20 Realschule in Dresden-Striesen (früher Freimaurer-Institut), Postkarte 1898 Zunehmende Bedeutung für die Stadt erlangten die Siedlun gen im Umland. So zählte Cotta 1871 erst 2482 Bewohner, 1900 schon 12 522 und 1910 schließlich 18135 Einwohner. Eine ähnliche Entwicklung nahmen Löbtau und Trachau, deren Bevölkerung bis 1910 auf 44 744 bzw. 9014 Be wohner an wuchs. Parallel zum Vorortwachstum vollzog sich eine Abwanderung aus dem Gebiet der Altstadt, Seevorstadt, Pirnai- schen und Wilsdruffer Vorstadt; die Wachstumszonen verlager ten sich immer weiter stadtaus wärts. 6 ’ Manche Vororte erreich ten den Urbanisierungsstand mittlerer Städte. So betrug die Gesamtbevölkerung der 1903 eingemeindeten Orte über 80 000 Menschen (Zählung 1900) — mehr als in der gesamten Stadt Zwickau! Ein großer Teil der Vorortbewohner waren Pendler, die in der Stadt arbeiteten oder hier Waren verkauften. 7 ’ Sie nutzten die technischen und kulturellen Einrichtungen der Stadt, ohne dort Steuern zu zahlen. Dies war der entscheidende Grund für den Rat, Orte mittels Ein gemeindung in die Stadt Dresden einzubeziehen. 8 ’ Die Eingemeindungen brachten Dresden großen Flächen- und Bevölkerungszuwachs. 9 ’ Zugleich veränderten sich der Altersdurchschnitt und die Sozialstruktur der Einwohnerschaft. Für das Wachstum der Stadtbevölkerung seit 1892 waren Eingemeindungsgewinne der entscheidende Faktor. 10 ’ Das Leben in der wachsenden Großstadt Der unterschiedliche Zeitpunkt des stärksten Wachstums sowie der Charakter der Dresdner Stadtteile und Vororte war deutlich an der Bebauung erkennbar. In Gegenden wie der Leipziger Vorstadt, Pieschen, Löbtau und Cotta dominierte der geschlossene Wohnungsbau, besonders entlang der Hauptstraßen und Plätze. Neue Bauwerke wie Schulen, Kirchen und Verwaltungs gebäude waren Ausdruck des gewachsenen Selbstbewußtseins der Bürger. 11 ’ Mit der Bauord nung von 1905 versuchte die Dresdner Stadtverwaltung, das Bauwesen in geregelte Bahnen zu lenken. 12 ’ Damit sollte eine zu dichte Überbauung der Wohnquartiere verhindert, aber auch der expandierenden Industrie Entwicklungsräume gegeben werden. Eine Bebauung des Elbufers so wie eine ungeregelte Fabrikansiedlung war bereits in den 1870er Jahren verhindert worden. 13 ’ Daneben sorgte die Stadt für Erhaltung und Neuanlage von Parks und Grünanlagen. Tiefgestaf felte Hinterhofquartiere, wie sie beispielsweise für einige Berliner Bezirke typisch waren, ent standen in Dresden nicht, womit auch einem problematischen Sozialmileu der Nährboden ent-