54 Wasserwerk »Saloppe« nach der Fertig stellung 1875 (Architekt: Theodor Friedrich) mühle, die »Yenidze« oder die Gasometer dominieren als Solitäre die Stadtsilhouette kaum we niger als Hofkirche und Rathaus. Große Areale in der Friedrichstadt, Löbtau, Plauen, der Leip ziger Vorstadt, Pieschen, Niedersedlitz sind nach wie vor industriell geprägt. Die Zeugnisse der frühen Industrialisierung, der Gründerzeit und der industriellen Konzentration vor dem Ersten Weltkrieg erinnern daran, daß Dresden zwar nie eine ausgesprochene Industriestadt war, aber doch eine reiche industrielle Vergangenheit besitzt, die zur Geschichte der Stadt gehört. Industriebauten sind nicht nur historisch und architekturgeschichtlich bedeutende Einzel objekte, sondern Bestandteile eines Systems, das zum Ende des 19. Jahrhunderts immer perfek ter und ausdifferenzierter wurde. Zu diesem System gehörten die Anlagen der Wasser-, Gas- und Stromversorgung, dazu gehörten Gleisanlagen, Brücken und Bahnhöfe (auf die hier nicht ein gegangen werden kann). Die Verflechtung dieser Anlagen und Wege kann man - mit Jörg Sta- benow - im Bild eines weitverzweigten, eng geknüpften Netzes darstellen, dessen markant in Er scheinung tretende, aber nicht isoliert denkbare Knoten die Produktionsstätten sind. 3) Das Wilhelminische Kaiserreich ist historisch genau definierbar, seine Wirtschaftsgeschichte läßt sich anhand konjunktureller Bewegungen strukturieren - die Entwicklung der Architektur folgt diesen Vorgaben jedoch nur bedingt. So kann die Vorstellung wichtiger und charakteristi scher Dresdner Industriebauten sich auch nur grob an ein chronologisches Gerüst halten. Die sog. Gründerjahre nach dem Krieg von 1870/71, als die französischen Reparationszah lungen für einen kurzen Wirtschaftsboom sorgten, brachten auch in Dresden eine Vielzahl von Firmengründungen mit sich, genauso wie die folgenden Krisen zu Zusammenbrüchen führten. Einen markanten Einschnitt in der Industriearchitektur bedeutete das allerdings kaum. Große Betriebe wie die »Drogen-Appretur-Anstalt Gehe«, die keramischen Werke Villeroy&Boch (beide an der Leipziger Straße), die Schokoladenfabrik Jordan&Timaeus (hinter dem Albert- platz an der Jordanstraße) oder die Waldschlößchen-Brauerei existierten bereits und bauten ihre