57 Städtischer Packhofspeicher, Foto Peltz, 1996 Am architekturhistorischen Befund eines breiten stilistischen Spektrums, das von klassizi stischen Anklängen über den Rundbogenstil bis zu aufwendiger Neugotik reichte, änderte sich zunächst noch nichts, als ein zunehmender Konzentrationsprozeß die Dresdner Industrieland schaft seit den prosperierenden späteren 80er Jahren ergriff. Es entstanden große Produktions stätten wie die Maschinenfabrik Seidel & Naumann an der Hamburger Straße, das pharma zeutische Unternehmen von Lingner (»Odol«) an der Zwickauer Straße oder die »Vereinigten Eschebachschen Werkstätten«. Deren Geschichte ist typisch für die Entwicklung eines Groß betriebes aus kleinen handwerklichen Anfängen. Eine von Carl Eschebach 1867 gegründete Klempnerwerkstatt dehnte ihre Produktpalette auf den gesamten Bereich der Küchenmöbel und -geräte aus; nach mehrmaligem Standortwechsel bezog das Unternehmen ein neues Areal im Industrievorort Pieschen, wo ab 1890 ein Werk für rund 2000 Beschäftigte entstand. Die un regelmäßige vierflügelige Anlage an der Riesaer Straße wird durch die effektvolle Kombination von sattrotem Backstein und hellem Putz geprägt. Manche Formen verweisen auf die Renais sance, manche auf den Barock, doch entzieht sich die Anlage einer eindeutigen stilistischen Einordnung. Zweifellos gehören die weitgehend erhaltenen Eschebachschen Werke zu den her-, ausragenden Beispielen Dresdner Industriearchitektur um 1900. Bezeichnend übrigens, daß Un ternehmer Carl Eschebach nicht mehr neben seinem Werk wohnte, sondern sich am Albertplatz eine prunkvolle neubarocke Villa bauen ließ. Die »Tendenz zum Großbetrieb« I0) zeichnete auch den Anfang des 20. Jahrhunderts aus, und diese Tendenz verlangte nach der Auslagerung in separate Industriereviere, wie sie in der Orts bauordnung von 1905 ausgewiesen sind. Die Einwohnerzahl Dresdens verdoppelte sich, u. a. aufgrund etlicher Eingemeindungen, von 1890 bis 1905 auf 517 000; Dresden wurde zur moder nen Großstadt mit einer Vielzahl von kommunalen Bauaufgaben, für die ab 1904 Stadtbaurat Hans Erlwein verantwortlich war. Zur für Dresden charakteristischen Branche entwickelte sich die Tabakindustrie. n) Die um 1910 errichtete Zigarettenmaschinenfabrik United 12 ’ im Striesener »Tabaksviertel« ist ein typi-