9i Verwaltungsgebäude der Dresdner Bank um 1914 an der König-Johann-Straße So verwundert es kaum, daß die Gruppe der Bankiers auch im Gemeinderat dominierte. Zwi schen 1852 und 1890 stellten Bankiers knapp 40% der Vorsteher und Deputierten. Auffällig ist, daß Bankiers auch dann, wenn es sich wie bei Moritz Aron Meyer, Salomon Mattersdorff oder Max Arnhold um Zugezogene handelte, rasch mit wichtigen Ämtern in der jüdischen Ge meinde betraut wurden. Dies verweist darauf, daß die soziale wie kulturelle Verbürgerlichung dem Selbstverständnis und Engagement als Jude zumeist nicht entgegenstand. Nicht selten han delte es sich, wie das Beispiel der beiden Vorstandsmitglieder Mendel Schie und Jonas Abraham Bondi (*1804) zeigt, die beide noch in den 1840er Jahren auch als Mohel (Beschneidet) wirkten, um Juden, deren Alltag auch in der Moderne durch Religiosität und Frömmigkeit geprägt war. Die Taufe, wie sie die Söhne Michael Kaskels wählten, blieb eine absolute Ausnahme. Im Ge genteil: Während sich die christliche Wirtschaftselite zur Zeit des Kaiserreiches spürbar aus den Verwaltungen der Kirchgemeinden zurückzog und das Feld den Vertretern des alten Mittelstan des überließ 24 ’, fand sich die jüdische Finanzelite Dresdens auch weiterhin in den israelitischen Gemeindegremien und den ihr nahestehenden Organisationen. So gehörten Bankiers wie Max und Georg Arnhold, Vertreter der Familien Mattersdorff, Maron, Klemperer und Meyer, ja so gar der getaufte Felix von Kaskel auch am Ende des Jahrhunderts noch zur Mitgliedschaft oder zum Vorstand des Mendelssohn-Vereins. 25 ’ Die Gruppe der Privatbankiers wies also hinsichtlich ihres sozio-kulturellen Profils ver gleichsweise homogene Züge auf, was sich dadurch potenzierte, daß sie auch personell wie öko nomisch stark vernetzt war. Verwandtenehen zum Beispiel waren keine Seltenheit. Besonders die Bondis, aber auch andere Familien wie die Schies wählten häufig diese Form der »finanziel len Konsolidierung«. Daneben strebten sie vergleichsweise oft auch familiäre Verflechtungen mit dem entstehenden jüdischen Bildungsbürgertum an. Jonas Abraham Bondi beispielsweise heiratete im Jahre 1827 Bertha Beer 26 ’, die Schwester von Bernhard Beer. Der in Sachsen sehr ge-