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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.01.1898
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1898-01-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18980112018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1898011201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1898011201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1898
- Monat1898-01
- Tag1898-01-12
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^.Beilage W LchM Tageblatt mi> A»Mr Nr. 18, Millmoih, ILKilNl flkSH. MoW-AiWbe.1 MXXVIs. öffentliche Sitzung der Handels kammer zu Leipzig am Z. Aanuar L8S8. Ansprache des Vorsitzenden. — l. Regisirande: 1. Tarisirung von Hanf, Flachs, Jute, Werg. — 2. Weitere behördliche Unterstützung kaufmännischer Crediterkundigung. — 8. Nochmals Ausnutzung der Wasserkräfte in Schweden für industrielle Anlagen. — 4. Vorzüge der deutschen Levantelinie über Hamburg vor dem österreichischen Lloyd über Triest. — 5. Kurzer Jahresbericht der Sächsischen Terlil-Verussgenossenjchast. — II. Erneuerung der stän digen Ausschüsse und Abordnung eines Mitgliedes in den Kramer» Unterstützungs-Ausschuß. — III. Einfluß der Gewerbegefetz-Novelle auf die Organisation der Handels- und Gewerbe» kamniern. — IV. Frachttarifirung baumwollener und wollener Gewebe imdcutsch-ostafrikanische» Verkehr. — V. Festsetzung kürzerer Lieferfristen für kurze Entfernungen im Eisenbahn- Betriebs re gl em ent. — VI. Fernsprechverkehr mit Cassel und Frankfurt a. M. — VII. Nicht-öffentliche Sitzung. An der 277. öffentlichen Sitzung der Handelskammer nehmen 20 Mitglieder Theil. Dec Vorsitzende, Herr Zwciniger, er öffnet dieselbe mit folgender Ansprache: Meine sehr geehrten Herren! „Zum ersten Male in diesem Jahre habe ich die Ehre, Sie an dieser Stelle zu begrüßen. An diesen Gruß tnüpse ich den herzlichen Wnnsch, daß bas ncuangetretcne Jahr für einen Jeden von Ihnen ein glückliches und reich gesegnetes werden und die Thätigkeit unserer Kammer auch in diesem Jahre eine für nnsern Bezirk und die nns anrcrtrauien Interessen förderliche und ersprießliche sein möge! Der seitherigen Gepflogenheit folgend, will ich nun dazu über gehen, der wichtigsten Ereignisse, die sich in dem abgclausenen Jahre vollzogen haben, zu gedenken, soweit sie nnscrc Kammer und unser tvirihschafkliches Leben betreffe». Innerhalb unserer Kammer haben die folgenden Veränderungen statlgekunden: Am 4. Januar wurde Herr S ch o in b u r g k zu gewählt an Stelle des zu unserem lebhaften Bedauern ausgeschiedenen Herrn Geh. Commerzienrath Thieme. Zur selben Zeit erwiesen Aie niir die Ehre, mich mit dem Vorsitz in der Kammer zu betrauen. Am 13. Januar reichte Herr Or. P ohle sein Entlassungsgcsuch ein, weil er, seines Gesundheitszustandes wegen, ein milderes Klima aussuchen mußte, und am 26. Februar wurde zu seinem Nachfolger Herr l)r. Wendtland zum II. Sekretär gewählt. Ain 7. August wurde ein uns allen lieb und werlh geworbenes Mitglied, Herr Friedrich Schmidt, durch den Tod uns entrißen; für ihn wurde am 24. September Herr Eommcrzienrath Favre au von der Kammer zugewählt. — Mir Anfang April trat ferner Herr Professor Wolfrnm nach neunzehnjähriger Thäligkeit als Tirector unserer ». fscntlichcu Handels-Lehranstalt in den Ruhestand. An seine Stelle Irak Herr Professor Raydt; ec wurde vom Schulvorstand am 26. April in sein Amt eingesührt. Zur selben Zeit begab sich auch in den Ruhestand Herr Professor I>r Arendt, nachdem er säst !',6 Jahre in unserer Handels-Lehranstalt als Lehrer thätig gewesen >var. An seine Stelle trat Herr l>r. Pietsch. Aus dem Gebiete der Gesetzgebung und ans dem wirthschafllichen Gebiete sind die folgenden Vorkommnisse bemerkenswert!): Am I. Januar trat Las neue B ö r s c n g e s e tz in Kraft. — Am 8. Fe bruar erschien vom Reichskanzler, infolge des Auftretens der Pest in Ostasicn, insbesondere in Ostindien, eine Verordnung, wo durch die Einfuhr aus Asien beschränkt bez. nur unter außerordentlich erschwerenden Bedingungen gestattet wurde. Ta die Einfuhr von Häuten aus den ostindischen Häsen davon besonders betroffen wurde, so richtete die Kammer unter dein 20. Februar eine Vorstellung um Milderung der getroffenen Bestimmungen an den Herrn Reichskanzler. Bald daraus ließ man ein milderes Verfahren eintreten. — Ein für unsere Stadt und auch für unseren Kammerbezirk wich tiges Ereignis; vollzog sich am 21. April: an diesem Tage wurde die Sächsisch-Thüringische Industrie- und Ge werbe-Ausstellung eröffnet; sie dauerte bis zum 19. Okto ber, an welchem Tage sie geschlossen wurde. Erfreulich insbeson dere für uns war, daß die Lehrmittel-Ausstellung der Öffentlichen Handels-Lehranstalt die Königlich Sächsische Slaaismedaille erhielt. — Am lö. Mai wurde das n c u e H a n d c l s g c s e tz b u ch verab schiedet. Der auf die Handlungsgehilfen bezügliche Theil ist bereits mit Anfang dieses Jahres in Kraft getreten. — Am 15. Juli wurde das Margarine-Gesetz genehmigt, durch welches insbesondere die Trennung der Verkaufsräume für Butter und für Margarine vorgeschrieben wird. — Von einschneidender Wirkung für unsere Handelsbeziehungen zu den Vereinigten Staaten von Nord-Amerika n>ar das Inkrafttreten des Tingley-Tarifs am 24. Juli. — Ein weiteres überaus wichtiges Ereigniß für unseren Außen handel war die am 30. Juli erfolgte Kündigung des Han delsvertrages durch die Vereinigten Königreiche von Großbritannien und Irland. — Am 31. August sand in unserer Stadt die vcrhuudertjährige Feier der B e - st ä t i g u n g der Leipziger Messen durch Kaiser Maxi milian statt. — Für unsern überseeischen Handel und unsere Colo nien zugleich überaus wichtig war das Einbringen der Flotten- Vorlage durch unsere Rcichsrcgicruug am 30. November. — Endlich will ich noch erwähnen das am 9. April erfolgte, nicht nur in Deutschland, sondern in der ganzen civilisirten Welt beklagte Hinschciden des Staatssekretairs vr. von Stephan, des ersten deutschen Generalpostmeisters, des Schöpfers des Weltpostvereins, des für Handel und Verkehr so verdienstvollen Mannes. — Tas verflossene Jahr war für die Kammer und das Bureau wieder ein arbeitsreiches: Die Zahl der Registranden-Eingänge be trug 6885 gegen 5763 in '896, die Zahl der Ausgänge 36 784 gegen 25 966 im Jahre 1896. Öffentliche Plenarsitzungen haben 13 gegen 10 in 1896, nicht-öffentliche 13 gegen 9 in 1896 stattgesunden. Tie Zahl der Ausschußsitzungeu, einschließlich derjenigen des Handels- schul-Vorstandes und der vor der Handelskammer veranlaßten Be sprechungen und Verhandlungen, betrug 151 gegen 146 in 1896. Mittels Umlaufs ist in 40, in 1896 in 21 Fällen abgestimmt worden. Meine Herren! Tas Jahr 1897 ist aus fast allen Gebieten von Handel und Industrie als ein günstiges zu bezeichnen. Nur in Zeiten des Friedens ist eine gedeihliche wirthschastlichc Entwickelung der Völker, eine Entfaltung aller ihrer wirthschastlichen Kräfte mög lich. Auch in dem verflossenen Jahre ist uns, Gottlob, der Frieden erhalten geblieben, obschon er infolge des kretensischen Ausstandes und des dadurch veranlaßten Krieges zwischen der Türkei und Griechenland, sowie in Hinsicht aus die gegensätzlichen Interessen der davon berührten europäischen Staaten, ernstlich bedroht schien. Der Einsicht und weisen Mäßigung der Großmächte war cs zu dan- ten, daß der türkisch-griechische Krieg localisirt und dem übrigen Europa der Friede erhalten blieb. — Der Wohlstand unseres deutschen Volkes hat sich entschieden ge hoben und folglich auch seine Verbrauchssähigkcik, so daß das in ländische Geschäft, einige Geschäftszweige ausgenommen, recht gute Ergebnisse zu verzeichnen hat. Das Exportgeschäft, insbesondere vonTextilwaarcn, hat in einigen Richtungen sich weniger gut gestaltet. Dasselbe erlitt erhebliche Störungen im Orient durch den türkisch-griechischen Krieg, in„Ost- indicn durch die Pest und HungerSnoth, in Japan durch Über füllung der Märkte während der vorausgcgangcnen Jahre, durch eine wirthschaftliche Krisis und die dort in rascher und vielgestaltiger Entwickelung begriffene eigene Industrie. In China lagen aus ähnlichen Gründen die Verhältnisse ungünstig. Ferner wurde das Exportgeschäft wesentlich beeinträchtigt in Guatemala durch Re volution, in Brasilin durch das Sinken des Curses, in Spanien und seinen Colonien durch den cubanischen Ausstand und die damit verbundene Iinanzirisis. Auch nach Nord- und Nordweftasrika haben die Geschäfte Einschränkungen ersahren müssen. Die Aursuhr »ach den Vereinigten Staaten von Nordamerika wurde und wird noch außerordentlich erschwert durch die mit dem Tingley-Taris einge- führtcn verschärften Bestimmungen betreffs Facinrcn-Legalisirung und sonstige Formalitäten. Tas Import-Geschäft wird man nach den auS unseren Häsen bis jetzt vorliegenden Ziffern als ein normales bezeichnen können. Ter Geldmarkt des Jahres 1897 war einigen Schwankungen unterworfen. Im Frühjahr ging der Zinsfuß allmählich zurück und blieb niedrig bis zum Herbst, um dann erheblich zu steigen. Ter ofsiciclle Bankdiscont und der Privatdisconl waren durchschnittlich höher als im Jahre 1896. Tie Industrie stellte höhere Anforde rungen an den Geldmarkt und der Status der Reichsbank war un günstiger als im vorausgegangenen Jahre. Insbesondere sollen der Maschinenbau, die Elektricitätswerte und die Transportgeschäfte nach vielen Richtungen eine erweiterte Thätigieit entjaltet und die Banlreserven stark in Anspruch genommen Haden. — Meine Herren! Wie Ihnen bekannt ist, haben wir die Ersuchen um Unterlagen für den Jahresbericht der Kammer (354 an der Zahl) dieses Mal bereits im ersten Drittel des Teccmber ausgcsandt. Tankenswcrther Weise sind uns darauf bis jetzt 142 Antworten ein gegangen, so daß ich im Stande bin, Ihnen auch einen kurzen Bericht über den Geschäftsgang wenigstens einiger Haupt-Geschäftsztveige unseres Kammerbezirks zu erstatten. Tie B a u t h ä t i g t e i t im Bezirke war auch im verflossenen Jahre recht rege. Tie im allgemeinen günstige Lage des Leipziger Jmniobilienmarltes im Jahre 1897 wurde indessen für die Bau geschäfte und die mit ihnen im Zusammenhänge stehenden Geschäfts zweige des Holzhandels, der Holz- und Holzwaaren-Zndustrie, der Ziegel- und Cementwaaren-Fadrikation, der Herstellung von Eisen- constructionen und andere durch den gegen Mitte des Sommers cingetretencn, etwa 15 Wochen andauernden Maurerstrcik nach theilig beeinflußt. Für die nach Leipzig liefernden Ziegelcibesitzer wird der durch den Streik herbeigesührte Ausfall von einer Seite allein auf reichlich ein Drittel des Bedarfs geschätzt. Auch hatte der Streik naturgemäß einen erheblichen Rückgang der Preise zur Folge, so daß der unfreiwillige Beitrag dieser Ziegelcibesitzer zu dem Streik auf ;j60 000 Gt angegeben wird. Andererseits wirttcn für die Milderung dieses Schadens günstig die Lieferungen nach anderen sächsischen Fabrikstädten, in deuen eine reiche Bauthätigkcil herrschte, und das milde Wetter, welches nach Beilegung des Streiks fast bis zum Schluß des Jahres anhielt und erneut eine lebhafte Thätigkeit aus den Bauten entstehen ließ. Ter als „gut" zu bezeichnende Geschäftsgang der Kohlen- industrie ist fast nnr den Werken, nicht aber dem Handel zu Gute gekommen. Für diesen bildet das abgelaufene Jahr eine der un ruhigsten Geschästspcrioden, veranlaßt durch Hochwasser, Wagen mangel, Wcrtvereinigungen n. s. w. Im Preise der Steinkohlen traten im August-September nicht nur die üblichen, sondern bei ein zelnen Werken auch außergewöhnliche Erhöhungen ein. Ebenso gingen die Preise in Braunkohlen und Briketts auch dieses Jahr wieder in die Höhe. Bemerkenswerth ist für diesen Geschäftszweig die am I. April erfolgte Einführung des Rohstoff-Tarife- für Kohlensendungen ab inländischen Kohlenvcrsandtstationen, durch welchen eine Ermäßigung der Tarifsätze um etwa 10 eintrat rind der Tariskricg zwischen den sächsischen und preußischen Staats bahnen wenigstens aus diesem Gebiete beendet wurde. Für die E i s c n industrie kann das abgelaufene Jahr als ein gutes bezeichnet werden. Fast bas ganze Jahr hindurch mußte mit Anspannung oller Kräfte, theilweise mit Überstunden, gearbeitet werden, und wiederum hat eine Anzahl Betriebe ansehnliche bauliche Erweiterungen vorgenomnien. Sind auch die Umsätze infolge dessen vielfach gestiegen, so haben die Verkaufspreise nno der Gewinn wenigstens bei den Gießerei«! unter dem Drucke der wachsenden aus wärtigen Concurrenz und dem Steigen der Brennmaterialienpreise und Löhne doch nicht gleichen Schritt damit gehalten. Im Handel mit Metallen, Trägern, Blechen und Stabeisen entsprach das Jahr 1897 nicht den gehegten Er wartungen. In der chemischen Industrie wirkten auf den Artikel Färb Holz-Ext racke nachrheilig insbesondere der vermin derte Bedarf der heimischen Textilindustrie infolge des mangelnden Absatzes ihrer Erzeugnisse in der zweiten Hülste des Jahres nach Amerika, die französische und amerikanische Concurrenz sowie die Concurrenz der Anilinfarben. — Ebenso war der Handel mit natürlichen Farbwoaren infolge der Concurrenz der Thecrfarbeii wenig befriedigend. — Beim Artikel Erdfarben wird über Überproduktion und dez-en Folge», sowie über ungünstige Zollvcrhältnissc in Rußland und Österreich geklagt. — Dagegen war das Geschäft in bunten und schwarzen Farben für araphische Zwecke lebhaft und befriedigend. — Für ätherische Ö l e wird das Jahr 1897 ebenfalls als ein im Allgemeinen be friedigendes bezeichnet, soweit Vermehrung des Umsatzes und Erwei terung der Absatzgebiete in Frage kommt. Weniger günstig erscheint infolge gedrückter Preise der Hauptartitel und infolge der Con- eurrenz in den Seestädten die Geschäftslage, wenn inan dieselbe vom Gcsichtspuncte des erzielten Nutzens betrachtet. Für die T e x t i l i n d u st r i e scheint das Jahr 1897 ungünstig gewesen zu sein. Ter Handel mit Wolle und Kämmlingen litt unter einer durch große speculative Käufe in Amerika hervor gerufenen erheblichen Vertheuerung des Rohmaterials und anderer seits unter dem lahmen Geschäftsgang der Spinnerei und Tuchfabri- kation. — Auch in der Kammgarn branche wird über hohe Preise des Rohmaterials, schwieriger Absatz der Gespinnste infolge des eingeschränkten Exports billiger Stapelartikel nach Amerika, so wie über die Concurrenz der englischen und französischen Garne geklagt. Die Baumwoll spinnerei hat im Ganzen mit günstigem Erfolg gearbeitet, doch klagt sie auch über verminderten Absatz wegen des schlechten Geschäftsganges in der Roh- und Buntweberei und über die Concurrenz der ausländischen Gespinnste. — Die Strick- und W i r k w a a r e n - Industrie hat, obwohl erst seit wenigen Jahren in Leipzig begründet, doch bereits hier festen Fuß gefaßt, so daß schon eine erhebliche Zahl Arbeiter in ihr Beschäftigung findet. I Ter Geschäftsgang wird hier im berslosittteu Jahr als durchweg leb- I haft bezeichnet, sowohl im deutschen Geschäft als im Erport, ver- I anlaßt insbesondere dnrch den Übergang der Moden von schwarzen f aus bunte Farben und dnrch oie Herstellung von Lporlartilcln ver schiedener Art. — Im M a n u f a c t il r >v a a r c n h a n d c l war das Jahr 1897 für Kattune durch den nassen Sommer und den Rückgang der Preise in Mitleidenschaft gezogen. Doch ist das Resul tat durch später eingctretcne Besserung immer noch befriedigend. — Ter Handel niit englischen Manusacturwaaren litt unter dem starken Angebot der Greiz Geraer Branche nach dem Inkrafttreten des neuen amerikanischen Zolltarife--. Tie Preise waren infolge dessen gedrückt, der Nur,en bescheiden. — Tas S e i d e n g e s ch ä f t im Bezirke kann trotz übler Nachwirlung der ungünstigen Ergebnisse der im vorjährigen Bericht erwähnten neuen Färbemethodc in den ersten Monaten, und mannigsachcr anderer Umstände im Ganzen noch als zufriedenstellend bezeichnet werden. Im R a u ch w a a r c n h a n d e l dürste das Ergebnis; im All gemeinen sich init dem des Vorjahres decken. Nur einige Ver schiebungen in den Absatzgebieten sind zu verzeichnen. Erfreu licher Weise hat sich insbesondere das Geschäft nach den Vereinigten Staaten, nach dem die Branche in den beiden letzten Jahren daselbst viel Nachthcile gehabt hat, gebessert. Das Tceembcrgcschäst war in folge der milden Witterung ziemlich still. — Ungünstig wirkte das laue Wetter fernerhin auf die Rauchwaaren-Zurichte- reien und -Färbereien, so daß die Monate November und Teccmber gegen bas Vorjahr erheblich abfielen. — Rohe Häute und Felle hatten zu Anfang des Jahres ein flottes Geschäft bei steigende» Preisen zu verzeichnen, wozu das im Februar erlaßene Häute-Einfuhr-Verbot wesentlich beigetragen hatte. Im Sommer ließen Verkehr und Preisstand nach, dagegen führte in der weiteren zweiten Hälfte des Jahre- das rege Geschäft im Lederhandcl auch für Häute einen vermehrten Absatz herbei. — In dem eben berühr ten Lederhandel herrschten am hiesigen Platze das ganze Jahr hindurch gesunde Verhältnisse und im Allgemeinen eine lebhafte Stimmung. Ten drei Ledermesscn des Jahres 1897 wurden nor male Mengen zugesiihrt, welche auch schlank Abnehmer sanden. — Von den Gummiwaare n -Fabriken wird der Geschästsgang Les Jahres 1897 ebenfalls als ein guter und flotter bezeichnet. Ta je doch das Rohmaterial iin Preise stieg, ohne daß entsprechend höhere Fabrikatpreije zu erzielen waren, so ist e-S fraglich, ob das Netto- erkrägniß in gleicher Weise befriedigend wird Ivie der Umsatz. In der P i a n o s o r t e - F a b r i k a t i o n herrschte auch im vergangenen Jahre wieder rege Geschäflslhätigkeit. Alle Fabriken des Bezirks hatten reichliche Beschäftigung und theilweise ganz an sehnlich vermehrten Absatz. Infolge dessen mußten theilweise auch die personalen und maschinellen Hilfskräfte vermehrt werden. — Auch in mechanischen Musikwerken war die Nachfrage im Laufe des verflossenen Jahres wieder eine lebhafte, so daß sür die Fabriken dieser Branche das Geschäftsjahr als ein durchaus zu friedenstellendes bezeichnet wird. Tic Braucrcien waren im Jahre 1897 durch sehr billige Gerste- und Hopfenpreisc begünstigt. Der Umsatz war im 'Allge meinen ein befriedigender. Bon C o l o n i a l w a a r c n hatte da- Kasscegeschäft wie im Vorjahre kein zufriedenstellende- Resultat zu verzeichnen. DaL Ge schäft in de>i sonstigen Materialwaaren verlies meist in normalen Grenzen. Über das Saatgeschäst läßt sich ein günstige- Ur- theil wiederum nicht fällen, da das Bestreben gewisser landwirth- schastlicher Kreise immer mehr zur Geltung kommt, soweit möglich, dem Handel den Boden zu entziehen. Der Spritfabritation brachte das Jahr 1897 außer ordentlich wechsclvolle Preise. Für die Leipziger Spritsabrik war der Umsatz im Ganzen etwas größer als im Jahre 1896. Hoffentlich gehen die Erwartungen, welche man in die Gründung der Verkaufs stelle deutscher Spritfabrikcn, Gen. m. b. H., zu Berlin setzt, daß sic nämlich eine endliche Gesundung der deutschen Spritindustrie an bahnen tverde, in Erfüllung. In der C i g a r r e n - F a b r i k a t i o n wird der Geschäfts gang des Jahres 1897 als schleppend und wenig günstig bezeichnet. Ter Umsatz soll trotz vermehrter Vcrkaussspesen und erhöhter An strengungen vielfach zurückgegangen sein. Tie Verschiebung des Schwerpunktes der hiesigen Betriebe nach der Provinz durch Gründung von Filialen und Beschäftigung von Hau-arbcitern da selbst machte im Betricbsjahre weitere Fortschritte. Über die weiteren Geschäftszweige unseres Bezirks stehen die Berichte noch aus. Erwähnenswerth ist noch, daß die Sächsisch-Thüringische In dustrie- und Gewerbe-Ausstellung sür manche daselbst vertreten ge wesene Geschäftszweige auch insofern von günstigen Folgen begleitet gewesen ist, als auf ausgestellte Gegenstände vielfach Aufträge ein gegangen sind, und zlvar nicht nur vom Inland, sondern auch vom Ausland. Im Anschluß hieran halte ich es für zeitgemäß, hervorzuheben — und cs kann meines Erachtens gegenüber den widersprechenden Stim men nicht scharf und ost genug betont werden —, daß die Handelsver träge für unsere wirthschafllichen Beziehungen zu den Vertragsstaateu von durchaus günstigen Wirkungen gewesen sind, so daß wir nur dringend wünschen können, unsere Reichsrcgicrung möge au der Vertragspolitit unbedingt scsthalten. In diesem Jahre steht dem Reichstag bevor die Beschlußfassung über die von der Regierung ciugebrachtc Ilottenvorlagc, und wir, mit Allen, denen die Wohljahrt unseres deutschen Volkes am Herzen liegt, müssen verlangen, daß die geforderten, nothwendigen Macht mittel zur See vom Reichstag unverkürzt bewilligt werden, auf daß unser überseeischer Handel, eine der wichtigsten LcbcnSbedingungen unseres Volkes, unsere jungen Colonien und unsere deutschen Brüder jenseits der Meere, die Pioniere sür unsere wirthschastlichen und politischen Interessen, und auch Diejenigen, die im Dienste christlicher Civilisation stehen, de- Reichsschutzes im Bedarfsfälle nicht ent behren. ES liegen dem Reichstage ferner vor die Abänderung der Eon- curs-Lrdnung und das Gesetz über die freiwillige Gerichtsbarkeit. Hoffentlich ivird auch hierfür die Form und der Inhalt gesunden, die sür unscr wirthschastlichcs Leben erforderlich und zweckmäßig sind. Von unserer Reichsregierung dürfen wir erwarten, daß sie mit den Vereinigten Staaten von Nordamerika zu einer unseren Jnier- essen besser entsprechenden Verständigung betreffs LeS Tingley- Tariss komme» wird. Überaus wichtig sind die mit der englischen Regierung und ihren Colonien abzuschließenben neuen Handelsverträge. Wir können nur wünschen, daß die 'Neuordnung der Tinge keine nachtheiligen Folgen für das Deutsche Reich haben möge. Ich bin nun am Ende, aber ehe ich schließe, lassen Sie mich dem Wunsche noch Ausdruck geben, in welchem ich mich mit Ihnen einig weiß, daß der Allmächtige uns auch in diesem Jahre den Frieden er hallen, unserer guten Stadt Leipzig in jeglicher Beziehung Gedeihen schenken, das wirthschastlichc Leben unseres Kammerbezirks, unseres engeren Vaterlandes und des ganzen Deutschen Reiches segnen möge!" Hierauf wird in die Tagesordnung eiugetreken und I. von solgend-n R e g i ft r a n d e n - Eingängen Kenntnis; ge nommen; 1. Von dem Vorstände des T e n k s ch e n S e i l c r- und R eep- schlägcr-VccbandeS ist bei der Königlichen Eisenbahn dircction Berlin als geschäftssührcnder Verwaltung der ständigen Tarifcommission die Aufnahme von Hans, Flachs, Inte, roh und gehechelt, sowie Werg (Hede) in den Spcciallaris sür be stimmte Stückgüter beantragt ivnrdcn. Aus Antrag der mir oer Berichterstattung betrauten Eisenbahnverwaltung hak die König I i ch c G e n e r a l - T i r e c t i o n der Kammer eine Anzahl Fragen vorgelegt, in welche» sie über die Lage des Flachs- und Hanfbaues und des Seiler- und Reepschlägcrhandwcrkes, Uber die voraus sichtlichen Folgen der Tetarisirung, die Ursachen der Preisschwan tnngen u. s. w. baldinöglichst Bericht erstattet zu haben wünscht. Zufolge Beschlusses des Verkehrs-Ausschusses ist be reits geantwortet worden, daß hier die handwerksmäßige Seilerei nur noch in sehr geringem Umfange betrieben werbe und daß daran auch eine Frachtermäßigung sür Rohstoffe schwerlich etwas ändern würde. Ein Handel mir den genannten Rohstoffen finde nicht statt, auch werde Flach- oder Hanf im Bezirke nicht in ncnnensrvcrthem Umfange gebaut. Tie Kammer bedourc daher, die gestellten Fragen nicht beantworten zu können. TaS Schreiben wird nachträglich genehmigt. 2. Die Auskunftei W. Schimm elpfeng in Berlin theilt mit, daß nach dem Vorgänge der Königlich Sächsischen Re gierung inzwischen auch das Fürstlich-Schaumburg-Lippische Mini stcrium ihrem Antrag auf Auskunftertheilung aus bestimmten, die Crcditsähigkcit betreffenden behördlichen Aufzeichnungen stattgegebcu hat. 3. Von dem K ö n i g l i ch e n M i n i st e r i u m d e Z I n n e r n ist der Kammer eine weitere Notiz über die Ausnutzung der W a s s e r k r ü f t e i n Schweden für industrielle Anlagen, ins besondere zur Herstellung von Calcium Carbid, zugegangem — Das Schriftstück liegt aus. 4. Tie Königliche C i s e n b a h n - D i r e c t i o n Halle machr auf die Vortheile aufmerksam, welche die Versendung der aus Deutschland stammenden Güter über Hamburg durch die deut sch eLevantclinie gegenüber derjenigen durch den öfter rcichischen Lloyd über Triest bietet. — Ter Bericht, auf welchem diese Mittheilung beruht, ist von der Kammer bereits unter dem 20. No vembcr v. I. in den hiesigen Tage-bläktern veröffentlicht worden. 5. Tie Such sischeTextil-Berufsgenossenschaft übersendet ihren kurzen Geschäftsbericht auf das Jahr 1897, deir. Bestand, Unfälle, Kosten und Geschästsumsang der Genossenschaft in diesem Jahre. II. Namens des Wahl- und Verfassungs-Aus schusses berichtet Herr Habenicht über dessen Vorschläge, deir. ») Erneuerung der ständigen Ausschüsse durch Wiederwahl der bisherigen Mitglieder, 1>) Wieder -Abordnung de- satzungsgemäß ausscheidenoeu Herrn Oclßner in den Kramer-UnterstUtzungS- A usschuß aus drei Jahre. Die Vorschläge des Ausschusses werden von der Kammer ein stimmig und ohne Debatte genehmigt. II l. Namens desselben Ausschusses berichtet hierauf Herr Bas se u g e über die Verordnung des Königlichen M i n i st e r i n m s Les Innern vom 12. Teccmber v. I., die Organisation der Handels- und G c w c r b e k a m m e r n betr. Der Herr Berichterstatter schickt voraus, daß diese Verordnung demnächst den Gegenstand einer gemeinsamen Berathung der Vor- sitzenden und Sccretaire der iümtlichen Handels- und Gewcrbckarn mcrn de- Königreichs unter Theilnahme von Vertretern der König lichen Stacttsregierung bilden werde und daß cs sich deshalb für heute nur um eine vorläufige Stellungnahmc zu den darin aufgc worsenen Fragen handeln könne, welche den Vertretern der Kammer bei der gemeinsamen Berathung als Anhalt dienen solle. Zur Sache selbst weist der Herr Berichterstatter zunächst aus die Beschlüsse der am 3. November v. I. in Chemnitz abgchalkcncn Präsidial-Conferen; hin, sowie auf da- jüngst veröffentlichte Gesuch, welches die hiesige Gewerbclammer unter dem 29. Lctobcr v. I. an das Königliche Ministerium zu dem Zwecke gerichtet hat, daß die Rechte und Pflichten der Handwerkskammern ihr übertragen, zugleich jedoch ihr Bezirk dnrch Zutheilung der Anttshanptmannschasten Grimma und Borna erweitert tverde. Wenn nun auch die hiesige Handelskammer von der Organisation des Handwerks unmittelbar nicht berührt werde, so sei diese doch mittelbar auch für sie von großer Bedeutung. Wür den nämlich besondere Handwerkskammern geschaffen, in denen nur die Handwerker eine Vertretung fänden, so würde für diese Letzteren ein so geringes Maß von Aufgaben übrig bleiben, daß sie sehr bald verkümmern müßten. Tann würden aber die zahlreichen kleinen Kaufleute und Fabrikanten nnd eine Menge anderer Gruppen, die jetzt in der Gewerdetammcr ihre Vertretung finden, ins Leere fallen, und es würde die schwierige Frage austauchen, wie ihnen anderweit eine Vertretung zu gewähren sei. In der Denkschrift, betr. Ände rung der gesetzlichen Bestimmungen über die Handels- und Gewerbe kammern, welch« im April 1892 die Handelskammer, zugleich im Auftrag der übrigen Kammern des Landes, dem Königlichen Mini stcrium des Innern überreicht hat, sei aus die Nolhwcndigkeit hingcwicsen, die Einkommens-Grenze zwischen der Gcwcrbckainincr und der Handelskammer, welche im Jahre 1878 ans 19w) .L scsi gestellt worden war, den wesentlich veränderten Verhältnissen ent spreck-end nm einige Stufen hinauszurücken. Statt dessen nun Tausende neuer Wähler bis zu einem gewerblichen Einkommen von 600 ./L herab der Handelskammer zuzuweisen, würde ohne tief greifende Änderung der Bestimmungen über die Wahlen, ja viel leicht der Organisation überhaupt nicht denkbar sein. öS sei daher auch vom Standpunkte der Handelskammer mit Gcnuglhuung zu begrüßen, daß die Regierung nach der vorliegenden Verordnung den Gewcrbckammern ihre seitherige Bedeutung durch Übertragung der Functionen der Handwerkskammern, und,, zwar zunächst für die Tauer einer nicht zu kurz zu bemessenden Übergangsperiode, zu er halten gewillt sei, soweit sich das irgend mit Len Bestimmungen der Gewcrbcgesctz-Novelle vom 26. Juli v. I. vereinbaren lasse. Tic Frage, ob durch die Neuorganisation Bezirksverändcrungen geboten oder aus Anlaß derselben zu empfehlen seien, glaube der Ausschuß verneinen zu sollen. Jedenfalls aber könne auch sür den Fall, daß die Gcwcrbekammer bei ihrem Anträge auf Erweiterung ihres Be zirks verharren sollte, diesem Anträge unbedenklich ohne gleichzeitige Veränderung des Leipziger Handelskammer-Bezirks entsprochen wer den. Ihren bereit- früher wiederholt geltend gemachten Widersprach gegen eine solche Veränderung müsse die Kammer auch jetzt aufrecht erhallen, zumal ihr durch ihre erweiterte Thätigkeit in Bezug aus die Börse, wie sie da- Börsengesetz vom 22. Juni 1896 mit sich bringe, und durch den Plan der Errichtung einer Handelshochschule noch mehr als bisher das Gepräge eines örtlichen Handelsvorstandes aus gedrückt worden sei. Ter Ausschuß beantrage daher, die Kammer wolle erklären, daß sie I. die Absicht des Königlichen Ministeriums des Innern, die ScdMdeiss' Lrauvrvi ^ot.-Vvs. Ldsatr im Lslsnäsrjakrs 1897 : 676147 Hektoliter. vi« mUerreiclmots Lrrueiei liefert idr KktOÜ Vl0k10r l^pt §01)1211103 üvm kreise roll 2,90 kür Zü klascüell «na ii.r ll»od INüllvdvllor Lrt ßsdrLvtos VersLllädlor -»>- r -i e r » .L Z,— u> so ri-cs-d«- mittelst eigener Oespanne frei in das Hans. Vie k'lasehen sind mit Ltiquette nnä einer über den vüxel des Verschlusses »«klebten Sehutrmarke versehen, velelie dafür Garantie hietet, dass dieselben von der Lrauerei selbst xetMt sind, und (lass mit tlem viere, nachdem es die Kellereien verlassen, keine Veränderung vor^enommen ist. 8odvIU»ot8s' Srausrvt LvUon-üssvllsodLtt, dlflli. III, Dessau. VekLUixe Lestellunxen sind an dis la lElprix, Berliner Strasse 62—64 rn richten. — k'ernspreellvr ^.wt I, 1811.
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