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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.03.1898
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1898-03-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18980305025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1898030502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1898030502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1898
- Monat1898-03
- Tag1898-03-05
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Die ultramontane „Deutsche RrichSzeitung" in Bonn legt auf die Losung der DeckungSsrage geringere« Gewicht, als auf die durch das „Septennat" angeblich bedrohten parla mentarischen Rechte, und behauptet in einem „Die Flottenfrage in der Schreckenskammer" über schriebenen Artikel, den Mitgliedern der Commission könnten Unmöglich von der Negierung vertrauliche Mittbeilungen gemacht worden sein, welche die Nothwendigkeit einer Bindung deS Reichstages an einen für sieben Iabre festgelcgten Flottenvermehrungsplan erwiesen. Es heißt in dem nicht uninteressanten Artikel: „Wenn unsere hundert CentrumSabgeordneten einstimmig er klären, wir erkennen die Nolhmendigkeit der sammtlichen von der Regierung geforderten Schiffe an und bewilligen sic deshalb, so werden sich dle Centruinswähler hiermit zufrieden geben. Ist aber ein Theil des CcntrumS für die Bewilligung der Schiffe und ein Theil dagegen, dann kann inan doch wahr haftig von den Wählern nicht verlangen, sie sollten solche Esel sein und Forderungen sür nothwendig halten, die nicht ein mal von den Männern acceptirl werden, die sich in nächster Nähe der „SchreckenSkammer" ausgehalten haben. Ter Abge- ordnete Lieber aber möge uns nur ja nicht mit der Aus rede kommen, sein Antrag sei nolhwendig gewesen zum Schutze des gefährdeten Vaterlandes, denn das würde ihm kein Mensch glauben von Königsberg bis zum Bodensee. Schiffe können ja nothwendig sein, aber man kann das Notwendige und Mögliche jedes Jahr bewilligen und auf diese Weise das Budgetrecht des Reichstages wahren. Den Reichstag hin gegen auf Jahre hinaus festlegen und der Regierung eine möglichst große Mach' in die Hände geben, nicht etwa einem ouS- wärtigen Feinde, sondern der Volksvertretung gegenüber, das heißt man doch nicht das gefährdete Vaterland schützen. Für den Schutz des Vaterlandes sind nur immer zu haben, bei der Minderung constitutioneller Rechte thun wir nicht mit. Der Abge ordnete Lieber möge sich in Acht nehmen und nicht allzu „feine" und allzu „hohe" Politik treiben wollen. Das Volk versteht so etwas nicht, es bemerkt wohl, Laß Schritt für Schritt Boden preiSgcgeben wird, sieht aber keine Erfolge. Die „Germania" meint, der Hauptstein des Anstoßes sei auch für die „Reichsztg." die Deckung sfrage. Gewiß, wir find der Ansicht, daß in jeder Beziehung das Volk, besonders der Mittelstand ent» lastet werden muß, sind auch der Ansicht, daß die Schiffe haupt sächlich von jenen bezahlt werden müssen, zu deren Bortheil und Schutz sie angeschaffk werden; aber für mindestens ebenso wichtig halten wir die Aufrechterhaltung der parlamentarischen Rechte. Wir können eben durchaus nicht begreifen, daß Handel und Industrie sowie der zur Existenz des Vaterlandes nothwendige Schutz besonders gedeihen würden, wenn der Reichstag sich bezüglich der Regierungs forderungen auf Jahre hinaus festlegt, die Regierung ihrerseits aber die volle Freiheit behält, mit allen möglichen plötzlichen Neu forderungen zu kommen; denn eS giebt einfach kein Mittel, die Regierung zu hindern, trotz aller Versprechungen immer wieder und wieder mehr zu fordern. Sie braucht ja nur ihre Schreckens kammer zu öffnen und einige Abgeordnete hineinblicken zu lassen, und — Spaß bei Seite — wenn sich wirklich die Nothwendigkeit sür neue Forderungen ergeben würde, dann werden und müssen wir sie bewilligen." D. h. also mit kurzen Worten: „Wir wollen jährlich bewilligen, wa« un« oder unseren Vertrauensmännern die Regierung als unerläßlich nachweist, sür da« Septennat aber sind wir nickt zu haben." ES zeigt fick hier wieder einmal, wie zweischneidig dir Taktik der CentrumSführer ist, der Regierung durch Schürung der Preßopposition bemerklich zu machen, wie schwer und dankenöwertk die Bemühungen dieser Führer seien, die Opposition zu überwinden. Hätte Herr l)r. Lieber nicht eine Zeit lang an der Agitation der CentrumSpresse gegen das „Septennat" Gefallen gefunden und diese Agitation zur Anknüpfung von Handels geschäften ausgenutzt, so würde ihm die „D. NeickSztg." das „Septennat" nicht mehr als Knüppel zwischen die Füße werfen können. Ganz undenkbar ist es freilich auch nickt, daß diese Werserei nur Komödie sei, die den doppelten Zweck verfolge, einerseits die CentrumSabgeordneten zur Einigkeit und dadurch zur Entwaffnung der oppositionellen Wähleriuasscn anznregen und andererseits der Negierung die Herrn Dr. Lieber schuldige Danke-pflicht in recht glänzendes Lickt zu rücken. Auf alle Fälle macht die Auslassung der „D. Reichsztg." das Cenlrum noch interessanter, als es leider durch die Schuld der radikalen bürgerlichen Parteien schon ist, und führt dem Znlande wie dem AuSlaude wieder einmal eindringlich vor Augen, daß in Deutschland die Entscheidung in den wichtigsten nationalen Fragen von der Protectorin der welfischen, polnischen und reichsländischen ReichSgegner abhängt. Die Franzose» haben ihre Helle Freude an der am Dienstag wegen deö obersten deutsche» Milttairaertchtshofe» in der ReichStagScoinmission zu Tage getretenen Differenz zwischen dem General von Goßler und dem Grasen Lerchen feld. Der „Figaro" bemüht sich, darzulegen, daß Bayern, falls cS nachgeben müßte, seine staatliche Selbstständigkeit ver lieren würde. Das französische Blatt argumcntirl so: „Wenn Bayern keinen eigenen obersten Gerichtshof erhält, so wird daS bayeriscke Heer nickt mehr von München, sondern von Berlin aus dirigirt werden; wenn ein Staat politisch selbst ständig fein will, so muß er sein Heer als Rückgrat haben; verfügt er nicht über «in selbstständiges Heer, so giebt er seine Autonomie auf." Diese Argumentation ist von Anfang bis zu Ende falsch, wenn sie auch wohl — und darauf ist sic berechnet — auf erhitzte particularistische Gcmüther einen gewissen Eindruck macken kann. Erstens verliert das bayerische Heer nicht seine Selbstständigkeit, wenn Bayern einen eigenen Senat beim NeichSnnlitairgericht erhält. Bayern hat dadurch tbatsächlich die militairische Rechtsprechung von der niedrigsten bis zur obersten Instanz in seinem Heere selbst in der Hand. Zweitens ist es ganz falsch, zu sagen, daß ein Bundesstaat, der nickt frei Uber sein Heer verfügt, seine Autonomie rindüßt. Die militainschen Verhältnisse haben mit der staatsrechtlichen Stellung der Einzelstaaten nichts zu thun. Die kleinsten Staaten, deren Contingent den Bruchtheil eines preußischen Regiments ausmachk, sind ebenso souverän, wie Preußen und Bayern. Auf der anderen Seite haben naturgemäß sämmt- liche Einzelstaaten durck die Vereinigung zum Reiche einen Theil ihrer Souveränität eingebüßt. Auch darin aber ist nach dem Principe der Gleichheit verfahren worden. Preußen oder Bayern können ebenso wenig mehr mit einem ausländischen Staate ein Bündniß absckließen, wie Lippe-Detmold oder Reuß ältere Linie. Und so ist c« auch bei der Militairproceßordnung. Wenn ein Reiche- militairgcricht die Spitze der militairischen Justiz bildet, so wird Preußen mindestens ein ebenso großer Verzicht zu- gemuthet, wie Bayern. Der Unterschied ist nur hier, ebenso wie bei den Verträgen von 1870, daß die bayerische Empfind lichkeit stärker berücksichtigt wird, als die preußische. Der StaatSsecretair Frbr. v. Thiel mann hat sich in der Budgctcommission deS Reichstages über die Wirkung von tlctnciUibrigc» blcwehrrn in Intzten ausgesprochen Die Erfahrung, baß riese Gewehre nickt genügend den Anlauf der Aufständischen stoppten, haben die englischen Truppe» selbst gemacht. In der Kriegführung civilisirter Völker zu Lande verlangt man von einer Waffe, daß sie den Gegner zeitweilig außer Gefecht setzen kann, und von einer Schußwaffe, daß sie dies aus möglichst weite Entsernung vermag. Durch ihre häufigen und oft langwierigen Kriege mit wilden oder nur balbcivilisirten Völkern, deren Krieger in der durch religiösen Fanatismus geschaffenen Erregung vielfach unaufhaltsam gegen Vie mit überlegenen«!» Waffen versehenen feindlichen Truppen anstürmen, um zum Handgemenge zu gelangen, sind die Eng länder aber dazu gekommen, in ihren Anforderungen an die Handfeuerwaffen weiter zu geben. Unter Hintansetzung humaner Bedenken verlangen sie, daß das Geschoß ihrer Gewehre, wo eS auch den Feinv trifft, dessen Ansturm sofort beendet und den Feind, wenn er die Verletzung überlebt, zu einem möglichst lang dauernden Krankenlager zwingt. Bon dem Geschoß der englischen Handfeuerwaffen, wenigstens im Kamps mit Barbaren, wird verlangt, daß sein Ausschlag den Organismus deS Gegner« völlig erschüttert und stets schwere Verwundungen mit langsamer Heilung bervorrnft. In dieser Hinsicht hat das Geschoß deS in den invischen Kämpfen viel gebrauchten Wcblcy-NcvolverS und daS berüchtigte Duni-Du m-Ges choß der neuen Jnsanterie- gewebre die gewünschte Wirkung. Die Wirkung wird zum großen Theil erreicht durch Abplattung der Geschoßspiye und Kürzung des Gcschoßmantcls und weicht wenig von derjenigen eines ExplostonSgeschosseS ab. DaS Webley-Revolvergesckoß macht beim Eintritt in das Fleisch eine kleine runde Wunde, die fick, unter Zerstörung der Weichtkeile, nach dem Austritt trichterförmig bis zu einer Größe von 10 bis 12 cm Durchmesser erweitert. Der „Army and navy Gazette" zufolge genügt eine derartige Verwundung, um den Anlauf deS wildesten Fanatikers plötzlich zu beenden. DaS Dum-Dum-Bullet reißt beim Aus tritt ganze Körpertbeile weg und zerschmettert benachbarte Kuochentheile in weiter Ausdehnung zu körnigen, dreitigen Massen. Die Engländer haben im Kriege gegen die Afridis Gelegenheit gehabt, solche Verwundungen an eigenen Leuten zu erblicken, und haben in diesem Falle ihrem Schauder vor den fürchterlichen Verletzungen Ausdruck gegeben. Die Schil derung der Verwundung einiger Soldaten der Higblanders durch Dum-Tum-Bulleks, welche wohl aus genommenen Ge wehren von den Afridis verfeuert waren, hat in England scheinbar Mitgefühl mit den wilden Stämmen erweckt, deren Krieger von den Culturträgern Europas mit derartigen Waffen getödtet und verstümmelt werden. „Naval and Military Record" schreibt dazu: „Wie die Afridis in den Besitz von Tum-Dum-Bullets gekommen sind, ist noch nicht ausgeklärt. Lord Stanley of Alderley ist dec Ansicht, dah die- Geschoß, im Kriege verwendet, gegen die Con- vrntion verstößt, die die Verwendung von Explosionsgeschossen sür Handieuerwaffen untersagt. Er wünscht deshalb, daß die Regie- rung die ärztlichen Berichte veröffentliche, dt« über die Wunden des Wetters Findlater und anderer von dem Dum-Dum-Bullet Ge troffener vorhanden sind, damit das Land darüber urtheilen könne, ob die Verwendung solcher Geschosse eine Verletzung der Con vention sei." Lord Alderley beabsichtigt, die Regierung zu befragen, ob sie den Gebrauch des Dum-Dum-Bullet zu Kriegszwecken gut heiße. Kürzlich meldete das „Rcuter'sche Bureau" ans Liberia, der Negerrepublik an der Pfesferküsle, daß der tzentsche Gouver neur v. Pnttkamer bei seinem Aufenthalt in Monrovia deutsche, vom Consul Jäger vertretene Entschädigungs forderungen für unbegründet erklärt habe. Jetzt geht dem „Hamb. Corr." von einem Herrn, Ver nach mehrjährigem Aufenthalt in Liberia kürzlich nach Dentschland zuriickgekehrt ist und noch immer in Beziehung zn jenem Laude stedt, rin interessantes Schreiben zu, daö Licht in die Sache bringt. Der Gewährsmann des Hamburger Blattr« schreibt u. A: Von einem allernächst betheiligten, hier weilenden Herrn lst nilr initgeiheilt worden, daß der Gouverneur dle betreffenden Schaden ersatzansprüche durchaus begründet gesunden und der tiberia- nilchen Regierung die Zahlung einer angemeffenen Summ» inner halb dreier Monat« auserlcgt hat, nachdem dir Angelegenheit bereits vorher durch Consular- und persönliche Berichte der be- tbelltgten Herren dem Auswärtigen Amt vorgelegt worden war. Dir Anspielung, daß der deutsche Consul nach einem Vmwand suche, seine Regierung zur Wegnahme l t b»r t a n t s ch e n Landes zu veranlaßen, wird wahrscheinlich in intriganter Ab sicht von englischer oder sranzüsischer Selle dem „Reulrr'schen Bureau" ousgehängt wordeu lein. Daß durch englisch» Blätter wiederholt In letzterer Zeit vernicht wurde, dir Behauptung zu laiieireu, daß Deutschland Absichten aus Liberia habe, ist bekannt. Frankreich hat jedenfalls Absichten aus Liberia, denn wozu hält eS sich sonst einen BerusSconsul in Liberia, wo ob- solut keine sranzösischen Handel-taleressen vorhanden sind? Es »xislirte früher einmal eine französische Factvret tn Grand Bassa, sie wurde aber, weil sie nicht renttrte, ausgegeben, und die Bau- lichkeilen gingen in den Besitz de« Hauses C. Woerinanu über. Jetzt sind von Ausländern, die an dem Export- und Jmport- Gcschäst Liberias betbeiligt sind, im Lande selbst ansässig eine holiänvtsche, zwei englische und zehn deutsche Firmen, uud von dem solchergestalt rngagirten Capital gehören mindesten« neun Zehntel den deutschen, sämmtlich in Hamburg an- tässigen Häusern. Frankreich hält sich seinen BerusSconsul nebst Secretair in Monrovia nur, weil es da- ferne Hinterland al» seinen Besitz bezeichnet und nun natürlich auch di« Kaste Haden möchte. Es hol Liberia tn der Thal schon Land „abgrkouft", rin Stück an der Ostgrenze beim CavaUi-Flnß. Nach diese» Mittbeilungen scheint eS sich lediglich um eine Mystifikation des Rcuter'schen Bureau« zu handeln. Im Uebrigen aber würben wir c« durchaus nicht befremdlich finden, wenn Deutschland, dessen Interessen in Liberia geradezu dominirende sind, sich für Schädigung derselben einmal mit einem Stück liberischen Lande« bezahlt machte. Jedenfalls müssen wir die Entwickelung der Dinge in i»nen Gegenden mit wachsamem Auge verfolgen und vor Allem zu verhüten suchen, daß eine andere Macht Liberia unter seine Verwaltung bringt. In erster Linie kommt hier Frank reich in Betracht, das bei den Theilungrn im Nigrrbogen — zu dem letzteren rechnen die Franzosen Liberia — alle An strengungen machen wird, um dort Herr im Hause zu werden. Dann wäre eS aber mit der Concurrenzsähigkeit der deutschen Industrie vorbei, denn Frankreich sörrert aus schließlich die seliiizr, während eS die fremde mit Differenzial zöllen und anderen Chicanen verfolgt. Deutsches Reich. * Leipzig, ö. März. Die polnische Zeitschrift „Praca" bringt in ihrer Nr. b rin Gedicht „An da« polnische Volk", in rem eS beißt: Dem ipolaischrn- Adler thut die frech» Brut StetS neuen Schimpf an! HensHetsn. Durch eigene Kraft. I8j Roman vou Alexander Römer. Nachdruck vnbatw. Und andere Bilder verdrängien diese Gedanken. Wie schwer hatte sie sich an diese Umgebung gewöhnt, war nicht auch dieses Gefühl für Ludwig aus der Noth geboren? Wenn man ihr jetzt den Eintritt in die damals so schmerzlich vermißte gesellschaftliche Sphäre wieder ermöglichte, konnte sie da einen Moment schwanken, ob sie annehmen wolle? Aber in welcher Weise er möglichte man es ihr? Die Absichten der Prinzessin waren ihr noch nicht klar, die früheren Erfahrungen von jähem Ge sinnungswechsel weckten in ihrer jungen Seele, das Mißtrauen. Was für ein Stellung konnte sie, das bürgerliche Mädchen, unter diesen hochgeborenen Menschen haben? Würde der Bater das erwägen und „treu für sie sorgen", wie er ihr eben versicherte? Dieser Zweifel an der Treue deS Vaters war schrecklich. Die Entscheidung ihres Schicksals lag in ihrer eigenen Hand, das sagte sie sich in dieser Stunde, und das Gewicht dieser Wahl drückte sie schwer. Draußen auf der Diele stand Marianne neben ihrem Bruder, der im Gesellschaftsanzuge früherer Tag« sich wieder al« der Herr Gutsbesitzer fühlte und voll Selbstbewußtsein seinen Gang antrat. „Höre, was sie will, die hohe Dame da drüben", sagte Ma rianne, „aber behalte Dein Kind. Ottilie ist hier bei uns jetzt ganz gut aufgehoben, und in der Gesellschaft wird ihr nur der Kopf verdreht, und sie gehört nie ganz dazu." Fritz Röpke setzte sich feiner ältesten Schwester gegenüber in Positur. „Ei, Madame, Du sprichst ja auf einmal gewaltig ander« als zu Anfang. Jetzt kommt wohl der Respekt, und Du merkst es erst, wer wir find? Aber sei ruhig, wir sind Dir nun bald keine Last mehr, und wa« meine Tochter anlangt, so weiß ich besser, wohin sie gehört. Ich sagte e« ja immer, wir mußten unsere Heit abwarten." Marianne drehte sich kurz herum. Sie hätte e« sich sparen sollen, mit dem war nicht zu reden. Er war ein tzautnarr und blieb einer. „Mir thut es nur leid um da« Kind", murmelte sie. Und so fest e« auch ihr Grundsatz war, sich nicht in anderer Leute Angelegenheiten zu mischen, sie konnte heute gar nicht innerlich zur Ruhe kommen über den Fall. Es war Alles auf den besten Wegen gewesen, dem Mädchen wurde ein Glück geboten, wie kein besseres und solideres für sie zu wünschen war; sie war ein gutes Kind, hatte sich zufrieden zurecht gefunden und war im Begriff, mit beiden Händen zuzugreifen. Nun kam dieser con- traire Wind und spielte Fangball mit ihr. Das waren Mariannens grollend« Gedanken, aber sie wußte es nicht anzufangen, hier hindernd einzugreifen. Das Mädchen, da« trotz seiner Jugend viel klüger war als sie, mußte allein wissen, was es wollte. Derweilen wandelte Fritz Röpke gravitätisch über den Rasen platz unter den Kastanien. Er legte sich seine Worte zurecht, er würde sich schon vor der Frau Prinzessin zu benehmen wissen. Ihre Durchlaucht war noch beschäftigt, er mußte eine geraume Weile in dem Vorgemache tvatten. Er musterte, den Hut in der Hand, die Wände, die elegante Decorirung. „Hübsch, sehr hübsch!" sagte er für sich mit schnalzenden Lippen, „die Leute haben Geickmack, mag ein gut Stück Geld gekostet haben. Na — auf Erkenmoor war's eben so hübsch." Endlich rauschte ein seidenes Gewand, es huschre und scharrte draußen, der Diener riß die Thüren auf, Ihre Durchlaucht traten ein. Sie redete noch mit der Dötting über die Schulter zurück und beachtete sein dreimaliges Hackenzusammen^chlagen nicht; er hatte zu früh damit begonnen und mußte das Manöver wiederholen. Jetzt nickte sie kurz, nahm die Lorgnette und beäugelte den Müllersohn. Hm — ungefähr, wie sie ihn sich nach der Be schreibung vorgestellt hatte. „Ich habe Sie rufen lassen, um mit Ihnen wegen Ihrer Tochter zu sprechen", begann sie nachlässig, ihn forrwährend etwas unbeguem fixirend. „Sie werden da« schon errarhen haben." Er schlug wieder mit lautem Getön die Hacken zusammen, was wohl Bejahung au»drücken sollte. „Ich möchte da» junge Mädchen gern mit mir neLmea, zu- nächil in ein Seebad, später — da« weiß ich noch nicke — ich hoffe, e» findet fick eine Form, wie ick sie in meiner Um gebung placiren kann. Wären Sie mit einer dauernden Trennung von der Tochter einverstanden?" „O, Durchlaucht find sehr gnädig." Fritz Rcpke fand auf einmal, daß e« nicht so leicht sei, dieser fürstlichen P,rsön'.:ckt.-:k gegenüber seine Unverfrorenheit festzuhalten: .Für meine lackier große Ehre, und von dauernder Trennung brauch» ja keine Red« zu sein, ich kann ja meine Tochter leben und auttucken. wann es mir paßt. S» wirb mir ja ein« Freude fein, sie so wohl aufgehoben zu wissen." „Ja, daS ist nun der Punct, den ich mit Ihnen erörtern wollte. Wenn ich mich so weil engazire, dauernd für Ihre Tochter zu sorgen, nehme ich st« ganz heran» aus Ihren jetzigen Verhältnissen — verstehen Sie? DaS ist nothweNdig meine erste Bedingung." „Ja, aber Durchlaucht, ich — ihr Vater — Ottilie ist in der ersten Gesellschaft, die ich damals in meinem Hause derfammelte, erzogen, und mir fehlen ja nur augenblicklich die Mittel " Fritz Röpke warf sich in die Brust — was dachte man denn von ihm? Die Prinzessin spielte ungeduldig mit dem Fächer und sah zerstreut aus. „Meine Zeit ist gemessen", sagte sse, .Sie müssen fick ra'L entscheiden. Weil mir Ihre Tochter gefällt, möchte ich sse an meine Person fesseln. Besuch« ihre« Vater«, ihrer Verwandten würden nicht für die Verhältniss: passen, die ick nir sse zu schatten gedenke. Sie batten die Absicht, nach Australien zu geben", warf sie nachlässig hin. „wenn man Jbnen Mittel zu dem Zweck zur Verfügung stellte —" .Eure Turcklauckt wollen w'ch verbannen —" Fritz Röpke sah sehr verletzt aus. Die Prinzessin beachtete es nickt; sse fast nach ihrer in Form einer Kugel am Dattel bangenden Ubr und zuckt» die Achk-la. .Ick überrede Sie zu nicht», aber ich muß da» junge Mädchen für mich allein haben, frcmdr Einflüße ssrv unmöglich — über legen Sie fick di« Sache, und reichen Sie meinem Irrretzi: schrift lich Ihre Bedingungen ein, bis morgen früh. Uedermorgen reise ich. Lehnen Sie ab, ko bleibt Ihr: Tcchker hier, sonst — vor ausgesetzt, daß Ihre Forderungen erfüllbar ssnd — begleitet ss- mich übermorgen. Für ibre Au«ftattung und ferneren Unterhalt wird Sorge getragen." Sie winkte und da» Entla^ung-zeichen war so deutlich, daß ibm nicht« anderes übrig blub, al« ferne AbickiedSreoerenz zu macken. .Das wäre eine Küb-ck- Angabe", lachre Prinzeß Ada für sich mit leisem Lacken, .ne:», mein holde« Wunder, dann wärst Du zu theuer erkauft." Fritz Röpke kehrte noch nabt gleich »ach Hau-'e zurück. Er schlenderte mit der Haltung enes Grand Sergueve i, den Park wegen umher. Das Er::gmß dar:« ibn wieder um mttrrer« Stufen m seiner k»c:a!en Stellung gehoben rsens auck bitte Unterredung eben seinen ein nxntg hemmte. Mtt so grasten Herren war schleck: Kittten r^nr. da« 'rg: ein alte« S:r-ck»oarr. und er Latte es auck in seinem fruberrn Leben bestattr: gttunden. E» war nicht hie erste Enttäuschung und Aurecknnett'ung, >e er erfuhr. Seine Dreistigkeit hatte nie Schranken gekannt, sie waren ihm aber öfter gesetzt worden. Hier galt eS nun zu überlegen. DaS Hundeleben hier im Don- und bei den Schwestern hatte er satt, und wie sollte er m diesem Land«, wo noch der erbärmlichste Kastengeist herrschte, emporkommrnl Australien war lange da« Ziel seiner Sehnsucht. Sein Kovk st-ckre ja voller Pläne, die sich dort verwirklich:» sollten, da brauchte er nicht zu dienern und zu katzbuckeln, stch nickt hocknassg behandeln zu lassen, uns wenn er sann al» en reicher Cavitalist wiederkam, Sa wollte er e« ihnen zeigen, was kür ein Mann er war. Ottilie war sann jedenfalls d-rheirather. mindesten» m.: einem Grasen, und da wollte er dcch einmal sehen, ob sse fick ferner schämte. So ungefähr srdn-te ssch die Reih-nfslze seiner Ueber- legungen. Ottiliens Wohl, dtt Frage, wir ihr Lebe: gestalten werde, ob ihrer in dem neuen Leben Gefahren, Freude oder Lttd warteten, da» beschäftigte -bn yar n-cht. Er erwog nur sein: Wünsche, und wenn ihn Jrmrnv auf Liefe Seite Ser Sacke a-' merksam gemacht batte, fs würde er stch in d:e Br-ust grwotten und den Warner einen albernen Narren gescholten haben, »enn für OttiLe war Ser Antrag ja rin ganz abnorme- Glück. Et wurmte ihn tterl ck, saß man ihn ks un-brerbierig bei Seite stbob. aber — Tu l -Ler Gott — er cpserre er stött- seinrr Tockrer die glän-ensr Zukunft richt. Er bar:e 'ch ,a schon so weit überwunden, daß er f-ck in den ^«chaulru - nlebre, sse dem Bauern, dem Ludeeng Heidemann zu gebe», «eil er sse damit versorgt glaubte Run kam bi- Sack- artd-rs — Gotttob roch -ar reckte« Zeit. Er d-uttre nur utckr zu wenig frrdern. Lrrilie war schon etwas wcrrb. So legte er stck denn w K-danken die Kau»su«nre zurrck:. obne ssck üb-r den Handel weitere Seruo«! zu mach-n. Ottilie barrir knarr :u arhe-nlsser Ssaunu^r. LuL Tu» : Marianne aerttetb r:nr unaewörnl'ch« U»ttckx. xlch« Ott.urn rrstz ihrer eigenen Anregung «fst:!. .Fürchte: sse mein Bl- h-n :0«r mein 8-hrn?" kragte ss- ssck. vaeer Rovkr rttckee» eardl ck uns »ar mertzwürd-: arttchla^en: »ur bruckstückwe.s- entlockte n>:u ihm den unottädr.-n S-rck- Nu», ja. -4 sei »«rüriick. w-e er errwrtt-t back-.. Die Frau PttNtt* u b^L- 'ck -'o n Lrttlir artt «bt. daß sse st- n ckr »e»-r ooer 'ch lass?, rclltt S e habe :h» grbrrrn. zu ett^b-n. daß st- sse e ttssweike» ns S: bad begleite» bitte. .lind das T^. zugck-u", r-tt Mttttanse «ai ittrg, .stir ttn p-aar Wacken 'all str da -str Lckrn an.« eine P^nzttst-r -ühr-n und rann wttn zo^r renTs öandn»ärcken 'wn — Xot nenne ich mn «rnrm I^en-chen FargäaL "
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