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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.02.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-02-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189802278
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18980227
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18980227
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1898
- Monat1898-02
- Tag1898-02-27
- Monat1898-02
- Jahr1898
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.02.1898
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Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen »Ausgabe, ohne Postbeförderung SV—, mit PostbesSrderang >4 70.-. Ännahweschluß fiir Änzeizen: Abend-Ausgab«: Bormittag- 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stet« an die Expedition zu richten. Druck und Verlag von L. Polz tu Leipzig. m. Sonntag den 27. Februar 1898. 92. Jahrgang. Aus der Woche. Maa hat die deutschen Zeitungen getadelt, Werl sie über den Proceß Zola eingehend berichtet und seinen Verlauf mit Betrachtungen begleitet haben. Die Rüge war, wenn überhaupt gerechtfertigt, an die falsche Adresse gerichtet. Wäre die Presse anders verfahren, so hätte sie die Aufgabe vernachlässigt, die von dem Theater der Sbakespeare'schen und auch noch einer späteren Zeit unzweifelhaft auf die Tagesliteratur übergegangen ist: die nämlich, „dem Körper der Zeit den Abdruck feiner Gestalt zu zeigen". Ob gut oder schlimm, ob schön oder mißfällig, vaS deutsche Volk und nicht Hum wenigsten da- uniformirte hat die gericht lichen Vorgänge mit einer bi- zur Erregung gesteigerten Aufmerksamkeit verfolgt und diese Erscheinung mußte die Presse widerspiegeln. Und eS haben die- auch alle Blätter gethan, ein Theil allerdings so, daß auf sie das Wort paßt: „Sie sagt: eS schickt sich nicht, geht aber bock in die Laube". Ueber die Parteinahme kann man getheilter Ansicht sein. Aber soviel ist gewiß, daß die antisemitische Presse, die sich besonders national dünkt, allen nationalen Instinkt vermissen ließ, indem sie, weil die Juden des Dreh- fuS wegen für den Angeklagten schwärmten, die Empfindungen der Ankläger und der hinter ihnen stehenden Masse der Franzosen zu den ihrigen machte. Die Antisemiten haben nicht bemerkt oder — waS wahrscheinlicher ist — geflissent lich ignorirt, daß das Verhalten der Franzosen in diesen Wochen nur von Deutschenhaß und Revanchelust ein gegeben war. Daß das Gezeter der deutschländischen Dreyfus-Prcsse nicht zum Accompagniren einlud, muß allerdings ohne Weiteres zugegeben werden. DaS „Specifische" hat sich wieder einmal bei uns gezeigt, insbesondere aus Kosten de« Demokratischen. Der Stahl'sche Giundsatz „Autorität, nicht Majorität" ist von dem sonst die „Herrschaft durch da- Volk" preisenden Organen in Berlin, Wien, Frankfurt und sonstigen Cenkren in allen Tonarten variirt worden. Auch die Recht sprechung durch Laien ist schlimm weggekommen und da gewöhnlich heilig gebaltene Volksgericht ist zwischen An führungszeichen geralhen. Und die Leute, die zeven franzö sischen Literatur- und Kunstschund bei uns emführen und al- höchste Offenbarungen deS Menschengeistes preisen, die die AvelteS hierher bringen und über das Ausbleiben der großen Sarah untröstlich sind, dieselben Leute finden jetzt, die Franzosen seien ein verrottetes Volk. Hoffentlich beein trächtigt biesetz Urtheil die LcbenSgewöhnungen nicht lange; das Geschäft und das Abendplaisir würden allzuschwer darunter leiden. Der französische Antisemitismus, der jeden anderen hinter sich laßt, ist übrigen- den Nur-Juden in Deutschland von Herzen zu gönnen. Daß sie etwas daraus lernen werden, ist allerdings nicht wahrscheinlich. Noch weniger steht zu hoffen, die deutsche Demokratie werde nach der von ihr gewonnenen und ausgesprochenen Ueberzeugung handeln, daß die französische Feindseligkeit gegen Deutschland in siebenundzwanzig Jahren nicht da- Mindeste von ihrer Stärke und Explosionsfähigkeit eingebüßt hat, z.B. in der Flott en frage, die nun wohl die Zola-Angelegen heit in der Erörterung ersetzen wird. Inzwischen reclamiren die Flottengegner den Grafen Caprivi für ihre Politik. Zwar wahrscheinlich mit Unrecht, aber unS sollte es sehr angenehm sein, wenn Herr Richter allgemeinen Glauben mit der Behauptung fände, der Mann, der während des Bürgerkrieges von Chile die Anwesenheit von deutschen Schiffen für daS Unentbehrlichste von der Welt erklärt hat, halte die Marinevorlage für entbehrlich. DaS würde dem Flottengesetze neue Freunde zufübren. Vielleicht hat dies Argument sogar etwas Zwingendes für die Leitung des Bundes der Landwirthe, die sich, nach ihrer Presse zu urtheilen, der Marinevorlage gegenüber neutral verhalten will. Daß dieser Standpunct noch tief unter dem der Singer und Richter läge, braucht nicht weiter ausgesührt zu werden. Die Socialdemokralen lassen sich von einem Princip leiten und die Freisinnigen behaupten wenigstens, zu einem der Vorlage ungünstigen Urtheile gelangt zu sein. Dem Herrn v. Ploetz aber soll nach der „Deutsch. Tgztg." die VertbeidigungSfähigkeit Deutschlands zur See „egal" sein. Er würde damit den Gipfel der Frivolität er klimmen. Bei Herrn vr. Diedrich Hahn fände sich für die gezeigte Gleichgiltigkeit und für eine innere Abneigung noch eine Erklärung. Die Vorkämpfer der Flottenverstärkung sind die Nationalliberalen. Diesen Niederlagen zu bereiten, ist daS A und O der „Politik" dieses politischen Geschöpfes Meister Schoofs. Selbstverständlich aber stände im Falle einer Reichstagsauflösung der Bund der Landwirthe, wenn er nicht vorher bestimmte Stellung zur Marinefrage genommen, außerhalb deS Rahmens jeder reichserhaltenden Combination. Vielversprechend ist es gerade nicht, daß der Bund gegen einen Conservativen seinen Beamten vr. Böckel candidiren läßt, einen Mann, der vor einigen Jahren mit dem Vor schlag bervorgetreten ist, die Uebungen der Mannschaften deS Beurlaubtenstandes des Heeres z beseitigen und dafür Vereinsschießen einzuführen. Danach gewinnt es den An schein, al- ob der Bundesleitung sogar schon die Schlag fertigkeit der Landarmee „egal" zu werden begönne. Freisinnige Blätter beweisen ein schlechtes Augenmaß, wenn sie wegen einigen von unS theil- flüchtig, theilS garnicht erwähnten Differenzen zwischen ein Paar Reichs- und Landtagsabgeord neten einen „Conflict" in der n ationalliberate n Partei signalisiren. DaS eine dieser Blätter, die „National zeitung", stebt gar nicht „in" der Partei und es war eine nicht gewöbnliche Unbesonnenheit der nationalliberalen Fraktion des preußischen Abgeordnetenhauses, diesem Blatte halbamtlich über irgend etwas ihr „Bedauern" aussprechen zu lassen und der „Nationalzeitung" damit die Gelegenheit einerseits zu einer billigen Abwehr, andererseits zur Erhaltung des Scheins zu geben, al- ob sie von der Fraction noch zur befreundeten Presse gerechnet würde. DaS ist so wenig der Fall, daß der Abgeordnete v. Eynern gar nicht nothwendig hat, gegen die „Nationalzeitung" zu „Hetzen und zu intri- guiren", wie ihm daS Blatt fälschlich zum Vorwurfe macht. Auf dem letzten Delegirtentage haben sich Mitbesitzer der „Nationalzlg." politisch von ihr losgesagt und kürzlich hat daS Berliner Amtsgericht bekannt gegeben, daß Las Actien- capital der Zeitung um 325,000 erhöht worden sei. Diese Verstärkung deS CapitalS bedeutet eine weitere Schwächung des nationalliberalen Elementes unter den Besitzern, daS politisch schon längst keinen Einfluß mehr ausgeübt. Die „D reS d n.Zt g." irrt in der doppelten Annahme, daß sich die „National-Zeitung" in Folge taktloser Behandlung von der Partei loSgesagt und daß nun die Partei den Schaden zu tragen habe. Die Lossagung ist vielmebr von der anderen Seite erfolgt, weil eS der Partei zum Schaden gereichte, daß ihr die politische Haltung der „National-Zeitung" auS äußerlichen Gründen in die Schuhe geschoben werden konnte. Daß auch die „National-Zeitung" von der Trennung keinen Schaden hat, glauben wir der „Dresdner Zeitung". Wenigstens deutet die erwähnte amt liche Bekanntmachung darauf bin. Mit der einzigen Aus nahme der „Magdeburger Zeitung", die den Streitpunkt gleich dem Dresdner Blatte verrückte, bat die nationalliberale Presse unseres Wissens sich entweder stillschweigend verhalten oder die Magdeburger Erklärung deS Herrn v. Eynern ge billigt. Indessen dürste die Partei auch mit diesem Blatte nicht gefährdet sein; nicht lange und eS wird wieder zucker- süß gegen sie sein und vielleicht sehr ungehalten über die „National-Zeitung". In den siebziger und achtziger Jahren war durch den linken, später abgetrennten Flügel deS dortigen CentrumS in Südbayern, namentlich in Nieder bayern, eine Bewegung zu Gunsten der Abschaffung des siebenten Schuljahres in Gang gebracht worden. DaS GroS der klerikalen Partei verhielt sich mindesten- wohl wollend, wenn der urwüchsige Frhr. v. Hasenbrädl die Be schwerden der Bauern über den „allzuausgedehnten" Schul besuch der Kinder vortrug und auseinandersetzte, daß die Landleute keine Gelehrten heranziehen wollten. DaS hat sich nun sehr geändert. Die südbayerisch-m Bauern wollen besseren Unterricht für ihre Kinder und sie machen di« Geistlichen dafür verantwortlich, wenn er nicht ertbeilt wird. In der jüngst abgehaltenen Delegirtenversammlung des Bayerischen Bauernbundes bekamen die geistlichen Schnl- aufseber und selbst der bekanntlich dem geistlichen Stande angehörige vr. Ratzinger böse Dinge zu hören. Auf seinen Einwand, daß Vie geistliche Aussicht billiger sei als die Fachaussicht, wurde der Ruf laut „Billiger, aber viel schlechter!" Tann wurde gesagt, in Niederbayern steckten sich nur die schwächsten und faulsten Lehrer hinter die Pfarrer, alle Anderen wollten die Fachaufsicht. Ein Redner meinte, daß der Bauernbund die Fachaufsicht schon auS dem Grunde fordern müsse, „weil unter den heutigen Verhältnissen die Lehrer vielfach unter der politischen Knute der Geistlichen stehen, was verhindert werden müsse. Für den Lehrer sei oftmals schon Gefahr vorhanden, wenn er sich mit der Pfarrersköchin entzweie. Viele politische Geistliche mit ihren Lügen und Verleumdungen gäben schlechte Beispiele" Dieses Dämmern in den Bauernköpfen kann leicht die Götter dämmerung für das Centrum heraufführen. Deutsche- Reich. * Leipzig, 26. Februar. Der mit de» vatikanischen Kreisen in Fühlung stehende römische Correspondent der Wiener „Polit. Corr." sendet dieser folgende Zuschrift vom 22. d. M.: „Die iin deutschen Reichstage vom StaatSsecretair Herrn von Bülow abgegebenen Erklärungen bezüglich der Eingabe des Evangelischen Bundes, welche den vom deutschen Botschafter beim Vatikan anläßlich eines BanketS der Katholiken ausgebrachten Toast zum Gegenstände hatte, haben im Vatikan den aller günstigsten Eindruck gemacht. Bei dieser Gelegenheit wird auch anerkannt, daß sich in den Beziehungen zwischen dem heiligen Stuhle und dem deutschen Reiche seit einiger Zeit die größte Freund lichkeit ausprägt. Man gicbt im Vatikan auch darüber seine Befriedigung kund, daß die kaiserliche Regierung keine besondere Eile an den Tag gelegt hat, um das Projekt deS Gustav- Adolf-Vereines zu begünstigen, daß in Rom eine große protestantische Kirche errichtet werde. Die Tapelle in der deutschen Botschaft, die gegenwärtig für die protestantische deutsche Kolonie als Gotteshaus dient, reicht zu diesem Zwecke vollständig aus und ist geräumig genug, so daß der Vorschlag deS Gustav- Adolf-Vereins nach der eingestandenen Absicht der Urheber nur eine Art von Herausforderung gegen den Vatikan be- deutet. Daraus erklärt es sich auch, daß man in den officiellen Kreisen Berlins so wenig Geneigtheit zeigte, dies« Anregung Folge zu geben. In den hohen kirchlichen Kreisen wird die tuet- volle und rücksichtsvolle Haltung der deutschen Regierung ihrem vollen Werthe nach anerkannt." Diese Zuschrift beweist schlagend, daß die Eingabe de- Evangelischen Bundes einen Punkt berührt hat, an dem em pfindlich zu sein das ganze evangelische Deutschland berechtigt ist. Geht wirklich die „taktvolle und rücksichtsvolle Haltung" der deutschen Regierung gegen den Vatikan so weit, einen durch allbekannte Mißstände gerechtfertigten Wunsch des Gustav-Adolf-VereinS als „Herausforderung gegen den Vatikan" zu betrachten und zu behandeln, so wird das Ant wortschreiben des Herrn v. Bülow an den Evangelischen Bund begreiflich, aber auch zugleich zu einer weit über den Bund hinausgreifenden und vor Allem den Gustav-Adolf- Verein mit herausfordernden Angelegenheit. U Berlin, 26. Februar. Es ist zweifellos, daß durch die von den Verwaltungsbehörden der einzelnen Bundesstaaten verschieden gehandhabte Gestattung der Ausnahmen von der Sonntagsruhe für manche Gewerbszweige insofern Unzuträglichkeiten hervorgerufen worden sind, als den Be- Faiiillatsn dadurch gesitteter und entfremden sich nicht ihrem spateren Berufe als Bauern. Die Tischlerwerkstätte der Mission in Bonaku ist in bester Arbeit, sie liefert jede Art Möbel aus afrikanischem Hartbolz. Auf neun Hauplstationen sind im Ganzen 18 orvinirte Missionare, 1 Kaufmann, 1 Tischler meister, 1 Baumeister, 6 Frauen und 6 Kinder. Die Zahl der mit eingeborenen Lehrern besetzten Nebenstationen beträgt etwa hundert. Die Baptistenmission hat gute Fortschritte gemacht. Die Zahl der Stationen ist von 33 auf 41 gestiegen, ein geborene Missionsarbeiter giebt es 49, darunter 3 „Bibel frauen", die unter dem weiblichen Geschlecht arbeiten. Die Mitgliederzabl beträgt jetzt 649 gegen 512 im Vorjahre, die Zahl der Gottesdienstbesucher etwa 2500. Die schönsten Erfolge in der Arbeit während deS JabreS hat die Mission unter den Bakoko- und Bassa-Stämmen aufzuweilen; unter den Dualla ist die Arbeit schwieriger, weil diese, der Praxis der englischen Missionare, die vor der Besitzergreifung durch daS deutsche Reich hier arbeiteten, folgend, lieber selbstständig sind, als daß sie sich unter die Leitung einer europäischen Mission stellen. Tie Zahl der selbst- ständigen Dualla Gemeinden ist 8, mit einer Glieberzahl von etwa 1200. E- läßt sich begreifen, daß sich, in Folge ihrer Weigerung, sich von einer Missionsgesellschaft beaufsichtigen zu lassen, Manche- in diesen Gemeinden eingebürgert bat, womit die Mission sich durchaus nicht einverstanden erklären kann. Mit jeder der Stationen ist eine Elementarschule ver bunden. In diesen Schulen wird zum Mindesten Unterricht in der Duallasprache (Lesen, Schreiben und Grammatik), sowie im Rechnen, Gesang und biblischer Geschichte ertheilt. In einigen der wichtigsten Schulen wird außerdem auch etwa- Deutsch, etwa- Geograpbie und Geschichte gelehrt. Die Zahl der Schüler ist auf 1275 gestiegen. In der Schule in Kamerun befanden sich zu Anfang 1896 60 Schüler, jetzt sind in acht Classen 210 Schüler, davon 85 Mädchen, zu unterrichten. Für die Mädchen soll in diesem Jahre ein besondere- Lehr institut gegründet werden. Der vollständige Leyrcursu- dieser Schule in Kamerun umfaßt sech« Iabre, und zwar wird in den ersten drei Jahren vorwiegend in Dualla, in den letzten drei Jahren deutsch unterrichtet. Mit diesen Schulen ist eine Mission-lehranstalt verbunden. Die Mission hatte einige Verluste ihrer europäischen Missionare durch Malariafirber. Di« katholisch« Mission hatte ebenfall- einige Ver lust« zu beklagen. Sie hat jedoch alle- Mögliche für die Gesundheit ihrer Mitalieder gethan, indem sie auf dem Kamerungebirge eia« Erholung-station Sngrlberg angelegt hat, auf der die Missionare jede- Jahr ihren Urlaub von 6 — 8 Woche» verhringr». An dem Au-bau dieser so wichtigen Station wurde im vergangenen Iabre fleißig weitergearbeitet. Die Kirche wurde im De cember 1896 eingeweibt, rin Hau« für die Scbwestern wurde »««gebaut, Schulgebäude, Schlafhau- für die Schulen und Missionen in unseren Colonien, ii. In Kamerun gab der Tod Cbristaller'S Veranlassung zu einer Aendrrung in der Organisation der Regierungs schulen insofern, al- der neu zu entsendende deutsche Lehrer nicht mebr in Kamerun wirken, sondern die Schule in Victoria, die bisher durch den schwarzen Baptistenprediger Wilson ge leitet war, übernehmen wird. Die Viktorianer, welche eine von der BaSlrr Mission unabhängige Baptistengemeinde bilden, batten schon längst um einen deutschen Lehrer gebeten, da der Unterricht de- Pastor- Wilson, der in seinen alten Tagen ohne fremden Unterricht deutsch gelernt hat, doch nicht auSreichte, um die Kinder richtig deutsch zu lehren. Die Schule in Kamerun bleibt vorläufig unter Leitung de- Lchrer- Betz. Die Zahl der Schüler betrug 50, die m 3 Elasten unterrichtet wurden. Zwei der ordnungsmäßig auS der ersten Eiaffe tntlassenen Schüler wurden von der Regierung an gestellt; der ein« im Zolldienst, der andere im Bezirksamt. Außer der Schule in Victoria ist noch eine Reaierung-schule in Bonebela mit 60 Schülern und eine in Balldorf. Von Missionen kommen ia Kamerun die Ba-ler, die Baptisten und die Katholische Mission in Betracht. Der Gang der BaSlrr Mission war ein stiller. Da« euro päische Personal besteht jetzt au- 33 Köpfen, darunter seckS Kinder. Die Zahl der Mitglieder der Gemeind« stieg um 167 und beträgt jetzt 1474, die Zahl der Anhänger und Kirchgänger ist etwa 5 bi- 6 mal soviel. Uebrrall nimmt der Besuch de« Gottr-dienstr- zu. Interessant und bezeichnend ist e», daß ein früher sehr wilder Häuptling bei der Mission bat, sie solle bei der Regierung vorstellig werden, daß ibm da- Recht verliehen werde, die Todtenfeirr» seines Stammr« abzuschaffrn, den» dabei entständen infolge übermäßigen Sckaap-geaussr« oft Schlägereien, die da ganze Land in Miileidrnschaft zögen. Man ersieht hierau« den erziebrrischrn Einfluß der Mission, der sich aus dem Ge biete d«S Schulwesen« »ochaanz ander« darstellt. Gegen 1200 in 1805 ist dieZa^l der Mission-schülrr im Jahre 1897 auf 2300 gestiegen. Hier gebt di« praktisch« Thätigkeit mit drr lehrhaften »»sammelt. Der Fortschritt im Lernen ist nicht be sonder-aroß, aber grsind. von der Mission erhalten die Kinder höchsten« «in kleine« Weihnachtsgeschenk, sogar da« Schul material müssen sie selbst bezahlen. Dabei müssen sie den ganze» Vormittag entweder ihren Vätern bei der Palmöl« hernfting »nd de« Fischfang oder ihre» Müttern auf der Pflanzung helfen. Erst am Nachmittag besuche, sie die Schule, von einem «oder»«» Kmdrrschutz ist hier nicht die Red«, di« Neger wer den z» einer intensiveren Urdeit au» -«halte» al« die Weißen m Europa. Sie werden »her Buben, Werkstätten und Lager vollendet und ein großes Stück Land abgebolzt. Es stehen jetzt etwa 30 000 Kaffeepflanzen, die sehr gut gedeihen und mit der Zeit einen guten Ertrag versprechen. — Die Schule wird von etwa 30 Kindern besucht. Diese Zahl ist allerdings nicht groß, aber man darf dabei nicht vergessen, daß einerseits die daS Gebirge bewohnenden Bakwiri, wenig bekümmert um Cnltur und Religion, noch weit zurück sind gegen die Küsten bewohner, und daß andererseits manch halberwachsener Junge dort so leicht Gelegenheit findet zum Gelderwerb bei den verschiedenen Unternehmungen, die am Kamernngebirge seit einem Jahre inS Leben getreten sind. Der SonntagS- gottrSdienst wird recht fleißig besucht und eS ist die 24 m lange und 6^/s m breite Kirche auf dem Engelberge ge wöhnlich besetzt. Außer der Schule in Engelberg giebt eS noch eine größere Anzahl Dorfschulen. Die Station Edea konnte wieder mit 3 Weißen, einem Pater und 2 Brüdern, neubesetzt werden. Dieselbe wurde 1892 gegründet, mußte aber im Jahre 1894 wegen Krankbeit und verschiedener Todesfälle zwar nicht ganz aufgeHeben, aber doch von Weißen verlassen werden. Auf der Station selbst befinden sich 40 Kinder zur Erziehung, die ihren Unterhalt von der Mission erhalten. Der Besuch de« Gottesdienstes an Sonntagen ist so groß, daß die Capelle nicht für alle Besucher Platz bietet und oft eine größere An zahl außerhalb der Kirche sich aufstellen muß. — Edea zäblt in 18 Dorfschulen, die von je einem Schwarzen geleitet werden, der unter der Controle der Obern in Edea steht, gegen 520 Schüler. In der Station Marienberg hat sich die Mission recht günstig entwickelt. Die Zahl der Taufen stieg in diesem Jahre von 600 auf 960. Die Dorfschulen habe» sich ebenfalls noch vermehrt und ihre Zahl beträgt jetzt 21. — In diesen Schulen werden über 600 Kinder unterrichtet. In mancher dieser Schulen ist die Zahl der Schüler etwa« gefallen, in ander» sich gleich geblieben. Jedenfalls hat die Zeit gezeigt, daß diese Dorfschulen, zu denen man im Anfang kein besonderes Vertrauen batte, daS geeignetste Mittel sind, um die Mission ins Volk hinein zu tragen. Recht günstige Erfolge haben manche dieser Dorflehrer auf zuweisen. In vielen dieser Dorfschulen haben die älteren Schüler sckon längst mit d«r Erlernung de« Deutschen be gonnen, während die jüngeren einen großen Theil der Dualla- ftebel beendigt habe». Geradezu bewunderung-werth sind die Fortschritte, die manch« Schüler in der deutschen Sprache machen, da sie innerhalb dreier Jahre nicht nur bin- reichend gut Deutsch spreche», sondern auch selbst kleinere Sachen niederschreiben lernen. In der Schul« drr Station Marienberg befinden sich 70 Knabe» und 20 Mädchen, welche von der Mission völlig unterhalten werden. D«r Unterricht umfaßt außer Religion', Lesen und Schreibe» in der Dualla» und d«r deutschen Spr»ch«, Rechnen und etwas Geographie und Geschichte. Bedeutend wurde der Unterricht in der Religion erleichtert durch die Heraus gabe einer biblischen Geschichte und eine- katholischen Katechismus. Außer dem Unterrichte in der Schule ist den Schülern nach beendigter Schulzeit Gelegenheit geboten, bei den Brüdern Tischlerei, Schlosserei oder Schneiderei zu erlernen. Bis jetzt ist die Zahl der Lehrlinge noch klein, doch wird sich dieselbe wohl bald vergrößern. Auch in Kribi machte die Mission recht erfreuliche Fortschritte. Die Zahl der Taufen stieg von 465 auf 540. In der Mission werden 70 Knaben erzogen, darunter befinden sich 30 Naunde-Bane und Nzila; ferner 20 Mabea und Ngumba - Jungen. Außer diesen 70 auswärtigen Knaben kommen täglich 35 Knaben auS dem Dorfe selbst zur Schule. Bei den Schwestern befinden sich 15 Mädchen zur Erziehung, und außer diesen besuchen etwa 25 Mädchen täglich die Schule der Schwestern. Recht erfreulich ist der Umstand, daß Kinder aus feruliegenden Stämmen des Hinterlandes zur Mission gekommen sind. Es ist die« sowohl der Mission von großem Vortheil al- auch für dir Colonie, Venn dadurch werden die HinterlandSstämme in friedlicher Weise mit den Verhältnissen der Küste und mit der Regie rung bekannt, so daß, wenn einmal die Knaben ihren Unter richt beendigt haben und in ihre Heimath zurückkebren, sich dort leicht und bald die Kcnntniß der Religion und Cultur verbreiten wird. Ein neues Schulhau« wurde in diesen, Jahre in Kribi für die Knabenschule errichtet, da sich das alte als zu klein und beschränkt erwie«. Die Kirche wird in Krivi, wie auch auf deu anderen Stationen an Sonn- und Festtagen recht fleißig besucht und zwar von Erwachsenen in recht großer Anzahl und ost von Leuten, die einen Weg von 3—4 Stunden zu Fuß zu macken haben. — Die Zahl der christlichen Ehen ist ,m Berichts jahre auf 30 gestiegen, rin Zeichen, daß die katholische Ge^ mrinde sich hebt und vergrößert. Von Kribi aus wird die Zweigstation Buambe besorgt, die nebst geräumiger Kirche ein Wohnbau« und Schule besitzt, die einige 50 Schüler zählt. — Schon seit 3 Jahren bestand dort eine kleine katholische Gemeinde, die sich all mählich vergrößert. Zur großen Freude de- Volke« konnte die dort erbaute Kirche im Mai d. I. eingeweibt werden. Außer Buambe besitzt die katholische Mission Kribi Dorf schulen in Groß-Batanga mit 55 Schülern, in Plantation und Longji mit 30 und 40 Schülern. Auch am Njongfluß bei Klein-Batanga konnten von Kribi au- in diesem Jahre 5 Dorfschulen errichtet werden, di« zusammen etwa 120 bi« 130 Scküler aufweisen. Neben dem Unterrichte in d«r Schule zu Kribi wird dort den größeren Knabe» auch Gelegenheit geboten, ein Handwerk zu erlerne», namentlich in der Tischlere,, wozu manche recht viel Lust zeigen.
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