19 Altmarkt Dresden mit Blick in die Wilsdruffer Straße, links die Löwenapotheke, 1912 sehen Provinz Sachsen (12121), den thüringischen Staaten (8185) und Brandenburg (6050). Die Entscheidung zur Auswanderung aus ihrer Heimat trafen etwa 80 % der männlichen und 35 % der weiblichen Personen aufgrund wirtschaftlicher Motive. Für die Wahl Dresdens spielten, neben der Entfernung, Gemeinsamkeiten in Kultur, Lebensweise und Sprache eine wichtige Rolle. Etwa 60 % der Reichsausländer (5 % der Zuwanderer) waren aus Böhmen zugezogen, hier von wiederum über die Hälfte aus dem deutschsprachigen Grenzgebiet. Aus anderen Teilen Österreich-Ungarns waren 3765, aus Rußland 2390 Personen (darunter viele Polen) eingewan dert. Nennenswerte Ausländergruppen in Dresden bildeten noch die Briten, Schweizer und Franzosen. 4 ’ Wie andere Industriezentren wurde Dresden damit zum Schmelztiegel von Menschen unter schiedlicher Tradition und Kultur. Die Masse der Zugewanderten paßte sich recht schnell an das vorgefundene soziale und kulturelle Leben an. Ausländer aus dem Osten assimilierten in der fol genden Generation zumeist auch kulturell. Die Mehrzahl der Eingewanderten war vermögens los und kam nach Dresden, um hier einen höheren Lebensstandard zu erwerben. So waren sie anfangs auch bereit, niedrigere Löhne zu akzeptieren, denn sie besaßen zumeist nichts außer ihrer Arbeitskraft. Um das Haushaltsbudget aufzubessern, waren sie sehr häufig auf Nebenein künfte, darunter Kinderarbeit und Untervermietung, angewiesen. 5 ’