88 Zur Entwicklung jüdischer Privatbanken in Dresden im Kaiserreich I. Als selbständige Unternehmen in Eigentümerbesitz bis in die Weimarer Republik erhalten: Bankhaus Gebr. Arnhold, Bankhaus S. Mattersdorff, Bankhaus Bondi & Maron, Bankhaus Bernhard Gutmann (bis 1921) II. Übernahmen M. Schie Nachf.: 1891 durch Bankhaus Gebr. Arnhold Koppel &Co.: 1897 durch Bankhaus Gebr. Arnhold Philipp Elimeyer: 1872 Mitglied im Gründungskonsortium Dresdner Bank (Carl Mankiewicz Aufsichtsrat) 1898 Kommanditgesellschaft mit A. Schaaffhausenschem Bankverein C. A. Wallerstein: um 1900 durch Schlesische Boden-Credit-Aktien-Bank Dresden S. Bleichröder/Berlin: 1931 durch Gebr. Arnhold (»Gebr. Arnhold & S. Bleichröder«) III. »Arisierungen« Gebr. Arnhold: 1935 an Dresdner Bank (Dresdner Stammhaus) 1938 an Dresdner Bank/Hardy &Co. (Berliner Filiale) 14) S. Mattersdorff: 1936 an Allgemeine Deutsche Credit-Anstalt (ADCA) 15 ^ Bondi & Maron: 1937 an Deutsche Bank 1 ® Bank aktiv und erlangte damit bis 1896 Sitz und Stimme im Aufsichtsrat der Großbank. 1898 er folgte die Umwandlung des Bankhauses Ph. Elimeyer in eine Kommanditgesellschaft unter Be teiligung des A. Schaaffhausenschen Bankvereins Berlin. Hatten die bisher genannten Unternehmen schon vergleichsweise früh in Dresden Wurzeln geschlagen, so waren die beiden anderen jüdischen Privatbanken von Bedeutung tatsächlich Kinder der industriellen Zeit: Während der Revolution von 1848/49 verschlug es Salomon Mat- tersdorff (1819-1893) nach Dresden, wo er 1853 mit seinem Bruder Simon/Siegmund (1824- 1890) das Bankhaus S. Mattersdorff einrichtete. Letzteres gehörte neben Bondi & Maron und Gebt. Arnhold zu jenen jüdischen Privatbanken, die - von Bankenkrisen über Inflationszeiten - alle Stürme überstanden und erst durch die »Arisierungen« ihre Institute verloren. Das jüngste Unternehmen in diesem Kreis stellte das erst 1864 gegründete Bankhaus Gebr. Arnhold dar, mit dem sich keineswegs nur eine individuelle Erfolgsstory verbindet. Die Ge schichte gerade dieses Unternehmens schärft vielmehr den Blick dafür, daß die Institution Pri vatbank von der Forschung - wegen der von den Großbanken forcierten Konzentrationspro zesse - in ihrer Bedeutung weit unterschätzt wurde, steht doch zu vermuten, daß Privatbankiers aufgrund der spezifischen, mittelständisch geprägten Industriestruktur in Sachsen und Thürin gen länger als in anderen Regionen eine Schlüsselfunktion für die regionale Unternehmerschaft erlangten. Diese Prozesse fallen allerdings in die Zeit des Kaiserreiches und der Weimarer Repu blik, weswegen das Beispiel Arnhold erst im dritten Punkt ausführlicher referiert werden soll. Im