit Staunen und Freud« sah Inga, wie heiter und lebensfroh ihr Großvater sich zeigte; sie hatte ihn lange nicht so gesehen, es war, als wenn neue Lebenskraft durch seine Adern strömte. So sehr er sich sonst von allem Verkehr, ja von seiner Familie zurückgezogen hatte, so gern brachte er jetzt den Tag im Kreise der Seinen zu und namentlich war e« Angela» Anzeiger. Ämlsklatt -es Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, -es Mathes un- Molizei-Ämtes -er Lta-t Leipzig. ' 1720, ak 5V5, I 636,— -eUen 3318 . I 20,70 at j — Das Wahrzeichen der Herrendorfs. 14s Roman von L. Migula. Nachdruck verl-etrn. Ein heißes Verlangen ergriff ihn, von diesen frischen, un berührten Lippen Worte der Liebe zu hören, sie zu küssen, und der plötzlichen Regung folgend, sprang er, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, die Treppe hinan und trat in Angela's Zimmer. Die Fenster waren geöffnet, aber die Vorhänge herab gelassen; eine blaßgrüne Ampel brannte und beleuchtete matt die zarte Gestalt Angela's, die in Gedanken versunken am Flügel saß und träumerisch die schlanken Finger über die Tasten gleiten ließ. Geisterhaft bleich sah sie au» in dem grünlichen Licht und Hans erschrak bis ins tiefste Herz. „Angela", rief er in aufwallender Leidenschaft und breitete die Arme nach ihr aus. Sie zuckte zusammen und sprang auf, blieb dann aber regungslos am Flügel stehen. Mit zwei Schritten war er neben ihr und zog sie an seine Brust. „Angela, was fehlt Dir, bist Du krank, Liebling?" Sie sah erstaunt zu ihm auf, schlug aber sofort die Augen nieder, als si« seinen glühend zärtlichen Blicken begegnete. Mit tiefem Erröthen schüttelte sie den Kopf. „Angela", sagte er leise und beugte sich tief zu ihr herab, „an wen dachtest Du, als Du eben sangest?" Er fühlte die leichte Gestalt in seinem Arm erzittern und zog sie näher an sich, so daß sie das ungestüme Schlagen seines Herzens fühlen konnte. „Du batest mich vor Kurzem, von hier sortzugehcn und nach Amerika zurückzugehen; ich will es thun, wir können Deutschland verlassen, sobald Du es wünschest, hörst Du, Liebling?" Mit einer sanften, aber entschiedenen Bewegung entzog sie sich seinem Arm und erwiderte mit leiser, bebender Stimme: „Du bist so gut, Onkel John, ich danke Dir von Herzen, aber ich habe eingesehen, daß mein Verlangen thöricht war; ich bin nicht so selbstsüchtig, zu wünschen, daß Du Alle, die Du hier lieb gewonnen hast, wieder verlassen sollst um meinetwillen. Denke an Deinen Großvater und wie nahe Du dem ersehnten Ziele bist." „Sie will nicht fort, sie liebt Lehmann!" zuckte es durch sein Innere», „es ist Alles vergeben»." Und in dem Bestreben, sich um keinen Preis zu verrathen, nahm er sich mit festem Schon wiederholt haben wir darauf hingewiesen, daß bei der Beurthcilung aller Kundgebungen, die vom „Bunde der Landwirthe" ausgehen, streng zu unterscheiden sei zwischen dem, was die von einseitigem Agitalionsbedürfniß geleitete Berliner Bundesführung sagt und was die zum Bunde sich zählenden Mitglieder im Lande als ihre Meinung auSsprccben. Beides steht immer häufiger im Gegensätze zu einander, so geschickt auch die Führer diesen Gegensatz zu verdecken suchen. Das bat sich wieder einmal in einer Provinzialversammlung des Bundes der Landwirthe für Wcstpreußcn gezeigt, die am vorigen Freitag in Graudenz stattfand. Herr v. Ploetz sprach hier u. A. über die Flottenfrage und sagte über sie nach dem an scheinend wortgetreuen Berichte deö „Geselligen": „WaS für die Armee gefordert wird, Las müssen und werden wir bewilligen. Wenn w i r mit so großem Eifer für die Flotte nicht eintreten, so Hot Las seine Berechtigung, denn die große» Entscheidungsschlachten werden auch in Znkiinst zu Lande und nicht zur See geschlagen werden. Wir sind gegen die uferlosen Pläne einer übertriebenen Schlachtflotte, aber wir wolle» die jetzigen, nicht mehr übertriebenen Forderungen bewilligen im Interesse des Küsten schutzes, des Schlitzes unseres Handels und unserer Colonien. Ein Zwiespalt besteht noch wegen der siebenJahre,aus welchedieMitlel sestgelegt werden solle». Ter Grundgedanke des Septennats ist ja richtig, aber der jetzige Reichstag hat nur noch wenige Monate zu bestehen, dann wird ein neuer Reichstag gewählt. Es hieße Liesen ans fünf Jahre mundtodt machen, wenn jetzt die Flotten« forderungen auf sieben Jahre sestgelegt werden, und bewilligen wir diese Forderungen, so kann man uns das bei den Wahlen sehr zum Vorwurf machen. Deshalb ist unser Wunsch, rin Co in pro miß zu schließen, etwa so, daß wir in diesem Jahre 60 Millionen bewilligen und daß dann der neue Reichstag den Rest auf ö bis 6 Jahre festlcgt. Die Verstärkung der Flotte muß aber unter allen Umständen bewilligt werden, es mag kommen wie es will." Der letzte Satz deutet darauf hin, daß der Redner die Ahnung hatte, er werde mit seinem Compromißvorschlage kein Glück bei seinen Hörern baden. Und so war eS auch. Trotz seines Hinweises darauf, daß Las Eintreten des Bundes für die unveränderte Vorlage bei den Wahlen Nachtheile sür ihn haben könnte, nahm die Versammlung cinmüthig folgende Resolution an: „Die heute in Graudenz, in deutscher Ostmark, tagende Pro vinzialversammlung des Bundes der Landwirthe Berlin richtet an die dem deutschen Reichstag angehörenden Mitglieder des Bundes der Landwirthe die Aussorderung, für die von der Reichsregierung geforderte Verstärkung der deutschen Flotte einmüthig zu stimmen und ihren Einfluß dahin aufzubieten, daß die Be- rathungen in der Commission zum möglichst schnellen und günstigen Abschluß gelangen. Wir halten es sür die Ehre und Machtstellung Deutschlands erforderlich, daß seine Seemacht jederzeit im Stande ist, das Leben und Eigenlhum der Deutschen im Aus« 26000 24V0 875 13475 1230 550s — 1125 - s 2900 lli»ationen , Nomioei i-ozee. Vna Vou Lrr- 100.- 225.80 215.— 462,— 78.— 143,— i ! 288,25 --I 251,— 119,50 132 40 186,75 249,— 18910 163,25 2^3,90 158,— 218 25 265 25 68 60 144.80 108 90 An vorbereitenden Maßnahmen ließen es Russen, Franzosen, Engländer und Japaner nicht fehlen. Wenn Deutschland an derartigen Maßnahmen nicht tbeilnahm, sondern gleich rn k der faktischen Besitzergreifung eines geeigneten PuncteS de. chinesischen Küste begann, so war diese Maßregel dadurch g rechtfertigt, daß Deutschland nicht wie die anderen rivau sircnden Mächte der Nachbar Chinas ist, sondern Gefahr lief, zu spät zu kommen, wenn die anderen Mächte daran dächten, ihre Hand auf China zu legen. Wie nahe dieser Moment war, zeigte sich an der Besetzung von Port Arthur durch die Russen und zeigt sich auch daran , daß die Engländer drauf und dran scheinen, entweder di: Mündung des Dang Tse, oder die Insel Tschnschan oder Port Hamilton zu besetzen. Und wenn sich erst Deutschland, Rußland und England geeinigt haben, werden auch die Franzosen unc die Japaner zu dem Ihren kommen wollen. Der Wett streit der Mächte hat jedenfalls den Vortheil, das, die Chinesen nun schon gar nicht daran denken werden, den Bestrebungen der Mächte ernsthaften Widerstand entgegenzusetzen. Ob die rivalisircnden Mächte auf die Dauer sich mit einander über die Abgrenzung ihrer Interessensphären verständigen werden, ist freilich fraglich; aber einmal dürft: Dank der ungeheuren Ausdehnung der chinesischen Küste eine geraume Zeit vergeben, ehe die Interessensphären der rivali- sirenden Staaten direkt mit einander cvllidiren, und zweitens war eS nur richtig, daß Deutschland sich nicht dadurch daran hindern ließ, zuzugreifen, daß möglicherweise in der Zukunft einmal eine Differenz mit einer andern Macht entstehen könnte. Man braucht wahrhaftig keine Weltmachtspolitik zu treiben, wenn mau sagt, daß eine Macht, die so wäre, in der Reihe der Großmächte nicht weiter könnte. In England bat der russische Schach zug Thoren Pekings eine Art Panik hervorgerufen, voller Empörung über die „russische Frechheit" und beginnt schon Japan aufzuhetzen, da man sich nicht zu erst die Finger verbrennen möchte. Die englische Enttäuschung begreifen wir vollständig, aber unsere wohlwollenden Nachbarn haben sie selbst auf ihr stark angewachsenes politisches Schuldconto zu setzen: sie sind wieder einmal zu spät aufgestanden. Man erinnert sich Wohl noch der am 28. Oktober 1896 von den „North Cbina Daily News" veröffentlichten, nach dem Namen des russischen Gesandten in Peking benannten Cassinischen Convention. Prüft man an der Hand der jüngsten Thatsacben den Inhalt dieser Abmachung, deren Bestehen von Rußland bekanntlich geleugnet wurde, so wird man mühelos die Punkte, die aller Wahrscheinlichkeit nach falsch, und diejenigen, die vermuthlich richtig sind, herausfinden. Falsch ist offen bar der Inhalt des Artikels 9, in dem China Kiao-Tschau für 15 Jahre an Rußland in Pacht giebt, denn es ist zweifellos, daß Deutschland ein derart verbrieftes Recht Rußlands nicht dadurch mißachtet hätte. Laß eS durch Besetzung dieses Hafens dem Nachbar den Bissen vor Lcm Munde wegnahm. Dagegen gewinnt die Besetzung Port Arthurs durch Rußland ihre richtige Beleuchtung, wenn man annimmt, daß der Artikel 10 jenes Abkommens, wenigstens dem Inhalt nach, richtig ist. Er lautet: Ta die Liaotung-Häfen Lnschunkau (Port Arthur) uud Talieiikwan, sowie deren Tependenze» wichtige strategische Punkte Anzeige«,Prets die 6 gespaltene Petitzeile LS Pf-, Neelamea ml« dem RedackionSstrich (4a» spalten) 50vor den Familieuaachrich« (6 gespalten) 40-C- Größere Schriften laut unserem Preis» verzeichniß. Tabellarischer und Hiffernsatz uach höherem Tarif. Politische Tagesschau. * Leipzig, 21. December. , Denn der Reichstag nicht Ferien hätte, so würde Herr Richter oder sein Concurrent Bebel wahrscheinlich eine Gelegenheit vom Zaune brechen, um die Gefahren der Expedition nach China zu beleuchten und dabei in bekannter Manier mit allerlei dunklen Redewendungen anzudeuten, die vielbesprochene Entgegnung des Prinzen Heinrich auf die vor seiner Ausfahrt an ihn gerichteten Worte LeS Kaisers enthalte eine Stelle, die auf ein sehr ernstes Ereigniß für den Fall weiterer Verwickelungen vorbereiten zu sollen scheine. Es würde dann wohl Auskunft vom Reichskanzler über die Bedeutung der Worte des Prinzen: „Ich kenne sehr wohl die Gedanken Eurer Ma jestät, ich weiß, wie schwer das Opfer ist, indem Eure Majestät mir ein so schönes Commando anvertraut haben, und das ist, Euere Majestät, was mich am ticssten bewegt und weshalb ich Euerer Majestät aufrichtigst danke." verlangt und hinzugefügt werden, das .,ganze Volk" sei mit der „Schief. Ztg." der Meinung, das Wort von dem kaiser lichen „Opfer" klinge fast so, als habe der Kaiser anfangs sich selbst an die Spitze der Expedition stellen wollen, und errege die Besorgniß, daß eventuell auf diesen Plan zurück gegriffen werden solle. Da der Reichstag nicht bei sammen ist, so besorgt die klerikale „Köln. VolkSztg." die Geschäfte der „BeunruhigungSbacillcnzüchter" und deutet durch die Erklärung, eine „einwandfreie" Deutung jener Worte des Prinzen stehe ihr nicht zu Gebote, an, daß nur eine einwandvolle Deutung möglich sei. Wir haben schon mehrfach den Wunsch betont, daß die Reden hoch- gestellter Persönlichkeiten vor der Veröffentlichung einer Durchsicht unterzogen und nötigenfalls einer Correctur unterzogen werden möchten; daö hätte auch der Rede des Prinzen Heinrich nur nützen können. Was aber daS angeblich „dunkle" Wort des Prinzen von dem „Opfer" seines kaiserlichen Bruders betrifft, so bedarf eS eines Commentarö nur für Solche, die entweder nicht verstehen wollen oder durch scheinbares Nicht- oder Mißverstehen Be unruhigung Hervorrufen wollen. Die Ansprache, die der Kaiser am 30. November nach Verlesung der Thronrede an den Reichstag richtete, schloß bekanntlich mit dem Satze: Angesichts des allmächtigen Gottes und im Andenken an den großen Kaiser bitte Ich Sie, Mich durch Ihre Mithilfe auch fernerhin in den Stand zu setzen, diesen meinen Eid zu halten und Mir beizusteden, des Reiches Ehre nach Außen, für deren Erhaltung Ich nicht gezögert habe, Meinen einzigen Bruder rittzujetzen, kräftig zu wahren. Damit deutete der Kaiser an, daß eS für ihn ein Opfer sei, seinen einzigen Bruder an die Spitze der chinesischen Expedition zu setzen, und es ist also ganz selbstverständlich, daß der Prinz beim Abschiede in seine DankeSworte an den Kaiser auch den Dank für dieses Opfer einflocht. Und selbst wenn der Prinz nebenher auch hätte andeuten wollen, daß der Kaiser als Oberbefehlshaber der Kriegsflotte nicht ungern selbst an der Expedition theilgenommen, so würde man daraus doch nur schließen können und müssen, daß der Kaiser auS StaatS- raison auf die Erfüllung eines Wunsche- verzichtet hätte und aus gleichem Grunde in bedenklicheren Fällen erst recht ver zichten würde. Es ist also ein ganz unwürdiges und jesui tisches Jnterpretationskunststück, welches daS klerikale Blatt zur Erreichung seines undeutschen Zwecke« an den Worten des Prinzen übt. Dieses Kunststück zeigt aber auch, daß die Praxis des Reichstages oder ^lm^r der Vertreter der ist. ock. xv. 259.— arn 169,40 »Mel —,— 168,10 r. 215,85 ?rr 21«,— Vezug-'PreiS M t« Hauptexpedition od« den tu> Stadt» batztrk uud den Vororten errichteten Aus gabestellen ab geholt: viertel jährlich 4H0, vei -weimalig« täglich« Zustellung tu» Hau» 5.50. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierteljährlich . Dtrene tägliche Kreuzbandiendung ins AuSlaud: monatlich 7.50. re. Ie s: 'imstlos. rli», Ootsr »66 o. 1520. lande wirksam zu schützen. Wir sprechen aber auch die feste Er- Wartung aus, die verbündeten Regierungen werden es stets als ihre vornehmste Aufgabe erkennen, dem Mittelstände in Land und Stadl den ihm gebührenden Schutz zu gewähren, iu der Erkcnntniß, daß iu demselben die Wurzeln der Krast eines gesunden Slaats- lebens ruhen." Der Unterschied zwischen dieser Resolution, in der mit keiner Silbe von einem Compromiß die Rede ist, fällt in die Angen, so sehr sich auch die Bnndesorgane bemühen werden, ihn mit dem Hinweise daraus zu vertuschen, daß auch Herr v. Ploetz mit für die Resolution gestimmt habe. DaS wird ihn nicht davon abhatten, im Reichstage seinen Compromiß- antrag, für den er bei den Wcstprcußen kein Gehör fand, zu stellen und zu vertheidigeu. Wenn russische Blätter, wie die „Nowosti", sich bemühen, die Einfahrt der russischen Flotte in Port Arthur als etwas völlig Belangloses, als den Beginn einer einfachen Ueberwinterung ohne jegliche politische Folgen hinzustellen, so wird man sich dadurch in der Beurtheilnng deS Geschehenen nicht beirren lassen, wohl aber den Wunsch der Peters burger Diplomatie begreiflich finden, daß kein weiteres Auf hebens von ihrer Action in Ostasien gemacht wird und daß sich möglichst keinerlei politische Verwickelungen daran knüpfen. Dieser Wunsch ist darum sehr begreiflich, weil Rußland mit seinen Vorbereitungen für den großen Waffengang mit Eng land und Japan noch nicht fertig ist, ein Umstand, der auch den Unmuth einiger russischer Blätter über daS Vorgehen Deutschlands in Kiao-Tschau erklären mag. Man batte dagegen principiell nichts einzuwenden, ja man war froh, dort einem befreundeten Nachbar zu begegnen, aber eS kam zu früh und nöthigte darum auch Rußland eher zum Handeln, als cs dies beabsichtigt hatte. Das läßt sich auch unschwer zwischen den Zeilen des vielbemerkten Artikels in Len „Petersb. Wjedom." lesen, denen cs als das Bedenklichste erschien, daß nach Deutschland auch andere Mächte zugreifen würden und so sich ein gefährlicher Jnleressenstreit erheben könnte, in den Rußland nothwendig verwickelt werden müßte. Richtig ist, daß der Gang der Dinge im fernen Osten zu einer Au ft Heilung deS chinesischen Küstenlandes hindrängt, und es muß fast Wunder nehmen, daß der Stein nicht schon längst ins Nollen gekommen ist. Aber wenn China bis in die Mitte dieses Jahrzehnts hinein bestehen konnte, ohne daß seine Unabhängig keit ernstlich angegriffen wurde, so lag das daran, daß bei den europäischen Mächten Chinas Macht fälschlicherweise viel höher eingeschätzt wurde, als sie tatsächlich war. So ließ sich sogar die kluge russische Diplomatie hinterS Licht führen und gab im Jahre 1882 den 1871 in Besitz ge nommenen Kuldscha-Distrikt wieder heraus, um nicht in einen Krieg mit China verwickelt zu werden. Und die englische Diplomatie hoffte auf China als aus einen Macktfactor im Falle eines Conflicles mit Rußland in Asien. Ja selbst in den Drei- bundstaalen war man wohl geneigt, anzunebmen, daß Ruß land im Falle eines Krieges in Europa einen nicht unbeträcht lichen Theil seiner Truppen würde in Asien zurücklassen müssen, um einen Einbruch chinesischer Schaaren in Sibirien zurückweisen zu können. Erst der chinesisch-japanische Krieg zeigte die völlige Ohnmacht Chinas, und die Unlust der Chinesen, von der erlittenen Niederlage wenigstens Nutzen zu ziehen, und die verrottete alte Cullur durch eine neue ^77-. «L" I «"-"L LUS« aus die Dauer keine Lebenskraft haben konnte. Der Ge I ausbcsiern u. s. w., um sich gegen zukünftige Gefahren vorzusetzen; danke einer allmählichen Anstellung war dadurch nahe geruckt.' Rußland soll demnach alle nöthige Hilse leisten, nm diese beiden NIckainot>r ock ^iii« er „Varis' > kortlaul eelelie tiir sr IIamI>- Hamknr- tso (17 .-slickamor. 7ort, von »o»s, »Ile ir« (I8I2> Nuwkurk icck»wr>k«r qo« (l< IÄ »tckLwpfsr l.t> -kebo 3 -emee, l^ivrir. >: .« >»'- 8'1 Ä von (1S IA la rtztrv—' - t < . . Lm. S78 .Kckl. 408 M.-8. 482 Sei. — Stramm 8dar ! 14-^ . 107', 7.8 32. r. Lol. 10S.90 cko. 97 10 at» 102.75 ar. 99,60 Kal 91,— ,-kr 58.30 iüe 7V.90 io:. 83.80 -kr. 88,«0 »tt>. 105,50 d. 7«,75 mit» 136,20 »do 99,25 84,— t 4», Sick -L.- 'III 102,— tk» 130,— 1«2.— »ak 131,10 ock. 262,75 >ar. 68,75 103,25 slck krlsi 106 7175 — 3525 7S0 5830 — 3425 500 — 775 2850 550 - . 600 —— 250 3300 000 5050 100 11250 800 14000 225 — 125 9200 525 700 6600 -4750 — 725 ovo 700 ooo ' — 600 11800 600 3700 — 2775 800 2850 500 350 11550 556 5650 — 8675 — . 18S0U — 5025 39k 410 — 2700 — 270
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Keine Volltexte in der Vorschau-Ansicht.
- Einzelseitenansicht
- Ansicht nach links drehen Ansicht nach rechts drehen Drehung zurücksetzen
- Ansicht vergrößern Ansicht verkleinern Vollansicht