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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.03.1898
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1898-03-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18980301016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1898030101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1898030101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1898
- Monat1898-03
- Tag1898-03-01
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Bk MwB«»U>Sg^« «scheint um '/,7 Uh«. HP «eubchluS^b« Mcheuw^ »»5 Uh«. Nrkrtl«! «d LnetzMs«: SstoxsOOß« s. Die Expedition ist Wochentag« »n unterbrach« »Ssfuet von früh 8 bi« Ab«d» 7 Uh«. FM,le>: Vit» Kleww'S Eorttue. tAkfretz -stz»X LniversitätSstraße S (Paulin««), «.»t» «sch». AnchDchMMtz^ ltä, puw- euch KSu^Splech 7. Morgen-Ausgabe. Mp)Mr. Tageblatt Anzeiger. Amtsblatt -es L-nigliche« Lan-- und Ämtsgerichtes Leipzig, -es Nathes nn- Nolizei-Ämtes -er Ltadt Leipzig. 1V7. S-S-—ES Dienstag den 1. März 1898. AazeigeN'PeeiD die -gespaltene Petitzelle X) Pf-. Reklamen unter dem RedactionSstrich (4ga- spalten) bO>-, vor den Famtliennachrichken (6gespalten) 40^. Größere Schriften laut unserem Preis vrrzeichnib. Tebellarischrr und ZisfernsaG nach höherem Tarif. Extra-Veilagen (gefalzt), nur mit der Morgen »Ausgabe, ohne Poslbeförderung SO.—, mit Postbeförderung 70.—. Annahmeschluß fie Anzeigen: Ab end »Ausgabe: Vormittag« 10 Uhr. Morgen»Ausgabe: Nachmittag- «Uhr. Lei den Filialen und Annahmestellen je ein« halbe Stund« früh««. Anzeige« sind stet« an die Expedition zu richten. Druck und Verlag von L. Polz in Leipzig. 92. Jahrgang. Vie Aussichten -er Flotteuvorlage. Li Die Flottenvorlage ist noch nicht unter Dach, aber mau ist wohl keinem unberechtigten SanguiniSmuS verfallen, wen» man da« Heu zur Einfuhr bereit und kaum mehr von verderblichen Regengüssen bedroht auf dem Felde liegen steht. Herr Richter und Herr Bebel haben alle Hoffnung verloren und da beide gvt unterrichtet find, will e» wohl nicht mehr viel besagen, wenn die .Germania" findet, die Verständigung sei noch nicht herbeigeführt, der Weg zu ihr sei nur erst gebahnt. Die Wendung „näitus all paeaw" ist den Klerikalen zu geläufig und gefällt ihnen zu gut, al« daß ste sie nicht auch hier gebrauchen sollten. Wer die Sonn abend-Verhandlung der Budgetcommisstou liest und sich die Abänderungsanträge de- Herrn vr. Lieber ansiebt, wird zwar das Halde Gewähre« und halbe Versagen des Centrums- Mitgliedes Müller-Fulda nicht unbeachtet taffen aber doch zu dem Schluffe gelangen: die Sache wird. vr. Lieber hat mit den erheuchelten verfassungsrechtlichen Bedenken gegen die Bindung deS Reichstage» so gründlich aufgeräumt, daß selbst Herr Richter sein« juristische Reputation nicht ander» retten zu könnt« glaubte, al» indem er leugnete, die Vorlage jemals als gesetzwidrig bezeichnet zu haben, und damit ein paar Dutzend Leitartikel seiner .Freisinnigen Heilung" prei-gad. E» war aber auch nicht mehr möglich, an jenen „Sopbistenkunststücken" festzuhaltea, nachdem durch einen verfaffungSgeschichtlichen E^kurS nachgewiesen worden war, daß da» Recht und die Pflicht, Bewilligungen aus mehr al» ein Jahr zu fordern und zuzugestehen, gerade mit Rücksicht auf die Marine in der Verfassung statuirt worden war und zwar auf Befürwortung eine- Klerikalen wie Mallinck rodt und eine» peinlichen Rechtsformalisten wie LaSkrr. Da, so folgerte Herr Lieber, «ine Schmälerung de» Budgrtrecht« nicht vorliegt und ein Laie nicht bestreiten kann, daß die Arra der Versuche abgeschlossen ist, so kann der Schaffung eine- FlottenorganiSmuS nicht mehr entargengetreten werden. Die Notbwendigkeit einer Schlachtflotte zum Schutze der deutschen Küste erkannte aber auch der Abgeordnete Müller-Fulda, der seinerseits noch hinzufügte, e» sei nach Lage der Dinar „nicht rationell", mit der Fertig stellung zu zvgeru. Blieb noch die Bindung der Re gierungen al« Correlat der Bindung de» Reichstag«. Dies« Bindung ist in der Begründung der Marinevorlage an erkannt. vr. Lieber — übrigens auch die Naiiouallibrraleu und die Conservativen — wünschten sie in da» Gesetz aufzunebmen. Nachdem Lieber, ohne jedoch bereit» formulirte Anträge unterbreitet zu haben, dargeleat, waS der Reichstag will, gab StaatSsecretair Tirpitz seine Erklärung, die sich kurz in die zwei Puncie fassen läßt: 1) die Regierungen können kein Trtelchen von dem Zweck der Vorlage prei-grben; 2) sie können aber einer Fassung zustimmen, die, ohne den Zweck zu gefährden, dem Reichstage genehmer ist als der RrgrerungSeutwurf. Da» ist die Erklärung, von der die .Germania" sagt, sie sei „erst ein« allgemein gehaltene", sie bekund« aber den ernsten Willen zu einer Verständigung in der Form, nachdem der Reichstag in der Sache Entgegenkommen gezeigt. Wir unsererseits be zweifeln keinen Augenblick, daß der Reichskanzler, als er, natürlich im Einvernehmen mit den Regierungen, Herrn Tirpitzzu seiner Erklärung ermächtigt, die später ertherlten Vorschläge Lieber'» gekannt hat. Diese Ansicht wird auch dadurch nicht erschüttert, daß in der späteren, die finan zielle Seite der Anaelegendeit betreffenden Erörterung der ReichSschatzsecretair v. L bielemann bemerkte, er könne zu dem wichtigsten, eigentlich einzigen erheblichen AenderungSvorschlage noch keine Stellung nehmen. Diese Aendrrung besteht in der Hinzufügung eine» .Kosten" überschriebene» Abschnittes IV. veS Gesetze», welcher lautet: § 7. Dir bl« zum Jahre 1904 einschließlich zur Ausführung diese« Gesetze» anzusorderadra Mittel müssen »nr bi« »um Grsammtbetrag, von 47« Million»» Mark an ein maligen Ao«gaben und 28 Million«» Mark Steigerung gegen da- Rechnungsjahr 1897 a» fortdauernde» Ausgaben bereit gestellt werden. Soweit sich da« Gesetz mit vorstehenden Mitteln bi« -nm Ablaufe de« Rechnungsjahre« 1904 nicht durchführen läßt, ist di» A»«führung V1» Uber tz<» Jutzr LEE4 -inan- ,u verschiebe». E» wird also die Regierung gehindert, vor Ablauf der siebe» Jahre mit Forderungen für die in, Gesetze be- willigten Bauten selbst in dem Falle zu kommen, daß sie mit den 474 Millionen Mark nicht auSreicht. Außer dieser „Limitirung" ist von einiger Erheblichkeit noch eia Antrag über die Ersatzbauten. Der Regierungs entwurf bestimmt, daß — nach Ablauf de« „SeptennatS" — dergestalt Mittel bereit ru stellen sind, daß Panzer- Kanonenboote nach 30 Jahren, Linienschiffe und Küstenpanzrr- schiffe uach 25 Jahren, große Kreuzer nach 20 Jahren, kleine Kreuzer nach 15 Jabren ersetzt werden können, vr. Lieber erkannte ausdrücklich an, daß diese Fristen sehr lang be messen find, sein Antrag will aber doch nicht die ganze Er- Neuerung-Verpflichtung für den Reichstag. Er setzt vielmehr fest, daß'die erwähnten Fristen „in der Regel" einzubalten sind. Mit der Regel aber ist e- dem Antrag ernst, denn e» heißt darin: „Abweichungen von dieser Regel bedürfe» der Zustimmung de« Bunde» rathe« und de« Reichstage«." Mit anderen Worten: Zur Nichteinhaltung der Fristen bedarf e» eine- ActeS, der thatsächlich ein Gesetzgebungsakt ist. Dieser Antrag wird deshalb so wenig gegründete Be denke» begegnen wie die Limitirung. Da» ist e» also, wa» Herr Lieber verlangt — al» Refe rent natürlich. Da» Gros de» EentrumS wird zustimmen, und wenn die Regierung sich einverstanden erklärt, so mag die „Germania" ihr kindliche» Vergnügen fortsetzen und die Verständigung al« eine — Niederlage der „CouflictStactik" der Nationalliberalen auSposaunen. Die Nationallideralen wollten bekanntlich nicht den Eonflict, sondern die dann sehr aussichtsreiche Reichstagsauflösung für den Fall, daß da» Centrum nicht so that, wie r» nun zu thun entschlossen scheint. Der Himmel bescheere unserer Partei in aller Zukunft lauter solche Niederlagen, namentlich wenn ste noch dadurch versüßt werden, daß sich, wie »ach der am Sonnabend abgegebene« Er klärung des Abg. v. JazdzewSki feststeht, die Polen nicht an ihrer Seite befinden. Wir gönnen Hrn. Richter die Freude, sie neben derGocialdemokratie,densüddeutschenBolk«parteilern, den Welfen und vielleicht den Elsässern anfübren zu dürfe«. Er mag beabsichtigen, bei der Finanz frage einzusetzen, obwohl er ru seiner Zeitung meint, die Erörterung der DeckungSsrage in der Budgrlcouuuission sei nur eine Tonne, die inan der öffent liche» Meinung al» Spielzeug hinwerfe. Die öffentliche Meinung wird aber de» ohnehi» politisch an den Bettelstab gebrachten Herrn Richter nicht „berauben" wolle». Wenn er die« Spielzeug nicht aufgreift, so hat er in den nächste» Wochen gar keine Beschäftigung. Freilich ist auch der Gegenstand für ihn „beiß Eisen", namentlich nachdem Bebel einen Antrag auf Einführung einer progressive» Reichseinkommen steuer (für Einkommen von 6000 und mehr) angekündigt hat, nicht ohne, weil schon Alle- futsch war, ein gewisses Interesse der Arbeiterklasse an einer genügenden Mariae anerkannt zu haben. Di« Freisinnigen, die gegen die Miquelsche Steuerreform gestimmt babeu, wollen von einer solchen Steuer nicht» wissen. Insofern ist Herrn Richter beizutreten, daß Lieber seine Bemerkung, die leistungsfäbigen Kreise würden nun wobl ibrrm FlottenenthusiaSmu» klingenden Aus druck geben, lediglich zu dekorativen Zwecken angebracht hat. Da» Flottengesetz erfordert keine neuen Steuern. Sollte diese Voraussetzung aber getäuscht werde», so wäre doch der Weg einer ReichSemkommeusteuer nicht gangbar. Leider nicht, wie wir hinzufügen. In den siebziger und achtziger Jahren ist der Gedanke einer direkten Reichssteuer von nationalliberaler Seite vielfach veatilirt worden und zwar weniger au- fi-kalischeo, sondern au- nationalen Gesichtspunkten. Man hatte erkannt, daß ein« ReichSeinkommensteuer gerecht und darum dem ReichSgedanken förderlich sei. Aber die Einzel regierungen betrachten di« Frage al» eine solche ihrer Hoheit-rechte und deshalb für sie nicht discutirbar. Abg. vr. Lieber, dem die» nicht unbekannt ist, hat deshalb mit gutem Grunde bemerkt, ein Antrag auf Einführung einer ReichSeinkommensteuer könnte da» Flottengesetz gefährden. Doch bat er sich Vorbehalten, noch eine Sicherung gegen „finanzielle Ueberraschungen" in die Vorlage zu dringen. Maa muß adwarte», wie das gemeint ist. Deutsches Reich. em. Werda«, 28. Februar. Die vereinigten Ver trauensmänner der konservativen, nationalliberalen und nationalsocialen Partei, sowie de» Bundes der Landwirthe im 18. sächsischen ReichStagSwahlkreise (Werdau-Crim mitschau) haben in einer gestern birr stattgebabten Ver sammlung Herrn Commerzienrath Wiede in Bockwa al- gemeinsamen Candidaten der Ordnung-Parteien für die bevorstehende ReichStagSwahl ausgestellt. U Berlin, 28. Februar. Bor einiger Zeit machten wir auf die Tbatsache aufmerksam, daß bis Ende 1896 von den Arbeitgebern für die Unfallversicherung eine Summe von 492 Millionen Mark aufgebracht sei. Im Jahre 1897 sind nach dem neuesten Berichte deS Reichs-VersicherungSamte- für Unfallentschädigungen 64 Millionen gezahlt. Rechnet man die übrigen Kosten, unter denen sich für 1897 übrigens zum ersten Male Zuschläge für den Reservefonds nicht befinden, nur mit etwa l4Millionen,womitalsodieBerwaltungö-,Schiedsgericht--, Unfall-Untersuchung-- u. s. w. Ausgaben zu bestreiten gewesen wären, so kommt man zu einer GesammtauSgabe für 1897 von etwa 78 Millionen Mark. Die Arbeitgeber würden also bi» zum Ende des letztverflossenen Jahre» nicht weniger al» 570 Millionen Mark für die Unfall-Versiche rung aufgebracht haben. Ueber die Beträge, welche die deutschen Arbeitgeber bisher für die JnvaliditätS- und Altersversicherung gezahlt haben, lassen sich ähnliche genaue Zahlen nicht ermitteln, indessen kann man auch sie annähernd berechnen. Nach dem schon erwähnten neuesten Bericht des Reichs - VerstcherunaSamtes sind vom Jahre 1891, an dessen Beginn da« JnvaliditätS- und AlterS- Versicheru'ngSgesetz in Kraft trat, bis Ende 1897 von den Versicherungsanstalten 625,4 Millionen Mark an Beiträgen vereinnahmt. Von den Beiträgen zahlten die Arbeitgeber mindesten« die Hälfte, also mindestens 3 l2 Millionen. Bedenkt man, daß noch von dem nunmehr auch bereits im Laufe der Jabre einen recht beträchtlichen Posten repräsentirenden Reichszuschuß ein großer Theil auf die Arbeitgeber entfällt, so wird man die GesamnttauSgaben der Arbeitgeber für die Invalidität»- und Altersversicherung mit 350 Millionen Mark nicht zu hoch schätzen. Für beide ArbeiterversicherungSzweige Vätern demnach die deutschen Arbeitgeber bis Eude 1897 mehr al» 900 Millionen Mark aufgebracht. * Berit«, 28. Februar. Eine interessante Urberstcbt über daS Fortbildungsschulwesen in den einzelnen deutschen Staaten giebt der zweite Band des Handbuchs deS deutschen FortbildungSschulwesen» von O-kar Pache (Wittenberg, Herrosb). AuS den in dem Buche enthaltenen Tabellen geht hervor, daß von den deutschen Staaten außer Bayern und Preußen, für die keine Zahlen mitgetheilt werden, das Königreich Sachsen die größteZahl von Fortbildungsschülern hat, nämlich 107 376. Tann folgt Württemberg mit 104 128, Baben mit 60 816, Hessen mit 35 716, Sachsen-Weimar mit 7398, Sachsen-Meiningen mit 4902, Hamburg mit 4881, Sachsen-Coburg-Golha mit 4843, Mecklenburg-Schwerin mit 4136, Braunschweig mit 2826 und Bremen mit 2122 Schülern. Die Zahl der Schulen ist in Württemberg am höchsten (4420). Dann folgen Sachsen (2170), Baden (1901), Hessen (1016). Sachsen-Weimar (478) und Sachsen-Meiningen (322). Be rechnet man die Zahl der FortbilvuugSschüler nach der Ein wohnerzahl, so ergiebt sich, daß die Fortbildungsschüler in Württemberg 5 Procent, in Baven und Hessen 3,5 Procent, in Sachsen 2,8 Procent, in Sachsen-Weimar, Sachsen- Eoburg-Gotha und Waldeck 2,2 Procent, in Sachsen- Meiningen 2,l Procent und in Schwarzburg-SonderS- Hausen 2 Procent der Bevölkerung ausmachen. Die Zahl der Schulen ist in den Staaten, in Venen die Fortbildungsschulpflicht auch auf da- platte Land ausgedehnt ist, verdältnißmäßig am höchsten. So kommt in Waldeck schon auf 462 Einwohner eine Fortbildungsschule, in Württem berg auf 471, in Sachsen-Weimar auf 709, in Sachsen- Meiningen auf 726, in Schwarzburg-SonderSbausen auf 774, in Baden auf 907, in Hessen auf 1023, in Sachsen-Coburg- Gotha auf 1325, im Königreich Sachsen auf 1743 Ein wohner. Die kaufmännischen Fortbildungsschulen haben im Königreich Sachsen 4871 Schüler. DaS weibliche Fort- bildunSschulwesen ist nur in Württemberg, wo 54000 Schülerinnen gezählt wurden, ebenso stark entwickelt wie die Schulen für das männliche Geschlecht. Auch Baden zählt 23500 Fortbildungsschülerinnen. In allen übrigen Staaten ist für die Fortbildung der Mädchen wenig geschehen. Selbst im Königreich Sachsen existiren nur 25 Schulen mit 4041 Schü lerinnen. Die beiden größten Staaten Deutschland», Bayern und Preußen, die in den Tabellen deS BucheS nicht berück sichtigt sind, stehen mit ihrem FortbildungSschulwesen keines wegs an der Spitze. In Bayern besteht seit alterSber die Feiertagsschulpflicht. In den Feiertagsschulen saßen 1892/93 304 227 Schüler und Schülerinnen. Dagegen zählten die ge werblichen Fortbildungsschulen deS Lande« nur 31 321 und die landwirthschaftlichrn Schulen 9022 Schüler. Preußen hat zur Zeit inSgesammt rund 150 000 Fortbildungöschüler, eine Zahl, mit der der Grvßstaat sich nicht um den Preis bewerben kann. Die Zahl der Jünglinge im Alter von 14 bis 18 Jahren betragt in Preußen etwa 1 200 000 und die der Mädchen von 14 bis 16 Jahren 600 000. Dem gegenüber nimmt sich, darin muß man dem „Berl. Tagebl." beipflichten, die Zahl der FortbildungSschüler noch recht winzig aus. V. Berlin, 28. Februar. (Telegramm.) Der Kaiser hörte beute Morgen von 9 Uhr ab die Vorträge deS Chefs deS CivilcabinetS und die Marinevorträge. Heute Abend um 11 Uhr gedenkt er nach Oldenburg und Wilhelmshaven abzurcisen. (-) Berlin, 28. Februar. Die „Straßburger Post" ver öffentlicht ein Telegramm, welches der Kaiser am 5. Januar nach der Vereinbarung mit China an den Reichs kanzler Fürsten zn Hohenlohe richtete, in dem heißt: „Ob schon Ich wohl weiß, daß äußere Freude nicht im Stande ist, geschehenes innere« Leid zu heben, bin Ich von innigster Freude erfüllt, daß Gottes Gnade nach einem so furchtbaren Schlage, der Dich traf, Dir einen solch' herrlichen Er folg beschiedrn hat. DaS ist ein schöner Loh» für rastlose und kluge Arbeit, ein« Hobe Befriedigung nach über standenen Sorgen. Meinen kaiserlichen Dank und herzlichste Glückwünsche wollest Du freundlich aunehmen. G Berlin, 28. Februar. (Telegramm.) Bei dem Reichskanzler findet heute ein kleine» parlamentarische» Diner statt. D Berlin, 28. Februar. (Telstgramm.) Der Deutsche Reichsforst-Berctn wird vom Reichsamte des Innern auf- gesorbert, aus seiner Mitte Sachverständige für künftige Berathungen über forstliche Interessen berührende Angelegen heiten namhaft zu machen. (-) Verltn, 28. Februar. (Telegramm.) Bei der Eröffnung derheutigenSitzungdeSAbgeortznetenhauseSerklärteMinisterial- direcror F leck, Minister Tbielen sei an einer schweren Nieren- steinkolik erkrankt und müßte da» Bett hüten. Der Minister bedauere die« selbst am meisten, da er den Tag herbrigesehnt habe, um dem Hause und dem Lande Rede zu stehen auf die mannigfachen Fragen de» Eisenbahnwesen«, die da» Land in der letzten Zeit mehr als sonst bewegt hätten. Der Präsident vertagte die Sitzung alSdann bis 1 Uhr. (Wiederholt.) — Die demokratijchr „Franks. Ztg.", die vor dem Verdacht, agra risch zn sein, unzweifelhaft sicher ist, sagt in einem Artikel über die San Jo jS-Schildlaus, dir deutsche Regierung hab« sehr wohl daran gethan, sich nicht auf SchildlauS-Atteste «inzu- 1 affen: „Die hätten uns vor der Schildlauspest nicht geschützt. Thranseise ist wirksamer al» Atteste. Aber das Einfuhrverbot ist noch besser alS Thranseise." — Gegen den stuck, pkll. Dahlke, den Schriftführer des „Socialwissenfchastlichen StudentenveretaS", ist, wie der „Reichsdote" meldet, vom Universitätsgrricht wegen seiner in der lehren öffentlichen Studenten-Bersaiumluug nach einem Referat des Reichetagsab^rordneten Bebel gehaltenen Rede die Unter/ juchung eingeleitet worden. FsuiHst-n. Um die Lr-e. Reifebrief« vo» Paul Ltudeuberg. R»ch»aiS »erröte». XIX. BangkokWasser. — Siamesische» Theater. — Chinesische Wetten. — Ein Besuch de» Ge- fängnisse». — EinPrtnzalSJupizminlster. — Da» Opfer Frankreich». — „Er leidet für Siam." Langkok, 10. Januar. Roch interessanter wie auf dem Land« wirkt Baa-tok zu Wasser, schwimmt doch »in beträchtlicher Theil der Stadt auf de» Wellen det Menam, und kaum zu niedrig dürft« eit ge schätzt fein, wenn man »nnimmt, daß weit über hunderttausend der Einwohner ihr Lwen wie ihr Hab und Gut dem feuchte» Element »»vertraut habe». Di« flüssige Hauptpratze bildet de, Mena«, der hi« wohl zwei mal so breit wie di« Elbe in Druide» ist, von ihm gehen nach beiden Setten zahllose Wasserstraßen, Canäle, ab, ürite und schmal«, belebte und unbelebt«, mdloil lang« und »ur kun «»»gedehnt«, rin« richtig« Stadt nicht in, soumr» «ns dem Wasser Den« dies« uaaqählteii Häuser u»d Häultch«, welch« dt< U ferset ten de» Flusse» und der Caaäl« ei»»«hm«a, find auf au» Holzpämmen oder BambuSgeflecht bestehenden Flößen, resp. auch in «ad auf richtigen Fahmrugea erbaut, ste find fest verankert «ad gchea mit Fluth und Ebbe «f «ad nieder, können aber na- türüch aach jede» Augenblick eine» anderen Platz einnehmen, WNU» dk» der Besitzer wüirscht; patzt ihm fetae Nachbarschaft nicht, zieht er weiter stromauf oder stromab, macht er an der eine» Stelle keine guten Besamst«, so lichtet er den Anker und legt ihn an einem anderen Platz fest, — höchst einfach und praktisch! Die Häu»ch«n find au« Hol- oder auch nur au» Strohgeflecht erbaut, sie weisrn fast immer nach dem Wasser zu eine Art Veranda auf, die, bei den Läden, ungefüllt ist mit den mannig fachsten Waarea-Vorräthen. Alle», wa» man auf dem Lande kauft, erhält man auch hier, da ist ein Gla»waaren-Geschäst, dort aie-t» Colonialwaarrn, da werden Etrohhütr und Matten ver kauft, dauch» Brod «ad Gemüse, dann Hau»geriith und Hand- vrrkSsachea, nicht» fehlt, selbst Sroßkaufhändler, natürlich Chi nesen, habeq sich auf dem Wasser mit ihren schwimmenden Speichern niedergelassen und ihre vermögen sollen oft nach vielt» Hunderttausmden von Mark zählen. Ater auch der „fliegende Handel" ist reichlich vertreten. Ueberall schietze» kleinere und größer« Boote entlang, mit Früchten, Thomvaarru, Leckereien, Spielsachen, Fischen, Loco»- küssen, Geflügel »c. beladen, di« Verkäufer rufen laut ihre Sachen au», und rin Wink von einem der Hau»boot« au» genügt, daß der betreffende Händlrr blitzschnell mit seinem Kahn vorauf hin- schtrtzt und an der Veranda anlegt. Oft auch findet der Handel von Kahn zu Kahn statt, denn dir Siamesinnen fahren mit ihren schwankenden Rutzschalm auf den Mar», der an einzelnen Stellen abgehalten wird; dann kribbeln «ad wibbeln Hundert« von Booten durcheinander and «» ist ei« emsiger und lustiger Ge schäftsbetrieb; daß nur selten Unalvck»fällr Vorkommen, ist am meisten erstaunlich; »au frühester Jugend auf sind eben Knaben »nd Mädchen mit der Führung der winzigen, »ft nur Mei und drei Meter langen und kaum ein«, Meter schmalen, unten ganz flach gabmettn Boote vertraut, und dreijährig« Bube« sah ich lustig unchargondrl«, «»»«achtet da» regen verkchr» auf dem Hier geht'» von früh bi» spät lebhaft zu: größere Fracht dampfer laufen von Hongkong, Java, Sumatra, Singapore ein, ein weißleuchtende» siamesisches Kriegsschiff geht zu einer Hebung in See, unter grellem Pfeifen flitzen winzige Dampfboote dahin, schwerfällige Waffer-Omnibuffe vermitteln den Verkehr von einem User zum andern, vollbeladene Reisboote schwimmen den Strom herunter, eine grrllbemalte chinesische Dschunke kommt vom Meer herauf, und mit lärmender Lamtam-Mufik und dem Abbrennen von Feuerwerk feiert die Bemannung die glückliche Ankunft, Fischer werfen ihre Netze au», Briefträger in kleinen rothen Kähnen legen hier und dort an, die Postsachen abliefernd oder di« an den schwimmenden Häutchen angebrachten Briefkästen leerend, und dort rudert flink ein Polizeiboot daher mit gelb gekleideten Matrosen, deren einer zwei Häftlinge an der Fessel hält. Jede hier auf dem Strom verbrachte Minute bringt ein andere» und neue» Bild, und wie herrlich daneben ist da», welche» die festen Ufer vor un» entrollen, mit den von Gärten umgebenen Palai» der Prinzen, den weiten Tempelanlagcn mit ihren hoch in die Lüfte ragenden Pagoden, deren Mosaiken blitzen und flimmern, den ausgedehnten Faktoreien der ruro- päischen Firmen, endlich mit der Palaststadt, deren Kuppeln und Thürme, wenn der Sonnenball im Sinken begriffen ist, wie au» flüssigem Erz gebildet erscheinen. Um diese Stunde ist'» auch besonder» idyllisch in den kleineren Canälen, in welchen man häufig unter einem dichten grünen Dach, von Palmen, Bananen, Bambusen, Flamboyant-Väumen gebildet, dayingleitet; hier lugt au» dem dichten Grün ein chi nesische» Tempelchen hervor, da der weiße Slockenthurm eine» halb zerfallenen fiamestschen Wat», dort erhobt sich auf dem Wasser da» mit schönen Schnitzereien versehene Holzern« Hau» einer wohlhabenden Familie, und in unmittelbarer Nachbarschaft hat ein chinesischer Zuckerbäcker seinen schaukelnden Backofen er- richtet und formt mit den Händen «inen Kuchen aach dem andern. Jetzt ist auch die allgemeine Badestunde gekommen, üby, plätschert's und raschelt'» im Wasser. Alt und Jung, Arm/uni, Reich steigt in die Fluthen hinab, unvermuthet tauchen neben unserem Boot Arme, Hände, Köpfe auf, und fröhlich und -über- müthig geht'» oft genug zu, in größter Harmlosigkeit, die nirgends durch irgendwelche Ausschreitungen gestört wird. Auch hie^r kann man so recht daS sympathische, nie etwas Rauhe» oder Verletzende? an sich habende Wesen de» siamesischen Volke» beobachten. Wa» giebt'S sonst noch in Bangkok zu schauen? O, s- Vielr». Gegenwärtig spielen sogar zwei Theater, da wir nehmenden Mond haben, und nur in dieser Zeit theatrali Aufführungen stattfinden dürfen. Bet unserem Besuch Theater» sind wir an die Anfangszeit nicht gebunden, man siebt ja doch nicht» von dem Text, und dann ist e» auck unseren Begriffen Heller Unsinn, der da vorgeführt wird, dauern die Vorstellungen von acht Uhr Abends hi» z» drei Uhr Morgen». Wir betreten «inen großen, so Raum, in der Mitte von sechs Gäulen gestutzt, an t an der flachen Decke, elektrische -euchtkörper angeb Auf einem nur drei Fuß hohen Podium, da» mit Wa bedeckt ist, reicht die Bühne in Viereckform weit i hinein, von elektrischen Flämmchen erhellt. Um d herum liegen di« Zuschauer, während Andere a> und rückwärts befindlichen Bänken sitzen oder kg: dieser Bänke gehen die Logen um den Saal, jrd« ein Zimmer mit hübschem Meublement darstellend, fehlt nicht und wird bei großer Hitze in Beweg Hintergrund der Bühne bildet »in Waldprvspi befranzten Fenstern, unten, auf dem Podft Couliffen, einen Meter hoch, Feldsteine, Pslr stellend. An der linken Seit« der Lühnenwapd die Logen, befindet sich aus einem Lufknn
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