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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.01.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-01-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189801095
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18980109
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18980109
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1898
- Monat1898-01
- Tag1898-01-09
- Monat1898-01
- Jahr1898
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.01.1898
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Del vecchio's Lunstausstrilung. Leipzig, 7. Januar. Zwei hicfige^KHstler, Hermann Heubner und RaffaelrCarlofirv rU find «8, dir dietm-l durch SonderauSstellungen da8 Interesse Mufich besonder» bean- spruchen. Bride find mit einer Reihe Aquarellen vertreten, zu welchen nur Earlosorti rin Oeldild gesellt hat. Wir immer in seinen Arbeiten, zeigt heubner auch in diesen neben eingehender Durch bildung der Formen, eine srin abgewogene Srimmungbmalerei, zu welcher noch eine glückliche Auslassung der unmittelbar aus der Natur entlehnten Motive hinzutritt. So bietet er überall dem Be schauer ein in sich abgeschloffenes harmonisches Gesammtbild, das von einem grsunden und frischen KUnftleraugc festgehalten wurde. Wie oft schon find die Reize der italienischen Landschaft als Vor würfe zu malerischen Darstellungen verarbeitet worden, und trotzdem werden fie stets aufS Neue unser Auge zu fesseln wissen, sofern uns ihre Wiedergabe in künstlerischer Gestaltung entgcgengebracht wird, wie eS hier durch Heubner'» Hand geschieht. Daß Heubner von sogenannten modern-impressionistischen Ein flüssen sich frei zu halten wußte, und unbeirrt den von ihm betretenen Weg weiter verfolgte, seine Anschauung der Natur in der ihm seit jeher eigenen Darstellungsweise zum Ausdruck bringt, will uns seine Kunst nicht minder wcrth erscheinen lassen. Ein in sich abgeschlossener und gefestigter Charakter wird ohne Weiteres seine Ueberzeugung nicht aufgcdcn. Auch ein schlichter, von allen Virluosenkunststückchen freier Vortrag wird seine Wirkung aus den Beschauer nicht verfehlen. Denn wie in der Wirklichkeit »viele Wege nach Rom führen», so können auch in der Kunst die Wege zu künstlerischer Darstellung sehr verschiedene sein, da dem Einzelnen Vorbehalten bleiben muß, so darzustellen, wir es seinem individuellen Empfinden entspricht. In lebenswahren und stimmungsvollen Schilderungen giedt uns der Künstler prächtige Wiedergaben von dem ,Capo Sorrents mitBlickaufCapri», so «inen bei sonniger Abendstimmung, wo zarte röthliche Lichter das Firmament überziehen, die Ferne in violetten Duft geraucht erscheint, die weite Mecressläche, auf der sich zierliche Segler tummeln, nur leicht bewegt, in tiefem Blau vor uns liegt; — oder er zeigt uns einen andern »Blick auf Capri vom Capo Posilipo» aus gesehen, mit malerischen Bauwerken und dunklen Cypessen, sowie einen von saftiggrünen Pinien und Arven eingerahmten „Blick auf Capri», er führt unk durch die „Gräberstraße von Pompeji»; ferner sehen wir das herrliche „Capo Sorrento» mit dem rauchenden Vesuv im Hintergrund«, das„^rooonturalv aus Capri», mit seinen phantastischen Felsformationrn; das „Capo M i s e n o u n d N i s i d a » mit Ischia und Procida vom Posilipo aus gesehen; eine poesievolle „Mondnacht am Posilipo bei Neapel», daneben wieder einen „Blick auf Capri vom Valis äollokikkno», „Bei Sorrento», das sich steil aufbauendc „Amalfi vom Kapuziner Kloster» aus gesehen, wo den Vordergrund eine weinumrankte Pergola ein nimmt; auch einen Blick aus „Neapel von derVia Dasso" aus genießen wir, und sehen die „K l e i n e M a r i n e b e i C a p r i» mit den grotesken Faraglioni, sowie noch andere Motive von Capri und Amalfi. Im Gegensatz zu Heubner bekundet Carloforti mit seinen jetzigen Arbeiten einen unverkennbaren Umschwung und ein Auf geben seiner früheren Darstellungsart. Er hat seine ehemalige, oft mals biS zu eleganter Verve gesteigerte Technik und sorgsame Durch bildung aufgegeben und dafür eine breite, mehr auf die möglichst wirksame Wiedergabe der in großen Zügen festgeyaltenen Erscheinung gerichtete Darstellung angenommen, bei welcher das Bestreben nach natürlicher treffender Tonmalerei und ein Verzicht aus eine dem Künstler früher mitunter eigene Buntheit der Farbengegensätze un verkennbar zu Tage tritt, jedoch dafür die sonst in seinen Arbeiten bemerkenswerthe Sicherheit der Zeichnung zum Theil vermissen läßt. Vortreffliches bietet der Künstler in dem gut individualisirten tiefgetöntcn „Damenportrait», sowie verschiedenen Bildern aus Tirol, dem kleinen aus einem Bergabhang stehenden „Haus mit Betstock», der stimmungsvollen „Ernte in Tirol», dem duftigen „Frühlings morgen», der Flußland- fchaft mit Pappeln», „Weiden am Wasser», einer Winterlandschaft», sowie einem Bilde „A u 8 V e n e d i g». So gute Qualitäten nach der Seite des Colorismus auch Carloforti's Aquarellen aufweisen, so gering will uns der künstlerische Werth in dem Oclgemälde „Abendlandschaft mit ausgehendem Mond» zur Herbftzeit erscheinen. Hat der Künstler hier nicht8 weiter geben wollen, als einen Zusammenklang der Töne, dann hat er aber auch mindesten» die Forderung zu erfüllen, daß die ange- stimmien Töne dir beabsichtigte Wirkung erreichen und die ange schlagene Stimmung ausklingt, daß mit einem Wort die entsprechen den Farbengegensätze (die Valeurs) in einem richtigem Verhältniß zu einander stehen. Das Alles ist aber hierbei völlig außer Acht gelassen. So lasciv wie der Vortrag, so willkürlich und unwahr ist in diesem Bilde der Eindruck der Natur wiedergegeben. Wo soll der ausgehende, tief am Horizont stehende Mond zur Zeit des Sonnenuntergangs die Kraft hernehmen, um so stark leuchtende Lichter auf eine Wasserfläche zu reflectiren, wo find die blauen oder doch mindestens Violet gefärbten Schattentöne des Mittelgrundes hingerathen? WaS soll die blaue Weide im Vordergründe? — Ein solches Experiment, das wir als durchaus mißrathen ansehen, sollte kein Künstler über daS Bereich seiner Werkstatt hinausgehen lasten und dem Publicum und der Kritik als ein fertiges Werk präsentiren. Soll dieses Conglomerat wüster Farbenflecke vielleicht als moderne Malerei Leiten? Der Begriff „modern» hat schon in manchen Künstlerköpfen arge Verwüstung anaerichtet, wir möchten im Interesse de» von unS sehr geschätzten Künstlers wünschen, daß er sich und seine Kunst selbst prüfen möge, indem er zwischen seinen jetzigen Arbeiten einen Ver gleich mit früheren Arbeiten anftellt. Ernst Kiesling. Künstler-Verein. Leipzig, 7. Januar. In der Versammlung de» hiesigen Künstler-Vereins erfreute die anwesenden Mitglieder Fräu lein Amalie Rost- Leipzig mit einer Reihe Gemälde und S t u d i e n, die al» Früchte emer längeren Reise in Italien anzu sehen find. Dir ausgestellten Arbeiten unserer hiesigen geschätzten Künstlerin bestanden in der Hauptsache aus Aquarellen und einigen Orlgemälden, die von dem trefflichen Können und dem unermüd lichen Fleiß der Künstlerin ein schöne» Zrugniß ablegten. Die schönen Darbietungen fanden denn auch bei den Anwesenden allseitig unge- theilten Beifall, den der stellvertretende Verfitzende de» Verein», Herr Maler Fran, Schmtdt-Gltn,, nebst einem Dank an di« Künstlerin noch besonders zum Ausdruck brachte. In den zahlreichen Blättern kam durchweg der Charakter der malerischen und farbenfreudigen südlichen Natur in anschaulichster Weise zur Darstellung. Di« Schilderungen der Künstlerin boten u. A. treffliche Wiedergaben von dem lieblichen „Äardone am Gardasee», dem ernsten „Palatin in Rom», der, von steilen Felswänden umgebenen „NivieraMortolamttdem Cap beiMentone», vom „Val de Sasso bei Bordi- ghera » , interessanten Ttraßenansichten aus „Venedig» und „Florenz», sowie von dem durch seine antiken Baureste bedeut samen „Forum Romanum», denen sich schöne Blicke auf „St. Peter, vom Monte Pinclo aus gesehen», fer ner Parkmotive aus „Villa d'Este» und „Villa Pam- Phtly Doria» anschloffen. Von dem interessanten Künstler- Eiland Capri sande» sich gleichfalls mehrere fesselnde Bilder vor, unter welchen wir hier „Da» Pagano» mit seinen charakteri stischen Palmen, die „Capelle S. Michele» und „ Caprile bei Anacapri» brrvorheben möchten. Mit den Ergebnissen ihrer italienischen Reise bekundet Amalie Rost zweifello» einen wesentlichen Fortschritt aus dem Gebiete land schaftlicher Darstellungen. Ernst Kiesling. Vermischter. — Parts, 4. Januar. Der kürzlich verstorbene Director der OpSra-Comique Carvalho erzählte gern im Freundeskreise mit gutem Humor, wie er hätte Millionär sein können, wenn da» Glück Napoleon I. nicht schmählich im Stiche gelassen hätte, und wie eS kam, daß die Insel Mauritius, auf der er geboren worden, nicht die „Ile de France", also französisch blieb. Als der General Decaen von Bonaparte, der damals noch erster Consul war, beauftragt wurde, die „Regierung der Ile de France und sämmtlicher französischen Etabliffements in Indien" zu übernehmen, schloß er m 16. März 1804 mit Herrn Ron- deaux de Courcy, dem Vorfahren LLon Carvalhos, einen Vertrag ab, worin sich dieser, der ein großes, im Seehandel erworbenes Vermögen besaß, verpflichtete, während der ganzen Dauer des Krieges mit England den Dienst der französischen Colonialmarine zu übernehmen. Es war keine Kleinigkeit, einen Hafen, wie den der Hauptstadt der Ile de France, mit dem für Expeditionen und Seegefechte nöthigen Material zu versehen. Es bedurfte hierzu, wie sich ein Schreiben aus der damaligen Zeit ausdrückt, „der Intelligenz, der Thalkraft und des Vermögens des erprobten Mannes, den General Decaen für dieses Unter nehmen ausersehen hatte". Es versteht sich, daß der Vertrag von der französischen Regierung begutachtet und gebilligt wurde. Und so gingen aus den Werften von Port Louis die berühmten Cor- saren hervor, die den Engländern kolossale Verluste zur See bcibrachten und, wie sich der Admiral Jurien de La GraviSre ausdrückte, die seit lange von den europäischen Meeren ver schwundene französische Tricolore hochhielten. Diese Verluste, die damals die englische Handelsmarine erlitt, bestimmten England, die Insel Mauritius um jeden Preis zu erobern, denn sie bildete den Schlüssel Indiens und hatte damals dieselbe Bedeutung, wie heute zu Tage Suez. Es ist bekannt, wie Frankreich diese seine Colonie verlor. Am 3. December 1810 capitulirte die Ile de France. In ihrem Hafen fanden die Engländer 22 auf Kosten des Ahnen Löon Carvalhos wohl ausgerüstete Schiffe, deren sie sich bemächtigten. Die Einwohner von Port LouiS hatten ihrerseits dem General Decaen für die Vertheidigung Alles vorgescbossen, was sie besaßen. Diese im Namen der fran zösischen Regierung contrahirtrn Schulden wurden damals amt- lick „les äettss ss.oröes äs I'IUe äs kVauce genannt. Aber am 28. Februar 1812 verweigerte die kaiserliche Regierung durch eine Verordnung, die nicht veröffentlicht wurde, die Aner kennung dieser Schulden. Am 19. November 1814 erklärte die Kammer einstimmig diese Verordnung als „illegal" und am 31. October 1817 erließ die Regierung der Restauration an die Gläubiger der Ile de France ein von dem Grafen Molö unter zeichnetes Rundschreiben, worin e» hieß, daß sie auf die Verord nung vom 28. Februar 1812 nicht zurllckkommen könne. Vergeblich vertheidigte am 6. April 1818 Herr de Villöle vor der Kammer die Sache der Kolonisten von Mauritius, indem er die Versamm lung fragte, ob Frankreich daS Recht habe, mittels einer Ver ordnung die Bezahlung seiner Schulden zu verweigern, und be sonders von Schulden, die unter solchen Umständen gemacht worden seien. Er predigte tauben Ohren und es half Herrn Rondeaux de Courcy, Carvalhos Vorfahren, nichts, daß er sich an die bedeutendsten französischen Juristen seiner Zeit wendete. Er that auch bei der englischen Regierung Schritte, die im Mai 1814 durch bestimmte, mit den Verbündeten unterzeichnete poli tische Verträge sich zur Begleichung gewisser Verbindlichkeiten verpflichtet hatte. Die englische Regierung gab ihm eine Ab schlagszahlung, aber dann zog sich der Proceß bis zum Jahre 1828 in die Länge, und am 11. Juni desselben Jahres lehnte es die engliche Regierung kategorisch ab, etwas Weiteres zu bezahlen. „Sehen De", so schloß LSon Carvalho gewöhnlich, wenn er seinen Freunden die Geschichte seiner Millionen erzählte, „auf diese Weise wäre ich beinahe Millionär geworden." — Wie schreibt man an den Papst 7 Die Sache ist nicht so einfach, denn die Post liefert täglich nicht weniger alszwanzig tausend Sendungen im Vatikan ab, von denen natürlich nur eine kleine Auswahl in die Hand deS heiligen DaterS gelangt. Will man zu diesen Glücklichen gehören, so braucht man folgende Regeln, welche der Franzose Jean de Bonneson giebt. Vor Allem schreibe man lateinisch, e- braucht ja nicht gerade klassisch zu sein. Man muß beginnen: Lsatissimo pater, die Aufschrift lautet: Sanotitati suas 1-eoni kapas XIII., fslieiter roxvanti. Darum wird der Brief aber noch nicht gelesen, ge schweige gar vom Papst selbst. ES empfiehlt sich, den Brief nicht zur Post, sondern einem hohen Prälaten oder Diplomaten zur Beförderung anzuvertrauen. Aber eS giebt auch ein sicheres Mittel, um einen Postbrief unmittelbar in die Hand des Papstes gelangen zu lassen. Man stecke ihn in zwei Umschläge, der erste trägt di« gewöhnlich« Aufschrift, auf den zweiten schreibe man „Seiner Heiligkeit dem Papst, dem Vorgesetzten der heiligen rö mischen allgemeinen Inquisition." Wer außer dem Papst einen solchen Brief öffnete, verfiele «ach einer Bulle Pausi» IV. dem Kirchenbann. Der Papst öffnet also eigenhändig einen solchen Brief und — reicht ibn dann, oha» ihn zu lesen, dem Cardinal Ramvolla. — Die Antwort, wenn man einer solchen ge würdigt wird, kann dreitrlei Art sein: Der Secretair der la teinischen Briefe zeigt chenigrr bekannten Bittstellern und be scheidenen Opferspenoern den Empfang der Briefe an, schließt mit einem Segen im Allgemeinen und unterzeichnet für den Papst. Bekannten Persönlichkeiten antwortet der Cardinal- StaatSsecretair. Um eine Antwort vom Papste selbst zu em pfangen, muß man schon eine große Berühmtheit oder von könig lichem Blute sein, oder eS muß sich um eine Sache von hoher Wichtigkeit für die Kirche handeln. Eine solche Antwort heißt Breve und trägt allein das berühmte Siegel deS „Fischers" Petrus. --- Wie sich die Florentiner Socialisten daS socialistische Zukunftütheater denken, daS reizte klar und deutlich eine Vorstellung, die jüngst im Golkoni-Theater in Florenz stattfand. Als wabrbaft socialistische Production darf eigent lich nur eine einstündige Rede gezeichnet werden, die der socialistische Abgeordnete Prof. Enrico Ferri hielt; den Rest de- AbendS füllte daS von Edelmuth triefende Obuet'sche Drama „Der Hüttenbesitzer" auS, der früher schon den Beifall weniger socialistisch geschulter Zuhörer bervorgerufen bat. Die Florentiner Socialisten nahmen jedoch einige Textänderungen vor; so wandte sich in einer Scene deS dritten ActeS der Arbeiter Gabert, nachdem er der jungen Frau Clara einen Blumenstrauß und die Wünsche des Personals dargebracht hatte, an den Hütten besitzer mit den Worten: „Ich ergreife die Gelegenheit, Herr Chef, Sie um die Einführung deS Achtstundentages zu bitten". Und der Hüttenbesitzer erwiderte: „Da» ist eine gerechte Forderung, die ich ohne Weiteres bewillige". Stürmischer Beifall nnd Rufe wie: „Es lebe der SocialiSmuSl", „Hoch der Achtstundentag!" folgten den Reden der beiden Schau spieler. Mit diesem System der Textänderung könnte man die ganzen gegenwärtigen, vergangenen und zukünftigen Theater socialistisch machen. Hamlet brauchte z. B. nur zu sagen: „Mitglied der Partei . . . sein oder nicht sein! daS ist die Frage!" (Post.) --- Der Geheimpolizist im englischen und französischen Roman. Die Zeitschrift „Aus fremden Zungen" erzählt nach dem „London Journal": Charles Dickens hat den englischen Geheimpolizisten zuerst für den Roman entdeckt; sein Jnspector Bücket in „Bleakhouse" ist der literarische Typus, die Verkörperung von Findigkeit, Klugheit und Gewandtheit, die sich in den Dienst des Rechts und der Ordnung gestellt hat. Seitdem hat jeder Romanschreiber sich verpflichtet gefühlt, seinen letzten Vorgänger in der Schilderung der Geheimpolizisten zu überbieten, und so ist allmählich ein Ideal des Geheimpolizisten entstanden, vor dessen übermenschlicher Klugheit, vor dessen geradezu wunderbarer Kraft logischen Schließens der gewöhnliche Sterbliche in Erstaunen dasteht. Wir kennen Alle den Mann, der den kleinsten Riß in einer Wittwenhaube bemerkt und dann schnurstracks nach White chapel geht und den Mann ergreift, der allein von allen Uebel- thätern gerade an dem betreffenden Stück der Wittwenhaube und gerade auf die betreffende Weise Riffe hervorzubringen pflegt; wir kennen den Mann, der eine Fußspur nach anatomischen An haltspunkten beurtheilt, den Betrag der gestohlenen Lebensmittel hinzu addirt, das Ergebniß dividirt durch das Wetter zur Zeit des Einbruchs und dann unfehlbar den Namen der Kneipe heraus bekommt, wo der Schuldig» gerade mit seinen Kumpan« den Erlös verjubelt. Wir Alle kennen diesen Manu, der mit der ganzen Bande von Verbrechern auf du und du steht, und d«r nur den Finger aufzuheben braucht, um Jeden zum Zittern zu bringen; und wir möchten diesen Mann nicht vermissen, wenn wir eine Erzählung zur Hand nehmen, um un» ein« literarischen Genuß zu leisten. Aber nicht nur die Eaglllader haben dieses literarisch« Bedürfnis, befriedigt und dal Idealbild deS Geheim polizisten geschaffen, nein, auch dir Franzosen, immer überlegen an Phantasie, haben sich auf dieses Feld geworfen. Die Geheim polizisten der französischen Erzähler erfüll« ia noch höherem Grave alle Anforderungen einer idealen Vollkommenheit in ihrem Beruf. Die französische Criminalgeschichte wird auf beiden Seiten deS Canal» mit Heißhunger verschlungen; der französische Geheimpolizist de» Roman» ist dem englischen an Spürkraft und Fernblick weit Uber. Er ist zwar auch im Anfang verblüfft, aber schließlich triumphirt er über alle Schwierigkeit« und erfüllt dm Leser mit dem Eindruck, daß er die Fäden in der Hand hat und die ganze Geschichte längst zu Ende hätte führen können, Venn da» dem Verfasser in den Kram taugen würde. Schach. «r. irr». Bon 8««t»^ in Prag. Sodvnr». Die Schackgelellschaft Auguftea versammelt sich jeden Dienstag und Freitag Abend im CafL Merkur (der ThomaSkirche gegenüber). Anfängern ist binreichend Gelegenheit geboten, sich »n vervoll- kommnen. Skbachzeitschriftrn und Schachwerk« stehen ur größerer Auswahl zur Beriüguug. Der Schochclub Albert« versammelt sich jeden Donnerstag im Lass Biermann in Reudnitz, Chauflrestraße Id. Lehrbücher der Schachkunst, sowie Schachzeituugrn stehen znr Beifügung. Gäste siud stets willkommen. Freie Schach-Loge „Phtttborta", Leipzig, Lass Poehlein, Zritzer Straße 16. Täglich Nachmittag» von 4—7 Uhr und AbendS von '/,9 Uhr ab gemüthlichrr Schach-Verkehr. Vertreten Spieler jeder Stärke. Unentgeltliche Auskunft t» allen Schach frag«; kein Statuten- oder Beitragszwang. Rösselsprung Nr. 688. (Mitgetheilt von Lnrl vnrtd au» Leipzig. (Die Namen der Löser werden veröffentlicht.) niedte »en rilest- tau »un- von killr- nm ent- in ton via- mal trü- dsnä- ilstu- sis ikr äis- ru- lick- gv- »ter- Icen Lia Icon »- iron LUS venu liLuuer äer lsuck- den Kim- äio eo Ion klar nur äeu äeun äon 2ilK- äia mvcd- äem »Irak- uuä VSllll äes gen vie- I« ai- ton »ia na mokt wor io- non wilä -ilb- okoru rvi- viel bau- la so- na golä- aio iw- Kone Lir »tvr- gen troet dv- via äeu iar- tvu en- aa via- »tei- än sis neu äis gen »tar^ lick aio äor «ckmrh- la uv äas» snt- dun- äio rllk- äse «tun- gen »tun- K« äio- lsr- uio via den» raiok Ken dem- var- äon naokt an- vol- ar la- äeu tn»- Auflösung »e» Rösselsprung» Nr. 627. Weihnachtslied. O du Taanenbanm, Au» dem Wintertraum Trittst du in da» Helle Licht der Städte! An dein lichte» Kleid, Jüngst noch überschnell. Hängt die Lieb« funkelnd Schmuckgrräth». W«ihuacht»lichterschein, WaS kann schöner sein, Al» dein Glanz in froher Kinder Augen! Wag ia Winter» Leid Sonnenarmrr Zeit Kann zum Trost de» Herzen» besser taugen? Eine Ros' erblüht Au» dem Schnee und glüht. Wen« der Tanneabaum erstrahlt von Kerzen. LebenSfreud' erwacht In der heil'gen Nacht, Und der Kindheit Glück wird wach im Herzen. »erudarü 2okr IS MsnRI IS Llckk««» Markt mack »Wer kstmimtrumm 12. Lllll-llruuIsMlie Hsrrssts I'urdsL. 6iluv6, 8v1äv uuä VLulsvdlvävr.
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