V. Der Kampf um die Scholle. Seit -er Wirksamkeit des würdigen Vierblatts Hoym- Triebenfeld-Bischoffwerder-Rietz über die Kabinettsarder von 1833 und die ausschweifenden Pläne des Generals Grolmann und des Legationsrates Küpser hinweg gehört der Gedanke, die Polen von ihrer nationalen Scholle auszukaufen, zum eisernen Bestand der Antipolenpolitik, aber ihn im großen Wirklichkeit werden zu lassen, mußte erst ein Bismarck auf denr Kampfplatz erscheinen. Als im Zusammenhang mit dem endgültigen Abbruch des Kulturkampfes und der neugekitteten russisch-deutschen Freundschaft um die Mitte der achtziger Jahre die Schikanen auf die Polen zahlreicher niederhagelten, denn se, und bald auch dem Kampf gegen die polnische Sprache eine schärfere Prägung aufgedrückt wurde, tauchten in der Presse neue Projekte der Bekämpfung der Polen ans, die sich aut ihren Grund und Boden erstreckten, und der nationalliberale Parteitag des Jahres 1888 regte eine „interne Kolonisation in den Ostinarken" an, Tein Reichskanzler mußte der Plan erst im einzelnen vorgekaut werden, denn der Geheimrat Tiedemann, einer der Gründer des Ostmarkenvereins, sandte ihm zu Anfang 1886 eine Denkschrift, in der er ausführte, „der Staat könnte durch Parzellierung angekaufter Güter und Ansiedelung deutscher Bauern auf den Teilstücken die Pro vinz nachhaltig mit deutschen Elementen durchsetzen", Bis marck, sofort Feuer und Flamme für den Plan, hielt zehn Millionen Mark für genügend, um die Polen auszukaufen, und wollte diese Summe vom Landtag fordern, bis Miquel als gewiegter Finanzmensch kam und erklärte: „Wenn schon, denn schon. Hundert Millionen zum wenigsten und dann Ein setzung einer Jmmediatkominission zu ihrer Verwendung," Am 28, Januar 1886 kündigte Bismarck, den das Ausnahme gesetz gegen die Sozialdemokratie auf der abschüssigen Bahn immer weiter führte, das Ausnahmegesetz gegen die Polen an, nm 8. Februar ging der von Tiedemann ausgearbeitete Ge setzentwurf dem Treiklassenparlament zu, am 20, April wurde er Gesetz, und bereits zu Ende desselben Jahres hatte die An siedelungskommission von den bewilligten hundert Millionen sieben zum Ankauf von 12 000 Hektar meist Polnischen Lan des ausgegeben. Den Erfolg seiner neuen Politik sah Bis marck deutlich vor Augen; „den Polnischen Adel zu expro priieren", wie er es selbst nannte, schien dem Expropriateur mehrerer deutscher Dynastien ein leichtes Ding.