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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.02.1898
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1898-02-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18980210015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1898021001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1898021001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1898
- Monat1898-02
- Tag1898-02-10
- Monat1898-02
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1042 vcrlrckge in Schutz. Alle süßen still und stumm da. Da» sei doch auch geeignet, die Autorität der Regierung »u untergraben. Abg. tz. Kardorff (Rp.): ES gebe keinen Gegensatz zwischen Pro- ducenien und Eonsumenten, ihre Interessen seien völlig harmonisch. TarUbcr seien alle Rationalökonomen einig. Wenn der Abg Richter sage, er vertrete die Interessen der Eonsumenten, so sei da» nur eine Phrase. Frankreich und Amerika seien stet» schutzzöünerisch ge wesen, ohne Rücksicht aus unsere deutsch« tzandeltpolitik. Fürst Bismarck habe in den ersten Jahren nach 1870 di« Handelspolitik dem Minist.-r Delbrück überlassen, und erst al» die Klagen der In dustrie an sein Ohr schlugen, hab« er selbst ringegrissen und eine Wandlung der Handel»politik herbeigesührt. Wenn der Abg Richter säge, die Rechte gehör« mit ihren Anschauungen nach China, so sag« er, Redner, der Abg. Richter gehöre mit seinen wtrthschasti- rwlttischen Ansichten nach Schöppenstedt oder Schilda. (Heiterkeit.) Vicepräsident Lchnudt: Das Wort hat der Abgeordnete vr. Paasche. Abg. Richter beginnt zu reden. Dicepräsident Lchnttdt: Ich hab« gesagt, da» Wort hat der Aba. vr. Paasche. (Heiterkeit.) Abg. vr Paaschr (nat.-lib): Der größt« Theil meiner Freunde wird stets für Handelsverträge eintreten, aber bei dem Abschluß von neuen aufs Genaueste prüfen, ob sie auch den Interessen der ge jammten deutschen Nation entsprechen, sowohl den Interessen der Industrie, wie denen der Landwirthschast. Weil diese» beim rus sischen Handelsverträge nicht der Fall, habe er gegen denselben gestimmt. Andere Staaten erhöhten sortwährend ihre Tarife, wäh rend wir an unsern Tarifen festhielten Trotzdem möchte er nicht ohne Weiteres eine Kündigung unserer Handelsverträge empfehlen. Abg. Richter: Der Abg. v. Kardorff hat Sins mit den Chinesen gemein, nämlich die Vorliebe für da» Silber und die Abneigung gegen di« Goldwährung. Ter Zopf hängt ihnen beiden hinten, der Zopf des Herrn v. Kardorff ist aber länger und dicker als der der Chinesen. (Große Heiterkeit.) Die Chinesen werden schließlich auch noch zur Goldwährung übergehen, aber ich bin überzeugt, daß der Abgeordnete v. Kardorff und seine Freunde als die letzten Bimetal- listrn sich mit ihren Zöpfen werden begraben lassen. (Stürmisch« Heiterkeit.) » Abg. Freiherr ». Stum«: Herr Richter klagt di« Heren vom Bundesrathe an, daß sie nicht die Handelsverträge vrrtheidig«n. Nachdem jedoch der preußische LandwirthschastSminifier offictell zu gegeben hat, daß mit dem Abschluß der Verträge gehler gemacht worden sind, dann wird doch hier kein BundeSralhsvertreter ihn desavouiren. FUi die künftigen Handelsverträge werden wir Fol gendes festhalten: Industrie und Landwirthschast find solidarisch und werden diese Solidarität durch gegenseitig« Concessionen bethätigen und befestigen. Abg. Graf v. Schwerin-Löwitz (cons.) sagt, Herr Richter hätte un» doch um ferner selbst willen eher mittheilen sollen, welche» HandelSvertrngSsvstem er für Deutschland al» ersprießliche» hält. Abg. vr. Barth (sreis. Vereinig.): Die Erfahrung mit den Handelsverträgen spricht für dieselben Tie von ihnen geforderte Probe ist sowohl sür den Handel im Innern, wie für den Export günstig ausgefallen Sie können keinen Handelskammerbertcht nach schlagen, ohne aus LobeSreden aus die guten Wirkungen der Handels verträge zu stoßen, aber auch der Export habe erheblich zugenommen. Graf BiSmarck sagte durch die Handelsverträge habe man vom Re- gkerungstische den Apfel der Zwietracht in die Interessengruppen ge worfen. Es sah v.inahe so auS, al» wollte er sagen, es sei mit Absicht geschchen Nun, ich weiß nicht, ob da» nicht viel schlimmer der Fall war, al» Fürst BiSmarck seine Schutz,ollpclitik inaugurirtr. (Zustimmung link»?» Ich möchte wenigsten« noch «ine Frage an den Vertreter des Auswärtigen Amte» richten, nämlich die, wie zur Zeit unsere Handelsvertragsverhandlungen mit England stehen. StaatSsecretair v. Bulow: Tie Grundzüge eine« Handels vertrags seien in den verschiedenen Ressort- sestgelegt und an Eng land mitgetheilt worden. Jetzt warte man auf die Antwort Eng lands. Weiter könne er im jetzigen Stadium nichts sagen. Abg. vr. Lcköuiailt (Soc.-Dcm.) sprich» sich gegen die Schutzzoll politik auS, auch wenn sie unter der Flagge .Schutz der nationalen Arbeit" segle. Auf den jetzigen Umschwung werd« da- Volk die Ant wort bei den Wahlen geben. Abg. Rosickr: (liv.) hebt den Werth der Handelsverträge für d« Industrie hervor. Ein Handelsvertrag mit kurzer Kündigungs frist sei für die Industrie werihlo». Der jetzige Umschwung laufe nur auf eine Bereicherung bevorzugter Kreise aus Kosten der Gesammtheit hinaus. Abg. Freiherr V. Hohl (nat.-lib.) bestreitet dies. Die Kündi gung aller MeistbegünstigungSverträge werde von den betheiligten Kreisen gewünscht, um klare Verhältnisse zu schaffen, namentlich gegenüber den verschiedenen amerikanischen Staaten. Abg. Richter weist einige Bemerkungen der Frecherrn v. Stumm zurück. Abg. Graf Antlitz (cons.) berichtigt verschiedene Zahlen de» Abg. vr. Barth und hebt die Steigerung der Ein- und Ausfuhr Frankreichs hervor. Er bittet Herrn Vr. Barth, zu sagen, wie er zu den neuesten Zollmaßnahmcn Amerika» steht. Tie DiScussion wird hieraus geschloffen. ES folgen persönliche Bemerkungen deS Freiherrn v. Stumm, Kardorff, Hehl und Richter. Der Titel .StaatSsecretair" wird hierauf bewilligt. Nachdem noch einige Titel ohne Debatte angenommen sind, ist das Eapitel .Auswärtiges Amt» erledigt. Beim Eapitel .Gesandtschaften und Consulate» wird Vertagung beschloßen. Nächste Sitzung Donnerstag, 2 Uhr: Antrag Auer, betr Eoali- SionSrecht der Arbeiter: Antrag vr. Schneider und vr. Lieber, betr. «itigetragene BerufSvereine. Schluß '/«« Uhr. Aus den Sommissioneu. §§ Berlin, 9. Februar. (Privottelegramm.) Die sechst« EyMmissickn deS Reichstags erledigte heute die wichtigen §§7)3 bi« 715a der Novelle zur Livilproceßordnung, welch« die Zwangsvollstreckung in körperliche Sachen betreffen, wobei die im Entwurf vorgeschlagenen P'ändungsbeichränkungen in mehreren Be» zwhungen erweitert wurden. Auch soll eine besondere Bestimmung zu Gunsten der Wittwen und minderjährigen Waisen ge- tröffen werden. Die Berathungen werdea Freitag fortgesetzt. Mililair und Marine. * Berlin, 9. F«brnar. E M S. „Geier", Eommandant Lorvettra-Lapitain Jakobsen, ist am 7. Februar in La Guayra (Venezuela) angekommeu. — S. M. Tpbte. „3 1", 2" und „3 32 ' sind am 8. Februar nach Kiel zurückgekehrt. * Eine Lanze mit Schaft auS weißem Bambusrohr ist inBelgien an die Stelle der von beiden Gliedern der vier LancierSregimenter geführte» Lanze mit Schaft au» Eschenholz ge treten, welche jm Jahre 1823 eingeführt wurde. Die neue Waffe ist 2,85 Meter lang und wiegt 1100—1200 Gramm, halb so viel wie die frühere deren Gewicht 2710 Gramm betrug; ihr Schwerpunkt liegt 1,8 Meter von der Spitze; die Spitze ist leichter geworden, der Schuh ist nach englischem Muster hrrgestellt. Gleichzeitig wird au» Rumänien gemeldet, daß dort die Lanze mit hölzernem Schafte durch eine Stahlrohrlanze ersetzt sei. * Di« Erlaubniß zur Besichtigung der Festung»- werkeam St. Gotthard und bei St. Maurice wird in Zukunft nur «rthrilt an Personen, welche die Werke in amtlicher Eigenschaft zu besichtigen Haden, an die Mitglieder deS BundeS- ratheS, deS BundeSgertcht», der Bundesversammlung und der can- topaleu Regierungen, sowie an Offictere der schweizerischen Arme«. Veranlassung zu ter Anordnung hat der in den letzten Jahren pattaefundene Massenbesuch gegeben, durch welchen Unzuträglichkeiten verschiedener Art hervorgerufen wurden. Sitzung der Stadtverordneten. * Leipzig, S. Februar. Den Vorsitz führt Herr Licevor» stehn Bankier Mayer. Am RatbStisch« anwesend die Herren Bürgermeister Iustizrath vr. Trond lin, Stadlrätbe vr. Schmid, Büttner, vr. Sckanr, Aeil, Lampe, Eschs, Dodel, Kohlmann und Rudolph. ' Vor Eintritt in die TageSordoung gedachte der Vorsitzende mit warmen Worten de« vor einigen Tagen erfolgten Ablebens deß Prof. vr. Leuckart. Der verstorben« hab« seit einer Reibe von Jahren eine verdienstvolle Tbätigkeit an unserer Universität ausgeübt und sich al« hervorragender Gelehrter auf dem Gebiete der Zoologie einen Weltruf erworben. In An erkennung seiner hoben Verdienste sei ihm vor wenigen Jabren auch da« Ebrrnbürgerrecht der Stadt Leipzig verliebe» worden. Da» Andenken des Verstorbenen wurde durch Erhebe« von de» Plätzen geehrt. Der Ankauf der Pareellen Nr 274 «ud 272» des Flurbuchs für L.-Kleinzschocher (zusammen 72 780 qw Ftachengebalt) znm Preise von 5 für de« Quadratmeter »wird« qruehmigt. -«kauf «tue» «»der Wüchter-Str-ß« grlegeae« Villenbauplatzes von 2081,7 qm Flackengehalt an Herrn Medicinalratb Professor vr. Tillmann« hier für 65 pro Quadratmeter fand nunmehr die Zustimmung de« Colle gium«. lDer Preis bat gegen früher eine Erhöhung «von b pro Quadratmeter erfahren.) Der verkauf der von derKatzbachstraße und Thüringer Verbindungsbahn einerseits, den Grundstücken der Dpritsabrik und de« Herrn Edinger andererseits begrenzten Restparcell« mit einem Flächengebalte von etwa 7200 qw an Herrn Architekt G A. Kaden für den Preis von 15 pro Quadratmeter wurde abgelehnt, jedoch der Rath ermächtigt, die Parcelle für l7 pro Quadratmeter zu verkaufen. Die Einführung der Wasserleitung in Strecken der Elisabeth», Äda- und Mariannenstraßc des Leue - Weist'schen Bebauungsplanes in L.-Volkmarsdorf mit 4565 Kostenaufwand, ferner in die Siraße 6 zwischen der Berliner und Wittenberger Straße, in die Straße 6 zwischen der Wittenberger Straße und Straße 6, sowie in dir Berliner Straße von der Wittenberger Straße bis zur Straße 6 mit 7640 ^sk Aufwand, in die Gundvrfer Straß« von d«r Ublank-Straße bis zur Leutzicher Flurgrrnze in L.-Lindeaau mit 6980 Aufwand, in die Straßen L, b', 0, v, A de« nörd lichen Bebauungsplanes zwischen der Gobliier Straße und dem Barackenlagerplatze deS lS4. Infanterie-RegimrntS, sowie in die Eutritzsch er Straße mit 13 399 Aufwand, und endlich in die Wittenberger Straße in L.-Eutriysch zwischen der Thrrrsien- und Delitzscher Straße mit 6603 Aufwand (inSgesammt 39 187 ulk Aufwand) wurde genehmigt. Die Eingabe deS Grund- und HausbesitzervereinS in L.-Kleinzschocher wegen Anlegung einer Eisbahn daselbst wurde dem Nathe zur Prüfung überwiesen, ebenso die En>- gäbe dc» Herren Horst Suppe u. Gen. in L.-Schleußig, eine bessere Herstellung de« zwischen den Stadttdeilen L.-Schleußig und L. - Kleinzschocher gelegenen TheileS d«s Schlrußiger Wege« betreffend. Die Abtretung vvn ungefähr 54 qm Areal von dem Heidel- manpschen Grundstücke an der Merseburger Siraße zur Straßenverbreiterung, von denen 40 qm mit 20 pro Quadratmeter zu Lasten deS StadkerweiterungSfondS zu ent schädigen sind, wurde genehmigt. Der nächste Punct der Tagesordnung betraf die Umgestaltung deS IohanniSplatzeS unter Auf wendung von u. 1850 für Herstellung der Insel am Ausgange de« Grimmaischrn Strinwege« westlich der Kirche und Umpflasternug der die Insel umgebenden Fläche, d. 5776 für Straßen- und Fußwegregulirung, die durch Einlegung drrStraßcnbabngleife verursacht werden, o. 12415-F sür Herstellung der gärtnerischen Arbeiten einschließlich der Einführung der Wasserleitung, ck. 19 972 für Her stellung und Aendrrungen der Fatnstraßen und Fußwege um die Kirche, die diese Anlagen im Gefolge haben. Hiervon sollen die Kosten unter d von der Leipziger Elektrischen Straßenbahn, unter e vom Johannis- ho Spital, unter » und ck von der Stadtgemeinde getragen werden. Herr Maurermeister Enke, der hierzu referirte, theilte mit, daß um das Lutberdenkmal ein freier Platz für den dort sehr regen Verkehr belassen, die IohanniSkircke mit gärtnerischen Anlagen umgeben werden solle. Die Händler, die während der Messen am IodanniSplatze in Buden feil batten, sollen auf andere Plätze verwiesen werden. In den Ausschüssen sei man sodann dafür eingetreten, daß die vor- gesebenen Fußwege an den Langsetten der Kirche nichk mit KieS, sondern mit Mosaikpflaster befestigt und eine Breite von 7l/, m erhalten sollen, sowie daß die Anlagen bis an die Fußweggrenzen heran auSgedebnt werden. Die Aus führung in Mosaikpflaster sei empfeblenSwrrth, weil bei schlechtem Wetter ein Kiesweg leicht zu einer Schmutzpsütze werde. Deshalb sei ein entsprechender Antrag von den Aus schüssen gestellt. Herr Ryssel erklärte, nicht für di« Vorlage stimmen zu können, weil er dieselbe, so lange nicktt über daS fernere Schicksal deS alten Iohauni-hoSpitats Bestimmung getroffen, sür verfrüht halte. Herr Gangloff frug an, wann die Gebeine Gellert'« au« der jetzigen Grabstätte in die JobanniSkirche gebracht würden. Di« baldige Ausführung dieser Maßregel sei wünschenSwerth, denn da« umgitterte Grab sei dem Verkehr sehr hinderlich. Herr Bürgermeister Iustizrath vr. Tröndli» beant wortete die Anfrage dahin, daß die Uebersührung der Ge beine Gellert'« bisher nur durch di« Krankheit de« Herrn k. Tranzschel verzögert worden sei. Jedenfalls dürste die Uebersührung noch vor Regulirung deS JohauoiSplatze« staltsinde». Tie Vorlage wurde darauf gegen zwei Stimmen ge nehmigt und der AuSschußantrag angenommen. Die Erbauung einer Doppelturnhalle für die 19. Bezirksschule zu 8-Eutritzsch mit einem Aufwande von 43 435 wurde genehmigt, ebenso der Neubau einer Abort anlage für die ll. Bürger- und 20. Bezirksschule in L.-Gohli« mit einem Aufwande von 28402^5^4 In Betreff der Angelegenheit der Ueberweisung von Freifahrtkarteu der Straßenbahnen an die Mit glieder des Stadtverordneten-Collegiums empfahl der Verfassung«- und Finanzausschuß, „eS bei der gegen wärtigen Sachlage bewenden zu lassen". Der Referent, Herr Rechtsanwalt vr. Iunck, wies darauf hin, daß eS sich bei der Beratbung in den Ausschüssen und auch beute nicht darum bandle, ob ein Autrag auf Ge währung von Freisabrtkarten zu stellen sei, sondern ob der Annahme von solchen verfassungsmäßige Bedenken entgegen stände«. Dir Ausschüsse bätten nicht dazu gelangen können, diese Frage zu bejahen. Man könne in drekeu Freisabrtkarten einen Ersatz sür Auslagen erblicken, di« den Stadtverordneten io ihrem Berufe erwachsen, keinesfalls aber einen Entgelt in dem Sinne, daß diese Freisabrtkarten «in« Bezahlung für irgend «ine Leistung darstelllea. Als da« ähnlichste Beispiel dieser Art fr« darauf zu verweisen, daß auch die Reich-tagsabgeordneten, denen koch di« Annabme jeder Ent schädigung verboten sei, Freisabrtkarten von der Reicks- regierung erbirltrn. Auch die unbesoldeten Dtadträthe, deren Amt ebenfalls ein Ehrenamt sei, bätten Freisabrtkarten. Daß nun solche Karten auch für private Zwecke der Inhaber Ver wendung fanden, sei ja allerdings richtig. Dafür sei aber anderweit« Abfindung möglich, so, wie bereits geschehe», durch Zuwendung einer Weibnacktsgabe an das Fadrpersoaal. Rach alledem wird von den Ausschüssen empfohlen, es bei der be» stehenden Sachlage bewenden zu lassen. Herr Landgerichtsdirector Siegel blieb de« gegenüber bei de, entgegengesetzte» Anschauungen stehe«, die er schon früher entwickelt hat. E- fei, man möge die Sacklage vvn gleichviel welchem Standpunkte betrachten, die Freifadrtkarte immer in Bezug aus da« Ebrenamt gewährt worden. Io dem Bortdeil, welcher hiermit verbunden sei, liege unbedingt eia Entgelt. Werd« nun auch ber Stadtverordnete hierdurch in seinem Verhalte« der Straßenbahn gegenüber nicht beeinflußt, so könne doch in> Publicum ei« solcher Glaube platzgreifen. Er hab« sich in Berlin und Ebenem- erkundig», ob solch« Karte« den Stadtverordneten gewährt würden; die Antwort sei verneinend ausgefallen. In Dresden würde an sechs Mitglieder des Sradtverorduetencoüegiums, dr«en das Dtraßenbabnwese« zugetbeilt sei. solch« gegeben. Avch er be- »»trage, daß für den Fall der Verwendung des Ausschuß antrages den Mitglieder« des Bau-, Oetouomie- ««d Kmanzaussckuffes Freisabrtkarten gewährt mck die Gesell schaften hierfür entschädigt würde«. Der Antrag fand kecke genügende Unterstützung. Herr Iukttrrath vr. -a»sa bea«»ragt«, de. Ausschuß antrag dahingehend zu fassen, »daß «an aus »erk«ss»»g8- müßgeu Grüude» keiu« B«ra»lassu»g fludet, di« Sach laß« t" iffder»". Aa d«, weiten« Debatte be- tbeiNgten sich die Herr«» Stadtrath Rudolph, der die Gründe für sriuen früber als Stadtverordneter gestellten Antrag entwickelte, sowie Nedacteur Sehferth und Maschinen fabrikant Herzog, di« sich gegen di« Anschauung deS Herrn LandgericklSdirectors Siegel erklärten. Bei der Abstimmung wurde der Antrag vr. Pansa gegen drei Stimmen (Landgrrichtsdirector Siegel, Legations rath vr. Goebring und Bankier Meyer) angenommen. Die Erböhung der für Einführung der elektrische» Beleuchtung in da« Neu« Theater geforderten und verwilligten Koste« von 83 500 -E auf 87 000 wurde genehmigt. Urber de» Entwurf einer neue» Sparkassen- und Leihbaus-Ordnuug und Eingliederung der Lripzig-Reud- nitzer Sparcaflenbeamten in den städtischen Beamtenetat er stattete Herr Bicevorstrher Mayer eingehenden Bericht. (Wir haben diese Vorlage bereit« früber in mehreren Artikeln ausführlich besprochen.) Für den Ausschuß gab hierbei der Herr Referent den Wunsch zu erkennen, daß auch die PensionS- verbältniffe der Reudnitzer Sparcaflenbeamten ihre Regelung finden möge». Die neu« Sparkassen- und Leihhaus-Ordnung fand daraus mit geringe» redaclionellen Abänderungen Genehmigung; ebenso wurde der Uedernabm« deS der Sparkasse zu L. Reud nitz gehörigen Grundstück« gegen Zahlung deS Betrage«, mit wrlchem r« nach dem Abschlüsse der Sparkasse sür 1897 zu Buch» stebt. zugestimmt. Dem Raihsbrschlufle: „vier hinter dem neuen Leipzig- Connrwitzer Friedhöfe und gegenüber der II. Gasanstalt an der verlängerten Eisenbabnstraße gelegenen Parcelle» von zusammen 8 da 34,3 » Flächrngehalt für den Preis von 300 000 (3,60 pro Quadratmeter) für daS IohanniS- boSpital käuflich zu erwerben", trat das Collegium bei. Die Conten „Friedhöfe" und „Johannishospital" (nebst Anhängen) deS Haushaltplans auf das Jahr 1898 wurden genehmigt. ES folgte eine nichtöffentliche Sitzung. Nach Schluß -er Le-actiou ringegangeu. »te M »ick« SwdeU nxi»roU> »e» Dro»» ,in,U<»it««» »U ich»» »X drr Uebcrlchrckl «»RchtUch. Xr U-d-crt-» nicht »,k,«Ik,rn Dick« itz »UR» fttr uw »»»-rMtnvUch« MM««« Nicht »e» «n»»ckN» in * Berlin, 9. Februar. Au- Bozen wird die Nachricht verbreitet, di« Kaiserin treffe nächstens zu längerem Aufenthalt in Meran eia. Wir sind i» der Lage mitzu- theileu, daß diese Nachricht vollständig erfunden ist. * Berlin, 9. Februar. Die Budget-Commission deS Reichstag« besucht« heut« daS ReichSpost-Museum. Auch Präsident Buol war unter den Erschienenen. StaatS- srcretair PodbirlSki übernahm die Führung. * Kiel, 9. Februar. Heut« Nachmittag fand hier vom Garnison-Lazareth au«, unter reger Tbeilnabme der tief ergriffenen Bevölkerung, die feierliche Ueberfübrung der Leichen der bei dem jüngsten Unfall im Kieler Hafen verunglückten Matrose« nach dem Garaisonfriedhof statt. Marine-Pfarrer Rogge dielt in der Leicheoballe «ine ergreifende Trauerrede. Den neun Leichenwagen folgten viele Officiere, unter denen sich al« Vertreter d«S Kaiser« Admiral Köster, al« Vertreter de« Prinzen Heinrich Contre-Avmiral Freiherr v. Seckendorf befanden. Admiral Köster batte im Allerhöchsten Auftrage einen Kranz an den Särgen niedergelegt. v. Kiel, 9. Februar. (Privattelegramm.) Im Marz geht eck Transport Ablösungs-Mannschaften deS KreuzergelchwaderS nach Ostasieu. Derselbe wird mancherlei AuerüstungSgegenstände für die dort stationirten Kriegsschiffe mitsüdren. I-. Pose«, 9. Februar. (Privattelegramm.) Die Polenfraction wird gegen die Marioevorlage Stellung nrbme«. H. Graudens, 9. Februar. (Privat telegramm.) Redakteur Zielinski von der Graudenzer polnischen Zeitung wurde wegen Beleidigung d«S preußischen Staat «Ministerium- und deS Verein- zur Förderung deS DeutschtbumS heute von der Strafkammer zu fünfhundert Mark Geldstrafe verurtheilt. * Metz, S Februar. Dem Oberbürgermeister Cramer ging eck Telegramm deS Kaiser- zu, in welchem Allerhöchst- derselbe mitrbeitte, daß er auS lande-väterlichem Wohl wollen und Interesse für die herrlich alte Stadt Metz dem Wunsche derselben entsprechend, die alte Süd- und Ost- Umwalluug fallen lasse und ihre Schleifung befohlen habe. * Paris, 9. Februar. Proceß Zola. Unter dem Zeichen großer Spannung wird General Boitdeffre als Zeuge aufgerufen. Labori fragt den Zeugen: Kann der Zeuge sagen, welcher Art da« Schriftstück ist, das Esterhazy einige Zeit vor seinem Erscheinen vor dem Kriegsgericht dem Kriegs- Art dieses befreiende Schriftstück ist. BoiSdesfre antwortet: Da« fraglich« Schriftstück bezieht sich auf di« Angelegenheit Dreyfu«. Ich glaube daher, ohne Mißachtung des Gerichtsbeschlusses und de» Amtsgeheimnisse«, von diesem Schriftstück nicht sprechen zu dürfen. Labori erwidert: Ich besteh« auf der Frage, welcher Art diese« Schriftstück ist. BoiSdesfre antwortet: Da« AmtSgehrimnitz verbietet mir, zu antworten. Labori: General BoiSdesfre ist verantwortlicher Beamter und steht hier vor Ge richt. Er kann sich nicht auf da« AmtSgeheimniß berufen. Volsdeffrr erwidert: Das Amtsgeheimniß fällt zusammen mit dem Staatsgrheinmitz. Ich füge hinzu, daß ich dir höchste Achtung vor dem Gericht hege und bezeuge das hier laut vor den Geschworenen. Für mich aber handelt es sich um das Amts geheimnis wen» die Veröffentlichung eines Staatsgeheimnisses in Frage kommt. Im weiteren Verlauf« der Vernehmung de» Generals Boitdeffre fragt Labort: W«iß der Zeug« etwas Ster di» Persönlichkeit der verschleierte» Dame» Boisd«ffr« sagt: Ich weiß nichts. Labort: Hat der Zeuge eine Unter suchung darüber «»geordnet, wer di« vrrschletrrt« Lame war? Boisdeffre: Mr hatte» großes Interesse zu erfahren, wer di« verschleierte Dame »ar und habe» deshalb «tue Untersuchung angeordnrt, aber nichts erfahren. Labori: Hat sie zu Oberst Picquart Beziehungen gehabt? Boisdeffre: Das weiß ich sicht. Labort: Kann der Zeuge sage«, wie das befreiend« Dokument das Ministerium verlassen hat? Boisdeffre: Da« weiß ich nicht. Labarl: Major Ravart hatte doch tu feinem Bericht darauf hckgewirfen. Boisdeffre: Ich habe mit dieser Untersuchung nichts zu thuu gehabt. Labort: Hat Zeuge etwas von dem Vorgehen des Oberst Picquart gewußt? vatsdeffrer Ja. Labart: Kickuen Str uus sage», welch« «»schuldig«»gen gegen Oberst Picquart erhoben worden stad? Boisdeffre: GS handelt sich am zwei Arten von Beschul- diguiHem Diejenige, welch« auf Dienstvergehen Bezug haben, »t« dt« heut« früh veröffentlichte» Bericht« d«s Aawrals Gons«, dis ssia nersßnltchrt Etgenthum waren, u. A., hi« pom Kriegs ministerium unterbreitet worden sind. Ueber diesen Punct habe ich keine Erklärung abzugeben. Labori: Aus welchem Grunde hat man Oberst Picquart eine Mission übertragen? Bois deffre: Das ist auf Befehl de« Kriegsministers geschehen. Labori: War Picquart in Ungnade gefallen, als ihm die Mission übertragen wurde? Boisdeffre: Einem Officier, der in Ungnade gefallen ist, überträgt man keine Mission. Picquart befand sich in einem Geisteszustände, der ihn im Dienst schadete. Er war von einer einzigen Idee Leherrscht. Der Minister glaubte, Picquart würde durch seine Entfernung seinen normalen Geisteszustand wiedergewinnen. Labori: Welche Idee verwirrte Picquart's Geist? Boisdeffre: Darauf kann ich nicht antworten, ohne gleichzeitig von der Angelegenheit Dreyfus zu sprechen. Labori: WaS hat Picquart in der Esterhazy-Angelegnhrit gethan? Boisdeffre: Wir hatten Ihm aufgetragen. Alles zu thun, um seine Zweifel in Betreff Esterhazy zu präcisiren. In Anbetracht der erlangten Resultate haben wir ihn angewiesen, von weiteren Schritten abzustehen. Für mich, fügte Boisdeffre hinzu, steht die Schuld Dreyfus fest und meine Uederzeugung in dieser Hinsicht ist absolut. (Anhaltende Bewegung.) Labori: Wollen Sie uns sagen, worauf Ihre Uederzeugung sich gründete? Boisdeffre: AuS den im Procrsse angeführten Thatsachen und auS dem Urthrile, vor dem ich mich mit der Achtung beuge, die all« Welt ihm schuldet. Auch andere, theils vor, theils nach dem Processe liegende Thatsachen haben meine Uederzeugung zu einer unumstößlichen gemacht. (Lebhafte Erregung.) Die von dem Major Saint Morel gegenüber Rochefort begangene Jndiscretion, fügt Boisdeffre hinzu, ist mit 30 Lagen Arrest bestraft worden, auch ist Herr Morel au« den Vorschlagslisten für den Orden der Ehrenlegion gestrichen worden. Meine General-Stabsofficiere, schließt Boisdeffre, die so heftig angegriffen worden sind, sind brave Männer, die ihre ganze Pflicht thun und denen nur das Interesse des Landes im Herzen liegt. (Lebhafter Beifall.) Labori bringt nun seine Schlußfolgerungen in Betreff der Frage vor, auf die General Boisdeffre nicht geantwortet hatte. Darauf wird General Gonse aufgerufen. Labori fragt ihn: WaS für ein Schriftstück hat Esterhazy vor seinem Erscheinen vor dem Kriegsgericht dem Kriegsminister übergeben? General Gonse: Darauf habe ich nichts zu erwidern. Labori: Warum konnte Esterhazy dieses Schriftstück ein befreiendes nennen? Gonse: Ich habe darauf nichts zu sagen. Labori stellt weiter an den Zeugen General Gons« die Frage: Kennen Sie die verschleierte Dame? Gonse: Nein! und setzt erregt hinzu: DaS sind Fallen, die sie mir da stellen. (Anhaltender Lärm. Lebhaft« Erregung. Der ganze Saal steht auf.) Labori fährt fort: Nach dem, was gesagt ist, habe ich keine Frage mehr an den Zeugen zu richten. General Gonse hat vergessen, daß er ebenso wenig das Recht hatte, das Wort direct an mich zu richten, als ich dies ihm gegenüber gethan habe. Daher wende ich mich an den Generalanwalt, der sich ohne Zweifel erheben wird, um dem Amtskleide, das ich trage, Achtung zu verschaffen. (Allgemeine Erregung.) Der Generalanwalt rührt sich nicht. Da ruft Labori unter der sprachlosen Stille der athemloS horchenden Zuhörerschaft zum Gerichtshof gewandt: „Gestatten Sie mir im Namen des ganzen Barreau..... (Jawohl! ruft hier ein Theil der anwesenden Advocate», andere rufen dagegen nein! Die Zuhörerschaft nimmt an diesen Kundgebungen Theil und es folgt ein furchtbarer Tumult. Der Präsident läßt de« Saal räumen. Man bereitet Labori eine Ovation. Ts gelingt den Gardisten nur mit Mühe, den Saal zu räumen.) Nachdem wieder in die Verhandlung eingetreten ist, sind im Saale nur die Zeugen, einige Damen, Berichterstatter und die Municipal- gardisten anwesend. Nach Wiederaufnahme der Verhandlung erklärt General Gonse auf Befragen deS Vprstehers der An waltkammer und deS Generalanwalts, sein« Worte zu Labori seien über daS hinausgegangen, WaS er habe sagen wollen. Der Vorsteher der Anwaltkammer und Labori sprechen ihren Dank für diese Erklärung au«. Damit ist der Zwischenfall erledigt. Gonse ergreift daS Wort wieder und sagt, man hat gestern Schreiben verlesen, die von niir an den Oberst Picquart gerichtet waren. Er hatte mir wörtlich al» den Urheber des Bordereaus den Major Esterhazy bezeichnet. Ich sagte ihm, daß, wenn er de« VerrätherS sicher sei, es ihm auch gelingen müßte, Licht da durch in die Sache zu bringen, daß er nach den Officieren forsche, welche das compromittirend« Schriftstück hätt« verkaufen können. In diesem Sinne müsse man Licht verbreiten, um zur vollen Wahrheit zu gelangen. Ich sagt« ihm, er möge unkluge Schritte vermeiden, d. h. die Verhaftung, denn Oberst Picquart wollte den Major Esterhazy verhaften lassen. Die Briefe wurden heute früh veröffentlicht. Präsident: Haben Sie di« Ermächti gung zu der Veröffentlichung ertheilt? Gons« erwidert: Nein. Hierauf wird Major Lauth von dem 28. Dragoner-Regiment vernommen. Nach einigen Erklärungen desselben und Aussagen des Majors Grivelir wird Major Mercier aufgerufen, vor dem Justizpalaste ist eine überaus große Menschenmenge versammelt. Doch herrscht ziemliche Ruh«. Eck Zwischenfall ist nicht vor gekommen. * Part», 9. Februar. (Proceß Zola.) Im weiteren Verlauf der Verhandlung sagte der frühere Justizminister Trarieux auS, er habe sich mit der Angrlegenbeit im Interesse der Gerechtigkeit und der Menschlichkeit befaßt, denn man habe von geheimen Dokumenten gesprochen. WaS die Aehnlichkeit der Handschrift deS vielgenannten Bordereau- betreffe, so theile er di« Ansicht Scheurer'Kestaer'S. AuS der Handschrift deS Bordereau- habe sich die Unschuld Dreis»«' ergebe«. Tra kte vx legt nun ausführlich die Affair«» Picquart und Ester hazy dar; feine Angaben werde» von de« Zuhörern j« «ach der Parteistellung mit lauten Kundgebungen anfgenommen.DieFort setzung der Aussagen Trarieux' wird auf morgen vertagt ond die Sitzung geschlossen. A« de» Eingängen zum Iusttzpalast stebt di« Menge dickt gedrängt. Die Generale Aoisdeffde, Gons« und Mercier werden beim Verlasse« de-Gebäude- mit Hochrufen auf die Arm«, begrüßt. Al- Z ol« herau-- ka«, erschollen uur vereinzelte Rufe. * Pswt», S. Februar. Bor den Auchtpolizeigerichte fand Heu«« di« Verhandlung m der Anklagesacke Reinqch gegen Rochefort statt. Rochefort wurde zu tz Lage« Ge- fäogniß und 1000 KrS. Geldstrafe, sowie ferner dazu ver- urtbeitt, Reckach 2000 Fr«. Entschädigung wegen Derleumduug zu zahl«». * Prütorta, Februar. (Reutermelduug.) Präsident Krüger ist a»f weitere füaf 2-bre z»m Prüsitzot«» der Südafrikanischen Republik gewühlt Word«». Ix /
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