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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.02.1898
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1898-02-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18980204011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1898020401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1898020401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1898
- Monat1898-02
- Tag1898-02-04
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872 Petersburg und Kopenhagen Besuche ab Asien. Kiaotschau. Februar. (Telegramm.) Nach 'zuverlässigen * Berlin, 3. _ Informationen ist der Mörder des Matrosen Schulze in Kiaotschau ergriffen und nach chinesischem Gerichtsspruch hin gerichtet worden. (Wdrhlt.) China-Anleihe; Englische Anbandelungs-Bersnche. * London, 3. Februar. (Telegramm.) Der „Daily Telegr." erfährt, in Citykreisen werde der Petersburger Drahtmeldung, daß Rußland und Deutschland beschlossen haben, China eine Anleihe im Betrage von 100 Millionen Rubel zu gewähren, nicht der mindeste Glaube beigemesscn. Es sei im Gegentheil Grund zu der Folgerung vor handen, Deutschland werde den finanziellen Verhand lungen mit China gegenüber völlig neutral bleiben. Es werde vielmehr die Hoffnung ausgedrückt, die Be ziehungen zwischen Großbritannien und Deutsch land mögen enger geknüpft werden, ungeachtet dessen, was in der Vergangenheit vorgefallen sei„(I?) Der stärkste Grund sei für die Behauptung vorhanden, daß Deutschland im Herzen aufrichtig wünsche, Englands Freundschaft zu pflegen, in der Ueberzeugung, daß England keine selbstsüchtigen Ziele in China verfolge und daß die deutschen Interessen nicht im Widerspruch mit den englischen stehen. (?) Ein englisch- drutscheS Bündniß wurde nach dem Ermessen jener, die befähigt sind, sich eine autoritative Meinung zu bilden, die wirksamste Schranke Hegen einen russischen Angriff sein ; eine solche Vereinigung, gleich mächtig zu Lande wie zu Wasser, würde dadurch, daß sie das Gleichgewicht der Mächte erhalte, den Weltfrieden und die Entwickelung des Handels aller Nationen sichern. (Voss. Ztg.) * AuS Berlin wird dem „Hamb. Corr." geschrieben: Nach Mittbeilungen der hiesigen Bankhäuser, die sich bereit erklärt hatten, an der Unterbringung der neuen chinesischen Anleihe theilzunehmen, finden z. Zt. keinerlei Verhand lungen, weder mit England noch mit Rußland, statt. Die Meldung der „Times", daß eine russisch-deutsche An leihe im Betrage von 100 Millionen Rubel abgeschlossen sei, kann demnach nicht zutreffen,, da nach einer früheren officiösen Erklärung die Reichsregierung selbst an den An- leiheverhandlungen nicht betheiligt ist. Afrika. Cecil Rhodes. 6 Berlin, 2. Februar. Einem englischen Finanzblatte zufolge hat sich vr. Ja meson dahin geäußert, er sei über zeugt, daß Cecil RhodeS in diesem Jahre wieder Premier- Minister der Capcolonie werden würde. Wenn RhodeS die Zeit wieder für gekommen hält, um seine Hebel in Cap stadt anzusetzen, so läßt daS aus eine nickt sehr glänzende Lage der Dinge in Rhohesia schließen. JmUebrigen versteht sich von selbst, daß die amtliche Röhabilitirnng Sir Cecil Rhode»' auch den Wiederbeginn der Unruhen in Südafrika bedeuten würde. Amerika. Da» deutsche kbsteinfuhr-Berbot. * Washington, 3. Februar. (Telegramm.) lieber dasdeutsche Einfuhrverbot amerikanischen Obste» äußerte Senator Pertin» in einer Unterredung, er halte da» Brrbot lediglich für eine Wiedervergeltung für den amerikanischen Differentialzoll auf Zocker. Senator Eu ery meint, Amerika sollte dirLinfuhr der deutschen Messerschmied- und Wollwaaren verbieirn. Senator Lodge erklärt die Handlungsweise Deutschland» al« BertragSbruch. Der Bor- sitzende der Commission de« AuSwärtigrn, Pitt, drückt sein Er- staunen über da» Verbot au» und hofft nicht, daß daS ein Schritt zur Airdervergeltuog sei. Andere Mitglieder der Commission halten vaB verbot für «inen Theil der Repressivmaßuahmen. Der Vor sitzende der Lbstbao-Abtheiluog und de« Ackerbau-Departement« er- man weiß, daß heute nicht mehr der Retch»kaazler und der Bunde», ss rath schuld sind, daß die Diäten nicht ringrführt werdrn, sondern daß der Widerstand beim Kaiser liegt." - Diese Darstellung ist, den „Berl. N. N." zufolge, irrthüm- lich. Das preußische Staatsministerium erachte eS für völlig ausgeschlossen, daß eine Erweiterung des allgemeinen Stimm rechts durch Einführung von Diäten ohne die gleichzeitige Einführung starker Cautelen zulässig und möglich sei. — Der „Ostas. Lloyd" veröffentlicht folgende Dank sagung: „Kiaotschau-Bucht, 24. December 1897. In patriotischer Weise haben die Deutschen in Shang hai, Wusung, Aokohama, Tokio und Kobe durch eine reiche Spende von Weihnachtsgaben für die Mann schaften der Schiffe des K re Wz e rg e s ch w a d e r s ihrem regen Interesse an der Thätigkcit der Marine auf der hiesigen Station Ausdruck verliehen. Ich spräche im Namen der Be satzungen der Schiffe des KreuzergeschwaderS den freundlichen Gebern unseren besten Dank aus und erwidere aufrichtig die Wünsche derselben für ein frohes Fest und glückliches neues Jahr. v. Diederichs, Viceadmiral und Chef des Kreuzer geschwaders." — Polizeilich aufgeköst wurde die öffentliche Versamm lung der Maurer, die gestern bei Keller, Koppenstraße 29, tagte. Nachdem die Abstimmung über die Art der Zusammen setzung der zukünftigen Lohncommission stattgefunden hatte und die Neuwahl derselben vorgenommen werden sollte, erhob sich ein so lebhafter Widerspruch aus der Versammlung, daß der überwachende Beamte sie auflöste. Die Versammlung war von ca. 2000 Personen besucht und bereits beim Eintritt in die Tagesordnung polizeilich abgesperrt. — Der preußische Cultusminister hat Verfügt, daß den Magistraten der Städte nicht mehr gestattet sein soll, die Lehrer zu verpflichten, nur mit Genehmigung des Magistrats an anderen als städtischen Schulen Unterricht zu ertheilen. Hierüber zu befinden wird als Recht der Schulaufsichtsbehörde in Anspruch genommen. Ferner dürfen die Magistrate dir Lehrer durch die Vocation nicht mehr, wie das bisher üblich war, zu einer bestimmten Stundenzahl verpflichten. Auch hierüber habe die Schulaufsichtsbehörde Anordnung zu treffen. Die Ein rechnung von Lehrstunden a» gewerblichen Fortbildungs schulen in die Zahl der Pflichtstunden ist ebenfalls verboten. * Hannover, 2. Februar. Im 2. hannoverschen Reichstags ¬ wahlkreise wird nach dem „Hann. Cour." von den National liberalen der bisherige Abg. Kruse wieder aufgestellt werden. . * Braunschweig, 2. Februar. Gegen Pastor Schall- Bahrdorf hat gestern daö Verfahren vor der Disciplinar- kammer begonnen. Den Vorsitz bei den Verhandlungen, die unter Ausschluß der Oeffentlichkeit stattfinden, führt der Landgerichtsprafident vr. Dedeking. Die Anklage umfaßt circa 30 Punkte. Die Verhandlungen nehmen mehrere Tage in Anspruch. * EiSlcbcn, 2. Februar. Da Herr Geheimer Oberberg rath Leuschner (Reichspartei) auS Gesundheitsrücksichten die Annahme eines Mandats für den nächsten Reichstag leider abgelehnt hat, haben sich die conservativen Parteien unseres Wahlkreises dahin geeinigt, den Abgeordneten Herrn vr. Otto Arendt-Berlin als Candidaten für die nächsten ReichStagswablen aufzustellen. Die Nationalliberalen sind, soweit das „EiSleb. Tagebl." unterrichtet ist, ebenfalls gewillt, Herrn vr. Arendt ihre Stimmen zu geben. * Eckartsberga, 2. Febrnar. Mit der Bewerbung um ein Reichstagsmandat in unserem Kreise bat Pastor Kötzschke (nat.-social) wenig Glück. In Stadt und Land tritt er iu Volksversammlungen auf, ohne jedoch die erwünschte Zu stimmung für das von ihm entwickelte Programm ru finden. Am Sonntage hielt er im Dorfe Burgwenden eine öffentliche Versammlung ab, die sehr stark besucht war. Hier erklärte er sich gegen die Nationalliberalen und die Conservativen. Die Anwesenden waren von seiner „Zukunftsmusik" nicht sehr erbaut und entschieden sich für die Wiederwahl de» jetzigen nationalliberalen Vertreters, deS Gutsbesitzer» Scherre in Leubingen, dem ein brausendes Hoch dargebracht wurde. (M. Z.) , . * Alsfeld, 2. Februar. Im dritten Wahlbezirk der Provinz Oberhessen (Lauterbach, Alsfeld und Schotten) sind Oekonom Schade in Altenburg bei Alsfeld und Kreis-' rath Braun in Lauterbach gemeinschaftlich von den National-Liberalen und dem Bunde der Land wirt he als Reichstagswahl - Candidaten vorgeschlagen worden. * Karlsruhe, 2. Februar. Der „Bad. Beobachter" schätzt die Summe der ErbschaftSaccise, die dem Staat aus der Erbschaft des Fürsten von Fürstenberg zufällt, auf mehr als 5 Millionen Mark. * Aus Bayern, 2. Februar. Graf Konrad von Prey sing wird im Straubinger Wahlkreis nicht wieder candidiren. Das Centrum stellt für ihn Landgerichtsrath Söldner auf, den unlängst zu den politisch Todtrn ge worfenen Verfechter der landsmannschaftlichen Trennung der Centrumspartei. Oesterreich-Ungarn. Studcntenstrcik. * Wien, 3. Februar. (Telegramm.) Die Vor lesungen der Universität sind bis zum 10. d. M. eingestellt, weil die nationalen Studenten heute die Frühcollegien durch Heil- und Prositrufen verhinderten. Die theologischen Vorlesungen sind bei geschlossenen Thüren ruhig verlaufen. Die Vorlesungen in der Klinik blieben ungestört. Einige ver ließen den Saal. — Heute Mittag kam es in der Aula der Universität zu einer Reibung zwischen slavischen und deutschen Studenten, welche die Ersteren hinauSdrängten. Der Rector griff ein und richtete eine ernste Mahnung und Warnung aw'die Studentenschaft. * Wien, 3. Februar. (Telegramm.) Zufolge einer Kund machung des UniversitätSrectorats wurden die Vorlesungen außer denjenigen in der theologischen Facultät wegen der heute vorgekommenen Verhinderungen der Vorlesungen durch Studirende bis zum 10. Februar mit dem Bemerken sistirt, daß gegen die Schuldigen strengsten» vorgegangen wird. Eine ähnliche Kundgebung des Rectorat» des Poly technikums verfügt die Einstellung deS gesammten Unterricht bis auf Weiteres. (Wiederholt.) * Graz, 3. Februar. (Telegramm.) Aus Ersuchen der Studirenden hielten die Professoren der beiden Hochschulen keine Vorlesungen. Ein Zwischenfall ist nicht vor gekommen. * Innsbruck, 3.Februar. (Telegramm.) Die Otudenteu an der hiesigen Universität verhinderten durch Tumulte die Vorlesungen in allen Fakultäten. Der Prorector stellte vorläufig die Vorlesungen ein. Der Beschluß deS Senats ist noch unbekannt. — Zwischen deutsch-nationalen Studenten und Mitgliedern der katholischen Studenten verbindung „Austria", die an dem Ausstande nicht Theil nahm, kam eS aus der Straße zu Tätlichkeiten. Letztere wurden beschimpft, geschlagen und der Mützen beraubt. Die deutsch-nationalen Studenten zogen in corpore durch die Stadt. * Leoben, 3. Februar. (Telegramm.) Die Fach vorlesungen an der hiesigen Bergakademie wurden von den Studenten durch Heil- und Hochrufe auf die Professoren und Gesang verhindert. Eine Kundmachung de» Pro fessorencollegium» warnt ernstlich vor einer Wiederholung derartiger Kundgebungen und giebt bekannt, daß die Vor lesungen am Montag, den 7. Februar, wieder ausgenommen werden. * Pra«, 3. Februar. (Telegramm.) An den beiden deutschen Hochschulen fanden sich heute keine Hörer ein. E« wurden deshalb keine Vorlesungen abgehalten. Die Ruhe wurde nicht gestört. * Brün«, 3. Februar. (Telegramm.) Die deutschen Studenten de« Polytechnikum» verhinderten lärmend die Mchl^cefic. * Pest, 3. Februar. (Telegramm.) Bei der vorgestern in Rosenberg vorgenommenen Abgcordnetenwahl, bei welcher der Candidat der liberalen Partei siegte, kam cS in der zum Rosenberger Wahlbezirke gehörenden Gemeinde LiSzkofalu zu Schlägereien zwischen Bauern der liberalen und der VolkSpartri. Die Gendarmerie mußte von den Waffen Gebrauch machen und verwundete 7 Personen, von denen zwei ihren Wunden erlegen sind. (Wiederholt.) Eoluchowskt und Badeni. Pest, 3. Februar. (Telegramm.) Die Blätter be sprechen die von Oppert in der „Times" berichteten Aeuße- rungen Badeni'S, nach welchen die vorjährige Peters burger Reise deS Kaisers Franz Josef ohne be- timmte» Ergebniß geblieben sei. Esscheine, daß Badeni dem Grafen GoluchowSki persönlich unangenehm werden wollte, dabei habe er aber eine schwere Indiscretion begangen. Diese Indiscretion sei, wenn Badeni'S Angabe überhaupt wahr sei, um so ernster zu bcurtheilen, als sie einem englischen Berichterstatter gegenüber verübt sei, da selbst der einfachste Zeitutigsleser weiß/ dass die Engländer das größte Interesse daran haben, daS gute Verhältniß zwischen Wien und Petersburg zu stören. Die Blätter meinen, Badeni verdiene die strengste Rüge von zuständiger Seite dafür, daß er über Dinge schwaye, die ihn nichts an gehen. (Voss. Ztg.) Frankreich. Ter Mertkalisums in der Armee. * Im Pariser „Radical" hatSenatorRanc eine Cam- >agne gegen den Verein der „Rotro Oumo äes eröffnet. Ranc theilt. aus zahlreichen Briefen Details über das- Ums ichgreifen des Klerilali sm us in derfran- zösischen Armee mit. Frankreich hat nicht weniger als 96 katholische Soldatenclubs, für die jährlich anderthalb Mil lionen ausgegeben werden. Die Soldaten werden zum Besuche der Clublocale durch die daselbst zur Verfügung stehenden Spiele — einzelne haben sogar sieben Billards — Vertheilung von Tabak und Cigarren und durch das Mittel angelockt, daß die im Club geschriebenen Briefe von der Verwaltung frankirt werden. In Verbindung mit dem Club steht eine Capelle, in welche die Sol daten gedrängt werden. Die meisten Officiersfrauen sind Pa tronatsdamen des katholischen Soldatenclubs, in einer großen Garnison ist die Gattin des commandirenden Generals die Präsidentin des Patronatscomitös. Jeder 'Soldat, der irgend eine Vergünstigung "erlangen will, muß dem Club ängehören und sich mit dem Abbe, der dem Club Vorsicht,- auf guten Fuß stellen. Die Officiere, die nicht dem Unternehmen beitreten, werden ungünstig beurtheilt. Ein höherer Officier des Ruhe standes verweist auf die Thatsache, daß die vornehmen und reichen Officiere fast durchweg in Paris oder in der Nähe der Hauptstadt garnisoniren. Daraus crgiebt sich, daß die große Mehr heit der Officiere von Paris und Umgebung reactionair und klerikal ist. Verletzung des Briefgeheimnisses; Piequart; Trehfus. * Paris, 3. Februar. (Telegramm.) Mehrere socia- listische Deputirte wollen über die vom Deputaten Delcassö gerügte Verletzung des Briefgeheimnisses inter- pelliren. — Wie verlautet, hat das DiSciplinargericht sich einstimmig für die strafweise Pension irung Pi cguart'S ausgesprochen. — Dem „Siöcle" zufolge stellt das Colonial ministerium Frau DreyfuS nunmehr monatlich nur die Copie eines einzigen Briefes ihres Gatten zu. ES scheine, fügt daS Blatt hinzu, daß die übrigen Briefe einfach ver nichtet würden. Ter Kreta-Candidat. * Paris, 3. Februar. (Telegramm.) Nach einer Meldurm des „Figaro" trifft PrinL Gesrg von Griechen land Ende dieses Monats in Paris ein, nachdem er vorher den Höfen von gestattet hat. Deutsche- Reich. * Dresden, 3. Februar. Der „Dr. A." berichtet: Zahl reiche Reichstagswähler von Dresden-Neustadt und Umgegend hatten sich am 26. v. M., verschiedenen politischen Parteien an gehörig, im Neustädter Casino zusammengcfunden, um von dem für den 4. sächsischen Reichstagswählkreis aus gestellten Candidaten, Professor Bö h inert, Auskunft über seine Stellung zu den wichtigsten politischen Tagesfragen zu erhalten. Die Einladung zu der Versammlung war von einem engeren ComitO ausgegangen, bestehend aus den Herren: Commerzienrath Collenbusch, Commerzienrath M. Fischer, Schuhmachermeister Fleischer, Kaufmann A.Graf, Buchdruckerei besiber Ottomar Lehmann, Generaldirektor Libbertz, Consul Lüder, Tapezierer-Obermeister Mehnert, Pastor Sierk, Fabrik director I)r. Willens. Professor Böhmert erklärte, daß er im Falle einer Wahl in den Reichstag aufrichtig bemüht sein werde, die damit verbundenen Pflichten für das Gemeinwohl gewissen haft zu erfüllen und nur bitten wolle, ihn nicht als Parteimann, sondern als Vertrauensmann zu wählen.- Er berief sich darauf, daß sein berufliches und öffentliches Leben in Dresden den Wählern seit mehr als 22 Jahren offen vorliege. Seine Stellung im sächsischen Verwaltungsdienst habe ihn bestimmt, im Interesse seines Berufes dem politischen Parteileben fern zu bleiben, und seine öffentliche Thätigkcit auf das kommunale Armenwesen und auf gemeinnützige Vereine zu beschränken. Er habe die Ueberzeugung gewonnen, daß auch auf politischem Gebiete eine ruhige Verständigung unter den verschiedenen Parteien nicht nur möglich, sondern auch dem Wohle des Ganzen am ersprießlichsten sein werde. Nach Darlegung dieses allgemeinen Standpunctes sprach sich Professor Böhmert in Betreff seiner Stellung zu den Hauptparteien und zu einzelnen wichtigen Tagesfragen dahin aus, daß er sich Vorbehalten möchte, erst nach genauer Prüfung der im nächsten Reichstage zu Tage tretenden politischen Ver hältnisse bei derjenigen Partei zu hospitiren, die seinen Ansichten am nächsten stehe. Voraussichtlich werde dies die national- liberale Partei sein, die er im Verein mit v. Bennigsen in Frankfurt a. M. im Jahre 1859 mit begründet habe. In Ueber- einstimmung mit dieser Partei halte «r den Ausbau der deutschen Flotte schon im Interesse der Sicherung unserer heimischen Pro duction und unseres Ausfuhrhandels für geboten und vertraue, daß sich die konstitutionelle Form für Bewilligung der Flotten gelder ohne Schwierigkeit finden lassen werde. In Betreff der Arbeiterfrage wies er darauf hin, daß er seit dem Jahre 1872 den „Arbeiterfreund", das Organ des Centralverelns für das Wohl der arbeitenden Classen, 23 Jahre lang in Verbindung mit Pro fessor Gneist und nach dessen Tode allein geleitet habe und darin immer für den Frieden zwischen Arbeit und Capital und für Ge rechtigkeit und Wohlwollen zu Gunsten der wirthschaftlich schwächeren Classen eingetreten sei. Er halte den Weltfrieden nickt für bedroht, so lange das deutsche Reich an seinen Allianzen und an seine vermittelnden Friedenspolitik festhalte. Die Hauptaufgabe des deutschen Volkes liege auf kulturellem Gebiete. Er blicke mit freudigem Vertrauen in die deutsche Zukunft, sobald es nur gelingen werde, ein einträchtiges Zu sammenwirken von Handel, Industrie und Landwirthschaft, von Arbeitgebern und Arbeitnehmern überall anzubahnen und die Gehässigkeit des Parteistreites und Classenkampfes im Innern zu überwinden. Gutes Beispiel und praktische sociale Schöpfungen würden dazu mehr beitragen als gegenseitige Vor würfe und Streit um Lehrmeinungen. Im klebrigen müsse man es den Volksvertretern gestatten, wichtige praktische Fragen von Fall zu Fall zu prüfen und sich in der Politik für das nach ihrer Ueberzeugung dem Volke wahrhaft Nützliche und Gute und im Augenblick auch wirklich Erreichbare zu entscheiden. Das in den vorstehenden Hauptzügen von Professor Böhmert entwickelte Programm fand die einmllthige Zustimmung der Versammlung, welche beschloß, nicht nur die konservative und nationalliberale Partei, sondern auch die freisinnige Vereinigung, die deutsch-freisinnige Volkspartei und die deutsche Reformpartei aufzufordern, für die Wahl von Professor Böhmert mit ein- ^»t.eten. * Berlin, 3. Februar. Die zweitägigen Conferenzen, die hier unter Vorsitz des Handelsministers zur Berathung der Frage der weiteren Ausgestaltung des kaufmännischen Unter- richtswesens in Preußen stattfanden, sind vorgestern beendet worden. Da diese Berathungen lediglich den Zweck hatten, eine Aussprache der Vertreter der Staatsregierung mit den verschiedenen Berufsinteresienten und den Repräsentanten größerer Städte über den genannten Gegenstand herbeizuführen, so konnten keine Anträge gestellt, bestimmte Beschlüsse nicht gefaßt werden. Es ward nur ein Meinungsaustausch gepflogen, bei dem es der Vorsitzende (meistens der Herr Handelsminister) übernahm, die vorgebrachten Meinungen zusammenzufassen und deren Tenor zu präcisiren. Was den H'auptpunct der Be sprechungen, den Plan der Errichtung besonderer Handelshochschulen, betrifft, so schien die Stimmung nicht unbedingt für die Erschaffung solcher Institute als für sich bestehender Anstalten zu sein. Vielmehr neigte die Meinung der Conferenz dahin, imAnschlußandiebestehenden Hochschulen, Universitäten und technischen Hochschulen Ein richtungen ins Leben zu rufen, die dem genannten Zwecke dienen könnten. Einmal würden sie den Kaufleuten zu einer weiteren theoretischen Ausbildung auf allen für den Handelsstand in Frage kommenden Gebieten Gelegenheit gewähren, und anderer seits sollten diese Einrichtungen so beschaffen sein, daß sie auch den Angehörigen bestimmter Beamtenkategorien, richterlichen, Verwaltungs-, Consularbeamten u. s. w. die Möglichkeit dar böten, sich auf dem Gebiete der eigentlichen Handelslehre prak tische Kenntnisse und Erfahrungen zu erwerben. Demnach würde rin doppelter Zweck erreicht werden: Die Kaufleute könnten die von ihnen erstrebte wissenschaftliche Ausbildung erlangen, ohne den etwas umständlichen Apparat acl lwc zu gründender Hoch schulen. Und den Beamten genannter Classe erwüchse will kommene Gelegenheit, den jetzt häufig beklagten Mangel an Fühlung mit dem praktischen kaufmännischen Leben abzustellen. Solchergestalt könnten Einrichtungen gedachter Art viel des Guten stiften und auch noch in der Richtung nützlich wirken, daß sie den kaufmännischen und den richterlichen Stand einander näher zu bringen geeignet wären. Die Conferenzen sind, von den angedeuteten Momenten geleitet, durchaus zur Zufriedenheit aller Theilnehmer verlaufen. (Post.) Berlin, 3. Februar. (Telegramm.) Zur gestrigen Frühstückstafel waren die Professoren Salzmann und Martino geladen. Nach der Tafel machten beide Majestäten eine Spazierfahrt, später blieb der Kaiser im Arbeitszimmer. Zur Abendtafel hatte Flügeladjutant Oberst Graf Hülsen- Häseler eine Einladung erhalten. Heute morgen machte der Kaiser einen Spaziergang und hatte später eine Conferenz mit dem StaatSsecretair des Auswärtigen Amts. Nm 10 hörte er den Vortrag deS Kriegsministers und den deS Ehes tes MilitaircabinetS. (-) Berlin, 3. Februar. (Telegramm.) Heute Vor mittag begannen die Verhandlungen deS preußischen LandeSötonomic-CollcgiumS. Der LandwirthschaftSminister v. Hammerstein-Loxten theilte mit, morgen werde der Kaiser den Verhandlungen beiwohnen. Bei der Berathung über die Abänderung de» Regulativs des Collegiums wurde beschlossen, daS Collegium solle berufen sein, neben der bis herigen Aufgabe als technischer Beirath de» Ministers auch als Centralstelle für die LandwirthschaftSkammer, bezw. für die landwirthschaftlichen Centralvereine, zu dienen. L. Berlin, 3. Februar. (Privattelegramm.) Die (im „Leipz. Tagebl." bisher nicht erwähnte. Red.) Blätter meldung, der Eisenbahnminister Thiele« habe feine Ent lassung gegeben, wird von mehreren Seiten al» unbegründet bezeichnet. — In einer Berliner Correspondcnz der „Frankfurter Zeitung", die die vom Reichstage beschlossene Erhöhung der Repräsentationskosten de» Reichskanzler» im klebrigen wohl wollend bespricht, heißt e»: „SS lag sehr nahe, die Frage der Diäten der Reichstag«- abgeordneten damit in Verbindung zu bringen; »« ist nicht ge- fchehe«, an» einer Art Zartgefühl wahrscheinlich, vielleicht auch weil I Vorlesungen. L K Colonial-Nachrichten. * Am 1. August d. I. tritt in Ostafrika eine Verordnung des Gouverneurs, betreffend die Erhebung einer Häuser- und Hütt en st euer, in Kraft. Diese lautet in ihren wichtigsten Be- slimmungen: Für bewohnte Gebäude wird fortan, soweit der friedliche Macht bereich der Bezirksämter und Stationen reicht, eine Häuser- und Hüttensteuer erhoben. Als Steuerpflichtiger im Sinne dieser Ver ordnung ist der jeweilige Haus- und Hüttenbcsitzer anzusehen. Zum Zwecke der Besteuerung sind zu unterscheiden : 1. Classe: Steinhäuser nach Europäer-, Inder- oder Araberart: a. in städtischen Ortschaften, b. in ländlichen Ortschaften; II. Classe: Häuser und Hütten nach Eingeborenenart: a. in städtischen Ortschaften, b. in ländlichen Ort schaften. Bei der Classe In wird zur Besteuerung der Miethswerth zu Grunde gelegt. Es sollen 5 Proceni des ermittelten Mieths- werthes, nie aber mehr als 100 Ruvien pro Jahr als Steuer zur Erhebung gelangen. Bei Classe Id werden drei Stufen gebildet, und wird für die der ersten Stufe zugetheilten Häuser 30 Rupien, der zweiten 20 Rupien, der dritten 10 Rupien als jährliche Steuer er- hoben. Bei der Classe IIn werden zwei Stufen gebildet, und ge- langen für die erste Stufe 12, für die zweite 6 Rupien als jährliche Steuer zur Erhebung. Bei der Classe Ild werden pro Hütte jährlich 3 Rupien Steuer erhoben. Bei der zweiten Classe kann die Steuer in natura geleistet werden. Als Natnralleistung sind zugelassen Oel- srüchte: Erdnüsse, Cocosnüsse, Seiam rc. und Arbeitsleistung. Aus den Jnnenstationen können auch zur Verpflegung der Besatzung und der durchziehenden Karawanen verwendbare Getreidearten als Natural leistung nach Ermessen des Stationscbefs angenommen werden. Die Preise für die Oelfrüchte rc. setzt die locale Verwaltungsbehörde fest. Den Werth des Arbeitstages setzt ebenfalls die locale Verwaltungs behörde fest. Hierbei darf der Werth der Frauenarbeit nur mit der Hälste der Münnerarbeit in Ansatz gebracht werden. Die halbjährliche Steuer kann nur in einer Reihe von Tagen ohne Unterbrechung ab gearbeitet werden. Als Naturalleistung abzuliesernde Oelfrüchte und Getreide hat die locale Verwaltungsbehörde in Empfang zu nehmen, zu verwerthen und bei der zuständigen Casse zu verrechnen. Die als Steuerleistung angebotenen Arbeitskräfte verwendet die locale Ver waltungsbehörde »ach ihrem Ermessen im Interesse ihres Bezirks, in erster Linie zum Wegebau. Bon den eingehenden Steuerbeträgeu erhalten die locale» Verwaltungsbehörden an der Küste zur Ver einnahmung in die Communalcasse des Bezirks 50 Procent. Di.- besonderen Kosten der Steuerveranlagung und Erhebung sind jedoch aus diesem Stcucrantheile der Communalcasse vorab zu bestreiten. Die bisher erhobenen communalen Gebäudesteuern gelangen mit dem Inkrafttreten dieser Verordnung in Fortfall. Bei Nicht entrichtung der Steuer hat die locale Verwaltungsbehörde dieselbe zwangsweise bcizutreiben. Hierbei ist Zwangsarbeit zulässig. Die Len Bezirksämtern zugegaugene Aussührungsanweisung, welche das „D. K.-Bl." mittheilt, empfiehlt besonders in den Innen bezirken äußerste Vorsicht, gegen vereinzelte säumige Steuerpflichtige jedoch entschiedene Strenge. Tie Anweisung betont den erzieherischen Werth der Verordnung, durch welche die Eingeborenen zu regel- mäßigerer Bodencultur veranlaßt werden sollen. Zu 8 6 der Ver ordnung wird bemerkt, daß es sich empfiehlt, für die einfachen Ver hältnisse deS Binnenlandes die Hüttensteuer der Classe Ilb in eine Kopfsteuer umzusetzen, und zwar folgendermaßen: Es ist anzunchmen, daß eine Normalhütte von vier Steuerpflichtigen bewohnt wird, demnach pro Kopf Rupien Steuer zu zahlen ist. Um die Zahl der Steuerpflichtigen einer Ortschaft festzustellen, ist daher die Anzahl der bewohnten Hütten mit vier zu vervielsältigen. Alsdann ist Lurch Vermittelung des Jumben der auf die Ortschaft entfallende Steuer betrag als eine Gesammtlcistung zu erheben. * Lieutenant a. D. Bronsart von Schellendorf, welcher seit etwa 1'/» Jahren ain Klimandscharo für Straußen- und Zebra zucht thätig war, ist wieder in Berlin eingetroffen. Es ist ihm gelungen, eine Heerde von 30 Zebras in einem großen Kraal zu sangen, und die ersten Zähmungsversuche sind jo günstig ausgesallen, daß man die besten .Hoffnungen auf die Zukunst setzen kann. * Die Wocrmann-Linie hat sich entschlossen, die Rückreisen ihrer Dampfer ans Wcstasrika versuchsweise zu beschleunigen. Es wird fortan jeden Monat am 4. von Kamerun ein Dampfer abfahren, der Togo am 7. anläuft und am 27. Hamburg erreicht. klärt, da« kalifornische Obst sei da- inseetensrekeste, die Be hauptung der Gesundheitsschädlichkeit sei grundlos, vielmehr seien die Insekten im ausländischen Obste hereingrkommen. Haiti ; Cuba. * Berlin, 3. Februar. Tie „N. A. Z." kann aus Grund zuverlässiger Mittheiluugeu erklären, daß zur Entstehung des Gerüchts über einen in Port au Princc gegen den deutschen Geschäftsträger Grafen Schwerin gerichteten Vergift ungsvrrsuch nicht der mindeste Anlaß vorliegt. Es ist sestgestellt, daß der in diesem Zusammenhänge erwähnte Tod des in Port au Prince kürzlich verstorbenen dortigen Mitglieds des diplomatischen CorpS durch Bluterguß . ins Gehirn herbeigesührt worden ist, der alS Folge einer weiter zurück liegenden Erkrankung rintrat. * New Kork, 3. Februar. (Telegramm.) Hier werden wieder sehr pessimistische Nachrichten über die Lage in Havannah verbreitet. Die militairischen Operationen der Spanier seien zum Stillstände gekommen, und die günstigste Jahreszeit für die Operationen sei so verloren. Bei einem jüngst stattgehabten Zusammenstöße mit den Aufständische» bei Mejia sollen die Spanier 124 Mann verloren haben. Marine. * Berlin, 3. Februar. (Telegramm.) Laut telegraphischer Meldung an das Lbcr-Eommando der Marine ist S. M. S. „Gneisen au", Eommandant Capitain zur See Hofmcier, am 2. Februar iu Key West angekommcn und beabsichtigt, am 8. Februar nach den Azoren in See zu gehen. — Am 2. Februar sind in See gegangen: S. M. S. „Otter" nach Eckernförde, S. M. C. „Älücher"zu Hcizerausbilduugssahrten von Kiel, S. M. Torpedo- divisionsboot ,,I) 3" und S. M. Torpedoboot „8 30" der V. Torpedobootsdivision (Reserve) zu einer Nottcnsahrt von Kiel nach Warnemünde, S. M. Cchultorpedoboote „8 .1", „8 3" und „8 32" von Burgstaaken nach Kiel. Letztere sind daselbst ei,:- getroffen. — S. M. Torpedodivisionsboot „v 7" ist am 2. d. M. in Neusahrwasser eingrtrosfe». Fernspr. 1998. 6rö88tS8 L?8t68 ttotsl Vsut8otüavä8 Central-Hotel, Berlin. 5V0 Ammer von 3 M. — 25 M. Oenti-aldirlinkiok krleckl-kelmtrasse. "Wlg Ulgi-änin Am l eiugericht '»4 Froi restanran — Ausj Ten itv-K! Lol ML Patci Taue Skzpedii Rcdlict Buchdr Otto K straß LouiS! «atd Auskur Relief Dlüch tags k Patent lTuch Oessenr Unit Wc des ist vbc »u ual Stal übi Bibi uni Volk Volk Volk Volk gar Volk Musikb tagen und! resp. INeu8l koi Ull Di kranr ZI träum Okvpi LUS „< I cker I
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