64 Volker Witt Ziegeleien im Raum Dresden nach 1850. Vom Handwerk zur industriellen Massenproduktion Zwischen Meißen und Pirna — beiderseits der Elbe - existierten zu Beginn des 20. Jahrhunderts mehr als 100 Ziegeleien. Im Dresdner Raum waren es ca. 35, allein 10 im Bereich der Dohnaer Straße - im Raum der Vororte Prohlis, Torna, Leubnitz-Neuostra und Reick. 11 Gegenwärtig existieren in Dresden noch zwei Ziegeleien. Eine ältere, teilweise modernisierte der Firma Amand in Lockwitz und eine 1996 in Betrieb genommene, nach modernen Techno logien arbeitende Ziegelei der Firma Eder GmbH in Freital. 21 Ein Vergleich des Produktions profiles dieser beiden Betriebe macht den krassen Unterschied zwischen ihnen deutlich. Die Ziegelei in Lockwitz produziert zwei Formate an Ziegeln (NF, DF) mit einer täglichen Leistung von 120 t, die in Freital produziert täglich 600 t Ziegel, die in 40 verschiedenen Formaten ge brannt werden können. 31 Von den Anfängen der Ziegelherstellung im Dresdner Raum In der Zeit vor der industriellen Revolution um 1830 gab es in Sachsen überwiegend kleine handwerklich betriebene Ziegeleien, die von Zieglern gepachtet wurden und z.T. staatliches/ landesherrliches oder städtisches (Ratsziegeleien) oder feudales (Rittergutsziegeleien) Eigentum waren. 41 In Dresden waren es vor allem die »Raths-Ziegelscheune« 51 und die Festungs- und Amtsziegelei in der Pirnaischen Vorstadt, die bereits 1370 erstmalig Erwähnung fanden. Über weitere Ziegelscheunen im Weichbild der Stadt finden wir in den zeitgenössischen Ak ten und Stadtplänen den Nachweis. 61 Sie alle nutzten die natürlich aufgeschlossenen Lehmvor kommen in einem alten ausgetrockneten Elbarm und den Auelehm im Tal der Weißeritz für die Ziegelherstellung. Die Fertigung erfolgte in Handformgebung, im Wasser- oder Handstrichver fahren mit Lufttrocknung und Brand in offenen oder geschlossenen Einkammeröfen, den soge nannten »Deutschen Öfen«. Gebrannt wurde mit Holz. Die Ziegeleien besaßen in Sachsen meist nur 5-6 Arbeitskräfte. Sie arbeiteten im Saisonbetrieb, in Abhängigkeit von der Witterung 7-8 Monate im Jahr. Oftmals wurden die Öfen im Winter auch zum Kalkbrennen genutzt, um in der Stadt ausreichendes Baumaterial zur Verfügung zu stellen. Ein großer Anteil des hergestellten Sortiments waren Dachziegel. Für sie bestand in der Stadt eine besonders große Nachfrage, da kurfürstliche und städtische Verfügungen die Verwendung