Die in dieser Triple Helix nach der Mitte des 19. Jahrhunderts in eine zentrale Position hinein wachsenden polytechnischen Schulen entwickelten gemeinsam mit dem 1856 gegründeten Verein Deut scher Ingenieure seit den 1860er Jahren Programme, die das strategische Ziel der Gleichstellung mit den Universitäten verfolgten. Sie standen unter dem Motto Anpassung und Abgrenzung. Anpassung an normensetzende Elemente der Universitäten, Ab grenzung von vermeintlicher Lebensfremdheit und Rückwärtsgewandtheit universitärer Lehre und For schung. Abgrenzung aber ebenso von den techni schen Mittelschulen, um die »Proletarisierung« des Ingenieurstandes zu verhindern. Die Durchsetzung des Emanzipationsprogramms traf auf den entschiedenen Widerstand der um ihre Privilegien fürchtenden Universitäten und der sie meist dabei unterstützenden Kultusbürokratien. Nachdem schon Hochschulverfassungen und Zu erkennung des Hochschulrangs das erfolgreiche Be schreiten des Weges symbolisiert hatten, entspann Gustav Anton Zeuner (1828 -1907), Professor für technische Mechanik und theoretische Maschinenlehre, 1873-90 Direktor des Polytechnikums Dresden sich um das Promotionsrecht die letzte große Kon ¬ troverse des Rangstreits. Für die Technischen Hochschulen waren das Promotionsrecht und die damit auch verbundene Einführung des Titels Diplom-Ingenieur auf der Basis von Diplomprü fungen Symbol der wissenschaftlichen Gleichwertigkeit und der »Ritterschlag der Wissenschaft«, der die Ingenieurwissenschaften akademisch adelte und ihren Vertretern den Anspruch auf eine gruppenspezifische Weitsicht beurkundete. Die Entscheidung fiel schließlich durch persön lichen Einsatz des technophilen Kaisers Wilhelm II. Er gewährte anläßlich der Centenarfeier der TH Berlin 1899 den preußischen Technischen Hochschulen das Promotionsrecht. Die entsetzten Kultusbürokratien der übrigen deutschen Länder konnten nun nur noch in den folgenden beiden Jahren nachziehen. Die Verleihung des Promotionsrechts gilt als formaler Abschluß der Eman zipationsbewegung. Dennoch war die Gleichstellung mit den alten Bildungseliten nur formal er reicht, blieben traditionelle Ressentiments weiterhin bestehen. Der bis dahin erfolgte innere und äußere Wandel zur Hochschule vollzog sich besonders unter dem Wirken zweier Faktorengruppen. Erstens war es die an Wucht und Tempo deutlich zunehmende technisch-industrielle Entwicklung, die schließlich in den beiden letzten Jahrzehn ten vor der Jahrhundertwende aus Deutschland im engeren Sinne einen Industriestaat entstehen ließ. Dies steigerte einerseits den Bedarf an gut ausgebildeten Ingenieuren und implizierte ande rerseits stetige Ausdifferenzierungsprozesse in Lehre und Forschung. Als zweite wesentliche Faktorengruppe wirkte das sich in der sogenannten »Technikerbewe gung« im Kaiserreich bündelnde Ringen der Ingenieure um Integration in die akademische Elite.