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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.02.1898
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1898-02-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18980203021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1898020302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1898020302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1898
- Monat1898-02
- Tag1898-02-03
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8S4 Zwecke» «l» di« Reich-linie-, und die deshalb auch jeder staatlichen Unterstützung entbehren kann. Die Einrich tung dieser Frachtliuie war von den Gegnern der Vorlage immer angeführt worden, um zu beweisen, daß die Unter stützung eigentlich ganz uunöthig sei, da sich ja Gesellschaften fanden, die denselben Dienst umsonst thäten. Daß dieser eben ein ganz ander- gearteter Dienst sei, findet jetzt dadurch seine Bestätigung, daß die Hambura-Amerika-Linie, die ihre Frachten ohne Unterstützung fahren laßt, jetzt für die ReichSlinirn, die eine weitaus höhere Leistung zu entwickeln haben, die gleichen Anforderungen stellt wie der Norddeutsche Lloyd. (Köln. Z.) * Berlin, 2. Februar. Die Minister für Medicinal- angelrgenheiten, de- Innern und für Handel haben an die Oberprasidrnten folgenden Runderlaß über die An preisung von Geheimmitteln erlassen: „DaS nnterm 3. August 1895 angeregte Verbot der öfsentlichen Ankündigung von Geheimmitteln findet nicht überall einen gleich- mäßigen Vollzug. Namentlich werden Arzneien, die in der einen Provinz al« Geheimmittel angesehen werden, in einer anderen nicht als zu deu Geheimmitteln gehörig betrachtet und deshalb nach wie vor unbeanstandet daselbst öffentlich angepriesen. Die Abstellung einer derartigen Recht-Ungleichheit, dir insbesondere den be- theiligten Industrie- und HandelSkreisrn berechtigten Anlaß zu Klagen bietet, muß deshalb ins Auge gefaßt werden. Hierbei ist der Weg, durch eine authentische Feststellung des Be- griff- „Geheimmittel" Abhilfe zu schaffen, bei der Schwierigkeit, eine für alle Fälle zutreffende und nach jeder Richtung befriedigende Begriffserklärung zu geben, kaum gangbar. Da indessen die Haupt ursache deS in Frage stehenden UebelstaudeS die anscheinend viel fach verbreitete Auffassung ist, daß rin Arzneimittel nicht mehr als Geheimmittel zu bewachten ist, sobald seine Zusammensetzung in irgend einer Weise bekannt gegeben wird, so läßt sich eine wesentliche Besserung des gegenwärtigen Zustandes schon dadurch er- reichen, daß eine übereinstimmende Auffassung darüber herbei geführt wird, unter welchen Voraussetzungen die Be schreibung eines Geheimmittels in der öffentlichen Ankündigung seine Eigenschaft als Geheimmittel auS» zuschließrn geeignet ist. In dieser Beziehung kann von dem Grundsatz ausgegangen werden, daß ein Heilmittel seiner Eigenschaft als Geheimmittel höchstens dadurch entkleidet wird, daß seine Be» standthrile und GewichtSmrngen sofort bei der Ankündigung in gemeinverständlicher und für Jedermann erkenn barer Weise vollständig und sachrntsprechend zur öffentlichen Kenntniß gebracht werden. Angaben, aus denen nur eia Sach verständiger ein Urtheil über daS Mittel sich bilden kann, sind als ausreichend nicht zu erachten, insbesondere nicht die Bezeichnung der Bestandtheile des Mittels in lateinischer Sprache. Hiermit steht im Wesentlichen auch im Einklänge die Rechtsprechung, nach welcher ein Geheimmittel jedenfalls dann vorliegt, wenn dieBestandtheile und daS Mengenverhältniß der Zubereitung „nicht ausreichend", nicht deutlich für das Publicum, „nicht für Jedermann zweifellos" bei der An- kündiguvg erkennbar gemacht sind. Daß auch die Bereitungsweise eines Mittels auS der Veröffentlichung ersichtlich zu sein hat, wenn dasselbe nicht als Geheimmittel gelten soll, wird nicht gefordert zu werden brauchen, da mit dem Erlaß des in Frage stehenden An- kündigungSverboteS nur beabsichtigt gewesen ist, bei den zur öffentlichen Ankündigung zugelassenen Arzneimitteln dem Publicum die Möglichkeit zu bieten, rin eigenes Urtheil über Heilkraft und Geldwerth der einzelnen Mittel sich zu bilden, nicht aber auch dir Möglichkeit, solche Mittel nach dem veröffentlichten Recepte sich selbst anzufertigen . . ." — Der Kaiser hat neuerdings bestimmt, daß 'm allen Jmmediatberichten, in denen Militairverhält- nifse der in Betracht kommenden Personen erwähnt werden, der Truppentheil zu bezeichnen ist, in dem der Betreffende den Militairdienst abgeleistet, Feldzüge mitgemacht hat u. s. w. Allgemeine Bezeichnungen, wie „beim Militair eingetreten", „bei der Reserve oder bei der Landwehr befördert", wünscht der Kaiser fortan vermieden zu sehen. — Durch die Mittheilungen über die im Herbste stattfindende Reisedes KoisersnachJerusalem zur Einweihung der Erlöserkirche ist auch die Erwerbung des Coenaculums in Anregung gebracht worden. Neuerdings ist sogar behauptet, der Sultan habe die Absicht, dem Kaiser bei seiner An wesenheit in Jerusalem das Coenaculum, wo Jesus Christus mit seinen Jüngern das letzte Abendmahl gefeiert haben soll, zum Geschenke zu machen. Das ist indessen, schreibt der „Hambg. Corr.", ein Jrrthum, der Sultan kann und wird dieses Gebäude niemals an die Christen abgeben, da es eines der größten Heilig- thümer der Mohamedaner, das Grab David's, enthält. Auch würde der Kai > er, wie von berufener Seite verlautet, dieses Geschenk nicht annehmen. — Das ComitS für die C e n t en a r f ei e r, daS wegen Verzögerung der Abrechnung von Seiten einzelner Vereine seinen Rechnungsabschluß eben erst hat feststellen können, hat eine Ge- sammtausgabe von 50 423,62 Mark gehabt. Die Einnahmen erreichten laut der „Post" annähernd die gleiche Höhe; ein Deficit von einigen Hundert Mark ist von den Mitgliedern des ComitLs selbst gedeckt worden. — Um Annahme des Gesetzentwurfs, betreffend die Ver stärkung der deutschen Streitmacht zur See, haben nach dem neuesten Petitionsverzeichniß des Reichstages der gemeinnützige Verein zu Geyer (Sachsen), der Verein für die berg- und hüttenmännischen Interessen zu Aachen, 186 Deutsche in Tokio, die Ortsgruppen Rheydt, Stolberg (Rhein land), Eisenach und Remscheid des Alldeutschen Verbandes, die Deutschen in Tientsin, die Handelskammer zu Lahr (Baden), die Deutschen in Pretoria, Johannesburg und Umgegend, sowie Coban (Guatemala) ersucht. — Ende Fckruar Mrv km preußischen Minkperkam il r Landwirthschaft eine Conferenz zur Regelung de» Wild handel» großer Städte stattfindrn. Zu ihr find au» den Kreisen der Landwirthschaft, de» Wildhanvrl» und der ! Lild-Hygiemiker Vertreter eingeladen worden. — Ein außerordentlicher Burschenschafter^ tag, welcher in Berlin zusammentrat, hat sich gegen einen, wenn auch ganz lockeren Verband mit den öst errrichi s chen Burschenschaften ausgesprochen, weil ein solcher weder den deutschen noch den österreichischen Burschenschaften ersprießlich werden könnte, zumal da beide Gruppen der Politik gegenüber eine ganz abweichende Stellung einnehmen. Hingegen beschloß der Burschentag eine Sympathie-Kundgebung in Form einer Adresse, welche den österreichischen Burschenschaften, wie mehrere Blätter melden, durch eine besondere Abordnung überreicht werden soll. — Die Beurlaubung deS zum BeseblShaber der Laadtruppen in Kiaotschau ernannten Capitoin« Rosendahl ist nach dem „B- L -A." zurückgezogen worden. Derselbe ist bi« zu seiner Abreise nach China am 8. Februar zum NeichS-Marineamt in Berlin commandirt. — Die „Nat.-Ztg." berichtet: Mit polizeilicher Auslösung endete die öffentliche Zimmerer - Versammlung io Cohn's Saal, welche am Dienstag Abend entscheidende Beschlüsse über die diesjährige Lohnbewegung fasten sollte. Schon bei der Bureau wahl kam rS zu Strriligkettrn zwischen local- und centralorganisirtro Zimmerern; schließlich setzten die Crntralisten es durch, daß die Leitung der Versammlung ihren Anhängern übertragen wurde. Vertrauensmann Fischer legte eine Resolution vor, nach welcher überall dort, wo 60 Stundenlohn nicht gezahlt wird, mit Platzsperreu vorgegangen werden soll, sofern der beschäf tigten Zimmerer mit der Arbeitsniederlegung einverstanden find (Beifall und Lärm). Zimmerer Rickert beantragt, daß heute zur Streiksrage nicht frühere Zimmerer, jetzige Gastwirthe, da» Wort erhalten, sondern daß nur wirkliche Zimmerer sprechen >ürsen. Der Antrag wurde unter Lärmro ab gelehnt. Der Vor sitzende des CeutralverbandeS der Zimmerer polemisirte gegeu Fischer und beschuldigte die „Localislen". baß durch ihre Taktik beim letzten Streik so gut wie nichts erreicht sei. Sämmtlichr Charlottenburger JnnungSmeister hätten bereit- die Bewilligung deS 6O-Ps.-Stunden- lohnes zurückgezogen, ebenso die meisten Berliner Firmen. Es ent wickelte sich hierauf eia so betäubender Lärm, daß der überwachende Beamte sich genöthigt sah, die Auslösung der Versammlung aus- zusprechen. Vor dem Local kam es nachdem noch zu Schlägereien zwischen den Streitenden. * Hamburg, 2. Februar. Hum Verbote der Einfuhr amerikanischen Obste- erfährt der „Hamb. Corr.": Die hiesige Polizeibehörde hat im Auftrage de« Senat- an die Direction der Hamburg-Amerika-Liuie drei Schreiben ge richtet. DaS erste enthielt eia absolute- Einfuhrverbot, da- zweite die Gestattung der Wiederausfuhr nach England, da- dritte vom heutigen Tage hat folgenden Wortlaut: An die verehrliche Direktion der Hamburg-Amerika-Linie. Hier. Unter Bezugnahme aus die diesseitigen Schreiben vom 30. resp. 3l. v. Mts. J.-Nr. 756 Va wird der vrrehrlichrn Direction hier durch ergebens« mitgetheilt, daß dir bereit« eingetroffearu Sendungen amerikanischer Aepfrl den Adressaten au»« gehändigt werden können. Wegen der Birnensendungeu, sowie wegen der noch schwimmenden Sendungen folgt demnächst weiterer Bescheid. Die Polizei-Behörde. Abteilung V. Dieses letzte Schreiben schränkt offenbar die vorher gegangenen Verfügungen wesentlich ein. * Rathenow, 2. Februar. Der konservative Wahlaus schuß des Wahlkreises Jerichow I und II, sowie die Vor sitzenden des Bundes der Landwirthe beider Kreife haben beschlossen, den bisherigen ReichStagSabgeordaetea de» Kreise», Grafen Herbert von Bismarck, wiederum als Candi- dalcn für die NeichStagSwahl auszustellen. Graf Bismarck nimmt die Candidatur an. * Weimar, 2. Februar. Tie Conservativen de» Wahl kreises Weimar haben als Candidalea für die ReichStagS- wahl den LandrSbranddirector Freiherrn von und zu Egloffstein in Aussicht genommen. * Homburg (Pfalz), 2. Februar. Bei der am 29. Januar in dem 5. Pfälzer Wahlkreise (Homburg-Kusel) stattgehabten Reich Stags st ichwahl wurden nach amtlicher Feststellung insgesammt l67l1 Stimmen abgegeben. Hiervon erhielten Lanbwirth Johann Schmidt von Reichenbach (nat.-liberal) 8865 Stimmen, Karl Lucke, Landwirlh in Pater-Hausen (Bund der L.) 7846 Stimmen. Ersterer ist somit gewählt. Oesterreich-Ungar«. Ltudentknstrcik. * Wien, 2. Februar. Der Rector der Universi tät lehnte das Verlangen der Studentenschaft ab, die Vorle sungen bis Sonnabend zu schließen; derselbe warnt die Stu denten vor Ausschreitungen. Bei der heutigen Conferenz der Professoren der deutsch - österreichischen Hochschulen wurde be schlossen, in allen Hochschulen Vorlesungen abzuhalten und die Theilnehmer an den Störungen nach den akademischen Gesetzen zur Verantwortung zu ziehen. — Die Rectoren wurden Nachmittags vom Ministerpräsident Gautsch empfangen. Der selbe bedauerte die Ausfchreitungen der Studentenschaft. Die Re gierung sei entschlossen, den deutschen Hochschulen in Prag den Sovstt» gasNkchea Echo! zu grkRHstn, ober eine Wieder, kehr der Unruhen an den Hochschilen nicht zu dulden. Frankreich. Dretzf»S-H«»tzel. * P-riS, 2. Februar. (Bon einem Privatcorrespondenten.) Biel besprochen wird in den Waodelgängrn der Kammer die Beschwerde DelcassS'S, daß «in eingeschriebener Brief, in welchem ihm eia hoher Mariuebeamter amtliche Daten für seine gestrige Rede in der Kammer übermittelte, erbrochen und der beigelegte Begleitbrief entwendet sei. * Part», 2. Februar. Der „Petite TeuipS" veröffentlicht da- dem Justizministerium zugegangene Gesuch Zola'» und der„Aurore" um Erlaß einer Verfügung, welche die Genehmigung zu einem gerichtlichen Verhör deS General» Billot in der Schwurgerichtsverhandlung vom 8. Februar e. ertheilt. Die Vertbeidigung hält an der Ansicht fest, daß die Aussagen des General-zu ihrer Vertheibigung und zur völligen Fest stellung der Wahrheit nöthig sei. * Die „Nordd. Allgem. Ztg." schreibt: Wir haben kürzlich das Schweigen der großen Panier Blätter auf die Erklärung des StaatSsrcretair» v. Bülow al« einen Beweis für di« Thatsachr gedeutet, daß eS vernünftigen und anständigen Menschen ganz unmöglich sei, gegen diese Erklärung etwas vorzubringen. Wenn nun ober heute in der „Köln. Ztg." gesagt wird, daS Schweigen des „Trmp«", des „Journal de» DsbatS" u. s. w. bedeute, daß auch diese Blätter sich „der Logik der ganzen übrigen Welt nicht vrrschließrn: entweder hat der deutsche StaatSsrcretair gelogen, und dann ist Dreysus schuldig, oder er hat die Wahrheit gesagt, und danu ist Drryfu« unschuldig" — so halten wir rS für zweckmäßig, hervorzuhebrn, daß diese Art von Logik durchaus nicht die unsere ist, und daß wir der ganzen übrigen Welt, mit Einschluß der „Köln. Ztg", gegenüber dabei bleiben müssen, daß e« nach den Regeln der gesunden Beraunft unerlaubt ist, au« den Worten de» Herrn StaatSsecretair« einen solchen Schluß zu zirhra. Ganz in dem gleichen Sinne haben auch wir unS kürzlich ausgesprochen. Marinrtzetatte. - Paris, 2. Februar. Deputirtrnkammer. Beratbung des Marinrbudgets. Der Berichterstatter KerjLgu weist die Kritiken verschiedener Redner zurück und hebt hervor, die Panzer schiffe hätten, wenn sie such nicht allen Fortschritten der Technik entsprächen, doch deshalb keinen geringeren thatsächlichen Werth. DaS Mittelmeergefchwoder uvd da« Nordgrschwader würden, obwohl sie ausreichend srieo, verstärkt werden. Die Kriegsbereit- sich ast der Marine entwickele sich jeden Tag mehr. Die französische Marine stehe hinter derjenigen anderer Nationen nicht zurück. Die französischen Schiffe seien den fremdländischen Schiffen gleichwerthig. Die Commission schlage vor, im laufenden Jahre rin Panzerschiff, drei Kreuzer und elf Torpedoboote in Bau zu geben. Krrjbgu spricht schließlich dir Hoffnung ans, daß dir Morine- Verwaltung ohne Zögern den Weg de» Fortschritte» und der Re formen betreten werde. (Beifall.) Der KriegSministrr Admiral BeSnard nimmt hierauf das Wort. * Pari», 2. Februar. (Deputirtrnkammer. Schluß.) Der Marineminister Admiral BeSnard setzt da» Marineprogramm der Regierung auseinander und führte ooS: Wir wollen eine starke kriegsbereite Marine; wir wollen, daß dir Verbindungen mit Algerien und Tunis gesicherte seien. Wir wünschen, daß da» Mittelmeer im französischen Golf bleibe. Mit den geforderten Creditrn beabsichtigt die Regierung Schifft zu bauen, welche den gegenwärtigen Fortschritten der Technik entsprechen. Er glaub», daß Panzerschiffe erforderlich seien, nichtsdestoweniger gedenke die Regierung Schiffe von großer Aktionsfähigkeit bauen zu lassen für den Dienst außer halb Europa«. Die gegenwärtig in Bau begriffenen drei großen Kreuzer würden eine Schnelligkeit von 21 Knoten und eine besonder- starke Artillerie erhalten. Ja England werde die französische Marine günstig beurlheilt. Der Minister fügte hinzu, die Zahl der Panzerkreuzer solle auf Kosten der Kreuzer vermehrt werden. Man beschäftige sich gegen- wärtig lebhaft mit der Frage der Submorine-Boote. Was die Artillerie angehe, so sei es gelungen, die Anfangsgeschwindigkeit der Geschützgeschosje um 164 Meter zu erhöhen, da» fei ein Fortschritt gegenüber der fremdländischen Artillerie. Auf dir Kcssrlexplosionen übergehend, bemerkte der Minister, dieselben seien nicht häufiger als bei den benachbarten Nationen. Die Regierung beabsichtige, die Bertheidlgungsarbriten auf Corsica zu vollenden; die Arbeiten auf Biserta würden lebhaft betrieben. (Beifall.) Die Sitzung wurde hierauf aufgehoben. (Wdrhlt.) Großbritannien. Gladstone; LonfeffioneleS. * EanncS, 2. Februar. Obwohl Gladstones Be finden sich gebessert hat, dauert doch der Schwächezustand fort. Die Nachte sind unruhig. Ueber die Zahl der Katholiken Groß britannien» giebt da- „OatkoUo vireotorx" für da- Jahr 1898 bemerkenSwerthe Aufschlüsse. Danach ist die katholische Bevölkerung Großbritannien- auf etwa 5^2 Millionen zu schätzen; davon kommen auf Irland 3 549 956, auf England 1500 000, auf Schottland 365 000. Ja Eng land und Wale» giebt e« 17 Erzbischöfe und Bischöfe, 2698 Priester uud 1482 Kirchen, Capellen und Stationen, ungerechnet die dem Publicum nicht vffenstehenden Privat- capellea. Schottland hat 1 Erzbischof und 4 Bischöfe, 421 Priester, 350 Kirchen; Irland 27 Bischöfe und Erz bischöfe. Von den 3119 Priestern Großbritannien- gehören 2181 der Weltgeistlichkeit, 938 der Klostergeistlichkeit an. Im krivy OoaneU der Söuiain befinden flch IS, km Oberhaufe »1, im Unterhause 73 Katholiken. Schließt man Britisch- Amerika, Australien, Indien und alle sonstigen Besitzungen Großbritannien- mrt ein, so wird die katholische Gesammt- bevölkerung de- Reich- sich auf ca. tS>/» Millionen belaufen, mit 170 bischöflichen und erzbischöflichen Stühlen. Italien. «nsschuss - Wahl; Studenten - ßieoolte. * Rom, 2. Februar. Bei der Wahl der Kammer für den Budgetausschuß wurde der Regierung-candidat mit 172 Stimmen gewählt, während auf den Candidaten der Opposition 107 Stimmen entfielen. * Neapel, 2. Februar. Die Studenten der hiesigen Universität haben heute neuerdings Unruhen herrorgerufen und Fensterscheiben und Bänke zertrümmert. Mehrere Vor lesungen wurden unterbrochen. Dem Eingreifen de- Rectors gelang eS, die Aufregung ein wenig zu beschwichtigen. Der Akademische Senat wird sich eventuell für die Schließung der Universität erklären. Ein großer Theil der Studenten erhebt gegen die Agitation Widerspruch. Schweden und Norwegen. * Chriftiania, 2. Februar. Da» St ort hing wird am 10. Februar eröffnet werden. DaS „Dagbladet" glaubt, daß die Regierung demissioniren und dem Könige anrathen werde, den Präsidenten des Storthing» Steen mit der Bildung eines neuen CabinetS zu betrauen. Maa nimmt an, Steen werde hierauf eiagehen, so daß die Bildung de- CabinetS in ein paar Tagen beendet wäre. Orient. Die vceupati-n Thessaliens. * Athen, 2. Februar. Die griechische Regierung hat bei der Pforte Einspruch erhoben gegen die Bemühungen der Be- satzungsarmee, in Thessalien verschiedene Ortschaften zu besetzen, da diese Bemühungen zu blutigen Zusam menstößen zwischen den Einwohnern der betreffenden Ort schaften und den Soldaten geführt haben. Sreta-Äonverneur. * Sanftantinapel, I. Februar. Gestern überreichte der erste Dragoman der russischen Botschaft, Maximow, im Wdizkiost die zweite Antwort aus Petersburg in der Frage wegen Ernennung des Prinzen Georg zum Gouverneuer von Kreta. Die Antwort war in so schroffem Tone gehalten, daß der Botschafter Sinowjew anfangs zögerte, dieselbe zu übergeben, und um nochmalige Instructionen bat. Die Antwort des Grafen Murawjew besagt, es sei der unverrückbare Wille des Zaren, daß der Prinz Georg gewählt werde; der Sultan möge eingedenk sein der großherzigen Ge sinnungen, welche der Zar wiederholt ihm gegenüber in den Stunden der äußersten Gefahr gezeigt habe, und er möge jene Gesinnungen nicht durch eine fruchtlose Opposition gegen diese Candidatur verscherzen, die durch dringende politische Gebote nothwendig gemacht werde. Die rus sische Antwort hebt ferner hervor, daß durch das Zurückziehen der fremden Geschwader das Leben sämmtlichcr Muselmanen auf Kreta in Gefahr gebracht würde, daß aber auch dann Ruß land die Landung etwaiger neuer türkischer Truppen zu verhindern wissen werde. Die Antwort schließt mit der Bemerkung, daß die russische Regierung es aufgebc, irgend eine weitere Initiative im Nildizkiosk zu ergreifen, wenn man dort bei der Opposition in dieser Frage verbleibe. (Frkf. Ztg.) I. 6. Athen, 2. Februar. Eine unerwartete Gegnerschaft gegen die Candidatur des Prinzen Georg ist in englischen Fi nanzkreisen aufgetreten. Von denselben wurde der grie chischen Regierung vertraulich mitgetheilt, die Candidatur lasse neue Verwickelungen im Orient befürchten, was auf das grie chische Anleihebedürfniß ungünstig einwirken müsse. Werde da gegen Griechenland auf die Candidatur verzichten, so sei es wahr scheinlich. daß mehrere Großmächte -die Zinsgarantie für die griechische Kriegsentschädigungs-Anleihe übernehmen. Asien. Sin Mißerfolg Rußlands in Korea. I. 0. Wie über Nordamerika auS Soeul gemeldet wird, batten russische Unternehmer im nordwestlichen Korea an der Grenze deS ussurischen Gebietes von der koreanischen Regierung die Concession erlangt, auf einem Gebiet von 1500 Quadratwerst Kohlengruben anzulegen und nach Edelmetallen zu graben. Infolge des Mangels an Ca pital haben jedoch die Russen die Concession bisher noch nicht auSnützen können, so daß nunmebr ein auS Engländern und Amerikanern bestehendes Finanzconsortium die Con- cessiou zum Minenbau in der ganzen Nordhälfte Koreas erhalten hat. Der Rückgang von Lagos. * Die britische Colonie Lagos befindet sich gegen wärtig nickt in blühendem Zustande. Im letzten November bezifferte sich der Werth der Einfuhr nur auf 50 803 Pfund Sterling gegen 73 137 Pfd. Sterl. in demselben Monat des ihn starr auf die Thüre gerichtet, durch die ihr Sohn verschwunden war. Sie lauschte und hörte, wie der Thorweg sich mit einem dumpfen Geräusch schloß. Nun richtete sie sich mühsam auf. Ihre weißen Haare drangen in langen Strähnen aus der Haube, die ihren Kopf bedeckte, und sie machte fast den Eindruck einer alten Hexe. „Ich werde mich erheben", sagte sie, „ich will es!" Nie verließ sie sonst ihr Bett allein. Um halb 8 Uhr kam täglich eine Frau aus der Nachbarschaft, die ihr beim Aufstehen half, sie in ihren Sessel setzte und dann während des Tages die Mahlzeiten bereitete. Sobald Davidot eine freie Stunde hatte, kehrte er nach Hause zurück, um sich zu überzeugen, daß es der Mutter an nichts fehle. Diesmal aber wollte sie ihr Alleinsein benutzen. Ihre Beine, von denen eines vollständig gelähmt war, versagten ihr den Gehorsam, und sie klammerte sich an die Ma tratze, um die Füße auf die Erde setzen zu können. Sie verlor das Gleichgewicht und fiel wieder zurück; ihr Arm traf dabei auf den Leuchtertisch, den ihr Sohn neben ihr Bett gestellt hatte und der mit dumpfem Knall umfiel. Man hörte in der Nebenwohnung Geräusch und sofort er schien Alice, öffnete die Thür der Kranken und fragte: „Ist Ihnen etwas passirt, Madame Davidot?" VIII. Wie war Alice au» dem Hause in Neuilly entkommen? Das wußte sie selbst nicht. Die Erschütterung war so furchtbar gewesen, daß sie die Sache zuerst gar nicht begriffen hatte. In dem Entsetzen über das Gesehene hatte sie sich rückwärts gewendet und nur daran gedacht, zu entfliehen und diesem entsetzlichen Traume zu ent gehen. Sie hatte sich wieder in dem Borflur gefunden, wo sie sich an den Möbeln festhielt und sich am Thürschloß die Hände blutig riß, um schneller zu öffnen; dann war sie auf die Stufen der Freitreppe hinausgewonkt und im Garten im Gestrüpp umher gelaufen, ohne zuerst den Weg wiederzufinden. AIS sie sich end lich auf der Landstraße, in der dumpfen, schrecklichen Einsamkeit befand, fing sie an, geradeaus zu laufen, ohne recht zu wissen, in welcher Richtung Paris lag. ES war etwa 3 Uhr, als sie an der Ecke der Rue de Beaune wieder angelangt war. Sie war lange um ihr Hau» herum geirrt, ohne eS zu erkennen. Und dann hatte sie auch Furcht, Furcht, sich allein zu finden, Furcht, ihrem Manne zu begegnen, Furcht vor Allem, Furcht vor der schlafenden Stadt, Furcht vor dem Traume der Wirklichkeit. An ihrem Fenster kein Licht, an dem ihrer Nachbarn der kaum wahrnehmbare Schein einer Nachtlampe. Wie ruhig Alles war! Wie schön wäre es gewesen, sich dort ruhig verstecken zu können, wie gestern, wie einst! Doch das war vorüber, diese Stunde war da» Ende der Vergangenheit und der Anfang einer dunklen, grausen Zukunft. Trotzdem mußte sie in's Haus zurückkehren, und sie entschloß sich auch endlich dazu. Auf der dunklen Treppe mäßigte sie ihre Schritte, um den Schall zu dämpfen; dann blieb sie einen Augenblick stehen. Wenn sie sich getäuscht hätte, wenn sie dort oben ihren Gatten unruhig und eifersüchtig wiederfand, wenn er sie mit Vorwürfen, mit ungerechtem Argwohn empfangen würde? O, welche Freude! Doch die Wohnung war leer! Unfähig zu überlegen, entkleidete sich Alice, doch anstatt sich niederzulegen, stellte sie sich hinter da» Fenster und blickte hinaus; und ihre ganze Kraft und ihr ganze» Denken vereinigten sich in dem Wunsche, der sie gleichzeitig mit Entsetzen erfüllte: ihn erscheinen zu sehen! Um 5 Uhr bemerkte sie seinen Schatten. Er ging schnell, so schnell, daß sie kaum mehr di« Zeit hatte, sich niederzulegen, wie sie es wollte, um nicht von ihm überrascht zu werden. Sie legte sich in ihr Bett und ließ die Thür offen, die mit dem ersten Zimmer in Verbindung stand; jede», selbst da» leiseste Geräusch schlug an ihr Ohr; der schwere Thorweg wurde heftig aufgestoßen, dann hörte man hastige Schritte auf der Treppe. Auf dem Flur blieb Jemand ein Weilchen stehen, und diese paar Sccunden erschienen ihr al» eine unendlich lange Zeit. Endlich trat er ein und schob schnell hinter sich den Riegel vor. Doch er trat nicht näher. WaS that er? Sie konnte ihn nicht sehen, lvie er, schwer an die Thür gelehnt, keuchend, mit verzerrten Zügen lauschte, ob ihm Niemand gefolgt wäre. Die Ruhe, die ringsumher herrschte, schien seine Aufregung zu dämpfen. Er ging sachte auf den Fußspitzen, zündete kein Licht an, und Alice bemerkte, wie er in'» Zimmer trat. Er legte sich nieder und schlief schnell, vor Mattigkeit fast umfinkend, ein, und bald schloß auch sie die Augen, um ebenfall» in einen tiefen Schlaf zu verfallen. — Al» sie wieder erwachte, ging er in der kleinen Wohnung auf und ab, und al» er sie gehört hatte, kam er lächelnd auf sie zu und schloß sie in seine Arme. Sie fühlte keinen Schauder, sondern stützte sich auf ihn und sah ihm fest inS Auge. Er sprach frei, ungezwungen, ohne Zögern, ohne das ge ringste Zittern in der Stimme, und alS er sich zum Fortgehen ankleidete, versprach er ihr, frühzeitig zu Hause zu sein. Uebrigens würde sich ihre Lage jetzt ändern, sagte er, er habe große Hoffnung auf ein Geschäft, daS ihm einen bedeuten den Gewinn verspreche. Alice sah ihn wie in einem Traume fortgehen. So lange er bei ihr gewesen war, hatte sie nicht weiter überlegt; sie hatte sich an nicht» erinnert, außer, daß er sie ansah, daß er mit ihr sprach, ihr zulächelte; und sie erlag wieder einmal dem Zauber dieser Liebe, der sie Alles zu opfern bereit war. Dann aber erfaßte sie eine gewisse Verwunderung. Was war aus ihrem Schrecken der letzten Nacht geworden? Wie war die entsetzliche Erscheinung verschwunden, die sie so grausam gequält hatte?! Sie suchte die furchtbare Minute noch einmal zu durchleben, doch e» gelang ihr nicht. Der Mann, den sie da leichenfahl, mit verzerrtem Munde, zum Verbrechen bereit gesehen hatte, verschwand so zu sagen in einem dichten Nebel, und e» blieb von ihm nicht» weiter zurück, als daS Bild ihres Gatten, der sie liebte, und den sie wieder liebte. Die wahr«, aufrichtige Lirbe kennt solche verbrecherische Jn- consequtnzen sehr häufig. Alice, bei der allein der Gedanke einer begangenen Ungerech tigkeit früher die tiefste Empörung hervorrief, empfand nicht eine Bewegung der Abneigung gegen diesen Menschen, von dem sie genau wußte, daß er ein Verbrecher war; sie zweifelte nicht etwa einen Augenblick, daß er e» gewesen war, den sie gesehen hatte; aber weil er e» war, so erschien ihr die Handlung nicht mehr so entsetzlich, und sie fand mildernde Umstände. Sie glaubte nicht, da» Recht zu haben, ihn anzuklagen, ihn zu verachten, oder ihn zu Haffen, im Gegentheil, sie sagte sich, daß sie zu ihm gehöre und betrachtete sich fast al» seine Complicin. Vielleicht liebte sie ihn jetzt, da er so tief gesunken war, noch mehr al» früher. Ihrer Leidenschaft gesellte sich ein unaus sprechliche» Mitleid für diesen Mann, den sie für so gut, so groß gehalten hatte, und den die menschliche Ungerechtigkeit auS dem Gesetze stieß. Seltsam! Er schien ihr jetzt noch höher zu stehen, da sie sein Verbrechen kannte. Er gehörte ihr jetzt noch mehr, noch inniger an, und je längere Zeit verstrich, desto mehr fühlte sie sich Herrin ihrer selbst und desto entschlossener war sie, ihn um jeden Prei» zu retten. Uebrigens kam es ihr vor, als hätte sich in Clairac's Ge- mllthszustand nicht die geringste Veränderung zugetragen. Außer einer gewissen Verzerrung des Gesichtes und einem etwas un- stäten Blick hatte sich auch in dem Aeußeren des jungen Männe nichts verändert. Er hatte jetzt nicht einmal mehr diese Wuth- anfälle, die früher von Zeit zu Zeit bei ihm ausbrachen. Alicen gegenüber war er zärtlicher, liebenswürdiger geworden, und von seiner früheren schlechten Laune war nichts mehr zu be merken. Er vertraute ihr jetzt sogar seine Pläne an. Endlich hatte er — wie er ihr erzählte — einen Beschützer gefunden, dessen Hilfe ihm in kurzer Zeit eine große Stellung verschaffen mußte! Es handle sich um einen diplomatischen Posten, und zunächst solle er bei einem Minister die Stellung eines Privatsecretairs ausfllllen; doch das sei nur der Anfang. Zuerst hörte sie ihn mit begreiflichem Mißtrauen an und wunderte sich, daß das Schicksal gerade jetzt aufhört, ihn zu verfolgen, da er bereits gestrauchelt war; nach und nach aber ließ sie sich von seinen Worten einlullen, und fragte sich, ob sie nicht wirklich der Spielball eines Traumes gewesen wäre, als sie ihren Mann in jener schrecklichen Nacht im Schlöffe zu Neuilly zu sehen geglaubt hatte. Es war jedoch kaum eine Woche verflossen, da mußte sie an die Wahrheit der furchtbaren That- sache glauben, sie konnte nicht mehr daran zweifeln, daß Clairac Geld besaß, viel Geld, ohne daß er auch nur den Versuch gemacht hätte, ihr zu erklären, von wem er eS hatte. Er hatte sich vollständig neu eingekleidet und erklärte, für die Ausführung seines Planes wäre eine neue Garderobe von unerläßlicher Wichtigkeit. In der That schien er ein ganz an derer Mann geworden zu sein, bewegte sich mit großer Sicherheit und sprach laut und entschlossen. An der einen Hand trug er jetzt einen kostbaren Ring. In seinem Benehmen zeigte sich keine Spur der Aufregung, in seinen Handlungen, in seiner Stimme lag eine geheime Freuve, die innige Genugthuung über das errungene Resultat, den nahen Erfolg. Dagegen war in Alice eine Veränderung vorgegangen, sie fühlte sich gleichsam erstarrt; denn bis dahin hatte sie nur die in einem Augenblick des Wahnsinns ausgeübte Gewaltthat im Gedächtniß; jetzt aber war es der Diebstahl, der sie zurückstieß, und vor dem sie einen tiefen Abscheu empfand. Man hatte in der Stadt von dem Verbrechen in Neuilly ge sprochen, und obwohl es an und für sich sckon empörend genug war, so hatte man die Einzelheiten doch noch übertrieben, indem man den Mördern furchtbare Grausamkeit zuschrieb. WaS aber die öffentliche Neugier ganz besonders aufgeregt hatte, da» waren die ungeheuren Summen, die gestohlen worden sein sollten. (Fortsetzung folgt.)
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