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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.02.1898
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1898-02-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18980204011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1898020401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1898020401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1898
- Monat1898-02
- Tag1898-02-04
- Monat1898-02
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b. 3 3 8 s L 8 - V MS r §5 UZ- im an M s 3 3 s M - 8 Ä 8 S L s ff Z- s 8 8 2KZLo.KN8NS»TZ l 88 !38S^o,S§8KZs,Ä s Iss Z «> sage», daß durch den im Stadtverorbueterisaale gemachte» Vorschlag, ia dieser Weise auSgrsührt, wie Referent es will, ihr Wunsch nie und nimmer erfüllt werden wird. Die ver-.» - --- - v - - «.»>., w„°--. -l< sMh.r. X-, -r «K S ' - r» s üx» LS? Bemerkung»« «ad Veobachtnaaro. 1) Dir Sachseastiftung ist am LS. MSrz 1897 »um Sedachtniß deS 100jährigen Gebuttstages Kaiser Wilhelm'» l. im Sinne der Botschaft vom 17. Novemder 1881 gegründet worden. Da jedoch bereit» in den beiden voransgrheodeu Jahren nach und nach in den Bezirken Leipzig, Grimma, Döbel«, Dresden, sowie von den Milttairverrlam Aue und Kamenz ArbesisvermitteluugSstellen ins Leben gerufen wordeu waren, so stad wir in der Lage, über das 1897 za berichten. llra in de» Bezirken Chemnitz, Dippoldiswalde, - ... . -^Ewn silld erst im letzten Herbst, Lebea gerufen woi ganze Koleadenahr Die Grichäsrsstelle« in den Bezirken Lhemaitz, Dippoldiswalde, Glauchau, Oichatz, Rochlitz und Zittau sind erst im letzten Herbst, die meisten erst im October eingerichtet worden und war«« noch wenig bekannt. Im Ganze» verfügt di« Sachseastistnng jetzt über 80 BejchästSstelleo. 2) Boa den bereits länger bestehenden Geschästsstellen warea im Jahre 18S6 mehr Arbeitnehmer untergebracht wordeu al« im Jahre 1897. Do» Strllenaagrbot »ar infolge des lebhastea Geschäfts» ganges überall größer, die Nachfrage nach Arbeit grriager als im Jahre vorder. Besonderer Mangel an Arbeitern war in den Be zirken der Lausitz, de» Bezirke« Döbeln, Dresden (Land), (Freiberg), «rotzenhaill, Meißen, Pirao, Rochlitz and Schwarzenberg wahr nehmbar. Am meisten fehlt« es an Arbeitern für di« Landwirt-» schäft, den Bergbau, aber auch für bi« Industrie. S) Die au» dem aktiven Militairdienst Entlassenen wollen, auch wenn sie früher auf dem Land» geardeltet habra, nicht wieder dorthin zurück, weil sie am Leben io der Stadt Wohlgefallen gefunden, zum Theil auch, weil ft, folgenschwer« Verhältnisse angekoüpft haben. Insbesondere wird dies, Abneigung gegen Rückkehr in die Land» wirthschast bei den Reservisten der Eavallerteregimeater beobachtet. Dieselben suchen mit Vorliebe Stellung als herrschaftlich» Kutscher, Reitknechte, alleukalls auch als Diener und bleibe» bisweilen lieber Monat« laug ohne StrVuog, als daß sie ein» der zahlreichen ihnen sind Anstellung»» als Beamt« an der Bahn, anstalte» und in städtisch«, Diensten, ost wird der Wunsch «ach sogen, „besseren Stelle«" geäußert. 4) Arbeitnehmer, hm« Stell« uachgrwiesm wordea sind, haben oicht selten sich den« betreffenden Arbeitgeber nicht vorgestellt oder, «venu sie angenommen waren, die Stelle nicht angetreteu. Dir geforderte Meldung, ob die Leute in den ArbeitSverhaltnijsen, für unterlasse» wordeu. Ebenso war über unbescheidenes Auftreten und Vernachlässigung im Anzug bei Bewerbung um Stellen mehrfach zu klageo. 5) Arbeitgeber haben schriftlich au sie gerichtete Anfragen, ob die von ihnen zur Besetzung ongezrigten Stellen noch frei seien, unbeantwortet gelassen. Der Bitte um Mittheilung, wenn der er» theilte Auftrag anderweitig erledigt worden ist, Haden nur wenige rotfprochen. Infolge dessen sind ihnen noch Leute zugeschickt worden, nachdem die bett. Stellen bereits besetzt waren, woraus verdrießlich» betten entstaodeu siud. 6) Beschlüsse für den weiteren Ausbau des Unternehmens: Die Sachseostistung soll bereits in den nächsten Monaten in der Weise über da» ganze Laad ausgedehnt werden, daß au sämmtlichen Sitzen einer Amtshauptmannschast Geschäfts stellen errichtet werden, Nebenstellen je nach Bedarf. Als Adresse genügt infolge des Entgegenkommens der obersten Postbehörde „An die Sachsrnftiftung" ohne Ortsangabe, doch ist diese im Interesse schneller Beförderung natürlich erwünscht. Um das Mißverhältuiß zwischen Angebot und Nachfrage in deu verschiedenen Bezirken einigermaßen auszugleichen, soll zunächst monatlich ein Mal eine Uebersicht über die inner» halb der Bezirke nicht besetzten Arbeitsgelegenheiten zusammen gestellt und sämmtlichen Geschäftsstellen übermittelt werden. Urber da» Ergebuiß des ersten Versuches dieser Art vgl. oben Spalte III, 2. Damit der Zug nach der Großsta^ nicht unterstützt wird, bleiben freie Stellen in den großeu Städten von dieser Uebersicht aus geschlossen. E» soll angestrebt werden, daß den Mannschaften bereits vor ihrer Entlassung zur Reserve, womöglich auch bei den Control» Versammlungen, Belehrung über die rechte Art der Benutzung -er Sachsenslistuug zu Theil wird. Für da» Anwachsen de» Stiftungscapitale» (jetzt 13000 ^l), von dessen Größe der Erfolg des Unternehmen» wesentlich »bhängt, ist thunlichst Sorge zu tragen. Bürgerschule zuführea (wir haben jetzt deren 4 und weitere 4 werden von deu 12 mittleren Bürgerschulen voraussichtlich noch hinzukommeu, die übrigen 8 werden Bezirksschulea werden; hatte Leipzig bisher 1V Bürgerschulen und 27 Be- zirkSschulru, so wird es dann 8 Bürgerschulen und 35 Bezirks schulen haben); nur der „Mittelstand", der ohnehin viel ge beugte, würde vrrurtheilt werden, feine Kinder statt der Bürgerschule der Bezirksschule zuzuweisen; der Eordon würde etwa- höher gezogen, die Zahl de» „Volkes" würde größer und die Kluft selbst aber viel breiter werden, und dafür wäre noch ein jährlicher Ausfall an Schulgeld von rund 100 000 durch die Steuerzahler aufzubringeu. DaS ist da- Facit. Und nun noch eia Wort im Vertrauen; dem obigen Vor schlage wird sofort ein zweiter rc. folgen; er betrifft die un entgeltliche Verabreichung von Lernmitteln an die Schuljugend. Ein Vertreter dieses, wenn auch jetzt noch nicht officiell ausgesprochenen Antrages hat ausgerechnet, daß r« fÜr Leipzig nur eine Summe von jährlich 200 000aus mache, wenn jener Forderung nachgrkommeu würde; doch er hat bei seiner Aufzählung noch Biele- vergessen, so z. B. Schulranzen, Schultaschen, Turnschuhe rc., so daß demnächst Alle- io Allem eine Drittel Million jährlich noch mehr aus gebracht werden müßte. Wir bitten, diese Anträge recht gründlich beleuchten zu wollen, da- Resultat wird dann nur ein ablehnendes sein. König!. Sachfisches Landes-Verficherungsamt. Nach Angabe des soeben erschienenen Geschäftsberichtes ist der GeschästSumfaug de» Landes »BersichrruagSamtS auch im Jahre 1897 gewachsen. ES siud insgejammt 1l85 Regiftraoden» Nummern zu erledigen gewesen (argen 1043 im Vorjahre), wovon 1046 Nummern aus die Unfallversicherung, 83 aus die JnvaliditätS- uud Altersversicherung und 56 auf allgemeine Angelegenheit««« rnrfallea. Spruchsitzungen wurden 11 (im Vorjahre 10) abgehalteo. Es logen 127 (im Vorjahre 112) Recurse gegen Entscheidungen der Schiedsgerichte für die BerufSgenosfenschaftro und Ausführung»» brhörbeu vor, vou denen 88 zur öffeutlich-mündlichen Verhandlung gelangten, 13 aus formellen Gründen zurückgewiesen, 8 der Zu ständigkeit halber bezw. wegen Mitbethriligung einer dem Landes» Berfichrrungsamte nicht unterstellten Berufsgenossenschaft au das ReichSverstcherungsamt abgegeben wurden, 1 noch im schriftlichen Vorverfahren zurückgezogen wurde, 6 durch Vergleich und auf andere Weise sich erledigten und 11 erst gegen Jahresschluß «iugeaangrne al» unerledigt in das Jahr 1898 übernommen wurden. Bei den mündlichen Verhandlungen waren die sächsische Textil»Beruf», genoffeuschaft in 19, die sächsische Holz»BerufSgenossenschaft ia 15, dir land» und forstwirthschaftlichr BerusSgraosiroschaft für da» Königreich Sachsen in 44, die Betriebe der StaatSeisen» bahuverwaltung und der Staatssorstverwaltung in je 4 Fällen, dir Betriebe der Heeresverwaltung des XÜ, (königlich säch sischen) ArmeecorpS und die Regiebaubetriebe der Stadtgemeiade Leipzig ia je einen« Falle beiheiligt. Ja einem Falle hatten beide Parteien recurrirt und in einem weiteren Falle hatte die BerusSgeaossenschast den Rekurs eingelegt. Die übrigen Recurse gingen von den Unfallverletzten bez. deren Hinterbliebenen aus. In 58 Fällen wurde das schiedsgerichtliche Urtheil bestätigt, ia 26 Fällen abgeändert, 2 Recurse erledigten sich durch Vergleich und in 2 Fällen ist die Beweiserhebung noch im Gauge. Bon den abgeändrrten Urtheilen betrafen 4 die Textil-Berussgenosseuschaft, 7 die Holz» BerufSgenosiruschast, 10 die land- und forstwirthschastliche Berufs» aenofseufchast, 3 die Betriebe der StaatSeisenbahnverwaltung, 1 die Betriebe der Staatssorstverwaltung und 1 die Betriebe der Heere». Verwaltung. Die Vrrwaltanasaagelegenheiten sind in der Regel ohne vorgängige collrgiale Berathung, wo letztere aber doch geboten er schien, in Sitzungen erledigt worden, die sich unmittelbar an die Spruchsitzuugen aaschlosien. Gegen dir Genossenschaftsvorstäiide wurden von den Betriebs unternehmern 48 Beschwerden erhoben (im Vorjahre 35), Vou ihnen richteten sich 20 gegen die Aufnahme in die Kataster, 9 gegen dir Ablehnung der Ausnahme in die Kataster, 3 gegen die Beran- lagung nach den Gesahrenlarifrn, 7 gegen die Feststellung der Bei träge und 9 gegen Strafverfügungen. Bon diesen Beschwerden wurde» 22 abgrwiesen, 4 beachtet, 5 erledigten sich durch Zurück» ziehung der Beschwerde bez. durch anderweite Entschließung des SenofseaschastsvorslaiiLe», 2 wurden an da» Reichs-Versicherungs» amt abgegeben und 15 sind am Jahresschlüsse noch unerledigt. Roch 8 37 Absatz 5 de» Uusall-Versicherung-gesetze» vom 6. Juli 1884 wurde nur 1 Ablehnungsfall (ohne Beschwerde des Unter nehmers) zur Entschließung des LandeS-BersicherungsamtS gebracht, welche» es bei dem ablehnenden Bescheide bewenden ließ. Zufolge der schon in den vorigen Geschäftsberichten erwähnten, aus Anordnung des Laudes-Bersicherungsamts erfolgten Durchsicht des UnteraehmerverzeichnisseS der land- und forstwirthschaftlichen BerufSgenossenschaft für da» Königreich Sachsen ist im Berichtsjahre in zahlreichen Fällen darüber zn entscheiden gewesen, ob landwirlh» schajilicher Betrieb oder nur ausschließliche Bewirthschaftung eines Haus- und Ziergartens vorliegt. In einer noch größeren Anzahl solcher Fälle ist im Eiuvrrständnissr aller Betheiligten di« Streichung im Uaternehmrrverzeichnisfr erfolgt, ohne daß es der förmlichen Entscheidung des LandeS-BersicherungSamtS bedurft hat. Dieselbe Berussgenofjenschast hat im Berichtsjahr», dem Beispiel» anderer BerusSgenoisenschasten folgend, Vorschriften zur thuulichsten Verhütung von Unfällen erlassen, die untrrm 3. November die Genehmigung de» LandeS-BersicherungsamtS erhielten und am 1. Jaauar 1898 in Kraft traten. Eia Nachtrag zum Statut der Versicherungsanstalt für das Königreich Sachsen, durch den die Zahl der Beisitzer de» Schied», gerichts zu Zwickau dem Bedürfnisse entsprechend von 5 auf je 10 au- de« Kreisen der Arbeitgeber und Versicherten erhöht worden ist, fand ebenfalls Genehmigung. Lom I. April ab wurde der Geheim« Regierungsrath vr. Kunze zum ständigen Mitgliede des Landes-BerstchrrungSamt» ernannt. Einen schmerzlichen Verlust hatte das Amt durch den am 7. Juni erfolgten Tod de» langjährigen ständigen Mitgliedes, des Ministrrial- dtrrctors a. D. Geheimen Rathes Heymann zu beklagen. Zn dessen Nachfolger ist der Geheime Finanzrath von Kirchbach vom 1. November ab berufen wordea. Zur Verschmelzung -er Liirger- und Lerirksschulen in Leipzig. Es wird uns geschrieben: Vor nicht langer Zeit wurde ia einer Sitzung der Stadt verordneten unter Anderem auch die Ansicht au-gesprochen, eS möchten die Bürger- und Bezirksschulen zu einer eivzigrn Schulgattung vereinigt werden und dann unter dem allgemeinen Namen „Volksschule" oder „Gemeindeschule" auftretea. Als Grund wurde angegeben, daß auf diese Weise ein engerer Verkehr unter den Kindern der Reichen und Armen herbeigesührt und somit ein wichtiger Beitrag zur Lösung der socialen Frage geleistet werde. ES ist allerdings ein schöner Gedanke, wenn der Sohn deS Grafen neben dem de- Proletarier» sitzt, wenn Ersterer mit Letzterem sein Frühstück theilt und wenn, wie W»o hofft, Freundschaften geschloffen werden, die durch da ganze Leben dauern und noch darüber hinaus; doch un kommen hinsichtlich der Ausführung mancherlei Bedenken. ES sei erlaubt, dieselben auSzusprechen. Bekanntlich ist die Elementar- oder Volksschule von der Familie ausgegangen, dieser gebührt somit hinsichtlich der Rechte und Pflichten auch der Löwenantheil; die Schule ist der Eltern und Kinder wegen da und nicht umgekehrt. Wenn nun aber viele recht ordentliche Eltern nicht geneigt sind, ihre Kinder mit Kindern auS solchen Kreisen, in denen Zucht und Sitte recht wenig Pflege finden, in näheren Verkehr zu dringen, weil ihnen um die Reinheit von Leib und Seele ihrer Kinder bange ist, wer will und ka«n solche Eltern zwingen, ihre Kinder einer solchen gemischten Schule zuzu führen? ES werden sich viele Eltern naturgemäß zusammen- lhun und ihrerseits ganz allein für die Ausbildung ihrer Kinder sorgen, d. h. die Privatschulen werden übervölkert werden, waö aber kein Vorzug wäre. Vertreter kommunaler Verwaltungen könnten vom mate riellen Standpunkte auS die Gründung von Privatschuleu vielleicht gern sehen, bleibt doch dabei der Stadtsäckel unbetheiligt, und eS läßt sich nicht leugnen, daß die Schulen einem jeden Gemeindewesen heutzutage hoch zu stehen kommen. Doch die Privatschuleu erheben dann auch Ansprüche auf laufende Unterstützung, mau ziehe nur Erkundigungen in Berlin ein, und Leipzig subvenlionirt ja ohnehin schon ver schiedene Privatschulen. Anhänger der Verschmelzung prophezeien, daß die geistig und sittlich Schwachen durch den Umgang mit Kindern aus besseren Kreisen gehoben und veredelt werden, eingedenk deS «nodernisirten Wortes: Gute Gesellschaften verderben böse Sitten. Wir glauben eher an das Gegeutheil, auch können wir jenen Satz (in der „L. L.-Z.") nicht zu dem unseren machen: „Lebt ein Kind im Elternbause in einer sittlichen Atmospbäre, ist eS selbst sittlich gesund, so ist es immun gegen die Ansteckungs gefahr de» Unsittlichen". Wir behaupten vielmehr, daß durch Bereinigung der ehemaligen Bürzerschüler mit Kindern aus den untersten Ständen der geistige Fortschritt Jener gehemmt uud nicht selten ihre sittliche Bildung gefährdet werden wird. Man pflegt wohl, wenn man von der „allgemeinen Volksschule" spricht, binzuweisen auf Berlin und München; cs läßt sich aber durchaus nicht beweisen, baß das VolkS- schulwesen gerade in diesen beiden Städten ein bessere- sei, als in Leipzig oder Dresden; und daß in jenen Städten die Standesunterschiede auch noch bestehen und die sociale Frage auch noch nicht gelost ist, bedarf wohl keine» Beweises. Wenn aber in München der gegenseitige Verkehr der ver schiedenen Gesellschaftsklassen wirklich ein größerer ist, als z. B. in Dresden, so liegt daS im Volksgeiste jener Gegend, und sicher hat — eS ist dies unser voller Ernst — da- HofbräuhauS mehr dazu beigetragen, als die allgemeine Volks schule, und die Bewohnerschaft Berlins ist in den verschiedenen Ständen außerordentlich exclussiv. Immerhin aber ist eS nicht überflüssig, die Einrichtung des Leipziger VolkSschulwescnS einmal näher zu betrachten. Jener Herr Referent im Stadtvcrordnetensaale machte den Vorschlag, die mittleren Bürgerschulen und die Bezirksschulen zu vereinigen, die sogenannten höheren Bürgerschulen aber von der Verschmelzung auszuschließen. Betrachten wir den Vorschlag näher. Leipzig hat bekanntlich 3 Arten öffentlicher Volksschulen, „Bezirksschulen", „Bürgerschulen" und „höhere Bürger schulen." Die Lehrpläne sind in allen diesen 3 Schul gattungen fast gleich, nur wird in den höheren Bürgerschulen vom fünften Schuljahre an Unterricht in französischer Sprache ertheilt. Die Leipziger „höheren" Bürgerschulen sind jedoch gar keine solchen, denn höhere Bürgerschulen müssen nach dem Gesetz einen zehnjährigen CursuS aufweisen, die Schüler also bis zum 16. Lebensjahre behalten, und haben zwei fremde Sprachen zu treiben. Die höheren Bürgerschulen Leipzigs aber treiben nur eine fremde Sprache und haben nur einen achtjährigen EursuS. Ein größerer Unterschied ist in der Höbe des Schulgelde- ausgezprocheu; ia den höheren Bürger schulen werden 36 ia den mittleren 18 uud in den Bezirksschulen 4,80 pro Jahr bezahlt. Ziehen wir einmal die beiden anderen Großstädte Sachsen-, Dresden und Chemnitz, rur Vergleichung heran. Chemnitz freilich kann uns wenig nutzen, denn eS hat noch 74 einfache Volksschulen, also Schulen, in welchen der Schüler nur halbtägigen Unterricht genießt. Es wird allerdings hierdurch daS Budget bedeutend ermäßigt; — wir würden dem nicht beistimmea, die Kinder auS den unbemittelten VolkSclaffen mit geringerer Schulbildung auSzurüstea, halten rS vielmehr für emen Vorzug der Leipziger Einrichtung, daß auch dem ärmsten Kinde die gleiche Möglichkeit geböte« ist zur Ausbildung, wie dem Kinde auö besser situirten Kreisen. Wie ist rS nun ia Dresden? Dresden hat nur eine Zwei- theiluna, e» hat 11 Bürgerschulen und 29 Bezirksschulen, in den Bürgerschulen wird aber französischer Unterricht ertheilt; dafür zahlt mau in den Dre-doer Bezirksschulea 7,80 ^tk, in den Bürgerschulen 48 -ckl Diese Dresdner Einrichtung sagt uns zu; man ordne aber nicht die Bürgerschulen nach unten den Bezirksschulea, sondrra nach oben den höheren Bürgerschulen bei und füge zu dem Lrbrplane derselben den Unterricht im Französischen Hinz», im Uebrigen wogen die Lehrziele und Lehrpläne der beide« Schulgattun-m die gleichen bleiben. DaS Schulgeld braucht trotzdem die Höbe der Dresdner Satze nicht zu er reichen. Da ferner unserea höheren Bürgerschulen, wie bereit bemerkt wurde, höhere Bürgerschulen im Sinne de« Gesetzes nicht sink, so mag daan die Bezeichnung „höhere" fallen und die Eintheilung in „Bürgerschulen" und „Bezirksschulen" getroffen werden. Hat em Vater da« Bestreben, seinen Sohn in zwei fremden Sprachen unterrichten zu lassen und ihn bi- zum 16. Jahre zur Schule zu schicken, so steht ihm ja jederzeit die Realschule zur Ver fügung. Es liegt somit ein Bedürfaiß nach Volksschulen mit zehnjährigem CursuS und zwei fremden Sprachen gar nicht vor und ihre Zabl ist auch ,m ganzen Lande sehr unbedeutend. In Leipzig gehört nur die „höhere Mädchenschule" in diese Kategorie. Bürgerschulen mit Französisch giebt es viele im Lande, auch die bedeutenderen einverleibten Vororte wir Reudnitz, Gohlis, Liudenau, Plagwitz hatte» früher gehobene mittlere Bürgerschulen mit fremdsprachlichem Unterricht. Mit der Einverleibung gingen sie diese« Borzuste» verlustig und jetzt drobt den Einwohnern jener Stadttdecle auch noch die Gefahr, ihre Bürgerschulen überbaupt za verlieren. Maa ist ia der Bürgerschaft ohnehin mit dieser beabsichtigten Neuerunng -ar nicht «inverstaudra. Demjenigen Theile der Lehrerschaft aber, welch« die „allge mein« Volksschule" erhofft, möchte« wir zum Schluff« aoch Verein mit der Tbeatercommission eine Vorlage an die Stadtverordneten beschlossen mit dein Anträge, dem Director Becker daS Theater auf weitere fünf Jahre zu verpachten unter folgenden Bedingungen: 1) Erhöhung der jährlichen Pachtsumme von 12 000 auf 15000 Festsetzung der Ausgaben für Musik auf monatlich 3000 und Erhöhung deS monatlichen GagenetatS für da- darstellende Personal von 9000 auf 10 500 Von einer Billrtsteuer, die neuerdings wieder prosectirt war, soll nunmehr ab gesehen werden. — Der hiesige Gewerbeverein kann heute auf einen siebzigjährigen Bestand zurückblicken. Die Gründung des Verein- sand am 2. Februar 1828, Nach mittags 3 Uhr im damaligen alten Erfurter Rathhause statt, in jenen Räumen, welche den Ansturm der Bolksmassen im berüchtigten „tollen Jahre von Erfurt" sahen. — Durch einen Hund vor einem furchtbaren Schicksal bewahrt wurde hier ein etwa 12 Jahre alter Knabe. Der Junge war i» eines der großen Rohre gekrochen, wie sie bei dein Ergänzungsbau der Wasserleitung Verwendung finden sollen und nun an dem Fahrdamm der Arnstädter Straße lagern. Nachdem der unglückliche Knabe in daS Rohr gekrochen (um Versteckenspiel zu treiben), wälzte sich dieses auf die Seite derart, daß die AuSgänge durch vorgelagerte Gestein- und Rohrmengen versperrt waren. In dem Gefangoiß mußte der arme Junge 2 Tage und Nächte ausharren, sein Geschrei verhallte im Sturme, bis der Hund eine- Spaziergängers gestern den Burschen auf stöberte. Man befreite bald den Knaben, der ganz ent kräftet war und nun seinen angstvoll harrenden Eltern wieder zugeführt wurde. ---- Etu Kampf zur Tee. Der soeben zur Ausgabe ge langten dritten Lieferung des Werkes des amerikanischen Ca- pitains Mahan: „Der Einfluß der Seemacht auf die Geschichte, 1783—1812" (Verlag von E. S. Mittler u. Sohn in Berlin) entnehmen wir «ine Episode von hervorragendem und allge meinem Interesse. Sir ist in dem Abschnitt: „Der Seekrieg im Mai 1794 und die Schlacht am 1. Juni (dieselbe fand ungefähr 400 Seemeilen westlich der Insel Ouessant statt)" enthalten; wir geben dieselbe wörtlich wieder: So lange überhaupt See kriegsgeschichte geschrieben werden wird, kann ein Kampf wir der zwischen dem französischen Schiffe „Vengeur du Peuple" und dem britischen Schiffe „Brunswick" nicht vergessen werden. Letzteres nahm zur rechten Hand der „Queen Charlotte" das Gefecht auf, und seine Aufgabe war also, die französische Linie hinter dem „Jacobin" zu durchbrechen. Das wurde durch VW zur Unterstützung des „Montagne" gemachte Bewegung des „Ja cobin" begünstigt; wie der „Brunswick" aber auf die erweiterte Lücke zu steuerte, drängte der „Achille" unter mehr Segeln vorwärts und legt« sich in den Weg. Auf diese Weise zurück gedrängt, versuchte „Brunswick" es hinter dem „Achille"; es kam ihm aber der „Vengeur" entgegen, und da „Brunswick" sich . nicht aufhalten ließ, collidirten die Beiden und legten sich Seite an Seite, wobei die Anker des britischen Schiffes sich in die Wanten und Rüsten des Franzosen klammerten. In dieser sitt lichen Umarmung festgehalten, fielen sie Beide vor dem Winde ab und gingen zusammen leewärts. Da die enge Berührung beider Schiffe das vorschriftsmäßige Oeffnen der unteren Gr- schützpforten hinderte, sprengte die britische Besatzung die Pfortendeckrl ab. Die des „Vengeur" waren, wie es scheint, offen, denn man hatte schon vorher daraus gefeuert. Weil aber die Unterschiffe sich berührten, war es nicht möglich, die mit unbiegsamen hölzernen Stangen versehenen Wischer und Lade stöcke zu gebrauchen, und die Franzosen hatten keine anderen. Die Briten dagegen waren für diesen besonderen Fall mit Wischern und Ladestöcken versehen, deren Handhaben auS biegsamem Tau werk bestanden, und mit diesen konnten sie die unteren Geschütze weiter bedienen. Auf diese Weise verlief das Gefecht auf den unteren Decken sehr zum Vortheile der Briten. Doch machte der „Vengeur" seine Unterlegenheit auf den unteren Decken wieder auf dem Oberdeck wett; denn dort warfen seine schweren, mit Eisenstücken geladenen Carronadm und sein überlegenes Gewehrfeuer, wahrscheinlich verstärkt durch die unbeschäftigte Bedienungsmannschaft der unteren Kanonen, den Widerstand der britischen Besatzung nieder und brachten deren Kanonen beinahe zum Schweigen. Der Capitain des „Brunswick" er hielt drei Wunden, an deren einer er nachher starb. . . . Mittler weile unterhielt die Besatzung des „Brunswick" ein unablässiges Feuer, indem sie ihren Kanonen abwechselnd die höchste Elevation und tiefste Depression gab, so daß bei einem Abfeuern die Ge schosse aufwärts durch die Decke deS „Venguer" gingen und sie aufrissen, während sie bei dem anderen durch den Boden drangen. So hatte das Gefecht eine Stunde gedauert. . . . Ein Biertel vor Ein» lockerten die heftigen Bewegunge« der beiden Schiffe die Anker einen nach dem anderen von der Seite des „Brunswick", und sie trenntm sich nach einem so engen Nahl^mpf von dreistündiger Dauer. . . . Al- die Schiffe sich trennten, gab „BrunSoick" noch eine Lage in den Spiegel des „Vengeur", die daS Ruder beschädigte und die Lecke vermehrte, an denen das dem Untergang geweihte Schiff schon litt. Gleich darauf ging der Kreuzmast des britischen Schiffes über Bord, und da es sich schon beträchtlich in Le« der eigenen Flotte be fand und von dem herankommenden französischen Admiral be droht wurde, nahm es einen nördlichen EurS unter so vielen Segeln, wie seine Spieren tragen konnten, um, wenn irgend möglich, einen heimischen Hafen zu erreichen. Kurz zuvor hatte man das britische Schiff „RamillieS" unter dem Kommando des Bruders des Capitains vom „Brunswick" langsam den beiden Kombattanten sich nähern sehen. Es traf nur wenige Augenblicke vor der Trennung der beiden Schiffe ein; und als sie weit genug auseinander waren, daß sein Feuer den „Brunswick" nicht mehr gefährden konnte, machte eS auch einen Angriff auf den „Vengeur", ließ aber bald wieder davon ab. um sich des „Achille" zu bemächtigen. Jndetz hatte jener Angriff genügt, alle Masten deS „Vengeur" heruntrrzuschießen, mit Aus nähme des Kreuzmastes, der noch eine halbe Stund« stehen blieb. Jetzt war das französische Schiff hilflos. Mit einer großen Menge von Schußlochern in oder nahe der Wasserlinie nach Verlust vieler abgeschossener Kanonenpfortendeckel, machte das Schiff in der bewegten See heftige Schlingerbewegungen, ganz ohne die Stütze einer Takelage, und nahm auf beiden Seiten viel Wasser. ES wurden Kanonen über Bord geworfen, die Pumpen in Gang gehalten und Wasser ausgeschöpft; Alles umsonst — der „Vengeur" befand sich in allmählichem, aber unausbleiblichem Versinken. Um j2 Uhr war die Gefahr so nahe bevorstehend, daß Nothsignale gemacht wurden; dieselben fanden aber bei den theilS havarirten, thrilS allzu beschäftigten Mitkämpfern nicht die n'öthige Beachtung. Ungefähr um 6 Uhr kamen zwei bri tische Schiffe und «in Kutter in die Nähe, und wie sie die Sach läge gewahr wurden, schickten sie alle noch brauchbaren Boote. Es war zu spät, um Alle zu retten, die den tapferen Kampf über standen hatten, inbetz wurden beinahe 400 Mann in Sicherheit gebracht; die Uebrigen, unter ihnen die Mehrzahl der schwer Verwundeten, versanken mit dem Schiffe, ehe noch die britischen Boote ihre Schiffe erreicht hatten. „Die Boote warm kaum frei vom Schiffe, al- daS furchtbarste Schauspiel sich unseren Blicken darbot. Diejenigen unserer Kameraden, die an Bord des „Vengeur du Peuple" geblieben waren, flehten mit Herzbrechen dem Geschrei um Hilfe, auf die sie nicht mehr zu rechnen hatten; bald verschwand da» Schiff mit den unglücklichen Opfern, die eS noch an Bord hatte. Inmitten deS Schrecken-, von dem wir bei dieser Scene erfüllt wurden, konnten wir unS eine» Gefühles der Bewunderung nicht erwehren, da» sich in unseren Gram mischte. Als wir unS mehr und mehr entferntm, hätten wir, wie einige unserer Kameraden immer noch für da» Wohlergehen deS Vaterlandes beteten; die letzten AuSrufe jener Unglücklichen warm: „Vies I» kepudUguol" Damit gingen sie in dm Lod." Vermischtes. V. Erfurt, 2. Februar. Unser Stadttheatrr, zur Zeit wohl da- beste (in pekuniärer Beziehung für den Director) in Deutschland, steht zur Verpachtung, nachdem die ersten fünf Jahre der Pachtzect abgelaufen sind. Vor der Etablirung unseres StadttbeaterS, dessen Gründung auf die energische Initiative des damaligen MaaistratSdirigenten, jetzigen Ober bürgermeister- Schneider in Magdeburg, erfolgte, raagirte Erfurt iu Bezug auf Theater »direcl hinter Böotien. Der Tbeaterdirector wagte trotz alledem sein Geld und seine Arbeitskraft — und siehe da, da- Wagniß glückte derart, daß Director Becker heute, nach vier Jahren, mindestens 150 000 hier verdient hat. Angesicht« de« guten Theaterbesuche- regt sich aber bei unS sofort der Krämergeist, man schlägt vor, daS Theater in eigene Regie zu übernehmen und so der Stadt eine Einnahmequelle zu schaffe». Al- ob daS i— städtischen „Ramsch", vielleicht einen Polizeibramten der Spitze, genau ebenso ginge. Da- Köstlichste ist, daß da- hiesige socialdemokratische Organ, daS übrigen- den hiesigen Kunstsinn gepachtet zu haben scheint, ebenfalls Stimmung für eine städtische Tbeaterregie macht. Was bei letzterer herauskommt, davon kann hi« arme Thalia an so maachea Orte« erzählen. Jadrffra hat der Magistrat im Königlich Sachfischer MMairvereinsbun-. Tachsenftifttm, zu» «etzS-tnitz Kaiser »Utzrl«'» I. Unentgeltlicher Arbeitsnachweis für gediente Svldate«. I. Jahresbericht. 1. Januar bis 31. December 1897. aagebotmeo landwiridichastltche» Ttelle» am>«h«m Gehr gesucht sind Anstellungen al» Beamt» a« der vah«, der Post, dm Lande»- sogen, „besser»« Stelle»" geLnßett.
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