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28 Wolfgang Brinitzer / Helmut Lindner Wirtschafts- und Unternehmer verbände in Dresden und Sachsen im Deutschen Kaiserreich i. Einführung In seinem Aufsatz über »Wirtschaftsverbände in Deutschland« aus dem Jahre 1990 geht Hans- Peter Ullmann der Entstehung und Struktur, dem Einfluß und der Funktion der Wirtschafts verbände nach und unterscheidet fünf Phasen der Entwicklung 1 , wobei hier nur die ersten bei den in Betracht kommen: 1. Aufkommen von Interessenorganisationen in den ersten beiden Dritteln des 19. Jh. II. Zusammenwachsen zu einem System von Wirtschaftsverbänden zwischen Reichsgründung und Erstem Weltkrieg III. Umstrukturierung in Kriegs- und Nachkriegszeit IV. Verformung des Weimarer Verbandssystems im »Dritten Reich« V. Wiederaufbau eines Systems von Wirtschaftsverbänden nach 1945 (bezogen auf BRD) Die Organisationen entstanden als Selbsthilfe durch gemeinschaftlichen Zusammenschluß In dustrieller und nach den Bedürfnissen ohne ordnende Hand. Parallel dazu entwickelte sich ein gestuftes Verbandssystem mit Spitzen- oder Dachverbänden. Kessler führt in seinem Buch über die deutschen Arbeitgeberverbände aus dem Jahre 1907 2) die meist staatlich initiierten Zwangsverbände wie Handels- und Gewerbekammern, Berufsge nossenschaften und zahlreiche Innungen auf der einen Seite und die freien Vereinigungen wie Verkehrs- und Schutzzollvereine, Verkaufs- und Arbeitgeberverbände auf der anderen Seite an. Im folgenden soll die Entwicklung in Sachsen und speziell in Dresden beschrieben werden, wohl wissend, daß dies in einem ersten Ansatz nur verkürzt und unter Auslassung der Arbeit nehmerverbände sein kann. 2. Verbände, die vor 1871 entstanden sind Ökonomische Gesellschaft im Königreich Sachsen In der Satzung von 1889 heißt es zum Zweck der 1764 gegründeten Gesellschaft mit Sitz in Dresden seit 1815: »Die Gesellschaft bezweckt, volkswirtschaftliche Interessen im allgemeinen