Suche löschen...
02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.12.1897
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1897-12-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18971230021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1897123002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1897123002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-12
- Tag1897-12-30
- Monat1897-12
- Jahr1897
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
resie hinweg, die der Diener im nächsten Augenblick ab- räumte. „Wir stehen allerdings in sehr weitläufigen Beziehungen —" Abermals das Lorgnon. „Ich bade mich um die Herren, denen taS in unserer Familie bestehende Stipendium zufiel, nie gekümmert, da alle damit verbundenen Angelegenheiten ausschließlich dem hiesigen Amtsgericht anbeimfallen . . . Einen praktischen Beruf haben Sie sich gerade nicht gewählt I" setzte sie nach einer kleinen Pause hinzu. „E- sind nicht Alle zu Kanzleimenschen geboren!" er widerte ich etwas piquirt. Ich wollte sie schon auf den Tinioretto aufmerksam machen. Jetzt justament nicht. „Mein Beruf ist Nebensachei" fuhr ich fort. „ES bandelt sich darum, ob Sie, gnädiges Fräulein, geneigt sind, einem Men schen den Weg zu ebnen, ver bisher seine Pflicht nach bestem Können erfüllt bat. Ick will auch durchaus nickt lediglich als Verwandter Ihrer Güte theilbast werden. Es ist der junge Gelehrte, der seiner Wissenschaft und seinem Vater land dereinst zur Ehre gereichen möchte, welcher sich an Sie gewendet bat!" Meine Rede schien sichtlich Eindruck zu machen. „Bitte mir also im Laufe der nächsten Tage eine annähernde Be rechnung auszustellen, wie viel Sie bedürfen!" meinte sie nicht unfreundlich. „Spielen Sie Schach?" lenkte sie gleich darauf ab. Ich bejahte eS. Der Diener brachte rin Schachbret. Während wir die Figuren zu der ersten Partie aufsctzten, kam Agnes in das Speisezimmer. Sie hatte die weiße Schürze abgebunden. Auch daS Häubchen fehlte. DaS ein fache schwarze Kleid stand ihr vortrefflich. Sie setzte sich schweigend an daS untere Ende des Tische- und nahm eine Stickerei vor. Ich mach» einen Fehler nach dem andern. Mußte ich doch über daS Schachbret hinweg beständig nach dem lieben Kind schielen, da- von mir gar kein« Notiz zu nehmen schien. Ich verlor drei Partien hintereinander. Nachdem ich zum dritten Male matt gesetzt war, hob da» gnädige Fräu lein die Gesellschaft auf. Ich war entlassen. Der Diener begleitete mich auf mein Zimmer. Zum Abschied hatte mir Agne« doch noch einen Blick geschenkt. Sie erwiderte sogar meinen stummen Gruß mit einer leichten Verbeugung. Der Diener entzündete auf meinem Zimmer die zwei Kerzen eine« Armleuchter». Ich war allein. Durch di« Fenster strich die küble Nachtluft. Draußen lag der Park, au- dem da- Plätschern eine- Springbrunnen- ver nehmbar war. Sonst regt« sich kein Laut. Kaum daß hier und da ein leichter Windhauch die Wipfel der Bäume be wegte, die sich dunkel und bock gegen den prachtvollen Sternen himmel abboben. Der zunehmende Mond ging gerade hinter einem sanften Bergrücken unter. An den Zweck meines Hierseins dachte ich eigentlich gar nicht mehr, während ich am Fenster stand und die ganze schweigende Schönheit auf mich wirken ließ. DaS holde Mävckenbild, dem ich heute begegnet war, herrschte allein in meiner Erinnerung. Neben ver Sehnsucht nach dem gelobten Lande der Kunst ba'te auch ein anderer Traum frühzeitig in meiner Seele Platz gesunden. ES war der Traum von dem eigene» Heim. Mit leuchtenden Farben batte ich mir dasselbe oft genug ausgemalt . . . Ein liebes versländnißvolles Weib. Und wenn ich ost über meinen Büchern und Schriften saß, überkam mick ein seliges Verlangen, daß sich jetzt leise die Tbüre öffnen möge — und dann ein leichter Schritt. Jetzt stand sie hinter mir, verdeckte mir neckisch mit den Händen die Augen und fragte mit einer silberhellen Stimme: „Rathe, wer bin ich?" . . . Und ich zog sie an meine Seite und drückte einen Kuß auf ihre Lippen. Und sie machte mir besorgte Borwürfe, daß ich wieder zu angestrengt arbeite, nahm mir die Feber aus der Hand, setzte sich mir auf den Schooß und zauste mich bei Haaren und Obren, daß ein Weilerarbeiten wahrhaft un möglich gewesen wäre . . . Und dann fragt« sie mich zum ungezählten Male, ob ich sie gewiß lieb habe, weil sie diese Versicherung am liebsten körte . . . Alles nur ein Luftschloß, ein Traum. Während ich früher doch noch manchmal im Zweifel war, in welcke Kategorie ich eigentlich meine zukünftige Frau einreihen sollte, ob in die schwarze, brünette, blonde . . . war ich über diesen Puuct jetzt plötzlich zu einer ganz überraschenden Klarheit gekommen. Ich hätte eS nickt mehr über- Herz gekrackt, diese Rolle in meinem Traumbild einer anderen Vertreterin zu geben, als dem herrlichen Mädchen, da» ich erst heute kennen gelernt hatte. Wenn ich statt desjenigen, wa» ich eigentlich hier anstreben wollte, einen ganz anderen und viel größeren Schatz fände? Diesem Mädchen zu Liebe wollte ich ja auf Alle- verzichten. Sie war offenbar arm. Sonst würde sie nicht dienen. Da- brachte mich ihr nur näher. Würde sie mich lieben können? . . . Aber Alles schon am ersten Tag wissen wollen I . . . Mild lächelte die Madonna des Tintoretto . . . Ter Cbristusknabe sah mir mit seinen großen fragenden Augen überall nach, wo ich ging und stand ... Das sinnende Haupt des heiligen Josef schien mir freundlich zu nicken .. . Im Herzen einen lickten Traum von Glück und Liebe. Und vor den Augen im halben Dämmerschein eine himmlische Offenbarung unvergänglicher, ewiger Kunst . . . draußen der Sternenhimmel . . . drei leuchtende Ewigkeiten in mir und um mick. Und so ein armes Mensckenherz will noch ver zagen inmitten von Liebe, Kunst und Weltall? . . . Gute Nackt für beute. Ich will träumen von dem schönen Kind und der Madonna des Tintoretto. — Fast eine Woche war seit meiner Ankunft in Lingenau verstossen. DaS gnädige Fräulein batte mir eine ganz nam hafte Summe für eine Studienreise nach Italien ausgesetzt. Freund Bornemann batte sich nur noch einmal auf einen kurze» Besuch sehen lassen. Ick hatte eS erwartet, daß er mich zu sich einladen würde, um mir seine glückliche HänS lichkeir zu präsentsten. Es geschab nickt. Ich selbst war zu stolz, ihn mit der Nase auf das Schickliche einer solchen Ein ladung zu stoßen. Wenn er mich nicht empfangen wollte, sollte er es bleiben lassen! Ich war, seit ich durch daS Parkthor des Schlosses gefahren, nickt mehr außerhalb des selben gelangt und batte Lingenau selbst noch mit keinem Fuße betreten. Ich konnte doch nicht direct den Thorschlüssel verlangen! Gesellschaften schien man aus dem Schloß keine zu geben. Besuche wurden offenbar auch nur selten empfangen. Ick kam wenigstens nie mit fremden Leuten in Berührung. Die Dienerschaft schien mich überhaupt möglichst zu ignö- riren. Auf Fragen erbiclt ich die einsilbigsten Antworten. Mein Aufenthalt hätte eigentlich mit jeder Stunde seinen Abschluß finden können. Ich hatte gar nichts mehr zu suchen. Meinen Zweck batte ich erreicht, und daS überraschend schneller - und vorrbeilbafter, als ich jemals träumte. Nickt einmal hoben Quart war Erwähnung geschehen. Hatte Borns/nann vielleicht etwas dazu drigetragen, hatte meine eigen- Person einen so günstigen Eindruck auf daS gnädige Fräulein gemacht? DaS Südland, eine auSsickstSvollere Zukunft stand vor mir. Ich hatte ja aufiubeln müssen vor Glückseligkeit, wenn ich in meinem so kühn gewagten und trotzdem glücklich vollendeten Feldzug nicht eine tiefere Wunde davongetragen hätte, als mir auf andere Weise je geschlagen worden Ware. Da- macht die Liebe, die Liebe ganz allein . . . konnte ich mir jetzt fortwährend vorpfeifen, wenn ich über meinen Abend-Ausgabe rWM.TaMM Druck »ud Verla- von E. Pol» t» Leipzig 91. Jahrgang. Donnerstag den 30. December 1897. 725 Lj Die Morgen-AuSgabe erscheint um '/»? Uhr, di« Nbend-Autgab« Wochentag» um 5 Uhr. ihre Sie mir 3315 20.70 SSL 405 482 102.— 16325 131,10 III 13« 8i 8k. soUoi 2812) äer Uoor" gr- er- ES Sör— i« mit rerth» , Vvr- 216.15 213.40 210,— 106.60 8650 103.25 100,— 81,— 5825 76.25 83,70 88,30 d. 5). Ferielletsn. 8780 2775 3175 liäöa montaner Seite geleistet wurde. So rasch hatten die Herren Muser und Gen. die Einforderung dieses Preises nicht er wartet. Allerdings batte Herr Wacker schon im Frühjabre 1891 in einer in der Karl-ruber Festballe gehaltenen Centrumsver- sammlung die Auslieferung der Schule an dir Kirche verlangt, und im August desselben Jabres erklärte der „Bad. Beob.", daß mit dem herrschenden System gebrochen werden müsse, indem er al- einen Bestandtheil dieses Systems ausdrücklich die gemischte Schule bezeichnete. Wohl hatte die damalige Rede Wacker'S die linksliberale Presse in eine nicht geringe 106,— 75.75 136.10 88,— 84.75 4^. »wdnrr- klont- boul» di« Lrdaction und Lrveditio«: Aoha«ne»-asse 8. Die Expedition ist Wochentag- anunterbroche» -eüffnet von früh 8 bi» Abend- 7 Uhr. Äunahmeschlllt für Äryeigen: Abend-Ausgabe: vormittag» 10 Uhr. R^orge»-Ausgabe: Nachmittag- 4 Uhr. Del den Filialen »nd Annakmestrllea je eia« halb« Stund« früher. Nuzet-e» swd stet- an die Erpedttion j« richten. /Males: Ott» Klemm'- Sorttm. (Alfred Universität-straß« 3 (Pauliuum), L-nt» Lösch«, Mrchrrkrasstr. 14, parp and K-nig-plech 7. e» handelt sich mehr während in Deutschland und streng controlirten Probefahrten das Marine-Heizer- personal verwendet wird, da- zwar recht gut ist, aber doch nicht mit Specialisten, wie die Heizer auf einer Werst sind, nicht concurriren kann. Ob die englischen Torpedoboots- Zerstörer wirklich dir Geschwindigkeit von 33 Seemeilen haben, ist mithin noch recht fraglich. Herrn Richter mit einer Probe zu beauftragen, würde selbst der jetzige Reichstag schwerlich befürworten. Im Uebrigen sei daran erinnert, daß nach dem Marineplane in jedem Jahre ein Torpedodivisiou-boot gebaut werdeu soll. Es ist also höchst wahrscheinlich, daß der Beherrscher deö „deutschen Freisinns" mit seiner Berufung auf Herrn Colomb keinen tieferen Ein druck macht, al- mit seiner Warnung vor Beachtung deutscher commerzienräthlicher Gutachten. Arrzeigen-PreiS die 6 gespaltene Petitzeile Ltd Pfg. Reklamen unter demRedaction-stnch (4g— spalten) öO-H, vor den Familiennachricktr» (k gespalten) 40-H. Größere Schriften laut unserem Prei-- mrzeichniß. Tabellarischer und Ztffernsatz nach höherem Tarif. 80 E. SO-, 86'1. 281. 5'i. 3^ P»L. — ,, 87 „Ich danke Hand, die ich wurde wieder flüchtig zu und trat in da- Treppenhaus . . . Die Stunde zum Souper hatte geschlagen, mischten Gefühlen ging ich nach dem Salon. Alles hell leuchtet. Ein Diener wies mich in daS Speisezimmer, war für zwei Personen gedeckt. Die Sckloßberrin hatte sich noch nicht eingefunben. Der Unpünktlichkeit konnte ich also nicht mehr geziehen werden. Im Speisezimmer stand ein Flügel. Ich klappte den Deckel auf und begann leise auf den Tasten zu präludirrn, als ich einen Schritt auf den weichen Teppichen vernahm. Ich sprang empor. Da war sie. Ulrike nämlich. „Sckon hier, Herr Dvctor? sagte sie mit einem leichten Kopfnicken. „Ich sehe, daß Sie sich in die Hau-ordnung überraschend schnell gesunden haben." Sie deutete nach einem der beiden Stüble an dem gedecklen Tisch. Ich nahm Platz. Ein Druck auf die Glocke und der Diener servirte da- Souper. „Jetzt wollen wir auf Ihre Angelegenheit zu sprechen kommen!" sprach die MajoratSberrin, al» wir mit dem Braten zu Ende waren. Dabei fipirte sie mich über den Tisch wieder in höchst unangenehmer Weise durch ihr Lorgnon. „Sie werden eS jedenfalls seltsam von mir ge sunden haben, daß ich Sie hierher citirte!" „O, bitte gar nicht!" beeilte ich mich zu versichern. „Wenn Ihnen, verehrte Gönnerin, nur nicht mein Ansuchen seltsam vorgekommen ist!" „Nun, ich muß sagen," meinte sie, „ich war anfang- etwas überrascht." Wieder da- Lorgnon. „Aber da der Herr Amt-richter Sie mir in so warmen Worten empfahl, glaubte ich die ganze Angelegenheit doch in nähere Erwägung ziehen zu müssen." Vollständiger AmtSstil. ES macht« mir den Eindruck, als ob sie sich jedes Wort sorgfältig vorher ein- studirt hätte. Zu liebenswürdig!" verbeugte ich mich über di« Braten- Ertra->VeilagkN lgefalzt), uur mit de» Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderunz dO.—, mit Postbeforderung 70.—. Anzeiger. Amtsblatt -es L'ötngNche« Land- «nd Amtsgerichtes Leipzig, des Mathes und Nolizei-Ämtes der Ltadt Leipzig. om — - 1100 - I 2800 -»««, v. 'vrowoiu» tdt.« »o- »UsLtiom Krisl 7100 3525 3475 2850 3800 265,— 58,25 103.25 100- 327.25 218 — 468.80 77.50 14160 ! 282.25 2 3.75 130,— 134 50 180.25 260,— 187.50 163.50 2 6.50 182.50 21-.50 268 — 70.— 142,00 108.50 264,— > 177,— «l —,— i-sipiir! Uor««i>») iL io l<I" <27/121 io H4«»t VezugSPrett M h«r Hemptrxpeditioa oder den Nn Stabt- b«irk und den Vororten errickteten AuS- aabrstrllen ab geholt: viertel jährlich ^t4.S0. oet zweimaliger täglicher Zustellung to» Hau» ä.LO. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vtrrrehädrlich ^l 6.—. Direcre tägliche Krruzbandiendung tu» Ausland: monatlich 7.50. von Zäbringen öffentlich in der Nolle des BeschwichligungS- bofrathS auftrat und feierlich versicherte, daß er, „wie ein schärferer Beobachter aus den Schlußworten seiner Rede berauslesen könne, durchaus nicht beabsichtigt habe, die Schulfrage sofort in Fluß zu bringen" und sie als Agi- tationsmittel zu den 189ler Landtag-Wahlen zu benutzen. Das Organ der sogen. Demokratisch-Freisinnigen in Baden, der „Landesbote", that so, als merkte er die Absicht des wrrtbvollen Bundesgenossen nicht, und nahm — wörtlich — „mit Vergnügen" von ter Erklärung de- Herrn Wacker Kenntlich. Härten die Herren Muser und- Genossen ihre Politik weniger auf daS Linsengericht etlicher Landtags mandate und mehr aus die Erhaltung und Förderung wahr haft freiheitlicher Ziele gerichtet, so hätten sie auch beachten müssen, wa- im October 1891 in einer badischen Correspon- denr der „Germania" mit beneidenSwerthem Seherblick aus- gesuhrt worden war. Dort hieß eS: „Allerdings bestehen in der Schulirage zwischen Centrum und Freisinn principielle Gegensätze, die sich nicht ausgleichen und über brücken lassen; aber das Centrum ist so klug, die Schulfrage in der Volksvertretung erst dann in Behandlung zu nehmen, wenn eS Aussicht auf durchschlagenden Erfolg hat, und wie die Dinge liegen, ist die Zeit zum Ansturm gegen die Mischschulen noch nicht gekommen. Sicher wird auch die nächste Wahl wieder eine Stärkung deS Eenlrums bringen und eS können auch die Lonservaiiven dann neue Erfolge verzeichnen, so daß sich die Mehr- heil des Landtags in positivem Sinne verschieben kann, und so werden die Tage langsam herandämmern, in welchen die Mijchschule unter die Sonde genommen wird." Der Artikel des Freiburger Kirchenblattes läßt daraus schließen, daß man nicht nur nach der Richtung der Schule die ersolgvcrheißenden Tage unumschränkter Herrschaft „langsam herandämmern" sieht, und al- ein höchst bezeichnendes Merkmal der gesteigerten Hoffnungs- sreukigkeit deS UltramontaniSmuS ertönt der Dreiklang: Jesuiten, Herrschaft über die Schult, Gegen reformation! Und warum sollte er nickt gerade jetzt ertönen, da im Reichstage der demokratische Freisinn am Werke ist, durch seine Opposition gegen das Flottengesetz das Centrum in einer der wichtigsten natio nalen Fragen zum ausschlaggebenden Factor zu macken und eS in die Lage zu versetzen, den deutschen Regierungen Daumenschrauben anrulcgen? Den Agrariern macht cs Herr Richter zum gröbsten Vorwurfe, daß sie vielfach Miene machen, nach der Parole „Kein Kanitz, keine Kähne" zu handeln, aber das tbeure Centrum ermuntert und er- mutbigt er in seiner blöden Blindheit mit wahrhaft stmatisckem Eifer, die Parole auszugeben, die für Baken das Frerburger Kirchenblatt ausgiebt. I 8125 17<2S 205.00 132 25 . 08.75 18425 188.10 185.50 20910 110,90 112 — 76,10 >r. a, «vier S a. 152». Die Geschichte meines Stipendiums. Bon Rudolf Greinz. Nachdruck »erbot«». Ihnen!" rief ich lebhaft und ergriff unwillkürlich an die Lippen führte, roth, nahm eilig die Gießkanne, nickte Mit Politische Tagesschau. * Leipzig, 30. December. Der Parolenfabrikant für die gesammte Opposition gegen Vie Verstärkung der deutschen Wehrkraft zur Tee, Herr Eugen Richter, scheint von seiner Entdeckung, daß sich unter den Ausrufern zu einer Kundgebung von Vertretern deS Handel-, der Industrie, deS Groß- und deS Kleingewerbes für die Marinevorlage über hundert Commerzienräthe befinden, denn doch keine durchschlagende Wirkung sich zu vrrsprechen. Die Deutschen, die ibn nicht als politischen, mili- tairischen, kommerziellen rc. Papst verehren, sind eben zu dumm, um zu begreifen, daß Alles, wa- ein nicht volkspartei- licker deutscher Commerzienrath anrälh und befürwortet, böckst gefährlich und verwerflich ist. Da er aber trotz seines be rechtigten SelbstbewußtseinS nicht selten auf ausländische Autoritäten schwört, so hofft er mit der Berufung auf eine solche tieferen Eindruck auf seine blöden Landsleute zu machen. Und eine derartige Autorität hat er in dem englischen Admiral Colomb gefunden, der jüngst in einem englischen Marineclub einen Vortrag über „Torvedo- bootSzerstörer" gehalten und diese Art von Kriegs- fabrzeugen als die Schiffe der Zukunft, die Linien schiffe als überlebt bezeichnet hat. Diese Autorität muß nun Herrn Richter und seinen Nachbetern als Sturmbock gegen die deutsche Marinevorlage dienen. Nur schade, daß Herr Colomb in England al» Marinesachverständiger ungefähr dieselbe Rolle spielt, wie Herr Richter in Deutschland als seemännische Autorität. Wie auS den Berichten englischer Blätter hervorgrht, wurde ihm in dem Club, nachdem er seine Ansicht dargelegt, gehörig heimgeleuchiet. Daß die fachmännischen Kreise nickt nur in England ganz ander- denken als er, ergiebt sich daraus, daß England seit 1890 29 Linienschiffe gebaut hat und daß man solche dort auch ferner in großer Zahl zu bauen gedenkt. Frankreich hat seit dem genannten Jabre 12, Rußland 10, die Vereinigten Staaten von Amerika 11, Japan 6, Italien 4 und Deutschland 7 Linienschiffe in Bau gegeben oder gebaut. Alle see fahrenden Nationen also haben den Bau von Linien schiffen nach Kräften zu fördern gesucht und alle sind einig darin — selbst Herr Colomb hat eS zugesteben müssen —, daß der Bau der Linienschiffe die Höhe technischer Voll kommenheit erreicht habe. Allerdings verkennt man auch nirgends die Bedeutung der ,DorpedoboolSzerstörer", aber gerade in Deutschland hat man keinen Anlaß, sich eine Ver nachlässigung im Bau solcher Fahrzeuge vorzuwerfen. Der jetzige Slaatssecretair des Neichsmarme-Amtes Tirpitz Hal bekanntlich als Corvetlen - Capitain und als Capitain zur See in hervorragendem Maße seine Thäligkeil der Ausbildung des Torpedowesens gewidmet. Nicht nur bei den deutschen Marineofficieren, sondern auch bei den fremdländischen haben seine Verdienste um die Vervollkommnung deS Torpedobaues die höchste Aner kennung gefunden. ES wäre schon deshalb sehr wunderbar, wenn Herr Tirpitz und mit lbm die leitenden Marinekreise die deutsche Flotte ohne Torpedobookszerstörer gelassen hätten. Wir Haden deren in der Thal nicht weniger als neun; sie beißen nur anders als in England, nämlich „Torpedo- Divisionsboote". Sie stehen den englischen „Torpeko- bootSzerftörern" an Größe nicht nach, übertreffen sie vielleicht noch um eine Kleinigkeit. Ihre Armirung ist dieselbe wie die englische. Allerdings laufen unsere TorpedodivisionS- boote nur 22 bi- 25 Seemeilen, wahrend die englischen angeblich eine Geschwindigkeit von 33 Seemeilen erreichen. Wäre da- wahr, so bedeutete es immerhin einen erheblichen Unterschied zu unseren Ungunsten. Aber die deutsche Marine-Verwaltung bat, um Vergleiche anstellen zu können, bei derselben Werft (Jarrow), auf der die englischen Torpedobootszerstörer gebaut werden, ein solches für deutsche Rechnung bestellt. Die Firma hat darauf erklärt, daß sie für eine größere Geschwindigkeit als 27 Seemeilen nicht garantiren könne. : um eine Paradevorsührung, eutschland bei den höchst gewissenhaft In Vaden hält die «ltramontane Partei, nachdem eS ihr mit demokratiicher uud socialvemokratiscker Hilfe gelungen ist, die »aiionalliberale Mehrheit der Zweiten Kammer in eine Minderheit zu verwandeln, die Zeil für gekommen, ihre Ziele klar und unzweideutig zu bezeichnen. DaS Freiburger katholische Kirchenblatt nimmt die CanisiuSfeier zum Anlaß, um in Anlehnung an die vom Erzbislbums- verweser vr. Knecht am Grade deS CaoisiuS gehaltene Nece einen Artikel zu veröffentlichen, der in ganz Deutschland Aufmerksamkeit verdient. Wahrscheinlich steht vr. Knecht auch dem Verfasser de- Artikel», welcher den in der Schweiz ausgesprochenen Gedanken de- ErzbiSthumS- verweserS di« liebevollste Erläuterung und Erweiterung an- gedeihen läßt, nicht ganz fern; jedenfalls ist die publrcistifche Stätte, in der der Artikel untergebracht ist, bedeutsam genug, um seinen Darlegungen die ernsteste Aufmerksamkeit zu sichern. Hier wird nämlich der Kampf gegen oie moderne Schule mit einer so rückhaltlosen Offenheit verkündet, daß sie ibr würdiges Gegenstück nur in der Unverfrorenheit findet, womit in gleichem Atbemzuge die Rückkehr der Pro testanten zur katholischen Kirche gefordert wird. Beide Ziele zu erreichen, gebe eS aber nur ein Mittel: die Rllckberufung der Jesuiten! Man wird nickt be haupten können, daß die hier in klar und bestimmt ausgestellten Forderungen ausgesprochenen Wünsche und Anschauungen neu seien, gewiß sind sie aber in letzter Zeit nirgends mit so vieler Autorität und Unverfrorenheit ausgesprochen worden, wie es jetzt im Freiburger Kirchenblatte geschieht. Am pein lichsten werben von dem Artikel die demokratisch-frei- sinnigen Herren überrascht sein, denen jetzt zugemutbe» wird, durch Unterstützung der ultramontanen Forderungen die Hilfe zu bezahlen, die ihnen bei den Wahlen von ultra- . Die Abnabmebestimmungen sind eben Aufregung versetzt, die sich aber sofort wieder legte, als der bei uns viel strenger al- in England. Dort verwendet man bei' damals noch nickt zum Geistlichen Rath avancirte Pfarrberr den Probefahrten die besten Kohlen und ausgesuchte Heizer; von Zäbringen öffentlich in der Nolle des BeschwichligungS- Bischof Anzer von Südschantung, der seit 18 Jahren in China lebt, hat sich jetzt auch einem Berichterstatter der „Germania" gegenüber über Kiao tschau ausgesprochen. Aus diesen Aenßcriingen, welcke die von unS schon wieder gegebenen Mittheilungen des Bischofs an einen Vertreter der „M. N. N." nickt unwesentlich ergänzen, heben wir Folgendes hervor: Bischof Anzer hält die Bucht mit ihrer Umgebung für einen der wichtigsten Puncte der chinesischen Küste. Vor einigen Jahren hat Li-Hu ng-Tschau g mit Legationsratb Tel ring die Bucht untersucht behufs Anlage eines chinesischen Kriegs Hafens, was Loch gewiß dafür spricht, daß dem Hafen einige Bedeutung beizumessen ist. Tie Einfahrt ist nach Detring's Angaben circa 30 biö 40 Meter lief. Die Versandung im Inneren der Bucht erstreckt sich höchstens auf eine halbe Seemeile im Durchschnitt, stellen weise, in der Gegend der Inseln etwas weiter. Jedoch kann daS Ganze mit verhällnißmäßig geringen Kosten in einen der besten Häfen der Welt ningewandelt werden. Daß der Hafen regelmäßig zufriere, ist eine den Kennern der Gegend unbekannte Thalsache. Bezüg lich des Hinterlandes und namentlich der Kohlen lager ist zu bemerken, daß dieselben sehr ausgedehnt, aber noch nicht genau bestimmt sind. Das Lager von J-lscko-fu wird von den Chinesen auf europäische Art mit Maschinen betrieb ausgebeulet. Die chinesischen Leiter deS Bergbaues sind zum Tbeil Leute, die in Deutschland das Dergfack studirt baden. Tie übrigen Betriebe sind, mit wenigen Ausnahmen, sebr primitiver Art. Freilich liegen die Kohlenlager eine Strecke nach dem Innern zu; dock ließe sich da durch Anlage einer Kleinbahn leicht Abhilfe schaffen. Alles in Allem liegt kein Grund vor, Kiaotschau mit seinem Hinterland zu unter schätzen, und Deutschland würde mit dem Besitz von Kiaotschau bestimmt eine gute Acquisition macken. — Aehnlich wie Bischof Anzer urtbeilt über das Klima von Schantung der Prof. Vr. F. Hirth in München, ter am 6. December daselbst einen Vortrag über daS in Rede stehende Gebiet gehalten bat. Er sagte u. A.: Tschifu, bas ja nur l'/ü Breitengrade nördlicher liegt, ist in ganz China berühmt wegen seines Klimas; es ist das Norderney der in China lebenden Europäer. Und es scheint, raß, wenn ein Unterschied zwischen dem Klima von Kiav- tsckau und dem vonTschffu besteht, gewisse Vorthcile zuGunsten der Bucht bestehen, die gegen die im Winter wehenden Nordost winde durch Land geschützt ist, im Sommer aber die kühlenden Südostwinde auS erster Hand über das offene Meer empfängt. Sicher werden die am Eingang der Bucht gelegenen Inseln sich zum Sommeraufeutbalt eignen, wenn nicht die Berge ein Sanatorium bieten, in tem man sich von den Wirkungen der in China nirgends angenehmen Sommerhitze erholen kann. Sonst urtheilt derselbe Gewährsmann: Kiaotschau würbe seiner Lage nach reckt gut ein Emporium für den Zwischen handel mit Nord-China, Korea und Japan werden können. Ob eS je ein zweites Hongkong werden kann? England hat, wie überall, so auch hier den Rabm abgeschöpft, sowohl was Zeit als Wahl des Orts betrifft. Auf ter anderen Seite darf in Betracht gezogen werden, baß Hongkong seine Größe Conjnncturen verdankt, die in der geschicht lichen Entwickelung des Europäerhandels in China be gründet sind. Hongkong hat mit den Jahrhunderte alten Beziehungen der Factoreienstadt Canton ein Erbe über nommen, das der aufblühenden Colouie dazu verhalf, bedeutenden Handelsverkehr einfach zu übernehmen, anstatt ihn erst schaffen zu müssen. Ter Schwerpunkt des Handels w x> 15 10 SO X) X) »0 X) 25 75 50 00 do 00 00 75 75 00 00 8700 18900 5000 360 2625 275 26000 2250 8875 875
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite