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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.03.1898
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1898-03-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18980302018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1898030201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1898030201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1898
- Monat1898-03
- Tag1898-03-02
- Monat1898-03
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vez«g-*Prei- I» der Hauptexpeditiou oder d« tm Stadt» bezirk und den Vororten errichteten Aut- üobrslellrn obgebolt: viert«ljührltch^l»ckiO, vei zweimaliger täglicher Zustellung in« Hau« ä.üO. Durch di« Post brzogen für Deutschlaod und Oesterreich: vkrtellährlich H.—. Direkte täglich« Kveu-baudsendung in» Ausland: monatlich ^l 7.S0. Dir Morgen-Au-gab« erscheint um '/.? Uhr, di: Abend-Ausgabe Wochentag« um b Utzr^ Redariion «u- ErveLitis«: Johanne»,affe 8. Die Expedition ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi» Abend» 7 Uhr, Filialen: Otto klemm'» Lorti«. (Alfrek Hahn), Universitütsstraße 3 (Paulinum), LontS Lösche, Aatdarinenstr. 14, Part, und König»platz 7. Morgen-Ausgabe. MMer Tageblatt Anzeiger. Amtsökatt -es Königlicher» Land- und Amtsgerichtes Leipzig. -es Mathes und Molizei-Amtes -er Lta-t Leipzig. die 6 gespaltene Petitzeile LV Pf-. Reklamen unter dem Redaction-ftrich (4ge- spalten) LO^, vor deu Familiennachrichrru (6 gespalten) 40^. Gröbere Schriften laut unserem Preis verzeichniß. Tabellarischer und Ztffernsatz nach höherem Tarif. Extra-Beilage« (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderuug -L 60.—, mit Postbesörderuug 70.—. - — Ännahmeschluß für' Anzeigen: Abend-Ausgabe: Vormittag» 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Rachinittag» »Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeige»» sind stet» an die Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. lvs. Mittwoch den 2. März 1898. 92. Jahrgang. Der Gedanke einer chinesisch-japanischen Allianz. L2 Die Nachrichten aus Ostasten lauten für China wieder weniger erfreulich. Daß die Russen sich in Port Arthur dauernd festsetzen wollten und nicht blos für den Winter, hatte man in politischen Kreisen wohl von vornherein angenommen, aber der Augenblick, in dem dies zur feststehenden Thatsache wird, ist doch für China nicht erfreulich, dazu kommt, daß die Russen besondere Vollmachten für di« russischen der chinesischen Armee zugetheilten Militairbeamten fordern; dazu kommt weiterhin, daß Frankreich daran geht, sein Gebiet an der chinesischen Grenze zu erweitern. Kein Wunder, daß man darüber in China beunruhigt ist, kein Wunder, daß man es in den» benachbarten Japan, dem das Eingreifen der europäischen Mächte in die chinesischen An gelegenheiten schon längst fatal ist, nicht minder ist. Ja, bei ihrer größeren Rührigkeit denken die Japaner, obwohl es sich ja nicht unmittelbar um sie handelt, eher an einen Gegencoup, als die Chinesen. Mit einem Worte, man denkt in Japan stärker als je an eine chinesisch-japanisch« Allianz. Als uns vor drei Jahren, zur Zeit der deutsch-französisch-russischen Entente in dem chinesisch-japanischen Streite, eine großer japanischer Würdenträger davon sprach, daß in Japan der Gedanke einer solchen Allianz viele Anhänger hab«, glaubten wir, wie wir offen gestehen, darin wohl nur eine Drohung gegenüber der Entente der drei europäischen Mächte sehen zu sollen. Daß aber die Worte des japanischen Diplomaten einen ernsthaften Hinter grund hatten, zeigt sich daran, daß eine sehr hochstehende ja panische Persönlichkeit, der Präsident des japanischen Oberhauses Prinz Konoye, in einer der angesehensten japanischen Zeitschriften in einem längeren Artikel einer chinesisch-japanischen Allianz das Wort redet. Bei der hohen Stellung des Ver fassers ist es begreiflich, daß dieser Artikel in Japan außer ordentliche Beachtung findet, und es ist deshalb auch wohl nicht unangebracht, den Gcdankengang des Artikels kurz wiederzugeben. Der prinzliche Verfasser geht davon aus, daß eine Allianz zwischen den bei'^n Staaten erforderlich sei, um dem An griff derwestlichen, d. h. der europäischen Nationen und ihrem wachsenden Einflüsse in Ostasien gegenüberzutreten. Nach seiner Auffassung wird sich der Kampf der Zukunft in jener» Gegenden zwischen der weißen und der gelben Rasse abspielen, und nicht nur etlva ein Kampf rivalisirender europäischer Mächte sein. Wohl könnten zeit weilige diplomatische Erwägungen zu Kombinationen führen, die Chinesen und Japaner ihren gemeinsamen Ursprung ver gessen lassen könnten, aber das seien bloße Zwischenfälle, die von dem großen Streite zwischen der weißen und der gelben Rasse losgelöst seien; in diesem großen Streite aber müßten sich Chi nesen und Japaner auf derselben Seite befinden, die europäischen Nationen sehen die gelben Rassen nicht etwa mit denselben Augen an, wie sie dir wilden Völker Afrikas oder anderer Theile der Erde ansähen; ihre Verachtung gegen di« gelbe Rasse sei mit Furcht gemischt. Der Prinz wendet sich scharf gegen die Japaner, ins besondere gegen sein« in China lebenden Landsleute, die, dem Beispiele der Europäer folgend, den Chinesen zu verachten vor geben. Nichts wäre thörichter, als wenn die Japaner über einen eventuellen Untergang Chinas jubeln wollten, denn das Schicksal Chinas hänge mit dem Japans zusammen, deshalb sollten die Japaner das Gefühl der Freundschaft gegen ihre Nachbarn pflegen, ihnen helfen, sie bei jedem Fortschritte an Kraft und Civi- lisation ermuthigen. Insbesondere sollten sie bei den Chinesen das Gefühl der Eifersucht und des Mißtrauens gegen Japan beseitigen. Der Prinz glaubt wnnehmen zu dürfen, daß sich in der letzten Zeit schon eine Aenderung der Haltung Chinas gegenüber Japan vollzogen habe. Zwar s«i die Regierung in Peking noch immer so unwissend und arrogant wie früher und halte sich von Reformen so fern, wie nur je zuvor, trotz ihrer Niederlagen in ihrer gegenwärtigen schwierigen Situation, aber jenseits der Wälle von Peking wachse unter den Chinesen von Einfluß und Intelligenz die Fähigkeit, die wahre Lage des Landes und die Absichten der europäischen Regierungen zu wür digen, und diese Kreis« erkennten mit Mißbehagen die Schwäche der chinesischen Regierung. Zu der hierzu gehörigen Classe der Cinesen rechnet der Prinz besonders den Vicekönig Chang- Chi-tung, und er bemerkt, daß diese Auffassung sich be sonders bei den in der Umgebung von Shanghai lebenden Chinesen geltend mache. Prinz Konoye verlangt, daß die Leiter der japanischen Politik China besuchen, um sich an Ort und Stelle mit dem Stande der Dinge vertraut zu machen, sich mit ein flußreichen Chinesen in Verbindung zu setzen und die politischen Ansichten mit ihnen auszutauschen. Bemerkt sei noch, daß auch eine andere japanische Zeitschrift, der „Konkunnin", denselben Gegenstand behandelt, und ebenso verlangt, daß Japan gegen China die Politik Preußens gegen Oesterreich nach dem Jahre 1866 befolgen solle, daß es die Wunden zu heilen suchen und zwischen den beiden Ländern eine politische und kommerzielle Allianz herzustellen suchen solle. Vom japanischen Standpuncte aus sind diese Auffassungen keineswegs unberechtigt. Es ist nur stark zu bezweifeln, daß die Wünsche des Prinzen Konoye sich werden realisiren lassen. Diejenigen Chinesen, die auf dem von ihm angegebenen Stand puncte stehen, sind denn doch wohl nur eine verschwindende Minderheit, und die Macht in China ist einstweilen noch in den Händen derer — und sie wird es wohl auf absehbare Zeit auch bleiben — die Japan mißtrauen. Zudem wird es wohl auch in Japan nicht an Politikern fehlen, die nicht den Wunsch haben, China bei Fortschritten in der Kraft und in der Civilisation zu unterstützen, sondern die daran denken, daß ein mächtiges China mit seiner zehnfach so großen Bevölkerung wie der Japans, gar leicht die Rolle des Schützlings mit der des Herrn zu vertauschen geneigt sein würde. Immerhin aber ist es wohl zu beachten, daß eine derartige Strömung in Japan besteht, und daß hoch- gestellte und einflußreiche Männer ihr angehören. Die Deckung der Kosten der Ilottenverstarkung. U Di« Erklärung, welche der Staatssccretair des Reichs schatzamtes, Frhr. v. Thielmann, bei der Berathung des Gesetzentwurfes, betreffend die deutsche Flotte, in der Sitzung der Budgetcommission des Reichstages am 26. Februar d. I. abgab, hatte folgenden Wortlaut: „Die Frage nach der Deckung der aus dem Entwurf sich ergebenden Mehrausgaben ist in zwiefacher Richtung zu prüfen. Vom volkswirthschaftlichen Standpunct lautet sie: Ist Deutschland reich genug, in den folgenden sieben Jahren so hohe Ausgaben zu leisten? Hierüber glaube ich mich nicht ver breiten zu sollen: ich darf vielmehr auf die unter Nr. 107 der Reichstags-Drucksachen vorliegenden statistischen Notizen Bezug nehmen, nach denen unsere bisherigen Ausgaben für die Kriegs flotte hinter denjenigen aller anderen europäischen Großstaaten mit Ausnahme von Oesterreich und hinter denen der Vereinigten Staatm zurückstehen und weder mit der Entwickelung unseres SeehandelS und der Handelsflotte noch mit dem Wachsthum der Kriegsmarinen der anderen Staaten Schritt gehalten haben, endlich die Belastung der deutschen Bevölkerung durch öffentliche Abgaben, insbesondere für Zwecke der Landesvertheidigung, im Vergleiche mit der Steuerlast in anderen Staaten gering ist. Vom finanziellen Standpunct stellt sich die Frage dahin: „Wird die Reichscasse in den nächsten sieben Jahren stets genug Bestand haben, um die Mehrausgaben zu decken?" Ich stehe nicht an, auch diese Frage zub« jah« n, und gehe von den Zahlen des laufenden Rechnungsjahres 1897 aus. Nachdem wir schon im Rechnungsjahre 1896 auf Kredite 50 Millionen ab geschrieben haben neben Ueberweifungen an die Bundesstaaten, die um 15 Millionen die Matricularbeiträge überstiegen, wird im laufenden Rechnungsjahr (1897) die Schuldentilgung rund 40 Millionen und das Mehc an Ueberweifungen über die Ma tricularbeiträge hinaus über 12 bis 13 Millionen betragen. Für das nächste Rechnungsjahr (1898) bestehen gleich günstige Aus sichten. In dieser Beziehung ist bemerkenswerth, daß die im Entwurf des Etats veranschlagten Einnahmen an Zöllen und Steuern von rund 762 Millionen auf rund 775, also um 13 Millionen höher hätten veranschlagt werden müssen, sofern dabei der Abschluß für Januar 1898 hätte berücksichtigt werden können. Wenn mehrfach der Besorgniß Ausdruck gegeben worden ist, es sei der Gipfel der Uebrrschüss« bereits erreicht und mit einer absteigenden Richtung der Einnahmen an Zöllen und Steuern zu rechnen, so ist ein Absteigen bis jetzt jedenfalls nicht merkbar, nach meiner Ueberzeugung auch schwerlich zu befürchten. In der gefunden Entwickelung der Reichsfinanzen werden sich vielmehr erhöhte Einnahmen ergeben sowohl aus der stetigen Vermehrung der Bevölkerung wie auch aus dem nachweislichen Aufsteigen ihres Wohlstandes und ihrer Steuerkraft, das beispielsweise aus den wachsenden Erträgnissen der Zuckersteuer erhellt. Kann hiernach angenommen werden, daß mindestens die Ergebnisse des laufenden Rechnungsjahres sich in den nächsten sieben Jahren fortsetzen werden, so ist für die Mehrausgaben des Gesetzentwurfs die Deckung bereits in den Erträgen dec seit herigen Einnahmequellen vorhanden. Die fortdauernden Ausgaben werden in jedem Jahre dieser Periode gegen das Vorjahr um 4 Millionen steigen, so daß sie im letzten Jahre (1904) 28 Millionen mehr betragen als in 1897, während die einmaligen Ausgaben sich innerhalb der Periode auf insgesammt 63 Millionen mehr belaufen werden als unter Zugrundelegung des Jahresbedarfs für 1897. Für die ersten drei Jahre wird sich der gesummte Mehr bedarf, wenn man den Durchschnitt der einmaligen Mehr ausgaben mit 9 Millionen in Ansatz bringt, auf 13, 17 und 21 Millionen — nach dem Plane Seite 23 der Begründung zum Gesetzentwurf auf 4Z, 14,1 und 27,2 Millionen — stellen. Diese Beträge finden nach den mitg«theilten Ziffern in den Einnahmen, auf die >wir bei normaler Entwickelung der Ver hältnisse z.wevsichtl/h rechnen dürfen, zweifellos Deckung auch neben den Kosten frir die Reserve an Feldartilleriematerial, die bekanntlich nach dem Etatsentwurf für 1898, so weit sie auf dieses Rechnungsjahr entfallen, auf ordentliche Mittel genommen werden sollen. In den letzten vier Jahren wird sich wegen der stetigen Steigerung der fortdauernden Ausgaben gegen das Vorjahr der Durchschnitts Mehrbedarf gegen 1897 auf 25, 29 u. s. w. Millionen, nach dem Plane a. a. O. auf 30,9, 33, 33,1 und 32,2 Millionen belaufen. Dem Mehrbedarf steht indessen der Fortfall von Ausgaben mit insgesammt 46 Z Millionen gegen über, die nach dem Etatsentwurf für 1898 die ordentlichen Mittel belasten für Bedürfnisse, welche mit Ablauf des Rechnungsjahres 1900 befriedigt sein werden. Der genannte Betrag setzt sich zusammen aus 42 Millionen für die Reserve an Feldartillerie- material, 1 Million zur Beschaffung einer Naturalienreserve, 3H Millionen zur Vermehrung der Betriebsmittel der Reichs eisenbahnen, Summa 46 H Millionen. Allerdings wird auch der Bedarf auf anderen Gebieten, ins besondere für die Zwecke der Alters- und Jnvaliditätsversicherung, stügen. Die Mehrkosten der Marinevorlage erschöpfen ab«r nicht die aus dem Fortfall der 46 Z Millionen sich ergebenden Er sparnisse. Bei dieser Sachlage erscheint ihre Deckung aus dem zwiefachen Gesichtspunkte der mit dem normalen Wachsthum der Bevölkerung und ihrer Steuerkraft schritthaltenden Vermehrung der Reichseinnahmen, sowie des Fortfalls von Ausgaben für gegenwärtige Bedürfnisse gesichert, ohne daß mit der Erschließung neuer Einnahmequellen zu rechnen wäre. Dasselbe gilt im Großen und Ganzen für die Zeit nach 1904, die im Sinne der Vorlage als Aeternat mit siebenjähriger Ein leitung durch die Aorperiode bezeichnet werden kann. Ziffer mäßig« Angaben lassen sich so weit hinaus nicht machen. Die Abänderungsvorschläge der Herren Refe renten sind, so weit ich zur Zeit übersehe, vom Standpunct der Reichsfinanzverwaltung nicht zu beanstanden. Betreffs der etatsrechtlich«n Garantien ist auf Klarheit und Einheitlichkeit der Fassung Werth zu legen." Deutsches Reich. * Leipzig, I. März. Die Redaction der „Deutschen Tageszeitung" hat eS nicht für zweckmäßig erachtet, unserer Aufforderung nachzukommen und das Jrrthümliche eines von dem Blatte gegen das „Leipziger Tageblatt" ge richteten Vorwurfs aufruklären. Dagegen schickt uns Herr Dr. Oertel noch ein Schreiben folgenden Inhalts: Hochverehrte Redaction l In dem Leitartikel Ihrer Nummer vom Sonntag, den 20. Februar, hatten Sie geschrieben: „Die „Deutsche Tageszeitung" Hal noch am 7. December v. I. die conscrvative Partei als unter der Führung von Partei mitgliedern stehend geschildert, die mitlelstandSfeiudlich seien und Antisemiten wie Conservative für die Bekämpfung manchesterlichrr und rommunistlscher Candidaten unschädlich zu machen trachteten." In Ihrer Abendnummer vom 24. Februar schreiben Sie nun: „Am 4. December desselben Monats und Jahre» hat die „Deutsche Tageszeitung" Conservative als Gegner der mitttelstandssreund- lichen konservativen Politik und, wie wir ergänzen, al» Gegner des konservativen Parteiprogramms denuncirt." Wir übergehen vorläufig den gewaltigen Unterschied, der zwischen dem, was w r am 7. December gesagt haben sollten, und dem, was wir am 4. December geschrieben haben sollten, obwaltet. SS liegt ja auf der Hand, Laß es etwas ganz anderes ist, wenn man einzelne Parteigenossen einer gewissen Sache beschuldigt, als wenn man die Partei als unter der Führung solcher stehend schildert. Wir haben aber auch ain 4. December das uns in den Mund Gelegte absolut nicht gesagt, sondern nur wörtlich uns folgendermaßen geäußert: „Die Gegner einer mittclstandsfreundlichen konservativen Politik bemühen sich andauernd, die zwischen den Conservativen und der deutschsocialen Reformpartei vorhandene gegenseitige Mißstimmung zu schüren und zu vertiefen. Man hofft, auf diese Weise für die nächsten Reichstagswahlen dir Kräfte jener beiden Parteien zu einem guten Theile gegeneinander zu engagieren und somit für die Be kämpfung manchesterlicher und mammonistischer Candidaturen un» möglich zu machen." Die Vermuthung, daß diese Au-lassungen gegen die„Conserv. Correspondenz ' gerichtete seien, ist unzutreffend. Sie waren veranlaßt worden durch eine Aeußerung der „Bolk-ztg.", die doch als konservativ nicht gelten kann. Wir wiederholen, daß eS un» niemals eingefallen ist, conservative Führer al» Gegner der mtttel- staiidssreundlichen conservativen Politik zu bezeichnen. Da es im beiderseitigen Interesse ist, daß Mißverständnisse beseitigt werden, glauben wir, keine Fehlbitte zu thun, wenn wir Sie ersuchen, auch von dieser Richtigstellung Ihren Lesern Kenntniß zu geben. Mit vorzüglicher Hochachtung ergebenst Di« Leitung der „Deutschen Tageszeitung", vr. Georg Oertel. Dazu haben wir zu bemerken: 1) E» ist nicht wahr, daß sich die „Deutsche Tztg." am 4. December „nur" so geäußert, wie Herr vr. Oertel im Vorstehenden anführt. 2) Es ist grotesk, uns den Glauben zuzumuthen, daß mit jenen Aeußerunqen die „Volkszeitung" gemeint war. In dem sehr langen Artikel der „D. T.", dessen Beröffent- lichung, wie wir schon früher bemerkt, einem gegen dieses Blatt von der „Cons. Corr." gerichteten scharfen Angriffe auf dem Fuße folgte, ist nicht von der „Volksztg.", überhaupt nicht von einem demokratischen, wohl aber von conserva tiven Organen die Rede und zwar — da- citiren wir auS dem Gedächtniß — von „minder intelligent geleiteten" FeiriH-tstt. Um die Erde. Meisrbriefe von Paul Lindenberg. NachdluS «erboten. Großes Bankett und Fest im königlichen Garten. — Märchenzauber. — Begegnung mit dem König und was er von Deutsch! and sagt. — JnderFe st Halle. — Fe st zu a. — Im Garten. — Liebenswürdige Ueberraschungen. — Zwei weitere Fest«. Bangkok, 11. Januar. „Die Prinzen, Edelleut« und hohen Beamten geben sich di« Ehre, Herrn So und So zu dem zu Ehren Ihrer Majestät de» Königs und der Königin stattfindenden Bankett einzuladen" — so lautete die in englischer Sprache goldgedruckte Einladung zu dem Fest, welches kürzlich Abends in dem königlichen Garten statt fand, Und welches in zwei Theile zerfiel, in jenes Bankett, zu welchem etwa siebenhundert, und in ein sich anschließendes Garten- Fest, zu dem weit über tausend Einladungen ergangen waren. Das Ganze war, wie gesagt, veranstaltet von den Prinzen, Edelleuten, den Ministern Und den Chefs der einzelnen Der- waltungszweige, jeder der Herren hatte bei dem Diner eine be stimmte Anzahl von Gästen zu verpflegen und auch für die Unter haltungen bei der folgenden „Garden Party" Sorge zu tragen. Auf sechs Uhr Abends waren die Einladungen zum Bankett ergangen; um diese Stunde ist'» hier schon dunkel und di« Hitze des Tage» ist im Weichen begriffen. Wiederum stand Man wi« gebannt, als man den sich nahe der Palaststadt ausdehnenden (an anderen Tagen Jedem zugänglichen) königlichen Garten be trat und als Man dann die stets stockenden Schritt« langsam weitersetzte, es war abermals wie in einem Märchen! Unzählige Tausende von bunten Lampions zogen sich zu unseren Häuptern dahin, in kunstvoll verschlungenen Bogen, st« umranken da hoch strebende Palmen und umsponnen dicht« Bambusbüsche, hier säumten sie schmale Pfade ein, dort wanden sie sich zwischen duftenden Blumenbeeten dahin, auf kleinen Teichen schwammen große erleuchtete Lotosblumen und aus F«lsengrotten blinkten un» glühend farbige Lichtchen entgegen, dann wieder schritt man durch Triumphthore, deren leichte Holzgerüste unter der Fülle der Lämpchen verschwanden, oder ruhte aus auf marmornen Bänken, die nur durch matte weiße Ballons erleuchtet waren, als ob sich hier die Augen ein wenig ausruhrn sollten von all' dem flimmernden Glanz. Ueberall waren zierliche Pavillons aus prächtigen Stoffen er richtet, in denen es Wein, Limonade, Bier, Thre, Kaffee, Cigarren, Kuchen u. s. w. gab, überall ertönte von verborgenen Stellen her Musik und Gesang, alle Wege waren belebt von den geladenen siamesischen Gästm in ihren schon geschilderten goldstrohcnden Uniförmen und auch von vielen siamesischen Damen in ihren kleidsamen allerliebsten Trachten, die den niedlichen Wuchs hervor treten lassen und Gelegenheit zur Anwendung der verschieden- artigsi«n seidenen und brokatNen Stoffe bieten. Diese kleinen, oft sehr hübschen Siamesinnen, welch« mit ihren elegant be schuhten Füßchen wie verschüchterte Bögelchen umhertrippeln, waren wohl am meisten erstaunt Uber all' das Herrliche um sie herum, durften si« doch zum ersten Mal in ihrem Leben öffent lich an einem derartigen Fest« theilnehmen, wie es übrigens in solcher Ausdehnung und Schönheit Bangkok kaum zuvor gesehen. In der Mitte des Gartens war für das Bankett eine Riesen halle errichtet, nur aus roth-weißen Stoffen gebildet, die Pfosten mit kolossalen Pcrlmenwedeln umkleidet, und zwischen diesen Säulen hochgeraffte roth-weiße Vorhänge die Verbindungen her stellend, von der weißen Deckt unzählige Lampen herabhängend mit duftigen roth-weißen Schleiern, auf den etwa fünfzig ein zelnen Tafeln aber die schimmerndsten Gold- und Silher-Geräthe, die schönsten Blumenaufsähe, und über die weißen Linnen die köstlichsten Blilthen gestreut. Auf erhöhter Stelle befand sich an der einen Schmalseite der Halle dte Tafel für da» Königs paar und die ersten Prinz««; ein Wunderwerk für sich bildete der unter den übrigen Tafeln stehende Tisch der kleinen Prinzen und Prinzeßchen, nicht nur war er geschmückt mit goldeingefatzten Wasserbecken mit Echiffkn aller Art, sondern Uber sein Tischtuch spannt« sich ein zweite», gtbildet au» d«n weißen Stengeln und Blüthen der Tempelblume (den Tuberosen ähnlich), derart, daß mit Hilfe «ine» richtigen Gespinnst«», welche» sich unsichtbar durch die Stengel und Blüthen zog, ein solches von Blumentheilen gefertigt worden war, mit den schönsten und regelmäßigsten Mustern! Gerade im Begriff, an der Hand des der Einladungskarte beigefÜHtcn Planes vorsichtiger Weise schon jetzt meinen Tisch zu erspähen, um ihn in dem späteren Trubel rascher zu finden, trifft mich der liebenswürdige und allzeit gefällige Rathgeber des hiesigen Postwesens, Th. Collmann. „Gott sei Dank, daß ich Sic endlich habe", ruft er mir zu, „ich suche Sie schon aller Orten, erhielten Sie meinen Brief nicht? Ich bat Sie, früher zu er scheinen, Prinz Bidyalabh will Sie dem König vorstellen, noch vor dem Diner —." Natürlich war der Brief in meinem Hotel verbummelt worden, wie schon so manches Andere auch. Aber es war noch nichts versäumt, wie trafen alsbald auf den General- Director der Poft, Luang Preisen! Turanurak, der, einer alten siamesischen Fürftenfamilie entstammend, lange Zeit in Deutsch land gewesen, dort studirt und außerdem praktisch unser Post wesen gelernt hat und dem ich gleichfalls für all' sein Entgegen kommen zu wärmstem Danke verbunden bin, und dieser führte uns Beide zum Prinzen, welcher mit den übrigen Prinzen und Ministern, sowie den tributpflichtigen Fürsten und fremden Diplo maten auf einem sich vor einem flammenden Begrüßungsthore ausbreitenden Grasplatze des Königspaares harrte. Letzteres ließ nicht lange auf sich warten; langsam, unter Musikbegleitung, nabte der Zug, unter Vorantritt von Fackel trägern, sowie von Leibgardisten mit Hellebarden, gefolgt von einem Schwarm hoher Beamten. Der König, in weißer Uniform mit Tropenhelm, schritt neben der Königin, die eine rothseidene, golddurchwirkte, mit Brillanten besäte Blouse und weißseidene, stlberdurchwirkte Panung» trug, sie blieb etwas zurück, wenn der König, hinter dem stets zwei Fackelträger standen, Diesen und Jenen anredete. So kam der König auch zu unserer kleinen Gruppe, der Prinz trat heran und stellte mich dem König vor, der mir sofort mit kräftigem Druck die Hand reichte und die mein« eine ganze Zeit in der seinen behielt. In fließendstem, laut ge sprochenem Englisch führte er dann zwanglos die Unterhaltung; so fragte er mich, wie e» mir hier gefiele, ob ich auch Alle» gut zu sehen bekäme, wie lange Ich noch zu bleiben gedächte, und er erzählte des Näheren, welch' treffliche Aufnahme er in Deutsch land gefunden und welch' günstigen Eindruck Land und Bevölke rung auf ihn gemacht: „Und Ihr Kaiser hat mir versprochen, Prinz Heinrich würde mich besuchen, ich kann Ihnen gar nicht ausdrücken, wie sehr ich mich darüber freue, der Prinz ist mir in höchstem Grade sympathisch. Sie reisen ja nach China, wie man mir erzählte, vielleicht sehen Sie den Prinzen Heinrich, dann, bitte, richten Sie ihm meine innigsten Grüße aus und sagen Sie ihm, wie sehr mich sein Besuch beglücken würde. Für heute leben Sic Wohl —" und zur Königin auf siamesisch: „Das ist der Herr, der fremde Länder bereist und darüber schreibt", und Ihre Majestät machten darob eine niedlich« Verbeugung. Der König sprach darauf noch Herrn Collmann, den der Prinz gleichfalls vorstellte, an: „O, unser deutscher Post-Rath- geber. Ich weiß, wir sind Ihnen zu Dank verbunden, die Post, nach deutschem Muster, functionirt vortrefflich. Sie sprechen gewiß auch siamesisch?" Und auf die Bejahung fügte der König noch einige Lobesworte in siamesischer Sprache hinzu. Ver schiedene weitere Gäste zog der König noch in einer kurze Unter haltung, oder reichte ihnen im Vorbeigehen auch nur die Hand, dann ordnete sich der Zug und nahm durch das erwähnte Flammen-Portal und durch ein von reizend gekleideten Pagen mit Wachsfackeln in den Händen gebildetes Spalier seinen Weg zu der Bankett-Halle, die das Königspaar von einem Ende zum anderen durchschritt, überallhin grüßend oder auch gelegentlich stehen bleibend und einig« freundliche Wort« mit den einzelnen Gastgebern wechselnd, so auch bei unserem Tisch, der von dem ersten Minister deS Königs, Rolin-Jaequemyns, einem aus Belgien stammenden Diplomaten, der in langen Jahren für Herrscher und Land das Bedeutsamste geleistet, und dessen feinsinniger, künstlerisch reichbegabter Gattin auf daS Verschwenderischste mit allen Schätzen der Küche und des Kellers ausgestattet worden war. Während der an zwei Stunden dauernden Tafel spielte ein nach europäischem Muster geschultes und von einem Sohn« der ehrwürdigen Bischofsstadt Trier geleitetes königliches Orchester; das Programm, welches unter seinen vierzehn Stücken auch Weisen aus „Fidelio" und „Lohenarin", sowie auS Weber'schen Opern aufwies, während der Musik der übrigen Länder nur je eine Nummer entnommen war, wurde durch eine Phantasie „Eine Nacht in Berlin" eröffnet, was meinen linken Nachbar, «inen ordensbedeckten siamesischen Major, zur Erzählung seiner ver- schiedrnen Abenteuer in Berlin begeisterte, und ich muß -rsteher
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