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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.02.1898
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1898-02-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18980202020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1898020202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1898020202
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- LDP: Zeitungen
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- Text schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1898
- Monat1898-02
- Tag1898-02-02
- Monat1898-02
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König Albert in Leipzig. m. > -8- Leißzt-, 2. Februar. Heute Vormittag brachte da- TrompetercorpS de» 18. UlanenregimentS unter Direktion des Herrn Musikdirektors Söhn er Sr. Majestät die Morgen musik dar. ES gelangten zur Ausführung: Krönungsmarsch auS der Oper „Die Folkunaer" von Kretschmer, Ouvertüre zur Oper „Die Zauberflöte" von Mozart, Scene und Schlachthymne aus „Rienzi" von Wagner, „Ach wenn ein recht Gedenken blüht", Lied von Ehr. von Welk, „Glaube, Liebe, Hoffnung", Adagio von Beethoven, ,''eitersanfare von Liebisch. -8- Leipzig, 2. Februar. Heute Vormittag 10 Uhr traf Se. Excellenz der KrieaSministcr Edler von der Planitz, begleitet von seinem Adjutanten, Rittmeister von Arnim, bier ein und nahm im königlichen Palais Wohnung. Der Kriegsminister wird Se. Majestät den König bei der Be sichtigung der CasernementS des 18. Ulanenregiments begleiten. Soiree bei Geuerallientenant von Treitschke. -8- Leipzig, 2. Februar. Wie wir io einer vorläufigen Notiz bereits kurz berichteten, fand gestern bei General lieutenant von Treitschke, Excellenz, Soirüe statt, zu der Se. Majestät der König mit den Herren deS Gefolges und Sr. Excellenz dem CultuSmiuister vr. von Seydewitz um 9 Uhr eintrasen. Eine hochansebnliche, illustre Versamm lung von Herren und Damen unserer ersten Gesellschafts kreise wohnte der Soiree bei: Kreishauptmann I)r. von Ehrenstein mit Gemahlin, ReickSgerichtSpräsident vr. von Oehlschlaeger, Excellenz, mit Gemahlin, Geh. Regie- rungSrath AmtShauptmann vr. Platz mann mit Gemablin, Oberbürgermeister vr. Georgi; Rector der Universität Geh. Hofrath Professor vr. WachSmuth; Geh. Kirchenrath Superintendent v. Pank mit Gemahlin; Polizeidirector Aretschneider mit Gemahlin; Geh. Rath Professor vr. Wach; Geh. Commerzienräthe Thieme und Gruner; vr. Lampe-Vischer; Rittergutsbesitzer vr. Fiedler; Rittergutsbesitzer vr. Winkler-Dölitz; sämmtliche Generäle und RegimentScommandeure mit Gemahlinnen; ;Oberst von Hinüber; vom Stabe Hauptmann von der Planitz, Rittmeister von Bodenhausen und Premier lieutenant Bucher mit Gemahlinnen, Intendantur rath Jäckel. Nachdem Se. Majestät vom Gastgeber und Gemahlin begrüßt worden waren und Platz genommen hatten, begannen auf einer sä boo errichteten Bühne die Vorführungen. Dieselben waren heiterer Natur, sie erfolgten in Gestalt einer Variötü-Vorstellung mit folgendem Programm: Prolog; Lieutenant Kell und Beckmann vom 179. Regiment; musikalische Clowns: Lieutenant Winckler und Brausch vom 107. Regiment; humoristischer Vortrag! Premierlieutenant Binkau vom 134. Regiment; üvv 8ister8 Larrison Lieutenant Genthe, Schäffer, von WolfferSdorf, Etzel und Fleischinger vom 18. Ulanenregiment; Raritätencabinet: Lieutenant Donath und MehliS vom 134. Regiment; Parterre-Akrobaten Premierlieuteuant Schäffer, Lieutenant Kollrepp und Schroeder vom 106. Regiment: Tanz ü la Fuller: Lieutenant Bachmann vom 106. Regiment- Schnellmaler Premierlieutenant Dreyssig vom 107. Regiment. Die Regie der Ausführung lag in den Händen des Herrn Haupt manns Haeser vom 106. Regiment. Um 10 Uhr erreichten die Vorführungen ihr Ende, worauf Se. Majestät das Souper einnahmen. Um 11 Uhr kehrte der König nach dem Palais zurück. Vorlesung des Prof. vr. Beckmann. Se. Majestät der König beehrte mit seinem Besuche heute Vormittag 10 bis 11 Ubr das chemische Labora torium II-, auch bezeichnet als Laboratorium für an gewandte Chemie, Ecke der Brüder- und Stephanstraße, um daselbst einer Vorlesung deS neu ernannten Leiter- dieses Instituts beizuwohnen. Nachdem Prof. Ostwald diese Räume verlassen Halle, um das neue physikalisch-chemische Institut zu beziehen, war Prof. vr. Beckmann nach hier berufen worden und sprach heute über die grundlegenden Begriffe, welche für Entwickelung einer neue» Theorie zur Bestimmung der Molekulargewichte benutzt wurden. Mit der gewohnten Pünctlickkeit erschien Se. Majestät mit Gefolge, begleitet von Sr. Excellenz dem Minister des Cultus und öffentlichen Unterrichts vr. von Seydewitz in dem Institut, wo der Rector der Universität Herr Geheim rath Prof. vr. WachSmuth, Herr Prof. vr. Beckmann und Herr Hofrath Gebhardt zur ehrfurchtsvollen Begrüßung den Landesherrn erwarteten. Der Vortrag begann mit dem Hinweis auf die Gleich artigkeit der Erscheinungen bei Gasen und Flüssigkeiten; der Volumenänderung durch Druck und Diffusion. Die Aus übung eine« Druckt-, welcher als osmotischer oder LösungS- druck bezeichnet wird, ist benutzt worden zur Bestimmung der Molekulargewichte, d. i. der Gewichte der kleinsten Atome. AuS den ÜösunHeu lassen sich die gelöste» Stoffe scheiden durch halbdurchlassige Wände, es läßt sich aber auch eine Annäherung erzielen durch Erhöhung der Siedepuncte und Erniedrigung der Gefrierpuncte. Für die verschiedenen Stoffe sind diese gleichbleibenden Werthe er mittelt worden. Man bedient sich dazu verfeinerter Apparate, insbesondere Thermometer nach Angabe Prof. Beckmann'S, welche Aoo ja V-oo eine- Grades angeben. Auch der elek trische Strom dient in diesem Falle als Hilfsmittel, da er verschiedene Wirkung erzeugt bei Durchgang durch verschiedene und verschieden gesättigte Lösungen. Der Vortrag wurde erläutert durch Vorführung einer Anzahl von Apparaten und Präparaten, wie auch durch An stellung verschiedener Experimente und Vorführung mittels eine- vorzüglichen ProjectionSapparateS. Nach Beendigung de- Vortrages ließ Se. Majestät über einige Einzelheiten desselben sich noch nähere Auskunft ertheilen und entsprach dem Ersuchen um Eintrag in da- Ehrenbuch deS Institutes. Die versammelte akademische Jugend begrüßte beim Ver lassen des Institutes den Landesherr» mit einem kräftigen Hurrah! Die Besichtigung der neuen Caserneuanlagen von Möckern. Die heutige Mittagsstunde sah Se. Majestät König Albert in der Mitte deS 8. königl. sächs. Infanterie- Regiment- „Prinz Johann Georg" Nr. 107 und II. königl. sächs. Ulanen-Regiment- Nr. 18 dort aus der Höhe bei Möckern, wo unweit der Landsberger Straße eine kleine Garnisonstadt in einer langen Reihe von schmucken Bauten emporgewachsen ist. König Albert begab sich, nach dem Se. Majestät heute Vormittag einer Vorlesung im chemischen Laboratorium de- Professor- vr. Beckmann bei- aewohot, um 11'/, Uhr nach den gedachten CasernementS, begleitet von dem Minister deS CultuS und öffentlichen Unterricht» vr. von Seydewitz, General L la suits Sr. Majestät Generalmajor Hingst, Generallieutenant von Treitschke, Excellenz, Kreishauptmann vr. voa Eh renstein und Oberbürgermeister vr. Georgi. Am Eingang zn den CasernementS standen die Mann schaften deS 107. Regiment- Spalier. Se. Majestät begab sich zunächst nach dem Proviant-Amt am linken südlichen Flügel der Anlage, hierauf nach dem Gebäude der Garnison verwaltung, um sich dann nach dem Jnfanterie-Caserne- mcnt, zur Casrrne der 1l- und 12. Compagnie, zu verfügen. Längere Zeit verweilte dann der König im Casino der Officiere de» 107. Regiments, wo er huld vollst einen ihm in silbernem Pocale dargebotenen Ehren trunk entgegennahm. Durch alle künstlerisch vornehm ausgeschmückten Räume diese- Hauses, die «ine Fülle von Portrait« von Fürsten, Führern des ReaimentS und Erinne rungszeichen an ruhmvolle Thaten des Regiments schmückten, durch Lesesaal, Spielzimmer, Kurfürstenzimmer und Festsaal nahm der König seinen Weg. Se. Majestät wandte sich nun dem Cavalierie- Casernement de- 18. Ulanen-Regiment- zu, dessen Wirthschaftsaebäude und das MannschaftSgebäude der dritten E-cadron besichtigend. Um 1 Uhr nahm Se. Majestät dann an dem ihm von dem OfficiercorpS des 18. Ulanen-RegimentS dar gebotenen Frühstück Theil. Die Tafel, im Festsaale des Casino- ausgerichtet, zählte 62 Gedecke. An der Haupttafel saßen zur Rechten deS Königs der Kriegsminister Edler von derPlanitz, Excellenz, Oberbürgermeister vr. Georgi, Generalmajor Polen. Zur Linken des Königs hatten Platz genommen: Geuerallientenant von Treitschke, Excellenz, der Minister deS CultuS und öffentlichen Unterrichts vr. von Seydewitz, Excellenz, General L la suitv Sr. Majestät Generalmajor Hingst, Generalmajor Kirch hoff, während Sr. Majestät gegenüber die Herren Oberst lieutenant Schmaltz, Generalmajor Freiherr von Hausen, Major von dem BuSsche-Streithorst und Kreisbaupt- mann vr. von Ehrenstein saßen. Der FrühstückStafel lag folgendes, vom Küchenmeister Einenkel auSgerichteteS Menu zu Grunde: Ueal '1'ourtls 8oup. — 6ot6lsttv8 clo montan nux Ekampiguous, se. dear- usise. — koulnräes cks Llotr rotio. Lnlncks et vowpote. — Leurre et vromaxe. — Lloecn. Während des Mahles spielte die Capelle des II. Ulanen- Negiments Nr. 18 unter Leitung ihres Directors Söhn er; der Tafelmusik war folgendes Programm zu Grunde gelegt: 1) Krönungsmarsch aus der Oper „Die Folkungcr" von Kretschmer. 2) Ouvertüre zu „Libella" von Reissiger. 3) Fantasie über das Reiterlied aus „Wallenstein's Lager" von Peters. 4) Pilgerchor aus der Oper „Tannhäuser" von Wagner. 5) Mimosa. Walzer auS „The Geisha" von IonaS. 6) Die Leibgarde. Reiterstück von Morley. 7) Waid mannsleben. „Ich bin ein armes WaidmanuSblut." Lied von Rege. 8) La Graziosa. Spanischer Tanz von Nehl. Nach aufgehobener FrühstückStafel verfügte sich Se. Majestät mit Begleitung nach der Stadt zurück. —w. -g- Leipzig, 2. Februar. An der heute Nachmittag 5 Uhr im Palais veranstalteten königlichen Tafel zu 40 Ge decken nahmen mit Sr. Majestät dem Könige und den Herren vom königlichen Dienst, Herren HauSmarschall von Carlowitz, Generalmajor Hingst und Ordonnanz- officier Hauptmann Bac meister, noch folgende Herren Theil: Staatsminister vr. von Seydewitz, Excellenz, Kriegsminister Edler von der Planitz, Excellenz, General lieutenant von Treitschke, Excellenz, Reichsgerichts präsident vr. von Oehlschlaeger, Excellenz, Kreishauptmann von Ehren st ein, Oberbürgermeister vr. Georgi, Oberstlieutenant Franke, ObcrreichSanwalt vr. Hamm, Bürgermeister Iustizrath vr. Tröndlin, LandgerichtSpräsivent vr. Hagen, Geh. RegierungSrath Amtshauptmann vr. Platz mann. Erster Staatsanwalt Oberjnstizrath Häntzschel, Bezirksschulinspector Zimmler, Geh. Rath Professor vr.Friedberg, Geh.Hofrath Professor vr. Hölder, Professor vr. Beckmann, Geheimer Commerzienrath Thieme, Generalconsul Marquis d'HSricourt, Consul Charles de Liagre, Consul Derham, Consul Krause, Rector des königlichen Gym nasiums vr. Richter, Vorsitzender der Handelskammer Kaufmann Zweiniger, Stadtrath vr. Schmid, Brand direktor Bandau, vr. Geibel, vr. Philipp Fiedler, Kaufmann Heinrich Fl in sch, Capellmeister Ni lisch, Haupt mann Edler von derPlanitz, Generalmajor Kirchhoff, Oberst von Stieglitz, Oberstlieutenant Freiherr von Oer, Oberst Blohm, Major Götz. Königreich Sachsen. * Leipzig, 2. Februar. Wegen der Kündigungs- verhältnifse der Postunterbeamten hat der StaatS- secretair des ReichS-PostamteS unter dem 25. Januar folgende Bestimmungen getroffen: Bei der im Jahre 1895 erfolgten Herabsetzung der Frist für die Umwandlung der kündbaren Anstellung der Unterbeamten in eine unkündbare war in Aussicht genommen, mit einer weiteren Abkürzung dieser Frist vorzugehen, sobald die Verhältnisse dies angänglich erscheinen lassen würden. Nach den inzwischen gemachten Erfahrungen bestimme ich, daß die kündbare Anstellung der Unterbeamten der NeichS-Post- und Telegraphenverwaltung bei tadelfreier Führung allgemein acht Jahre nach der ersten etatsmäßigen Anstellung in eine Anstellung auf Lebenszeit umzuwandeln ist. Gleichzeitig wird, in Abänderung der Vorschrift im tz 50, Abschn. X, 2 der A. D. A. die für etatSmäßig angestellle Unterbeamte nach bestandener Probezeit vorbehaltene Kün digungsfrist von vier Wochen auf drei Monate ausgedehnt. Die Unterbeamten sind hiervon in Kenntniß zu setzen. Die kaiserlichen Ober-Postdirectionen haben danach das Erforder liche zu veranlassen. Ht Leipzig, 2. Februar. Im Neuen Theater ist nun auch der große Kronleuchter im Zuschauerraum mit elektrischem Lichte versehen worden, so daß bas elektrische Licht dort nun vollständig eingesührt ist. Die „Nothlampen", die bekanntlich mit Oelsüllunc^ versehen waren, kommen nun in Wegfall; an ihrer Stelle sind gleichfalls elektrische Lampen angebracht worden. ick. Leipzig, 2. Februar. Wie wir vernehmen, wird die Verlegung der I. höheren Bürgerschule nach Leipzig- Reudnitz in der Weise erfolgen, daß zunächst die Mittel und die Oberclassen der gedachten Schule in daS neue an der Frommann-Straße zu erbauende Schulgebäude unter gebracht werden. Die Unterklassen werden noch in dem jetzigen Gebäude verbleiben, da die Fortbildungs schule für Mädchen, welche in die I. höhere Bürgerschule verlegt wird, vorläufig noch nicht sämmtliche Räume für sich gebraucht. Sobald letzteres der Fall sein wird, waS bei der Zunahme deS Schülerinnenbestandes der Fortbildungsschule ffir Mädchen in wenigen Jahren zu erwarten steht, werden auch die Unterklassen der I. höheren Bürgerschule nach L- Reudnitz verlegt werden. — Innerhalb der beiden letzten Hochschulvorträge für Jedermann wird ein Täusch der Vortragsgegenstände ein treten. Herr Professor v. Markts wird bereits Montag, den 7. Februar, über Nordamerika bis zu seiner Losreißung von England sprechen, dagegen wird Herr Professor vr. Wisli - cenus den angekündigten Vortrag: Wie und was die Chemie wurde, erst am letzten Abend, Montag, den 14. Februar, halten. — DaS 25jährige Geschäst-jubiläum beging am 1. Februar der Comptoirist Herr Rudolph Gebhardt im Haus« Gustav Steckner. Er wurde auS Anlaß dieser Feier sowohl von Seiten der Herren Ches-, wie auch des daselbst angestelltrn Personals reich beschenkt und hoch geehrt. — Der KreiSvereia Leipzig im Verbände Deutscher Hand- lung-geh ülfen hält morgen DonBerStaa Abend» 9 Uhr »ine Monat-Versammlung im Eldorado ab. Den Vortrag bält Herr Director Georg Bernhard über „Die Entwickelung deS Verbände» Deutscher Handlungsgehülsen im Jahre 1897". Gäste sind will kommen. — Der Schrrberverein der Südvorstadt veranstaltet morgen Abend im Tivoli einen Familienabend, wobei Herr vr. Paul Meyer das Thema behandelt: „AuS der schwarzen Kinder- stube". Im musikalischen Theile werde» ganz besondere Ge- nüsse geboten, u. A. gelange» der 1. und 2. Satz aus dem ttmoll- Concert von Max Bruch und das Nocturna für Violine und Viola d'amour von bewährten Kräften des Gewandhausorchesters zum Vortrag. Der Besuch der Familienabcnde ist Jedermann gestattet. U Leipzig, 2. Februar. Gestern Nachmittag traf aus Waldheim das vom 134. Infanterie-Regiment gestellte Wachcommando in der Stärke von 2 Officieren, 6 Nnter- ofsicieren und 80 Mann hier ein. * Leipzig, 2. Februar. Vor Kurzem ist der hiesige Viceconsul der Argentinischen Republik Müller ver haftet worden. Die Verhaftung soll erfolgt sein, weil Müller für Waarc», welche er im Auftrage auswärtiger Häuser verkaufte, seinen Auftraggebern weit weniger auszahlte, als die Käufer gezahlt hatten. Die Differenz soll M. damit motivirt baben, daß er seinen Auftraggebern mit- theilte, die Käufer hätten den angesetzten Preis nicht gezahlt. Der VermögenSvortheil, den sich M. hierdurch verschafft hat, soll sich auf 18 000 beziffern. Leipzig, 2. Februar. (Arbeiterbewegung.) Da die Maurer Leipzigs mit ihren Forderungen in der Haupt sache bei den Meistern durchgedrungen sind, so trat auch bei den Bauhandarbeitern das Verlangen zu Tage, ihre Löhne aufzubeffern und die Arbeitszeit zu verkürzen. In einer gestern in der Gastwirthschaft „Coburger Hof" ab gehaltenen, von 200 Personen besuchten Versammlung der Bauhaudarbeiter wurde das gestern bereits mitgetheilte Er- gebniß der Unterhandlungen zwischen den Maurern und deren Meistern bekannt gegeben und mitgetheilt, daß sowohl die Maurer, als auch die Zimmerer, denen die gleichen Bedingungen wie den Maurern zugestanden worden seien, sich bereit erklärt hätten, für die Aufbesserung der Lohn- und ArbeitSverhältnisse der Bauhandarbeiter mit einzutreten. Da ein AuSstand für die Bauhandarbeiter nicht rathsam erscheine, weil die Stellen der Streikenden sehr leicht von Jedermann besetzt werden könnten, denn einer Vorbildung bedürfe e» hier nicht, so empfeble es sich, auf dem Wege der Verein barung eine Lohnerhöhung anzustreben. Die Versammelten beschlossen daher, den Arbeitgebern folgende Forderungen durch eine in der Versammlung gewählte Commission unter breiten zu lassen: Der Stundeulohn für die Bauhandarbeiter darf nicht mehr als 10 unter dem Maurerlohn — vom 14. März d. I. ab also nicht unter 42 — betragen, die Arbeitszeit ist dieselbe, wie sie für die Maurer festgesetzt worden ist, 9>/z Stunde. Bei unaufschiebbaren Arbeiten kann die Arbeitszeit jedoch etwas verlängert werden. — Eine uns von geschätzter Seite zugehende Mittheilung warnt vor einem Russen, der sich in hiesigen Fabrik- comptoiren unter dem Vorgeben einführt, daß er für einen Freund große Cassa-Aufträge in Aussicht stellt und dann im Fortgehen ganz beiläufig russische Cigaretten anzubringen sucht, natürlich mit Ueberpreisen. Der Betreffende spricht deutsch und ist sehr gewandt und von mittlerer Figur. —* Ein aus Cotta gebürtiger LOjühriger Gasglühlichtputzer wurde gestern von der Polizei zur Verantwortung gezogen, weil er in einem Geschäft in der Schützenstraße, in dem pr sich in Stellung befand, 50 ./r baares Geld, sowie aus einer Wohnung in der Poniatowskystraße ein Portemonnaie mit 20gestohlen hat. — Fe st genommen wurden von der Polizei zwei 18jährige Arbeits- bursch en, der eine aus Neuschöiiefeld, der andere aus Obercunners dorf gebürtig. Dieselben erbrachen in der Nacht vom Sonntag zum Montag in einem Grundstücke der Georgenstraße 6 Keller- abtheilungen und stiegen dann durch eine Fallthnr in ein kauf männisches Geschäft ein. Hier entwendeten sie 40 .-t baares Geld und eine große Menge Maaren. Kurz nach dem Diebstähle erfolgte ihre Verhaftung. — Aus der Hausflur des Grundstückes Mägde- burger Straße 70 ist am 27. v. MtS. eia vierrädriger, hellgrün gestrichener Handwagen gestohlen worden. — Weiter wurde in Lindcnau ein Blecheimer, enthaltend 14 Ke Zuckerhonig, entwendet. —* Wegen Diebereien in bedeutendem Umfange sind von der Polizei acht bier wohndafte Personen im Alter von 19 bis 46 Jahren verhaftet worden. Ferner wurde rin in der Südvorstadt wohnhafter Rohproductenhändler, der sich in dieser Sache der ge- werbsniäßigeu Hehlerei schuldig gemacht, in Haft genommen. Die Verhafteten stahlen u. A., wie man ihnen nachweisen konnte, vom Ausstellungsplatze 200 Centner Eisenbarren, von einem Lagerplatze an der Delitzscher Straße circa 15 Centner Eisentheile und von etwa 12 Gartenhäusern in den nördlichen Vororten die Zink bedachungen. —* In vergangener Nacht hat sich ein von der hiesigen königl. Staatsanwaltschaft wegen Einbruchsdiebstahls steckbrieflich ver- folgter 26jähriger Handarbeiter aus Zittau freiwillig beim Polizeiamt gestellt. Derselbe hat vor einiger Zeit einen Einbruchs diebstahl in einer Billa in Dölitz ausgesührt. Seine Complicen be finden sich bereits hinter Schloß und Riegel. — Nossen, 1. Februar. Ueber daS entsetzliche Ver brechen in GroßvoigtSberg ist noch Folgende- zu melden: Die vorgenommene Section der Leiche der Wittwe Köhler hat Todtschlag als Todesursache unzweifelhaft festgestellt. Die Leiche zeigt 8 schwere Kopfwunden. Außerdem muß der Mörder sein Opfer noch erdrosselt haben. Der des Mordes verdächtige Cigarrenmacher Peschke aus Schöna bei Schandau hatte sich mehrere Tage in GroßvoigtSberg aufgehalten. Er steht nicht in gutem Ruse, hat zuletzt 2 Jahre Zuchthaus ver büßt und stand noch unter Polizeiaufsicht. Peschke wurde inmitten einer Zigeunerbande verhaftet. Er leugnete zwar die That, doch wurden 2 Knöpfe am Thatorte gefunden, welche am Anzüge Peschke's fehlen, außerdem ermittelte die Polizei eine der Ermordeten gehörige Uhr und ein Paar Schuhe, welche Peschke bereits verkauft hatte. — Roszwein, 1. Februar. Bei dem gestern auch hier herrschenden Sturme wurden mehrere Oberlichtfenster deS Stadtbades eingedrückt und auf die herrlichen bunten Glasscheiben des Schwimmbassin- geschleudert, diese in tausend Scherben schlagend. Diese großen und kleinen Stückchen GlaS fielen aus beträchtlicher Höhe hinab in daS zur Zeit von Damen benutzte Schwimmbassin, wobei zwei Frauen Schnitt wunden erlitten; die anderen kamen mit dem Schrecken davon. —* Penig, 1. Februar. Der überaus heftige Sturm hat in der Brauu'schen Fabrik inRochsburg gestern Nachmittag kurz nach 2 Uhr den Da mpsschorn stein zur Hälfte um- gewcht. — In Narsdorf wurde das Dach deS Eisenbahn- stationSgebäudes stark beschädigt. — vhcmniy, l. Februar. Seil heute Vormittag sind die Gewässer, welche infolge der Niederschläge während der letzten Tage stark angeschwollen waren, im Zurückgehen begriffen. Leider aber hat der gestern herrschende Sturm in unseren Forsten argen Schaden angerichtet. So sollen im Zeisigwalde gegen 300 und im Küch- und Crimmitschauer Walde etwa 500 Bäume thcilS entwurzelt, theils au- und umgebrochen worden sein. * Zwickau, 1. Februar. Beim hiesigen Einwohneramt fand im vorigen Monat eine Zählung der Einwohner statt, diese ergab 52 235 Seelen einschließlich 1885 MilitairS, 11 498 Haushaltungen, 2375 Wohnhäuser, 141 Straßen und Plätze. Zwickau besaß im Jahre 1838 nur 8789, 1867: 24 509, 1887: 40 658 Seelen. — DaS Hochwasser der Mulde am 31. Juli v. I. überschwemmte bekanntlich daS Bockwaer Thal. Die s. Z. ersoffenen Schächte stehen noch bis zur Hälfte voll Wasser. Die durchbrochene Straße ist wieder hergestcllt. DaS östliche Muldcnuser, daS ebenfalls theilweise zerstört worden war, wird jetzt wieder reparirt und mit einem hohen Hochfluthdamm versehen. Im Ueber- schwemmungSbecken sind noch immer größere Wasserteiche zurückgeblieben. — Die Zimmerer hier beschlossen in einer vorgestern abgehaltencn Versammlung, in diesem Jahre wieder in die Bewegung behufs Erlangung höherer Löhne und kürzerer Arbeitszeit einzutrelcn. V. Annaberg, 1. Februar. Aus verschiedenen Orten unseres Erzgebirge- liegen Nachrichten über Schäden vor, die der gestrige Sturm angerichtet hat. Auf frei gelegenen Straßen mußten die Gcschirrführer die Pferde ausspannen und in den Schuppen und Ställen unterbringe», da dieselben sich weigerten, die Wagen fortzuziehen. An der Bahn Cran za Hl-Ob er Wiesenthal sind Bäume entwurzelt und über daS Gleis geworfen worden, wodurch der ZugSverkehr gefährdet war, so daß die Züge auf offener Strecke halten mußten. Auch Telegraphenleilunge» wurden in Folge Zer reißens der Drähte und Umlegens von Telegraphenstangcn gestört. Heute hat der Sturm wieder nachgelassen. — Zeithat», l. Februar. Die Erdarbeiten für den Bau der 5 km langen Militairbahn Röderau—Zeithain gehen nunmehr ihrer Vollendung entgegen. Es wird in Kürze mit der Verlegung des Schienen- und Weichenmaterials begonnen werden, dessen Lieferung der Firma Orenstein <L Koppel, Feldbahnfabrik, Leipzig, übertragen worden ist. — Riesa, 1. Februar. Am Donnerstag wurde in Dresden ein Schulknabe aus dem benachbarten Glaubitz polizeilich festgenommen. Er stahl zwei Kälber und bot sie hier zum Verkaufe aus. Eines der Thiere fand bei einem Fleischer Abnahme. DaS Bürschchen gab an, der Sohn eines Ferkel händlers zu sein. In Wahrheit ist er der Sohn eines Schmiedes, der von der Handlungsweise seines Sohnes wcn:g erbaut ist. — Königstein, 1. Februar. Neuerdings werden im Biela- thale Vermessungen als Vorarbeiten für die Erbauung einer Bielathalbahn vorgenommeu. Wie man hört, will ein Consortium die Sache in die Hand nehmen. — DreSPen, I. Februar. In Bezug auf den bereits gemel deten Mordversuch und S e l b st m o r d ist ergänzend Fol gendes zu berichten: Im Hause Nr. 18 der Circusstraßc in 4. Etage hat der im Residenztheater angestelltc Theatermeistcr Aug. Kahlert eine Wohnung inne; bei ihm wohnte der in Reichen in Schlesien 1833 geborene Tischlergeselle Gustav Adolf Schu mann als Aftermiether, doch war ihm die Wohnung für den 31. Januar gekündigt worden, weil er sich durch unordentliches Außenbleiöen und rohes Wesen unmöglich gemacht hatte. Es ist unbekannt, wo Schumann in letzter Zeit gearbeitet hat. Wie al! täglich brachte am 31. Januar nach 9 Uhr die im Residenztheatcr bedienstete Frau K. ihr achtjähriges Töchterchen Elisa in ihre Wohnung, um sie zu Bett zu schaffen. Als sic den zu ihrer Wohnung führenden langen Gang beschritt, kam der auf seine frühere Wirthin lauernde Schumann aus einem Verstecke heraus, überhäufte die Frau mit Schimpfreden, bedrohte sie und ließ dieser Drohung sofort die That folgen, indem er aus einem fünf läufigen Revolver aus nächster Nähe auf sie zwei Schüsse abgab, von denen der eine fehlging, die Kugel des anderen Schusses aber den rechten Oberarm der Frau Kahlert durchbohrte. Als dann richtete Schumann die Waffe gegen sich und brachte sich mittels zwei Schüssen eine tödtliche Verwundung bei. Fast zu gleicher Zeit — H10 Uhr — betrat der Sohn Max des Kah- lert'schen Ehepaares, ein Zimmerlehrling, das elterliche Wohn Haus und hörte auf der zweiten Aufgangstreppe die beiden Schüsse. Man fand Schumann, der nur noch wenige Lebens zeichen von sich gab, verendend auf dem Treppenabsatze des vierten Stockes. Die Verletzung der Frau Kahlert untersuchte der so fort hcrbeigerfcne vr. meck. Hopf und ordnete die sofortige Unter bringung der Verwundeten in das Stadtkrankenhaus an. Lebens gefahr liegt für Frau Kahlert nicht vor; auch ihr Töchterchen blieb unverletzt. Aus vorgefundenen Briefen geht hervor, daß Schumann den Mord seit einigen Tagen geplant hat. Schumann hatte in letzter Zeit mehrfach Spuren von Geistesgestörtheit ge zeigt. Er beging seine abscheuliche That unzweifelhaft aus Aerger über die ihm widerfahrene Ausmiethung; er ist hier wie auswärts wiederholt wegen Widerstandes, Körperverletzung, Bettelns und Landstreichens bestraft worden; auch ist ihm des halb eine Zeit lang der Aufenthalt hier untersagt gewesen. . ' Vermischtes. --- Eomo, 1. Februar. (Telegramm.) Bei dem Ein sturz der Spinnerei in O^gions sind fünf, nicht, wie gemeldet war, acht Arbeiterinnen umS Leben gekommen. Zwölf Arbeiterinnen wurden verletzt, drei von ihnen schwer. Beim Einsturz der Spinnerei in Cesane di Brianje haben zwei Arbeiterinnen das Leben verloren, acht sind verletzt worden, darunter ebenfalls drei schwer. Auch in Ranzanico ist das Dach einer Spinnerei eingestürzt und hat eine Anzahl Personen verschüttet; Einzelheiten sind noch nicht bekannt. Auch sonst wird noch über daS Einstürzen von Häusern be richtet, Personen sind jedoch nicht verletzt worden. — London, 1. Februar. (Telegramm.) Nach einer bei Lloyds eingegangenen Drahtmeldung auS Port Elizabeth ist die deutsche Bark „Franz", von East-Lonvvn nach Rangoon unterwegs, am Sonntag unterqeaangen. Der erste und der zweite Officier, sowie ein Matrose seien er trunken, die Nebligen in Alexandria gelandet. ---- Rew Aork, 1. Februar. (Telegramm.) Ein ent setzlicher Schneesturm, der dem orkanartigen Schneesturm vom 12. März 1888 außerordentlich ähnlich war, hauste in New Aork und New England. Er deckte Straßen und Bahn linien' zu, begrub Eisenbahnzüge und war ganz besonders heftig in Boston, das vollständig von allem Verkehr ab- geschnilten ist. Dir Straßen sind vom Schnee gesperrt. Zweihundert Pferde kamen in letzter Nacht um, indem sic über die Leitungödrähte der Straßenbahn strauchelten und niederstürzten. Die Cadaver liegen noch unverscharrt da. — Plymouth, 1. Februar. (Telegranzm.) Weiteren Nachrichten zufolge scheint der Verlust an Menschenleben beim Schiffbruche deS PostdampferS „Channel Queen" doch größer zu sein, als biSber gemeldet wurde. Von den 63 an Bord befindlichen Personen sind bisher nur 13 amtlich als gerettet gemeldet worben. Die Fahrgäste waren fast aus schließlich französische Zwiebelverkäufer auS Saint-Brieuc. Vach Schluß der Redaktion eingegangen. Li« i» dieser Rubrik mitgelheilten, wahrend tr» Drucke» eingekausenen Lelegrerm» Hute», Wie schon au» der Ueberschrist ersichtlich, der Redaktion nicht »,r,«Ie,ei>. VNs« iß mithin fiir verstuu,m,lun,rn und unverftundliche Mnidun,«» uicht »» antwortlich »u mache». * TreSdcu, 2. Februar. Der Parteitag der con- servativen Partei Deutschlands wurde heute Vor mittags im Evangelischen Vereinshause unter zahlreicher Be theiligung von Parteigenossen aus allen Theilen Deutschlands durch Hofrath vr. M e h n e r t - Dresden mit einem dreifachen Hoch auf den Kaiser und den König von Sachsen eröffnet. Auf Antrag des Landesdirectors Freiherrn v. Manteuffel wurden sofort Huldigungstelr- gramme an den Kaiser, den König von Sachsen und an den Fürsten Bismarck gesendet. * Kopenhagen, 2. Februar. Die „Berlingske Tidende" dementirt die vom „Temps" in einem Kopenhagener Briefe ge brachte Nachricht, daß die Candidatur des Prinzen Georg von Griechenland für den Gouverneurpostcn auf Kreta aus der Initiative derKöniginvonDänemark herrühre, die der Kaiscrin-Wittwe von Rußland und der Prinzessin von Wales hiervon geschrieben haben sollte. * PelerSbnr-, 2. Februar. Der Stabschef des Odessaer Militairbezirks, Generallieutenant Sacharow, ist nach einer amtlichen Mitlheilung nunmehr zum Chef des Generalstabes ernannt worden. Veranlwortlicher Redacieur vr. Hcrm. Knchling in Leipzig. Für den mvsikaliskhen Theil Prvsifjor vr. V-kßr Pß«l in Leipzig.
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