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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.02.1898
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1898-02-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18980203019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1898020301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1898020301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1898
- Monat1898-02
- Tag1898-02-03
- Monat1898-02
- Jahr1898
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Amtlicher Theil. Bekanntmachung. E» ist in letzter Zeit vorgekommru, daß Gold- und GUter- waareu, sowie Taschenuhren an Ssfentlichen Orten der hiesigen Stadt fetlgeboten worden sind. Wir verweisen deshalb auf die 8tz 42» und 56 Ziffer 8 der RetchSgewerdeordnung, wonach Gold- und Stlderwaaren und Taschenuhren von HauS zu Haus oder auf öffentlichen Wegen, Straßen, Platzen oder an anderen öffentlichen Orten nicht feil geboten werde» dürfen, und zwar auch von solchen Personen nicht, die dort, wo sie feilbieten, ihren Wohnsitz oder den Sitz ihrer gewerblichen Ptederlassung haben. Wir haben unsere Aussichtsorgane angewiesen, die Befolgung dieser gesetzlichen Bestimmung, deren Uebertrrtung nach 8 148 der Reichsgewerbeordnung mit Geldstrafe bis zu rinhundertfünszig Mark und mit Hast bis zu 4 Wochen zu bestrafen ist, streng zu über- wachen. Leipzig, am 29. Januar 1898. Der Rath der Stadt Leipzig. VI. 1472. vr. Georgi. Donack. Bekanntmachung. Die Pflasterung der Wittenberger Straße zwischen der Theresien- uod Garteu-Straße in Leipzig-Eutritzsch soll an einen Unternehmer verdungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserem Tiefbau- Amte, Brühl 80, 2. Obergeschoß, Zimmer Nr. 41, aus und können dort eingesehen oder gegen Entrichtung von 50 -H, die auch in Briefmarken eingesendet werden können, entnommen werden. Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Pflasterung der Wittenberger Strahe" versehen, in dem oben bezeichneten Geschäftszimmer bis zum 16. Februar 1888, 5 Uhr Nachmittags, einzureichen. Das Recht, fämmtliche Angebote abzulehnen, wird Vorbehalten. Leipzig, de» 2. Februar 1898. Ter Rath der Stadt Leipzig. Strakenbau-Tcputatto». Erledigt hat sich unsere Bekanntmachung vom 2. November 1897, die am 14. September 1866 in Leipzig geborene ledige Dienstmagd Selma Emma Ziege betreffend. Leipzig, den 31. Januar 1898. Ter Rath der Stadt Leipzig. R r m e n a m t. A.-R. I ' Nr. 471 d. Hentschel. Hr. Bekanntmachung, die Anmeldung taubstummer, sowie blinder Kinder betreffend. Gesetzlicher Bestimmung gemäß sind taubstumme, sowie blinde Kinder bei dem Eintritt in das schulpflichtige Alter in hierzu be stimmten öffentlichen oder Privatanstalten unterzubringen, sofern nicht durch die dazu Verpflichteten anderweit für ihre Erziehung hinreichend gesorgt ist. Wir fordern daher die hier wohnhaften Eltern solcher Kinder, beziehentlich die Stellvertreter der Eltern, hierdurch auf, alle bis jetzt noch nicht angemeldcten, im volksfchulpflichtigen Alter stehenden taubstummen, sowie blinden Kinder behufs deren Aufnahme in eine Anstalt spätestens bis zum 15. dieses Monats schriftlich bei unS anzumelden. Leipzig, am 1. Februar 1898. Ter Schnlansschus; der Stadt Leipzig. Büttner. Lehnert. Bei dem unterzeichneten Proviavtamte soll der Bedarf an Salz — Tnrrenberger Speisesal; — und an Fuhren im Wege öffent licher Ausschreibung vergeben werden und wird hierzu' in obiger Reihenfolge am tO. Aebrnar d. I., Vormittags 10° n. 10 ° Uhr Termin anberaumt. Die alles Weitere enthaltenden Bedingungen liegen im Geschäftszimmer des Proviantamtes zur Einsichtnahme aus. Leipzig, de» 3. Februar 1898. Königliches Proviantamt. Auf Fol. 9878 des Handelsregisters für den Bezirk des unter zeichneten Amtsgerichts ist heute die Firma Theosophische Buch- handlttilg, Anton Hartman», in Leipzig (Alberlslraße Nr. lä) und als deren Inhaber Herr Anton Hartmann daselbst eingetragen worden. Leipzig, den 1. Februar 1898. Königliches Amtsgericht, Abth. HL. Sch midt. Aus dem die Firma Theodor Röstner in Leipzig betreffenden Fol. 5067 des Handelsregisters für den Bezirk des unterzeichneten Amtsgerichts ist heute eingetragen worden, daß der — bisher von feinem Altersvormund .Herrn Rechtsanwalt vr. Liebe hier ver treten gewesene — Firmeu-Mitinhaber Herr Curt Eugen Theodor Rößner die Volljährigkeit erlangt hat. Leipzig, den 1. Februar 1898. Königliches Amtsgericht, Abth. HL. Schmidt. Konkursverfahren. In dem Konkursverfahren über das Vermögen des Kaufmanns August Earl Eduard Fiedler, Inhabers der Firma: Damps- Kafsee-Brennerei „Java" Fiedler L Co. hier, Windmühlenstr. 45, ist zur Prüfung der nachträglich angemeldeten Forderungen Termin auf den 10. Februar 1898, Vormittags '/-II Uhr, vor dem Königlichen Amtsgerichte Hierselbst, Zimmer 165, anberaumt. Leipzig, den 2. Februar 1898. Sekr. Beck, GerichtSschreibcr des Königlichen Amtsgerichts. Konkursverfahren. In deni Konkursverfahren über das Vermögen der unter der Firma: Rich. L Otto Hcnnicke in Leipzig bestehenden offenen .Handelsgejellschaft ist zur Abnahme der Schlußrechnung des Ver walters Gläubigerversammlung aus den 14. Februar 1898, Vormittags 11' , Uhr, vor dem Königlichen Amtsgerichte Hierselbst, Zimmer 165, bestimmt. Leipzig, den 31. Januar 1898. Sekr. Beck, Gerichtsschreiber des Königlichen Amtsgerichts. Versteigerung. Am Tonncrstag, den ds. Mts., Von». 10 Uhr sollen hierjelbst JohanttiSgasse 10, Tr. L, 2 Tr. folgende, zum Nach- laß des Mechanikers Kahle gehörigen Gegenstände: 1 Zahnrad-Fraisemaschine, 1 Hobelmaschine mit Bohrvorrichtung, 1 dcsgl. mit Deckenvorgclege, 1 gr. und fl kl. Drehbank mit Vorgelege, sowie Transmissionen, Werkzeuge, und sonstiges Geräth öffentlich meistbietend versteigert werden. Leipzig, den 1. Februar 1898. Truuttiellolö, Localrichter. Versteigerung. Leu 8. l. MtS., vormittags 11 Uhr, sollen im Hofe -es Grundstücks Flokplatz 20 in Leipzig 1 amertk. Kehlmaschiue mit Vorgelege und 1 äinkeuschneidmaschine meistbietend gegen sofortige Bezahlung versteigert werden. Leipzig, am l. Februar 1898. Ter Gerichtsvollzieher beim Königlichen Amtsgerichts Kram-, Roß- und Viehmarkt zu Liebertwolkwitz Mittwoch, den 2». Februar 189». Abgaben werden nicht erhoben. Ter Gemeinderath. (Fortsetzung des Textes aus dem tzauptblatt.) -Orient. Tte Pforte und Bulgarien. * Sofia,2.Februar. (Telegramm.) Der bulgarische Agent Markow überreichte gestern dem Großvezier eine Denk schrift über die Vorfälle, die sich seit November im Bilajet UeSkurb zugetragen haben. Die Denkschrift betont, daß 592 Verhaftungen von Bulgaren vorgenommen wurden, darunter von 30 Lehrern und mehreren Priestern, und macht, zu Detail- übergehend, 33 Personen namhaft, welche gefoltert wurden und von denen sieben in Folge der Folter starbe n. Frauen und Mädchen wurden vergewaltigt. Ein zehn jährige« Mädchen sei in Folge einer Vergewaltigung ge storben. Im Gefängnisse zu Kumanova höre die Prügelei nicht auf. Ein Priester von Palanka sei aus der Flucht über die Grenze getödtet worden. Die Liste fei noch unvollständig. Die Denkschrift erkennt das Recht der Pforte an, Compromittirte, bei denen Waffen vor gefunden wurden, zu verfolgen, erklärt jedoch, daß die Gewalt- thätigkeiten das bulgarische Volk in höchstem Grade aufgeregt und eine panikartige Flucht der Grenzbevölkerung nach Bulgarien veranlaßt hätten und die Regierung zwingen, zu interveniren. Die Denkschrift verweist auf das legale, friedliche Verhalten der Bulgaren in der letzten Zeit und lenkt nochmals die volle Aufmerksamkeit der Pforte auf das Vor gefallene und seine Folgen und verlangt dringend das so fortige Aufdören der Bedrückung, die Aufhebung der mili- tairiscben Umzingelung der vergewaltigten Ortschaften, die Ueberführung aller Gefangenen nach UeSkueb, eine gerechte Proceßführung und Absetzung deS KaimakamS und Valis von Palanka. Die Denkschrift fordert in sehr ernstem Tone die im beiderseitigen Interesse liegenden Beruhigungsmaßregeln. * Konstantinopel, 2. Februar. (Telegramm.) Artin Pascha Dadian, welcher auf Betreiben des Patriarchen als Präsident des Nationalraths seine Demission eingereicht hatte, zog vieselbe auf Wunsch des Nationalraths und infolge der Intervention deS Sultans zurück. * Konstantinopel, 2. Februar. (Telegramm.) Der türkische Botschaftsrath von Paris, Nedschid Meham Effendi ist behufs Unterhandlungen mit dem jungtürkischen Comits nach Genf entsendet worden. Amerika. Haiti. * Kürzlich gaben wir einen Bericht der „Post" aus Port- au-Prince auf Haiti wieder, in welchem es hieß, daß an dem Gebäude, in dem der deutsche Vertreter Graf Schwerin wohnt, eine böswillige Brandstiftung versucht worden sei. Ein späterer Bericht der „Post", der vom 4. Januar datirt ist, spricht gar von einem Gift mord versuch an dem Grafen Schwerin. Der Bericht lautet: Seit dem 1. Januar erhält sich hier folgendes Gerücht: Der dominikanische Consul, ein junger Mann von 32 Jahren und äußerst gesunder Constitution, brach, als er von einem Empfangsabend beim Präsidenten Sam nach Hause zurückkehren wollte, auf der Straße plötzlich todt zu sammen, ohne vorher krank oder indisponirt gewesen zu sein. Man sagt, der Consul wäre vergiftet worden, man hätte sich aber in der Person geirrt, das Gift sei dem deutschen Vertreter Grafen Schwerin zugedacht gewesen. Ich gebe dieses, haitianischen Kreisen entstammende Gerücht, das hier ungeheueres Aufsehen erregt, nur mit allem Vorbehalt wieder. Jedenfalls ist es schon bezeichnend, daß eia solches Gerücht überhaupt ent stehen konnte. Der dominikanische Viceconsul hat die Secirung der Leiche des Consuls verlangt. Das Ergebniß dieser inzwischen vorgenommenen Secirung wird geheim gehalten. Bemerkt sei noch, daß der deutsche Vertreter Graf Schwerin bei dem Mahle neben dem dominikanischen Consul saß. Heute meldet uns ein Privattelegramm aus Berlin: Die hierher gelangte Nachricht, daß gegen den deutschen Ge schäftsträger auf Haiti, Grasen Schwerin, ein Giftmord ge- plant war, entbehrt nach hier an hervorragender Stelle ein gegangener Meldung jedes Untergrundes. Mililair und Marine. * Berlin, 2. Februar. lTelegramm.) S. M. Torpedo divisionsboot „V7" ist am 31. Januar in Travemünde eingetroffen, am 1. Februar er. nach Wismar gegangen, daselbst eingetroffen und nach Memel weitergegangen. — S. M. Torpedoboote „8 1", „8 32" haben am 1. Februar von Kiel aus eine circa achttägige Uebungsfahrt zunächst nach Burgstaaken angetreten und sind daselbst eingetrossen. — S. M. S. „Pfeil" ist am 1. Februar in Aarösund eingetroffen und wieder in See gegangen. * EineNachtragsforderung im Betrage von 17 200 000Frcs. hat den von der französischen Regierung als nothwendig erachteten Bedarf für Madagaskar, welcher ursprünglich mit 9850000 Francs beziffert war, auf 27050000 Frcs. erhöht. Die Mehr- sorderung ist hauptsächlich dadurch bedingt, daß im Jahre 1897 eine weit größere Trnppenzahl aus der Insel hat vorhanden sein müssen, als vorher angenommen war, und daß dadurch ein Aufwand von 24 000 000 Frcs. nothwendig wurde. Ursprünglich hat General Gallieni, der Oberbefehlshaber auf der Insel, 29 450000 FrcS. beansprucht; er hat aber seine Forderung alsdann um 2 400000 Frcs. ermäßigt. Im Jahre 1896 standen 10600 Mann aus Madagaskar, im Jahre 1897 waren es 13 720 Mann, darunter 8160 Eingeborene. — Der Plan, einen Truppen übungsplatz in der Cologne anzulegen, ist der Gegenstand einer mehreren Stabsossicieren der Infanterie und der Artillerie aufgetragenen Untersuchung. Es ist dafür ein Flächenraum von solcher Ausdehnung in Aussicht genommen, daß der Platz für die Hebungen von 40000 Mann ausreichen würde, und daß aus dem selben aus sehr große Entfernungen geschossen werden könnte. Der Platz liegt in den Departements Cher und Loire et Cher auf dem Gelände der Gemeinden Nancay, Salbris und Souesmes zwischen Len Flußläufen der Petite Sauldre und der Rsre. * Der Nachfolger des Generals Pelloux als Kriegsminister in Italien, Generallieutenant AsinaridiSanMarzano, entstammt einer alten sardinischen Adclsfamilie. Geboren im Jahre 1830 in Turin, trat er 1844 als Eleve in die Militairakademie und begann seine Laufbahn in der Armee bei der Cavallerie. Als Hauptmann wurde er 1859 in den Generalstab versetzt, dem er bis zu seiner Beförderung zum Generalmajor 1877 angehörte. Er commandirte dann eine Cavalleriebrigade, hieraus die Division Alessandria, steht seit 1890 an der Spitze des 9. Armeecorps (Rom) und ist gegen wärtig der älteste active General. Er nahm an allen Feldzügen der sardinischen und später der italienischen Armee seit 1848, einschließ lich des Krimfeldzugs, Theil und war 1866 und 1870 Chef des Generalstabes bei Bixio. 1887 führte er das Commando der Ex pedition nach Massaua. — I» Belgien sind, wie „La Belgique militaire" miltheilt, die Soldaten von 1870 zu einem Vereine zusammengetreten, welcher sich die Aufgabe gestellt hat, die Verleihung einer Denkmünze an alle diejenigen zu erwirken, welche damals die Waffen getragen haben, um sie im Nothsalle zur Vertheidigung des Vaterlandes zu gebrauchen. Sie glauben, daß sie hinlängliche Opfer gebracht haben, um eine solche Auszeichnung zu verdienen, und daß es Zeit sei, mit der ihnen widerfahrenen undankbaren Behandlung «in Ende zu machen. König Älbert in Leipzig. IV. Besichtigung der Leipziger Feuerwehr. Leipzig, 2. Februar. Vor genau fünfzehn Jahren wurde der Leipziger AerusSfeuerwehr bereits die hohe Auszeichnung zu Theil, vor dem hohen Königspaare eine Probe ihres Könnens adzulegen; vor Sr. Majestät König Albert hat sie sich dieser Ehre heute erneut ersreuen dürfen, diesmal dafür ein noch glänzenderes Zcugniß von ihrer trefflichen Organi sation u»v Schulung in gesteigerter MannschaftSzahl und umfassendster Ausrüstung ablegend. Ist doch gerade diese-, von unserer Stadt so ausgezeichnet unterstützte und geförderte und von so berufener Seite geleitete Institut keinen Augen blick in seiner Entwickelung stehen geblieben, sondern hat allen Fortschritten und Neuerungen im Löschwcsen sich anpaffend und die fortschreitende Ausdehnung Leipzigs im Auge be haltend, ein immer breiteres Fundament zum Wohle der gesummten Bewohnerschaft gewonnen. Es hätte, als heute in der dritten Nachmittags« stunde vor den Augen Seiner Majestät das große Manöver unserer städtischen Berufsfeuerwehr von Statten gehen sollte, anfänglich wie Ironie der Wettermächte erscheinen können, als sie sich gerade mit einem ergiebigen sturmgepeitschten Regenguß in die Vorführung mengten und das schöne Schauspiel, das dem Feuer galt, zu Wasser machen wollten. Doch als Se. Majestät etwas später, als zur angesctzten Stunde, von den neuen Casernenanlagen in Möckern kommend, unter den vicllanseudstimmigen Hochrufen der rings um den Fleischerplatz und seiner weiteren Umgebung als dichte undurchdringliche Mauer versammelten Zuschauer schaft erschien, und in des Monarchen Begleitung General ü la suite Sr. Majestät Generalmajor Hingst, Hofmarschall von Earlowitz-Hartitzsch, Kreiöhauptmann Di. von Ehrenstein, Oberbürgermeister vr. Georgi, Polizeidirector Br etschneider, da versiegte der allzu reichliche Wasserstrom der Wolken; derWind fegte die düsteren Wolken hinweg und gab den Himmel frei, so daß sich das packende Schauspiel mit dem vollsten Eindruck eines tadellosen Verlaufs entwickeln konnte. Vom Dache der Hauptfeuerwache flatterte zum Gruß eine mächtige Flagge in den Leipziger Farben. Se. Majestät traf kurz nach 3 Uhr auf dem ring- von Schutzmannspvsten abgesperrten Fleischerplatz vor der Haupt feuerwache ein, dort von den daselbst in Parade aufgestellten Officieren und Mannschaften der Leipziger Berufsfeuerwehr, 154 Mann stark, mit einem dreimaligen brausenden Hurrah begrüßt. Unmittelbar darauf verfügte sich Se. Majestät unter Führung des Herrn Branddirektor Bandau nach dem im ersten Obergeschoß der Hauptseuerwache befindlichen, sinnig mit der Büste des Königs und Blattgewächsen decorirten Ma n ns ch afts saal, in dessenRaumedieVorstellung der Mitglieder der Feuerlöschdcputation des Rathes, der Herren Stadträthevr.S chmid, Meißner, Ramdohr und Schanz, und des Löschausschusses der Stadtverordneten, der Herren Vogel, Dietering, Meyer, erfolgte. An dieser Stelle gab zugleich Herr Branddirector Bandau einen erschöpfenden Bericht über die Organisation und daS Wirken unserer Feuer wehr, unter genauer Erläuterung der ihr in ihrem Berufe zur Verfügung stehenden Mittel. Fünfzehn Jahre sind, wie schon erwähnt, vergangen, seit dem Se. Majestät der König und Ihre Majestät die Königin die städtische Berufsfeuerwehr durch einen Besuch ausgezeichnet »aben. Seit dieser Zeit, am 2. Februar 1883, sind beachtens« werthe Aenderungcn und Verbesserungen im gesammten Feuerlöschwesen eingetreten. Die Leipziger BerufSfcuerwehr, im Jahre 1865 mit 25 Mann gegründet, zählte im Jahre 1883 100 Mann mit 12 Pferden. Ihre Mannschaft vertheilte sich damals auf die im Jahre 1882 in Betrieb genommene Hauptfeuerwache und auf drei Bezirkswachen, während die vorhandenen Pferde nur zum Transport der Löschgcräthe Verwendung sanden. Die Bezirkswachen hatten durch je 5 Mann ihre Geräthe selbst nach dem Brand platze zu schaffen. Neben der BerusSseuerwehr leisteten bis zum Jahre 1871 die Freiwillige Turnerfeuerwehr und bis Ende 1886 die Freiwillige RettungScompagnie der Stadt noch ihre Dienste. Während der Jahre 1889 bis 1892, als die Einverleibung der Vorstadtdörfer zu Leipzig geschah, wurden die freiwilligen Feuerwehren dieser Gemeinden mit übernommen, in 12 freiwillige Feuerwehrcompagnien ein- getheilt und — 560 Mann stark — unter das Commando der Berufsfenerwehr gestellt. Heute besitzt Leipzig nur noch drei dieser Compagnien, und auch von ihnen wird sich die eine am 1. April 1898 auflösen, so daß nur noch diejenigen von Connewitz und Anger-Crottendorf in einer Gcsammtstärke von 56 Mann verbleiben. Die Berufsfeuerwehr zu Leipzig von heute verfügt über 190 Mann einschließlich 6 Officiere und über 32 Pferde. JedesMitglied Lieser städtischen Berufsfeuerwehr muß jetzt gedienter Soldat sein ; die Mehrzahl der Feuerwehr mannschaft gehört dem Bauhandwerkerstande an. Letztere werden, wenn nicht Uebung, Instruction, Controle rc. vor liegen, je nach ihrem Berufe zur Ausführung von Repara turen, Neuherstellung von Geräth, zu Hufbeschlag, Instand haltung der Dampfspritzen und anderer Maschinen heran gezogen. Ehe die Feuerwehrleute in die Mannschaft ein treten können, haben sie nach ärztlicher Nntersnchnng eine Turnprüfung zu bestehen und einen vier wöchigen Probedienst zu leisten, während dessen sie mit dem Detailexerciren an der Fahrspritze, an der Hebeleiter und der mechanischen Leiter, sowie mit dem Morse- Telegraphiren vertraut gemacht werden. Erst wenn nach weiteren fünf Monaten die Branddirection die Befähigung des Recruten zum Dienst erkannt, namentlich die geforderten persönlichen Eigenschaften, Muth, Umsicht, Entschlossenheit und Gewissenhaftigkeit bei ihm gefunden hat, findet seine definitive Einstellung in die Feuerwehr statt. Die Fahrer sind gediente Artilleristen und Cavallerislen, die vor ihrem Eintritt das Sattel- und Bockfahren zn üben haben. Die Dienstzeit der Mannschaft auf Wache dauert 48 Stunden; ihr folgt ein Urlaub von 24 Stunden. Die Pferde, in der Mehrzahl aus Schleswig-Holstein stammend und von einer sächsischen Firma gelaust, stehen — ein vorzügliches Material — seit drei Jahren ausschließlich im Dienste der Feuerwehr. Leipzigs Berufsfenerwehr besitzt 5 Dampfspritzen; eine weitere, sechste, wird voraussichtlich nächste Woche ein gestellt. Die Leistungen dieser Maschinen erheben sich zu 36, 24 und 12 Pferdekräften mit einer Wasserlieferung von 1500 bis 16001, 1000 bis 1100 und 7501 pro Minute. Sämmtliche 6 Danipsspritzen haben eine Gesammtleistung von 120esfectiven Pferdestärken mit einer Wafserliefcrnng von rund 6000 Liter in der Minute. Sie sind nach dem System deS Brand- directorS Bandau construirt und in der hiesigen Fcuerspritzen- Fabrik von G. A. Iauck hergestellt. Ihre Dampfkessel sind so dimensionirt, daß bei Anwendung von kaltem Kesselwasser in 6 bi- 7 Minuten die Vorwärmung auf 4o» II. eintritt und in 4 Minuten der zur Inbetriebsetzung der Maschine nöthiae Dampf vorhanden ist. Die Vorwärmung erfolgt mittel- eine» kleinen, mit dem Kessel fest verbundenen Wasser gefäße», dessen Inhalt durch einige Ga-bunsenbrennrr erhitzt wird, erfolgt also nicht, wie e- bei den amerikanischen und englischen und den großen BernfSfeuerwehren von Hamburg und Berlin geschieht, durch besondere im Gerätheraum aus gestellte Oefen. Die Leipziger BerusSseuerwehr besitzt »eben der Haupt- seuerwache drei Bezirksfeuerwachen (RalhhauS, Ostdepot und Süddepot) und Theaterwachen im Alten und im Neuen Theater. Eine vierte Bezirksfeuerwache, Westdepot, wird voraussichtlich nächsten Monat bezogen werden können. Die Hauptfeuer wache ist durchschnittlich mit 45 Mann, einschließlich 3 Ofsi- ciere und mit l l Pferden besetzt; sie weist 3 Dampfspritzcu und die zu 2 Löschzügen und sonstiger Reserve erforder lichen Fahrzeuge auf. Die 2. und 3. Bezirkswache, wie das neue Westdepot werden mit je 18 Mann, einschließlich 1 Officier und mit je 6 Pferden besetzt. Ihre Löschzüge setzen sich aus Mannschafts- und Geräthc wagen, aus Dampsspriye und mechanischer Schiebeleiter zu sammen. Die Stadt Leipzig ist in süns Löschbezirke em getheilt; jedem derselben steht ein Feuerwehrofficier vor, welcher die Bureauarbeiten der Inspektion erledigt, Uebung und Unterricht der Mannschaften leitet, die besonders feuer gefährlichen städtischen und fiScalischen Räumlichkeiten revi- dirt und sich an den von der Baupolizei angesetzten Revisionen bethciligt. Im Jahre 1897 gingen bei der Städtischen Berufsfeuer- wehr 874 Feuermeldungcn ein, Alarmirungen zu Bränden fanden 432 statt, darunter bezogen sich 8 aus Großfeucr, 21 auf Mitlelfeuer. Im Betrieb der Feuerwehr befindet sich ein Schlau«! material von rund 19 000 m Länge; weitere 9000 m sine in städtischen Gebäuden vorhanden. Während im Jahre 188 : nur 900 Wasserposten vorhanden waren, zählt Leipzig jc . : deren 2954. Sie werden regelmäßig durch Feuerwehrmann schäften revidirt, wodurch diese wieder eine ausgedehnte wert« volle Localkenntniß erhalten. Der Druck der Wasserleitung schwankt von 1 bis 3.2 Atmosphären; im höchstgeleaenen nöre lichen Tbeile im Niveau der neuen Caserne auf Möckeru'sch r Flur erreicht der Druck der städtischen Wasserleitung nur eine Höre von 12 m. Es machte sich daher die Erbauung eines Waffe r- thurmes von 24 m Höhe über dem Niveau deS Casernen Hofes nothwendig ; er enthält das erforderliche Wafferquantuin für Lösch- und Wirthschaftszwecke. Die Hauptleitungen mis Hydranten führen vaS Wasser nach den Höfen deS Caserncn- areals ab. Im Brandfalle kann die städtische Feuerwehr den ungefähr 5 km weiten, mit Steigung verbundenen Weg nach den neuen CasernementS bei Möckern in 19—20 Miauten zurücklegen. Bei einer weiteren Bebauung des Areal- bc- Möckern würde die Anlage einer neuen Zone und die Er richtung eines zweiten Wässerthurmes ins Auge zu fasten sein. Früher bediente sich die städtische Berufsfeuerwehr der seit 1865 eingeführten elektro-magnetischen Zeigerapparateu, doch lassen letztere die Zuverlässigkeit vermissen, wie auch die Telephonapparate; man ist daher seit 1886 zum Morsesystrm übergegangen. Gegenwärtig sind 8 Feuermcldelinien in Be trieb, 2 Theatercontrolanlagen in Verbindung mit der Haupl- seuerwache, eine telegraphische Verbindung zwischen Haup: wache und Polizeiamt mit 113 km oberirdisch geführter Bronzeleitung, mit 18 Stück Morseapparaten, 11 Zeiger apparaten und 261 Feuermeldern. Sämmtliche Polizeiwachen sind mit der Hauptwache telephonisch verbunden, ebenso di- Centralstellen der elektrischen Straßenbahn und eine Anzahl industrieller Etablissements. Nach diesen Mittheilungen nahm Se. Majestät die Er läuterung mehrerer Einrichtungen, insbesondere der elek trischen Alarm-, Control- und Fcuermelde- Apparate, entgegen, nach welchen Vorführungen sich König Albert wieder nach dem Fleischerplatze begab, um dort zu nächst den ausgestellten Transportwagen für ver unglückte Pferde und eine Reihe im Feuerwehrdienst ein- gesührter Samaritergeräthe in Augenschein zn nehmen. Einige hundert Schritt von der Hauptseuerwache stellte sich Se. Majestät mit Begleitung auf. ES erfolgte der Alarm dreier Wachen: der Hauptseuerwache, der II. Bc- zirksseuerwache (Gerichtsweg) und der III. Bczirksseuerwache (Schenkendorfstraße.) Die Thürcn rasselten zurück, die Pferde galoppirten aus den Ställen, Dampfspritzen und Geratbe- wagen wurden auS den Abtheilungen geschoben und im Nu von Mannschaften besetzt, so daß nach verschwindend kurzer Zeit Alles zur Action bereit war. Da hörte man, cS waren kaum 6 Minuten vergangen, von fernher schon das vernehm liche Klingeln der Löschzüge aus dem Osten und dem Süden. Die gesammte Feuerwehr stand nun in vier Treffen aus gefahren, eingctheilt, zum Vorgehen bereit. I. Treffen: Hauptfeuerwache (1 Fahrspritzenzug, bestehend auS 1 Fahrspritze, 1 Mannschaftswagen, 1 mechanischen Leiter; 1 Dampfspritzenzug, bestehend aus Dampfspritze und Tender). II. Treffen: Der Löschzug der III. Bczirksseuerwache (be stehend aus 1 Mannschafts- und Gerätbewagen, 1 Dampf spritze und 1 mechanischen Leiter). III. Treffen: Der Lösch zug der II. Bezirtsfeuerwache (bestehend au« 1 Mannschafts und Geräthewagen, 1 Dampfspritze und 1 mechanischen Leiter). IV. Treffen: Ein Löschzug der Hauptseuerwache (bestehend aus 1 Fahrspritze, 1 Dampfspritze und Tender). Die Manövcridec war: Das Treppenhaus der Hauptfeuer- wache steht von unten bis zum Dach in Flammen, da« Feuer pflanzt sich fort nach dem Dachstuhl und wird später auch durch herabfallende brennende Treppentheile in die Keller räume übertragen, wo sich starker Rauch entwickelt. Ini nördlichen, nach der Vorderfront gelegenen Theil des II. und III. Obergeschoßes befinden sich Menschen, denen der natür liche Abstieg über die Treppen abgeschnitten ist, in höchster Lebensgefahr. Das I. Treffen begann den Angriff und führte unter Zuhilfenahme von Danipsspritzen, 1 mechanischen Schiebe leiter und 2 Wasserposten (Hydranten) mit 1 — 5 Wasser strahlen die Löscharbeiten, die Rettungsarbeiten an der Vorderfront des Gebäudes mittels Hakenleitern, Rutsch tuch und Selbstrettnngsapparat aus. DaS II. Tressen traf zur Unterstützung ein und löschte den Keller- bezw. Treppen brand im unteren Theile mit direct vom Wasscrpostcn ge speister Schlauchleitung unter Anwendung von Rauchmasken, elektrischen Sicherheitslampen und der als Lustpnmpe ver wendeten Abprotzspritze des Löschzuges nebst Luftzuführungs schlauchleitung. DaS III. und das IV. Treffen bildeten die Reserve für etwaige während deS Manövers eintreteudc Unfälle oder Ernst-Alarmirungen im Stadtgebiet. — Diese Operationen bildeten den Glanzpunct des hoch interessanten Schauspiels: daS rasche Emporschicben der Ncttungsleiter an der Hausfront, daS Erklimmen der Geschoße mittels Hakenleitern, die von Feuerwehrleuten und Knaben vorgenommene Benutzung LeS RutschtucheS im zweiten Geschoß, in das selbst Feuerwehrleute den kühnen freien Sprung vom dritten Obergeschoß machten, das Emporsteigen der Schlauchsührer bis zum Dach, von wo aus sich mächtige Wasserstrahlen aus den Platz ergossen, LaS Arbeiten der auaimenden Dampfspritzen, daS Alles gab ein anschauliches Bild von der Vielseitigkeit in den Leistungen unserer Feuer wehr, mit denl beruhigenden Gefühl, daß sie sür den Ernst fall mit dem, was im Löschwesen möglich ist, ausS Trefflichste gewappnet ist. Mit dem lebhaftesten Jnteresie verfolgte Se. Majestät die Uebung, hierbei die Erklärungen des Herrn Bandau entgegennehmend; auch ließ sich der König die mit Rauch- V »» leimm kmdmclMichtM: i 2.20, 2.00,1.80, 1.66 M. W 7, Iß. FR FH U —— V VL VS »v I»v IMfiTRR VVS M gut im Lmdmcl: r 1.49, UV, 1.99,9.89 lü. W 7, tz. V» HU» RZVlRRlIÄIlIl,
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