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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.02.1898
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1898-02-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18980210015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1898021001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1898021001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1898
- Monat1898-02
- Tag1898-02-10
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Beerdigung des Herrn Geheimen Raths Professor Dr. Rudolph Leuckart. Lcipzi«, 9. Frbruar. „Unsere Hochschule ist von einem liefen Verluste betroffen worden, Nudolph Leuckart ist von uns genommen, ein Stern, der glanzvoll am Himmel der Wissenschaft strahlte, ist verblichen, ein theurer Freund und Kollege ist aus unserer Mitte geschieden, er, dem ein jedes Herz unter uns in Liebe und Verehrung verbunden war, ein Lehrer vbnezleichen, der mit jugendlicher Begeisterung seine Schüler selbst wieder begeisterte", mit diesen schmerzbewegten Worten begann, alS heute Nachmittag um 3 Uhr die von der Universität Leipzig veranstaltete Trauerseier zu Ehren deS Heimgegangenen Altmeisters der Zoologie, deS ordentlichen Professors der philosophischen Facultät Herrn Geheimen RatheS vn. Rudolph Leuckart, Großkreuz, Comthur rc., in der Johanniskirche unter einer außerordentlich großen Theilnahme von Leidtragenden ihren Anfang nahm, .Herr Professor v. Rictschel seine bewegende Standrede am Sarkophage. In der Thal, die Trauerseier der Universität batte den größten Theil ihres Lehrkörpers, an seiner Spitze der llceton mu»uiticu8 Herr Geheimer Hof rath Professor vn. Wachs muth, darunter fast vollzählig die Mitglieder der philosophischen Facultät mit ihrem Decan Herrn Professor vc. Ostwald, in ernster, wehmüthiger Stunde zusammengeführt. Auch die königliche StaatSregierunz bekundete ihre Theilnahme durch die An wesenheit Sr. Excellenz deS CultuSministerS vi. v. Seydewitz, wie auch die Stadt Leipzig, vertreten durch Herrn Bürgermeister Justizrath I)r. Tröndlin und Mit glieder beider städtischer Collegien, trauernd am Sarg Dessen stand, den sie mit Stolz ihren Ehrenbürger nannte. Bon sernher waren College», Freunde und ehe malige Schüler des Heimgegangenen gekommen, und unsere ulmu wLtei- hatte eine stattliche Trauerparade von studen tischen Corporationen mit sechSunddreißiz umflorten Fahnen gestellt, so daß der von Lorbeer umsäumte Altarplatz, auf dem sich die gewaltige, nach Thorwaldsen modellirte mar morne ChristuSfigur erhebt, ein feierlich-ernstes Gepräge erhielt. Inmitten von Palmen und großen Kränzen, die Liebe und Verehrung dem großen Meister der Wissenschaft ge spendet, erhob sich der Sarkophag im Schimmer der Kerzen. An ihn trat, nachdem ein düster - wehmüthigeS Orgelpräludium vorauSgegangen und daS .,Lenti mortui" von Mendelssohn, welches der Universitätssänger- vercin zu St. Pauli unter Herrwvr. Göhler'S Leitung mit tiefer Innerlichkeit angestimmt, verklungen, Herr Professor IX Rietschel. Der Geistliche beklagte tief den Verlust dieses trefflichen Gelehrten, um den tieferschüttert seine An gehörigen, Wittwe, Töchter, Schwiegersöhne und Enkel trauern. Auch für die Universität ist Rudolph Leuckart zu früh geschieden, er, der das Bibelwort »unser Leben währet siebzig Jahre" schon längst erfüllt habe. Aber über diesem Leben steht ein anderes Leben. Redner leitet hier auf das Buch Hiob, Kapitel 5, über: „Und wirst im Alter zu Grabe kcmmen, wie Garben eingeführt werden zu seiner Zeit". Nudolph Leuckart ist am 7. October 1823 in der alten Universitätsstadl Helmstedt geboren. Schon von früh auf bat der Entschlafene die Liebe zur Wissenschaft gepflegt; früh war er bereits verwaist, doch eine treue Tante nahm ihn in mütterliche Pflege, so daß er sich für seinen zukünftigen Beruf mit innigster Hingabe, mit Ernst und mit Eifer vorbereiten konnte. Sein Oheim lenkte ihn dann in die Bahnen des Studiums, hier bat er seine ganze Kraft auch eingesetzt. Von Göttingen und Gießen kam er vor 29 Jahren nach unserer Hochschule. Von allen Seiten strömten Jünger herbei, um :n seinen Füßen zu sitzen und seinen Rainen hinaus zu tragen. Nicht bloS ein Lehrer war der theure, unvergeßliche Mann, sondern auch ein Freund seiner Schüler, für die er ein warmes Herz hatte. Es ist rührend, wie in diesen Tagen Zeugnisse von nah und fern es aussprechen, wie viel seine Schüler Rudolph Leuckart zu verdanken haben. Gern war er bereit, Opfer zu bringen, in liebender Fürsorge für den Einzelnen. Es war ein wunderbarer Zauber über diese Persönlichkeit gebreitet: daS geistvolle Gesicht, die Lebendigkeit der Rede, die ungeheure Frische, wenn er seine eigne Meinung verfocht, vereinten sich mit einer HerzenSgüte und einer Tiefe deS Gemüthes, die Jedem unmittelbar ansprach. Es war etwas Sonniges über sein Wesen gebreitet. Obwohl der Schnee des Alters auf ihm lag, wehte doch die Frühlingslust aus seinem Herzen. Dieses reiche Herz, dieses liebenswürdige Gemüth, daS sich in diesem Geiste vereinte, wir haben eS schätzen gelernt. Mit Trostwort und Gebet schloß Herr Professor L. Rietsckel seine ergreifende Trauerrede. Nach ihm nahm HerrGeh. Hofrath Prof.vr. Pfeffer zu einem Nachrufe für den lieben College» daS Wort. Er pries diese Leuchte der Wissen schaft,dentrefflichen akademischen Lehrer,zudesseuFüßen Tausende gesessen, ihn, der allen Collegen ein Vorbild der Pflichterfüllung gewesen, der mit gewaltigem Geiste seine Wissenschaft erfaßte, welcher der Wissenschaft selbst neue Wege zeigte, auf denen sie weiter wandeln sollte, er prieS ihn als einen Mann von seltenen Gaben und schilderte dann erschöpfend seine wissenschaftliche Laufbahn, schilderte ihn endlich als einen Lehrer von Gottes Gnaden. Dankbar gedenkt die Universität seiner gewaltigen Arbeit und ruft dem Unver geßlichen den Dank in daS Grab nach. Im Namen der philosophischen Facultät widmete Herr Professor vr. Adolph Mayer dem hochverehrten Freunde und lieben Collegen Worte tiefempfundenen Dankes. Wohl verwelke der irdische Lorbeer, aber der Lorbeer, den sich Rudolph Leuckart selbst um die Stirne gewunden, werde dauernd grünen. Im Namqpder König!. Sächsischen Gesellschaft der Wissen schaften legte Herr Geh. Bergrath ProfessorVr. Zirkel einen Kranz am Sarge deS Meisters nieder. Sein Andenken werde immer fortleben. Auch die Fürstlich JablonowSki'sche Gesellschaft der Wissenlsckaften, deren Präses der Heimgegangene ge wesen, die Universität Gießen (durch Herrn Professor I)r. Sprengel vertreten), die Naturforschende Gesell schaft (durch Herrn vr. K. Simroth) und die Schüler des Entschlafenen ehrten den berühmten akademischen Lehrer in dieser wehmüthigen Scheidestunde gleichfalls durch Nieder legen von Kränzen. Nach Gebet und Segen deS Geistlichen sang des „Paulus" gewaltiger Chor „Wie sie so sanft ruh'n", vann ordnete sich vor der Kirche ein mächtiger Trauercouduct, um die irdische Hülle Rudolf Leuckart'S im Wirbel der Schnee flocken zur ewigen Ruhestatt zu geleiten. —m. Musik. Leipzig, 9. Februar. Am Sonnabend, den 5». Februar ». c., sand von Seiten deS DirectoriumS . des königlichen Conser- vatoriums der Musik in Leipzig ein Festmahl ;u Ehren deS Herrn Professor Friedrich Hermann, anläßlich seines 50jährigen Lehrerjubiläums am königlichen Conservatorium der Musik, sowie zur Feier seines 70. Geburtstages im Hotel zum Palmbaum statt, zu welchem daS Lehrer-Collegium des Institut-, sowie Herr Jnspector Seifert und Herr Expedient Lehmann geladen waren. Bei dieser Gelegenheit über reichte der Vorsitzende im Direktorium, Herr Justizrath vr. Röntsch im Auftrage deS Herrn Oberbürgermeisters vr. Georgi, daS dem Jubilar von Sr. Majestät dem Könige gestiftete Ritterkreuz des Albrecht-OrdenS I. Classe. Achtes Lisztvereins-Concert. Leipzig, 9. Februar. Ob durch das in dieser Woche wieder geübte Verfahren des Lisztvereins- Vorstandes, die Abonnenten seiner Conccrte an zwei sich unmittebar folgenden Tagen in der Alberthalle zu entbieten, dem großen Theile des Zuhörerstammes ein Gefallen erwiesen werde, ist aus familiären, geschäftlichen und sonstigen Gründen seitens des Publikums fraglich, wie es auch zu be zweifeln ist, daß die Mehrheit ohne Weiteres damit ein verstanden sei, wenn in einem solchen Zwillingsconcerte der aus führende Factor derselbe ist, und dann zumal, wenn er in seiner Aeußerungsart sich schon bekannt gemacht hat, wie in dem vor liegenden Falle, wo es sich um ein Auftreten der Meininger Hofcapelle unter der Leitung des Generalmusik directors Herrn Steinbach handelt, die im fünften Conccrte sich hier bereits einführte und nun noch mit der Er ledigung des achten und neunten Abonnementsabends betraut wurde. Doch will dem gegenüber daran erinnert sein, daß die Qualitäten der Gastcapellc hervorragend genug sind, um ein mehrmaliges Auftreten in einer Saison zu rechtfertigen. Ge spielt wurden in dem gestrigen Concerte an Orchesterwerken: Beethoven's Ouvertüre zur „Weihe des Hauses", in deren ersten Tacten leider ein tückischer Kobold bei den Holzbläsern sein Wesen trieb, Brahms' Variattionen über ein Thema von Haydn (Choral St. Antonin), in zartester Abtönung hierauf die Zwischenact- und Balletmusik aus „Rosamunde" von Schubert, dir Faustouvertur« von R. Wagner, ein Concert (Allegro mo-, derato und Allegro) in 6-äur für drei Violinen, Violen, Violoncello und Continua von S. Bach, ausgeführt vom ge- sammten Streichorchester, und das Andante aus der Serenade op. 7 für zwei Flöten, Oboen, Clarinetten, Fagotte, Contrafagott und vier Hörner von R. Strauß, in welch letzterem sich der Bläscrchor durch intime rhythmische Geschlossenheit und vor nehme Tongebung ebenso rühmlich bethätigen konnte wie der Streichkörper in den Bach'schen Sätzen, die er mit technischer Klarheit, peinlichster Einmüthigkeit in der Phrasirung und in wirksamer, aber stets stilgerechter dynamischer Gegensätzlichkeit vortrug. Dergleichen Werke sind am besten geeignet, die Fühlung, das gegenseitige Einvernehmen der einzelnen Glieder unter einander zu fördern, und durch ihre Cultivirung wird eine Straffheit der Disciplin, wie sie an der Meininger Hofcapelle in erster Linie zu bewundern ist, leichter erreicht, als durch irgend ein anderes Mittel. Was sonst noch die hervorstechenden Vorzüge der Corporation ausmacht, wurde gelegentlich des glänzend ver laufenen Debüts vor einigen Monaten eingehend gewürdigt, braucht also nicht abermals klar gelegt zu werden, wie es auch nicht nothwendig ist, die Dirigenten-Jndividualität des Herrn Steinbach wieder ausführlich zu charakterisiren. Nur daran sei erinnert, daß er als sogeannter objektiver Inter pret sich nicht über, sondern neben den Componisten stellt und Hand in Hand mit diesem, nicht auf eigene Faust und auf die Gefahr hin, einem Werke Gewalt anzuthun, es unternimmt, ein getreuer Mentor zu sein; ihm gelten alle Vorschriften des Autors als Norm, und so weit sich diese überhaupt verwirklichen lassen, weiß er ihnen im Verein mit dem jedem seiner Winke augenblick lich folgenden Orchester unter steter Berücksichtigung aller auf ein leichtes Erfassen der thematischen und motivischen Gliederung abzielenden Regeln nachzukommen; wo es mangels näherer An gaben lediglich dem Dirigenten überlassen ist, die Deutung zu übernehmen, wahrt er dem Bilde des Componisten die durch Tradition festgestrllten Contouren, ohne dabei Andere zu copiren oder sein Ich gänzlich in den Hintergrund zu stellen.. Auf diese Weise wurde denn auch gestern jedem einzelnen Werke ein einheitlicher Eindruck gesichert und die Beziehung lichtvoll hervorgehoben, in welcher es zu der historischen Grundlage des Programms stand. Solistisch traten die Herren I. Manigold, der schon im ersten Concerte glücklich sich einfiihrte, und Herr K. Piening auf, der zwei Sätze aus einem Haydn'schen Violoncellconcerte mit zwar nicht sehr voluminösem Tone, aber sorglich gebildeter Fertigkeit und mit Geschmack spielte, während der erstgenannte Herr im ersten Satze deS 6-äur-Flötenconcertes von Mozart (Nr. 1) wieder noblen Vortrag mit perlender Technik vereinigte; groß ist sein Ton aller dings auch nicht. Beide wurden gleich Herrn Steinbach durch Beifall und Hervorrufe geehrt. C. Ung laub. II. Winterconcert des Lehrergesangvereins. Der L. L.-G.-V. veranstaltet anläßlich seines 22.Stiftungsfestes Sonnabend, den 12. Februar, in der Alberthalle des Krystall- palastes unter Leitung seines Dirigenten, des Herrn Kapell meisters Hans Sitt, ein Concert, in dem die bestens em pfohlene Concertsängerin, Frau Schott-Mohr aus Mainz, und der hierorts bekannte und geschätzte Concertsängcr, Herr Hermann Tausche, solistisch Mitwirken werden. Das Concert wird eingeleitet durch ein in streng kirchlichem Stile componirtes Xvs Lluriu von I. Rheinberger, dem zwei Sätze (Sanctus und Leuecklctus) aus der 1. Messe für Männerchor von R. Volkmann folgen. Unter den übrigen a cappeUa- Männerchören verdient „ein schön teutsch reiterlied" (in einem newen thon) von H. Rietsch besondere Beachtung. Der charakter feste, echt deutsche (mittelhochdeutsche) Text und die kräftige, schneidige, alterthümlich-eigenartige Musik machen den Chor, der in Wien mit endlosem Beifall ausgenommen wurde, zu einer interessanten Neuheit. Den Beschluß des Conurtes bildet die weltliche Cantate „Fingal" von dem Hamburger Tonsetzer Arnold Krug. In sieben Scenen, deren Stoff der Dichter Th. Souchay dem dritten Gesänge von Ossian's „Fingal" entnommen hat, schildert uns der Komponist: Fingal's Brautfahrt, Agandecca's Sehnen und Verlangen, den festlichen Empfang in Schottland, die Jagd am frühen Morgen, Starno's Verrath, den Untergang Lochlin's und Fingal'S Heimfahrt. Die überaus innigen Solo gesänge und Duette, in denen die beiden Hauptpersonen ihr Hoffen und Lieben, aber auch ihre Wehmuth und ihren Schmerz kundgeben, und die trotz äußerer Schlichtheit kraft- und schwung vollen Chöre lassen einen künstlerisch reinen Gesammteindruck erwarten. Wir unterlassen nicht, Freunde des Männergcsanges auf dieses neue Chorwerk, das anerkennende Aufmerksamkeit ver dient, und auf das bevorstehende Concert hinzuweisen. * Philharmonische Concerte. In Waldemar Lütschg, dem jugendlichen Pianisten, der im achten phil harmonischen Concert, am 16. Februar, zum ersten Male in Leipzig auftreten wird, ist ein neuer Stern am Pianisten himmel aufgegangen. Sowohl die Berliner als auch die Münchner jbritik äußert sich in ungewöhnlich enthusiastischer Weise. Einige Stimmen seien hier erwähnt. In der „Nordd. A. Z." bemerkt E. Fiege u. A.: „ES war uns bei den ersten Klängen zweifellos, daß hier wieder ein AuSerwählter uns gegenüber stand." Der „B.-C." schreibt: „Herr Lütschg ist ohne Zweifel eine wirk liche C l a v i e r n a t u r; um das festzustellcn, würde schon der brausende, aber auch hinreißende Vortrag von LiSzt'S spanischer Rhapsodie genügt haben." In den „Reuest. Nachr." liest man u. A.: „Nach den heutigen Leistungen darf man Lütschg eine große Zukunft Voraussagen." „Allgem. Musik-Zeit." (Leßmann): „Großes Interesse erweckte der Pianist Herr Waldemar Lütschg, welcher in der Singakademie concertirte. Außer Gabrilowitsch hat sich in diesem Winter kaum einer ver jüngen, erstmalig hier austretenden Clavierkünstler so vor züglich eingesührl wie dieser fast noch jugendliche Tastenheld. Ich gebrauche diese Bezeichnung absichtlich und möchte sie im besten Sinne verstanden wissen. Unverwüstliche Kraft, unerschütterliche rhythmische Sicherheit, ur wüchsiges musikalisches Empfinden und an keiner Schwierigkeit scheiterndes technisches Können, das sind die Hauptfactoren, welche Herrn Lütschg's Spiel charakterisiren. Er fühlt sich ganz Wohl in der in Wahrheit „spielend leichten" Ueberwindung der vertracktesten Schwierigketten, wie sie in Bachs v clur-Präludium und Fuge und LiSzt'S klmpsoclic cspaguole (beide Werke in der Bearbeitung von Busoni) aufgestapelt sind. Dabei er scheint dieses Bewältigen schwierigster technischer Probleme stets als Mittel zum Zweck; niemals artet eS zu äußerlich-protziger Seiltänzerei auS. Die naive Sorglosigkeit und ich möchte sagen die bescheidene Selbst verständlichkeit, mit welcher der junge Künstler die Tasten meistert, berührt ungemein sympathisch; die fröhliche Gesundheit, die auS seinem Spiele strahlt, hat etwas Herzerquickendes. Wenn erst das Leben sein Inneres gestaltet und gefestigt haben wird, dürfte Herr Lütschg sich den Tüchtigsten in der jüngeren Pianisten generation anreihen. Mir ist nicht bange: der macht seinen Weg!" Leipzig, 9. Februar. Winter-Concert des Arivn. Im Concertsaale deS städtischen Kaufhauses gab gestern der Akademische Gesangverein Arion sein Winterconcert unter Leitung deS Herrnvr.PaulKlengel und unter Mitwirkung der Damen Fräulein Cäcilie Kloppenburg aus Frank furts. M. und Fräulein Emma Pi lat auS New Jork, so wie der Capelle des 8. königl. sächs. Infanterie-Regiments „Prinz Georg" Nr. 107. DaS Concert, daS zahlreich besucht war — namentlich zeigten sich die Damen stark vertreten — begann mit der interessanten akademischen Festouverture von Brahms, deS Meisters Dank für die Breslauer Doktorwürde; das Wert, das bekanntlich eine Reihe studentischer Lieder in fesselnder Weise behandelt, erfuhr unter der Direction des Herrn vr. Klengel eine sehr gute, fein ausgearbeitete Wiedergabe und sand demgemäß wieder eine äußerst freund liche Aufnahme. ES folgte darauf, ebenfalls von Brahms, „Rhapsodie" (Fragment auS Goethe s „Harzreise im Winter") für Altsolo, Männerchor und Orchester. Die Hauptrolle hierin fällt der Altistin zu, deren erstes Solo eine ziemlich schwierige Aufgabe bildet und die sich dem später sich betbeiligenden Chore gegenüber stimmlich zu behaupten hat. Frl. Kloppenburg, deren auSgiebigeS und charaktervolles Organ gerade in der Mittellage und den höheren Tönen kräftig und klangreich erscheint, wurde ihrer Aufgabe in schöner Weise gerecht, so daß daS Werk, indem der Chor ebenfalls erfolgreich eingriff, einen bedeutenden Eindruck hinterließ. Als einziges Instru mental-Solo folgte sodann das Concert für Violine (Vmoll) von Bruch, vorgetragen von Fräul. Emma Pilat; die junge Künstlerin, eine begabte Schülerin des hiesigen königl. Conservatoriums, speciell des Herrn CapellmeisterS Hans Sitt, verfügt über eine sehr wohlgebildete, zuverlässige Technik; der Ton ist voll und modulationsfähig, der Strich von kraftvoller Energie, und der Vortrag zeugt überall von musikalischem Em pfinden. So war denn der der Leistung reich gespendete Beifall ein wohlverdienter und eS konnte ein vorübergehender Gedächtniß- fehler im letzten Satze nicht zu schwer inS Gewicht fallen. Frl. Kloppenburg trat als Liedersängerin mit im Ganzen acht Liedern auf; sie hatte gewählt: „Die junge Nonne" von Schubert, „Schwesterlein" von BrahmS, „Wiegenlied" von Harthan, „Zur Drossel sprach der Fink" von d'Albert, weiterhin „LiebeStreu" von BrahmS, „Allerseelen" von R. Strauß, „Ach, wer das doch könnte" von Berger und „Niemand hat's geseh'n" von Löwe; durch anhaltenden Applaus und Hervorrufe veranlaßt, spendete die Künstlerin noch daS BrahmS'sche „Guten Abend, mein Schatz". Von den Liedern gelangen Fräulein Kloppenburg die allermeisten sehr gut; wir möchten eigentlich nur eins davon auSnehmen, daS gerade für daS Stimmmaterial der Sängerin besonders geeignet erschien: „Die junge Nonne"; es fehlte hier an tieferem Aus druck. Daß die Stimme eine Biegsamkeit besitzt, die oft den tiefen Organen fehlt, bewies Frl. Klopp en bürg, indem sie daS in einigen Liedern vorkommende Figurenwerk in leichtester Weise zur Ausführung brachte. Herr vr. Klengel begleitete mit bekanntem Feinsinn die Künstlerin auf einem der poesievollen und klangschönen Flügel von Julius Blüthner. Die Ariooen selbst betheiligten sich mit im Ganzen zehn Gesängen, von denen: „Der schönste Becher" und „Die versunkene Stadt" von Ottomar Neubner, sowie der auS sechs Chören bestehende CykluS: „AuS allen Zonen" von Arnold Krug zum ersten Male gesungen wurden. „Scbön Rohtraut" von Veit unv das frische „Rheinweinlied" von Rich. Müller vervollständigten die oben genannte Zahl. Von den Neubner'schen Liedern erschien unS daS zweite: „Die versunkene Stadt" bedeutender; außerdem wurde e- ganz vortrefflich gesungen. Die Krug'schen Compositionen hinterließen ebenfalls einen sehr guten Eindruck, wenn auch nicht gerade den besonderer Ur sprünglichkeit. DaS uiÜ8ouv gesungene „Mein Vaterland", da- am meisten eigenartige: „Der Bärenjäger", daS Marsch rhythmische: „Die Wacht an der Donau", sowie der kräftigt, abschließende „MorgenbymnuS" hatten vollen Erfclg. Tie Begleitung seitens deS Orchesters war durchaus löblich. Tie prächtigen Leistungen der Arioncn wurden überall mit reichstem Beifall ausgenommen. G. Schle in iillc r. f- Plaucn, 8. Februar. Für das gestrige siebente Concert des Rich. Wagner-BereinS hatte man die hiesige Concert- sängerin Fräulein Marie Hunger, sowie die Chemnitzer Quaricn- Bereinigung: Concertmeister Hugo Hamann, Emil Ciro le, A. Berger und Bruno Mann, sämmtlich Mitglieder der Pohle'schen Capelle, gewonnen. Fräulein Hunger, welche über ein. » vorzüglich geschulten, volltönigen Mezzosopran verfügt, brachte, v i Herrn Cantor Riedel musterhaft begleitet, sowohl die von ihr zi ..i Bortrage gewählte Arie „pur ckocczti" ron Lorti, als auch U.- Lieder: „Frühlingsglaube" von Schubert, „LicbeSsrühling" von Um lauft, „Wie ist doch die Crde so schön" von Hartmann, „Altdeutsl. r Liebesreim" von Bohm und „Niemand hal'S gesehen" ron Lome zu vollster Geltung und erntete reichen, wohlverdienten Bestall snr ihre schönen Gaben. Nicht minder bedeutend waren die Erfolge, welche die vier Chemnitzer Künstler init der durchweg gediegen» Wiedergabe der Quartette: Ockur von Beethoven, Emoll von Rauchenrcker und kcknr von Dvorak erzielten. Ans der warmen Ausnahme, welche die genannten Herren sande», liest sich deutlich erkennen, daß das Streichquartett für Plauen zum Bedürfnis; ge worden ist und dessen regelmäßige Wiederkehr mit Freuden begrübt werden dürfte. - Aus Anlaß der Ausschreitung, welche sich, wie kürzlich be richtet, der Hofopernsänger Abel in Mannheim zu Schulden komm,» ließ, hat der dortige Journalisten- und Echriststellcrverein in seiner letzten Generalversammlung folgenden Beschluß gefaßt: „Hosopei - sänger Ludwig Abel ist aus Verdruß über eine ihm ungünstige Recension in die Wohnung eines hiesigen Redacteurs eingedrungen und hat daselbst, während dieser krank lag, dessen Gattin wörtlich und thätlich beleidigt. Es erscheint uns unmöglich, dieses Gebühren in parlamentarischen Ausdrücken gebührend <zu brandmarken. W o beschränken uns deshalb daraus, unseren tiefsten Abscheu Sariibec auszusprrchen und zugleich die Ueberzeugung zu betonen, daß die Selbstachtung jedes Journalisten verbietet, die Leistungen L-o- Opernsäugers Abel fernerhin zu reccnsiren." Das Ehren-Diplom derLächsssch-Lhüriuqischku Industrie- und Gewerbe-Äusstellung. Leipzig, 9. Februar. Das von der hiesigen Knnslansta.t Meisenbach, Riffarth L Co. ausgesnhrte, von unserem ein heimischen Kunstmaler H. Neuber entworfene Ehren-Diplom, welches für die durch Preise ausgezeichneten Aussteller bestimmt ist, ist jetzt zur Ausgabe gelangt und bietet in seiner vollendeten künstlerischen Gestaltung auss Neue ein schönes Zeichen für dw Trefflichkeit der Maßnahmen unseres AussteUungs-Comitc-s. Der untere, für den Text bestimmte Theil zeigt zur Linken das Sächsische Staats-- und das Leipziger Stadt-Wappen, neben welchem Rojengewinde nach unten führen, wo als Schlnßvignette die c,rvßc Jndustrie-Halle sichtbar ist. Den oberen Theil nimmt eine figiii liche Composition von ebenso schöner Liniensührung, wie wirksam, c Gestaltungsweise ein, die in treffendster Darstellung den Zweck dießc Auszeichnung versinnbildlicht. Auf einem stufenförmigen Borbon sicht ein geflügelter Genius, der in den hocherhobenen Hände» den Lorbeer hält, den er der Industrie, der Kunst uno dem Handwerk darreicht. Zn seinen Füßen sitzt Merkur, der Vertreter des Handels, aus seinen Stab gestützt und aufmerksam zu den Vertretern der verschiedenen Berufszweige hinübersehenc; von dem Hintergründe, der »von leichten Wolken durchzogen ist, lösen die Figuren sich kräftig los. Der auf der linken Seite nach auswärts steigende Fries wird oben von Lorbeerzweigen unter brochen. Mit dem als Heliogravüre ausgeführten Blatt bietet die Firma Meisenbach, Riffarth L Co. eine technisch und künstlerisch höchst vollendete Leistung dar. Ernst Kiesling. Kunst und Wissenschaft. Theater. Carlot Gottfrid Neuling s neuer Schwank „Anno Dazumal", dessen Erstausführung ain Freitag im tönig!. Schauspielhaus zu Berlin stattfindet, erscheint am Tage nach dec Ausführung im Theaterverlag Eduard Bloch als Buch. — Der ehemalige Hofburgtheaterdirector vr. Burckhard ist in Berlin ein getroffen, nm den Proben zu seinem Stück „'s Katherl", das im „Berliner Theater" am Sonnabend zum ersten Male gegeben wird, beizuwohnen. * Zur Erinnerung au Professor vr. Julius Fürst. Am 9. d. M. waren es 25 Jahr, daß Hierselbst der namhaste Orientalist und Bibelforscher Professor vr. Julius Fürst starb. Aus Zerkoio an der äußersten Grenze Les deutschen Reiches stammend, wo er am 12. Mai 1805 geboren wurde, kam er frühzeitig »ach Berlin, wo er das Gymnasium zum Grauen Kloster besuchte. Er stndirte dann in Berlin, Halle und Leipzig und gehörte den übrigen Theil seines arbeitreichen Lebens unserer Stadt, beziehungsweise deren Universität an. Schon seine ersten philologischen Werke „Lehrgebäude" und „Perlen schnüre" erregten die Anerkennung der gelehrten Kreise, vor Allem eine Wilhelm von Humboldt. Sein Riesenwerk „Eoneorclautiao lidrorum saerorum Vcteris l'estamenti", seine Zeitschrift „Ter Orient", welche viele Jahre der literarische Mittelpunct aller Leistungen ans dem Gebiete der Bibelkunde und der orientalischen Sprachen war, seine bedeutsamen Wörterbücher der hebräischen Sprache, seine geist reiche „Geschichte der biblischen Literatur" und seine Arbeiten über die chaldäischen und aramäischen Idiome gehöre» zu dem Besten, was aus diesem Gebiete der Wissenschaft geleistet worden ist. Trotz seiner tiefen Gelehrsamkeit und seines fruchtbringenden, fleißige» Schaffens war Fürst eine anspruchslos-liebenswürdige Natur und ein Mann, der mit geradezu idealer Begeisterung nur an Wissenschaft- licher Arbeit seine Freude sand. * Wien» 8. Februar. Der Asrikasorschcr Consnl vr. Oskar Baumann, der bekanntlich seit Monaten an einen, hartnäckigen Uebel litt und sich schließlich im allgemeinen Krankenhause einer Operation unterziehen mußte, ist erfreulicherweise bereits wieder der gestellt. Auch das Wechselfieber ist vollständig gewichen, so das; vr. Baumann das Spital in den nächsten Tagen verlassen wird, um sich in Triest wieder nach Zanzibar einzuschiffen. * Wien, 8. Februar. Zwischen der Stadtvertretnng und der Künstlergenossenschast ist ein Zerwürfnis; entständen. In der Gemeinderathssitzung wurde beschlossen, der Genossenjchau der bildenden Künstler Wiens für die Jubiläumsausstellung eine:, Jubiläumspreis der Stadt Wien im Betrage von 4000 Kronen zu bewilligen. Der Berichterstatter des Statt rathes, Vr. Wähner, hatte den Antrag gestellt, daß die Gewäb- rung des Jubiläumspreijes an die Bedingang geknüpft werte, daß über die Zuerkennung des Preises rin vom Bürgermeister zu bildeudes Comitö zu entscheiden habe. Ter Berichterstatter begründete diese Claujel mit dem Gutachten des Magistrale- und deS Bibliothekdirectors, die beide der Ansicht gewesen seien, daß bei Verleihung des Preises die erwähnte Bedingung gestellt werde. Die Maßregel sei nicht schlecht, La dadurch dem bestehenden Cliquewesen gesteuert werde. Es komme vor, daß schon von vornherein festgesetzt sei, welcher Künstler den Preis erhalten soll. Bürgermeister vr. Lueger erwiderte auf die Aus sührungen des Berichterstatters, er müsse die ihm Angewiesene Alst- gabe ablehnen; er beantragte sodann, es möge heute überhaupt beschlossen werden, daß ein solcher Preis gewidmet werde, die nähere» Bestimmungen über die Art der Verleihung mögen später gefaßt werden. In diesem Sinne wurde beschlossen, den ersten Theil des stadträthlichea Antrages auf Verleihung des JubilüumSpreises an- ttntrÄe Vevliäle VauedLer 81r 8. Unser LusvorkrmI äLUsrt uur uovd kvrio Lvtt. vskl-sns L vo. 47
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