Dresdner Philharmonie Solisten: Elisabeth Breul, Sopran (Leipzig) Manfred Scherzer, Violine (Berlin) Dirigent: Kurt MüSUr Alban Berg 1885-1935 Lulu-Suite — Sinfonische Stücke aus der Oper „Lulu" mit Gesang Rondo (Andante und Hymne) Ostinato (Allegro) Lied der Lulu Variationen Adagio Siegfried Matthus geb.1934 Konzert für Violine und Orchester (Uraufführung) Hans Werner Henze geb.1926 Nachtstücke und Arien für Sopran und Orchester nach Gedichten von Ingeborg Bachmann Nachtstück I Aria I Nachtstück II Aria II Nachtstück III | PAUSE | Zoltän Kodäly 1882-1967 Häry-Jänos-Suite Vorspiel: Das Märchen beginnt Wiener Spielwerk Lied Schlacht und Niederlage Napoleons Intermezzo Einzug des kaiserlichen Hofes Zur Einführung Der österreichische Komponist Alban Berg, anfänglich klemer Wiener Beamter, in den Jahren 1904 bis 1910 Schüler von Arnold Schönberg, dessen spätere Kompositionsmethode „mit 12 nur aufeinander bezogenen Tönen“ in persönlicher Modifizierung Grundlage seines Schaffens wurde, 1930 zum Mitglied der Preußischen Akademie der Künste ernannt und 1933 von den Faschisten verboten, schuf mit seiner 1925 von Erich Kleiber an der Berliner Staatsoper urauf geführten Oper „Wozzeck“ ein Hauptwerk des musikalischen Expressionismus, das würdig neben den Leistungen der expressionistischen Maler Marc, Nolde, Pechstein, Schmidt-Rottluff, Kirch ner, Kokoschka steht. Das nicht sehr umfangreiche, jedoch höchst bedeu tende Gesamtwerk Bergs gipfelt fraglos im musikdramatischen Teil, aus genommen sei das Violinkonzert, sein Schwanengesang, vollendet vier Mo nate vor seinem Tode am Weihnachtsabend 1935 in Wien. Im „Wozzeck“, der die Gesellschaftskritik des zugrundeliegenden Dramas Georg Büchners zwar etwas zugunsten menschlich-individueller, dämonisch beklemmender Seelen- und Charakterzeichnung „entschärft“, erreichte der Komponist eine in der Operngeschichte bis dahin unbekannte Verschmelzung von Wortdrama und einer Tonsprache, die ganz ihren formalen Eigengesetzen gehorcht. Fanden Elemente der Zwölftontechnik gelegentlich Eingang in den „Wozzeck“, so ist die unvollendet gebliebene, Schönberg zum 60. Ge burtstag gewidmete Oper „Lulu“ (1928/35) — nach einer eigenen Bearbei tung der beiden sozialkritischen Tragödien „Erdgeist“ und „Die Büchse der Pandora“ von Frank Wedekind — im wesentlichen aus einer einzigen Zwölftonreihe entwickelt. „Berg ist der Adagio- und Espressivo-Musiker par excellence“, schrieb einmal Manfred Gräter. „Seine Musik — eine atmosphärisch dichte Ton sprache der subtilsten Klangvisionen — wird in ihrer Eigenart, seelischen Regungen mit suggestiver, oft geradezu visionärer Kraft bis in die feinsten Verästelungen nachzuspüren, zum Medium des Unaussprechlichen, zum tönenden Seismographen menschlicher Gefühlsregungen. Die Klangphan tasie des Komponisten offenbart sich in einem differenzierten Orchester satz höchster Leuchtkraft und Transparenz, der in genialer Weise Kolo ristisches mit Harmonischem zu verschmelzen weiß.“ 1934 stellte Alban Berg, nicht ohne ausgiebig zu redigieren, sinfonisch zu vereinfachen, verschiedene Teile seiner Oper „Lulu“ zu einer Konzert-Suite zusammen, die als selbständige schöpferische Leistung von sinfonischem Eigenwert zu betrachten ist, wenn auch nicht im Sinne der Komposition einer Sinfonie. Diese Lulu-Suite enthält wesentliche musikalische Höhepunkte der Oper. „Der erste Satz (Rondo; Andante und Hymne) symbolisiert die rätselhafte, faszinierende und unheilvolle Schönheit Lulus. Er vereint die wesentlich sten Liebesszenen der Oper. Eine eigenartige Funktion erfüllt der nun folgende, dem zweiten Akt der Oper entnommene Satz (Ostinato; Alle gro). Nach einer glanzvollen gesellschaftlichen Karriere wird Lulu zur Mörderin ihres Gatten. Sie wird verurteilt und ins Gefängnis gebracht, nach jahrelanger Kerkerhaft jedoch von Freunden befreit. Dieses Ge schehen läßt Berg als kurze Lichtspielszene abrollen, deren Begleitmusik sich in erregten Steigerungen zu einem dynamischen Höhepunkt (Akkord mit Klavierarpeggien) entwickelt, und von dort an streng rückläufig, auch in der ursprünglichen Instrumentierung, abklingt. So wird der dramatische Vorgang des sich in Verhaftung — Verzweiflung — Hoffnung — Befreiung vollziehenden Umschwungs im Schicksal Lulus durch einen kompositions-