12 Montagesaal in der Maschinenfabrik J. M. Lehmann Die Dresdner Wirtschaft am Vorabend des Ersten Weltkrieges Einen Eindruck vom Stand der Wirtschaft am Beginn des 20. Jahrhunderts vermittelt die Ge werbezählung von 1907. Es wurden knapp 42 000 »Hauptbetriebe« mit etwas über 190 000 Be schäftigten ermittelt, davon 86% Kleinbetriebe mit höchstens 5 Personen. In den 179 größten Betrieben (mehr als 100 Personen) arbeitete fast ein Viertel (46015) aller Beschäftigten. Sechs Unternehmen (u. a. Villeroy & Boch, Siemens-Glaswerke, Seidel &Naumann, Seck-Mühlenbau, Hartwig & Vogel) beschäftigten mehr als 1000 Arbeiter. Die Dresdner Wirtschaft der Vorkriegs zeit war durch folgende Merkmale gekennzeichnet: 1. eine außerordentlich starke Diversifizierung (Fehlen einer ausgesprochenen »Leitbranche«), 2. die Dominanz der arbeits- und intelligenzintensiven »Fein- und Fertigungsindustrie« mit einem vergleichsweise hohen Exportgrad, 3. eine beachtlichen Bedeutung einzelner »Frauenindustrien« bei im sächsischen Vergleich ge ringerer und im Vergleich mit deutschen Großstädten höherer Frauenbeschäftigungsquote, 4. ein Vorherrschen des inhabergeleiteten Klein- und Mittelbetriebes mit relativ geringer Kapi talausstattung bei gleichzeitiger Existenz kapitalstarker Großbetriebe und Konzernverbände, 5. eine bedeutsame, seit der Jahrhundertwende jedoch tendenziell rückläufigen Rolle von Bau wirtschaft, Verkehrs-, Bank-, Versicherungswesen, Versorgungswirtschaft, Handel, Dienstlei stungen. Folgende Branchen hatten überproportionale und/oder überregionale Bedeutung: Bank- und Versicherungswesen, Nahrungs- und Genußmittelindustrie, Optik und Feinmechanik, Schiffs-, Maschinen-, Motoren- und Anlagenbau, sonstige Metallverarbeitung, Glas, Steine und Erden, Holz- und Papierverarbeitung, Chemie und Pharmazie, Druck- und Verlagswesen, Bauwesen (mit vielfältigen Hilfsindustrien), Transport- und Speditionsgewerbe, sonstige Branchen (u. a.