Die Lingner-Werke AG an der Nossener Straße, um 1920 Herstellung von Musikinstrumenten, Bekleidung, Tapeten, Lederwaren, Rüstungsgütern, Schreibbedarf, Pflanzenzucht). Vor dem Krieg galt Dresden als deutsches Fabrikationszentrum fiir Schokolade und Zuckerwaren, Zigaretten (europäischer Hauptort, 1909 Hälfte der deut schen Tabaksteuer), Strohhüte, Photopapier und Handelsmittelpunkt für Strohgeflechte (welt größter Markt) und Orienttabake. Zugleich war die Stadt wichtiger Produktionsstandort fiir Kameras, Schreib-, Rechen- und Nähmaschinen, medizinische und pharmazeutische Präparate, Kartonagen, Blechwaren, »kunstgewerbliche« Gegenstände (Blattgold, Luxus- und Dekorations gegenstände), Kunst- und Luxusmöbel, Klaviere und Orgeln. Im breit gefächerten Maschinen-, Instrumente- und Apparatebau hatte man selbst das sächsische Maschinenbauzentrum Chem nitz hinter sich gelassen. Die größte deutsche Werft für Binnenschiffe war in Dresden-Übigau beheimatet. Daneben war Dresden Hauptort der sächsischen Bierbrauerei und Spiritusbrenne rei. Der anerkannte Qualitätsstandard der Produkte beruhte weniger darauf, daß hier außerge wöhnlich viele Entdeckungen gemacht worden waren. Vielmehr verstanden es die Unternehmen, Neuerungen rasch zur Produktionsreife zu führen und durch Innovationen kontinuierlich zu verbessern. Günstig war die Dominanz der Klein- und Mittelbetriebe, die flexibel auf geänderte Marktverhältnisse reagieren konnten. Viele Firmen unterhielten Verbindungen zur Wissen schaft und unternahmen eigene Anstrengungen zur Hebung des Niveaus kaufmännischer Bil dung (Gehe-Stiftung); der erste Ehrendoktor der TH Dresden wurde 1900 der Glasfabrikant und Erfinder F. A. Siemens. Der Anteil der Industriearbeiter an der Gesamtbevölkerung war in Dresden 1907 aber noch immer niedriger als im sächsischen Landesdurchschnitt. Selbst die durchschnittliche Betriebs größe lag nur wenig über dem sächsischen Niveau, obgleich sich beispielsweise die Zahl der Ar beiter in Kleinbetrieben (bis 5 Beschäftigte) seit 1882 von über der Hälfte auf unter ein Viertel verringert hatte. 201 »Freie Berufe«, das »künstlerische Gewerbe«, Bauwesen, Transport- und Spe-