Prozeß zog sich fast ein halbes Jahr hundert hin. Es war vor allem das Mißtrauen der Ziegeleibesitzer ge genüber der noch unbekannten und dazu noch erheblich teueren Tech nik, das eine schnelle Mechanisierung des Gewerbes verhinderte. 81 Trotz dem entstanden im Raum Dresden zwischen 1860-1900 zahlreiche neue Ziegeleien. Bevorzugt waren vor al lem Gebiete mit reichlichem Lehm- und Tonvorkommen. Schwerpunkte waren dabei die Dohnaer Straße im Bereich der Orte Prohlis, Leubnitz- Neuostra und Torna mit 10 Ziegeleien, Luga mit 4,Omsewitz mit 4, Zschertnitz mit 3, Briesnitz mit 2, Plauen mit 3, Gruna mit 2 Ziegeleien. 91 Über Jahrhunderte war der Ziegler sein eigener Anlagen- und Ofenbauer. Mit der techni schen Revolution und der neu entstandenen Ziegeleitechnik war dies nicht mehr möglich. Für den Bau und die Errichtung einer Ziegelei zeichneten jetzt spezielle Bauunternehmen verant wortlich. Die Ziegelei Heyde&Waschneck ist ein typisches Beispiel für die Entstehung und Struktur einer Ziegelei dieser Zeit. Auf der Basis der guten, für mehrere Jahrzehnte ausreichen den Lehm- und Tonvorkommen auf einem Flurstück in Klein-Luga wurde vom Gutsbesitzer W. August Heyde der Baufirma Philipp in Niedersedlitz im Jahre 1897 der Auftrag zum Bau eines Ringofens, von Arbeiterwohnungen und eines Ziegeltrockenschuppens erteilt. Auf der Grund lage eines Bauvertrages vom April 1897 entstanden ein Hoffmannscher Ringofen mit 17 Kam mern und ein Trockenschuppen für den Preis von 60 205 RM, in 10 Raten zu tilgen. 101 Neben solchen verhältnismäßig kleinen Betrieben entstanden zahlreiche mittlere und große Ziegeleien. Diese nahmen zum Teil beträchtliche Flächen des Gemeindeterritoriums ein. So ent standen im Vorort Zschertnitz 1880 3 Ziegeleien, die zusammen mit ihren Lehmgruben mit 30 ha die knappe Hälfte der 70 ha großen Gemeindegemarkung einnahmen. 111 Die Ziegeleien entstanden jetzt nicht mehr auf dem freien Feld, weitab von den Ansiedlun gen, sondern lagen meist am Rand oder direkt in den Ortschaften, was die Frage nach dem Ver hältnis von Gemeinde und Ziegeleibesitzer aktuell auf die Tagesordnung setzte, denn dieses war nicht problemlos. Unternehmer und Kommune standen einander oft fremd, sogar feindlich ge genüber. Die Gemeinde erwartete u. a. hohe Steuereinnahmen von den Ziegeleien, sah sich aber im Gegenzug nicht in der Pflicht, die Infrastruktur für das neue Gewerbe im Ort zu schaffen. 121 Die massenhafte Entstehung von Ziegeleien führte in Deutschland zu Zusammenschlüssen von Ziegeleien, u. a. zur Bildung von Kartellen. So hatte die Ziegelei »Geyer & Gen.« den Status einer GmbH, das Dampfziegelwerk »Deut sche & Co« den einer Kommanditgesellschaft. Einige Familienbetriebe waren OHGs. Einen be sonderen Platz nahm die von den Bienert-Brüdern Theodor und Erwin 1911 gegründete »Bau-