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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.01.1898
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1898-01-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18980113010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1898011301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1898011301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1898
- Monat1898-01
- Tag1898-01-13
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Größere Schriften laut unserem Preis verzeichnis. Tabellarischer und Ztffernsatz nach höherem Tarif. Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit de: Morgen» Au-aabe, ohne Postbeförderung SO.-, mit Postbrsürderung ^l 70.—. Annahmeschlaß für Anzeigen: Abend-Ausgab«: BormÜtag» 10 Uhr. Morgrn-Ausgabe: Nachmittag» 4Uhr. B«t d«u Filialen und Annahmestellen je eine halb« Stunde frnher. Auzelge» sind stet» au die Expedition zu richten. Druck uud Verlag von L. Polz in Leipzig. 82. Jahrgang Donnerstag den 13. Januar 1898. Las deutsche tlatlonalfek, ein vaterländisches 'e ist im Auftrage des Ausschusses von dem stellvertretenden FeuiHot»«. und ehr« den sich, iiber- So bildete sich allmählich eine ganze Literatur von Wächtrrliedern heraus, und auS dem 18. Jahrhundert ist uns eine Reibe von Fliegenden Blättern erhalten geblieben, die Tag lieder solcher Art enthalten und in groben Holzschnitten den Wächter auf der Zinne, wie er in sein Horn bläst, dar stellen. Mit den Wächterliedern verband sich zugleich das Sehnsuchtsvolle und daS Geheimnißvolle, es scheint fast, als ob in dem Wächter sich der Hüter eine» Geheimnisses verkörperte. Während de» Reformation»»Zeitalter» wurden solche Volkslieder öfter» zu Kirchenliedern umgearbeitet; Gott ist der Lhristrn Hilf und Macht, Ein' feste Eitabelle; Gr wacht and schildert Tag und Nacht, Thut Rand' »ad Kentftleue (Liu vchlußartikel folgt.) Und trotz alledem waren „Vollkraft, Biederkeit, Gradheit, Al- scheu der Winkelzüge, Redlichkeit und da» ernste Gutmeinen seit ein paar Jahrtausende die Kleinode unseres Boltsthums, und wir werden sie auch durch alle Weltstürme bi» auf die späteste Nachwelt vererben." Und fügt man diesen Worten Jahn's hinzu, daß in der deutschen, wie kaum in einer anderen Nation, auch die Begeisterung fürideale Güter unschwer anzufachen ist, so wird nach Allem diesen der Plan des deutschen Nationalfestcs nickt auf leichtem, sondern auf festem Grunde sich oufbauen. Be gleitet von diesen deutschen Charakterzügen wird die Zahl dec Mitarbeiter und Freunde dieses vaterländischen Unternehmens, die schon jetzt zahlreich vorhanden sind, sich mehren und es wird auch die Opferfreudigkeit in den weiteren Kreisen erwachsen, die die nothwendige äußere Voraussetzung für das Gelingen bildet. Sv mögen, wie im alten Griechenland einst Olympiade an Olympiade im nationalen Kitt der Stämme ein Jahrtausend lang sich aneinanderreihte, die deutschen Nationalfeste in ungezählter Zahl folgen zur Größe und zum Ruhm deutschen Volksthums! Bon E. von Schenckendorfs in Görlitz. 3. Die Organisation. Die wesentlichste Aufgabe der Leitung Innerhalb des ersten Jahres blieb die Schaffung der Organisation, die nach allen Richtungen, die einzuschlagen sind, die erforderlichen Wege herzustellen hatte —, denn ein Werk von diesem Umfange und dieser Bedeutung, daß das Interesse des ganzen deutschen Volkes lebendig machen soll, kann erst ausgenommen werden, wenn die einzuschlagenden Richtungen thunlichst auch im Einzelnen be stimmt sind. Diese Organisation kann jetzt im Wesentlichen als abgeschlossen betrachtet werden. Sie ist in einer Reihe von Satzungen festgelegt, die zugleich die volle freie Entwickelung gewährleisten. An der Spitze steht der „Ausschuß für deutsche Nationalfeste", der gegenwärtig bis auf 94 Mitglieder erweitert ist. Aus seiner Mitte sind sieben Abtheilungen zu bilden, die Organisations- Abtheilung, die alldeutsche Abtheilung, die technische Abt Heilung mit den fünf Unter-Abtheilungen für Turnen, volksthiimliche Uebungen und Spiele, Radfahren, Rudern und Schwimmen und für Fechten und andere Uebungen; die künstlerische Abtheilung mit den drei Unter-Abtheilungen für Schauspiel und Dichtung, Musik, Gesang; die Bau-Abtheilung, die Fest-Ab- theilung und die P r e ß - A b t h e i l u n g. Dem Vorstande gehören an die Vorsitzenden, der Generalsecretair, der Geschäfts führer, der Schatzmeister, der Rechtsbeistand, der literarische Bei stand, die ersten Vorsitzenden der Abtheilungen und der erste Ge meindebeamte des Festortes. Im Vorstande laufen sonach die einzelnen Fäden des Ganzen zusammen und er ist deshalb auch die eigentlich entscheidende Körperschaft. Diese Entschei dung in den bis auf etwa 120 Mitglieder noch anwachsenden Ausschuß zu legen, mußte als gänzlich unausführbar erscheinen. Die Aufgabe des Letzteren ist aber eine doppelte, nämlich eine be- rathende, begutachtende und Anregung gebende, und sodann eine repräsentative, indem in ihr hervorragende Vertrete'' der ver schiedenen Stände, Confessionen und Parteien vereinigt sind. Die ausführende Stelle des Vorstandes ist dessen Arbeits-Aus- schuß, der aus dem Vorsitzenden und dem Generalsecretair besteht. Neben diesem Ausschuß besteht der „Große Ausschuß", dessen Verhandlungen öffentlich sind. Er setzt sich zusammen aus der Zahl Derjenigen, die im Volke verdienstlich für das Unter nehmen wirken. Ihm steht das Recht zu, sich über alle getroffenen Maßnahmen gutachtlich zu äußern und neue Anregung zu geben. Als Glieder dieses „Gesammt-Ausschusses" wirken in den ein zelnen Landestheilen die Orts-Ausschüsse, die sich bei entsprechen der Anzahl nach den politischen Gebieten, denen sie angehören, zu höheren Verbänden zusammenschließen. Eine Anweisung zur Bildung dieser Einzel-Ausschüsse und eine Anleitung für die Aufstellung von Satzungen liegen ausgearbeitet vor. In gleicher Weise ist im Auftrage des Ausschusses von dem stellvertretenden Vorsitzenden Or. mess. Schmidtin Bonn im Organ des Aus schusses eine Abhandlung über die Vorführungen von Leibes übungen bei Gelegenheit des Nationalfestes 1900 veröffentlicht, und von dem Generalsecretair vr. Rolfs sind Abhandlungen über die Frage des Festortes, über die Einrichtung der Feststätte und über die Kunst auf dem deutschen Nationalfeste in dem selben Organ erschienen. Hiermit sind die Grundlagen für die Deutsche- Reich. * Leipzig, 12. Januar. Schon wieder müssen wir uns mit Herrn vr. Otrtel beschäftiget«, der in einer Zuschrift an den „Fteib. Anz." unseren über seine im hiesigen konser vativen Vereine gehaltene Rede veröffentlichten Bericht Und die aus Grund desselben von uns an dieser und einer früheren Rede desselben Herrn geübte Kritik bemäkelt. Er schreibt nämlich: „Der Bericht war im Allgemeinen, jo weit man das überhattpt von einem jo knappen Auszuge jagen kann, zutreffend; nur dort, wo ich meine Anschauung über das Reichstagswahlrecht kurz entwickelte, kann die Zusammenfassung meiner Worte, wie sie der Bericht bietet, Anlaß zu Mißdeutungen geben. Um diesem nach Möglichkeit vorzubeugen- möchte ich hetvorheven, daß ich in Leipzig ungefähr Folgendes gesagt habe: „Man mag da» geltende Reichstag-Wahlrecht immerhin als kein Ideal anfehe», man mag sich darüber wundern, daß Fürst Bismarck es jo geschossen hat, — man mag es sogar brutal nennen, daß der führende Geist nicht um einen Deut mehr zu sagen hat olS der haldblöde Mensch; trotzdem ist am allgemeiner«, gleichen, directen, geheimen Wahlrechte unbedingt seslzuhallen: e- ist ein Stück der Verfassung, und selbst seine Gegner müssen wohl oder übel damit rechnen?' Das ist mein Standpunkt, den ich auch in Freiberg entwickelt habe und den ich immer zn vertreten gedenke. — Ich verzichte vorläufig darauf, die wenig vornehmen und wenig sachlichen An griffe de- „Leipz. Tagebl." zu berücksichtigen, weit ich wohl hoffen darf, daß die Herren, die j ' greisen, später Gelegenheit nehmen werden, mir öffentlich vor den Wählern entgegenzntreten. -- - ihnen Rede und Antwort in der Presse ist zwecklos und verlchärft unnützerweise die Gegen- stitze. Tas möchte ich vermeiden. I leri scheu Liberalen schwer wird, sich sür meint Candidatur zu erwärmen, versteht ich wohl; cs ist mir auch seinerzeit in Leipzig schwer geworden, für einen Nalionalliberalen rinzutreten; ich habe es dennoch öffentlich und auss Entschiedenste gethan. Ich hege nur den einen Wunsch, daß der Wahlkamps trotz der vielleicht gebotenen sachlichen Schärst nicht kleinlich und gehässig geführt werde. Ich würde wenigsten- aus diesen Weg nicht folgen." Wa« zunächst unseren Bericht betrifft, so hatten wir ihn, um jeden Jrrthum möglichst zu vermeiden, von einem Mit- Vom deutschen Vachtwachter. i. Immer mehr verschwinden die alten Gebräuche Sitten, die heutige Cultur nivellirt Alles. Alle die würdigen Einrichtungen werden abgesckafft, weil sie in Rahmen der neuen Zeit nicht mehr paffen, weil sie wie der AuSdruck weniger schön als treffend lautet, „i lebt" haben. WaS Wunder, wenn auch nach und nach die Nachtwächter au- der Hierarchie der Beamten verschwinden, wenn die Nacbträthe da» Zeitliche segnen und einer kräf tigeren Organisation, die besser zuzugreifen versiebt, Platz machen. Zugreifen, das ist ja eigentlich die Signatur unserer Zeit, da« gemüthlicke Sickgebenlaffen ist nicht mehr am Platze, im gewerblichen Leben wird zugegriffen und im criminellen auch. WaS früher ein harmloser Ulk war, ist beute zum Mindesten grober Unfug, weil wir feinnerviger, nervöser geworden sind, weil wir grobe Späße nicht mehr verstehen, sondern höchstens papricirte Witze belachen, aber auch wieder wir für den barmlosen Uebermutb de» Anderen kein Verständniß haben, denn wa- früher barmlo« war, siebt heute ganz anders auS. Der Existenzkampf macht mißtrauischer. Wenn früher an einer Nacktklingel von über- mülbigen jungen Burschen gerissen wurde, wenn ein Firmen schild weggetragen wurde, so war dies gewiß nicht angenehm, aber es wurde auch nicht al« ein Berbrechen angesehen, weil man bei der verbältnißmäßig kleinen Zabl der Burschen, die al« Thäter in Betracht kamen, bald den Uebeltbäter ent deckte und weil man überhaupt wegen veS sonst gesitteten Betragens au« einem dummen Streick kein Majestätsverbrechen machte. Man schlief früher länger, da kam e« auf eine einmal gestörte Nachtruhe nickt an, man fand den Laden des Kaufmanns oder der Wäschebändlerin auch ohne Schild. Heuizutage will man sich die geringe Nachtruhe, die oflmai« gar keine Ruhe ist, nicht stören lassen, der Kaufmann kann sein Schild nicht entbehren, weil kaum zwei Häuser weiter sein Concurrent wobnt, und außerdem giebt r» nicht nur der jungen Leute zu viele, um den Tdäter zu erwischen, sondern e« giebt auch ihr sonstige» Betragen, ihre Anmaßung, ihr Selbstbewußtsein und Arroganz keinen Milverung»- grund. Früher, wo nur sehr bescheidene Möbel di« Stuben verschönten, wo sehr gewöhnliche HauSgegtnstänve den Tisch zierten, wo sich die Kleider von den Eltern auf die Kinder vererbten» wo da« Vermögen noch in Strümpfen angesammrlt und aufgehoben wurde, da könnt« der »nacht» Ich sah ihn grauen, wie an allen Tagen, Den Tag, der ihm Gesellschaft Entziehen will, dem werthen Mann, Den ich mit Sorgen ein erst ließ. In der Zeit der höfischen Minne war der Wächter, WaS die ihm anvertrauten Frauen anbetraf, wohl da« Gegentheil eines Wächter», er war mit den Sangern im Bunde und war der holden Maid treuer als dem Burgherrn, er war gewissermaßen rin Vorläufer der Kammerfrauen de» vorigen Jahrhundert». Ls ist eit, Ltunt ük, ritter! Trotz de» Gegensatzes zwischen Adel und Volk drang der Inhalt der Minnelieder bald in- Volk und e» bildeten sich Volkslieder, die man ihrem Inhalte nach wobl zu den so genannten Tagliedern rechnen kann. Ein solches Volkslied «st au« dem 14. oder 15. Jahrhundert in den Niederlanden erhalten und der Verfasser tbeilt eS, wie folgt, mit: Der Tag will nicht verborgen sein, E- taget schon, da- dünket mich. Wer nun sein Lieb verborgen hat, Wie ungern thun si« scheiden, Ja scheiden! O Wächter, laßt Euer Scherzen sein Und laß« ihn schlafen, den Allerliebsten mein; Sin' Fingerring roth will ich Euch schenken, Wollt Ihr den Tag nicht melden. Ja melden! Hött' ich den Schlüssel zn dem Tag, Ich würsi ihn in die wilde Maa« Und von der Maa- hin in den Rhein, Daß er nimmer sollt' gesunden sein, Ja 'funden sein! bildete sich allmählich eine ganze Literatur von schneller vor sich gehen dürfte, al» es bei dem heutigen anfäng lichen Stande des Unternehmens nach den Anschein hat. End lich sind Abgesandte dir Bertreter der Deutschen im Auslände, deren Zahl bis auf 1000 festgesetzt ist. Da für die Entsendung gleichartige Unterlagen wie im Reiche fehlen, so ist es die Auf gabe der Alldeutschen Abtheilung, dessen Vorsitzender zugleich der Leiter des Alldeutschen Aerbandes ist, dem Ausschuß bezüg liche Vorschläge zu unterbreiten. Auch hier Ist empfohlen, die Abgesandten thunlickst aus Wahlen hervorgehen zu lassen. Die Neichszugehörigkeit bildet der Regel nach die Voraussetzung einer solchen Entsendung. Für Zuschauer, die aus freiem Antriebs an dem National feste theilnehmen, soll zunächst bei dem Nationalfest 1900 ein weiterer Raum bis zu 80 000 Personen geschaffen werden. Hier ist Jeder zugelassen, der das mäßig bemessene Eintrittsgeld ent richtet und die Vflicht anerkennt, den Geist, von welchem das deutsche Nationalfest getragen sein soll, durch freie Selbstbestim mung zu fördern, insbesondere auch allen Anordnungen, die in Betreff der Einfachheit der Sitte im Festesleben getroffen sind, willig Folge zu leisten. . . ... Alle Theilnehmer cim Feste, seien sie Mitwirkende, Abge sandte oder Zuschauer, sollen sich auf der Feststätte als eine einige, große deutsche Gemeinde fühlen, in der, unter Zurückstellung aller Rang-, Classen-, Partei- und Besitzunterschiede, die Liebs zum großen deutschen Vaterlands und das Gemeingefühl aller deutschen Bürger zur alleinigen Geltung kommen. Dies ist im Wesentlichen die Organisation, die hier nut in den Hauptzügen angegeben ist. Ein Dheil der geschaffenen Organe ist beteits in Thätigkeit getreten, die anderen werden je nach der Entwickelung des Planes folgen. Dem neuen Jahce fällt nun die Aufgabe zu, durch ein harmonisches Jneinanderarbeiten aller Organe das Werk zu fördern. An Jeden aber, der diese Organi sation überschaut, wird, stehe er dem Plane wohlwollend odet zweifelnd gegenüber, hiermit die Frage hetantteten, ob ein so umfassendes und schwieriges Wert auch wohl gelingen kann? Daß ein volle Fertigstellung det Feststätte bis 1900 nicht aus führbar erscheint, liegt auf der Hand , sie liegt aber auch nicht in der Absicht der Leiter des Unternehmens, sondern ist vielmehr all mählich wacksend gedacht, worüber Heft 5 der Mitlheilungen des Ausschusses nähere Auskunft giebt. Aber die Hruge des Gelingens schließt doch auch die Frage in sich, ob dieinneren Berechtigungen dafür vorhanden sind? Zunächst hat sich dieser Plan allmählich und zwar schon seit dem Jahre 1894, wie die angezogene Denkschrift nackweift. entwickelt. Hiermit erscheint die Äufgabe für Diejenigen, die sie zu lösen bestrebt sind, einfacher, als sie Denen er'^sineN mag, die unvermittelt in diesen Jdeenkreis eintreten. Die treibende Kraft erhielten jene Männer aber aus der Uebsrzeugung, daß für die Stärkung des Nationalgefühls, für die Verbreitung zeitgemäßer socialer Gesinnung, für die Hebung der Volksgesund heit, und für die Rückkehr zu einfacher Sitte im Erholungs- und Festesleben ein nationales Bedürfnih vorliegt; dann ober auch aus dem Glauben an die Zukunft unseres Volkes, der sich stützt auf jene hohen und edlen Eigenschaften deutschen Wesens, wie es ebenso wahr wie unvergleichlich treffend Friedrich Ludwig Jahn geschildert hat. Ja, mag der Deutsche oft auch in kleinlichem Hader sich bekämpfen, mag er mannigfache unfruchtbare Kritik üben, mag er von Eifersucht und Mißtrauen gegen andere Stamme geleitet sein,— dieseEigenheiten sind doch Nur das Er- gebniß seiner Kraft und der jahrtausend langen Zerrissenheit. Wächter sind beute die Tburmwächter auf den Thürmen der Stadt, die dabei die Aufgabe haben, trotz elektrischer Feuer melder, au«brechende Brände anzuzeigen. Soweit sich im vorigen Jabrbundert die Wache nur auf die Nacht erstreckte, waren die Wächter nickt gerade angesehen, ja, um da« Ende de« siebzehnten Jahrhunderts waren sie geradezu versehmt und verackiet, und die Innungen ließen Söhne der Nacht wächter, gleickwie die der Zöllner, Todtengräber, Scharfrichter und Sckinder nickt zum Handwerk zu. E« bedurfte eine« ReichSbesckluffeS im Jabre 1731, um die Nachtwächter den anderen Bürgern gleichzustellen. Ihre Vorgänger, die Burg wächter, waren keineswegs untergeordnete Personen, im Gegentheil, sie waren oft genug die Vertrauten der Ritter und der Rittsrfräulein. Die Zurufe erweiterten sich bald zu Liedern, und e« lag in dem Charakter jener Zeit, daß sie mehr oder weniger drastisch waren. Da gab e« denn auch neben den zur Nacht gesunkenen Liedern Taglirder, die in ihrem Inhalt an die Vorgänge der Nackt anknüpflen. EinS der ältesten Taglietrr, da« eaS Nahen de« Tage« verkündete und dessen bereit» im 13. Jahrhundert Erwähnung geschieht, lautete: „Der veodter ut cker rinne »r, 8ins tnseliet er «nno, Du» iw «in ,dimme ericlano Von ssrorwo üooe. Lr saue: ,,e» Uuxet «Kons, Der tae, aer «cdinet in cken srll, ^Vol ui, ritter, aber al, V?ol nk, es ist tax!" Diese Anpreisungen deS Tage- finden sich aber auch in den Nachtwächterliedern, von denen später die Rede sein soll. Immer wurde zu Beginn und während der Nacht ermahnt, der Anbruch de« Tage« aber weckt Hoffnung und ruft die Sckläffr auf. Ander« ist e« freilick in den Minneliedern, in denen der Nachtwächter oder Wächter überhaupt vorkommt und in die ihn kein Geringerer al« Wolfram von Eschenbach ringefübrt bat. Da ist der Wächter der bittere Wecker au- süßer Minne. Er stört das Liebe-zeflüster, die heimliche Zusammenkunft, in die er eingeweiht ist. Sein Still schweigen bat sich der Ritter durch klingende Belohnung, die holde Maid aber wohl durch eine Zärtlichkeit erkauft. In Wolfram'« Liede ist e« der Maid gar nicht Recht, vaß ihr „Friedel" scheiden soll, er ist ihr zu kurze Zeit dagewesen und um sich Verschwiegenheit und Oeffnung der Thür zu ihrer Kammer zn erkaufen, hat sie am Abend vorher dem bärtigen und unadeligen Wächter einen Kuß gegeben . . . Wolfram von Eschenbach sing«: Die Klauen durch die Wolken hat der Tag geschlagen, Er steiget auf mit großer Kraft; Verhandlungen der technischen, künstlerischen und Bau-Abtheilung geschaffen. Endlich sind die grundlegenden Bestimmungen über die THel Ina hme an dem brutschen Nationalfeste aufgestellt worden, worüber von dem Arbeits-Ausschuß allerdings bislang nur ein Entwurf vorliegt, der vom Vorstande erst noch gebilligt und festgestellt werden soll. Hier kommt aber am sichtbarsten zum Ausdruck, wie die Durchführung des Planes gedacht ist. Die Theilnehmer werden sein die Mitwirkenden, die Ehrengäste, die Abgesandten des deutschen Volkes und die Zuschauer. Es war hier die Aufgabe zu lösen, eine Theilnahme in Aussicht zu nehmen, die auf der einen Seite eine Vertretung des ganzen deutschen Volkes einschließlich der Deutschen im Auslande darstellt und den noch sich in der Grenze hält, die die Ausführung des National festes überhaupt krtNöglicht. Diese Grenze ist bei etwa 100 000 Theilnehmern gezogen und dürfte für den Anfang des Unternehmens im Jahre 1900 die weiteste sein, die durchführbar erscheint; aber sie durfte auch nicht darunter gezogen werden, wenn das Nationalfest ein Fest des ganzen deutschen Volkes sein soll. Für die späteren Nationalfeste kann bei einem aus der Er fahrung heraus sich ergebenden Bedürfnisse allmählich eine Er weiterung eintreten. Die Abgesandten des deutschen Volkes bilden den Kern der Theilnehmer, für welche das Nationalfest, seiner dargelegten Bestimmung nach, hauptsächlich zur Einrichtung gelangt. Sie haben die Äufagbe, die Gedanken, die sich im Nationalfest vor bildlich verkörpern, auf ihre Heimaths- und Wirkungskreise zu übertragen. Die Abgesandten erhalten freien Zutritt zu allen Vorführungen und Darstellungen. Jeder einzelne Abgesandte übernimmt in den Tagen des Nationalfestes die Pflicht, der Träger der ihn« zu Grunde liegenden Gedanken Und der Hüter für die Würde des Nationalfestes, als einer geweihten Einrichtung des deutschen Volkes zu sein. Die Zahl der Abge sandten soll ini Ganzen thunlichst 15 000 nicht überschreiten. Al« Abgesandte werden vom Ausschuß eingeladen: diejenigen deutscken Männer und Fraüen, die durch ihr seit heriges erfolgreiches Wirken eia hervorragendes Verdienst aN der Hebung de« deutschen Volksthums gehabt, und diejenigen Per sonen, die sich um da^ Zustandekommen des bevorstehenden No tionalfestes verdient gemacht haben; endlich die Vertreter der Presse nack den Vorschlägen der Preß-Abtheilung. Als Abgesandte, welche aus Wahlen hervorgehen oder für welche satzungsgemäß ein Recht der Antheilnahme vorhanden ist, sind zu erachten: die Vertreter der Reichs- Staats- und Militair- behörden, deren Zahl etwa 500 betragen soll und deren Wahl in die Hand der leitenden Stellen im Reich und Staat gelegt ist; ferner die Vertreter aus der Gesammt-Bevölkerung, deren Zahl einschließlich der nachfolgend bezeichneten weiteren Abge- ändten etwa 12 000 betragen soll. Auf Grundlage der politi- chen Kreis-Eintheilung wird die Zahl der zu wählenden Abge- andten festgestellt und die Wahl den betreffenden Körperschaften >er Stadt- und Landkreise anheimgegeben. Ferner gelten als Abgesandte die Vertreter der Orts-Ausschüsse und höheren Ver bände, die sahunosmäßig ihre beiden Vorsitzenden und, je nach der Mitgliederzahl, 1 bis I Mitglieder des Arbeits-AusschusseS zu entsenden berechtigt siftd. Daß die Wahl dieser Abgesandten von den eiitzelnen Körper schaften nur allmählich erfolgen, daß also anfänglich nur ein Theil dieser Stellen dem Ersuchen, die Wahlen zu vollziehen, nachkommen wird, liegt auf der Hand, wiewohl diese Entwickelung vielleicht wachende Beamte" sein« Aufmerksamkeit zumeist auf»Heuer und Licht" verwenden und brauchte nicht auf Einbrecher zu fabnden. Heute, wo Gold und Silber, Schmucksacken und obren in jeder Wohnung anzutrrffen find, wo SlaatSpapiere, Aktien und Sparcaffenbücket recht begehrlickr Objecte für Langfinger bilden, wo der massive Bau der Häuser vom Feuer und Licht weniger Schaden haben kann, von einer gut organisirten Feuerwehr Hilfe zu erwarten ist, da nützt der beschauliche Nachtwächter nicht» mehr, da muß der Schutz mann auf den Plan treten, er, der besser zugreifen kann, wenn r» gilt, groben Unfug zu ahnden »der gar Verbrecher abzusangen. So ist denn da« allmähliche Verschwinden der Nacht wächter eine Culturnotbwendigkeit, die man zwar bedauern kann, die aber nicht zu umgeben ist, und e« «st daher mit Freuden zu begrüßen, daß die alte Einrichtung mit ihren Gebräuchen im Bucke*) festgehalten wird, da- spateren Gene rationen erzählen kann, wir e» dir Altvordern zu einer Zeit getrieben Haden, al« man dir Stadtlaternen noch nach dem Kalenbermondschein regulirte, einer Zeit freilich, die zugleich die GeburtSstunde vieler großer Erfindungen war, von der künftige Generationen nunmehr Vortbeil ziehen. Ob sie freilich dabei glücklicher sind, da« ist eine andere Frage. Wie jede Einrichtung einem Bedürfniß entspricht, so ent sprach auch die Institution der Nachtwächter einer Forde rung, die man süglicher Weise in früherer Zeit ebenso erheben mußte wie heute. Dabei hat die ehrsame Nachtwäckterzunfr eine große historische Vergangenheit, freilich keine in sich zu sammenhängende Geschickte, denn man kann Wohl nicht sagen, daß beispielsweise die Wächter in Jerusalem zu Christi Zeit, die sich aller drei Stunden ablösten und nach deren Turnus das Neue Testament so manche Zeit bestimmte, die Vorläufer unserer jetzt immer mehr verschwindenden Nacht- rätbr gewesen seien. Wenn e» einmal beißt, daß Jesu« um die vierte Nachtwache ausging, so bedeutet dies zwischen 3 und 6 Uhr. Ader wie unsere heutigen, batten auch die da maligen Wachen die Aufgabe, den Ort zu schützen, und «heilten sich in Tag» und Nachtwachen eia. So geschah e« zu Karl'» de« Großen Zeiten. Vorgänger unserer Nacktwächter, soweit sie durch ihre Rufe und Lieder in der Culturgeschichte fortleben, waren die Mauer- uud Tburmwächter de« Mittel alter«, di« sich gegenseitig durch Zurufe in Pausen contro- lirten und von den Zinnen durch Hornstöße Verdächtige« nach dem Innern der Burg meldeten. Nachfolger der Nacht- *) Stundeuruf« und Lieder der deutsche«, Nacht» wächtir. Gesammelt von Jos«»» Wtcharr. Reg«n»b«ra, Nai. Verlaa-anstalt (krüher G. I. Manz), S14 Setten mit Bilden« und zahlreichen Musiknotrn. jetzt in dem genannten Blatte mich an- Tann wird «S mir eine Freude sein, zu stehen; eine breitgetreiene Polemik Daß e» einem freihitnd-
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