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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.01.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-01-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189801016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18980101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18980101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1898
- Monat1898-01
- Tag1898-01-01
- Monat1898-01
- Jahr1898
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.01.1898
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MHV«ge»A»»-ab« «scheint um »/,? Uhr. Hit Adm^Uu-gab« Wochen-Ig- nm ü Uhr» Lrdartion »ad ErveLMo«: Aohannesgasse 8. Lielxpeditirm ist Socheutag« »»»utibroch«, »tssstwt mm früh 8 di» Abmd-7 UH; Filille»: vtto Klemm's Sorttm. (Alfred Haha), üuwersiiätsftrrrße S (Parltuiua^ Lonis Lüsche, K«1h«ri»e»str. 14, pari. und KtwigSplatz 7. UpMerIagMIt Anzeiger. - Amtsblatt -es Aönigüchen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, -es Nathes «ad Nolizei-Ämtes -er Ltadt Leipzig. ArezetgewPreir die 6 gespaltene Pttitzeile SO Pfg. Reklamen unter demRedactiontstrich (4a»> spalten) ÜO/^, vor den Familtenaachrichtr» (6 gespalten) 40^. Größere Schriften laut unserem Preis« drrzrichntß. Tabellarischer und Ztffernsatz nach höherem Tarif. Extra-Beilage« (gefalzt), nur mft der Morgen-Ausgabe, ohne Postbefürderuug ^l W.—, mit Postbesörderung 70.—. Änaahmeschluß sar Anzeigen: Abrad-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgab«: Nachmittags 4Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halb« Stund« früher. Anreise« find stets an die Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. Jahrgang. Sonnabend dm 1. Januar 1898. ——»«SSlEiSMSSSWIlAiMISMSSSSsllsSSSSSSSLSSAASIAlSSSVISiSSISMSSioNISASSEMIlliS»» > —SM-»?——- Im Interesse rechtzeitiger und vollständiger Lieferung des Leipziger Tageblattes wollen die geehrten Leser die Bestellung für das I. Vierteljahr 1898 baldgefälligst veranlassen. Der Bezugspreis beträgt wie bisher vierteljährlich für Leipzig mit Bringerlohn für zweimaliges tägliches Zutragen S LV ^s, dnrch die Post bezogen für das Deutsche Reich und Oesterreich-Ungarn b In Leipzig nehmen Bestellungen entgegen sämmtliche Zeitungsspediteure, die Hauptexpedition: Johannesgasse 8, die Filialen: Katharinenftratze 14, Königsplatz 7 und Universitätsstratze 3, Ranftsche Gasse v Herr Lrleür. Llselier, Colonialwaarenhandlung, Ranftädter Tteinweg 1 Herr v. Lvxelmann, Colonialwaarenhandlung, Schützenstrahe 5 Herr ^ut. 8eltüin1t Ueii, Coloniallvaarenhandlung, Westplatz 3» Herr ü. Vlttrivk, Cigarrenhandlung, Aorkstraste 32 (Ecke Berliner Straße) Herr tt. Lvrltvlü, Colonialwaarenhandlung, Zeiher Ttraste 35 Herr V. Küster, Cigarrenhandlung, in Plagwitz Herr V. Vrütieuiunn, Zschochersche Straße 7», - Reudnitz Herr Hf. k'uxwunL, Marschallstraße 1, - - Herr Üernk. Ketzer, Mützengeschäst, Leipziger Straße 6, - Thonberg Herr L. ÜLvtsok, Reitzenhainer Straße 58, - Voltmarsdorf Herr 0. A. Baumann. Conradftr. 55 (Ecke Elisabethstr.). sowie nachfolgende Ansgabeftelleu: Arndtftraste 3L Herr L. V. Kittel, Colonialwaarenhandlung, Beethovenstraste L Herr lAvoä. Leier, Colonialwaarenhandlung, Drühl 53 6. L. 8vdudert*8 Xuodtolgvr, Colonialwaarenhandlung, Frankfurter Tttaste (Thomasiusstraßen-Ecke) Herr Otto LruuL, Colonialwaarenhandlung, Löhrftraste 1L Herr Llluuril Letrer, Colonialwaarenhandlung, Nürnberger Straste 45 Herr A. L. Udreodt, Colonialwaarenhandlung, in Anger-Crottendorf Herr Lodert 6reiner, Zweinaundorfer Straße 18, - Eutritzsch Lodert Altner, Buchhandlung, Delitzscher Straße 5, - Gohlis Lodert Attner, Buchhandlung, Lindenthaler Straße s, - Lindenau Herr Aldert Klnüner, Wettiner Str. 51, Ecke Waldstr., Buchbinderei, - Neustadt Hedett's Avvonoen-Lxpedltlon, Cisenbahnstraße 1, Die nächste Nummer erscheint am Montag Morgen nrr -vrit/rrr, fr-- sv ntedttgttassrN hattt, lmd die fl und „Meinetwegen", brummte ungnädig der Assessor. Sie traten in ein CafS Unter dm Linden ein, das Donk der Sylvesternacht vollständig überfüllt war. Nur mit Mühe ver mochten sie sich ein Plätzchen in einer Ecke des EafSs zu erobern. Der Assessor bestellte sich einen extra starken Schlummerpunsch, um, wie '.r ingrimmig zu Kärger sagte, in der Nacht wenigstens sicher seinen Arrger wegfchlafen zu können. „Aber, was hast Du denn, Beseler, daß Du heute den ganzen Abend so verbrummt bist?" fragte Kärger herzlich den Freund. Der Assessor that einen starken Zug aus dem Glase, dann schrie er, durch die Wirkung des heißen, schweren Getränkes noch mehr erhitzt, wüthend: „Stell' Dich doch nur nicht so dumm an. Du Scheinheiliger. Du weißt ganz gut, was mich wüthend macht, Du weißt, daß Ella meine stille Liebe ist." „Davon merkt man nichts, wenn Du so laut brüllst", er widerte Kärger, der durch eine scherzhafte Wendung dem peinlichen Gespräche auszuwetchen hoffte. Aber Beseler ließ ihn nicht locker. „Mach' nur keine Witze. Du bist mir ein schöner Freund, daß Du mir das Mädchen, das ich tieb habe, wegschnappft. Ich weiß wahrhaftig, was man an Dir groß finden kann, aber die Weiber sind ja eben verrückt. Und das Mädel hat nur Augen für Dich!" Kärger horchte auf. Sein Gesicht erhellte sich. „Ich glaube, Du irrst Dich", sagte er scheinbar harmlos. „Ach was, hab' Dich nur nicht dumm", ries der Assessor, den der Zotn und di» virktn geistigen Sttrltnk* des Abend« «noor ¬ widrige Gehässigkeiten gegen die Einzelerscheinungen des poli tischen und socialen Lebens aufgelöst. Aber Anfänge der Besserung, der größere« Auffassung öffentlicher Dinge machen sich bemerkbar. Unter dem Schutze deS Friedens, der trotz der orientalische« Verwicke- '.uugen deu gesitteten Böllen, erbaltea gebliedea ist und Dank der Scheu vor ernstem deutschen Wollen auch durch die ostasiatischen Ereignisse keine Störung zu befürchte» hat, wird unser Doll seine bei Anderen mehr noch als bei ihm verdunkelteu Zdeale zu pflegen wissen. Mit dieser Zuver- sicht wollen wir den neuen Zeitabschnitt beginnen und init zwei großen Wünschen. Möge auch im künftigen Jahre und lange darüber hinaus unser einziger Meister im Sachsen- walde seiner dankbaren Nation erhalten bleiben und möge der Genius Allveulschlands den bedrängten Stammesbrüdern in Oesterreich Kraft und Weisheit geben, ihren schweren Kampf, den sie auch für uvs kämpfe», ehrenvoll und erfolg reich durchzufechten! DaS walte Gott! der Regierung. Di« Wahl zwischen jener Unterlass»« diesem Thun war .sine glückliche. Vor einer Ueberschi "eingrtreteaen coMtutioaelle« War -— Thatsache, daß hie Berändrrungen > bereu Stärkung bezweckten, von — '»ealeitet und gesolat waren, die offenbar nicht auf schäft verantwortucher Räthe zunückwiesen. Dessen» Deutsches Reich. L Leipzig, 3l. December. Im „Vorwärts" lesen wir^ „Der historische Kalender für 1898 ist der heutigen Nummer des „Vorwärts" beigefügt. Es ist bekannt, daß diesem Wand kalender alljährlich bei seinem Erscheinen eine Ehre zu theil wird, die Produkten ähnlicher Art noch nie wirdersahrea ist. Kalt di« gr- sannut volksfeindliche Presse erhebt unisono ein Mordgeschrei ob Les auf chm enthaltenen Verzeichnisses revolulionarrer Gedenk tag«. V-i der Stumm'ichen „Post" bis -um hilflosesten Amts, blattchen herab führt eine jck>r dieser Zeitungen mit einem stattlichen Aufwand von Druckerschwärze just aus der Aufstellung der historischen Kalenderdaten heraus den haarscharfen Beweisfürdie leibhaftige Existenz einerThatsache,die gerade von unsereinem noch niemals bestritten wurde, den Beweis nämlich dafür, daß die Sozialdemokratie revolutionair ist. Die guten Leute haben Recht, wenn sie schelten. Der Wandkalender des .^vorwärts" hat mehr zu bedeuten, als die gleichen Beigaben der liberalen, reactiouairrn oder unparteiischen Blätter. Die historischen Gedenktage stehen aus dem rosafarbenen Larton vermerkt, um das Proletariat in schweren Stunden daran zu erinnern, daß es Muth zu schöpfen hat, Muth zmn ferneren Kampfe, Muth und Ausdauer bis zum endgiltigen Siege über die alte kapitalistische Unordnung der Dinge. Und wenn nunmehr, wo die Erinnerungstage des RevolutiouSjahreS zum fünfzigsten Male wiedcrkchren, der 1848er Ereignisse mit bejouderer Sorgfalt gedacht worden ist, so ist dies noch mit der aparten Bestimmung geschehen, daß das Proletariat aus den Fehlern der damaligen Bewegung lerne, die Klugheit mit der Energie zu paaren. Möge die zeigte anf , gutem Willen für «tn Hrri othalke An Pf-U ist drin", rief werthung der geschichtlichen Bedeutung deS Fürsten BiSmarck in Befremdung and nachher durch die Vorlegung eine- freiheit-feindlichen preußischen Vereins gesetzt- in Mißstimmung versetzt worden. Statt der Reich-tag-uufkisnvg erfolgte eine Umbildung der Regierung. Di« Wahi zwischen z«»er Unterlassung und diese« Thun war .sine glückliche. Vor einer Ueberschatzung de- eingetreteaen coEitutioaelle» Wandel- wahrt zwar schont die Thatsache, daß hie Veränderungen in der Regierung, die doch deren Stärkung bezweckten, von Kuntzgrdungen «nd Ver fügungen begleitet und gefolgt waren, die offenbar nicht auf die Urheberschaft verantwortucher Räthe zunückwiesen. Dessen ungeachtet darf man anerkennen, daß die zweite Hälfte de- verfloflenen Jahre- manchen Hoffnungskeim gelegt hat. Fürst Hohenlohe'- geräuschlo« waltend« Hand scheint, wie sie vor» dem manche- Ueble verhütet, nun auch Gutes gewirkt zu haben. Anläufe zur Führung «ine» festeren Regiment waren nicht zu verkenn««. Und gewiß ist Lin«-: di« Periode einer dentschea aus wärtig«» Politik srldstverlrugnender Nachgiebigkeit ist ab- geschloffen. Diese Zuversicht vermag auch dw traurige Erinnerung an die Preisgabe von Zantzibar und Witu nicht zu erschüttern. Dena die Wahrung de- Deutschland ae- bührrnden Einflusses in und außerhalb uusereck Welttheiks ist nicht aur FürfieavillS, sondern eiserner Bolfttwive. Die Aufgaben de- zwanzigsten Jahrhundert- vermag da« Measchenauge nur unvollkommen zu erkenne«. Daß »- aber die W«lt Nicht für die Herrschaft, sondern für die Arbeit dtt Völker dtttheihen wird, W längst Aller Ueberzeuguvg geworden. In unserem Vatzerlanve hat sich nun auch, später al« bei andere« Völkern, die Einsicht zum Tieg« gerungen, daß im Weltverkehr die arbeitende Haud de- einzelnen Volk-angehörigen um Vie Frücht« ihr«- Fleiße- betrogen wird, wenn die bewaffnete Faust der GesitinMtheit sie Nicht beschützt. Die Säcularfrage de« Wettbewerb- deutschtt Arbeit - -«leitet »«- über Vis Schwell« de- hat di« twtttlänbische S« em acht au-gerttchg, für eine leidiguag unserer nationalen Ehrt Sühne zu erlangen, vstasie«, »0 tt gilt, <tti Deutsch«« derübte verbrechen zu Jahren, bat die in ihrem Interesse und in dem des Mittelstandes überhaupt umfassend sich bethä- tigende Gesetzgebung so wenig volle Gesundung wiederbriuaen können wie dem kleineren Gewerbe. Aber das Unerfreuliche der Lage beider GrwerbSclaffen laßt da- fortschreitende Erstarken der Ausfuhr-Industrie doppelt willkommen erscheinen. °ES ermöglicht infolge der gesteigerten Kaufkraft der sich ansv-chnenden Jndustriebevölkerung eine vermehrte, lohnendere Verwertbung der meisten landwirthschaft- lichen Produkte, sowie der dem Handwerke Vorbehalten ge bliebenen Erzeugnisse und Leistungen. Die Lehre, daß auf der Industrie uud dem Handel Unsrgen ruhe, erweist sich mehr und mehr al- eine Irrlehre. Konnten wir doch dieser Tage berichten, daß im Jahre 1806 in einer längst nicht mehr gekannten Zahl der Eheschließungen und in einer vordem nie erreichten Tiefe der Sterblichkeit-ziffer untrügliche Zeugen wachsenden Wohlstandes hervcrgetreten sind. Da- beendigte Jabr wird hierin dinier seinem Vorgänger nicht zurück gestanden sein. Aber e« verzeichnet eine an Prohibition grenzende Abschließung de- amerikanischen Markte-, sowie die Kündigung deS deutsch-englischen Handelsvertrags als den ersten Versuch zur Bildung eines Großbritannien und alle seine Colonien umfassenden zollpolitisch geschlossenen WirthschastSgebieteS. Die Anstrengungen der Mitwrrbrr auf den: Weltmarkt haben für die unablässig der technische» und kaufmännischen Vervollkommnung zustrebende deutsche Industrie nichts Schreck hafte«, wenn sie des gleichen politischen Rückhalte- gewärtig sein darf, wie ihn andere Staaten ihren fremde Absatz plätze aufsuchenden Gewerben gewähren. In diesem Betrachte treten wir getrost in da- neue Jahr, di« Nation ist für die Klottenvermehrung, mag auch der Reichstag vielleicht noch einmal versagen. Aber ein Volk lebt nicht von Brod allem und selbst das wirthschaftliche Gedeihen ist von der Erhaltung und Erstarkung von Eigenschaften abhängig, welche durch die kräftigste aus wärtige Politik und die stärkste Seemacht nicht ersetzt werden können. Gewiß ist e- sittlich und politisch nicht so schlimm mit der deutsch«» Nation bestellt, wie die vietberedel« Sckrifi eines mft der Verzweiflung cckkettirenden Einsamen glauben machen wollt«. Aber die innere Zerrissenheit, die Selbstsucht der Parteien gebt mit hinüber in« neue Jabr; der Ruf zur Sammlung ist bisher ungehört verhallt. Der un- lange unbekannte Krebsschaden de« geschästs- volitischen Gewerbe« frißt weiter um sich und da« bevor stehend« Au-scheiden eine« Bennigsen, eine« Hmnmacher aus, der öffentlichen TbLtiHkeit ist — w«nn auch durkb natürliche Ursachen herbeigesührt —- kein gute« Vorzeichen für da« nun angebrochene Wahljahr. Der politische Kampf ist vielfach wivttwättig, überall kleinlich geworden, selbst der Haß der revolutionären Partei gegen da- Bestthende hat sich in Faust tz«r Gessmmthett sie Nicht beschützt. Die Säcularfra-e d«- Wettbewerb- deutscher Arbeit Nt>d seiner Voraussetzungen " 1 nttsttt Jächtt-. In Haiti au-Hkreich-, für eine Be- - „ « z« be straf«» und — wir haben btffeN kein Hehl dauern» bitten bescheidenen Platz neben den änderet» dort tafelnden Mächten einzunehmen, wrrd sich unsere Seewehr gleichfalls ihrer Aufgabe gewachsen zeige«. Aber bi« eine wie die andere Nothwendlgkeit de- Einschreiten« hat t»e ungesäumte Bildung einer hinlänglichen Kriegsflotte al-ein Gckbot deutschen Anseh«»- ttkestne« lasse» Daß die deutsch« ErtverbStbätigkeit da« Gleiche mit gitichtr Dringlichkeit fbrdert, zeigt rin Blick auf vir wirtb» schäftttchr Entwickelung be- verflossenen Jabre». Sie »ar «iae überaus günstig«. Zwar der Landwirtbschaft, ob wohl sie weniger gelitttn als in den vorauSgegangeven Jur Jahreswende. Q Da- nun abgelaufene Jahr sah sich vor Allem bearüßt durch Worte de- Gedenken- au den uuvergleichlicht» Kaiser Wilhelm I., dessen hundertjähriger Geburtstag die Deutschen zu stolzen Erinnerungen und mannhaften Schlüssen vereinigen sollte. Auch da- Jabr, von dem wir heute deu ersten Tag verleben, wirb ein Jabr de« Gedächtnisse- sei» und wiederum vor allen Dingen deS erst«» Kaiser« de- neuen Reiche«. In wenigen Monaten stad eS zehn Jahre, daß er ein nimmer rastende- Eidendasrin mit der ewigen Ruhe neben seiner Mutter vertauschte, der beste gekrönte Deutsche neben der edelste« Fürstin unserer Geschichte. Von seinem Sterbebette — diese- die zweite Erianrruag de« Jahres I8S8 — wandten sich die thranenerfüllten Augen der R'ation zu dem Schmerzenslager, auf dem Wilhelm'- Sohn und Erbe, heldenmiithig wie auf dem ihm vertrauten Schlacht feld«, einem unerbittlichen, qualvollen Tod« entgegeasiechte. Am 15. Juni erfüllte sich auch dir« Schicksal; di« nächste Wiederkehr de- Tage- bildet den Markstein einer zehnjährigen Regierung-Periode de- gegenwärtigen Kaiser«. Hier jedoch ist kein Abschluß; noch vor dem Beginn seine« vierzigsten Lebensjahre» wird Wilhelm H. diese Erinnerung begehen, wir sichen noch mitten inne in dem Neu-, in dem Ander-werden, da« in dem schicksal-reichen Sommer de« Jabre- 1888 ein gesetzt hat. Kein erkennbare« System, keine stetige Methode hat diesem Jahrzehnt« deutscher Geschichte den Stempel auf gedrückt, noch bietet sie dem Drange zur Kennzeichnung weit mehr persönliche- al- sachliche« Material. Das verflossene Jahr hat dir schwer zu entziffernden Züge der herrschenden Polttik nicht lrserlicher gemacht. Wir sehen ab von der Erbschaft, die ihm rin jetzt noch unbegriffeoe- Uliternehmen dtt vorau-gegangenen Jahrtt ftt Gestalt eine unnützen und unerquicklichen StrafprocesseS hinterlassen batte. Aber da- Unvrrssändlich« in der Behandlung der Cardinalfrag« von 1887 IN deren erstem Stadium kann der Erinnerung nicht entzoaen »erden. Gewiß hatte der neue Cur- niemals etwa» ernstlicher gewollt, al- dir Vermehrung derKrieg-schiffe, wie sie in der Reich-tag-frsfion 1886/87 vorgeschlagen war. Gerade aber, al- tt den nicht sachlich urtheilrade» Elemente« im Parlamrnt iMMtt schwieriger wurde, da« Gewicht der für dir Verstärkung tzrr See»«hr redenden Gründe herabzudrücken, wurde ihrem Widerstande neue Kraft gegeben durch einen inner- und außerparlamen tarischen Hochdruck, dessen negative Berücksichtigung auch von nationalen Politikern nicht mehr al- ein bloßer Vorwand für di« Ablehnung bezeichnet werden kounte. Bor und »ach der Entscheidung im Reichstage ward, da- steht geschichtlich fest, der Appell an di« Wähler erwogen. Die Wähler aber, deren opferwillige Treue zum Reiche in Rechnung gesetzt werden durfte, waren vorher durch «in« nirgend- im Lande und am allerwenigsten ihnen gerecht erscheinende Unter- Darin beurtheilte der Assessor seinen Freund Kärger nun freilich ganz falsch. WaS er für Hochmuth Helt, war bei Kärger nicht- alS die holde „Tumbheft", wie man im Mittelalter sagte, ---- «--- ---'--7 für Sache lautet. Kärger war viel zu bescheiden, um in -men «ine ErmuthiguUg seiner Wünsche zu sehen. Manchmal glaubte er Wohl einen Augenblick lang aus dem oder jem'M Anzeichen schließen zu dürfen, baß er ihr nicht gleichgiltig f er sofort wieder solche Gedanken als un- . , Wann» sollte das vielumschevärmte, schön« «ich« junge Mädchen g«n»d« ihn, den juagen, unbemittrlteni Arzt, Andern Dorziehen? ! Auch jetzt, wie die beiden Freund«, Nachdem die große Punsch - kdrriNe glücklich geleert war — denn früher hätte dtr Iusiizrath , sdine Estiste Nie fvrtgelckffen — und sie sich verabschiedet hatten^ ft, a»s der Straße waren, fragte sich der ehrliche Junge ftnmev rill,,, Vorlorum» idn»«, wieder: ^Liebt sie mich? Liebt sie mich nicht?" Er konnte sich daran» mqchtn, und er hätte Ult «Nd grau darübep werden kstOtrn, «he «r sich zu einer Erklärung tnischloffm Hätte« batt, wenn ihm Nicht fein Freund Befettr dchu veftdlfm Hätte, j DaS küm aber so: „Nft war'd, wenn wir noch in ein Ltifck ginUr»?' fragt« Kittger, al« sie eine geil lang schweigend nrben^ -nf ein spitze- Stück des Blei-, da- tftt» det Müte de» Klümpentz während er, Beseler, sich doch durch das kleiasie Zeichen der Gunst aUsragte. beglückt gefühlt hätte! „Ach wa-, sprach Assessor Beseler eifrig, „das ist doch kein Herz, da- ist ein Vwstbalg." s-,- mir. M»Ir, w-n-m wo»« kr «ffrff.. da« »lrdiuqm, ,»,<» »»NI ».«III«, M-M Mchl st, IM Hrr, " passiren lassen? «btt fit ttttteti eigentlich keine guten Freunde mehr, die Beiden, seit st» dtt Ptnfi-Nttte Justizrath in Bersin 1 ^27"? Der Heirathsvermittler »ider ViUett. Eine NtujahrSnovellett« von Conrad Hübntt. Naädnick vttboten. „Nun wollen wir mal zur Sache kommen, Kinder", sprach der Justizratb Mildenberg und schöpfte aus der bauchigen Terrine den dampfenden Punsch in die großen Gläser. Wie er iN da» letzte Gla» einschankte, begann die Uhr die zwölfte Stunde zu schlagen. „Profit Neujahr, Weib, Kinbtt und lieben Freunde", rief Ser Zusftzräth nNd stieß Mit dtt Tafelrunde an. Die Glaser klangen aneinander. Als sich Ella Mildenbetg zu ihrem Nachbar -ar Linken wandie und mit ihm aNstitß, lag in ihrem leisen „Profit Neujahr, Herr Doctor", ein httzlicher Ton, der dm schüchternen jungen Mann erröthrN ließ und dem Nachbar zur «echten, dem jähzornigen Assessor Beseler, ein -tt« nige» „Hm" entlockte. Nun ging e» an da» Bleigießen. Mit «spannte« Miene schaute Ella zu, wie der Doctor Karger die Schippe «mstülpt« und H»S Bleistück in da- Wasser falle» keß. z, ein Herz haben Sie, Herr Doctor", jubelte sie «eß Bleistück, da» allerdings eine Form aufwie», dt« bei - ckken werden konnte. s di« Fran Fustizrath und »i«S „Welcher der Götter hetzte die Beiden zum Streite gegen- I fei, aber dann verwarf eittündet?* fragt dtt cktte Homer in seiner HliaS. E» war kein erhört anmaßlich. W< Gott, sondern eiste Göttin. Diese germänische Söitin der Fwie- und veicht junge Mädck
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