i6 Ursula Forberger Die Dresdner Fabriken zwischen 1830 und 1861 Im Verlaufe des 19. Jahrhunderts setzte sich auch in Dresden die fabrikatorische Produktions weise durch.” Dieser Prozeß, der als »Industrielle Revolution« bezeichnet wird, nahm in Sachsen um 1800 im Erzgebirge und im Vogtland seinen Anfang. Nachdem er auf Leipzig und Umge bung übergegriffen hatte, wurde um 1820 der Dresdner Raum und schließlich die Oberlausitz von der Industriellen Revolution erfaßt. Bis zum Erlaß des Gewerbegesetzes im Jahre 1861 ent stand innerhalb der damaligen Dresdner Stadtgrenzen ein halbes Hundert Privatunternehmen, bei denen eine fabrikatorische Produktionsweise zumindest in Anfängen festgestellt werden konnte. 2 ’ Wie sprunghaft sich in der Folgezeit das Fabriksystem durchsetzte, zeigt die Gewerbe zählung des Jahres 1875, bei der in Dresden 1094 Betriebe mit mehr als 5 »Gehilfen« und 13 252 kleinere Betriebe gezählt wurden. 3 ’ Die sächsische Besonderheit, daß die Gewerbestruktur durch eine außerordentliche Vielfalt geprägt war, war in der Stadt Dresden noch deutlicher als im Landesmaßstab ausgeprägt. Die Tatsache, daß es hier keine Leitbranche, sondern ein buntes Bild verschiedener Wirtschafts zweige gab, verstärkte sich nach 1861 sogar noch. 4 ’ Neben einem Staatsunternehmen (Königliche Münze) konnten bis zum Erlaß der Gewerbefreiheit im Jahre 1861 insgesamt 50 Betriebe mit fabrikatorischer Fertigung in Dresden ermittelt werden. Sie waren in folgenden Zweigen tätig: 16 Fabriken zur Herstellung chemischer Produkte (Farben, Lacke, Seife, Parfum, Wachswaren, Gas, Leuchtstoffe, Kunst- und Knochendünger etc.), 15 Maschinenbaufirmen (einschl. Eisen gießereien, Metall warenhersteiler), 9 Nahrungs- und Genußmittelhersteller (Zucker, Schokolade, Spirituosen, Bier, Mineralwasser, Nudeln etc.), je 2 Papierhersteller / Firmen zur Herstellung von Wachstuch und Tapeten, Dampfschneidemühlen, je 1 Kammgarnspinnerei, Steingutfabrik, Le derwarenfabrik, Buchdruckerei mit Fabrikcharakter. Bei vier Fünfteln dieser Betriebe konnte er mittelt werden, aus welcher Betriebsform sie hervorgingen: 15 Unternehmen wurden gleich als Fabrik gegründet, 4 Fabriken gingen aus Manufakturen, 4 aus Handelsfirmen und 17 aus Hand werksbetrieben hervor. Bei den 10 restlichen Unternehmen, die meisten davon Hersteller chemi scher Produkte, konnten die Wurzeln nicht ermittelt werden. Erwartungsgemäß lag der zeitliche Schwerpunkt der Fabrikgründungen in der Zeit zwischen 1850 und 1861, in der fast die Hälfte (23) aller Fabriken entstand. Nur 7 Gründungen erfolgten vor 1830,1830-1840 und 1841-1850 wurden jeweils 11 Unternehmen mit Fabrikcharakter gegründet. Soweit ermittelbar, mußten 20 der 50 Unternehmen ihren Betrieb bereits vor 1861 wieder einstellen. Die restlichen Fabriken produzierten noch um 1880. Folgenden 19 Firmen gelang sogar das Überleben bis ins 20. Jahr-